Credo. Der Einzelne und das All. und Tempera: Unterschied zwischen den Seiten

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Das «'''Credo. Der Einzelne und das All.'''» ist eine kurze Schrift [[Rudolf Steiner]]s, die vermutlich um [[Wikipedia:1886|1886]] - [[Wikipedia:1888|1888]] niedergeschrieben  wurde. Das Originalmanuskript umfasst drei undatierte handgeschriebene Blätter und wurde in gedruckter Form erstmals zu [[Weihnachten]] [[Wikipedia:1944|1944]] von [[Marie Steiner]] in der Wochenschrift «[[Das Goetheanum]]» (Nr. 52 vom 24. Dezember 1944) veröffentlicht, damals noch versehen mit dem Zusatz: «Aus der Weimarer Zeit» - tatsächlich dürfte die Schrift schon früher, noch in seiner Wiener Zeit geschrieben worden sein, mit hoher Wahrscheinlichkeit als idelle Weiterführung von Goethes Prosahymnus «Die Natur». Klar bringt Rudolf Steiner darin zum Ausdruck, dass die ''[[Ideenwelt]]'', die der [[Mensch]] tätig durch das [[Denken]] in seinem [[Bewusstsein]] zur [[Erscheinung]] bringt, nicht nur [[subjektiv]]e Geltung hat, sondern die sich selbst tragende, [[Subjekt]] und [[Objekt]] übergreifende eigentliche [[Wirklichkeit]] der [[Welt]] bildet.
[[Datei:Pieter Bruegel d. Ä. 035.jpg|mini|''Der Misanthrop'', Tempera auf Leinwand, [[Pieter Brueghel der Ältere|Pieter Brueghel d. Ä.]], 1568]]


== Credo. Der Einzelne und das All. ==
Eine '''Tempera''' (von lat. ''temperare'' „mischen“, „mäßigen“) ist eine Malfarbe, deren [[Pigment]]e mit einem [[Bindemittel]] aus einer Wasser-Öl-Emulsion gebunden werden. Als wässrigen Anteil der [[Emulsion]] können Temperafarben auch [[Leim]]e enthalten.


{{GZ|Die ''[[Ideenwelt]]'' ist der Urquell und das Prinzip alles Seins.
Echte Temperafarben sind als fertige [[Tube (Behälter)|Tubenfarben]] selten im Handel, da sie sehr leicht verderben und nur unter starkem Einsatz von [[Konservierungsmittel]]n begrenzt haltbar gemacht werden können; das gilt besonders für [[Kasein]]-Tempera. Im Normalfall stellt man sich deshalb die Farben aus Pigmenten und einer Emulsion selbst her.
In ihr ist unendliche Harmonie und selige Ruhe. Das
Sein, das sie mit ihrem Lichte nicht beleuchtete, wäre ein
totes, wesenloses, das keinen Teil hätte an dem Leben
des Weltganzen. Nur, was sein Dasein von der ''Idee''
herleitet, das bedeutet etwas am Schöpfungsbaume des
Universums. Die Idee ist der in sich klare, ''in'' sich selbst
und ''mit'' sich selbst sich genügende Geist. Das Einzelne
muß den Geist in sich haben, sonst fällt es ab, wie ein
dürres Blatt von jenem Baume, und war umsonst da.


