Anschauung und Freiheit: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Anschauung''' ist ein [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischer]] [[Begriff]], der in seiner heutigen Verwendung meist auf [[Immanuel Kant]] bezogen ist. Mit ihm wird auf den sinnlich-rezeptiven Anteil in der [[Erkenntnis]] Bezug genommen. Der Begriff wurde allerdings auch schon vor Kant in der [[Philosophie]] verwendet, etwa bei  [[Wikipedia:Notker III.|Notker]] ([[Wikipedia:althochdeutsch|althochdeutsch]] ''anascouunga'') und [[Meister Eckhart]] ([[Wikipedia:mittelhochdeutsch|mhd.]] ''anschauunge''), bei denen der Begriff primär eine religiöse Bedeutung hatte. In der heutigen Erkenntnistheorie werden jedoch meist die verwandten Begriffe „[[Wahrnehmung]]“ und „[[Erfahrung]]“ verwendet.
[[Datei:John William Waterhouse - Ulysses and the Sirens (1891).jpg|mini|hochkant=2.5|Odysseus und die [[Sirenen]]. Gemälde von [[Wikipedia:John William Waterhouse|John William Waterhouse]] (1891)<br /><br />
Das altgriech. Wort für Freiheit - ''«Éleutheria»'' - bedeutete ursprünglich etwa: „zu einer Reise aufbrechen und alle Schwierigkeiten überwinden, um ein geliebtes Ziel zu erreichen“, wie es [[Wikipedia:Homer|Homer]] in seiner [[Wikipedia:Odyssee|Odyssee]] schildert.]]


== Emprische und reine Anschauungsformen ==
Die '''Freiheit''' ([[lat.]] ''[[libertas]]''; {{ELSalt|ἐλευθερία}} ''éleutheria''<ref>abgeleitet vermutlich von {{ELSalt|ἐλευ}} ''éleu'', was ungefähr bedeutet: „ein geliebtes Ziel erreichen“ (zu können), durchaus im Sinne einer äußeren (See)Reise, die man bestehen muss und dabei seine Kräfte und Fähigkeiten entwickelt, um das erstrebte, geliebte Ziel zu erreichen, wie es klassisch [[Wikipedia:Homer|Homer]] in seiner [[Wikipedia:Ilias|Ilias]] und [[Wikipedia:Odyssee|Odyssee]] schildert.</ref>) des [[Mensch]]en liegt nach [[Rudolf Steiner]] darin begründet, dass er die Gesetze ''seines'' Handelns erkennen und darauf ''seine'' [[Entscheidung]]en gründen kann. Ausgangspunkt der Freiheit ist daher nicht die '''Freiheit des Willens''', sondern die '''Freiheit der Gedanken''', die sich der [[Mensch]] im reinen, sinnlichkeitsfreien [[Denken]] durch [[moralische Intuition]] erringen und dadurch sein Handeln frei gestalten kann.
Kants in der [[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunft|Kritik der reinen Vernunft]] entwickelte Erkenntnistheorie unterscheidet zwischen [[empirisch]]en Anschauungen, die uns durch [[Sinne]]sorgane gegeben werden, und '''reinen Anschauungen''', die [[a priori]] vor jeder Erfahrung gegeben sind. Die beiden von Kant angenommenen '''''reinen Anschauungsformen''''' sind [[Raum]] und [[Zeit]]. Reine Anschauungen als solche sind frei von jeglicher sinnlichen Wahrnehmung, können aber auf sinnliche Wahrnehmungen bezogen werden. Eine Anschauung im Sinne Kants ist rein, „wenn der Vorstellung keine Empfindung beigemischt ist“ ([[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunf|KrV]] B74, [http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa03/074.html AA III, 74]).
Kant geht zudem davon aus, dass jede Erkenntnis auf das Zusammenspiel von Anschauungen und [[Begriff]]en angewiesen ist. „Das Mannigfaltige“, das in der Anschauung gegeben werde, brauche einer begrifflichen Ordnung, um zu Erkenntnis führen zu können. Andererseits bräuchten Begriffe Anschauungen, um nicht vollkommen leer zu sein. Begriffsverwendungen ohne Anschauungsmaterial führten zu den sinnlosen [[Spekulation]]en der traditionellen [[Metaphysik]], die Kant in der [[Wikipedia:transzendentale Dialektik|transzendentalen Dialektik]] widerlegen möchte. Dennoch ist nach Kant reine apriorische Erkenntnis im Wechselspiel von reinen Anschauungen und reinen Begriffen möglich.


{{Zitat|Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.|Immanuel Kant|''Kritik der reinen Vernunft'', [[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunf|KrV]] B75 ([http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa03/075.html AA III, 75])}}
<div style="margin-left: 20px;">
"Lesen Sie nach in meiner «[[Philosophie der Freiheit]]», was für einen großen Wert ich darauf gelegt habe, daß nicht gefragt werde nach der Freiheit des Willens. Der sitzt unten, tief unten im Unbewußten, und es ist ein Unsinn, nach der Freiheit des Willens zu fragen; sondern man kann nur von der Freiheit der Gedanken sprechen. Ich habe das in meiner «Philosophie der Freiheit» wohl auseinandergehalten. Die freien Gedanken müssen dann den Willen impulsieren, dann ist der Mensch frei." {{Lit|{{G|235|46ff}}}}
</div>
 
== Gedankenfreiheit und sittliche Autonomie ==
[[Datei:Böcklin Die Freiheit 1891.jpg|miniatur|300px|Die Freiheit ([[Wikipedia:Arnold Böcklin|Arnold Böcklin]], 1891)]]
 
<div style="margin-left: 20px;">
"Es handelt sich dabei darum, daß man die Freiheit entwickelt hat zunächst im Gedanken. Im Gedanken geht der Quell der Freiheit auf. Der Mensch hat einfach ein unmittelbares Bewußtsein davon, daß er im Gedanken ein freies Wesen ist." {{Lit|{{G|235|54}}}}
</div>
 
Die [[Erkenntnis]] der Gesetzmäßigkeiten des eigenen Handelns ist zunächst nur ein Sonderfall des Erkennens überhaupt, doch indem die Erkenntnis sich auf die ''bewusste'' Tätigkeit des [[Ich]]s richtet, liegt diese Gesetzmäßigkeit nicht außerhalb des erkannten Objektes, des Ichs, sondern ist der Inhalt des im lebendigen Tun begriffenen Ich selbst, das diese Gesetze aus sich und der Einsicht in die Gegebenheiten hervorbringt. Erkennender und Erkanntes, [[Subjekt]] und [[Objekt]], 'fallen in eins', werden identisch, und damit beherrschen uns nicht mehr von außen gegebene sittliche Gebote und Gesetze, auch nicht mehr von innen aufgedrungene [[trieb]]hafte Handlungsweisen, sondern wir nehmen erstere in unser eigenes [[Wesen]] auf oder wir klären, was uns letztere abverlangen und vollziehen nur das, was wir uns selbst befehlen, d. h. was wir selbst zu bewussten Handlungsmotiven erhoben haben.
 
<div style="margin-left:20px">
"Wahrhaft ''unsere'' Handlungen sind ja doch nur
diejenigen, wo wir, den [[Pflicht]]begriff vollkommen beiseite
setzend, rein unsere Individualität walten lassen." {{Lit|{{G|38|143}}}}
</div>
 
Dadurch wird im Sinne Steiners die [[sittliche Autonomie]] und der [[Ethischer Individualismus|ethische Individualismus]] und eine durchgreifende [[Toleranz]] im Zusammenspiel von Mensch, Gesellschaft und Welt begründet. Voraussetzung dafür ist, dass man das [[Liebe|liebt]], was man aus Einsicht tut, d.h. sich in freier Hingabe mit dem Auszuführenden identifiziert und dabei die sozialen und natürlichen Bedingungen beachtet.  Daraus folgt die [[Grundmaxime der freien Menschen]], die [[Rudolf Steiner]] in seiner [[Philosophie der Freiheit]] so formuliert hat:
<div style="margin-left:20px">
"Leben in der Liebe zum Handeln und Lebenlassen im Verständnisse des fremden Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen." {{Lit|{{G|4|166}}}}
</div>
 
Seine Gedanken zur Freiheit hat Rudolf Steiner ausführlich in seinen grundlegenden [[Philosophie|philosophischen]] Schriften dargestellt, vor allem am Anfang seines öffentlichen schriftstellerischen Wirkens in "[[Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung mit besonderer Rücksicht auf Schiller]]", "[[Wahrheit und Wissenschaft]]" und in "[[Die Philosophie der Freiheit]]" und später, da die Verwirklichung der Freiheitsidee schon eine lange Entwicklung der Bewußtseinskräfte innerhalb der Weltanschauungssysteme und damit des immer universeller werdenden individuellen Denkens in der Menschheit durchgemacht hat, aus der reifen Erfahrung seines jahrzehntelangen Umgangs mit dem in seinen frühen Werken konzipierten Erkenntnisweg in "[[Die Rätsel der Philosophie]]".
 
<div style="margin-left:20px">
"Wer dieses Buch, meine «Philosophie
der Freiheit» studiert, wird allerdings finden, daß ich genötigt
war, nicht von einer Freiheit des Willens zunächst zu
sprechen, sondern von der Freiheit dessen, was im Gedanken,
und zwar in dem sinnlichkeitsfreien Gedanken, im reinen
Gedanken, erlebt wird, in demjenigen Gedanken aber,
der in der menschlichen Seele bewußt als ein sittliches, als
ein moralisches Ideal auftaucht, und der diejenige Stärke erlangt,
die auf den Willen des Menschen motivierend wirken
kann. Wir können von Freiheit des Menschen sprechen,
wenn wir von jenen Handlungen des Menschen sprechen,
die aus seinem freien Denken heraus gestaltet werden, wo
der Mensch durch eine moralische Selbsterziehung dazu
kommt, daß ihn die Instinkte, die Triebe, die Emotionen,
sein Temperament nicht beeinflussen zu einer Handlung,
sondern allein die hingebungsvolle Liebe zu einer Handlung.
In dieser hingebungsvollen Liebe zu einer Handlung kann
sich entwickeln, was aus der idealen Stärke des reinen sittlichen
Gedankens hervorgeht. Das ist eine wirkliche freie
Handlung." {{Lit|{{G|79|128}}}}
</div>
 
=== Freiheit und Intellektualismus ===
 
Im [[Intellektualismus]] erstirbt unser geistiges Wesen, aber gerade dadurch wird uns die Möglichkeit zur Freiheit gegeben. Der [[Intellekt]] ist keine [[Wirklichkeit]], sondern bloßes [[Bild]] und kann uns daher nicht zwingen. Indem wir dieses Bild schöpferisch umgestalten und in  in voller Freiheit in unserem [[Denken]] die sittlichen Impulse gestalten, die unser Handeln leiten, verwirklichen wir damit zugleich unser ureigenstes geistiges Wesen.
 
<div style="margin-left:20px">
"Der Mensch
mußte intellektualistisch werden, damit er frei werden könne. Der
Mensch verliert im Intellektualismus sein geistiges Wesen, denn er kann
vom Intellektualismus nichts durch des Todes Pforte tragen. Aber er
erwirbt hier die Freiheit durch den Intellektualismus, und was er so
in Freiheit erwirbt, das kann er dann durch des Todes Pforte tragen.
 
Der Mensch mag also denken so viel er will auf bloße intellektualistische
Art - nichts davon geht durch des Todes Pforte. Allein wenn
der Mensch das Denken verwendet, um es in freien Handlungen auszuleben,
so geht so viel gewissermaßen als die geistig-seelische Substanz,
die ihn zum Wesen macht und nicht zum bloßen Wissen, mit ihm aus
seinen Freiheitserlebnissen durch des Todes Pforte. Im Denken wird
uns durch den Intellektualismus unser Menschenwesen genommen, um
uns zur Freiheit gelangen zu lassen. Was wir in Freiheit erleben, das
wird uns dann wiederum gegeben als menschliches Wesen. Der Intellektualismus
tötet uns, aber er belebt uns auch. Er läßt uns wieder auferstehen
mit völlig verwandelter Wesenheit, indem er uns zu freien
Menschen macht." {{Lit|{{G|207|170}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Wir können deutlich auf
das erste Drittel des 15. Jahrhunderts hinweisen: da ist mit aller Deutlichkeit
erst dieser Intellektualismus heraufgekommen. Früher haben
die Menschen, auch wenn sie sogenanntes Wissenschaftliches gedacht
haben, viel mehr in Bildern, welche die Wachstumskräfte der Dinge
selber darstellten, gedacht, nicht in abstrakten Begriffen, wie wir das
heute selbstverständlich tun müssen. Nun, diese abstrakten Begriffe,
die uns innerlich zum reinen Denken erziehen, wovon ich gerade in
meiner «Philosophie der Freiheit» gesprochen habe, diese abstrakten
Begriffe, sie machen es möglich, daß wir freie Wesen werden. Als die
Menschen noch nicht in Abstraktionen denken konnten, waren sie mit
ihrer ganzen Seelenverfassung determiniert, abhängig. Frei können
sich erst die Menschen entwickeln, nachdem sie innerlich durch nichts
bestimmt sind, nachdem die moralischen Impulse - Sie können das
nachlesen in meiner «Philosophie der Freiheit» - im reinen Denken erfaßt
werden können. Reine Gedanken sind aber keine Realität, sondern
sie sind Bilder. Bilder können uns nicht zwingen, wir selber müssen
unser Handeln bestimmen; Bilder haben nichts Zwingendes. Die
Menschheit hat sich auf der einen Seite zum abstrakten Gedanken, auf
der andern Seite zur Freiheit entwickelt. Das habe ich von andern Gesichtspunkten
aus öfter dargestellt.
 
Aber nun, bevor die Menschheit fortgeschritten war dazu, im Erdenleben
den abstrakten Gedanken zu fassen, im Erdenleben durch dieselbe
Fähigkeit, die den abstrakten Gedanken fassen kann, zur Freiheit
zu kommen, wie war es denn damals mit ihr? Da hat die Menschheit
im Leben auf der Erde zwischen der Geburt und dem Tode nicht abstrakte
Gedanken gefaßt; selbst im alten Griechenland war das noch
nicht möglich, geschweige denn in früheren Zeiten. Da hat die Menschheit
durchaus in Bildern gedacht und war demgemäß auch nicht mit
dem innerlichen Freiheitsbewußtsein ausgestattet, das eben heraufgezogen
ist mit dem reinen, das ist abstrakten Gedanken. Der abstrakte
Gedanke läßt uns kalt. Dasjenige, was uns der abstrakte Gedanke an
moralischer Fähigkeit gibt, das macht uns im intensivsten Sinne warm,
denn das stellt im höchsten Sinne unsere Menschenwürde dar.
 
Wie war es, bevor der abstrakte Gedanke mit der Freiheit über die
Menschheit kam? Nun, Sie wissen, wenn der Mensch durch die Pforte
des Todes geht, dann hat er in den ersten Tagen, nachdem er seinen
physischen Leib verlassen hat, noch den ätherischen Leib an sich, und
er hat wie in einer umfassenden Rückschau, nicht in Detailmalerei,
aber in ausgleichenden universellen Bildern seinen ganzen Lebensgang,
den er durchgemacht hat, soweit er sich zurückerinnert, vor sich. Dieses
Lebenstabieau hat der unmittelbar Verstorbene durch mehrere Tage
vor sich als Bildinhalt. Ja, meine lieben Freunde, so ist es heute. In derjenigen
Zeit, in der die Menschen hier auf der Erde Bildinhalt hatten,
hatten sie unmittelbar nach dem Tode das, was der heutige Mensch
erlebt, das Rationelle, die logische Erfassung der Welt, die sie zwischen
Geburt und Tod nicht hatten, in der Rückschau vor sich. Das ist etwas,
was uns im eminentesten Sinne hineinführt in das Verständnis der Menschenwesenheit.
Dasjenige, was der Mensch einer älteren Geschichtsepoche
sogar, nicht nur der Urzeit, erst nach dem Tode hatte: einen
kurzen Rückblick in abstrakten Begriffen und den Impuls der Freiheit,
der ihm dadurch dann blieb für das Leben zwischen dem Tode und einer
neuen Geburt, das hat sich hereingeschoben während der Menschheitsentwickelung
in das Erdenleben. Das gehört zu den Geheimnissen des
Daseins, daß sich Übersinnliches fortwährend hereinschiebt in das Sinnliche.
Was heute ausgedehnt ist über das Erdenleben, die Fähigkeit der
Abstraktion und Freiheit, das war etwas, was bei einer älteren Menschheit
nach dem Tode erst in den Menschenbesitz kam mit dieser Rückschau,
während heute der Mensch während des Erdenlebens zwischen
der Geburt und dem Tode die Rationalität, die Intellektualität und die
Freiheit hat und daher eine bloße Bildrückschau nach dem Tode. So
schieben sich die Dinge ineinander. Fortwährend schiebt sich real Konkret-
Übersinnliches in das Sinnliche herein." {{Lit|{{G|257|43f}}}}
</div>
 
=== Schein und Wirklichkeit ===
 
Wir können uns die Freiheit nur deswegen erringen, weil wir während unseres Erdenlebens mit unserem [[Tagesbewusstsein]] in einer Welt des bloßen [[Schein]]s leben.
 
<div style="margin-left:20px">
"Wenn wir unsere Sinne hinausrichten in unsere Weltumgebung zwischen
Geburt und Tod, dann stellt sich uns die Welt als Erscheinung,
als Schein dar [...]
 
Wenn aber der Mensch zwischen Geburt und Tod im heutigen Zeitalter
die Welt nicht als Schein wahrnehmen würde, wenn er den Schein
nicht erleben könnte, so könnte er ja nicht frei sein. Die Entwickelung
der Freiheit ist nur möglich in der Welt des Scheines. Ich habe das angedeutet
in meinem Buche «Vom Menschenrätsel», indem ich darauf
hingewiesen habe, daß eigentlich die Welt, die wir erleben, verglichen
werden kann mit den Bildern, die uns aus einem Spiegel heraus anschauen.
Diese Bilder, die uns aus einem Spiegel heraus anschauen, die
können uns nichts aufzwingen; sie sind eben nur Bilder, sie sind Schein.
Und so ist das, was der Mensch als Wahrnehmungswelt hat, auch
Schein.
 
Der Mensch ist ja durchaus nicht etwa ganz nur in den Schein der
Welt eingesponnen. Er ist nur mit seinem Wahrnehmen, das sein waches
Bewußtsein ausfüllt, eingesponnen in eine Scheinwelt. Aber wenn
der Mensch hinblickt auf seine Triebe, auf seine Instinkte, auf seine
Leidenschaften, auf seine Temperamente, auf all das, was heraufwogt
aus dem menschlichen Wesen, ohne daß er es zu klaren Vorstellungen
bringen kann, wenigstens zu wachen Vorstellungen, so ist ja das alles
nicht Schein. Es ist schon Wirklichkeit, aber eine Wirklichkeit, die
dem Menschen nicht vor das gegenwärtige Bewußtsein tritt. Der
Mensch lebt zwischen Geburt und Tod in einer wahren Welt, die er
nicht kennt, die aber niemals dazu angetan ist, ihm wirklich die Freiheit
zu geben. Instinkte, die ihn unfrei machen, kann sie ihm einpflanzen,
innere Notwendigkeiten kann sie hervorbringen, aber nie und
nimmer kann sie den Menschen die Freiheit erleben lassen. Die Freiheit
kann nur erlebt werden innerhalb einer Welt von Bildern, von Schein.
Und wir müssen eben, indem wir aufwachen, in ein Scheinwahrnehmungsleben
eintreten, damit sich da die Freiheit entwickeln kann." {{Lit|{{G|207|172f}}}}
</div>
 
Anders ist es zunächst im [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt]]. Da tritt dem Menschen die Wirklichkeit der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] entgegen und er wird dadurch von deren [[Notwendigkeit]] gefangengenommen. Was er sich aber im Erdenleben an Freiheit erworben hat, das kann er als sein Eigenwesen durch die Todespforte tragen und in der jenseitigen Welt geltend machen.
 
<div style="margin-left:20px">
"Das Leben im Scheine
ist ihm eigentlich nur gewährt zwischen der Geburt und dem Tode.
Der Mensch kommt heute nicht dazu, zwischen dem Tode und einer
neuen Geburt im Scheine zu leben. Er wird gewissermaßen gefangengenommen
von der Notwendigkeit, wenn er durch den Tod tritt [...]
 
Das ist die Entwickelung, in die der Mensch eingetreten ist mit der
Mitte des 15. Jahrhunderts. Aus dem Schein der Erde sind ihm verschwunden
die göttlich-geistigen Welten. In der Zeit zwischen dem
Tod und einer neuen Geburt nehmen ihn aber diese göttlich-geistigen
Welten so gefangen, daß er seine Selbständigkeit ihnen gegenüber nicht
bewahren kann. Nur, sagte ich, wenn der Mensch hier wirklich Freiheit
entwickelt, das heißt, wenn er seinen ganzen Menschen engagiert
für das Scheinleben, dann ist es ihm möglich, auch sein Eigenwesen
durch die Todespforte zu tragen." {{Lit|{{G|207|174f}}}}
</div>
 
Wirkt das Erleben der nachtodlichen Notwendigkeit zu stark in das nächste Erdenleben hinein, ensteht eine Gefahr, in der die gegenwärtige [[Menschheit]] tatsächlich schwebt:
 
<div style="margin-left:20px">
"Sie kann sich nicht recht einleben in die bloße
Welt der Phänomene, in die Welt des Scheines. Vor allen Dingen mit
dem inneren Leben kann sie sich nicht in diese Welt des Scheines einleben.
Sie will sich der Notwendigkeit, der inneren Notwendigkeit
übergeben, den Instinkten, Trieben, Leidenschaften. Wir sehen ja heute
wenig von dem verwirklicht, was aus der freien Impulsivität des reinen
Denkens hervorgeht. Aber ebensoviel als dem Menschen hier im
Leben zwischen Geburt und Tod mangelt an Freiheit, ebensoviel
kommt mit dem hypnotisierenden Zwange zwischen Tod und neuer
Geburt von Unfreiheit, von Notwendigkeit in der Wahrnehmung über
ihn. So daß dem Menschen die Gefahr droht, daß er durch die Todespforte
schreitet, sein eigenes Wesen nicht mitnehmen kann, aber für
die Wahrnehmungswelt sich nicht einlebt in etwas Freies, sondern in
etwas, was ihn untertauchen läßt in Zwangsverhältnisse, was ihn wie
erstarren macht in der äußeren Welt." {{Lit|{{G|207|178}}}}
</div>
 
=== Technik und Freiheit ===
 
{{GZ|In der Maschine hat sich der Mensch mit einem zwar Durchsichtigen,
aber ihm Fremden umgeben. Er hat sein Leben mit
diesem Fremden verbunden. Kalt und menschenfern steht die
Maschine da, ein Triumph der «sicheren» Erkenntnis; neben
ihr steht der Mensch selbst, Finsternis vor sich, wenn er mit
dieser Erkenntnis in sich selbst hineinsieht.
 
