Sozialdemokratie und Kloakentiere: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Sozialdemokratie''' ist eine politische Bewegung und [[politische Ideologie]] der [[Politische Linke|Linken]], die sich selbst als Form eines [[Reformismus|reformistischen]] [[Demokratischer Sozialismus|demokratischen Sozialismus]] betrachtet.<ref>Donald F. Busky: ''Democratic Socialism: A Global Survey.'' Greenwood Publishing Group, Westport, Connecticut, USA 2000, S. 8, "The Frankfurt Declaration of the Socialist International, which almost all social democratic parties are members of, declares the goal of the development of democratic socialism"</ref> Die Sozialdemokratie setzt sich nach ihrem Selbstverständnis mit [[Demokratie|demokratischen]] und [[Sozialismus|sozialistischen]] Mitteln für eine [[Soziale Gerechtigkeit|sozial gerechte]] [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]] ein. Bis Anfang der 1960er-Jahre gehörte die teilweise [[Verstaatlichung]] der [[Produktionsmittel]] zu den allgemein anerkannten Zielen der Sozialdemokratischen Bewegung in [[Westdeutschland]] – ein Ziel, das dort mit dem [[Godesberger Programm]] der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] 1959 aufgegeben wurde.
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== Politischer Standort ==
Die ursprünglich revolutionär-sozialistische Sozialdemokratie unterschied sich ab Beginn des [[20.&nbsp;Jahrhundert]]s von [[Kommunismus|kommunistischen]] Bewegungen zunehmend dadurch, dass sie die sozialen Probleme nicht durch eine [[Revolution]] der [[Arbeiterklasse]], sondern durch demokratische [[Reform]]en zu lösen versuchte. Entsprechende in Deutschland insbesondere von [[Eduard Bernstein]] ab den späten 1890er Jahren vertretene Thesen (vgl. [[Revisionismus]]theorie) setzten sich nach und nach in der Sozialdemokratie gegen die zunächst noch revolutionär gesinnte Mehrheit bis spätestens nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] durch. Dies führte zu Spaltungen in der Sozialdemokratie, die 1919 die Gründung der revolutionären [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]] zur Folge hatten. Dabei steht die Sozialdemokratie in einigen Ländern dem [[Linksliberalismus]] nahe, der allerdings nicht dem Staat – wie die Sozialdemokratie – die entscheidende Rolle bei der Lösung politischer Probleme zuweist. In ihrer Anfangszeit orientierte sich die Sozialdemokratie auch stärker an gesellschaftlichen [[Soziale Klasse|Klassenstrukturen]], insbesondere an der damaligen [[Arbeiter]]klasse. Von Kommunisten wurde der Sozialdemokratie wegen des Verzichts auf die Revolution, ihrer [[Repräsentative Demokratie|parlamentarisch-demokratischen Ausrichtung]], der Kompromissbildung mit den [[Bourgeoisie|bürgerlichen]] Schichten und Parteien und der zeitweiligen Zusammenarbeit mit [[konterrevolution]]ären oder auch rechtsextremistischen Militärs (beispielsweise bei der gewaltsamen Niederschlagung des [[Spartakusaufstand]]es 1919 in Deutschland) immer wieder „[[Verrat]]“ an der Arbeiterklasse vorgeworfen. Andererseits wurde die Sozialdemokratie von rechts stehenden Kreisen oft mit den Kommunisten gleichgesetzt, ihre pluralistisch-demokratische Ausrichtung als Tarnung diffamiert.
 
=== Politische Kernausrichtung ===
Die [[Deutschland|deutsche]] Sozialdemokratie orientiert sich laut ihres Grundsatzprogramms an einem [[Humanismus|humanistischen]] Menschenbild.<ref>[http://www.spd.de/linkableblob/1778/data/hamburger_programm.pdf Hamburger Programm. Das Grundsatzprogramm der SPD] (2007; PDF; 2,2&nbsp;MB), S. 13f (Abgerufen am 22. August 2012)</ref> Weiter strebt sie grundsätzlich einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einer solidarischen sozialistischen und pluralistischen Gesellschaft an, in der jeder Mensch gleiche Chancen und ein gleiches Maß an politischer Freiheit und Wohlfahrt genießt. Wesentliche sozialdemokratische Theoretiker, so z.&nbsp;B. [[Karl Kautsky]], sahen dieses Gesellschaftsbild als [[Utopie]] an, womit sich innerhalb der sozialdemokratisch geprägten Organisationen zunehmend der Gedanke vom Weg als Ziel durchsetzte.
 
