Amorph und Gleichgewichtssinn: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Amorph''' (von [[Altgriechische Sprache|griech.]] ά, á = ''nicht'' und  μορφή, morphé = ''Gestalt'' ) sind [[Stoff]]e, die, anders als [[Kristall]]e, über keine geordnete innere Struktur und über keine materialtypische äußere Form verfügen. [[Glas]] ist ein typisches Beispiel eines amorphen Stoffes. Im [[geisteswissenschaft]]lichen Sinn werden amorphe Stoffe, auch wenn sie oft härter als manche kristallinen Materialen sind, dem [[Wasser]]element, also dem flüssigen Zustand zugerechnet.
Der '''Gleichgewichtssinn''', heute auch ''Vestibuläre Wahrnehmung'' genannt, ist einer der zwölf [[physisch]]en [[Sinne]], von denen [[Rudolf Steiner]] in seiner [[Sinneslehre]] gesprochen hat. Er ermöglicht uns die [[Wahrnehmung]] unserer Körperhaltung und hilft uns bei der Orientierung im [[Raum]]. Zentrale [[Organ]]e des Gleichgewichtssinns sind das [[Wikipedia:Gleichgewichtsorgan|Gleichgewichtsorgan]] mit den drei [[Wikipedia:Bogengänge|Bogengänge]]n im [[Ohr|Innenohr]] und das Gleichgewichtszentrum des [[Wikipedia:Kleinhirn|Kleinhirn]]s ([[Wikipedia:Kleinhirn#Vestibulocerebellum|Vestibulocerebellum]]). Daneben spielen auch andere [[Sinne]], namentlich die [[Sehsinn|visuelle Wahrnehmungen]] und [[Wikipedia:Reflex|Reflex]]e eine Rolle.


[[Kategorie:Physikalischer Grundbegriff]]  
Die drei halbzirkelförmigen ''Bogengänge'' des Gleichgewichtsorgans sind auch von entscheidender Bedeutung für die [[Mathematik|mathematische]] [[Begabung]]:
[[Kategorie:Chemischer Grundbegriff]]
 
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"Nun hängt beim Menschen die mathematische Begabung vorzugsweise ab
von den drei Kanälen im Mittelohr, die mit dem Gleichgewicht etwas zu tun
haben, und es besteht für den Menschen eine Art Verbindung zwischen diesem
Organ im Ohr und zwischen dem gesamten das Rückenmark konstituierenden
Nervensystem. Wenn der Mensch nämlich mathematische Urteile fällt, so können
wir sehen, daß er viel mehr, als man gewöhnlich glaubt, Zuschauer ist. Die
mathematischen Urteile machen sich viel mehr selber, und der Mensch ist gerade
auf dem Gebiete der Mathematik mehr eine Art Automat. Daher gehört es
auch zu den Eigentümlichkeiten der Mathematik, daß man wirklich den Drang
hat, die ganze Mathematik zu einer Art Automat zu gestalten. Man zählt nur bis
zehn in unserem Zahlensystem, dann zählt man die Zehner und so weiter. Dadurch
wird das ganze Rechnen innerlich automatisiert. Es besteht wirklich eine
innere Gesetzmäßigkeit in den Zahlen, die in einer Art mathematischen Automatismus
an die Erde gebunden ist. Beim Menschen wirkt dieser Automatismus
nicht so stark, weil der Mensch herausgehoben ist aus diesem Automatismus
und die Urteilskraft doch eintritt und niederhält den ganzen mathematischen
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Die Tätigkeit des Gleichgewichtssinns beruht wesentlich darauf, dass der [[Ätherleib]] vom [[Geistselbst]] ([[Manas]]) durchdrungen wird und sich dadurch elastisch ausdehnt. Dadurch verdünnt sich auch der [[Astralleib]], ohne dabei aus dem Ätherleib herausgepresst zu werden. In der Folge kann sich auch die [[physisch]]e Substanz dehnen und strecken und die drei Bogengänge ausbilden und der Astralleib sich ins Gleichgewicht mit der Umgebung setzten.
 