Und dennoch: ''diesen'' Blick in das durchsichtige Tote mußte
die Menschheit in sich erziehen, wenn sie völlig ''wach'' werden
sollte. Sie braucht das ''Bildwissen'' von dem, was ihrem eigenen
Wesen fremd ist, zum Wachsein. Denn alles vorangehende
Wissen ist aus dem Dunkel der eigenen Menschennatur mitbestimmt;
klar wird es erst vor der Seele, wenn die Menschenseele
zum bloßen Spiegel wird, der nur noch ''Bilder'' des Menschenfremden
entwirft. Vorher hatte der Mensch in seinem
Seeleninhalt, wenn er von Wissen sprach, die Triebe, die Inhalte
seiner eigenen Natur, die als solche nicht klar sein können.
Seine Ideen waren von einem Sein durchsetzt; aber sie
waren nicht klar. - Die ''Bilder'' des leblosen Seins sind klar. Nun
aber hat der Mensch an diesen Bildern ''nicht nur'' die Offenbarung
des Leblosen, sondern auch innere Erlebnisse. ''Bilder''
können durch ihre eigene Natur nichts veranlassen. Sie sind
kraftlos. Erlebt der Mensch seine sittlichen Impulse in dem
Reich des Bildlichen so, wie er es an der leblosen Natur sich
anerzogen hat, dann erhebt er sich zur Freiheit. Denn Bilder
können nicht wie Triebe, Leidenschaften oder Instinkte den
Willen bestimmen. Erst das Zeitalter, das am Toten das Mathematik-ähnliche Bilddenken entwickelte, kann den Menschen
zur Freiheit geleiten.
 
Die kalte Technik gibt dem Menschendenken ein Gepräge,
das in die Freiheit führt. Zwischen Hebel, Rädern und Motoren
lebt nur ein toter Geist; aber in diesem Totenreiche ''erwacht''
die freie Menschenseele. Sie muß den Geist in sich erwecken,
der vorher nur mehr oder weniger träumte, als er
noch die Natur beseelte. Aus dem träumenden wird waches
Denken an der Kälte der Maschine.|36|84f}}
 
== Das Freiheitserlebnis im Zusamenhang mit Imagination, Inspiration und Intuition ==
 
{{LZ|In jedem Freiheitserlebnis sind drei Dinge verwoben. Sie erscheinen als Einheit
im Moment, wo das Erlebnis sich ereignet, aber der nachherige Gang des Lebens
läßt sie getrennt bewußt werden. Man erlebt das, was man zu tun hat, als inneres
Bild, das in freier moralischer Phantasietätigkeit vor einem aufsteigt. Als eine
wahre Imagination erscheint, was man zu tun sich entschließt, weil man es liebenswert
finden muß. Das Zweite, was in dem einheitlichen Erlebnis enthalten ist, ist
der Impuls, daß man von höheren Mächten ermahnt wird, dem im Innern Aufkeimenden
zu folgen. <Tue es> sagen die inneren Stimmen, und das Gewahrwerden
derselben ist eine wahre Inspiration. Aber noch ein drittes Element ist dem einheitlichen
Erlebnis einverwoben. Man stellt sich durch die Tat in eine äußere Schicksalsumgebung
hinein, in die man ohne das Freiheitserlebnis niemals eingetreten
wäre. Man begegnet jetzt anderen Menschen, wird an andere Orte geführt, dadurch,
daß das innere intuitiv Erfaßte nun zur schicksalhaft von außen herantretenden
Umgebung wird. Die Situation einer wahren Intuition ergibt sich.» «Sehen Sie»,
fuhr Rudolf Steiner fort, «diese drei ineinander verwobenen Erlebnisse haben sich
nachher auseinandergelegt,-sind isoliert bewußt geworden, so daß die Imagination
und die Inspiration und die Intuition als Erkenntnisakte bewußt wurden.|{{BE|49|30}}}}
 
== Der Wille zur Freiheit ==
 
Wer in der [[Erkenntnis]] bei seinen persönlichen [[Meinung]]en und Ansichten stehen bleibt, erkennt nur das Vergängliche. Wer aber in sich das [[Ich]] als seinen ewigen Wesenskern erkennt, der erkennt auch das Ewige in den anderen Dingen, die ihn umgeben.
 
<div style="margin-left:20px">
"Solange man persönlich mit der Welt lebt, so lange enthüllen die Dinge auch nur das, was
sie mit unserer Persönlichkeit verknüpft das aber ist ihr Vergängliches. Ziehen wir uns
selbst von unserem Vergänglichen zurück und leben wir mit unserem Selbstgefühl, mit
unserem «Ich» in unserem Bleibenden, dann werden die vergänglichen Teile an uns
zu Vermittlern; und was sich durch sie enthüllt, das ist ein Unvergängliches, ein Ewiges
an den Dingen. Dieses Verhältnis seines eigenen Ewigen zum Ewigen in den Dingen muß
bei dem Erkennenden hergestellt werden können." {{Lit|{{G|9|188f|188}}}}
</div>
 
Wer sich aus dieser im und durch das Ich gefundenen Erkenntnis des Ewigen die Impulse seines Handelns gibt, der handelt im Einklang mit der ewigen Weltordnung und zugleich in voller Freiheit. Freilich ist das ein Ideal, das der Mensch noch lange nicht erreicht hat, aber es ist ein Ziel, dem er zustreben kann - und das ist sein ''Wille zur Freiheit''.
 
<div style="margin-left:20px">
"So eröffnet sich dem Erkennenden die Möglichkeit, nicht mehr den unberechenbaren
Einflüssen der äußeren Sinnenwelt allein zu folgen, die sein Wollen bald da-, bald
dorthin lenken. Er hat durch Erkenntnis in der Dinge ewiges Wesen geschaut. Er hat
durch die Umwandlung seiner inneren Welt die Fähigkeit in sich, dieses ewige Wesen
wahrzunehmen. Für den Erkennenden erhalten die folgenden Gedanken noch eine
besondere Wichtigkeit. Wenn er aus sich heraus handelt, so ist er sich bewußt, aus dem
ewigen Wesen der Dinge heraus zu handeln. Denn die Dinge sprechen in ihm dieses ihr
Wesen aus. Er handelt also im Sinne der ewigen Weltordnung, wenn er aus dem in ihm
lebenden Ewigen diesem seinem Handeln die Richtung gibt. Er weiß sich dadurch nicht
mehr bloß von den Dingen getrieben; er weiß, daß er sie nach den ihnen selbst
eingepflanzten Gesetzen treibt, welche die Gesetze seines eigenen Wesens geworden
sind. - Dieses Handeln aus dem Innern kann nur ein Ideal sein, dem man zustrebt. Die
Erreichung dieses Zieles liegt in weiter Ferne. Aber der Erkennende muß den Willen
haben, diese Bahn klarzusehen. Dies ist sein Wille zur Freiheit. Denn Freiheit ist Handeln
aus sich heraus. Und aus sich darf nur handeln, wer aus dem Ewigen die Beweggründe
schöpft. Ein Wesen, das dies nicht tut, handelt nach anderen Beweggründen, als den
Dingen eingepflanzt sind. Ein solches widerstrebt der Weltordnung. Und diese muß ihm
gegenüber dann obsiegen. Das heißt: es kann letzten Endes nicht geschehen, was es
seinem Willen vorzeichnet. Es kann nicht frei werden. Willkür des Einzelwesens
vernichtet sich selbst durch die Wirkung ihrer Taten." {{Lit|{{G|9|190f|190}}}}
</div>
 
== Die Wurzeln der menschlichen Freiheit ==
[[Datei:Eugène Delacroix - La liberté guidant le peuple.jpg|mini|300px|[[Wikipedia:Eugène Delacroix|Eugène Delacroix]] – [[Wikipedia:Die Freiheit führt das Volk|Die Freiheit führt das Volk]]]]
=== Der «[[Streit am Himmel]]» ===
 
{{Hauptartikel|Streit am Himmel}}
 
In der Übergangszeit von der [[Alte Sonne|alten Sonne]] zum [[Alter Mond|alten Mond]] fand der sogenannte [[Streit am Himmel]] statt. Dabei wurden [[Wesenheit]]en aus der [[Hierarchie]] der [[Dynameis]] ([[Geister der Bewegung]]) gleichsam ''"abkommandiert"'', um als [[Widersacher]] die fortschreitende Entwicklung zu hemmen, aber gerade dadurch einen neuen wesentlichen Evolutionssprung zu bewirken. Diese [[Mächte]] waren an sich noch nicht [[böse]] und hätten auch nicht aus eigenem [[Wille]]n zu hemmenden Kräften werden können. Aber indem sie Sturm liefen gegen die normale Entwicklung und der Evolution dadurch neue Wege eröffneten, wurde sie letzlich auch zu ''Erzeugern des Bösen'', ermöglichten aber gerade dadurch die Freiheit. Sie selbst hatten zwar diese Freiheit noch nicht, aber ein Teil der [[Engel]]wesenheiten, die auf dem alten Mond ihre [[Menschheit]]sstufe, d.h. ihre [[Ich]]-Entwicklung absolvierten, konnte sich durch den hemmenden Einfluss der Dynameis aus dem Willen der Gottheit befreien und eigene Ziele verfolgen. Sie wurden dadurch zu [[luziferisch]]en Geistern.
 
<div style="margin-left:20px">
"So sehen wir, daß in einer gewissen Beziehung erst dadurch, daß
die Mächte abkommandiert wurden, dem Menschen die Möglichkeit
gegeben wurde, aus sich selbst heraus das Ziel zu erreichen, das
selbst die höchsten Seraphim nicht aus sich selbst erreichen können.
Das ist das Wesentliche. Sie können gar nicht anders handeln, die
Seraphim, Cherubim, Throne, als unmittelbar den Impulsen folgen,
die die Gottheit gibt. Die Herrschaften, die ganze zweite Hierarchie
kann auch nicht anders handeln. Von den Mächten war eine Anzahl
abkommandiert; also auch diese Mächte, die sozusagen sich in den
Weg der Entwickelung warfen, konnten nicht anders als den Befehlen
der Gottheit folgen. Auch in dem, was man nennen könnte den
Ursprung des Bösen, auch da vollziehen sie nur den Willen der
Gottheit; indem sie sich zu Dienern des Bösen machen, vollziehen
sie nur den Willen der Gottheit, die durch den Umweg des Bösen
das starke Gute entwickeln will. Und steigen wir jetzt herunter zu
denjenigen Wesenheiten, die wir die Gewalten nennen: Durch sich
selbst hätten sie das nicht erreichen können. Auch sie hätten nicht
böse werden können durch sich selbst; auch nicht die Geister der
Persönlichkeit, auch nicht die Feuergeister. Denn als diese auf der
Sonne Menschen waren, da waren ja die Mächte noch nicht abkommandiert,
da war überhaupt noch keine Möglichkeit vorhanden,
böse zu werden. Die ersten, die die Möglichkeit hatten, böse zu
werden, waren die Engel, denn diese Möglichkeit war erst von der
Mondenentwickelung aus vorhanden. Da, von der Sonne zum
Mond, hat der Streit am Himmel stattgefunden. Ein Teil der Engel
hat nun diese Möglichkeit ausgeschlagen, hat sozusagen sich nicht
verführen lassen durch die Kräfte, die in die Hemmnisse hineinführen
sollten; die blieben bei der alten Natur. So daß wir bis zu den
Engeln herab und noch in einem Teil der Engel solche Wesenheiten
der geistigen Hierarchien vor uns haben, die unbedingt nicht anders
können, als dem göttlichen Willen folgen, bei denen es keine Möglichkeit
gibt, dem göttlichen Willen nicht zu folgen. Das ist das
Wesentliche.
 
Und nun kommen wir zu zwei Kategorien von Wesenheiten: Erstens
denjenigen Engeln, die sich hineingestürzt haben in das, was
die Mächte während des Streites am Himmel angerichtet haben. Das
waren solche Wesenheiten, die wir eben wegen ihrer weiteren Taten
die luziferischen Wesenheiten nennen. Diese Wesenheiten haben sich
dann herangemacht an den menschlichen Astralleib während der
Erdenentwickelung und dem Menschen die Möglichkeit des Bösen
gegeben, aber damit auch die Möglichkeit, aus eigener freier Kraft
sich zu entwickeln. So daß wir innerhalb der ganzen Stufenfolge der
Hierarchien nur bei einem Teil der Engel und beim Menschen die
Möglichkeit der Freiheit haben. Sozusagen mitten in der Reihe der
Engel beginnt die Möglichkeit der Freiheit; im Menschen ist sie aber
doch erst in der richtigen Weise ausgebildet. Als der Mensch die
Erde betrat, hat er allerdings zunächst verfallen müssen der großen
Gewalt der luziferischen Geister. Sie durchdrangen den Astralleib
des Menschen mit ihren Kräften, und das Ich wurde dadurch einbezogen
in diese Kräfte; so daß wir während der lemurischen und atlantischen
Entwickelung, und auch nachher noch, das Ich wie in einer
Wolke haben, wie in eine Wolke gehüllt, die herbeigeführt worden
ist durch die Einflüsse Luzifers. Der Mensch ist nur dadurch bewahrt
worden vor der Überwältigung durch die ihn herabziehenden Kräfte,
daß frühere Wesenheiten ihn überschattet haben, daß die Engel, die
oben geblieben waren, und die Erzengel oben, in besonderen Individuen
sich verkörpert und ihn geführt haben. Und das geschah bis
in jene Zeit hinein, wo etwas ganz Besonderes eintrat, wo eine Wesenheit,
welche bis dahin nur verbunden war mit dem Sonnendasein,
so weit gekommen war, daß sie jetzt nicht nur, wie frühere Wesenheiten
der höheren Welten, in den physischen Leib, Ätherleib und
Astralleib des Menschen hineintreten konnte, sondern daß sie eindringen
konnte in den Menschen bis in das Ich." {{Lit|{{G|110|166f}}}}
</div>
 
=== Christus und das Mysterium von Golgatha ===
Die luziferischen Geister ermöglichten es dem [[Mensch]]en, während der [[Erdentwicklung]] die Freiheit zu erlangen, nämlich die Freiheit, sich aus dem Willen der Gottheit zu befreien. Das ist aber nur die eine, die negative Seite der Freiheit. Der Mensch wäre dadurch allerdings den luziferischen Mächten verfallen, die in seinem [[Astralleib]] wirkten. Das konnte nur dadurch verhindert werden, dass sich der [[Christus]] selbst auf Erden inkarnierte. Der Christus wirkt unmittelbar durch das Ich des Menschen, aber er entäußert sich dabei jeglichen Machtanspruchs und ermöglicht es dadurch dem Menschen, sich aus freiem Entschluss zum Geistigen zu erheben. Erst dadurch wird die volle Freiheit verwirklicht.
 
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"... diese
Tat ist eine solche, daß sie auf keinen Menschen anders wirkt, als
wenn er sich selbst dazu entschließt, sie auf sich wirken zu lassen,
das heißt, wenn sie mit dem absolut freien Charakter seines individuellen
Ich vereinbar ist. Denn nicht genügt es, daß der Christus
anwesend wird im menschlichen Astralleib, sondern der Christus
muß, wenn er wirklich verstanden werden soll, im menschlichen Ich
anwesend werden. Und das Ich muß sich frei entschließen, den Christus
aufzunehmen. Das ist es, worauf es ankommt. Aber gerade
dadurch nimmt dieses menschliche Ich, wenn es sich mit dem Christus
verbindet, eine Realität in sich auf, eine göttliche Kraft, nicht
bloß eine Lehre. Daher kann hundertmal bewiesen werden, daß alle
Lehren des Christentums schon zu finden sind da oder dort; aber
darauf kommt es nicht an, sondern darauf, daß das Wesentliche im
Christentum die Tat ist, die nur durch eine freiwillige Erhebung
in die höheren Welten zum eigenen Besitz werden kann. Dadurch
also nimmt der Mensch die Christus-Kraft auf, daß er sie freiwillig
aufnimmt, und keiner kann sie aufnehmen, der sie nicht freiwillig
aufnimmt. Dies ist aber dem Menschen nur dadurch möglich geworden,
daß der Christus auf der Erde Mensch geworden ist, daß er
berufen war, auf der Erde Mensch zu werden." {{Lit|{{G|110|170}}}}
</div>
 
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"Das ist der große Unterschied beim Christentum
gegenüber den alten Götterlehren. Wenn der Mensch den Christus
finden will, dann muß er ihn in Freiheit finden. Er muß sich frei zu
dem Mysterium von Golgatha bekennen. Der Inhalt der Kosmogonien
drängte sich dem Menschen auf. Das Mysterium von Golgatha drängt
sich dem Menschen nicht auf. Er muß in einer gewissen Auferstehung
seines Wesens in Freiheit an das Mysterium von Golgatha herankommen." {{Lit|{{G|207|180}}}}
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"Hätte der Gott, der mit dem Namen des
Vatergottes bezeichnet wird, es einst nicht zugelassen, daß die luziferischen
Einflüsse an den Menschen herankommen konnten, so hätte
der Mensch nicht die freie Ich-Anlage entwickelt. Mit dem luziferischen
Einfluß wurde die Anlage zum freien Ich entwickelt. Das
mußte zugelassen werden vom Vatergott. Nachdem aber das Ich —
um der Freiheit willen — in die Materie verstrickt werden mußte,
mußte nun, um von dem Verstricktsein in die Materie wieder befreit
zu werden, die ganze Liebe des Sohnes zu der Tat von Golgatha
führen. Dadurch allein ist Freiheit des Menschen, vollständige
menschliche Würde erst möglich geworden. Daß wir freie Wesen sein
können, das verdanken wir einer göttlichen Liebestat. So dürfen wir
uns als Menschen fühlen wie freie Wesen, dürfen aber nie vergessen,
daß wir diese Freiheit verdanken der Liebestat des Gottes. Wenn wir
so denken, wird schon der Gedanke in die Mitte unseres Fühlens
rücken: Du kannst zur menschlichen Würde kommen; nur eines darfst
du nicht vergessen, daß du das, was du bist, dem verdankst, der dir
wieder zurückgebracht hat dein menschliches Urbild durch die Erlösung
auf Golgatha! — Den Freiheitsgedanken sollten die Menschen
 
[[Datei:GA131_229.gif|center|500px|Mysterium von Golgatha]]
 
nicht ergreifen können ohne den Erlösungsgedanken des Christus.
Dann allein ist der Freiheitsgedanke ein berechtigter. Wenn wir frei
sein wollen, müssen wir das Opfer bringen, unsere Freiheit dem
Christus zu verdanken! Dann erst können wir sie wirklich wahrnehmen." {{Lit|{{G|131|228f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Zweimal ist in der Menschheitsentwickelung
dasselbe Wort gebraucht worden: Einmal bei der
Paradieses Versuchung, als Luzifer zu dem Menschen sagte: «Ihr werdet
sein wie die Götter, eure Augen werden geöffnet werden.» Das ist
der bildliche Ausdruck für den luziferischen Impuls. Luzifer hat damit
die Geistigkeit in die niedere Natur des Menschen gegossen und
dafür den Menschen die Möglichkeit gegeben, zur inneren Freiheit
durch sittliche Motive zu kommen. Und ein zweites Mal wurde gesagt,
jetzt von dem Christus: Seid ihr nicht Götter? {{Bibel|Joh|10|34|LUT}} - Dasselbe Wort!
Daraus sieht man, daß es nicht nur ankommt auf den Inhalt eines
Wortes, sondern auf das Wesen, das ein Wort ausspricht, auf die Art
und Weise, wie ein Wort gesprochen wird. Da sieht man den notwendigen
Zusammenhang zwischen der Luzifertat und der Tat des Christus
auch in bildlicher Weise ausgedrückt, wie die religiösen Urkunden
das zu tun pflegen.
 
Luzifer ist der Bringer der persönlichen Freiheit des einzelnen Menschen,
Christus ist der Träger der Freiheit des ganzen Menschengeschlechtes,
des ganzen Menschentums auf Erden. Das ist das Bedeutsame
der Anthroposophie, daß sie uns lehrt, daß die Anerkennung des
Christus-Wesens in solcher Weise geschehen wird, daß es dem Menschen
freisteht, den Christus anzuerkennen oder nicht, wie es dem
Menschen freisteht, nicht moralisch zu sein.
 
Eine freie Wahrheit soll der Christus für die Menschenseele sein." {{Lit|{{G|150|99}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Und
indem so dieses Himmlische, die Intellektualität und die Freiheit, in
das irdische Leben eingezogen ist, ist für die Menschheit ein anderes
Aufblicken zur Göttlichkeit notwendig geworden, als das früher der
Fall war. Und dieses andere Aufblicken zur Göttlichkeit ist für die
Menschheit möglich geworden durch das Mysterium von Golgatha.
Indem der Christus eingezogen ist in das irdische Leben, kann er heiligen
dasjenige, was aus übersinnlichen Welten eingezogen ist und was
sonst den Menschen zur Hoffart und zu allem möglichen verführen
würde. In einer Zeit leben wir, wo wir einsehen müssen: Von dem
Christus-Impuls muß durchdrungen werden dasjenige, was unser Heiligstes
in diesem Zeitalter ist: die Fähigkeit, reine Begriffe zu fassen,
und die Fähigkeit der Freiheit." {{Lit|{{G|257|45}}}}
</div>
 
== Entwicklung zur Freiheit ==
 
Freiheit ist dem Menschen nicht von Anfang an gegeben, sondern er muss sie selbsttätig entwickeln, indem er sich zum reinen sinnlichkeitsfreien Denken erhebt und in diesem die [[moralische Intuition]] erlebt.
 