=== Staatsbild ===
 
Auch wenn das Staatsbild der Sozialdemokraten erheblichen Veränderungen unterlag und unterliegt, so lässt sich heute sagen, dass die Sozialdemokraten im Staat den Hauptgaranten für [[soziale Gerechtigkeit]] und Solidarität sehen. Nach deutscher Ansicht hat er die Aufgabe, die Wurzeln von sozialer Ungleichheit zu beseitigen, während skandinavische Sozialdemokraten im Hinblick auf einen [[Wohlfahrtsstaat]] für alle bewusst eine materielle Umverteilung anstreben. Angelsächsische Sozialdemokraten wiederum sehen die Aufgabe des Staates vor allem darin, die Wirtschaft anzuleiten, die [[Soziale Sicherung|Fürsorge]] für ihre Arbeiter zu übernehmen.
 
== Internationalismus ==
Die Sozialdemokratie sah sich von Anfang an nicht an eine einzige [[Nation]] gebunden, sondern hatte stets den Anspruch, eine [[international]]e Bewegung zu sein. Die ''[[Sozialistische Internationale]]'' (SI) ist der weltweite Zusammenschluss von [[Sozialismus|sozialistischen]] und sozialdemokratischen [[Politische Partei|politischen Parteien]] und Organisationen (vgl. auch [[Arbeiterpartei]]). Insgesamt gehören ihr 168 Parteien und Organisationen an. Die Organisation hat ihre Wurzeln in der von [[Karl Marx]] angeregten [[Internationale Arbeiterassoziation|Internationalen Arbeiterassoziation]] (IAA), die am 28. September 1864 gegründet wurde und 1876 zerbrach.
 
Die neue Sozialistische Internationale, die die Tradition der heute bestehenden SI begründete, wurde am 20. Juli 1889 in Paris als Zweite Internationale gegründet. In ihren frühen Jahren setzte sich die SI vor allem gegen den sich mit einer imperialistischen Kolonialpolitik verschärfenden Nationalismus und die Aufrüstungspolitik in den Staaten Europas des beginnenden 20.&nbsp;Jahrhunderts sowie für die Stärkung der Arbeiterbewegung weltweit ein. Mit der Auslösung des Ersten Weltkriegs brach die Internationale 1914 auseinander. Die deutsche SPD, die österreichische SDAP, die britische Labour Party u.&nbsp;a. nahmen mehrheitlich die politischen Positionen ihrer jeweiligen nationalen Regierung an (vgl. [[Burgfriedenspolitik]]).
 
In der heutigen Zeit besteht die SI aus einer heterogenen Sammlung von Parteien und Bewegungen, schwerpunktmäßig aus Europa und Lateinamerika, die aufgrund ihrer Herkunft und ihres Werdeganges oft unterschiedliche Auffassungen haben. So finden sich auf der einen Seite ehemalige Befreiungsbewegungen wie der [[African National Congress]], die [[Sandinistas]] oder der [[Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional|Farabundo Martí]], und auf der anderen Seite Parteien wie [[Labour Party|New Labour]], die traditionellen, aber modernisierten Parteien wie die deutschen und österreichischen Sozialdemokraten, die französische [[Parti socialiste français|Parti Socialiste]], Spaniens [[Partido Socialista Obrero Español|PSOE]], Italiens [[Democratici di Sinistra]] und die schwedische [[Sveriges socialdemokratiska arbetareparti|Socialdemokraterna]]. Hinzu kommen postkommunistische Parteien, die nach dem Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Kriegs]] einen demokratischsozialistischen Weg eingeschlagen haben.
 