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Menschen durchsetzen kann. Dieses dritte Element ist auch etwas,
was der Mensch heute zwar teilweise schon besitzt, aber nur zum
allergeringsten Teil in sein Bewußtsein gebracht hat, nämlich Manas
oder Geistselbst. Aber weil es die Erdenaufgabe des Menschen ist,
dieses Manas zu entwickeln, so ist es begreiflich, daß es anders auf den
Ätherleib wirkt als der Lebensgeist oder Geistesmensch, die erst in
ferner Zukunft entwickelt werden sollen. Es wirkt ausdehnend auf
den Ätherleib, nicht zusammenkrampfend, und die Folge davon ist,
daß das Gegenteil von dem eintritt, was beim Lebenssinn als das Frostige
bezeichnet worden ist. Man könnte die Wirkung von Manas auf
den Ätherleib vergleichen mit dem Einströmen von Wärme in einen
Raum. Etwas wie ein Wärmestrom ergießt sich beim Eintreten von
Manas in den Ätherleib und dehnt ihn elastisch aus. Die Folge davon
ist, daß nun auch der astralische Leib verdünnt wird, sich mit ausdehnen
kann, aber ohne herausgepreßt zu werden; er kann in dem sich
ausdehnenden Ätherleib drinnenbleiben. Während die Sinnesempfindüng
beim Lebensgefühl darauf beruht, daß der Astralleib herausgedrückt
wird, entsteht das, was statischer Sinn oder Gleichgewichtssinn
genannt worden ist, dadurch, daß der Ätherleib ausgedehnt wird
und dann zugleich der astralische Leib innerlich mehr Platz bekommt.
Der astralische Leib wird in sich weniger dicht, er wird dünner. Als
Folge dieser Verdünnung des Astral- und Ätherleibes ist nun auch für
die physische Substanz die Möglichkeit geboten, irgendwie sich zu
strecken und auszudehnen. Durch die Wirkung von Atma wurde der
physische Leib zusammengekrampft, durch die Wirkung von Budhi
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aber wird der physische Leib entlastet, und da auch der Ätherleib sich
ausdehnt, so kann er seine Partikelchen an gewissen Stellen hinausschieben.
Durch solches Hinausschieben sind auch jene Organe, die
drei kleinen halbzirkelförmigen Kanäle im Ohr entstanden, die aufeinander
senkrecht stehen, entsprechend den drei Richtungen des
Raumes. Es sind sozusagen Ausspreizungen der sinnlichen Materie
des physischen Leibes. Solche Organe entstehen in der verschiedensten
Weise als Neubildungen, als wunderbare Gebilde, welche nicht
dadurch entstehen, daß von innen her getrieben wird, sondern dadurch,
daß der Druck von außen aufhört, das heißt geringer wird und
Entlastung eintritt. Dadurch, daß der Astralleib sich weiter ausdehnen
kann, vermag er in Beziehung zur Außenwelt zu treten. Er muß sich
mit dieser Außenwelt ins Gleichgewicht setzen. Geschieht das nicht,
dann steht der Mensch schief oder er fällt sogar um. Für die beiden
ersten Sinne kam das nicht in Betracht, aber diesem Sinne kommt die
Aufgabe zu, sich ins Gleichgewicht zu setzen. Streben wir irgendwo
hinein, so müssen wir so hinein, wie wir können; zum Beispiel in den
Raum müssen wir in seinen drei Richtungen hineinstreben. Daher
wachsen jene drei halbzirkelförmigen Kanäle im Ohr in den drei Richtungen
des Raumes senkrecht aufeinander. Werden diese Organe verletzt,
so hört der statische Sinn auf zu funktionieren und der Mensch
erleidet Schwindelgefühle, Ohnmachtsanfalle und dergleichen. Wo
man es mit Tieren zu tun hat, liegt die Sache so, daß die Tiere zu früh
in die physische Materie heruntergestiegen sind, so daß sich bei ihnen
die physische Materie noch mehr verhärtet hat. Es treten geradezu
Steinbildungen auf, die Otolithen. Sie lagern sich so, daß daran das
Gleichgewicht abgemessen und empfunden werden kann.|115|37ff}}
 