<div style="margin-left:20px">
"Man fragt: Ist der Mensch frei oder ist er
nicht frei? Ist der Mensch ein freies Wesen, das mit wirklicher Verantwortung
aus seiner Seele heraus die Entschlüsse fassen kann, oder ist er
eingespannt in eine natürliche oder geistige Notwendigkeit wie ein
Naturwesen? So hat man gefragt, ich möchte sagen, durch Jahrtausende,
und so fragt man noch. Diese Frage schon ist der große Irrtum.
 
Man kann so nicht fragen, sondern die Frage nach der Freiheit ist
eine Frage der menschlichen Entwicklung, einer solchen menschlichen
Entwicklung, daß der Mensch im Laufe seines Jugendlebens oder vielleicht
seines späteren Lebens Kräfte in sich entwickelt, die er nicht einfach
von Natur aus hat. Man kann gar nicht fragen: Ist der Mensch frei ?
Von Natur aus ist er es nicht, aber er kann sich immer mehr und mehr
frei machen, indem er Kräfte erweckt, die in ihm schlummern und die
die Natur nicht erweckt. Der Mensch kann immer freier und freier werden.
Man kann nicht fragen: Ist der Mensch frei oder unfrei, sondern
nur: Gibt es für den Menschen einen Weg zur Erringung der Freiheit?
Und diesen Weg gibt es. Wie gesagt, vor dreißig Jahren versuchte ich
zu zeigen: Wenn der Mensch dazu aufrückt, ein inneres Leben in sich
zu entwickeln, so daß er die sittlichen Impulse für seine Handlungen in
reinen Gedanken erfaßt, kann er wirklich Gedankenimpulse, nicht bloß
instinktive Emotionen seinen Handlungen zugrunde legen, - Gedanken,
die in die äußere Wirklichkeit so untertauchen wie der Liebende
in das geliebte Wesen. Dann nähert sich der Mensch seiner Freiheit. Die
Freiheit ist ebenso ein Kind des Gedankens, der in geistiger [[Hellsicht]]igkeit
erfaßt wird - nicht unter einem äußeren Zwang -, wie sie ein Kind
der wahren hingebungsvollen Liebe ist, der Liebe zum Objekt des
Handelns. Wonach das deutsche Geistesleben in ''Schiller'' strebte, als er
sich ''Kant'' gegenüberstellte und etwas ahnte von einem solchen Freiheitsbegriff,
das ziemt uns, in der Gegenwart weiter auszubilden. Da
aber stellte sich mir heraus, daß man nur sprechen kann von demjenigen,
was den sittlichen Handlungen zugrunde liegt - wenn es auch bei
den Menschen unbewußt bleibt, vorhanden ist es doch - ; und daß man
das nennen muß Intuition. Und so sprach ich in meiner «Philosophie
der Freiheit» von einer moralischen Intuition.
 
Damit aber war auch der Ausgangspunkt gegeben für alles, was ich
später auf dem Gebiet der Geisteswissenschaft zu leisten versuchte.
Glauben Sie nicht, daß ich heute über diese Dinge in einer unbescheidenen
Weise denke. Ich weiß sehr gut, daß diese «Philosophie der Freiheit
», die ich vor mehr als dreißig Jahren als junger Mensch konzipiert
habe, gewissermaßen alle Kinderkrankheiten desjenigen Gedankenlebens
hat, das im Laufe des 19. Jahrhunderts heraufgezogen ist. Aber
ich weiß auch, daß aus diesem Geistesleben heraus das entsprossen ist,
was eine Hinaufleitung des Gedankenlebens in das wirklich Geistige
ist. So daß ich mir sagen kann: Wenn sich der Mensch zu den sittlichen
Impulsen in moralischer Intuition erhebt und ein wirklich freies Wesen
darstellt, dann ist er bereits, wenn ich das verpönte Wort gebrauchen
darf, mit Bezug auf seine sittlichen Intuitionen «[[hellsehen]]d». In dem,
was über alles Sinnliche hinausliegt, liegen die Antriebe alles Sittlichen.
Im Grunde genommen sind die wirklich sittlichen Gebote Ergebnisse
menschlichen Hellsehens. Daher war ein gerader Weg von jener «Philosophie
der Freiheit» zu dem, was ich heute als Geisteswissenschaft
meine. Freiheit entsprießt im Menschen nur, wenn der Mensch sich
entwickelt. Er kann sich aber weiter entwickeln, so daß er dasjenige,
was schon der Freiheit zugrunde liegt, auch dazu treibt, daß er unabhängig
wird von allem Sinnlichen und sich frei in die Gebiete des Geistes
erhebt.
 
So hängt Freiheit mit der Entwicklung des menschlichen Denkens
zusammen. Freiheit ist im Grunde genommen immer Gedankenfreiheit ..." {{Lit|{{G|333|107ff}}}}
</div>
 
== Freiheit und Karma ==
 
Im [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt]] legt der [[Mensch]] seinen Schicksalskern, sein [[Karma]], in der [[Mondensphäre]] ab, über die er durch die Nachwirkung des [[Christus]]-Impulses hinausschreitet und sich aus der Sternensphäre die nötigen Kräfte holt, um sich beim Herabstieg zu einem neuen Erdenleben durch eine ''freie Geistestat'' diesen Schicksalskern so wieder einzuverleiben, dass er dadurch in ''selbständiger'' Weise sein Schicksal mit seiner geistig fortschreitenden Wesenheit in Zusammenhang bringt. Diese Möglichkeit besteht allerdings erst seit dem [[Mysterium von Golgatha]]. Das irdische Nachbild dieser im kosmischen Dasein vollbrachten ''freien'' Tat ist das Freiheitsgefühl während des Erdendlebens.
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Initiierten, welche Zeitgenossen des Mysteriums von Golgatha
waren, oder die in den darauf folgenden Jahrhunderten bis zum 3. und
4. Jahrhundert lebten, konnten zu ihren Bekennern sagen: Die Form,
die der menschliche physische Organismus im Erdenleben annimmt,
die bildet immer mehr und mehr das Ich aus. Aber der Mensch verliert
die Kraft, in jene Region einzutreten, in der das hohe Sonnenwesen
oben sein Führer sein könnte in den geistigen Sternenregionen. Daher
ist Christus heruntergestiegen auf die Erde, hat das Mysterium von
Golgatha vollbracht. Und die Kraft, welche der Menschenseele dadurch
wird, daß sie eine Gefühlsverbindung mit dem Mysterium von Golgatha
hat, diese Kraft wirkt nach dem Tode nach und entreißt die Seele
dem Schicksals-Wesenskern und der Mondensphäre, und unter der
Nachwirkung des Christus bildet die Seele ihren künftigen physischen
Organismus mit den anderen Wesen der Sternenwelt aus und findet
dann wiederum den Schicksalskern, in den die Tendenz hineingelegt
wird zur Schicksalsbildung der kommenden Erdenleben. Was die Menschenseele
als Kraft aus dem Christus-Impuls aufgenommen hat, das
befähigt sie wiederum, in der richtigen Weise durch das Geisterland
durchzugehen und den Schicksalskern in der richtigen Weise aufzunehmen.
 
Derjenige, der heute aus der Initiationswissenschaft heraus redet,
muß dazu noch das folgende sagen: Ja, es ist der Christus-Impuls, der
über den Tod hinaus nachwirkt, unter dessen Einfluß der Mensch sich
der Mondensphäre entringt, in die Sternen-Sonnensphäre eindringt und
dort aus den Impulsen, die ihm die Wesen der Sternenwelt geben, arbeiten
kann an der Herausgestaltung des physischen Organismus seines
nächsten Erdenlebens. Aber er entringt sich der Mondensphäre durch
die Kräfte, die er in seinem Ich aufgespeichert hat durch die Hinneigung
zu dem Christus-Wesen und zu dem Mysterium von Golgatha. Er
entringt sich der Mondensphäre in einer solchen Art, daß er nun auch
in der Sternensphäre so arbeiten kann, daß er, wenn er wieder zur
Mondensphäre zurückkehrt und ihm sein Schicksalskern begegnet, in
einer freien Weise als eine freie Geistestat sich diesen Schicksalskern
eingliedert, weil er sich sagen muß: Die Weltentwickelung kann nur in
der richtigen Weise verfließen, wenn der Mensch sich diesen seinen
Schicksalskern eingliedert und dasjenige, was er als sein Schicksal zubereitet
hat, auch in ausgleichenden künftigen Erdenleben wiederum zurechtbringt.
 
Das ist das Wesentliche im Neu-Erleben des nachtodlichen Mondensphären-
Erlebens, daß es da im kosmischen Dasein einen Augenblick
gibt, wo der Mensch in selbständiger Weise sein Schicksal, sein Karma,
mit seiner fortschreitenden Wesenheit in Zusammenhang bringt. Und
das irdische Abbild dieser im Überirdischen vollbrachten Tat im nachherigen
irdischen Leben ist die menschliche Freiheit, das Freiheitsgefühl
während des Erdendaseins. Das richtige Verstehen der Schicksalsidee
und ihr Verfolgen bis in die geistigen Welten hinauf begründet nicht
eine Determinationsphilosophie, sondern eine wirkliche Philosophie
der Freiheit, wie ich sie in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
in meinem Buche «Philosophie der Freiheit» zu geben hatte." {{Lit|{{G|215|177f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Im Aufnehmen der Kraft, welche für die
Seele aus dem anschauenden und tätigen Gefühls-Miterleben
des irdischen Christuslebens und des Mysteriums
von Golgatha erwächst, erringt der Mensch schon auf der
Erde, nicht erst durch das Sonnenwesen nach dem Tode,
die Fähigkeit, sich in einem bestimmten Zeitpunkte des
nachirdischen Daseins dem Mondeneinfluß zu entziehen
und in die reine Sternensphäre einzutreten. Diese Fähigkeit
ist das geistige, nach dem Tode erlebte Gegenbild
der durch das Ich-Bewußtsein im Erdenleben herbeigeführten
Freiheit. Der Mensch übernimmt dann in der
Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt sein in
der Mondensphäre zurückgelassenes moralisch-geistiges
Wertwesen als den Bildner seines Schicksals, das er
dadurch während des folgenden Erdendaseins in Freiheit
erleben kann." {{Lit|{{G|25|87}}}}
</div>
 
Taten, die aus der vollen Freiheit des [[Mensch]]en gesetzt werden, sind nicht durch das [[Karma]] bedingt:
 
<div style="margin-left:20px">
"Nur solche Handlungen sind frei, bei denen der Mensch gar nicht auf Grund der Vergangenheit
arbeiten würde, sondern bei denen er nur dem gegenübersteht, was durch die
kombinierende und produktive Tätigkeit seiner Vernunft an Handlungen in die Welt hineinkommen
kann. Solche Handlungen nennt man im Okkultismus: Aus dem Nichts heraus
schaffen. Alle anderen Handlungen sind aus dem Karma heraus geschaffen." {{Lit|{{G|93a|123}}}}
</div>
 
Was der Mensch in voller Freiheit tut, schafft auch kein neues [[Karma]]. Im [[Okkultismus]] wird das auch als das Handeln aus dem [[Nirvana]] bezeichnet. Solange allerdings der Mensch das Karma aus seinen früheren [[Inkarnation]]en nicht vollständig ausgeglichen hat, kann er nicht in vollkommener Freiheit leben - ein Teil seiner Taten wird notwendig durch die Vergangenheit (Bedingungen sowie Nebenwirkungen) - neues Karma begründend - bestimmt sein, d. h. allmählich freies Handeln zu realisieren ist heutzutage und in der Zukunft ein großes, ideales Ziel der menschlichen Evolution.
 
<div style="margin-left:20px">
"Frei wird der
Mensch in dem einen physischen Erdenleben, wo er den Gedanken
als solchen entwickelt, wo der Gedanke seine plastizierende
Kraft verliert, die er noch in dem Ätherleib hat, und
wo er als reiner Gedanke in dem im Leben befindlichen Bewußtsein
entwickelt ist. Ich war daher genötigt, etwas sehr
Gewagtes in dieser «Philosophie der Freiheit» dazumal im
Beginn der neunziger Jahre darzustellen. Ich hatte die moralischen
Impulse als sittliche Ideale darzustellen und mußte
sagen: die kommen dem Menschen nicht aus der physischen
Welt, die kommen dem Menschen nicht aus der Natur, die
kommen dem Menschen durch eine Intuition. Und ich
sprach dazumal von «moralischer Phantasie». Und warum
das? Ich sagte dazumal in meiner «Philosophie der Freiheit»:
Aus der Geisteswelt heraus strömen in den Menschen, aber
zunächst nur als Bilder, diese sittlichen Motive ein. Er empfängt
sie als [[Intuition]] aus der geistigen Welt.
 
Aber man gelangt auf diese Weise, ich möchte sagen, zu
dem anderen Pol dessen, was man hier in der physischen
Welt erlebt. Sieht man mit gesundem Menschenverstand und
mit wissenschaftlicher Schulung in die natürliche Daseinswelt
hinaus, dann entdeckt man überall Notwendigkeit.
Sieht man hinein in die Welt der moralischen Impulse, dann
entdeckt man die Freiheit, aber die Freiheit zunächst im bloßen
Gedanken, im reinen Denken, in denkerischer Intuition.
Und man weiß zunächst nicht, wie sich Kräfte hineinbegeben
in den Willen, denn man sieht diese sittlichen Intuitionen
unbewußt. Man hat auf der einen Seite die Natur, der man
angehört, indem man handelt, und man hat auf der anderen
Seite sein sittliches Erleben, und es entschwindet einem für
diese sittlichen Intuitionen, wenn man nichts anderes hat zunächst
als die Naturwissenschaft, die Möglichkeit, diesen
sittlichen Intuitionen Realität zuzuschreiben, weltschöpferische
Kräfte zuzuschreiben. Man erlebt gewissermaßen die
Natur in ihrer ganzen derben Dichtigkeit, in ihrer Notwendigkeit.
Man erlebt die Freiheit, aber man erlebt sie in den
fein gewobenen, bis zur Bildhaftigkeit herabgetriebenen Gedankenimpulsen,
von denen man weiß, weil sie eben der Natur
nicht angehören können, weil sie sich in freier Tätigkeit
erleben, und das habe ich in meiner «Philosophie der Freiheit» angedeutet, daß sie aus der geistigen Welt kommen.
 
Aber es muß sich nun etwas einschieben zwischen diese
Intuitionen, die durchaus bildhaft, unreal sind, die nur durch
das sittliche Leben real werden, und dem, was man als gegenständliches
Erkennen für die Naturordnung hat. Und da
schieben sich ein die [[Imagination]] und die [[Inspiration]], die auf
die Weise entstehen, wie ich das geschildert habe. Und dann
wird die Intuition auch etwas anderes. Dann verdichtet sich
gewissermaßen das, was einem zuerst nur im reinen Denken
entgegengetreten ist, zu einer geistigen Realität. Man lernt in
dieser nach der Imagination und Inspiration neu errungenen
Intuition jetzt nicht sein gegenwärtiges Ich erkennen, sondern
dasjenige Ich, das durch wiederholte Erdenleben hindurchgeht,
und das unser Schicksal durch diese wiederholten
Erdenleben in der Weise hindurchträgt, wie ich es dargestellt
habe. Wir sind unfrei, indem wir die wiederholten Erdenleben
durchleben und ein Schicksal dadurch gestaltet haben.
Aber wir können stets in dieses Schicksalsgewebe die freien
Handlungen einverweben in den einzelnen Erdenleben. Gerade
dadurch, daß wir in bildhaften Intuitionen die sittlichen
Impulse erleben - nicht als Realitäten, sondern als etwas, zu
dem wir uns frei bekennen können -, können wir die Freiheit
im einzelnen Erdenleben in das Schicksalsgewebe einverweben.
Und so werden wir dadurch, daß wir durch das Schicksal
von Erdenleben zu Erdenleben getragen werden, nicht
unfreier, als wir etwa werden, wenn wir uns durch ein Schiff
von Europa nach Amerika tragen lassen. Da sind wir durch
den Entschluß, den wir hier in Europa fassen, allerdings in
unserer Zukunft bestimmt. Aber wir sind jederzeit in gewissen
Grenzen freie Wesen, und solange wir drüben in Amerika
sind, können wir uns frei bewegen. So tragen wir das
Schicksal von Erdenleben zu Erdenleben. Aber in die Tatsachenwelt,
die wir so in wiederholten Erdenleben erfahren,
kann hineingestellt werden, was aus der Freiheit im einzelnen
Erdenleben quillt.
 
Und so sieht man gerade, daß derjenige, der mit dem Freiheitsproblem
ringt, der das Problem der Freiheit gelöst sieht
durch das Anschauen der zunächst nur in moralischer Phantasie
erfaßbaren, aber aus der geistigen Welt in die physische
Welt des Menschen hereinstrebenden sittlichen Ideen, daß,
wer in dieser Weise sich ein Verständnis für die Freiheit erwirbt,
gerade dadurch sich vorbereitet hat zum Verständnis
für das Schicksalsgemäße, das wie eine Art von Notwendigkeit
in das menschliche Leben eingreift." {{Lit|{{G|79|129ff|129}}}}
</div>
 
== Freiheit und Determinismus ==
Für das Verhältnis des Menschen in seiner Freiheit zum Karma gilt die Beachtung der beiden Doppelströme der Zeit<ref>Wenn eine Erklärung durch angebliches altes Karma nicht stimmig ist, bietet sich die Erklärung vorweggenommenes "neues" Karma: "Die Ursache liegt in der Zukunft" (Joseph Beuys) an. Siehe dazu: http://www.ursache-zukunft.net/fileadmin/ursache-zukunft/Ursache_Zukunft.pdf</ref>, die Lebenssituationen sind dann entweder durch altes Karma, durch Freiheit, oder durch neues (künftiges) [[Karma]] bestimmt. Es sind im Hinblick auf den naturwissenschaftlichen Determinismus klare Positionen von seiten der herrschenden Wissenschaft bezogen worden: Diese angebliche Freiheit des Menschen wäre nur eine Illusion, es gäbe sie nicht wirklich (herrschende Auffassung, es gibt auch Gegenauffassungen).
 
Zu beachten ist auch der Gegenstrom der [[Zeit]] in der Evolution.<ref>Christoph J. Hueck: "Evolution im Doppelstrom der Zeit", Vlg. am Goetheanum, Dornach 2012</ref>
 
In der Argumentation, das fällt unter die [[Philosophie des Geistes]], spielt eine wichtige Rolle, daß eine Willensregung physiologisch zeitlich schon früher gemessen werden kann, als sie dann im Bewußtsein als ein "Ich will" relevant wird. Diese durchaus plausible Begründung berücksichtigt freilich nicht, daß ja der menschliche Wille etwas anderes sei, als das Bewußtsein von einem menschlichen Willen, insbesondere freiem Willen.
 
Allerdings kann dieser Wille, wenn er als ein freier soll gelten, nur ein ''bewußter'' freier Wille sein. Bewußtsein, das nach der physiologischen Gehirnforschung später kommt, als die motorische Handlungsabsicht.


== Intellektuelle Anschauung ==
Nur die Befragung des ''zeitlichen'' Charakters von Wollen, und der physiologischen Manifestation des Wollens kann da auf eine Lösung hinweisen.


