Weide (Grünland)

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Kuhweide in Fillmore County, Minnesota, USA
Weideland im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, Brandenburg

Eine Weide (auch: Weideland) ist eine mit krautigen Pflanzen (vornehmlich Süßgräsern) bewachsene landwirtschaftliche Fläche, auf der Nutztiere stehen, denen diese Vegetation als Hauptnahrung dient. Das Abfressen wird „grasen“ oder „beweiden“ genannt, so dass man bei den Tieren auch von „Weidetieren“ sprechen kann.

Weidetiere sind Huftiere wie Rind, Schwein, Schaf, Ziege, Pferd oder Kamel sowie einige Geflügelarten wie Hühnervögel, Gans oder Strauß. Sie werden zu verschiedenen Zwecken gehalten, insbesondere jedoch zur Tierproduktion (Erzeugung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen aus landwirtschaftlichen Nutztieren).

Im engeren Sinne ist eine Weide vom Menschen geschaffenes, landwirtschaftliches Grünland, das zur intensiven, stationären Tierhaltung genutzt wird (Grünlandwirtschaft).

Im weiteren Sinne werden auch beweidete Wälder (Hutewald) sowie naturbelassene Steppen, Savannen und Tundren als Weiden bezeichnet, die zur extensiven Tierhaltung genutzt werden. Die Beweidung der natürlichen Offenland-Biome wird als Pastoralismus bezeichnet. Insbesondere in Trockengebieten werden pastorale Weideflächen mit unterschiedlichen Formen der Fernweidewirtschaft genutzt.

Eine durch Zäune oder andere Fluchthindernisse eingehegte Weide wird als Koppel (von mittelniederdeutsch koppel, „Umzäunung“; „eingezäuntes Landstück“) bezeichnet, um den Gegensatz zu den nicht eingezäunten Weiden hervorzuheben.

Der Begriff Weide wird auch in Zusammenhang mit Wildtieren, Bienen (Bienenweide) und Vögeln (Vogelweide) verwendet.

Nach dem 2008 veröffentlichten Modell der Anthrome der beiden amerikanischen Geographen Erle C. Ellis und Navin Ramankutty machen alle Weidearten zusammen (Residential-, Populated- und Remote Rangeland) heute etwa 27 % der irdischen Landoberfläche aus.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich im Wesentlichen auf die Weiden in der Grünlandwirtschaft.

Etymologie

Der Begriff Weide geht auf den germanischen Wortstamm „*weidja“ zurück, der ursprünglich „Jagd“ bedeutete (vgl. Weidwerk). Auch in altnordischen und altenglischen Quellen liegt die Bedeutung noch eher auf „jagen, fangen, wandern“ (anord. veiðr, aengl. wáð). Erst im Althochdeutschen (weida) wird die Bezeichnung auch im Sinne von „Futter-, Fressplatz“ u. ä. verwendet. Erst in der neuhochdeutschen Sprache hat sich die Bedeutung allein zum „Futterplatz für das Vieh“ gewandelt.[1]

Nutzungsformen von Weiden

Im Gegensatz zur Wiese wird Weideland nicht zur Futtergewinnung (Mahd für die Konservierung wie Heu- oder Silage-Herstellung) genutzt, sondern ihr Aufwuchs wird von den Tieren abgefressen (weiden, grasen). Übergangsformen sind Mähweiden, deren Aufwüchse innerhalb eines Jahres sowohl zeitweise abgeweidet werden als auch zur Heu- oder Silageherstellung gemäht werden können. Die höhere Nutzungsfrequenz der Weide im Gegensatz zur Wiese führt zu einer Vorherrschaft der „Untergräser“ (zum Beispiel Rotschwingel, Deutsches Weidelgras, Wiesenrispe) und zu einem verstärkten Auftreten von Rosettenpflanzen (solches sind Wegericharten, Löwenzahn und andere). Die landwirtschaftliche Nutzung der Weide wird unterschieden in geregelte und ungeregelte Nutzungsformen. Zur geregelten Nutzungsform zählen Dauerweide (Kurzrasenweide), Umtriebsweide oder Portionsweide. Von ungeregelter Weidenutzung spricht man zum Beispiel bei Hutungen. Eine Sonderform ist die Alm.