== Literatur ==
 
* Rudolf Steiner: ''Anthroposophie – Psychosophie – Pneumatosophie'', [[GA 115]] (2001), ISBN 3-7274-1150-3 {{Vorträge|115}}
* ''Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', Heft 114/115: ''Rudolf Steiner und der mehrdimensionale Raum'', Dornach 1995 {{BE|114-115}}
 
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Sinne|106]]
[[Kategorie:Gleichgewichtssinn]]

Version vom 10. September 2018, 16:31 Uhr

Der Gleichgewichtssinn, heute auch Vestibuläre Wahrnehmung genannt, ist einer der zwölf physischen Sinne, von denen Rudolf Steiner in seiner Sinneslehre gesprochen hat. Er ermöglicht uns die Wahrnehmung unserer Körperhaltung und hilft uns bei der Orientierung im Raum. Zentrale Organe des Gleichgewichtssinns sind das Gleichgewichtsorgan mit den drei Bogengängen im Innenohr und das Gleichgewichtszentrum des Kleinhirns (Vestibulocerebellum). Daneben spielen auch andere Sinne, namentlich die visuelle Wahrnehmungen und Reflexe eine Rolle.

Die drei halbzirkelförmigen Bogengänge des Gleichgewichtsorgans sind auch von entscheidender Bedeutung für die mathematische Begabung:

"Nun hängt beim Menschen die mathematische Begabung vorzugsweise ab von den drei Kanälen im Mittelohr, die mit dem Gleichgewicht etwas zu tun haben, und es besteht für den Menschen eine Art Verbindung zwischen diesem Organ im Ohr und zwischen dem gesamten das Rückenmark konstituierenden Nervensystem. Wenn der Mensch nämlich mathematische Urteile fällt, so können wir sehen, daß er viel mehr, als man gewöhnlich glaubt, Zuschauer ist. Die mathematischen Urteile machen sich viel mehr selber, und der Mensch ist gerade auf dem Gebiete der Mathematik mehr eine Art Automat. Daher gehört es auch zu den Eigentümlichkeiten der Mathematik, daß man wirklich den Drang hat, die ganze Mathematik zu einer Art Automat zu gestalten. Man zählt nur bis zehn in unserem Zahlensystem, dann zählt man die Zehner und so weiter. Dadurch wird das ganze Rechnen innerlich automatisiert. Es besteht wirklich eine innere Gesetzmäßigkeit in den Zahlen, die in einer Art mathematischen Automatismus an die Erde gebunden ist. Beim Menschen wirkt dieser Automatismus nicht so stark, weil der Mensch herausgehoben ist aus diesem Automatismus und die Urteilskraft doch eintritt und niederhält den ganzen mathematischen Automatismus." (Lit.: Beiträge 114-115, S. 66)

Die Tätigkeit des Gleichgewichtssinns beruht wesentlich darauf, dass der Ätherleib vom Geistselbst (Manas) durchdrungen wird und sich dadurch elastisch ausdehnt. Dadurch verdünnt sich auch der Astralleib, ohne dabei aus dem Ätherleib herausgepresst zu werden. In der Folge kann sich auch die physische Substanz dehnen und strecken und die drei Bogengänge ausbilden und der Astralleib sich ins Gleichgewicht mit der Umgebung setzten.