Der Mensch aber fühlt und erkennt als Einzelnes sich,
== Temperaarten ==
wenn er zu seinem vollen Bewußtsein erwacht. Dabei
Tempera wird nach der Art des wässrigen Emulsionsanteils unterschieden in zum Beispiel Kasein-, Ei-, [[Stärke]]- oder ([[Wachs]]-) [[Seife]]ntempera. In der Kunst wird und wurde überwiegend die [[Eitempera]] oder die [[Kaseinfarbe|Kaseintempera]] benutzt. Diese ist wasserlöslich, während die Tempera mit einer [[Gummi arabicum|Gummi-arabicum]]-Emulsion (Gummi-Emulsion) unlöslich ist.
aber hat er die Sehnsucht nach der Idee eingepflanzt.
Diese Sehnsucht treibt ihn an, die Einzelheit zu überwinden
und den Geist in sich aufleben zu lassen, dem
Geiste gemäß zu sein. Alles, was selbstisch ist, was ihn
zu ''diesem'' bestimmten, einzelnen Wesen macht, das muß
der Mensch in sich aufheben, bei sich abstreifen, denn
dieses ist es, was das Licht des Geistes verdunkelt. Was
aus der Sinnlichkeit, aus Trieb, Begierde, Leidenschaft
hervorgeht, das will nur dieses egoistische Individuum.
Daher muß der Mensch dieses selbstische Wollen in sich
abtöten, er muß statt dessen, was ''er'' als Einzelner will,
''das'' wollen, was der Geist, die Idee in ihm will. Lasse die
Einzelheit dahinfahren und folge der Stimme der Idee in
Dir, denn sie nur ist das Göttliche! Was man als Einzelner
will, das ist am Umfange des Weltganzen ein wertloser,
im Strom der Zeit verschwindender Punkt; was
man «im Geiste» will, das ist im Zentrum, denn es lebt in
uns das Zentrallicht des Universums auf; eine solche Tat
unterliegt nicht der Zeit. Handelt man als Einzelner,
dann schließt man sich aus der geschlossenen Kette des
Weltwirkens aus, man sondert sich ab. Handelt man «im
Geiste», dann lebt man sich hinein in das allgemeine
Weltwirken. Ertötung aller Selbstheit, das ist die Grundlage
für das höhere Leben. Denn wer die Selbstheit abtötet,
der lebt ein ewiges ''[[Sein]]''. Wir sind in dem Maße
''[[Unsterblichkeit|unsterblich]]'', in welchem Maße wir in uns die Selbstheit
ersterben lassen. Das an uns Sterbliche ist die Selbstheit.
Dies ist der wahre Sinn des Ausspruches: «wer nicht
stirbt, bevor er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt». Das
heißt, wer nicht die Selbstheit in sich aufhören lässt während
der Zeit seines Lebens, der hat keinen Teil an dem
allgemeinen Leben, das unsterblich ist, der ist nie dagewesen,
hat kein wahrhaftes Sein gehabt.


Es gibt vier Sphären menschlicher Tätigkeit, in denen
Als ölige Phase kommen trocknende Öle ([[Lein]]-, [[Mohn]]-, [[Echte Walnuss|Walnuss]]- und [[Sonnenblume]]nöl), deren [[Standöl]]e, die aus diesen hergestellten [[Lack]]e, [[Alkydharz]]lösungen, [[Harz (Material)|Harzlösungen]], [[Terpentin]]e und [[Wachs]] zum Einsatz. Weitere [[Zuschlagstoff]]e, die allerdings wegen ihrer maltechnischen Eigenschaften hoch umstritten sind, sind zum Beispiel Honig und Seife, die dazu dienen, die Emulgierbarkeit zu erhöhen.
der Mensch sich voll hingibt an den Geist mit Ertötung
alles Eigenlebens: die Erkenntnis, die Kunst, die Religion
und die liebevolle Hingabe an eine Persönlichkeit
im Geiste. Wer nicht wenigstens in einer dieser vier
Sphären lebt, lebt überhaupt nicht. ''[[Erkenntnis]]'' ist Hingabe
an das Universum in Gedanken, ''[[Kunst]]'' in der Anschauung,
''[[Religion]]'' im Gemüte, ''[[Liebe]]'' mit der Summe
aller Geisteskräfte an etwas, was uns als ein für uns
schätzenswertes Wesen des Weltganzen erscheint. Erkenntnis
ist die geistigste, Liebe die schönste Form
selbstloser Hingabe. Denn Liebe ist ein wahrhaftes
Himmelslicht in dem Leben der Alltäglichkeit. Fromme,
wahrhaft geistige Liebe veredelt unser Sein bis in seine
innerste Faser, sie erhöht alles, was in uns lebt. Diese
reine fromme Liebe verwandelt das ganze Seelenleben in
ein anderes, das zum Weltgeiste Verwandtschaft hat. In
diesem höchsten Sinne lieben, heißt den Hauch des Gotteslebens
dahin tragen, wo zumeist nur der verabscheuungswürdigste
Egoismus und die achtungslose Leidenschaft
zu finden ist. Man muß etwas wissen von der
Heiligkeit der Liebe, dann erst kann man von Frommsein
sprechen.