Ungeregelte Weidenutzung

Von einer ungeregelten Weidenutzung spricht man, wenn die Nutzung weder zeitlich noch räumlich reglementiert ist. Eine Form der ungeregelten Nutzung stellt zum Beispiel die „Hutung“ dar. In Deutschland findet sich diese Art nur noch bei den wenigen Wanderschäfern, die ihre Schafherden vornehmlich zur „Landschaftspflege“ einsetzen. Sie erfolgt auf Flächen ohne Einzäunung. Eine andere Form ist die sogenannte „Standweide“. Hierbei wird die zu beweidende Fläche in wenige (ein bis drei) Koppeln eingeteilt. Die Tiere verbleiben eine relativ lange Zeit auf einer Fläche, was zu verschiedenen Problemen führen kann, beispielsweise saisonale Über- oder Unterbeweidung, sehr selektierte Futteraufnahme zu Beginn der Vegetationsperiode.

Geregelte Weidenutzung

Bei der geregelten Weidenutzung wird die Beweidungsdauer sowie die zu beweidende Fläche genau festgelegt. Futterüberschüsse werden durch Mahd und Konservierung (Heu- und Silagegewinnung) abgeschöpft. Dies führt zu einem konstanten, stets weidereifen Futterangebot. Voraussetzung hierfür ist allerdings eine zeitliche Begrenzung des Weideganges und ein regelmäßiger Umtrieb der Tiere auf andere Flächen. Auf Flächen mit geregelter Weidenutzung sind die Besatzdichten höher, die Beweidungszeiträume jedoch niedriger als bei der ungeregelten Nutzung. Die Anzahl der Koppeln ist abhängig von der Anzahl der Tiere und der Herdengröße.

Koppelweide, Dauerweide

Bei einer Koppelweide wird die Gesamtweidefläche in vier bis acht Koppeln eingeteilt. Die Fresszeiten sind lang (etwa zehn Tage), die Ruhezeiten zwischen den einzelnen Beweidungszeiten relativ kurz. Diese Form der Beweidung ist vorteilhaft bei untergrasreichen Narben und großen Herden sowie bei Tieren, die einen hohen Anspruch an Auslauf haben (zum Beispiel Pferde). Der Aufwuchs dieser Weiden ist meist recht niedrig, was eine selektierte Futteraufnahme durch die Tiere eingrenzt. Die Nachteile bestehen in hohen Weideresten, einem verhältnismäßig geringem Ertragspotential und meist hohen Nährstoffaufwendungen (Düngung).

  • Besatzdichte: zehn Rindergroßvieheinheiten (RiGV) pro Hektar (ha),
  • zugeteilte Fressfläche pro RiGV: circa 1000 m²,
  • Schnittflächenanteil: 25 %.

Umtriebsweide

Bei der Umtriebsbeweidung wird die Gesamtfläche in mehr als acht Koppeln unterteilt. Die Fresszeiten je Koppel sind circa ein bis drei Tage lang, die Ruhezeiten (Wachstumszeiten des Aufwuchses) zwischen den Beweidungen sind je nach Vegetationszeitpunkt etwa drei bis sechs Wochen. Die knappe Flächenzuteilung bewirkt eine geringere Futterselektion, eine höhere Trittbelastung der Fläche, eine größere Gefahr für Grasnarbenverletzungen sowie einen höheren Pflegeaufwand auf den einzelnen Flächen. Für die Tiere bedeutet die Umtriebsweide meist eine größere Unruhe in der Herde. Die Wege zur Wasserversorgung der Tiere und für den Umtrieb sind länger. Die Weidereste sind auf diesen Flächen gering, der Flächenertrag verhältnismäßig groß.

  • Besatzdichte: circa 25 RiGV/ha,
  • zugeteilte Fressfläche: 400 m²/RiGV,
  • Schnittflächenanteil: circa 50 %

Portionsweide

Die Portionsweide wird auch Rationsweide, Ganz- oder Halbtagsweide genannt (Einteilung der Gesamtfläche in mehr als zwanzig Koppeln, weniger nur bei täglicher oder halbtägiger Zuteilung der Futterfläche). Die Zuteilung der Futterfläche erfolgt ein- bis zweimal pro Tag. Sie ist die intensivste Form der Beweidung. Die Weidereste sind sehr gering, die Futteraufnahme pro Tier sehr hoch. Die Nutzung als Portionsweide ist besonders vorteilhaft bei kleinen Weiden und knapper Weidefläche. Für größere Herden ist diese Form wegen des erhöhten Stresses nicht geeignet. Der Pflegeaufwand ist hoch, ebenso der Nährstoffaufwand. Der Einsatz von „Wirtschaftsdünger“ bietet sich auf diesen Flächen an.