== Deutschland ==
=== Geschichte der deutschen Sozialdemokratie ===
{{Hauptartikel|Geschichte der deutschen Sozialdemokratie}}
 
Die Sozialdemokratie in Deutschland hatte ihre Anfänge in der gescheiterten [[Märzrevolution]] von 1848. Zu dieser Zeit entstanden die ersten Arbeitervereine, die jedoch noch keine nachhaltige politische Wirkung erzielen konnten und 1854 verboten wurden. 1863 gründete [[Ferdinand Lassalle]] in [[Leipzig]] den [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein]] (ADAV). 1869 wurde die am [[Marxismus]] orientierte [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei (Deutschland)|Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands]] (SDAP) in [[Eisenach]] durch [[August Bebel]] und [[Wilhelm Liebknecht]] gegründet, die sich 1875 mit dem ADAV zur [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (1875)|Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands]] (SAP) zusammenschloss. Die SAP benannte sich 1890 – nach der Aufhebung der zwölf Jahre bestehenden [[Sozialistengesetz]]e – in [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands]] (SPD) um. Trotz der Bekämpfung der Sozialdemokratie durch [[Reichskanzler]] [[Otto von Bismarck]], zum Beispiel mit den Sozialistengesetzen, durch die zwischen 1878 und 1890 sozialdemokratische Aktivitäten außerhalb des [[Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Reichstags]] verboten waren, wurde sie bis 1912 zur stärksten politischen Kraft in Deutschland. In dieser Zeit war die sozialdemokratische Bewegung mit dem [[Sozialismus]] gleichzusetzen, der aus ihr entstanden war. Die Sozialdemokratie fand als Begriff und als Ideologie auch zunehmend in der englischen Arbeiter-Partei und der französischen Arbeiter-Partei Anhänger. Die SPD unterstützte mit der [[Burgfriede]]nspolitik die Kriegsanstrengung des Kaiserreiches. Viele Sozialdemokraten sahen dabei in der [[Kriegswirtschaft]] einen Schritt in Richtung Sozialismus. Am 4. August 1914 stimmte die SPD-Fraktion geschlossen für die Kriegskredite, die dem Kaiserreich nach dessen Kriegserklärung an Russland vom 2. August die totale Mobilmachung ermöglichten. Am 2. Dezember 1914 stimmte als einziger Sozialdemokrat [[Karl Liebknecht]] gegen die erste Verlängerung der Kriegskredite.
 
Im Zuge von Kriegsniederlage und [[Novemberrevolution]] kam die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] 1918 an die Macht. Ihr linker Flügel hatte sich während des Krieges aus Protest gegen die Burgfriedenspolitik der Mutterpartei, als [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]] (Unabhängige SPD) von der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] abgespalten. Als es im Zuge der Novemberrevolution Ende 1918/Anfang 1919 zur Gründung der [[Kommunistische Partei Deutschlands|Kommunistischen Partei Deutschlands]] (KPD) kam, hatte sich die deutsche Sozialdemokratie endgültig in zwei verschiedene Parteien gespalten: Eine reformorientierte SPD und eine revolutionär-sozialistische bzw. [[kommunistische Partei]]. Hierbei war die [[Kommunismus|kommunistische]] Bewegung, ebenfalls aus der sozialdemokratischen Bewegung hervorgegangen, nun der radikale Gegenpol zu eher gemäßigt orientierten [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]. Auch in anderen Staaten war es nach der [[Oktoberrevolution]] von 1917 in [[Russland]], bei der Kommunisten die Macht erobert hatten, zu kommunistischen Abspaltungen von der Sozialdemokratie in Form kommunistischer Parteien gekommen. Während der [[Weimarer Republik]] war die SPD größte demokratische staatstragende Partei. Der große revolutionäre Flügel der USPD fusionierte 1920 mit der KPD (vgl. [[Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands|VKPD]]). Ein weiterer Teil der USPD kehrte bis 1922 zur SPD zurück. Der verbliebene Rest der USPD bildete bis zur Auflösung in der 1931 neu gegründeten [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (1931)|SDAP]] lediglich eine Splitterpartei und kann als separierter Teil der sozialdemokratischen Bewegung angesehen werden.
 