Hat der Mensch sich durch eine der vier Sphären hindurch,
Eine grundsätzliche Unterscheidung ist die zwischen ''fetter'' und ''magerer'' Tempera. Alle Temperaarten können entweder fett oder mager angerieben werden. Bei fetter Tempera überwiegt Öl in der Bindemittelemulsion, das heißt, winzige wässrige Leimkügelchen schwimmen im Öl. Bei der mageren Tempera schwimmen Ölkügelchen in wässrigem Leim. Nach dem Verdunsten des Wassers der Emulsion bleibt bei fetter Tempera ein Ölfilm mit Löchern an den Stellen zurück, an denen das Wasser war. Bei magerer Tempera verbleiben kleine Ölkügelchen auf dem [[Bildträger]]. Malmittel für fette Tempera ist deshalb auch Öl, für magere Tempera Wasser.
aus der Einzelheit heraus, in das göttliche Leben
der Idee eingelebt, dann hat er das erreicht, wozu der
Strebenskeim in seiner Brust liegt: seine Vereinigung mit
dem Geiste; und dies ist seine wahre ''[[Bestimmung]]''. Wer
aber im Geiste lebt, lebt frei. Denn er hat sich alles
Untergeordneten entwunden. Nichts bezwingt ihn, als
wovon er gerne den Zwang erleidet, denn er hat es als das
Höchste erkannt.


Lasse die Wahrheit zum Leben werden; verliere Dich
Temperafarben trocknen im Vergleich zu Ölfarben relativ rasch, dies aber nur in dem Sinne, dass die Farben zwar nach dem raschen Verdunsten des Wassers zum Teil wieder überarbeitet werden können, aber wie Ölfarben erst langsam abbinden müssen. Das nach dem Verdunsten des Wassers zurückgebliebene Öl muss oxidieren, um die Pigmente binden zu können. Das geschieht schneller als bei [[Ölfarbe]]n, da die Oberfläche des Ölnetzes beziehungsweise der Ölkügelchen größer ist als bei dem geschlossenen Ölfilm der Ölfarben.
selbst, um Dich im Weltgeiste wiederzufinden!|40|15ff}}


== Literatur ==
Magere Tempera ist deshalb nach dem Verdunsten des Wassers trocken und weiter überarbeitbar, fette verhält sich dagegen eher wie Ölfarben, bleibt also länger „nass“.
#Rudolf Steiner: ''Wahrspruchworte'', [[GA 40]] (2005), ISBN 3-7274-0401-9 {{Vorträge|040}}


{{GA}}
== Vorteile ==
Die größten technischen Vorteile der Temperamalerei sind die [[Alterungsbeständigkeit]] und die langsame Trocknung. Risse, die bei Ölfarben auftreten können, sind bei Temperamalerei selten. Der Grund für die Rissbildung bei Ölfarben liegt in der Ausdehnung des Öls, wenn dieses oxidiert. Bei Temperafarben bleibt diese Volumenzunahme des Öls folgenlos, das oxidierte Öl dehnt sich in die Hohlräume aus, die das verdunstete Wasser zurückgelassen hat. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Farben sehr langsam trocknen und das Bild so noch lange nachbearbeitbar ist.