  • Besatzdichte: circa 100 RiGV/ha,
  • zugeteilte Fressfläche: 100 m²/RiGV,
  • Schnittflächenanteil: circa 75 %

Kurzrasenweide

Die Kurzrasenweide ist ein sehr früh und intensiv und sehr kurz beweidete Standweide. Aber es erfolgt dabei keine Zufütterung von Kraftfutter, da sonst die Tiere lieber beim Stall bleiben. Sie erfordert eine saisonal gelenkte Abkalbung im Winter und eine überlegte Winterfutterversorgung, wenn alle Flächen beweidet werden sollen.

Vor- bzw. Nachteil sind:

Arbeitszeitfreisetzung, mühsame Suche und Zusammentreiben der Tiere auf der Weide zum Melken bis zum Melkstall, die Verringerung der Tierleistung um etwa ein Drittel, die volle Verunkrautungszurückdrängung, überhöhte Harnstoffwerte in der Milch als Stresszeiger für Proteinüberschuss und Energiemangel im Futter. Ebene Flächen sind notwendig, sonst verkoten diese stark und das Vieh verteilt sonst den Dung nicht selbst, dazu ein Kotmanagement auf der Weide, damit nicht ungefressene Stellen entstehen. Das Vieh muss auch bei Regenwetter weiden, wobei die Wiesennarbe leicht zerstört wird und zusätzlich ein Leistungsabfall durch mangelnde Futterstruktur bei Regenwetter herrscht.

Die Kurzrasenweide wird in Österreich sehr stark vom LFZ Raumberg-Gumpenstein propagiert. Problematisch erscheint die Senkung des Betriebseinkommens durch Leistungsverlust und da in entlegenen Berggebieten es kaum Möglichkeiten für ausserlandwirtschafte Ersatz-Einkommen gibt und es kaum ebene Flächen im Berggebiet gibt.

Almen/Alpen

Kuh auf der Täschalpe im Wallis

Almen sind Sommerweiden im Hochgebirge, die vorrangig zur Rinderaufzucht genutzt werden. Sie werden autonom von der Hauptbetriebsfläche bewirtschaftet. Man unterscheidet in Lichtweide und Waldweide. Die Doppelnutzung (Weidenutzung und Streuobstanbau oder Weidenutzung und Holzabbau) ist relativ stark verbreitet, aber auch hier problematisch.

Einteilungen der Weidefläche sind auch nach der Viehart als Viehweide möglich und sinnvoll, da sich in Abhängigkeiten der Nutzungsformen und Standortverhältnisse unterschiedliche Pflanzengesellschaften einstellen: Pferdeweide, auch als Pferdekoppel, Schafweide.

Weiden werden für die Weidepflege mit einem Weideweg erschlossen. Die Wege, die insbesondere dem Vieh den Zugang und den Wechsel zwischen einzelnen Weideflächen ermöglichen, nennt man Triftweg.

Pferdeweide

Pferdekoppel in Verden

Pferde benötigen auf der Weide Schutz vor Wind und Sonne, sowie Zugang zu frischem Wasser, wenn sie zum längeren Aufenthalt geeignet sein soll. Pro Pferd wird rund 0.5 bis 1 Hektar Weidefläche benötigt. Pferdeweiden müssen im Frühjahr geschleppt[2] und gewalzt werden, ggf. nachgesät und nachgemäht werden. Aus weidehygienischen Gründen (Parasiten) empfiehlt sich auch ein wechselweiser Besatz mit Rindern und Pferden.

Winterweide

Auch eine Winterbeweidung ist möglich und führt bei Einhaltung bestimmter Voraussetzungen zu Kosteneinsparungen und einer gegenüber der Winterstallhaltung verbesserten Tiergesundheit.

„Wilde Weidelandschaften“

Taurusrinder und Konik im NSG Lippeaue bei Lippstadt

Als „Wilde Weiden“ oder Beweidungsprojekte werden im Naturschutz seit den 1990er Jahren großflächige, ungeregelte und somit extensiv genutzte Ganzjahres-Weiden bezeichnet, die mit Wildtieren oder robusten (wenig domestizierten „halbwilden“, verwilderten oder „rückgezüchteten“) Haustierrassen beweidet werden. Das Ziel dieser Weideform ist es, eine zukünftige Entwicklung zu einem möglichst naturnahen Zustand zu gewährleisten.