Als '''intellektuelle Anschauung''' oder auch '''intellektuale Anschauung''' wird die Fähigkeit zur unmittelbaren Erkenntnis der [[Prinzipien]] unseres [[Wissen]]s und der [[Wirklichkeit]] bezeichnet. Der [[Begriff]] wurde vor allem im [[Wikipedia:Deutscher Idealismus|Deutschen Idealismus]], bei [[Johann Gottlieb Fichte]] und [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling]], zu einer zentralen Kategorie.
<div style="margin-left:20px">
"Sehen Sie sich die gebräuchlichen Lehrbücher durch,
so werden Sie finden: Dahin kommen diese Leute, den Denkapparat
aufzuzeigen und alles Denken und Vorstellen in Verbindung zu bringen mit den mechanischen Vorgängen im Gehirn und Nervensystem;
aber sie müssen ableugnen Gefühl und Wille. Gefühl und Wille kann
nicht erklärt werden durch körperliche Vorgänge. Daher wird dies
einfach ausgeschaltet. Und Sie können heute, wenn Sie die Bücher
aufschlagen, überall finden: Die Menschen haben zwar aus ihren Vorurteilen auch einen Willen angenommen und ein Gefühl angenommen,
aber das ist eigentlich ein Nichts, das ist gar nicht vorhanden.
Also macht der Naturforscher gerade halt vor Gefühl und Wille.
Indem wir nun wissen, daß sich die Gedanken mit unserem Ätherleib
von uns absondern, erklärt sich uns, daß dieses Abgesonderte, das mit
unserem Ätherleib aus uns herausgeht, auch hier auf der Erde an unserem Äußeren arbeitet, den Denkapparat sich erst herrichtet, und
wenn der Denkapparat geformt ist, dann kommt das Denken mit Hilfe
des vom Denken selbst geformten Denkapparates. Gefühl und Wille
bleiben uns im Astralleib und im Ich. Die tragen wir in die geistige
Welt. Nicht eine Wissenschaft zwingt zum Materialismus, im Gegenteil, die wirkliche heutige Wissenschaft rechtfertigt überall unsere
Geisteswissenschaft. Der heutige Materialismus ist durchaus abhängig
davon, daß die Leute keinen Trieb haben zu dem geistigen Leben, daß
sie keinen Sinn haben wollen für geistiges Leben. Auch das Verständnis brauchte nicht zu fehlen. Denn wirklich, wenn man sich einläßt auf
das, was der Geistesforscher aus der geistigen Welt heraus zu geben
vermag selbst für solche Kapitel, wie wir sie heute vor unsere Seele
haben treten lassen für das Leben zwischen dem Tod und einer neuen
Geburt: verstanden werden kann es schon, man braucht nur ein feineres, subtileres Verständnis, als das grobe Verständnis ist, das der heutige Mensch für die äußere Welt vielfach anwenden will. Aber wir
leben auch in einer Zeit, in der eben der Materialismus zu seiner
Hochflut gekommen ist." {{Lit|{{G|168|56}}}}</div>


Während [[Immanuel Kant]] dem [[Mensch]]en die Fähigkeit zu einer intellektuellen Anschauung kategorisch abspricht, da für ihn die menschliche Anschauung grundsätzlich [[sinnlich]], d. h. durch einen äußeren und unabhängig vom Menschen existierenden Gegenstand hervorgerufen wird, wird der Begriff bei Fichte und Schelling zu einem wesentlichen Ausgangspunkt ihrer Philosophie. „Intellektuelle Anschauung“ bedeutet bei ihnen zunächst einmal nichts weiter als den Akt, in dem das Ich auf sich selbst reflektiert, d.h. denkend die Erfahrung seines [[Selbstbewusstsein]]s betrachtet. Für Fichte und Schelling wird im Akt der Anschauung eines Gegenstandes das Ich nicht nur auf sich aufmerksam, sondern erzeugt sich dabei auch selbst. Denkend sich selbst betrachtend bringt sich das Ich selbst hervor. Dies wird für Fichte und Schelling zum Ausgangspunkt ihrer [[transzendental]]-[[idealistisch]]en Systeme. Fichte schreibt dazu in „''Zweite Einleitung in die Wissenschaftslehre''“:
Der unsterbliche Teil des Menschen ist sein Willens-Gefühlswesen, daher entstammt alle nichtdeterminierte Freiheit, dem Höheren Ich, insoweit es sich durch Wille und Gefühl in Entschluß- und Gedankenform realisieren kann.<ref>Vgl. [[GA 25]] und [[GA 168]]</ref>


{{LZ|Dieses dem Philosophen angemuthete Anschauen seiner selbst im Vollziehen des Actes, wodurch ihm das Ich entsteht, nenne ich intellectuelle Anschauung. Sie ist das unmittelbare Bewusstseyn, dass ich handle, und was ich handle: sie ist das, wodurch ich etwas weiss, weil ich es thue. Dass es ein solches Vermögen der intellectuellen Anschauung gebe, lässt sich nicht durch Begriffe demonstriren, noch, was es sey, aus Begriffen entwickeln. Jeder muss es unmittelbar in sich selbst finden, oder er wird es nie kennen lernen. Die Forderung, man solle es ihm durch Raisonnement nachweisen, ist noch um vieles wunderbarer, als die Forderung eines Blindgeborenen seyn würde, dass man ihm, ohne dass er zu sehen brauche, erklären müsse, was die Farben seyen.
== Freiheit und Liebe ==


Wohl aber lässt sich jedem in seiner von ihm selbst zu gestandenen Erfahrung nachweisen, dass diese intellectuelle Anschauung in jedem Momente seines Bewusstseyns vorkomme. Ich kann keinen Schritt thun, weder Hand noch Fuss bewegen, ohne die intellectuelle Anschauung meines Selbstbewusstseyns in diesen Handlungen; nur durch diese Anschauung weiss ich, dass ich es thue, nur durch diese unterscheide ich mein Handeln und in demselben mich, von dem vorgefundenen Objecte des Handelns. Jeder, der sich eine Thätigkeit zuschreibt, beruft sich auf diese Anschauung. In ihr ist die Quelle des Lebens, und ohne sie ist der Tod.|Fichte, S. 463}}
Dass Freiheit und [[Liebe]] untrennbar miteinander verbunden sind, hat Rudolf Steiner schon in seinen [[Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]] ([[GA 1]], 1884-1897) ganz entschieden betont:


Schelling hat diese in völliger Freiheit hervorgebrachte und zugleich als unmittelbare [[Erfahrung]] erlebte intellektuelle Anschauung im achten seiner ''Philosophischen Briefe über Dogmatismus und Kritizismus'' treffend so beschrieben:
<div style="margin-left:20px">
"Wir wissen
daß die Ideenwelt die unendliche Vollkommenheit selbst
ist; wir wissen, daß mit ihr die Antriebe unseres Handelns
in uns liegen; und wir müssen demzufolge nur ein solches
Handeln als ethisch gelten lassen, bei dem die Tat nur aus
der in uns liegenden Idee derselben fließt. Der Mensch vollbringt
von diesem Gesichtspunkte aus nur deshalb eine
Handlung, weil deren Wirklichkeit für ihn Bedürfnis ist.
Er handelt, weil ein innerer (eigener) Drang, nicht eine
äußere Macht, ihn treibt. Das Objekt seines Handelns, sobald
er sich einen Begriff davon macht, erfüllt ihn so, daß
er es zu verwirklichen strebt. In dem Bedürfnis nach Verwirklichung
einer Idee, in dem Drange nach der Ausgestaltung
einer Absicht soll auch der einzige Antrieb unseres
Handelns sein. In der Idee soll sich alles ausleben, was uns
zum Tun drängt. Wir handeln dann nicht aus Pflicht, wir
handeln nicht einem Triebe folgend, wir handeln aus ''Liebe zu dem Objekt'', auf das unsere Handlung sich erstrecken
soll. Das Objekt, indem wir es vorstellen, ruft in uns den
Drang nach einer ihm angemessenen Handlung hervor. Ein
solches Handeln ist allein ein freies. Denn müßte zu dem
Interesse, das wir an dem Objekt nehmen, noch ein zweiter
anderweitiger Anlaß kommen, dann wollten wir nicht dieses
Objekt um seiner selbst willen, wir wollten ein ''anderes''
und vollbrächten ''dieses'', was wir ''nicht'' wollen; wir vollführten
eine Handlung ''gegen'' unseren Willen. Das wäre
etwa beim Handeln aus ''[[Egoismus]]'' der Fall. Da nehmen wir
an der Handlung selbst kein Interesse; sie ist uns nicht Bedürfnis,
wohl aber der Nutzen, den sie uns bringt. Dann
aber empfinden wir es auch zugleich als Zwang, daß wir
jene Handlung, nur dieses Zweckes willen, vollbringen
müssen. Sie selbst ist uns nicht Bedürfnis; denn wir unterließen
sie, wenn sie den Nutzen nicht im Gefolge hätte.
Eine Handlung aber, die wir nicht um ihrer selbst willen
vollbringen, ist eine unfreie. ''Der Egoismus handelt unfrei.''
Unfrei handelt überhaupt jeder Mensch, der eine Handlung
aus einem Anlaß vollbringt, der nicht aus dem objektiven
Inhalt der Handlung selbst folgt. Eine Handlung um ihrer
selbst willen ausführen, heißt aus ''Liebe'' handeln. ''Nur derjenige, den die Liebe zum Tun, die Hingabe an die Objektivität leitet, handelt wahrhaft frei.'' Wer dieser selbstlosen
Hingabe nicht fähig ist, wird seine Tätigkeit nie als eine
''freie'' ansehen können." {{Lit|{{G|1|202f|202}}}}
</div>


{{LZ|Uns allen nämlich wohnt ein geheimes, wunderbares Vermögen bei, uns aus dem Wechsel der Zeit in unser Innerstes, von allem, was von außenher hinzukam, entkleidetes Selbst zurückzuziehen, und da unter der Form der Unwandelbarkeit das Ewige in uns anzuschauen. Diese Anschauung ist die innerste, eigenste Erfahrung, von welcher allein alles abhängt, was wir von einer [[Übersinnliche Welt|übersinnlichen Welt]] wissen
Solange wir uns mit unserem [[Denken]] an die Aussenwelt hingegeben, müssen wir deren Gesetzmäßigkeiten folgen und sind daher, insofern wir uns dadurch in unseren Handlungen leiten lassen, unfrei. Frei werden wir, wenn wir, völlig losgelöst von der Aussenwelt, Gedanken im rein inneren geistigen Erleben fassen und mit unserem Willen durchstrahlen. Das reine, d.h. sinnlichkeitsfreie Denken ist zugleich als reiner [[schöpferisch]]er Wille tätig.  
und glauben. Diese Anschauung zuerst überzeugt uns, dass irgend etwas im eigentlichen Sinne [[Sein|ist]], während alles übrige nur [[Erscheinung|erscheint]], worauf wir jenes Wort übertragen. Sie unterscheidet sich von jeder sinnlichen Anschauung dadurch, dass sie nur durch [[Freiheit]] hervorgebracht und jedem Andern fremd und unbekannt ist, dessen Freiheit, von der eindringenden Macht der Objekte überwältigt, kaum zur Hervorbringung des [[Bewusstsein]]s hinreicht.


[...]
<div style="margin-left:20px">
"Wenn wir Gedanken von der äußeren
physisch-sinnlichen Welt aufnehmen - und wir können ja nur solche
aufnehmen zwischen Geburt und Tod - , dann werden wir dadurch,
wie Sie leicht einsehen können, unfrei, denn wir werden hingegeben an
die Zusammenhänge der äußeren Welt; wir müssen dann so denken, wie
es uns die äußere Welt vorschreibt, insofern wir nur den Gedankeninhalt
ins Auge fassen; erst in der inneren Verarbeitung werden wir frei.
 
Nun gibt es eine Möglichkeit, ganz frei zu werden, frei zu werden
in seinem inneren Leben, wenn man den Gedankeninhalt, insofern er
von außen kommt, möglichst ausschließt, immer mehr und mehr ausschließt,
und das Willenselement, das im Urteilen, im Schlüsseziehen
unsere Gedanken durchstrahlt, in besondere Regsamkeit versetzt. Dadurch
aber wird unser Denken in denjenigen Zustand versetzt, den
ich in meiner «Philosophie der Freiheit» genannt habe das reine Denken.
Wir denken, aber im Denken lebt nur Wille. Ich habe das besonders
scharf betont in der Neuauflage der «Philosophie der Freiheit
» 1918. Dasjenige, was da in uns lebt, lebt in der Sphäre des Denkens.
Aber wenn es reines Denken geworden ist, ist es eigentlich ebensogut
als reiner Wille anzusprechen. So daß wir aufsteigen dazu, uns
vom Denken zum Willen zu erheben, wenn wir innerlich frei werden,
daß wir gewissermaßen unser Denken so reif machen, daß es ganz
und gar durchstrahlt wird vom Willen, nicht mehr von außen aufnimmt,
sondern eben im Willen lebt. Gerade dadurch aber, daß wir
immer mehr und mehr den Willen im Denken stärken, bereiten wir
uns vor für das, was ich in der «Philosophie der Freiheit» die moralische
Phantasie genannt habe, was aber aufsteigt zu den moralischen Intuitionen,
die dann unseren gedankegewordenen Willen oder willegewordenen
Gedanken durchstrahlen, durchsetzen. Auf diese Weise
heben wir uns heraus aus der physisch-sinnlichen Notwendigkeit,
durchstrahlen uns mit dem, was uns eigen ist und bereiten uns vor für
die moralische Intuition. Und auf solchen moralischen Intuitionen beruht
doch alles das, was den Menschen von der geistigen Welt aus
zunächst erfüllen kann. Es lebt also auf dasjenige, was Freiheit ist,
dann, wenn wir gerade in unserem Denken immer mächtiger und
mächtiger werden lassen den Willen." {{Lit|{{G|202|201f}}}}
</div>
 
Damit wird aber zugleich der Wille mit den in voller Freiheit bewusst aus dem [[Geist]] geschöpften Gedanken durchstrahlt. Was so aus dem Geist geschöpft wird, fließt in voller Hingabe durch unsere Handlungen in die Aussenwelt, denn es liegt notwendig im Wesen des Geistes, sich zu verschenken - das ist aber nichts anderes als reine [[Liebe]]. Geist ''ist'' Liebe in ihrer vollkommensten Form.
 
<div style="margin-left:20px">
"Sie sehen, wir werden immer innerlicher und innerlicher, indem wir
unsere Eigenkraft als Wille in das Denken hineinschicken, das Denken
gewissermaßen ganz vom Willen durchstrahlen lassen. Wir bringen
den Willen in das Denken hinein und gelangen dadurch zur Freiheit.
Wir gelangen dazu, indem wir immer mehr und mehr unser Handeln
ausbilden, in dieses Handeln die Gedanken hineinzutragen. Wir durchstrahlen
unser Handeln, das ja aus unserem Willen hervorgeht, mit unseren
Gedanken. Auf der einen Seite, nach innen, leben wir ein Gedankenleben:
das durchstrahlen wir mit dem Willen und finden so die
Freiheit. Auf der anderen Seite, nach außen, fließen unsere Handlungen
von uns aus dem Willen heraus; wir durchsetzen sie mit unseren Gedanken.


Diese intellektuelle Anschauung tritt dann ein, wo wir für uns selbt aufhören, Objekt zu sein, wo, in sich selbst zurückgezogen, das anschauende Selbst mit dem angeschauten identisch ist. In diesem·Moment der Anschauung schwindet für uns Zeit und Dauer dahin: nicht wir sind in der Zeit, sondern die Zeit - oder vielmehr nicht sie, sondern die reine absolute Ewigkeit ist in uns. Nicht wir sind in der Anschauung der objektiven Welt, sondern sie ist in unsrer Anschauung verloren.|Schelling, S. 165f}}
[[Datei:GA202_204.gif|center|400px|Freiheit und Liebe, Tafel 19 (GA 202, S 204)]]


In einem Brief vom 13. Januar 1881 an seinen Freund ''Josef Köck'' bezog sich [[Rudolf Steiner]] als junger Student auf diese Worte Schellings, die ihm zu einem bedeutsamen Erweckungserlebnis wurden:
Aber wodurch werden denn unsere Handlungen immer ausgebildeter?
Wodurch, wenn wir den allerdings anzufechtenden Ausdruck
gebrauchen wollen, kommen wir denn zu einem immer vollkommeneren
Handeln? - Wir kommen zu einem immer vollkommeneren Handeln
eigentlich dadurch, daß wir diejenige Kraft in uns ausbilden,
die man nicht anders nennen kann als Hingabe an die Außenwelt. Je
mehr unsere Hingabe an die Außenwelt wächst, desto mehr regt uns
diese Außenwelt an zum Handeln. Dadurch aber gerade, daß wir den
Weg finden, um hingegeben zu sein an die Außenwelt, gelangen wir
dazu, dasjenige, was in unserem Handeln liegt, mit Gedanken zu durchdringen.
Was ist Hingabe an die Außenwelt? Hingabe an die Außenwelt,
die uns durchdringt, die unser Handeln mit den Gedanken durchdringt,
ist nichts anderes als Liebe.


{{GZ|Es war die Nacht vom 10. auf den 11. Januar, in der ich
Geradeso wie wir zur Freiheit kommen durch die Durchstrahlung
keinen Augenblick schlief. Ich hatte mich bis ½1 Uhr mitternachts
des Gedankenlebens mit dem Willen, so kommen wir zur Liebe durch
mit einzelnen philosophischen Problemen beschäftigt,
die Durchsetzung des Willenslebens mit Gedanken. Wir entwickeln
und da warf ich mich endlich auf mein Lager; mein
in unserem Handeln Liebe dadurch, daß wir die Gedanken hineinstrahlen
Bestreben war voriges Jahr, zu erforschen, ob es denn wahr
lassen in das Willensgemäße; wir entwickeln in unserem Denken
wäre, was Schelling sagt: «Uns allen wohnt ein geheimes,
Freiheit dadurch, daß wir das Willensgemäße hineinstrahlen lassen
wunderbares Vermögen bei, uns aus dem Wechsel der Zeit
in die Gedanken. Und da wir als Mensch eine Ganzheit, eine Totalität
in unser innerstes, von allem, was von außen hinzukam,
sind, so wird, wenn wir dazu kommen, in dem Gedankenleben die
entkleidetes Selbst zurückzuziehen und da unter der Form
Freiheit und in dem Willensleben die Liebe zu finden, in unserem
der Unwandelbarkeit das Ewige in uns anzuschauen.» Ich
Handeln die Freiheit, in unserem Denken die Liebe mitwirken. Sie
glaubte und glaube nun noch, jenes innerste Vermögen ganz
durchstrahlen einander, und wir vollziehen ein Handeln, ein gedankenvolles
klar an mir entdeckt zu haben - geahnt habe ich es ja schon
Handeln in Liebe, ein willensdurchsetztes Denken, aus dem
längst —; die ganze idealistische Philosophie steht nun in
wiederum das Handlungsgemäße in Freiheit entspringt." {{Lit|{{G|202|203ff}}}}
einer wesentlich modifizierten Gestalt vor mir; was ist eine
</div>
schlaflose Nacht gegen solch einen Fund!|38|13}}


Auch [[Goethe]], dem diese intellektuelle Anschauung ebenfalls lebendig gegenwärtig und keineswegs ein bloß erklügelter Verstandesbegriff war, widersprach Kant ganz energisch:
[[Schiller]] sagt zu dem Thema: "Lieben heißt in Freiheit setzen."


{{LZ|Als ich die Kantische Lehre, wo nicht zu durchdringen, doch möglichst zu nutzen suchte, wollte mir manchmal dünken, der köstliche Mann verfahre schalkhaft ironisch, in dem er bald das Erkenntnisvermögen aufs engste einzuschränken bemüht schien, bald über die Grenzen, die er selbst gezogen hatte, mit einem Seitenwink hinausdeutete. Er mochte freilich bemerkt haben, wie anmaßend und naseweis der Mensch verfährt, wenn er behaglich, mit wenigen Erfahrungen ausgerüstet, sogleich unbesonnen abspricht und voreilig etwas festzusetzen, eine Grille, die ihm durchs Gehirn läuft, den Gegenständen aufzuheben trachtet. Deswegen beschränkt unser Meister seinen Denkenden auf eine reflektierende diskursive Urteilskraft, untersagt ihm eine bestimmende ganz und gar. Sodann aber, nachdem er uns genugsam in die Enge getrieben, ja zur Verzweiflung gebracht, entschließt er sich zu den liberalsten Äußerungen und überläßt uns, welchen Gebrauch wir von der Freiheit machen wollen, die er einigermaßen zugesteht. In diesem Sinne war mir folgende Stelle höchst bedeutend:  
<div style="margin-left:20px">
"Im Spannungsfeld zwischen Geist und Materie und im Bewußtsein der Grenzen seiner Existenz ist der Mensch verkörperte Freiheitsfähigkeit. Der Lebensstrom aus der Vergangenheit verwandelt sich in ihm in das ''Licht'' der Erkenntnis, der Gestaltungsstrom aus der Zukunft in die ''Liebe'' der hingebungsvollen Tat. - Eine in diesem Sinne aufgefasste Liebe kann nur aus Freiheit erwachsen." (Lit.: Christoph J. Hueck, S. 211)
</div>


«Wir können uns einen Verstand denken, der, weil er nicht wie der unsrige diskursiv, sondern intuitiv ist, vom synthetisch Allgemeinen, der Anschauung eines Ganzen als eines solchen, zum Besondern geht, das ist, von dem Ganzen zu den Teilen: Hierbei ist gar nicht nötig zu beweisen, daß ein solcher intellectus archetypus möglich sei, sondern nur, daß wir in der Dagegenhaltung unseres diskursiven, der Bilder bedürftigen Verstandes (intellectus ectypus) und der Zufälligkeit einer solchen Beschaffenheit auf jene Idee eines intellectus archetypus geführt werden, diese auch keinen Widerspruch enthalte.» (vgl. [[Wikipedia:Kritik der Urteilskraft|KdU]] §77, [http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa05/405.html AA V, 405ff])
Wahre Liebe ist nur aus Freiheit möglich. Der Auftrag Christi: Liebet einander, ist ein Gebot, aber ein Gebot an den "Freien Menschen", zu dem sich die allgemeine Menschheit erst noch hinentwickeln muß. Dieses Wechselverhältnis von Freiheit und Liebe wurde thematisiert, im Rahmen der Diskussion über die [[Prädestination]]slehre etc.


Zwar scheint der Verfasser hier auf einen göttlichen Verstand zu deuten, allein wenn wir ja im sittlichen, durch Glauben an Gott, Tugend und Unsterblichkeit uns in eine obere Region erheben und an das erste Wesen annähern sollen: so dürft' es wohl im Intellektuellen derselbe Fall sein, daß wir uns, durch das Anschauen einer immer schaffenden Natur zur geistigen Teilnahme an ihren Produktionen würdig machten. Hatte ich doch erst unbewußt und aus innerem Trieb auf jenes Urbildliche, Typische rastlos gedrungen, war es mir sogar geglückt, eine naturgemäße Darstellung aufzubauen, so konnte mich nunmehr nichts weiter verhindern, das Abenteuer der Vernunft, wie es der Alte vom Königsberge selbst nennt, mutig zu bestehen|Goethe: ''[[Anschauende Urteilskraft]]''}}
Was Schiller sagte, gilt wohl auch umgekehrt: Frei sein ist lieben.


== Übersinnliche Anschauungsformen ==
=== Freiheit und Liebe als Weg zu Michael und Christus ===
Im [[geisteswissenschaft]]lichen Sinn muss man von höheren, [[übersinnlich]]en Anschauungsformen sprechen, etwa von der [[Spirituelles Bewusstsein|imaginativen Anschauung]].