Die SPD-Fraktion lehnte als einzige [[Reichstag (Weimarer Republik)|Reichstagsfraktion]] trotz massiver Drohungen der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] 1933 das [[Ermächtigungsgesetz]] ab. Sie wurde von den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] 1933 verboten. Die anderen Parteien lösten sich entweder selbst auf, oder wurden zerschlagen, so auch die KPD. Viele ihrer Mitglieder und Anhänger wurden verhaftet, in [[Konzentrationslager]]n interniert oder gingen ins [[Exil]]. Die im Lande Verbliebenen bekämpften die [[Diktatur]] des deutschen [[Faschismus]] aus dem [[Untergrundbewegung|Untergrund]].
 
Nach dem Krieg übernahm die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] in der [[Bundesrepublik Deutschland]] zunächst die [[Opposition (Politik)|Oppositionsrolle]], ab 1966 auch Regierungsverantwortung, zunächst in einer großen Koalition mit der [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]]/[[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]] und ab 1969 zuerst unter [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Willy Brandt]], seit 1974 unter [[Helmut Schmidt]], in einer [[Sozialliberale Koalition|sozialliberalen Koalition]]. In dieser Zeit kam es zum völligen Abkehr von [[Kommunismus|kommunistischen]] Idealen und zur Ablehnung des real existierenden Sozialismus in der DDR. In der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetischen Besatzungszone]], der späteren [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]], war es 1946 zur [[Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED|Zwangsvereinigung der SPD mit der KPD]] zur [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands]] (SED) gekommen, die in der DDR bis 1989 zur regierenden Staatspartei wurde. 1998 erlangten die reformierten Sozialdemokraten ([[Politische Mitte|Neue Mitte]]) gemeinsam mit einer ebenfalls sozialdemokratischen Zügen unterworfenen [[Bündnis 90/Die Grünen|Grünen Partei]] die Mehrheit im [[Deutscher Bundestag|Bundestag]] und wählten [[Gerhard Schröder]] zum siebenten deutschen [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]].
 
=== Gegenwart ===
[[Datei:SPD logo.svg|mini|hochkant|Aktuelles Logo der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|Sozialdemokratischen Partei Deutschlands]]]]
 
Heute gilt nach eigenem Anspruch und nach dem politischen Sprachgebrauch die SPD als Verkörperung der Sozialdemokratie in Deutschland. Aus dem Blickwinkel der [[Politische Philosophie|politischen Philosophie]] urteilt hingegen der Philosoph [[Peter Sloterdijk]], wegen der grundsätzlichen Übereinstimmung der politischen Ziele aller deutschen Parteien – soziale Marktwirtschaft, soziale Gerechtigkeit und Bürgerrechte – biete „das deutsche Parteiensystem den Wählern die Auswahl zwischen vier Spielarten von Sozialdemokratie an“.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-31900180.html ''Verwirrte geben Verwirrung weiter.''] In: ''[[Der Spiegel]].'' 35/2004, 23. August 2004.</ref>
 
Das Bekenntnis zur Marktwirtschaft gilt für die SPD erst seit der im [[Godesberger Programm]] vollzogenen Abkehr vom Marxismus. Dadurch öffnete sich die SPD für neue Wählergruppen und sprach als [[Volkspartei (Deutschland)|Volkspartei]] breite Schichten der Bevölkerung an. Hinzu kommt, dass sich die soziale Lage der [[Arbeiterschaft]] in der Bundesrepublik [[Deutschland]] über die Jahrzehnte wesentlich verbessert hat („[[Wirtschaftswunder]]“). Insbesondere die von der SPD forcierte [[Bildungsexpansion]] der siebziger Jahre hat dazu geführt, dass auch [[Arbeiterkinder]] zu höheren Bildungsabschlüssen kommen. Der soziale Aufstieg weiter Teile der Arbeiterschaft verstärkt den Trend, dass Wählerschaft und Parteibasis der SPD zunehmend auch aus der [[Mittelschicht]] stammen. Aufgrund der zunehmenden Auflösung traditionell sozialdemokratischer Facharbeitermilieus befindet sich die SPD zurzeit in einer programmatischen und personellen Umbruchphase ([[Politische Mitte|Neue Mitte]]).
 