[[Kategorie:Anthroposophie]] [[Kategorie:Rudolf Steiner]]
== Nachteile ==
Die Temperamalerei ist schwieriger als [[Ölmalerei]] und verlangt vom Maler größeres technisches Wissen und auch malerische Erfahrung. Bei Eitempera erfolgt der Farbauftrag durch „Stricheln“ und in mehreren Schichten. Das ist zeit- und arbeitsaufwendig, sanfte unmerkliche Farbübergänge sind schwer zu erzielen. Lediglich die in der russischen Ikonenmalerei bekannte Plav-Technik für die Farbübergänge in Gesichtern erlaubt feine und unmerkliche Schattierungen, beeinflusst von den optischen Ergebnissen der Ölmalerei; sie ist aber handwerklich außerordentlich schwer zu beherrschen. Ölfarben hingegen erlauben, die Farben ineinander zu verreiben und dadurch sanftere Übergänge zu schaffen. Auch im Plav werden die Farben sanft miteinander verrieben.
 
Ein weiterer Nachteil ist die optische Veränderung der Farben beim Malen. Während die Ölfarben beim Malen fast genau so aussehen wie im getrockneten Zustand, ändert sich die Tempera stärker. Nach dem Verdunsten des Wassers wirken die Farben kräftiger, magere Tempera erscheint pudrig, pastellig und ändert sich beim [[Firnis]]sen stark, ähnlich wie [[Pastellkreide]]n. Diese Änderungen hängen stark von der Art der verwendeten Tempera ab, fette verhält sich anders als magere, Kaseintempera anders als [[Eitempera]]. Eitemperabilder wurden zum Beispiel der Sonne ausgesetzt, damit die Eigenfarbe des Eigelbs ausbleicht. Das erforderte Erfahrung des Malers, er konnte nicht einfach malen, was er sah. Das Problem tritt übrigens auch bei [[Acrylfarbe]]n auf, das Acrylbindemittel ist trübe mit einem Stich ins Bläuliche, erst mit dem Trocknen wird es klar. Acryl- und Temperafarben wirken deshalb nach dem Trocknen viel „sauberer“.
 
Außerdem gilt für viele Tempera-Arten, dass die Farbe spröde ist, das heißt, die Farben sind nur sehr bedingt auf flexiblen Bildträgern wie Leinwänden zu nutzen. Bei Kasein- beziehungsweise Quark-/Topfentempera können zusätzlich hohe Oberflächenspannungen entstehen, die zum Beispiel ausreichen, Bildträger (beispielsweise aus Holz) zu verziehen.
 
Ein weiterer Nachteil ist die geringe Haltbarkeit der fertigen Emulsion. Die Farben verderben sehr schnell und müssen deshalb kurz vor der Verarbeitung angerieben werden. Eine Lagerung ist kaum möglich.
 
== Historisches ==
 
Die Temperamalerei hat im europäischen [[Mittelalter]] die in der Antike und Spätantike noch übliche [[Enkaustik]] (Heißwachsmalerei) weitgehend abgelöst, war jedoch schon in der Antike, etwa bei den [[Mumienporträt]]s, benutzt worden. In der osteuropäischen Kunst wurde die Tempera zum ersten Mal in der [[Wandmalerei]] von der [[Kunstschule von Tarnowo]] benutzt,<ref>Nikola Mawrodinow: ''Albulgarische Kunst'', Band II (bulgarisch: Старобългарско изкуство, Том II), Verlag Naika i Izkustwo, Sofia, 1959.</ref> die sich dann rasch in der restlichen orthodoxen Welt verbreitete.
Die oben erwähnten Nachteile, zusammen mit dem Umstand, dass sich mit Ölfarben sehr einfach weiche Farbübergänge erzielen lassen, aber auch ähnliche Wirkungen wie mit Tempera zu erzielen sind, führten dazu, dass die Ölmalerei die Tempera in den Hintergrund drängte − außer in der traditionellen [[Ikone]]nmalerei, in der Eitempera bis heute die bevorzugte Technik geblieben ist. Gleichzeitig ersetzten [[Leinwand|Leinwände]] als große, leichte und nicht zu Rissen neigende, aber für die Temperamalerei wegen ihrer Flexibilität eher schlecht geeignete Bildträger die vorher üblichen Holztafeln. Die Verdrängung der Temperamalerei durch Ölmalerei fand ab dem [[15. Jahrhundert]] statt und begann im niederländischen Raum. Einer der ersten und bekanntesten Maler, der von Temperamalerei zur Ölmalerei wechselte, aber beide Techniken auch gemischt und parallel einsetzte, ist [[Jan van Eyck]], der gelegentlich sogar als „Erfinder der europäischen Ölmalerei“ bezeichnet wird, was so nicht nachweisbar und kaum zu halten ist. Vor allem zur [[Untermalung]], der Vorstufe von Gemälden in der mehrschichtigen Öl-[[Harz (Material)|Harz]]-Malerei, und für Skizzen haben noch viele Malergenerationen sich der Tempera bedient, darunter beispielsweise [[Peter Paul Rubens]].
 