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Es ist ja so, daß, wenn der Mensch mit seinem physischen Auge hinschaut,
"Indem sich der Mensch als freies Wesen in Michaels
seine andern physischen Sinne in Regsamkeit hat und aufmerksam
Nähe fühlt, ist er auf dem Wege, die Kraft der Intellektualität
wird auf dasjenige, was in seiner Weltumgebung ist, er da
in seinen «ganzen Menschen» zu tragen; er denkt
wahrnimmt die physische Atmosphäre der Erde, in ihr eingebettet die
zwar mit dem Kopfe, aber das Herz fühlt des Denkens Hell
Wesenheitender verschiedenen Reiche, innerhalb dieses ganzenMilieus
oder Dunkel; der Wille strahlt des Menschen Wesen aus,
sich zutragend alles dasjenige, was in Wind und Wetter im Laufe der
indem er die Gedanken als Absichten in sich strömen hat.
Jahreserscheinungen vor sich geht. Daß also der Mensch das alles vor
Der Mensch wird immer mehr Mensch, indem er Ausdruck
sich hat, das ist der äußere Tatsachenbestand, wenn der Mensch seine
der Welt wird; er findet sich, indem er sich nicht ''sucht'', sondern
Sinne der Außenwelt exponiert.
in Liebe sich wollend der Welt verbindet.


Aber hinter der Atmosphäre, hinter der sonnendurchleuchteten
Indem der Mensch seine Freiheit entfaltend in Ahrimans
Atmosphäre liegt, wahrnehmbar für dasjenige, was man Geistorgane
Verlockungen fällt, wird er in die Intellektualität hineingezogen,
nennen kann, eben eine andere Welt, man darf sagen eine gegenüber
wie in einen geistigen Automatismus, in dem er ein
der Sinnenwelt höhere Welt, eine Welt, in der auch in einer Art Licht,
Glied ist, nicht mehr ''er'' selbst. All sein Denken wird Erlebnis
in einer Art geistigen Lichtes, in einer Art [[Astrallicht]]es, geistig
des Kopfes; allein dieser sondert es vom Eigenherzerleben
Wesenhaftes und geistige Tatsachen erglänzen und sich abspielen, die
und eignem Willensleben ab und löscht das Eigensein
wahrhaftig für das Gesamtwerden der Welt und des Menschen nicht
aus. Der Mensch verliert immer mehr von seinem innerlich
weniger bedeutsam sind als dasjenige, was in der äußeren Atmosphäre
wesenhaft-menschlichen Ausdruck, indem er Ausdruck
auf der äußeren Erdoberfläche geschichtlich sich abspielt." {{Lit|{{G|229|9f}}}}
seines Eigenseins wird; er verliert sich, indem er
sich ''sucht''; er entzieht sich der Welt, der er die Liebe verweigert; aber der Mensch erlebt ''sich'' nur wahrhaft, wenn er
die Welt liebt.
 
Es ist aus dem Geschilderten wohl anschaulich, wie Michael
der Führer zu Christus ist. Michael geht mit allem
Ernste seines Wesens, seiner Haltung, seines Handelns in
Liebe durch die Welt. Wer sich an ihn hält, der pfleget ''im Verhältnis zur Außenwelt der Liebe''. Und Liebe muß im Verhältnis
zur Außenwelt sich zunächst entfalten, sonst wird
sie Selbstliebe.
 
Ist dann diese Liebe in der Michael-Gesinnung da, dann
wird ''Liebe zum andern'' auch zurückstrahlen können ins eigene
Selbst. Dieses wird lieben können, ohne sich selbst zu
lieben. Und auf den Wegen solcher Liebe ist Christus durch
die Menschenseele zu finden." {{Lit|{{G|26|117f|117}}}}
</div>
</div>
== Freiheit und Wählen ==
Unter bestimmten Gesichtspunkten ist auch die Freiheit der [[Wahl]] zu erörtern. Ist dies nur ein besonderer Aspekt von Freiheit, oder wäre Freiheit wesentlich Wahlfreiheit?
Wenn der Mensch sich vor die Alternative gestellt sieht: "Friß oder stirb Vogel", wie es ein Sprichwort sagt: Wo ist da die Freiheit?
Denen, die sich nicht dem Willen Gottes einfügen, wird Vernichtung angedroht, und sogar ewiges Höllenfeuer. Wo ist da Freiheit?
Ein Mensch, der sich nicht dem Willen Gottes fügt, wird in Zukunft vernichtet (resp. gebraten auf ewig im Höllenfeuer) werden, so die kolportierte Aussage, an deren Wahrheit wohl Zweifel erlaubt sein mögen, denn die Aussage widerspricht sowohl der Freiheit, als auch der Liebe  - aus Gottes Wollen.
{{LZ|So heißt es im ‚Katechismus der Katholischen Kirche’, dass für bestimmte Vergehen die Todsünde  gelte, während für andere Sünden die Entsühnung durch die Beichte möglich sei.
Nehmen wir also einmal an, es sei so, dass eine Todsünde existiere, das jemand daran schuldig geworden sei und sein Weg nun unweigerlich in die ewige Hölle und Verdammnis führe müsse.
Nehmen wir an dies sei ein Mörder, der nun im Gefängnis sitzt.
Die Göttliche Gnade ist für ihn verwirkt, sie ist ihm mithin nicht mehr erreichbar.
Mit welcher Perspektive soll dieser Mensch aber seiner Entlassung entgegenschreiten. Soll er sich sagen es nutzt ohnehin nichts, also will ich mich auch nicht bessern und weitermorden, sobald mir wieder Gelegenheit dazu gegeben wird.
Dieser Ansatz ist auch aus der Gefängnisseelsorge heraus völlig verfehlt: Todsünden kann und darf es nicht geben, so lange der Mensch noch lern- und besserungsfähig ist.
Die Erklärung einer Tat als Todsünde stellt eine deterministische Prognose dar.
Eine deterministische Prognose ist nichts weiter, als ein Glauben an die zukünftige
Wirklichkeitsangemessenheit der jeweils vorangestellten Hypothese.
Durch die streng deterministische Prognose wird aber jeder Freiheit für alle Zukunft der Boden entzogen, es wird ein Konstanzprinzip menschlichen Handelns aufgestellt, welches aber im Ergebnis bedeutete nicht mehr (neu) lernen zu können.
Künftige Lernfähigkeit lässt sich aber für keinen Menschen ausschließen.
„Damit ist auf dem Wege eines argumentum a contrario bewiesen, dass das Konstanzprinzip im Rahmen menschlichen Handelns nicht gelten kann: Würde es gelten, so bedeutete dies, das man nicht lernen kann – dass man lernen könne, dass man nicht lernen kann, kann man aber nicht behaupten, ohne sich selbst schon widersprochen zu haben.“<ref>H.-H. Hoppe, "Kritik der kausalwissenschaftlichen Sozialforschung", Opladen 1983, S. 10ff</ref> 
Wurde nicht auch Faust durch unglückliche Umstände zum Schuldigen und wird ihm
am Sterbebett, da Faust bereut, nicht dennoch alle Schuld erlassen?
Man sieht ganz klar auch Goethes Attacke auf allzu simplizistische kirchliche Moralvorstellungen: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erretten“  .
Unterstrichen wird so bei Goethe das alles überragende Freiheitsmoment des Menschen selbst noch im letzten Augenblick vor dem Tod. Analoge Stellen gibt es auch im Neuen Testament: Lukas 23,43 und Johannes 8,11.
Es wird klar: ohne eine völlige Handlungsfreiheit zu Gut und Böse (siehe auch die Paradiesmythe) bestünde keine echte (Wahl-)Freiheit zwischen gut und böse.
Dies, also ist das Gute des Bösen, dass es menschliche Wahlfreiheit durch sein
(Negativ-)Angebot erst ermöglicht.|Michael Heinen-Anders, Dem Teufel auf der Spur, S. 12 - 13}}
== Verschiedene begriffliche Unterscheidungen ==
=== Wahlfreiheit und Gestaltungsfreiheit ===
Von der Wahlfreiheit kann man die Gestaltungsfreiheit unterscheiden. Die Gestaltungsfreiheit geht über das Wählen ([[wikipedia:Urteil des  Paris|Wahl des Paris]]) zwischen Alternativen hinaus, insofern es keine bestimmten, vorgegebenen Alternativen gibt, sondern diese erst aus dem Wollen hervorgehen. Wenn der Künstler den Meißel an den Gipsblock ansetzt, ist zwar jeder Hieb gewählt, aber aus einer Unendlichkeit von Alternativen, die lediglich durch die Idee des zu Schaffenden bestimmt sind, und den Eigentümlichkeiten des Materials. Der Normalmensch unterscheidet sich vom Künstler da nur durch die geringere Vollkommenheit in der Klarheit der auszuführenden Idee und der Materialkenntnis, der Beherrschung der Werkzeuge usw.
=== Selbstgestaltung ===
Im Unterschied zur Wahlfreiheit gibt es die Freiheit, man selbst zu sein (Autonomie). Diese ist schon den Tieren eigen. Ein Tier ist frei, wenn es sich in seinem Wesen, wie es ist, frei ausleben kann, in einer entsprechenden Umgebung. (Dies findet z.B. bei der artgerechten Tierhaltung Berücksichtigung.) Beim Menschen kommt die Freiheit hinzu, selbst sein Wesen zu bestimmen, er hat die Freiheit, sich zu gestalten. Es ist dies analog zum künstlerischen Schaffen zu denken<ref>Vgl. [[Herbert Witzenmann]] Die Philosophie der Freiheit als Grundlage künstlerischen Schaffens</ref>. Die Weltgegensätze wie die zwischen Begriff und Wahrnehmung, Geist und Materie, sowie auch Gut und Böse (insofern der Mensch ein sittliches Wesen ist), sind insofern nur die Voraussetzungen für diese Freiheit des Menschen, sich selbst in seiner Gestalt zu bestimmen, - welche aber in der Zukunft letztlich doch völlig in das Gute integriert sein muß<ref>Dieses "Müssen" kommt freilich letztlich, will man die verfolgte Logik anerkennen, einer Unterwerfung unter den Willen Gottes gleich, und widerlegt daher diese Richtung des Verständnisses von Freiheit ''logisch''.</ref>. Man sieht heute eine solche Vielfalt von möglichen Gestalten in der Flora und Fauna.
=== Abbauprozesse und freies Handeln ===
{{GZ|Auf der einen Seite kommt aus dem Organismus heraus der Abbauprozeß, und auf der anderen Seite kommt aus dem geistigen Leben diesem Abbauprozeß entgegen der reine Tatgedanke – ich meine damit den Gedanken, welcher der Tat zugrunde liegt. Durch die Vereinigung von beiden, durch das Aufeinanderwirken des Abbauprozesses und des Tatgedankens entsteht die freie Handlung. Der Abbauprozeß wird nicht durch das reine Denken bewirkt; der ist sowieso da, er ist also eigentlich immer da. Wenn der Mensch diesem Abbauprozeß, gerade den bedeutsamsten Abbauprozessen in ihm, nichts aus dem reinen Denken heraus entgegenstellt, dann bleibt er Abbauprozeß, dann wird der Abbauprozeß nicht umgewandelt in einen Aufbauprozeß, dann bleibt er ein ersterbender Teil im Menschen. Denken Sie das einmal durch, dann ersehen Sie daraus, daß die Möglichkeit besteht, daß der Mensch gerade durch Unterlassung von freien Handlungen einen Todesprozeß in sich nicht aufhebt. Wer diesen Gedanken versteht, kann im Leben nicht mehr zweifeln an dem Vorhandensein der menschlichen Freiheit. Denn eine Handlung, die aus Freiheit geschieht, geschieht nicht durch etwas, was im Organismus verursacht wird, sondern wo die Ursachen aufhören, nämlich aus einem Abbauprozeß heraus. Dem Organismus muß etwas zugrunde liegen, wo die Ursachen aufhören, dann kann überhaupt erst die reine Vorstellung als Motiv des Handelns eingreifen. Aber solche Abbauprozesse sind immer da, sie bleiben nur gewissermaßen ungenützt, wenn der Mensch nicht freie Handlungen vollführt.|179|123f}}
== Siehe auch ==
* [[wikipedia:Freiheit|Freiheit]]
* [[wikipedia:Willensfreiheit|Willensfreiheit]]
* [[Sittliche Autonomie]]
* [[wikipedia:Autonomie|Autonomie]]


== Literatur ==
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0; '''Tb 649''', ISBN 978-3-7274-6490-4 {{Schriften|001}}
#''[[Johann Gottlieb Fichte]]'s sämmtliche Werke''. Herausgegeben von J.H. Fichte, Erster Band, Verlag von Veit und Comp. Berlin 1845 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Fichte/Fichte_Saemmtliche_Werke_1845_1.pdf#page=502&view=Fit]
#Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1978) {{Schriften|4}}
#[[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling]]: ''Philosophische Schriften'', Erster Band, Philipp Krüll, Landshut 1809 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Schelling/Schelling_Philosophische_Schriften.pdf#page=206&view=Fit]
#Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie'', [[GA 18]] (1985) {{Schriften|18}}
#Rudolf Steiner: ''Briefe Band I: 1881 – 1890'', [[GA 38]] (1985), ISBN 3-7274-0380-2 {{Vorträge|038}}
#Rudolf Steiner: ''Drei Schritte der Anthroposophie. Philosophie – Kosmologie – Religion'', [[GA 25]] (1999), ISBN 3-7274-0252-0 {{Schriften|025}}
#Rudolf Steiner: ''Das Miterleben des Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen'', [[GA 229]] (1999), ISBN 3-7274-2290-4 {{Vorträge|221}}
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Leitsätze'', [[GA 26]] (1998), ISBN 3-7274-0260-1 {{Schriften|026}}
#Rudolf Steiner: ''Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart'', [[GA 36]] (1961), ISBN 3-7274-0360-8 {{Vorträge|036}}
#Rudolf Steiner: ''Briefe Band I: 1881 – 1890'', [[GA 38]] (1985), ISBN 3-7274-0380-2 {{Briefe|038}}
#Rudolf Steiner: ''Die Wirklichkeit der höheren Welten'', [[GA 79]] (1988), ISBN 3-7274-0790-5 {{Vorträge|079}}
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987)
#Rudolf Steiner: ''Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt'', [[GA 110]] (1991), ISBN 3-7274-1100-7 {{Vorträge|110}}
#Rudolf Steiner: ''Von Jesus zu Christus'', [[GA 131]] (1988), ISBN 3-7274-1310-7 {{Vorträge|131}}
#Rudolf Steiner: ''Die Welt des Geistes und ihr Hereinragen in das physische Dasein'', [[GA 150]] (1980), ISBN 3-7274-1500-2 {{Vorträge|150}}
#Rudolf Steiner: ''Die Verbindung zwischen Lebenden und Toten'', [[GA 168]], Dornach 1995
#Rudolf Steiner: ''Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physischen des Menschen'', [[GA 202]] (1993), ISBN 3-7274-2020-0 {{Vorträge|202}}
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophie als Kosmosophie – Erster Teil'', [[GA 207]] (1990), ISBN 3-7274-2070-7 {{Vorträge|207}}
#Rudolf Steiner: ''Die Philosophie, Kosmologie und Religion in der Anthroposophie'', [[GA 215]] (1980), ISBN 3-7274-2152-5 {{Vorträge|215}}
#Rudolf Steiner: ''Gedankenfreiheit und soziale Kräfte'', [[GA 333]] (1985), ISBN 3-7274-3330-2 {{Vorträge|333}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Erster Band'', [[GA 235]] (1994), ISBN 3-7274-2350-1 {{Vorträge|235}}
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Gemeinschaftsbildung'', [[GA 257]] (1989), ISBN 3-7274-2570-9 {{Geschichte|257}} {{Vorträge1|144}}
#Rudolf Steiner: ''Geschichtliche Notwendigkeit und Freiheit. Schicksalseinwirkungen aus der Welt der Toten'', [[GA 179]] (1977)
#''Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', Heft 49/50 {{BE|49|}}
#Christoph J. Hueck: ''Evolution im Doppelstrom der Zeit'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 2012
#Michael Heinen-Anders: ''Dem Teufel auf der Spur...'', BOD, Norderstedt 2012
# Joachim Stiller: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_freiheit.pdf Über die Freiheit] PDF


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Wikiquote}}
* [https://www.youtube.com/watch?v=FpfJ9YOhdWA Markus Gabriel über die Freiheit]


*{{Eisler|Anschauung}}
== Einzelnachweise ==
 
<references/>
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Ethik]][[Kategorie:Soziales Leben]] [[Kategorie:Freiheit|!]] [[Kategorie:Soziale Dreigliederung|102]] [[Kategorie:Geistesleben|!102]]

Version vom 25. Mai 2018, 21:56 Uhr

Odysseus und die Sirenen. Gemälde von John William Waterhouse (1891)

Das altgriech. Wort für Freiheit - «Éleutheria» - bedeutete ursprünglich etwa: „zu einer Reise aufbrechen und alle Schwierigkeiten überwinden, um ein geliebtes Ziel zu erreichen“, wie es Homer in seiner Odyssee schildert.

Die Freiheit (lat. libertas; griech. ἐλευθερία éleutheria[1]) des Menschen liegt nach Rudolf Steiner darin begründet, dass er die Gesetze seines Handelns erkennen und darauf seine Entscheidungen gründen kann. Ausgangspunkt der Freiheit ist daher nicht die Freiheit des Willens, sondern die Freiheit der Gedanken, die sich der Mensch im reinen, sinnlichkeitsfreien Denken durch moralische Intuition erringen und dadurch sein Handeln frei gestalten kann.

"Lesen Sie nach in meiner «Philosophie der Freiheit», was für einen großen Wert ich darauf gelegt habe, daß nicht gefragt werde nach der Freiheit des Willens. Der sitzt unten, tief unten im Unbewußten, und es ist ein Unsinn, nach der Freiheit des Willens zu fragen; sondern man kann nur von der Freiheit der Gedanken sprechen. Ich habe das in meiner «Philosophie der Freiheit» wohl auseinandergehalten. Die freien Gedanken müssen dann den Willen impulsieren, dann ist der Mensch frei." (Lit.: GA 235, S. 46ff)

Gedankenfreiheit und sittliche Autonomie

Die Freiheit (Arnold Böcklin, 1891)

"Es handelt sich dabei darum, daß man die Freiheit entwickelt hat zunächst im Gedanken. Im Gedanken geht der Quell der Freiheit auf. Der Mensch hat einfach ein unmittelbares Bewußtsein davon, daß er im Gedanken ein freies Wesen ist." (Lit.: GA 235, S. 54)

Die Erkenntnis der Gesetzmäßigkeiten des eigenen Handelns ist zunächst nur ein Sonderfall des Erkennens überhaupt, doch indem die Erkenntnis sich auf die bewusste Tätigkeit des Ichs richtet, liegt diese Gesetzmäßigkeit nicht außerhalb des erkannten Objektes, des Ichs, sondern ist der Inhalt des im lebendigen Tun begriffenen Ich selbst, das diese Gesetze aus sich und der Einsicht in die Gegebenheiten hervorbringt. Erkennender und Erkanntes, Subjekt und Objekt, 'fallen in eins', werden identisch, und damit beherrschen uns nicht mehr von außen gegebene sittliche Gebote und Gesetze, auch nicht mehr von innen aufgedrungene triebhafte Handlungsweisen, sondern wir nehmen erstere in unser eigenes Wesen auf oder wir klären, was uns letztere abverlangen und vollziehen nur das, was wir uns selbst befehlen, d. h. was wir selbst zu bewussten Handlungsmotiven erhoben haben.

"Wahrhaft unsere Handlungen sind ja doch nur diejenigen, wo wir, den Pflichtbegriff vollkommen beiseite setzend, rein unsere Individualität walten lassen." (Lit.: GA 38, S. 143)

Dadurch wird im Sinne Steiners die sittliche Autonomie und der ethische Individualismus und eine durchgreifende Toleranz im Zusammenspiel von Mensch, Gesellschaft und Welt begründet. Voraussetzung dafür ist, dass man das liebt, was man aus Einsicht tut, d.h. sich in freier Hingabe mit dem Auszuführenden identifiziert und dabei die sozialen und natürlichen Bedingungen beachtet. Daraus folgt die Grundmaxime der freien Menschen, die Rudolf Steiner in seiner Philosophie der Freiheit so formuliert hat:

"Leben in der Liebe zum Handeln und Lebenlassen im Verständnisse des fremden Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen." (Lit.: GA 4, S. 166)

Seine Gedanken zur Freiheit hat Rudolf Steiner ausführlich in seinen grundlegenden philosophischen Schriften dargestellt, vor allem am Anfang seines öffentlichen schriftstellerischen Wirkens in "Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung mit besonderer Rücksicht auf Schiller", "Wahrheit und Wissenschaft" und in "Die Philosophie der Freiheit" und später, da die Verwirklichung der Freiheitsidee schon eine lange Entwicklung der Bewußtseinskräfte innerhalb der Weltanschauungssysteme und damit des immer universeller werdenden individuellen Denkens in der Menschheit durchgemacht hat, aus der reifen Erfahrung seines jahrzehntelangen Umgangs mit dem in seinen frühen Werken konzipierten Erkenntnisweg in "Die Rätsel der Philosophie".

"Wer dieses Buch, meine «Philosophie der Freiheit» studiert, wird allerdings finden, daß ich genötigt war, nicht von einer Freiheit des Willens zunächst zu sprechen, sondern von der Freiheit dessen, was im Gedanken, und zwar in dem sinnlichkeitsfreien Gedanken, im reinen Gedanken, erlebt wird, in demjenigen Gedanken aber, der in der menschlichen Seele bewußt als ein sittliches, als ein moralisches Ideal auftaucht, und der diejenige Stärke erlangt, die auf den Willen des Menschen motivierend wirken kann. Wir können von Freiheit des Menschen sprechen, wenn wir von jenen Handlungen des Menschen sprechen, die aus seinem freien Denken heraus gestaltet werden, wo der Mensch durch eine moralische Selbsterziehung dazu kommt, daß ihn die Instinkte, die Triebe, die Emotionen, sein Temperament nicht beeinflussen zu einer Handlung, sondern allein die hingebungsvolle Liebe zu einer Handlung. In dieser hingebungsvollen Liebe zu einer Handlung kann sich entwickeln, was aus der idealen Stärke des reinen sittlichen Gedankens hervorgeht. Das ist eine wirkliche freie Handlung." (Lit.: GA 79, S. 128)

Freiheit und Intellektualismus

Im Intellektualismus erstirbt unser geistiges Wesen, aber gerade dadurch wird uns die Möglichkeit zur Freiheit gegeben. Der Intellekt ist keine Wirklichkeit, sondern bloßes Bild und kann uns daher nicht zwingen. Indem wir dieses Bild schöpferisch umgestalten und in in voller Freiheit in unserem Denken die sittlichen Impulse gestalten, die unser Handeln leiten, verwirklichen wir damit zugleich unser ureigenstes geistiges Wesen.