Die 2003 begonnene Politik der sogenannten „[[Agenda 2010]]“ war für die SPD mit einem erheblichen Identitätsverlust verbunden, in der Folge unterlag sie bei mehreren Landtags- und auch den Bundestagswahlen, viele Mitglieder traten aus der Partei aus. Von der Politik ihrer Partei enttäuschte Sozialdemokraten schlossen sich einer Anfang 2005 neu gegründeten Partei, der [[WASG]] an, die 2007 größtenteils in der Partei [[Die Linke]] aufging. Andere Teile gründeten die Partei [[Soziale Alternative für Gerechtigkeit]] (SAG) und die [[Berliner Alternative für Solidarität und Gegenwehr]] (BASG). Die SPD geriet über die Bewertung und Weiterführung dieser Reformen in einen andauernden Streit.<ref>Zacharias Zacharakis, Ludwig Greven, Lisa Caspari, Marcus Gatzke, Katharina Schuler, Alexandra Endres: [http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-02/agenda-2010-spd-martin-schulz-arbeit-niedriglohnsektor-effekte-deutschland ''SPD: Das Agenda-Trauma.''] In: ''[[Die Zeit]]'', 7. März 2017.</ref>
 
Nach der [[Bundestagswahl 2009]] schied die SPD nach 11 Jahren aus der Regierung aus und ging in die [[Opposition (Politik)|Opposition]].<ref>Daniel Friedrich Sturm: [https://www.welt.de/article4648337/ ''Steinmeiers SPD geht trotzig in die Opposition.''] In ''[[Die Welt]].'' 27. September 2009.</ref>  Von 2013 bis 2017 war sie wieder Teil der [[Große Koalition|Großen Koalition]].  Nachdem sich 2018 78,4 % der SPD-Mitglieder an der Abstimmung zum Koalitionsvertrag beteiligt haben und davon 66 % dem Koalitionsvertrag zugestimmt haben, wird die SPD erneut der Regierung angehören.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spd.de/aktuelles/detail/news/mitgliedervotum-wir-haben-gemeinsam-entschieden/04/03/2018/ |titel=Wir haben gemeinsam entschieden! |zugriff=2018-03-08 |sprache=de}}</ref>
 
== Österreich ==
 
=== Geschichte ===
[[Datei:Logo SPÖ.svg|mini|hochkant|Logo der [[Sozialdemokratische Partei Österreichs|Sozialdemokratischen Partei Österreichs]]]]
 
Die [[Sozialdemokratische Partei Österreichs#Parteiname zunächst ohne „Österreich“|österreichische Sozialdemokratische Arbeiterpartei]] (SDAP) wurde 1888 gegründet und war bis in die 1930er Jahre von marxistischen Ansätzen geprägt. Innerhalb der Partei gab es zwei Flügel:
 
* der ''sozialdemokratische'' Flügel war der gemäßigtere [[Linksliberalismus|linksliberale]] Flügel der SDAP und stand für einen Wohlfahrtsstaat, liberale Demokratie und für einen festgelegten Mindestlohn für die Arbeitnehmer.
* der ''[[Austromarxismus|austromarxistische]]'' Flügel war von revolutionären Ideen geprägt. Sein Spannungsverhältnis beschreibt [[Norbert Leser]] in seinem Buch „Zwischen [[Reformismus]] und [[Bolschewismus]]“, 1968; 2. Auflage. des zentralen Teiles 1985.
 
Nach dem Verbot 1934 der SDAP im [[Austrofaschismus|austrofaschistischen]] „[[Ständestaat (Österreich)|Ständestaat]]“ und der [[Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus|Zeit des Nationalsozialismus]] (1938–1945) wurde sie 1945 als ''Sozialistische Partei Österreichs'' (SPÖ) wieder gegründet.
 