== Bildergalerie ==
<gallery>
Datei:Andrea Mantegna 012.jpg|[[Andrea Mantegna]], ''Christus von Engeln getragen'', Tempera auf Holz, um 1461
Datei:Das Haus des Kostas Tempera Heidy Stangenberg-Merck.jpg|''Das Haus des Kostas'', Tempera, [[Heidy Stangenberg-Merck]], ca. 1960
Datei:Liselotte_Schramm-Heckmann.jpg|Eitempera auf Holz: ''Selbstbildnis mit Familie'', [[Liselotte Schramm-Heckmann]], 1935
</gallery>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Tempera}}
 
== Literaturhinweise ==
* Max Doerner: ''Malmaterial und seine Verwendung im Bilde''. Hrsg. Thomas Hoppe.
* Kurt Wehlte: ''Werkstoffe und Techniken der Malerei''.
* Kurt Wehlte: ''Temperamalerei, Einführung in Werkstoffe und Malweisen''. 1982.
* Egon von Vietinghoff: ''Handbuch zur Technik der Malerei''. Köln: DuMont 1983 (1991).
* Liselotte Schramm-Heckmann: ''Rebecca Gabriele, Entstehung eines Bildnisses''. Düsseldorf, 1991
 
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4059425-7}}
 
[[Kategorie:Maltechnik]]
[[Kategorie:Temperamalerei]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 28. Februar 2018, 04:45 Uhr

Der Misanthrop, Tempera auf Leinwand, Pieter Brueghel d. Ä., 1568

Eine Tempera (von lat. temperare „mischen“, „mäßigen“) ist eine Malfarbe, deren Pigmente mit einem Bindemittel aus einer Wasser-Öl-Emulsion gebunden werden. Als wässrigen Anteil der Emulsion können Temperafarben auch Leime enthalten.

Echte Temperafarben sind als fertige Tubenfarben selten im Handel, da sie sehr leicht verderben und nur unter starkem Einsatz von Konservierungsmitteln begrenzt haltbar gemacht werden können; das gilt besonders für Kasein-Tempera. Im Normalfall stellt man sich deshalb die Farben aus Pigmenten und einer Emulsion selbst her.

Temperaarten

Tempera wird nach der Art des wässrigen Emulsionsanteils unterschieden in zum Beispiel Kasein-, Ei-, Stärke- oder (Wachs-) Seifentempera. In der Kunst wird und wurde überwiegend die Eitempera oder die Kaseintempera benutzt. Diese ist wasserlöslich, während die Tempera mit einer Gummi-arabicum-Emulsion (Gummi-Emulsion) unlöslich ist.

Als ölige Phase kommen trocknende Öle (Lein-, Mohn-, Walnuss- und Sonnenblumenöl), deren Standöle, die aus diesen hergestellten Lacke, Alkydharzlösungen, Harzlösungen, Terpentine und Wachs zum Einsatz. Weitere Zuschlagstoffe, die allerdings wegen ihrer maltechnischen Eigenschaften hoch umstritten sind, sind zum Beispiel Honig und Seife, die dazu dienen, die Emulgierbarkeit zu erhöhen.