Dieser Idee liegt die sogenannte Megaherbivorenhypothese zugrunde, die vom Grundsatz her besagt, dass große Pflanzenfresser wie Auerochse, Wisent, Hirsche und Wildpferde in der prähistorischen Naturlandschaft nicht nur in den klimatisch bedingten Offenlandschaften (Steppen, Tundren) lebten, sondern auch durch Verbiss und Tritt große Bereiche der Waldlandschaften offen hielten. Insofern wird nunmehr auch den Tieren eine wichtige Rolle in der natürlichen Sukzession eingeräumt, die in den Konzepten der potenziellen natürlichen Vegetation bislang nicht vorkamen. Wilde Weidetiere bildeten auch in Mitteleuropa einen wesentlichen Bestandteil natürlicher Ökosysteme. Sie setzen dynamische Prozesse in Gang, die für viele bedrohte Pflanzen- und Tierarten existenziell sind. Seit Jahren werden daher neue Denkansätze im Natur- und Artenschutz diskutiert (z. B. Prozessschutz, Wildnisentwicklungsgebiete). „Wilde Weiden“ sind in dieser Hinsicht ein sehr vielversprechender Ansatz, der zu einem Rückgrat jeder regionalen und überregionalen Biotopverbundplanung werden könnte.

Als Ersatz für die ausgestorbenen Wildtiere kommen robuste Hausrindrassen wie z. B. Heckrind, Galloway und Schottisches Hochlandrind, Robustpferde wie Heckpferd, Exmoorpony, Islandpony oder Fjordpferd sowie bei feuchteren Standorten auch Wasserbüffel in Frage. Man benötigt im Schnitt mehr als 30 Großvieheinheiten auf 100 ha Fläche zur nachhaltigen Offenhaltung einer waldfreien Weide: das entspricht mehr als 30 ausgewachsenen Rindern oder rund 40 Pferden.[3][4]

Geschichte der Viehweiden

Schafweide am Hohentwiel

In Siedlungsresten der Steinzeit findet man heute Käfer, Pollen und Pflanzenreste, die darauf hinweisen, dass Teile Mitteleuropas bereits vor über 7000 Jahren eine relativ dicht besiedelte Landschaft mit Äckern und Weiden waren. Heinz Ellenberg beurteilte aber diese auch durch andere Quellen belegte Beweidung als „nicht planmäßig“. Die Bewirtschaftung könnte ihm zufolge dem Wanderfeldbau ähnlich gewesen sein.

Bis in die Neuzeit wurde in Mitteleuropa im Wesentlichen die Dreifelderwirtschaft angewendet, bei der die Brachen beweidet wurden (Brachweide). Der Flurzwang des Mittelalters zielte auf eine möglichst lange Nutzung der Flächen „allgemeine Weide“, die Allmende, in die auch die Äcker zwischen Ernte und Schossen (Halmbildung) des Getreides mit einbezogen wurden. Die Pflanzengemeinschaften der Ackerfluren wiesen damals einen wesentlich höheren Anteil an Gräsern auf und waren auch wesentlich artenreicher als heute.

Der Verbiss des aufgelaufenen Getreides förderte die Bestockung und die Beweidung des damals rasenähnlichen Bewuchses nach der Ernte half Unkräuter zu bekämpfen und das Vieh zu ernähren. Der Kot der Tiere düngte die Äcker vor allem beim nächtlichen Einpferchen. Erst beim Schossen des Getreides wurde das Vieh von den Äckern ferngehalten. Die Flurstücken, die Zelge und später Kämpe, waren mit Dornenhölzern, Mauern und Wällen eingezäunt, aus denen die teilweise wie Niederwälder bewirtschafteten Hecken und Knicks entstanden.

Außerhalb dieser Brachzelgen der Dreifelderwirtschaft des Hochmittelalters gab es natürlich auch die Hutewälder, die im Mittelalter daraus entstanden sind, dass man das Vieh zur Mast in die Wälder getrieben hat. Die Tiere schädigten die Pflanzen nachhaltig. Schließlich spielte auch die Wanderschäferei in Gegenden mit leichten und unfruchtbaren Böden eine Rolle, wie in der Lüneburger Heide oder auf den Lechtalheiden.