Zu Beginn der zweiten Republik war sie bis Mitte der 1960er-Jahre Teil der großen Koalition mit der ÖVP. Im Jahr 1966 wurde die Partei durch die [[Franz Olah|Olah-Affäre]] geschwächt, was zu internen Problemen, entscheidendem Stimmverlust bei der Nationalratswahl und zu einer Alleinregierung der ÖVP führte.
 
Ab 1970 stellte die SPÖ mit Duldung der FPÖ als alleinregierende Partei mit [[Bruno Kreisky]] den Bundeskanzler. Von 1971 bis 1983 hielt man sogar die absolute Mehrheit im Nationalrat inne. In dieser Zeit unter Kreisky wurde ein moderner [[Sozialstaat]] errichtet, allerdings verlor man die [[Volksabstimmung in Österreich über die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf|Abstimmung]] über die Inbetriebnahme des [[Kernkraftwerk Zwentendorf]].
 
Nach der Nationalratswahl 1983 trat Kreisky zurück, es folgte [[Fred Sinowatz]] an der Spitze der Partei. Die SPÖ blieb in der Regierung, jedoch musste man mit der FPÖ unter Norbert Steger in Koalition gehen, da man die absolute Mehrheit nicht mehr verteidigen konnte. 1986 wurde die Koalition von der SPÖ wegen Proteste gegen den neuen FPÖ-Chef [[Jörg Haider]] wieder aufgelöst. Es folgten wieder 13 Jahre Große Koalition, allerdings erstmals in der Zweiten Republik unter SPÖ-Führung des Kanzlers [[Franz Vranitzky]]. 1991 benannte man die Partei in ''Sozialdemokratische Partei Österreichs'' um, um sich den westeuropäischen Usancen entsprechend ein moderneres Profil zu geben. 1997 löste [[Viktor Klima]] Vranitzky als Kanzler sowie Parteivorsitzenden ab und führte die Koalition mit der ÖVP bis zum Jahre 2000 weiter. Zwischen 2000 und 2006 befand sich die SPÖ in Opposition, da die ÖVP zu einer Koalition mit der [[Freiheitliche Partei Österreichs|FPÖ]] bzw. nach 2005 mit dem [[Bündnis Zukunft Österreich|BZÖ]] gewechselt hatte.
 
=== Gegenwart ===
 
Die SPÖ lehnt seit 1998 im Gegensatz zu anderen sozialdemokratischen Parteien wieder den [[Wirtschaftsliberalismus|Wirtschafts- bzw. Neoliberalismus]] ab und sieht den Staat als Träger einer aktiven Wirtschaftspolitik. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und Erreichen von Vollbeschäftigung stellt das oberste Ziel der SPÖ dar.<ref>S. P. Ö. Parteiprogramm: Kapitel 3.1.2, S. 8, 1998.</ref>
 
Seit dem [[Nationalratswahl in Österreich 2006|1. Oktober 2006]] ist sie nach vier Jahren wieder stärkste Fraktion im Parlament. <!-- Für diese Wahl ging sie ein Bündnis mit dem [[Liberales Forum|Liberalen Forum (LIF)]] ein. | zweifelhafte Aussage. Bitte belegen oder entfernen. --> Außerdem hatte sie bei dieser Nationalratswahl die Wählergunst der [[Arbeiter]] wieder zurückerobert.
 
Eine der Forderungen der Sozialdemokraten ist zum Beispiel eine [[Bedarfsorientierte Mindestsicherung]] in der Höhe von 800&nbsp;€ und die Einführung einer Vermögenszuwachssteuer. In diesen Punkten setzten sich die Sozialdemokraten zum Teil durch, konnten aber in Fragen [[Eurofighter Typhoon|Eurofighter]] und [[Studiengebühr]]en nicht zu einer Einigung mit der [[Österreichische Volkspartei|ÖVP]] gelangen.
 
