Wert (Wirtschaft)

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Ein Wert im volkswirtschaftlichen Sinn kann nach der Auffassung Rudolf Steiners auf zwei Arten entstehen: entweder wird die Natur durch die menschliche Arbeit modifiziert oder es wird die Arbeit durch den menschlichen Geist, meist in Form des Kapitals, modifiziert bzw. organisiert. Der Preis wird im volkswirtschaftliche Prozess durch den Austausch von Werten bestimmt.

"Sie finden keine anderen Arten, wie volkswirtschaftliche Werte erzeugt werden: entweder wird die Natur durch die Arbeit modifiziert oder es wird die Arbeit durch den Geist modifiziert, wobei der Geist im Äußeren vielfach in den Kapitalformationen sich darlebt, so daß in bezug auf die Volkswirtschaft der Geist in der Konfiguration der Kapitalien gesucht werden muß. Wenigstens sein äußerer Ausdruck ist da. Doch das wird sich uns ergeben, wenn wir das Kapital als solches und dann das Kapital als Geldmittel betrachten.

So sehen Sie ja, daß wir nicht sprechen können davon, daß eine Definition des volkswirtschaftlichen Wertes sich ergeben kann. Denn wiederum bedenken Sie nur, wovon das alles abhängt, von wieviel dummen und gescheiten Leuten es abhängt, daß irgendwo vom Geiste die Arbeit modifiziert wird. Da sind lauter fluktuierende Bedingungen vorhanden. Aber dafür gilt das, was anschauungsgemäß ist, immer: daß auf diesen zwei polarischen Gegensätzen die wertbildenden Momente im volkswirtschaftlichen Prozeß zu suchen sind.

Nun, wenn das der Fall ist, dann liegt das vor: Wenn wir irgendwo drinnenstehen im volkswirtschaftlichen Prozeß, und der volkswirtschaftliche Prozeß, ich möchte sagen, irgendwo beim Kauf und Verkauf sich abspielt, so haben wir im Kauf und Verkauf im wesentlichen Wertaustausch, Austausch von Werten. Sie finden keinen anderen Austausch als den von Werten. Eigentlich ist es falsch, wenn man von Güteraustausch spricht. Im volkswirtschaftlichen Prozeß ist das Gut, ob es nun modifiziertes Naturprodukt ist oder modifizierte Arbeit, ein Wert. Was getauscht wird, sind Werte." (Lit.: GA 340, S. 33f)

Wie kann ein objektiver Wertmaßstab für Güter gefunden werden?

Nach einer abstrakten Definition des Wertes zu fragen, macht nach Rudolf Steiner wenig Sinn. Vielmehr geht es darum, geeignete Bedingungen zu schaffen, damit sozial gerechte Werte entstehen können.

"Was hier verfochten wird, die Dreigliederung des sozialen Organismus, soll sich von sozialistischen oder anderen Theorien dadurch unterscheiden, daß es etwas ist, was im eminentesten Sinne aus der Lebenspraxis heraus gewonnen ist. Deshalb muß schon gesagt werden, daß eine solche Frage nach dem objektiven Werte eines Gutes, einer Leistung, eines Erzeugnisses streng auf den Boden des Wirtschaftslebens gestellt werden muß. Da aber — und jetzt komme ich auf das, was in seiner Vorstellungsart der Gegenwart noch fremd ist - handelt es sich nicht dar- um, daß man irgendeine Definition findet, was der Wert eines Gutes ist. Die schönste Definition hat man ja immer für alle möglichen Dinge gefunden, aber es zeigt sich bei sehr schönen Definitionen oftmals eben das, daß sie einem im Leben auch nicht um einen einzigen kleinen Schritt vorwärts helfen. Wenn man von dem Werte der Güter spricht, so handelt es sich ja nicht darum, daß man sagen kann, dies oder jenes sei der Wert eines Gutes, sondern es handelt sich darum, daß der Wert des Gutes in der Zirkulation des menschlichen Verkehrs zum wirklichen Ausdruck kommt, daß wirklich das Gut, das ich hervorbringe, so viel mir einbringt, als ich brauche zu einer solchen Leistung. Also es handelt sich darum, daß in die Güterzirkulation das Gut mit seinem entsprechenden Wert eindringt. Und das Nachdenken hat sich nicht damit zu befassen, anzugeben, welches der objektive Wertmaßstab eines Gutes ist, sondern das Nachdenken hat sich damit zu befassen, eine soziale Struktur zu finden, durch die menschliche Gütererzeugnisse so in das soziale Leben eintreten, daß sie darinnen zirkulieren zum Wohle der Gemeinschaft. Da handelt es sich darum, vor allen Dingen die Bedingungen herauszufinden, durch die Güter mehr oder weniger wert werden.

Man braucht zum Beispiel nur auf folgendes hinzuweisen. Nehmen wir an, es wird in irgendeinem geschlossenen Wirtschaftsgebiete zuviel Fett, zuviel menschlich konsumierbares Fett erzeugt. Gut, man kann ja den Überfluß, den Menschen nicht verzehren können, meinetwillen zum Wagenschmieren benützen. Man kann es so verwenden, schön. Dadurch aber wird der Wert des Fettes für diese Menschengemeinschaft im wesentlichen herabgemindert. Nehmen wir an, es wird zuwenig Fett erzeugt, dann wird der Wert hinauf gesteigert, und es können nur solche Menschen, die ein Vermögen über das Durchschnittsmaß haben, sich das Fett verschaffen. Also man kann die Bedingungen angeben, unter denen der Wert eines Gutes, einer Leistung, steigt oder fällt. Nun handelt es sich darum, daß eine soziale Struktur eintrete, durch welche dieser Wert des einzelnen Gutes im Vergleiche zu anderen Gütern zu seinem entsprechenden Daseinsausdruck komme. Also es handelt sich nicht darum, daß man den Wert angeben kann, was man natürlich durch den entsprechenden Geldpreis kann; aber da kommt der vollständige Wert nicht zum Ausdruck. Es handelt sich darum, daß man es dahin bringen muß, daß vergleichsweise mit anderen Gütern die hervorgebrachten Güter, um die es sich handelt, den entsprechenden Wert haben. Es muß also diese Frage auf den Boden des Wirtschaftslebens gestellt und nicht nach einer Definition des Wertes, sondern nach den Bedingungen gefragt werden, unter denen Güter den entsprechenden gerechten Wert bekommen können." (Lit.: GA 332a, S. 28ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.