Weide- und Triftwege

Ein geschlossenes Viehgatter (rechts) und ein Weiderost (links)

Die Wege, die zu den verschiedenen Wirtschaftsflächen der Bauern führen, erschließen meist Besitzungen mehrerer Eigentümer. Im ganzen Alpenraum sind diese Wege – sofern sie nicht in Gemeindebesitz übergingen – Gemeingut. Daher obliegt auch die Pflege dieser Wege der Gemeinschaft. Um zu verhindern, dass das Vieh über die Wege die vorgesehene Weidefläche verlässt, sind Weidewege dabei häufig durch Viehgitter, Viehgatter oder sonstige Viehsperren unterbrochen.

Der Begriff „Triftweg“ wird insbesondere für die langen Viehtriebpfade bei der Transhumanz (klimatisch bedingte, saisonale Fernweidewirtschaft) verwendet (siehe beispielsweise → Triftwege in Spanien).

Weidepflege

Ohne Weidepflege sind auf Weideland Pflanzen begünstigt, die dem Vieh weniger gut schmecken, z. B. dornige oder giftige Arten; durch Weidepflege wird deren Ausbreitung verhindert. Auf gepflegten Weiden sind daher solche Pflanzen anzutreffen, die häufigen Verbiss und das Betreten durch die Tiere gut vertragen (Deutsches Weidelgras oder Weißklee).

Mechanische Pflege

Wiesenegge, zusammengeklappt
Schleppen, Eggen
Das Schleppen wird im Frühjahr durchgeführt und bei Notwendigkeit im Jahresverlauf wiederholt. Beim Schleppen wird eine schonende Weideegge über die Grasnarbe gezogen, die alte Pflanzenteile ausreißt, Maulwurfshaufen einebnet und Kuhfladen sowie Kotstellen verteilt. Auf diesen Stellen wird der Bewuchs unterdrückt. An Kothaufen können Geilstellen entstehen, da das Vieh bekotete Pflanzen meidet und diese Bereiche stark überdüngt sind. Wo die Grasnarbe durch Maulwurfshügel oder Kotstellen bedeckt wird, können auch ungewünschte Arten keimen, da ihre Samen im Gegensatz zu den gewünschten Arten durch Samen in der Diasporenbank vertreten sind, da bei Weide- oder Schnittnutzung das Gras geerntet wird, bevor es zur Blüte kommt.
Walzen
Das Walzen ist im Frühjahr besonders auf Moorböden erforderlich. Durch den hohen Wassergehalt mooriger oder anmooriger Böden kommt es im Winter durch Frosteinwirkung zum periodischen Hochfrieren. Das Walzen dient vor allem dazu, den hochgeforenen stark humosen Bodenschichten, Rohhumus- bzw. Torfschichten wieder an untere Horizonte anzuschließen und die Wasserführung zu verbessern.
Ausmähen
Das nachträgliche Abmähen (Aus- oder Nachmähen) von Weiden, die nur durch eine Viehart extensiv beweidet werden, nach deren Abweidung fördert eine günstige Futterpflanzenzusammensetzung. Das Vieh hat Nahrungspräferenzen und verbeißt die wertvollen Futterpflanzen, während die ungewünschten Pflanzen besonders an Geilstellen (Kothaufen) nicht beschädigt werden und sich durch diesen Vorteil ausbreiten können. Die Nachmahd verhindert dies.
Nachsaat
Im Herbst, Frühjahr oder nach einer Schnittnutzung können Futtergräser nachgesät werden. Soweit die Grasnarbe grundsätzlich noch eine zufriedenstellende Artenzusammensetzung hat bzw. nicht zu große Lücken aufweist, werden kleinere Lücken oder Schäden durch Auswinterung durch Nachsaat behoben. Die Nachsaat erfolgt durch Schlitzsaat, Breitwurf oder einfach durch Zugabe der Samen im Güllefass.

Ökologie

Ziegenherde in Talweide (Allmende), Friaul, Italien

Grundsätzlich hat die Beweidung Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Pflanzenbestandes. Als Faktoren lassen sich Nutzungshäufigkeit, Tierart, verwendete Düngung und Pflegemaßnahmen anführen. Tierartspezifisch werden durch Selektion und Verbiss bestimmte Pflanzenarten gefördert oder verdrängt. Dementsprechend ist für Grünland generell neben den natürlichen auch die Nutzung als ökologischer Standortfaktor zu betrachten. Beispielsweise werden Weiden mit hoher Nutzungsfrequenz und hoher Stickstoff-Düngung von nur wenigen Pflanzenarten dominiert, die trittverträglich und regenerationsfreudig sind – Hauptbestandsbildner ist hier häufig das Deutsche Weidelgras. Schafbeweidung fördert durch die Auflichtung des Grünlandbestands eher krautige Pflanzen.