"Der Mensch mußte intellektualistisch werden, damit er frei werden könne. Der Mensch verliert im Intellektualismus sein geistiges Wesen, denn er kann vom Intellektualismus nichts durch des Todes Pforte tragen. Aber er erwirbt hier die Freiheit durch den Intellektualismus, und was er so in Freiheit erwirbt, das kann er dann durch des Todes Pforte tragen.

Der Mensch mag also denken so viel er will auf bloße intellektualistische Art - nichts davon geht durch des Todes Pforte. Allein wenn der Mensch das Denken verwendet, um es in freien Handlungen auszuleben, so geht so viel gewissermaßen als die geistig-seelische Substanz, die ihn zum Wesen macht und nicht zum bloßen Wissen, mit ihm aus seinen Freiheitserlebnissen durch des Todes Pforte. Im Denken wird uns durch den Intellektualismus unser Menschenwesen genommen, um uns zur Freiheit gelangen zu lassen. Was wir in Freiheit erleben, das wird uns dann wiederum gegeben als menschliches Wesen. Der Intellektualismus tötet uns, aber er belebt uns auch. Er läßt uns wieder auferstehen mit völlig verwandelter Wesenheit, indem er uns zu freien Menschen macht." (Lit.: GA 207, S. 170)

"Wir können deutlich auf das erste Drittel des 15. Jahrhunderts hinweisen: da ist mit aller Deutlichkeit erst dieser Intellektualismus heraufgekommen. Früher haben die Menschen, auch wenn sie sogenanntes Wissenschaftliches gedacht haben, viel mehr in Bildern, welche die Wachstumskräfte der Dinge selber darstellten, gedacht, nicht in abstrakten Begriffen, wie wir das heute selbstverständlich tun müssen. Nun, diese abstrakten Begriffe, die uns innerlich zum reinen Denken erziehen, wovon ich gerade in meiner «Philosophie der Freiheit» gesprochen habe, diese abstrakten Begriffe, sie machen es möglich, daß wir freie Wesen werden. Als die Menschen noch nicht in Abstraktionen denken konnten, waren sie mit ihrer ganzen Seelenverfassung determiniert, abhängig. Frei können sich erst die Menschen entwickeln, nachdem sie innerlich durch nichts bestimmt sind, nachdem die moralischen Impulse - Sie können das nachlesen in meiner «Philosophie der Freiheit» - im reinen Denken erfaßt werden können. Reine Gedanken sind aber keine Realität, sondern sie sind Bilder. Bilder können uns nicht zwingen, wir selber müssen unser Handeln bestimmen; Bilder haben nichts Zwingendes. Die Menschheit hat sich auf der einen Seite zum abstrakten Gedanken, auf der andern Seite zur Freiheit entwickelt. Das habe ich von andern Gesichtspunkten aus öfter dargestellt.

Aber nun, bevor die Menschheit fortgeschritten war dazu, im Erdenleben den abstrakten Gedanken zu fassen, im Erdenleben durch dieselbe Fähigkeit, die den abstrakten Gedanken fassen kann, zur Freiheit zu kommen, wie war es denn damals mit ihr? Da hat die Menschheit im Leben auf der Erde zwischen der Geburt und dem Tode nicht abstrakte Gedanken gefaßt; selbst im alten Griechenland war das noch nicht möglich, geschweige denn in früheren Zeiten. Da hat die Menschheit durchaus in Bildern gedacht und war demgemäß auch nicht mit dem innerlichen Freiheitsbewußtsein ausgestattet, das eben heraufgezogen ist mit dem reinen, das ist abstrakten Gedanken. Der abstrakte Gedanke läßt uns kalt. Dasjenige, was uns der abstrakte Gedanke an moralischer Fähigkeit gibt, das macht uns im intensivsten Sinne warm, denn das stellt im höchsten Sinne unsere Menschenwürde dar.

Wie war es, bevor der abstrakte Gedanke mit der Freiheit über die Menschheit kam? Nun, Sie wissen, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geht, dann hat er in den ersten Tagen, nachdem er seinen physischen Leib verlassen hat, noch den ätherischen Leib an sich, und er hat wie in einer umfassenden Rückschau, nicht in Detailmalerei, aber in ausgleichenden universellen Bildern seinen ganzen Lebensgang, den er durchgemacht hat, soweit er sich zurückerinnert, vor sich. Dieses Lebenstabieau hat der unmittelbar Verstorbene durch mehrere Tage vor sich als Bildinhalt. Ja, meine lieben Freunde, so ist es heute. In derjenigen Zeit, in der die Menschen hier auf der Erde Bildinhalt hatten, hatten sie unmittelbar nach dem Tode das, was der heutige Mensch erlebt, das Rationelle, die logische Erfassung der Welt, die sie zwischen Geburt und Tod nicht hatten, in der Rückschau vor sich. Das ist etwas, was uns im eminentesten Sinne hineinführt in das Verständnis der Menschenwesenheit. Dasjenige, was der Mensch einer älteren Geschichtsepoche sogar, nicht nur der Urzeit, erst nach dem Tode hatte: einen kurzen Rückblick in abstrakten Begriffen und den Impuls der Freiheit, der ihm dadurch dann blieb für das Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, das hat sich hereingeschoben während der Menschheitsentwickelung in das Erdenleben. Das gehört zu den Geheimnissen des Daseins, daß sich Übersinnliches fortwährend hereinschiebt in das Sinnliche. Was heute ausgedehnt ist über das Erdenleben, die Fähigkeit der Abstraktion und Freiheit, das war etwas, was bei einer älteren Menschheit nach dem Tode erst in den Menschenbesitz kam mit dieser Rückschau, während heute der Mensch während des Erdenlebens zwischen der Geburt und dem Tode die Rationalität, die Intellektualität und die Freiheit hat und daher eine bloße Bildrückschau nach dem Tode. So schieben sich die Dinge ineinander. Fortwährend schiebt sich real Konkret- Übersinnliches in das Sinnliche herein." (Lit.: GA 257, S. 43f)

Schein und Wirklichkeit

Wir können uns die Freiheit nur deswegen erringen, weil wir während unseres Erdenlebens mit unserem Tagesbewusstsein in einer Welt des bloßen Scheins leben.

"Wenn wir unsere Sinne hinausrichten in unsere Weltumgebung zwischen Geburt und Tod, dann stellt sich uns die Welt als Erscheinung, als Schein dar [...]

Wenn aber der Mensch zwischen Geburt und Tod im heutigen Zeitalter die Welt nicht als Schein wahrnehmen würde, wenn er den Schein nicht erleben könnte, so könnte er ja nicht frei sein. Die Entwickelung der Freiheit ist nur möglich in der Welt des Scheines. Ich habe das angedeutet in meinem Buche «Vom Menschenrätsel», indem ich darauf hingewiesen habe, daß eigentlich die Welt, die wir erleben, verglichen werden kann mit den Bildern, die uns aus einem Spiegel heraus anschauen. Diese Bilder, die uns aus einem Spiegel heraus anschauen, die können uns nichts aufzwingen; sie sind eben nur Bilder, sie sind Schein. Und so ist das, was der Mensch als Wahrnehmungswelt hat, auch Schein.

Der Mensch ist ja durchaus nicht etwa ganz nur in den Schein der Welt eingesponnen. Er ist nur mit seinem Wahrnehmen, das sein waches Bewußtsein ausfüllt, eingesponnen in eine Scheinwelt. Aber wenn der Mensch hinblickt auf seine Triebe, auf seine Instinkte, auf seine Leidenschaften, auf seine Temperamente, auf all das, was heraufwogt aus dem menschlichen Wesen, ohne daß er es zu klaren Vorstellungen bringen kann, wenigstens zu wachen Vorstellungen, so ist ja das alles nicht Schein. Es ist schon Wirklichkeit, aber eine Wirklichkeit, die dem Menschen nicht vor das gegenwärtige Bewußtsein tritt. Der Mensch lebt zwischen Geburt und Tod in einer wahren Welt, die er nicht kennt, die aber niemals dazu angetan ist, ihm wirklich die Freiheit zu geben. Instinkte, die ihn unfrei machen, kann sie ihm einpflanzen, innere Notwendigkeiten kann sie hervorbringen, aber nie und nimmer kann sie den Menschen die Freiheit erleben lassen. Die Freiheit kann nur erlebt werden innerhalb einer Welt von Bildern, von Schein. Und wir müssen eben, indem wir aufwachen, in ein Scheinwahrnehmungsleben eintreten, damit sich da die Freiheit entwickeln kann." (Lit.: GA 207, S. 172f)

Anders ist es zunächst im Leben zwischen Tod und neuer Geburt. Da tritt dem Menschen die Wirklichkeit der geistigen Welt entgegen und er wird dadurch von deren Notwendigkeit gefangengenommen. Was er sich aber im Erdenleben an Freiheit erworben hat, das kann er als sein Eigenwesen durch die Todespforte tragen und in der jenseitigen Welt geltend machen.

"Das Leben im Scheine ist ihm eigentlich nur gewährt zwischen der Geburt und dem Tode. Der Mensch kommt heute nicht dazu, zwischen dem Tode und einer neuen Geburt im Scheine zu leben. Er wird gewissermaßen gefangengenommen von der Notwendigkeit, wenn er durch den Tod tritt [...]

Das ist die Entwickelung, in die der Mensch eingetreten ist mit der Mitte des 15. Jahrhunderts. Aus dem Schein der Erde sind ihm verschwunden die göttlich-geistigen Welten. In der Zeit zwischen dem Tod und einer neuen Geburt nehmen ihn aber diese göttlich-geistigen Welten so gefangen, daß er seine Selbständigkeit ihnen gegenüber nicht bewahren kann. Nur, sagte ich, wenn der Mensch hier wirklich Freiheit entwickelt, das heißt, wenn er seinen ganzen Menschen engagiert für das Scheinleben, dann ist es ihm möglich, auch sein Eigenwesen durch die Todespforte zu tragen." (Lit.: GA 207, S. 174f)

Wirkt das Erleben der nachtodlichen Notwendigkeit zu stark in das nächste Erdenleben hinein, ensteht eine Gefahr, in der die gegenwärtige Menschheit tatsächlich schwebt:

"Sie kann sich nicht recht einleben in die bloße Welt der Phänomene, in die Welt des Scheines. Vor allen Dingen mit dem inneren Leben kann sie sich nicht in diese Welt des Scheines einleben. Sie will sich der Notwendigkeit, der inneren Notwendigkeit übergeben, den Instinkten, Trieben, Leidenschaften. Wir sehen ja heute wenig von dem verwirklicht, was aus der freien Impulsivität des reinen Denkens hervorgeht. Aber ebensoviel als dem Menschen hier im Leben zwischen Geburt und Tod mangelt an Freiheit, ebensoviel kommt mit dem hypnotisierenden Zwange zwischen Tod und neuer Geburt von Unfreiheit, von Notwendigkeit in der Wahrnehmung über ihn. So daß dem Menschen die Gefahr droht, daß er durch die Todespforte schreitet, sein eigenes Wesen nicht mitnehmen kann, aber für die Wahrnehmungswelt sich nicht einlebt in etwas Freies, sondern in etwas, was ihn untertauchen läßt in Zwangsverhältnisse, was ihn wie erstarren macht in der äußeren Welt." (Lit.: GA 207, S. 178)

Technik und Freiheit

„In der Maschine hat sich der Mensch mit einem zwar Durchsichtigen, aber ihm Fremden umgeben. Er hat sein Leben mit diesem Fremden verbunden. Kalt und menschenfern steht die Maschine da, ein Triumph der «sicheren» Erkenntnis; neben ihr steht der Mensch selbst, Finsternis vor sich, wenn er mit dieser Erkenntnis in sich selbst hineinsieht.

Und dennoch: diesen Blick in das durchsichtige Tote mußte die Menschheit in sich erziehen, wenn sie völlig wach werden sollte. Sie braucht das Bildwissen von dem, was ihrem eigenen Wesen fremd ist, zum Wachsein. Denn alles vorangehende Wissen ist aus dem Dunkel der eigenen Menschennatur mitbestimmt; klar wird es erst vor der Seele, wenn die Menschenseele zum bloßen Spiegel wird, der nur noch Bilder des Menschenfremden entwirft. Vorher hatte der Mensch in seinem Seeleninhalt, wenn er von Wissen sprach, die Triebe, die Inhalte seiner eigenen Natur, die als solche nicht klar sein können. Seine Ideen waren von einem Sein durchsetzt; aber sie waren nicht klar. - Die Bilder des leblosen Seins sind klar. Nun aber hat der Mensch an diesen Bildern nicht nur die Offenbarung des Leblosen, sondern auch innere Erlebnisse. Bilder können durch ihre eigene Natur nichts veranlassen. Sie sind kraftlos. Erlebt der Mensch seine sittlichen Impulse in dem Reich des Bildlichen so, wie er es an der leblosen Natur sich anerzogen hat, dann erhebt er sich zur Freiheit. Denn Bilder können nicht wie Triebe, Leidenschaften oder Instinkte den Willen bestimmen. Erst das Zeitalter, das am Toten das Mathematik-ähnliche Bilddenken entwickelte, kann den Menschen zur Freiheit geleiten.

Die kalte Technik gibt dem Menschendenken ein Gepräge, das in die Freiheit führt. Zwischen Hebel, Rädern und Motoren lebt nur ein toter Geist; aber in diesem Totenreiche erwacht die freie Menschenseele. Sie muß den Geist in sich erwecken, der vorher nur mehr oder weniger träumte, als er noch die Natur beseelte. Aus dem träumenden wird waches Denken an der Kälte der Maschine.“ (Lit.:GA 36, S. 84f)

Das Freiheitserlebnis im Zusamenhang mit Imagination, Inspiration und Intuition

„In jedem Freiheitserlebnis sind drei Dinge verwoben. Sie erscheinen als Einheit im Moment, wo das Erlebnis sich ereignet, aber der nachherige Gang des Lebens läßt sie getrennt bewußt werden. Man erlebt das, was man zu tun hat, als inneres Bild, das in freier moralischer Phantasietätigkeit vor einem aufsteigt. Als eine wahre Imagination erscheint, was man zu tun sich entschließt, weil man es liebenswert finden muß. Das Zweite, was in dem einheitlichen Erlebnis enthalten ist, ist der Impuls, daß man von höheren Mächten ermahnt wird, dem im Innern Aufkeimenden zu folgen. <Tue es> sagen die inneren Stimmen, und das Gewahrwerden derselben ist eine wahre Inspiration. Aber noch ein drittes Element ist dem einheitlichen Erlebnis einverwoben. Man stellt sich durch die Tat in eine äußere Schicksalsumgebung hinein, in die man ohne das Freiheitserlebnis niemals eingetreten wäre. Man begegnet jetzt anderen Menschen, wird an andere Orte geführt, dadurch, daß das innere intuitiv Erfaßte nun zur schicksalhaft von außen herantretenden Umgebung wird. Die Situation einer wahren Intuition ergibt sich.» «Sehen Sie», fuhr Rudolf Steiner fort, «diese drei ineinander verwobenen Erlebnisse haben sich nachher auseinandergelegt,-sind isoliert bewußt geworden, so daß die Imagination und die Inspiration und die Intuition als Erkenntnisakte bewußt wurden.“ (Lit.: Beiträge 49, S. 30)

Der Wille zur Freiheit

Wer in der Erkenntnis bei seinen persönlichen Meinungen und Ansichten stehen bleibt, erkennt nur das Vergängliche. Wer aber in sich das Ich als seinen ewigen Wesenskern erkennt, der erkennt auch das Ewige in den anderen Dingen, die ihn umgeben.

"Solange man persönlich mit der Welt lebt, so lange enthüllen die Dinge auch nur das, was sie mit unserer Persönlichkeit verknüpft das aber ist ihr Vergängliches. Ziehen wir uns selbst von unserem Vergänglichen zurück und leben wir mit unserem Selbstgefühl, mit unserem «Ich» in unserem Bleibenden, dann werden die vergänglichen Teile an uns zu Vermittlern; und was sich durch sie enthüllt, das ist ein Unvergängliches, ein Ewiges an den Dingen. Dieses Verhältnis seines eigenen Ewigen zum Ewigen in den Dingen muß bei dem Erkennenden hergestellt werden können." (Lit.: GA 9, S. 188f)

Wer sich aus dieser im und durch das Ich gefundenen Erkenntnis des Ewigen die Impulse seines Handelns gibt, der handelt im Einklang mit der ewigen Weltordnung und zugleich in voller Freiheit. Freilich ist das ein Ideal, das der Mensch noch lange nicht erreicht hat, aber es ist ein Ziel, dem er zustreben kann - und das ist sein Wille zur Freiheit.

"So eröffnet sich dem Erkennenden die Möglichkeit, nicht mehr den unberechenbaren Einflüssen der äußeren Sinnenwelt allein zu folgen, die sein Wollen bald da-, bald dorthin lenken. Er hat durch Erkenntnis in der Dinge ewiges Wesen geschaut. Er hat durch die Umwandlung seiner inneren Welt die Fähigkeit in sich, dieses ewige Wesen wahrzunehmen. Für den Erkennenden erhalten die folgenden Gedanken noch eine besondere Wichtigkeit. Wenn er aus sich heraus handelt, so ist er sich bewußt, aus dem ewigen Wesen der Dinge heraus zu handeln. Denn die Dinge sprechen in ihm dieses ihr Wesen aus. Er handelt also im Sinne der ewigen Weltordnung, wenn er aus dem in ihm lebenden Ewigen diesem seinem Handeln die Richtung gibt. Er weiß sich dadurch nicht mehr bloß von den Dingen getrieben; er weiß, daß er sie nach den ihnen selbst eingepflanzten Gesetzen treibt, welche die Gesetze seines eigenen Wesens geworden sind. - Dieses Handeln aus dem Innern kann nur ein Ideal sein, dem man zustrebt. Die Erreichung dieses Zieles liegt in weiter Ferne. Aber der Erkennende muß den Willen haben, diese Bahn klarzusehen. Dies ist sein Wille zur Freiheit. Denn Freiheit ist Handeln aus sich heraus. Und aus sich darf nur handeln, wer aus dem Ewigen die Beweggründe schöpft. Ein Wesen, das dies nicht tut, handelt nach anderen Beweggründen, als den Dingen eingepflanzt sind. Ein solches widerstrebt der Weltordnung. Und diese muß ihm gegenüber dann obsiegen. Das heißt: es kann letzten Endes nicht geschehen, was es seinem Willen vorzeichnet. Es kann nicht frei werden. Willkür des Einzelwesens vernichtet sich selbst durch die Wirkung ihrer Taten." (Lit.: GA 9, S. 190f)

Die Wurzeln der menschlichen Freiheit

Eugène DelacroixDie Freiheit führt das Volk

Der «Streit am Himmel»

Hauptartikel: Streit am Himmel

In der Übergangszeit von der alten Sonne zum alten Mond fand der sogenannte Streit am Himmel statt. Dabei wurden Wesenheiten aus der Hierarchie der Dynameis (Geister der Bewegung) gleichsam "abkommandiert", um als Widersacher die fortschreitende Entwicklung zu hemmen, aber gerade dadurch einen neuen wesentlichen Evolutionssprung zu bewirken. Diese Mächte waren an sich noch nicht böse und hätten auch nicht aus eigenem Willen zu hemmenden Kräften werden können. Aber indem sie Sturm liefen gegen die normale Entwicklung und der Evolution dadurch neue Wege eröffneten, wurde sie letzlich auch zu Erzeugern des Bösen, ermöglichten aber gerade dadurch die Freiheit. Sie selbst hatten zwar diese Freiheit noch nicht, aber ein Teil der Engelwesenheiten, die auf dem alten Mond ihre Menschheitsstufe, d.h. ihre Ich-Entwicklung absolvierten, konnte sich durch den hemmenden Einfluss der Dynameis aus dem Willen der Gottheit befreien und eigene Ziele verfolgen. Sie wurden dadurch zu luziferischen Geistern.

"So sehen wir, daß in einer gewissen Beziehung erst dadurch, daß die Mächte abkommandiert wurden, dem Menschen die Möglichkeit gegeben wurde, aus sich selbst heraus das Ziel zu erreichen, das selbst die höchsten Seraphim nicht aus sich selbst erreichen können. Das ist das Wesentliche. Sie können gar nicht anders handeln, die Seraphim, Cherubim, Throne, als unmittelbar den Impulsen folgen, die die Gottheit gibt. Die Herrschaften, die ganze zweite Hierarchie kann auch nicht anders handeln. Von den Mächten war eine Anzahl abkommandiert; also auch diese Mächte, die sozusagen sich in den Weg der Entwickelung warfen, konnten nicht anders als den Befehlen der Gottheit folgen. Auch in dem, was man nennen könnte den Ursprung des Bösen, auch da vollziehen sie nur den Willen der Gottheit; indem sie sich zu Dienern des Bösen machen, vollziehen sie nur den Willen der Gottheit, die durch den Umweg des Bösen das starke Gute entwickeln will. Und steigen wir jetzt herunter zu denjenigen Wesenheiten, die wir die Gewalten nennen: Durch sich selbst hätten sie das nicht erreichen können. Auch sie hätten nicht böse werden können durch sich selbst; auch nicht die Geister der Persönlichkeit, auch nicht die Feuergeister. Denn als diese auf der Sonne Menschen waren, da waren ja die Mächte noch nicht abkommandiert, da war überhaupt noch keine Möglichkeit vorhanden, böse zu werden. Die ersten, die die Möglichkeit hatten, böse zu werden, waren die Engel, denn diese Möglichkeit war erst von der Mondenentwickelung aus vorhanden. Da, von der Sonne zum Mond, hat der Streit am Himmel stattgefunden. Ein Teil der Engel hat nun diese Möglichkeit ausgeschlagen, hat sozusagen sich nicht verführen lassen durch die Kräfte, die in die Hemmnisse hineinführen sollten; die blieben bei der alten Natur. So daß wir bis zu den Engeln herab und noch in einem Teil der Engel solche Wesenheiten der geistigen Hierarchien vor uns haben, die unbedingt nicht anders können, als dem göttlichen Willen folgen, bei denen es keine Möglichkeit gibt, dem göttlichen Willen nicht zu folgen. Das ist das Wesentliche.