„Wir kommen nun zu einem dritten Element, das den Ätherleib des Menschen durchsetzen kann. Dieses dritte Element ist auch etwas, was der Mensch heute zwar teilweise schon besitzt, aber nur zum allergeringsten Teil in sein Bewußtsein gebracht hat, nämlich Manas oder Geistselbst. Aber weil es die Erdenaufgabe des Menschen ist, dieses Manas zu entwickeln, so ist es begreiflich, daß es anders auf den Ätherleib wirkt als der Lebensgeist oder Geistesmensch, die erst in ferner Zukunft entwickelt werden sollen. Es wirkt ausdehnend auf den Ätherleib, nicht zusammenkrampfend, und die Folge davon ist, daß das Gegenteil von dem eintritt, was beim Lebenssinn als das Frostige bezeichnet worden ist. Man könnte die Wirkung von Manas auf den Ätherleib vergleichen mit dem Einströmen von Wärme in einen Raum. Etwas wie ein Wärmestrom ergießt sich beim Eintreten von Manas in den Ätherleib und dehnt ihn elastisch aus. Die Folge davon ist, daß nun auch der astralische Leib verdünnt wird, sich mit ausdehnen kann, aber ohne herausgepreßt zu werden; er kann in dem sich ausdehnenden Ätherleib drinnenbleiben. Während die Sinnesempfindüng beim Lebensgefühl darauf beruht, daß der Astralleib herausgedrückt wird, entsteht das, was statischer Sinn oder Gleichgewichtssinn genannt worden ist, dadurch, daß der Ätherleib ausgedehnt wird und dann zugleich der astralische Leib innerlich mehr Platz bekommt. Der astralische Leib wird in sich weniger dicht, er wird dünner. Als Folge dieser Verdünnung des Astral- und Ätherleibes ist nun auch für die physische Substanz die Möglichkeit geboten, irgendwie sich zu strecken und auszudehnen. Durch die Wirkung von Atma wurde der physische Leib zusammengekrampft, durch die Wirkung von Budhi wurde er im Gleichgewicht erhalten, durch die Wirkung von Manas aber wird der physische Leib entlastet, und da auch der Ätherleib sich ausdehnt, so kann er seine Partikelchen an gewissen Stellen hinausschieben. Durch solches Hinausschieben sind auch jene Organe, die drei kleinen halbzirkelförmigen Kanäle im Ohr entstanden, die aufeinander senkrecht stehen, entsprechend den drei Richtungen des Raumes. Es sind sozusagen Ausspreizungen der sinnlichen Materie des physischen Leibes. Solche Organe entstehen in der verschiedensten Weise als Neubildungen, als wunderbare Gebilde, welche nicht dadurch entstehen, daß von innen her getrieben wird, sondern dadurch, daß der Druck von außen aufhört, das heißt geringer wird und Entlastung eintritt. Dadurch, daß der Astralleib sich weiter ausdehnen kann, vermag er in Beziehung zur Außenwelt zu treten. Er muß sich mit dieser Außenwelt ins Gleichgewicht setzen. Geschieht das nicht, dann steht der Mensch schief oder er fällt sogar um. Für die beiden ersten Sinne kam das nicht in Betracht, aber diesem Sinne kommt die Aufgabe zu, sich ins Gleichgewicht zu setzen. Streben wir irgendwo hinein, so müssen wir so hinein, wie wir können; zum Beispiel in den Raum müssen wir in seinen drei Richtungen hineinstreben. Daher wachsen jene drei halbzirkelförmigen Kanäle im Ohr in den drei Richtungen des Raumes senkrecht aufeinander. Werden diese Organe verletzt, so hört der statische Sinn auf zu funktionieren und der Mensch erleidet Schwindelgefühle, Ohnmachtsanfalle und dergleichen. Wo man es mit Tieren zu tun hat, liegt die Sache so, daß die Tiere zu früh in die physische Materie heruntergestiegen sind, so daß sich bei ihnen die physische Materie noch mehr verhärtet hat. Es treten geradezu Steinbildungen auf, die Otolithen. Sie lagern sich so, daß daran das Gleichgewicht abgemessen und empfunden werden kann.“ (Lit.:GA 115, S. 37ff)

Literatur


Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.