Ab dem 11. Januar 2007 stellte die SPÖ nach sieben Jahren Pause wieder den Bundeskanzler (''siehe [[Bundesregierung Gusenbauer]]''). Seit den [[Nationalratswahl 2008|Nationalratswahlen 2008]] stellte die SPÖ, trotz erheblicher Verluste, mit [[Werner Faymann]] erneut den Bundeskanzler. Nach dessen Rücktritt am 9. Mai 2016 übernahm [[Christian Kern]] dieses Amt.
 
== Schweiz ==
[[Datei:Logo der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz 2009.svg|mini|Logo der [[Sozialdemokratische Partei der Schweiz|Sozialdemokratischen Partei der Schweiz]]]]
 
Bevor es zur Gründung der heutigen Sozialdemokratischen Partei in der Schweiz kam, wurden im 19.&nbsp;Jahrhundert verschiedene Arbeiterorganisationen wie beispielsweise der Schweizerische Gewerkschaftsbund (1880) und mehrere Parteien sozialdemokratischer Ausrichtung gegründet. Diese Arbeiterparteien hatten aber meist nur kurz Bestand, bis dann am 21. Oktober 1888 der Schweizerische Arbeitertag die Gründung der [[Sozialdemokratische Partei der Schweiz|Sozialdemokratischen Partei der Schweiz]] beschloss. Der Berner [[Albert Steck]] verfasste das der Demokratie verpflichtete Parteiprogramm, welches revolutionären Bestrebungen absagte, und der ebenfalls aus Bern stammende [[Alexander Reichel]] wurde zum ersten Parteipräsidenten gewählt.
 
Zwei Jahre nach der Gründung der Partei wurde Jakob Vogelsanger als erster Sozialdemokrat in den [[Nationalrat (Schweiz)|Nationalrat]] gewählt. Das gemäßigte Parteiprogramm wurde 1904 am Aarauer Parteitag durch ein von [[Otto Lang (Politiker, 1863)|Otto Lang]] verfasstes marxistisches Programm ersetzt.
 
Heute stellt die SP die zweitgrößte Fraktion im Schweizer Parlament und ist mit zwei Vertretern in der Regierung vertreten. Sie hält auch in ihrem neuen Programm an einer „Überwindung des Kapitalismus“ und an der Idee des „demokratischen Sozialismus“ fest.<ref>[http://www.swissinfo.ch/ger/news/newsticker/international/800_Delegierte_diskutieren_neues_SP-Parteiprogramm.html?cid=28668836 ''Demokratischer Sozialismus als Vision der SP Schweiz.''] auf: ''swissinfo.ch''</ref>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Sozialdemokratie}}
* {{WikipediaDE|Sozialdemokratie}}
* {{WikipediaDE|Demokratischer Sozialismus}}
* {{WikipediaDE|Sozialistische Partei}}
* {{WikipediaDE|Sozi}}
* {{WikipediaDE|Liste sozialdemokratischer Parteien}}
 
== Literatur ==
* Felix Butzlaff, Matthias Micus, Franz Walter (Hrsg.): ''Genossen in der Krise? Europas Sozialdemokratie auf dem Prüfstand.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-38000-0.
* Stefan Berger: ''Kommunisten, Sozialdemokraten und das Demokratiedefizit in der Arbeiterbewegung.'' In: ''JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung.'' Heft II/2006.
* Ralf Hoffrogge: ''Sozialismus und Arbeiterbewegung – von den Anfängen bis 1914.'' Stuttgart 2012.
* Peer Steinbrück: ''Das Elend der Sozialdemokratie. Anmerkungen eines Genossen.'' C.H. Beck, München 2018, ISBN 978-3-406-72232-5.
 
== Weblinks ==
{{Wikiquote}}
{{Wikisource}}
{{Wiktionary|Sozialdemokrat}}
{{Commonscat|Social democratic parties|Sozialdemokratische Parteien}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4055695-5}}
 
[[Kategorie:Sozialdemokratie|!]]
[[Kategorie:Soziale Bewegung]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 6. August 2018, 17:16 Uhr

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