Und nun kommen wir zu zwei Kategorien von Wesenheiten: Erstens denjenigen Engeln, die sich hineingestürzt haben in das, was die Mächte während des Streites am Himmel angerichtet haben. Das waren solche Wesenheiten, die wir eben wegen ihrer weiteren Taten die luziferischen Wesenheiten nennen. Diese Wesenheiten haben sich dann herangemacht an den menschlichen Astralleib während der Erdenentwickelung und dem Menschen die Möglichkeit des Bösen gegeben, aber damit auch die Möglichkeit, aus eigener freier Kraft sich zu entwickeln. So daß wir innerhalb der ganzen Stufenfolge der Hierarchien nur bei einem Teil der Engel und beim Menschen die Möglichkeit der Freiheit haben. Sozusagen mitten in der Reihe der Engel beginnt die Möglichkeit der Freiheit; im Menschen ist sie aber doch erst in der richtigen Weise ausgebildet. Als der Mensch die Erde betrat, hat er allerdings zunächst verfallen müssen der großen Gewalt der luziferischen Geister. Sie durchdrangen den Astralleib des Menschen mit ihren Kräften, und das Ich wurde dadurch einbezogen in diese Kräfte; so daß wir während der lemurischen und atlantischen Entwickelung, und auch nachher noch, das Ich wie in einer Wolke haben, wie in eine Wolke gehüllt, die herbeigeführt worden ist durch die Einflüsse Luzifers. Der Mensch ist nur dadurch bewahrt worden vor der Überwältigung durch die ihn herabziehenden Kräfte, daß frühere Wesenheiten ihn überschattet haben, daß die Engel, die oben geblieben waren, und die Erzengel oben, in besonderen Individuen sich verkörpert und ihn geführt haben. Und das geschah bis in jene Zeit hinein, wo etwas ganz Besonderes eintrat, wo eine Wesenheit, welche bis dahin nur verbunden war mit dem Sonnendasein, so weit gekommen war, daß sie jetzt nicht nur, wie frühere Wesenheiten der höheren Welten, in den physischen Leib, Ätherleib und Astralleib des Menschen hineintreten konnte, sondern daß sie eindringen konnte in den Menschen bis in das Ich." (Lit.: GA 110, S. 166f)

Christus und das Mysterium von Golgatha

Die luziferischen Geister ermöglichten es dem Menschen, während der Erdentwicklung die Freiheit zu erlangen, nämlich die Freiheit, sich aus dem Willen der Gottheit zu befreien. Das ist aber nur die eine, die negative Seite der Freiheit. Der Mensch wäre dadurch allerdings den luziferischen Mächten verfallen, die in seinem Astralleib wirkten. Das konnte nur dadurch verhindert werden, dass sich der Christus selbst auf Erden inkarnierte. Der Christus wirkt unmittelbar durch das Ich des Menschen, aber er entäußert sich dabei jeglichen Machtanspruchs und ermöglicht es dadurch dem Menschen, sich aus freiem Entschluss zum Geistigen zu erheben. Erst dadurch wird die volle Freiheit verwirklicht.

"... diese Tat ist eine solche, daß sie auf keinen Menschen anders wirkt, als wenn er sich selbst dazu entschließt, sie auf sich wirken zu lassen, das heißt, wenn sie mit dem absolut freien Charakter seines individuellen Ich vereinbar ist. Denn nicht genügt es, daß der Christus anwesend wird im menschlichen Astralleib, sondern der Christus muß, wenn er wirklich verstanden werden soll, im menschlichen Ich anwesend werden. Und das Ich muß sich frei entschließen, den Christus aufzunehmen. Das ist es, worauf es ankommt. Aber gerade dadurch nimmt dieses menschliche Ich, wenn es sich mit dem Christus verbindet, eine Realität in sich auf, eine göttliche Kraft, nicht bloß eine Lehre. Daher kann hundertmal bewiesen werden, daß alle Lehren des Christentums schon zu finden sind da oder dort; aber darauf kommt es nicht an, sondern darauf, daß das Wesentliche im Christentum die Tat ist, die nur durch eine freiwillige Erhebung in die höheren Welten zum eigenen Besitz werden kann. Dadurch also nimmt der Mensch die Christus-Kraft auf, daß er sie freiwillig aufnimmt, und keiner kann sie aufnehmen, der sie nicht freiwillig aufnimmt. Dies ist aber dem Menschen nur dadurch möglich geworden, daß der Christus auf der Erde Mensch geworden ist, daß er berufen war, auf der Erde Mensch zu werden." (Lit.: GA 110, S. 170)

"Das ist der große Unterschied beim Christentum gegenüber den alten Götterlehren. Wenn der Mensch den Christus finden will, dann muß er ihn in Freiheit finden. Er muß sich frei zu dem Mysterium von Golgatha bekennen. Der Inhalt der Kosmogonien drängte sich dem Menschen auf. Das Mysterium von Golgatha drängt sich dem Menschen nicht auf. Er muß in einer gewissen Auferstehung seines Wesens in Freiheit an das Mysterium von Golgatha herankommen." (Lit.: GA 207, S. 180)

"Hätte der Gott, der mit dem Namen des Vatergottes bezeichnet wird, es einst nicht zugelassen, daß die luziferischen Einflüsse an den Menschen herankommen konnten, so hätte der Mensch nicht die freie Ich-Anlage entwickelt. Mit dem luziferischen Einfluß wurde die Anlage zum freien Ich entwickelt. Das mußte zugelassen werden vom Vatergott. Nachdem aber das Ich — um der Freiheit willen — in die Materie verstrickt werden mußte, mußte nun, um von dem Verstricktsein in die Materie wieder befreit zu werden, die ganze Liebe des Sohnes zu der Tat von Golgatha führen. Dadurch allein ist Freiheit des Menschen, vollständige menschliche Würde erst möglich geworden. Daß wir freie Wesen sein können, das verdanken wir einer göttlichen Liebestat. So dürfen wir uns als Menschen fühlen wie freie Wesen, dürfen aber nie vergessen, daß wir diese Freiheit verdanken der Liebestat des Gottes. Wenn wir so denken, wird schon der Gedanke in die Mitte unseres Fühlens rücken: Du kannst zur menschlichen Würde kommen; nur eines darfst du nicht vergessen, daß du das, was du bist, dem verdankst, der dir wieder zurückgebracht hat dein menschliches Urbild durch die Erlösung auf Golgatha! — Den Freiheitsgedanken sollten die Menschen

Mysterium von Golgatha
Mysterium von Golgatha

nicht ergreifen können ohne den Erlösungsgedanken des Christus. Dann allein ist der Freiheitsgedanke ein berechtigter. Wenn wir frei sein wollen, müssen wir das Opfer bringen, unsere Freiheit dem Christus zu verdanken! Dann erst können wir sie wirklich wahrnehmen." (Lit.: GA 131, S. 228f)

"Zweimal ist in der Menschheitsentwickelung dasselbe Wort gebraucht worden: Einmal bei der Paradieses Versuchung, als Luzifer zu dem Menschen sagte: «Ihr werdet sein wie die Götter, eure Augen werden geöffnet werden.» Das ist der bildliche Ausdruck für den luziferischen Impuls. Luzifer hat damit die Geistigkeit in die niedere Natur des Menschen gegossen und dafür den Menschen die Möglichkeit gegeben, zur inneren Freiheit durch sittliche Motive zu kommen. Und ein zweites Mal wurde gesagt, jetzt von dem Christus: Seid ihr nicht Götter? (Joh 10,34 LUT) - Dasselbe Wort! Daraus sieht man, daß es nicht nur ankommt auf den Inhalt eines Wortes, sondern auf das Wesen, das ein Wort ausspricht, auf die Art und Weise, wie ein Wort gesprochen wird. Da sieht man den notwendigen Zusammenhang zwischen der Luzifertat und der Tat des Christus auch in bildlicher Weise ausgedrückt, wie die religiösen Urkunden das zu tun pflegen.

Luzifer ist der Bringer der persönlichen Freiheit des einzelnen Menschen, Christus ist der Träger der Freiheit des ganzen Menschengeschlechtes, des ganzen Menschentums auf Erden. Das ist das Bedeutsame der Anthroposophie, daß sie uns lehrt, daß die Anerkennung des Christus-Wesens in solcher Weise geschehen wird, daß es dem Menschen freisteht, den Christus anzuerkennen oder nicht, wie es dem Menschen freisteht, nicht moralisch zu sein.

Eine freie Wahrheit soll der Christus für die Menschenseele sein." (Lit.: GA 150, S. 99)

"Und indem so dieses Himmlische, die Intellektualität und die Freiheit, in das irdische Leben eingezogen ist, ist für die Menschheit ein anderes Aufblicken zur Göttlichkeit notwendig geworden, als das früher der Fall war. Und dieses andere Aufblicken zur Göttlichkeit ist für die Menschheit möglich geworden durch das Mysterium von Golgatha. Indem der Christus eingezogen ist in das irdische Leben, kann er heiligen dasjenige, was aus übersinnlichen Welten eingezogen ist und was sonst den Menschen zur Hoffart und zu allem möglichen verführen würde. In einer Zeit leben wir, wo wir einsehen müssen: Von dem Christus-Impuls muß durchdrungen werden dasjenige, was unser Heiligstes in diesem Zeitalter ist: die Fähigkeit, reine Begriffe zu fassen, und die Fähigkeit der Freiheit." (Lit.: GA 257, S. 45)

Entwicklung zur Freiheit

Freiheit ist dem Menschen nicht von Anfang an gegeben, sondern er muss sie selbsttätig entwickeln, indem er sich zum reinen sinnlichkeitsfreien Denken erhebt und in diesem die moralische Intuition erlebt.

"Man fragt: Ist der Mensch frei oder ist er nicht frei? Ist der Mensch ein freies Wesen, das mit wirklicher Verantwortung aus seiner Seele heraus die Entschlüsse fassen kann, oder ist er eingespannt in eine natürliche oder geistige Notwendigkeit wie ein Naturwesen? So hat man gefragt, ich möchte sagen, durch Jahrtausende, und so fragt man noch. Diese Frage schon ist der große Irrtum.

Man kann so nicht fragen, sondern die Frage nach der Freiheit ist eine Frage der menschlichen Entwicklung, einer solchen menschlichen Entwicklung, daß der Mensch im Laufe seines Jugendlebens oder vielleicht seines späteren Lebens Kräfte in sich entwickelt, die er nicht einfach von Natur aus hat. Man kann gar nicht fragen: Ist der Mensch frei ? Von Natur aus ist er es nicht, aber er kann sich immer mehr und mehr frei machen, indem er Kräfte erweckt, die in ihm schlummern und die die Natur nicht erweckt. Der Mensch kann immer freier und freier werden. Man kann nicht fragen: Ist der Mensch frei oder unfrei, sondern nur: Gibt es für den Menschen einen Weg zur Erringung der Freiheit? Und diesen Weg gibt es. Wie gesagt, vor dreißig Jahren versuchte ich zu zeigen: Wenn der Mensch dazu aufrückt, ein inneres Leben in sich zu entwickeln, so daß er die sittlichen Impulse für seine Handlungen in reinen Gedanken erfaßt, kann er wirklich Gedankenimpulse, nicht bloß instinktive Emotionen seinen Handlungen zugrunde legen, - Gedanken, die in die äußere Wirklichkeit so untertauchen wie der Liebende in das geliebte Wesen. Dann nähert sich der Mensch seiner Freiheit. Die Freiheit ist ebenso ein Kind des Gedankens, der in geistiger Hellsichtigkeit erfaßt wird - nicht unter einem äußeren Zwang -, wie sie ein Kind der wahren hingebungsvollen Liebe ist, der Liebe zum Objekt des Handelns. Wonach das deutsche Geistesleben in Schiller strebte, als er sich Kant gegenüberstellte und etwas ahnte von einem solchen Freiheitsbegriff, das ziemt uns, in der Gegenwart weiter auszubilden. Da aber stellte sich mir heraus, daß man nur sprechen kann von demjenigen, was den sittlichen Handlungen zugrunde liegt - wenn es auch bei den Menschen unbewußt bleibt, vorhanden ist es doch - ; und daß man das nennen muß Intuition. Und so sprach ich in meiner «Philosophie der Freiheit» von einer moralischen Intuition.

Damit aber war auch der Ausgangspunkt gegeben für alles, was ich später auf dem Gebiet der Geisteswissenschaft zu leisten versuchte. Glauben Sie nicht, daß ich heute über diese Dinge in einer unbescheidenen Weise denke. Ich weiß sehr gut, daß diese «Philosophie der Freiheit », die ich vor mehr als dreißig Jahren als junger Mensch konzipiert habe, gewissermaßen alle Kinderkrankheiten desjenigen Gedankenlebens hat, das im Laufe des 19. Jahrhunderts heraufgezogen ist. Aber ich weiß auch, daß aus diesem Geistesleben heraus das entsprossen ist, was eine Hinaufleitung des Gedankenlebens in das wirklich Geistige ist. So daß ich mir sagen kann: Wenn sich der Mensch zu den sittlichen Impulsen in moralischer Intuition erhebt und ein wirklich freies Wesen darstellt, dann ist er bereits, wenn ich das verpönte Wort gebrauchen darf, mit Bezug auf seine sittlichen Intuitionen «hellsehend». In dem, was über alles Sinnliche hinausliegt, liegen die Antriebe alles Sittlichen. Im Grunde genommen sind die wirklich sittlichen Gebote Ergebnisse menschlichen Hellsehens. Daher war ein gerader Weg von jener «Philosophie der Freiheit» zu dem, was ich heute als Geisteswissenschaft meine. Freiheit entsprießt im Menschen nur, wenn der Mensch sich entwickelt. Er kann sich aber weiter entwickeln, so daß er dasjenige, was schon der Freiheit zugrunde liegt, auch dazu treibt, daß er unabhängig wird von allem Sinnlichen und sich frei in die Gebiete des Geistes erhebt.

So hängt Freiheit mit der Entwicklung des menschlichen Denkens zusammen. Freiheit ist im Grunde genommen immer Gedankenfreiheit ..." (Lit.: GA 333, S. 107ff)

Freiheit und Karma

Im Leben zwischen Tod und neuer Geburt legt der Mensch seinen Schicksalskern, sein Karma, in der Mondensphäre ab, über die er durch die Nachwirkung des Christus-Impulses hinausschreitet und sich aus der Sternensphäre die nötigen Kräfte holt, um sich beim Herabstieg zu einem neuen Erdenleben durch eine freie Geistestat diesen Schicksalskern so wieder einzuverleiben, dass er dadurch in selbständiger Weise sein Schicksal mit seiner geistig fortschreitenden Wesenheit in Zusammenhang bringt. Diese Möglichkeit besteht allerdings erst seit dem Mysterium von Golgatha. Das irdische Nachbild dieser im kosmischen Dasein vollbrachten freien Tat ist das Freiheitsgefühl während des Erdendlebens.

"Die Initiierten, welche Zeitgenossen des Mysteriums von Golgatha waren, oder die in den darauf folgenden Jahrhunderten bis zum 3. und 4. Jahrhundert lebten, konnten zu ihren Bekennern sagen: Die Form, die der menschliche physische Organismus im Erdenleben annimmt, die bildet immer mehr und mehr das Ich aus. Aber der Mensch verliert die Kraft, in jene Region einzutreten, in der das hohe Sonnenwesen oben sein Führer sein könnte in den geistigen Sternenregionen. Daher ist Christus heruntergestiegen auf die Erde, hat das Mysterium von Golgatha vollbracht. Und die Kraft, welche der Menschenseele dadurch wird, daß sie eine Gefühlsverbindung mit dem Mysterium von Golgatha hat, diese Kraft wirkt nach dem Tode nach und entreißt die Seele dem Schicksals-Wesenskern und der Mondensphäre, und unter der Nachwirkung des Christus bildet die Seele ihren künftigen physischen Organismus mit den anderen Wesen der Sternenwelt aus und findet dann wiederum den Schicksalskern, in den die Tendenz hineingelegt wird zur Schicksalsbildung der kommenden Erdenleben. Was die Menschenseele als Kraft aus dem Christus-Impuls aufgenommen hat, das befähigt sie wiederum, in der richtigen Weise durch das Geisterland durchzugehen und den Schicksalskern in der richtigen Weise aufzunehmen.

Derjenige, der heute aus der Initiationswissenschaft heraus redet, muß dazu noch das folgende sagen: Ja, es ist der Christus-Impuls, der über den Tod hinaus nachwirkt, unter dessen Einfluß der Mensch sich der Mondensphäre entringt, in die Sternen-Sonnensphäre eindringt und dort aus den Impulsen, die ihm die Wesen der Sternenwelt geben, arbeiten kann an der Herausgestaltung des physischen Organismus seines nächsten Erdenlebens. Aber er entringt sich der Mondensphäre durch die Kräfte, die er in seinem Ich aufgespeichert hat durch die Hinneigung zu dem Christus-Wesen und zu dem Mysterium von Golgatha. Er entringt sich der Mondensphäre in einer solchen Art, daß er nun auch in der Sternensphäre so arbeiten kann, daß er, wenn er wieder zur Mondensphäre zurückkehrt und ihm sein Schicksalskern begegnet, in einer freien Weise als eine freie Geistestat sich diesen Schicksalskern eingliedert, weil er sich sagen muß: Die Weltentwickelung kann nur in der richtigen Weise verfließen, wenn der Mensch sich diesen seinen Schicksalskern eingliedert und dasjenige, was er als sein Schicksal zubereitet hat, auch in ausgleichenden künftigen Erdenleben wiederum zurechtbringt.

Das ist das Wesentliche im Neu-Erleben des nachtodlichen Mondensphären- Erlebens, daß es da im kosmischen Dasein einen Augenblick gibt, wo der Mensch in selbständiger Weise sein Schicksal, sein Karma, mit seiner fortschreitenden Wesenheit in Zusammenhang bringt. Und das irdische Abbild dieser im Überirdischen vollbrachten Tat im nachherigen irdischen Leben ist die menschliche Freiheit, das Freiheitsgefühl während des Erdendaseins. Das richtige Verstehen der Schicksalsidee und ihr Verfolgen bis in die geistigen Welten hinauf begründet nicht eine Determinationsphilosophie, sondern eine wirkliche Philosophie der Freiheit, wie ich sie in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in meinem Buche «Philosophie der Freiheit» zu geben hatte." (Lit.: GA 215, S. 177f)

"Im Aufnehmen der Kraft, welche für die Seele aus dem anschauenden und tätigen Gefühls-Miterleben des irdischen Christuslebens und des Mysteriums von Golgatha erwächst, erringt der Mensch schon auf der Erde, nicht erst durch das Sonnenwesen nach dem Tode, die Fähigkeit, sich in einem bestimmten Zeitpunkte des nachirdischen Daseins dem Mondeneinfluß zu entziehen und in die reine Sternensphäre einzutreten. Diese Fähigkeit ist das geistige, nach dem Tode erlebte Gegenbild der durch das Ich-Bewußtsein im Erdenleben herbeigeführten Freiheit. Der Mensch übernimmt dann in der Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt sein in der Mondensphäre zurückgelassenes moralisch-geistiges Wertwesen als den Bildner seines Schicksals, das er dadurch während des folgenden Erdendaseins in Freiheit erleben kann." (Lit.: GA 25, S. 87)

Taten, die aus der vollen Freiheit des Menschen gesetzt werden, sind nicht durch das Karma bedingt:

"Nur solche Handlungen sind frei, bei denen der Mensch gar nicht auf Grund der Vergangenheit arbeiten würde, sondern bei denen er nur dem gegenübersteht, was durch die kombinierende und produktive Tätigkeit seiner Vernunft an Handlungen in die Welt hineinkommen kann. Solche Handlungen nennt man im Okkultismus: Aus dem Nichts heraus schaffen. Alle anderen Handlungen sind aus dem Karma heraus geschaffen." (Lit.: GA 93a, S. 123)

Was der Mensch in voller Freiheit tut, schafft auch kein neues Karma. Im Okkultismus wird das auch als das Handeln aus dem Nirvana bezeichnet. Solange allerdings der Mensch das Karma aus seinen früheren Inkarnationen nicht vollständig ausgeglichen hat, kann er nicht in vollkommener Freiheit leben - ein Teil seiner Taten wird notwendig durch die Vergangenheit (Bedingungen sowie Nebenwirkungen) - neues Karma begründend - bestimmt sein, d. h. allmählich freies Handeln zu realisieren ist heutzutage und in der Zukunft ein großes, ideales Ziel der menschlichen Evolution.

"Frei wird der Mensch in dem einen physischen Erdenleben, wo er den Gedanken als solchen entwickelt, wo der Gedanke seine plastizierende Kraft verliert, die er noch in dem Ätherleib hat, und wo er als reiner Gedanke in dem im Leben befindlichen Bewußtsein entwickelt ist. Ich war daher genötigt, etwas sehr Gewagtes in dieser «Philosophie der Freiheit» dazumal im Beginn der neunziger Jahre darzustellen. Ich hatte die moralischen Impulse als sittliche Ideale darzustellen und mußte sagen: die kommen dem Menschen nicht aus der physischen Welt, die kommen dem Menschen nicht aus der Natur, die kommen dem Menschen durch eine Intuition. Und ich sprach dazumal von «moralischer Phantasie». Und warum das? Ich sagte dazumal in meiner «Philosophie der Freiheit»: Aus der Geisteswelt heraus strömen in den Menschen, aber zunächst nur als Bilder, diese sittlichen Motive ein. Er empfängt sie als Intuition aus der geistigen Welt.