Eine grundsätzliche Unterscheidung ist die zwischen fetter und magerer Tempera. Alle Temperaarten können entweder fett oder mager angerieben werden. Bei fetter Tempera überwiegt Öl in der Bindemittelemulsion, das heißt, winzige wässrige Leimkügelchen schwimmen im Öl. Bei der mageren Tempera schwimmen Ölkügelchen in wässrigem Leim. Nach dem Verdunsten des Wassers der Emulsion bleibt bei fetter Tempera ein Ölfilm mit Löchern an den Stellen zurück, an denen das Wasser war. Bei magerer Tempera verbleiben kleine Ölkügelchen auf dem Bildträger. Malmittel für fette Tempera ist deshalb auch Öl, für magere Tempera Wasser.

Temperafarben trocknen im Vergleich zu Ölfarben relativ rasch, dies aber nur in dem Sinne, dass die Farben zwar nach dem raschen Verdunsten des Wassers zum Teil wieder überarbeitet werden können, aber wie Ölfarben erst langsam abbinden müssen. Das nach dem Verdunsten des Wassers zurückgebliebene Öl muss oxidieren, um die Pigmente binden zu können. Das geschieht schneller als bei Ölfarben, da die Oberfläche des Ölnetzes beziehungsweise der Ölkügelchen größer ist als bei dem geschlossenen Ölfilm der Ölfarben.

Magere Tempera ist deshalb nach dem Verdunsten des Wassers trocken und weiter überarbeitbar, fette verhält sich dagegen eher wie Ölfarben, bleibt also länger „nass“.

Vorteile

Die größten technischen Vorteile der Temperamalerei sind die Alterungsbeständigkeit und die langsame Trocknung. Risse, die bei Ölfarben auftreten können, sind bei Temperamalerei selten. Der Grund für die Rissbildung bei Ölfarben liegt in der Ausdehnung des Öls, wenn dieses oxidiert. Bei Temperafarben bleibt diese Volumenzunahme des Öls folgenlos, das oxidierte Öl dehnt sich in die Hohlräume aus, die das verdunstete Wasser zurückgelassen hat. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Farben sehr langsam trocknen und das Bild so noch lange nachbearbeitbar ist.

Nachteile

Die Temperamalerei ist schwieriger als Ölmalerei und verlangt vom Maler größeres technisches Wissen und auch malerische Erfahrung. Bei Eitempera erfolgt der Farbauftrag durch „Stricheln“ und in mehreren Schichten. Das ist zeit- und arbeitsaufwendig, sanfte unmerkliche Farbübergänge sind schwer zu erzielen. Lediglich die in der russischen Ikonenmalerei bekannte Plav-Technik für die Farbübergänge in Gesichtern erlaubt feine und unmerkliche Schattierungen, beeinflusst von den optischen Ergebnissen der Ölmalerei; sie ist aber handwerklich außerordentlich schwer zu beherrschen. Ölfarben hingegen erlauben, die Farben ineinander zu verreiben und dadurch sanftere Übergänge zu schaffen. Auch im Plav werden die Farben sanft miteinander verrieben.

Ein weiterer Nachteil ist die optische Veränderung der Farben beim Malen. Während die Ölfarben beim Malen fast genau so aussehen wie im getrockneten Zustand, ändert sich die Tempera stärker. Nach dem Verdunsten des Wassers wirken die Farben kräftiger, magere Tempera erscheint pudrig, pastellig und ändert sich beim Firnissen stark, ähnlich wie Pastellkreiden. Diese Änderungen hängen stark von der Art der verwendeten Tempera ab, fette verhält sich anders als magere, Kaseintempera anders als Eitempera. Eitemperabilder wurden zum Beispiel der Sonne ausgesetzt, damit die Eigenfarbe des Eigelbs ausbleicht. Das erforderte Erfahrung des Malers, er konnte nicht einfach malen, was er sah. Das Problem tritt übrigens auch bei Acrylfarben auf, das Acrylbindemittel ist trübe mit einem Stich ins Bläuliche, erst mit dem Trocknen wird es klar. Acryl- und Temperafarben wirken deshalb nach dem Trocknen viel „sauberer“.