Durch die Beweidung von Grünflächen kommt es durch das ständig kurz gehaltene Gras zu höheren Feuchtigkeitsverlusten durch Evapotranspiration als bei Wiesen. Wenn Pflanzen zu lange oder ohne ausreichende Erholungsphase einer Beweidung durch zu viele Tiere ausgesetzt sind, also die Aufwuchsmenge über einen längeren Zeitraum niedriger als der Futterbedarf der Tiere ist, spricht man von Überweidung. Auch eine zu geringe Beweidung (Unterbeweidung) kann zu einer unerwünschten Veränderung der Pflanzenzusammensetzung und damit zu erhöhtem Pflegeaufwand führen.

Für die Ökologie spielt auch die Art der Einfriedung eine wesentliche Rolle, zum Beispiel Wallhecken oder Gräben bei der Fenne.

Der Lebensraum Viehweide wurde 2004 bis 2005 durch das Naturschutzzentrum Hessen als Biotop des Jahres ausgerufen, um auf die Gefährdung dieses Lebensraumes aufmerksam zu machen.

Für Bayern wurde im Winter 2009/10 eine Umfrage unter Naturschutzverbänden- und Behörden zu naturschutzrelevanten, beweideten Flächen durchgeführt. Diese ergab einen enormen Anstieg der naturschutzorientierten Beweidungsprojekte. In den meisten Fällen geht es um Pflanzen-, Tagfalter-, Vogel- oder Heuschreckenschutz. Zur Beweidung werden meistens Schafe oder Rinder auf den Flächen gehalten. Die Flächen werden hauptsächlich als Umtriebs- oder Standweide genutzt. Im Hinblick auf den Natur- und Artenschutz wurden 85 % der Projekte als „überwiegend erfolgreich“ und 12 % als „teilweise erfolgreich“ beschrieben.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. Eugen Ulmer, Stuttgart 1996.
  • Küster: 7000 Jahre Ackerbau in Bayern. Botanische Untersuchungen zu historischen Problemen. In: Naturwissenschaftliche Rundschau. Band 45, 1992, S. 385–391.
  • Josef Nösberger, Wilhelm Opitz von Boberfeld: Grundfutterproduktion. Blackwell, Berlin 1986.
  • Opitz von Boberfeld, Wilhelm: Grünlandlehre. UTB-Verlag (Eugen Ulmer), Stuttgart 1994.
  • Stefan Schön: Spuren im Schlamm. In: Sächsische Zeitung vom 15. April 2005.
  • Pott: Entwicklung von Pflanzengesellschaften durch Ackerbau und Grünlandnutzung. In: Gartenbauwissenschaft. Stuttgart 1992, S. 157–166.
  • Willerding: Zur Geschichte der Unkräuter Mitteleuropas. In: Göttinger Schriften zur Vor- und Frühgeschichte. Band 22. Verlag Karl Wachholz, Göttingen 1986.
  • Willerding: Aussagen von Pollenanalysen und Makrorestanalysen zur Frage der früheren Landnutzung. In: Behre: Anthropogenic indicators in pollen diagrams. A. A. Balkema, Rotterdam 1986.

Weblinks

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 Wiktionary: Weideland – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Weide – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Pfeifer (Leitung): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. dtv, München 1995, ISBN 3-05-000626-9; 7. Auflage 2004, ISBN 3-423-32511-9 (online).
  2. Darüberziehen eines eggeähnlichen Instrumentes, der Weidenhexe mit Raktor oder Pferd, siehe UNI Karlsruhe
  3. M. Bunzel-Drüke, C. Böhm, G. Finck, R. Kämmer, E. Luick, E. Reisinger, U. Riecken, J. Riedl, M. Scharf, O. Zimball: Wilde Weiden – Praxisleitfaden für Ganzjahresbeweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung. Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V. (Hg.), Sassendorf-Lohne 2008.
  4. z. B. Bernd Gerken (Hrsg.): Wo lebten Tiere und Pflanzen in der Naturlandschaft und der frühen Kulturlandschaft in Europa? Höxter 1996; Beate Jessel (Hrsg.): Wildnis – ein neues Leitbild? Laufen 1997.
  5. Zahn, A. & Burkart-Aicher, B. (2013): Beweidung für Naturschutz und Landschaftspflege - ein Überblick zum Status Quo in Bayern. - ANLiegen Natur 35: 30-39, Laufen. PDF 0,9 MB


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