Außerdem gilt für viele Tempera-Arten, dass die Farbe spröde ist, das heißt, die Farben sind nur sehr bedingt auf flexiblen Bildträgern wie Leinwänden zu nutzen. Bei Kasein- beziehungsweise Quark-/Topfentempera können zusätzlich hohe Oberflächenspannungen entstehen, die zum Beispiel ausreichen, Bildträger (beispielsweise aus Holz) zu verziehen.

Ein weiterer Nachteil ist die geringe Haltbarkeit der fertigen Emulsion. Die Farben verderben sehr schnell und müssen deshalb kurz vor der Verarbeitung angerieben werden. Eine Lagerung ist kaum möglich.

Historisches

Die Temperamalerei hat im europäischen Mittelalter die in der Antike und Spätantike noch übliche Enkaustik (Heißwachsmalerei) weitgehend abgelöst, war jedoch schon in der Antike, etwa bei den Mumienporträts, benutzt worden. In der osteuropäischen Kunst wurde die Tempera zum ersten Mal in der Wandmalerei von der Kunstschule von Tarnowo benutzt,[1] die sich dann rasch in der restlichen orthodoxen Welt verbreitete. Die oben erwähnten Nachteile, zusammen mit dem Umstand, dass sich mit Ölfarben sehr einfach weiche Farbübergänge erzielen lassen, aber auch ähnliche Wirkungen wie mit Tempera zu erzielen sind, führten dazu, dass die Ölmalerei die Tempera in den Hintergrund drängte − außer in der traditionellen Ikonenmalerei, in der Eitempera bis heute die bevorzugte Technik geblieben ist. Gleichzeitig ersetzten Leinwände als große, leichte und nicht zu Rissen neigende, aber für die Temperamalerei wegen ihrer Flexibilität eher schlecht geeignete Bildträger die vorher üblichen Holztafeln. Die Verdrängung der Temperamalerei durch Ölmalerei fand ab dem 15. Jahrhundert statt und begann im niederländischen Raum. Einer der ersten und bekanntesten Maler, der von Temperamalerei zur Ölmalerei wechselte, aber beide Techniken auch gemischt und parallel einsetzte, ist Jan van Eyck, der gelegentlich sogar als „Erfinder der europäischen Ölmalerei“ bezeichnet wird, was so nicht nachweisbar und kaum zu halten ist. Vor allem zur Untermalung, der Vorstufe von Gemälden in der mehrschichtigen Öl-Harz-Malerei, und für Skizzen haben noch viele Malergenerationen sich der Tempera bedient, darunter beispielsweise Peter Paul Rubens.

Bildergalerie

Siehe auch

Literaturhinweise

  • Max Doerner: Malmaterial und seine Verwendung im Bilde. Hrsg. Thomas Hoppe.
  • Kurt Wehlte: Werkstoffe und Techniken der Malerei.
  • Kurt Wehlte: Temperamalerei, Einführung in Werkstoffe und Malweisen. 1982.
  • Egon von Vietinghoff: Handbuch zur Technik der Malerei. Köln: DuMont 1983 (1991).
  • Liselotte Schramm-Heckmann: Rebecca Gabriele, Entstehung eines Bildnisses. Düsseldorf, 1991

Weblinks

Commons: Tempera - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Nikola Mawrodinow: Albulgarische Kunst, Band II (bulgarisch: Старобългарско изкуство, Том II), Verlag Naika i Izkustwo, Sofia, 1959.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Tempera aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.