Aber man gelangt auf diese Weise, ich möchte sagen, zu dem anderen Pol dessen, was man hier in der physischen Welt erlebt. Sieht man mit gesundem Menschenverstand und mit wissenschaftlicher Schulung in die natürliche Daseinswelt hinaus, dann entdeckt man überall Notwendigkeit. Sieht man hinein in die Welt der moralischen Impulse, dann entdeckt man die Freiheit, aber die Freiheit zunächst im bloßen Gedanken, im reinen Denken, in denkerischer Intuition. Und man weiß zunächst nicht, wie sich Kräfte hineinbegeben in den Willen, denn man sieht diese sittlichen Intuitionen unbewußt. Man hat auf der einen Seite die Natur, der man angehört, indem man handelt, und man hat auf der anderen Seite sein sittliches Erleben, und es entschwindet einem für diese sittlichen Intuitionen, wenn man nichts anderes hat zunächst als die Naturwissenschaft, die Möglichkeit, diesen sittlichen Intuitionen Realität zuzuschreiben, weltschöpferische Kräfte zuzuschreiben. Man erlebt gewissermaßen die Natur in ihrer ganzen derben Dichtigkeit, in ihrer Notwendigkeit. Man erlebt die Freiheit, aber man erlebt sie in den fein gewobenen, bis zur Bildhaftigkeit herabgetriebenen Gedankenimpulsen, von denen man weiß, weil sie eben der Natur nicht angehören können, weil sie sich in freier Tätigkeit erleben, und das habe ich in meiner «Philosophie der Freiheit» angedeutet, daß sie aus der geistigen Welt kommen.

Aber es muß sich nun etwas einschieben zwischen diese Intuitionen, die durchaus bildhaft, unreal sind, die nur durch das sittliche Leben real werden, und dem, was man als gegenständliches Erkennen für die Naturordnung hat. Und da schieben sich ein die Imagination und die Inspiration, die auf die Weise entstehen, wie ich das geschildert habe. Und dann wird die Intuition auch etwas anderes. Dann verdichtet sich gewissermaßen das, was einem zuerst nur im reinen Denken entgegengetreten ist, zu einer geistigen Realität. Man lernt in dieser nach der Imagination und Inspiration neu errungenen Intuition jetzt nicht sein gegenwärtiges Ich erkennen, sondern dasjenige Ich, das durch wiederholte Erdenleben hindurchgeht, und das unser Schicksal durch diese wiederholten Erdenleben in der Weise hindurchträgt, wie ich es dargestellt habe. Wir sind unfrei, indem wir die wiederholten Erdenleben durchleben und ein Schicksal dadurch gestaltet haben. Aber wir können stets in dieses Schicksalsgewebe die freien Handlungen einverweben in den einzelnen Erdenleben. Gerade dadurch, daß wir in bildhaften Intuitionen die sittlichen Impulse erleben - nicht als Realitäten, sondern als etwas, zu dem wir uns frei bekennen können -, können wir die Freiheit im einzelnen Erdenleben in das Schicksalsgewebe einverweben. Und so werden wir dadurch, daß wir durch das Schicksal von Erdenleben zu Erdenleben getragen werden, nicht unfreier, als wir etwa werden, wenn wir uns durch ein Schiff von Europa nach Amerika tragen lassen. Da sind wir durch den Entschluß, den wir hier in Europa fassen, allerdings in unserer Zukunft bestimmt. Aber wir sind jederzeit in gewissen Grenzen freie Wesen, und solange wir drüben in Amerika sind, können wir uns frei bewegen. So tragen wir das Schicksal von Erdenleben zu Erdenleben. Aber in die Tatsachenwelt, die wir so in wiederholten Erdenleben erfahren, kann hineingestellt werden, was aus der Freiheit im einzelnen Erdenleben quillt.

Und so sieht man gerade, daß derjenige, der mit dem Freiheitsproblem ringt, der das Problem der Freiheit gelöst sieht durch das Anschauen der zunächst nur in moralischer Phantasie erfaßbaren, aber aus der geistigen Welt in die physische Welt des Menschen hereinstrebenden sittlichen Ideen, daß, wer in dieser Weise sich ein Verständnis für die Freiheit erwirbt, gerade dadurch sich vorbereitet hat zum Verständnis für das Schicksalsgemäße, das wie eine Art von Notwendigkeit in das menschliche Leben eingreift." (Lit.: GA 79, S. 129ff)

Freiheit und Determinismus

Für das Verhältnis des Menschen in seiner Freiheit zum Karma gilt die Beachtung der beiden Doppelströme der Zeit[2], die Lebenssituationen sind dann entweder durch altes Karma, durch Freiheit, oder durch neues (künftiges) Karma bestimmt. Es sind im Hinblick auf den naturwissenschaftlichen Determinismus klare Positionen von seiten der herrschenden Wissenschaft bezogen worden: Diese angebliche Freiheit des Menschen wäre nur eine Illusion, es gäbe sie nicht wirklich (herrschende Auffassung, es gibt auch Gegenauffassungen).

Zu beachten ist auch der Gegenstrom der Zeit in der Evolution.[3]

In der Argumentation, das fällt unter die Philosophie des Geistes, spielt eine wichtige Rolle, daß eine Willensregung physiologisch zeitlich schon früher gemessen werden kann, als sie dann im Bewußtsein als ein "Ich will" relevant wird. Diese durchaus plausible Begründung berücksichtigt freilich nicht, daß ja der menschliche Wille etwas anderes sei, als das Bewußtsein von einem menschlichen Willen, insbesondere freiem Willen.

Allerdings kann dieser Wille, wenn er als ein freier soll gelten, nur ein bewußter freier Wille sein. Bewußtsein, das nach der physiologischen Gehirnforschung später kommt, als die motorische Handlungsabsicht.

Nur die Befragung des zeitlichen Charakters von Wollen, und der physiologischen Manifestation des Wollens kann da auf eine Lösung hinweisen.

"Sehen Sie sich die gebräuchlichen Lehrbücher durch, so werden Sie finden: Dahin kommen diese Leute, den Denkapparat aufzuzeigen und alles Denken und Vorstellen in Verbindung zu bringen mit den mechanischen Vorgängen im Gehirn und Nervensystem; aber sie müssen ableugnen Gefühl und Wille. Gefühl und Wille kann nicht erklärt werden durch körperliche Vorgänge. Daher wird dies einfach ausgeschaltet. Und Sie können heute, wenn Sie die Bücher aufschlagen, überall finden: Die Menschen haben zwar aus ihren Vorurteilen auch einen Willen angenommen und ein Gefühl angenommen, aber das ist eigentlich ein Nichts, das ist gar nicht vorhanden. Also macht der Naturforscher gerade halt vor Gefühl und Wille. Indem wir nun wissen, daß sich die Gedanken mit unserem Ätherleib von uns absondern, erklärt sich uns, daß dieses Abgesonderte, das mit unserem Ätherleib aus uns herausgeht, auch hier auf der Erde an unserem Äußeren arbeitet, den Denkapparat sich erst herrichtet, und wenn der Denkapparat geformt ist, dann kommt das Denken mit Hilfe des vom Denken selbst geformten Denkapparates. Gefühl und Wille bleiben uns im Astralleib und im Ich. Die tragen wir in die geistige Welt. Nicht eine Wissenschaft zwingt zum Materialismus, im Gegenteil, die wirkliche heutige Wissenschaft rechtfertigt überall unsere Geisteswissenschaft. Der heutige Materialismus ist durchaus abhängig davon, daß die Leute keinen Trieb haben zu dem geistigen Leben, daß sie keinen Sinn haben wollen für geistiges Leben. Auch das Verständnis brauchte nicht zu fehlen. Denn wirklich, wenn man sich einläßt auf das, was der Geistesforscher aus der geistigen Welt heraus zu geben vermag selbst für solche Kapitel, wie wir sie heute vor unsere Seele haben treten lassen für das Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt: verstanden werden kann es schon, man braucht nur ein feineres, subtileres Verständnis, als das grobe Verständnis ist, das der heutige Mensch für die äußere Welt vielfach anwenden will. Aber wir leben auch in einer Zeit, in der eben der Materialismus zu seiner

Hochflut gekommen ist." (Lit.: GA 168, S. 56)

Der unsterbliche Teil des Menschen ist sein Willens-Gefühlswesen, daher entstammt alle nichtdeterminierte Freiheit, dem Höheren Ich, insoweit es sich durch Wille und Gefühl in Entschluß- und Gedankenform realisieren kann.[4]

Freiheit und Liebe

Dass Freiheit und Liebe untrennbar miteinander verbunden sind, hat Rudolf Steiner schon in seinen Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (GA 1, 1884-1897) ganz entschieden betont:

"Wir wissen daß die Ideenwelt die unendliche Vollkommenheit selbst ist; wir wissen, daß mit ihr die Antriebe unseres Handelns in uns liegen; und wir müssen demzufolge nur ein solches Handeln als ethisch gelten lassen, bei dem die Tat nur aus der in uns liegenden Idee derselben fließt. Der Mensch vollbringt von diesem Gesichtspunkte aus nur deshalb eine Handlung, weil deren Wirklichkeit für ihn Bedürfnis ist. Er handelt, weil ein innerer (eigener) Drang, nicht eine äußere Macht, ihn treibt. Das Objekt seines Handelns, sobald er sich einen Begriff davon macht, erfüllt ihn so, daß er es zu verwirklichen strebt. In dem Bedürfnis nach Verwirklichung einer Idee, in dem Drange nach der Ausgestaltung einer Absicht soll auch der einzige Antrieb unseres Handelns sein. In der Idee soll sich alles ausleben, was uns zum Tun drängt. Wir handeln dann nicht aus Pflicht, wir handeln nicht einem Triebe folgend, wir handeln aus Liebe zu dem Objekt, auf das unsere Handlung sich erstrecken soll. Das Objekt, indem wir es vorstellen, ruft in uns den Drang nach einer ihm angemessenen Handlung hervor. Ein solches Handeln ist allein ein freies. Denn müßte zu dem Interesse, das wir an dem Objekt nehmen, noch ein zweiter anderweitiger Anlaß kommen, dann wollten wir nicht dieses Objekt um seiner selbst willen, wir wollten ein anderes und vollbrächten dieses, was wir nicht wollen; wir vollführten eine Handlung gegen unseren Willen. Das wäre etwa beim Handeln aus Egoismus der Fall. Da nehmen wir an der Handlung selbst kein Interesse; sie ist uns nicht Bedürfnis, wohl aber der Nutzen, den sie uns bringt. Dann aber empfinden wir es auch zugleich als Zwang, daß wir jene Handlung, nur dieses Zweckes willen, vollbringen müssen. Sie selbst ist uns nicht Bedürfnis; denn wir unterließen sie, wenn sie den Nutzen nicht im Gefolge hätte. Eine Handlung aber, die wir nicht um ihrer selbst willen vollbringen, ist eine unfreie. Der Egoismus handelt unfrei. Unfrei handelt überhaupt jeder Mensch, der eine Handlung aus einem Anlaß vollbringt, der nicht aus dem objektiven Inhalt der Handlung selbst folgt. Eine Handlung um ihrer selbst willen ausführen, heißt aus Liebe handeln. Nur derjenige, den die Liebe zum Tun, die Hingabe an die Objektivität leitet, handelt wahrhaft frei. Wer dieser selbstlosen Hingabe nicht fähig ist, wird seine Tätigkeit nie als eine freie ansehen können." (Lit.: GA 1, S. 202f)

Solange wir uns mit unserem Denken an die Aussenwelt hingegeben, müssen wir deren Gesetzmäßigkeiten folgen und sind daher, insofern wir uns dadurch in unseren Handlungen leiten lassen, unfrei. Frei werden wir, wenn wir, völlig losgelöst von der Aussenwelt, Gedanken im rein inneren geistigen Erleben fassen und mit unserem Willen durchstrahlen. Das reine, d.h. sinnlichkeitsfreie Denken ist zugleich als reiner schöpferischer Wille tätig.

"Wenn wir Gedanken von der äußeren physisch-sinnlichen Welt aufnehmen - und wir können ja nur solche aufnehmen zwischen Geburt und Tod - , dann werden wir dadurch, wie Sie leicht einsehen können, unfrei, denn wir werden hingegeben an die Zusammenhänge der äußeren Welt; wir müssen dann so denken, wie es uns die äußere Welt vorschreibt, insofern wir nur den Gedankeninhalt ins Auge fassen; erst in der inneren Verarbeitung werden wir frei.

Nun gibt es eine Möglichkeit, ganz frei zu werden, frei zu werden in seinem inneren Leben, wenn man den Gedankeninhalt, insofern er von außen kommt, möglichst ausschließt, immer mehr und mehr ausschließt, und das Willenselement, das im Urteilen, im Schlüsseziehen unsere Gedanken durchstrahlt, in besondere Regsamkeit versetzt. Dadurch aber wird unser Denken in denjenigen Zustand versetzt, den ich in meiner «Philosophie der Freiheit» genannt habe das reine Denken. Wir denken, aber im Denken lebt nur Wille. Ich habe das besonders scharf betont in der Neuauflage der «Philosophie der Freiheit » 1918. Dasjenige, was da in uns lebt, lebt in der Sphäre des Denkens. Aber wenn es reines Denken geworden ist, ist es eigentlich ebensogut als reiner Wille anzusprechen. So daß wir aufsteigen dazu, uns vom Denken zum Willen zu erheben, wenn wir innerlich frei werden, daß wir gewissermaßen unser Denken so reif machen, daß es ganz und gar durchstrahlt wird vom Willen, nicht mehr von außen aufnimmt, sondern eben im Willen lebt. Gerade dadurch aber, daß wir immer mehr und mehr den Willen im Denken stärken, bereiten wir uns vor für das, was ich in der «Philosophie der Freiheit» die moralische Phantasie genannt habe, was aber aufsteigt zu den moralischen Intuitionen, die dann unseren gedankegewordenen Willen oder willegewordenen Gedanken durchstrahlen, durchsetzen. Auf diese Weise heben wir uns heraus aus der physisch-sinnlichen Notwendigkeit, durchstrahlen uns mit dem, was uns eigen ist und bereiten uns vor für die moralische Intuition. Und auf solchen moralischen Intuitionen beruht doch alles das, was den Menschen von der geistigen Welt aus zunächst erfüllen kann. Es lebt also auf dasjenige, was Freiheit ist, dann, wenn wir gerade in unserem Denken immer mächtiger und mächtiger werden lassen den Willen." (Lit.: GA 202, S. 201f)

Damit wird aber zugleich der Wille mit den in voller Freiheit bewusst aus dem Geist geschöpften Gedanken durchstrahlt. Was so aus dem Geist geschöpft wird, fließt in voller Hingabe durch unsere Handlungen in die Aussenwelt, denn es liegt notwendig im Wesen des Geistes, sich zu verschenken - das ist aber nichts anderes als reine Liebe. Geist ist Liebe in ihrer vollkommensten Form.

"Sie sehen, wir werden immer innerlicher und innerlicher, indem wir unsere Eigenkraft als Wille in das Denken hineinschicken, das Denken gewissermaßen ganz vom Willen durchstrahlen lassen. Wir bringen den Willen in das Denken hinein und gelangen dadurch zur Freiheit. Wir gelangen dazu, indem wir immer mehr und mehr unser Handeln ausbilden, in dieses Handeln die Gedanken hineinzutragen. Wir durchstrahlen unser Handeln, das ja aus unserem Willen hervorgeht, mit unseren Gedanken. Auf der einen Seite, nach innen, leben wir ein Gedankenleben: das durchstrahlen wir mit dem Willen und finden so die Freiheit. Auf der anderen Seite, nach außen, fließen unsere Handlungen von uns aus dem Willen heraus; wir durchsetzen sie mit unseren Gedanken.

Freiheit und Liebe, Tafel 19 (GA 202, S 204)
Freiheit und Liebe, Tafel 19 (GA 202, S 204)

Aber wodurch werden denn unsere Handlungen immer ausgebildeter? Wodurch, wenn wir den allerdings anzufechtenden Ausdruck gebrauchen wollen, kommen wir denn zu einem immer vollkommeneren Handeln? - Wir kommen zu einem immer vollkommeneren Handeln eigentlich dadurch, daß wir diejenige Kraft in uns ausbilden, die man nicht anders nennen kann als Hingabe an die Außenwelt. Je mehr unsere Hingabe an die Außenwelt wächst, desto mehr regt uns diese Außenwelt an zum Handeln. Dadurch aber gerade, daß wir den Weg finden, um hingegeben zu sein an die Außenwelt, gelangen wir dazu, dasjenige, was in unserem Handeln liegt, mit Gedanken zu durchdringen. Was ist Hingabe an die Außenwelt? Hingabe an die Außenwelt, die uns durchdringt, die unser Handeln mit den Gedanken durchdringt, ist nichts anderes als Liebe.

Geradeso wie wir zur Freiheit kommen durch die Durchstrahlung des Gedankenlebens mit dem Willen, so kommen wir zur Liebe durch die Durchsetzung des Willenslebens mit Gedanken. Wir entwickeln in unserem Handeln Liebe dadurch, daß wir die Gedanken hineinstrahlen lassen in das Willensgemäße; wir entwickeln in unserem Denken Freiheit dadurch, daß wir das Willensgemäße hineinstrahlen lassen in die Gedanken. Und da wir als Mensch eine Ganzheit, eine Totalität sind, so wird, wenn wir dazu kommen, in dem Gedankenleben die Freiheit und in dem Willensleben die Liebe zu finden, in unserem Handeln die Freiheit, in unserem Denken die Liebe mitwirken. Sie durchstrahlen einander, und wir vollziehen ein Handeln, ein gedankenvolles Handeln in Liebe, ein willensdurchsetztes Denken, aus dem wiederum das Handlungsgemäße in Freiheit entspringt." (Lit.: GA 202, S. 203ff)

Schiller sagt zu dem Thema: "Lieben heißt in Freiheit setzen."

"Im Spannungsfeld zwischen Geist und Materie und im Bewußtsein der Grenzen seiner Existenz ist der Mensch verkörperte Freiheitsfähigkeit. Der Lebensstrom aus der Vergangenheit verwandelt sich in ihm in das Licht der Erkenntnis, der Gestaltungsstrom aus der Zukunft in die Liebe der hingebungsvollen Tat. - Eine in diesem Sinne aufgefasste Liebe kann nur aus Freiheit erwachsen." (Lit.: Christoph J. Hueck, S. 211)

Wahre Liebe ist nur aus Freiheit möglich. Der Auftrag Christi: Liebet einander, ist ein Gebot, aber ein Gebot an den "Freien Menschen", zu dem sich die allgemeine Menschheit erst noch hinentwickeln muß. Dieses Wechselverhältnis von Freiheit und Liebe wurde thematisiert, im Rahmen der Diskussion über die Prädestinationslehre etc.

Was Schiller sagte, gilt wohl auch umgekehrt: Frei sein ist lieben.

Freiheit und Liebe als Weg zu Michael und Christus

"Indem sich der Mensch als freies Wesen in Michaels Nähe fühlt, ist er auf dem Wege, die Kraft der Intellektualität in seinen «ganzen Menschen» zu tragen; er denkt zwar mit dem Kopfe, aber das Herz fühlt des Denkens Hell oder Dunkel; der Wille strahlt des Menschen Wesen aus, indem er die Gedanken als Absichten in sich strömen hat. Der Mensch wird immer mehr Mensch, indem er Ausdruck der Welt wird; er findet sich, indem er sich nicht sucht, sondern in Liebe sich wollend der Welt verbindet.

Indem der Mensch seine Freiheit entfaltend in Ahrimans Verlockungen fällt, wird er in die Intellektualität hineingezogen, wie in einen geistigen Automatismus, in dem er ein Glied ist, nicht mehr er selbst. All sein Denken wird Erlebnis des Kopfes; allein dieser sondert es vom Eigenherzerleben und eignem Willensleben ab und löscht das Eigensein aus. Der Mensch verliert immer mehr von seinem innerlich wesenhaft-menschlichen Ausdruck, indem er Ausdruck seines Eigenseins wird; er verliert sich, indem er sich sucht; er entzieht sich der Welt, der er die Liebe verweigert; aber der Mensch erlebt sich nur wahrhaft, wenn er die Welt liebt.

Es ist aus dem Geschilderten wohl anschaulich, wie Michael der Führer zu Christus ist. Michael geht mit allem Ernste seines Wesens, seiner Haltung, seines Handelns in Liebe durch die Welt. Wer sich an ihn hält, der pfleget im Verhältnis zur Außenwelt der Liebe. Und Liebe muß im Verhältnis zur Außenwelt sich zunächst entfalten, sonst wird sie Selbstliebe.

Ist dann diese Liebe in der Michael-Gesinnung da, dann wird Liebe zum andern auch zurückstrahlen können ins eigene Selbst. Dieses wird lieben können, ohne sich selbst zu lieben. Und auf den Wegen solcher Liebe ist Christus durch die Menschenseele zu finden." (Lit.: GA 26, S. 117f)

Freiheit und Wählen

Unter bestimmten Gesichtspunkten ist auch die Freiheit der Wahl zu erörtern. Ist dies nur ein besonderer Aspekt von Freiheit, oder wäre Freiheit wesentlich Wahlfreiheit?

Wenn der Mensch sich vor die Alternative gestellt sieht: "Friß oder stirb Vogel", wie es ein Sprichwort sagt: Wo ist da die Freiheit? Denen, die sich nicht dem Willen Gottes einfügen, wird Vernichtung angedroht, und sogar ewiges Höllenfeuer. Wo ist da Freiheit?

Ein Mensch, der sich nicht dem Willen Gottes fügt, wird in Zukunft vernichtet (resp. gebraten auf ewig im Höllenfeuer) werden, so die kolportierte Aussage, an deren Wahrheit wohl Zweifel erlaubt sein mögen, denn die Aussage widerspricht sowohl der Freiheit, als auch der Liebe - aus Gottes Wollen.

„So heißt es im ‚Katechismus der Katholischen Kirche’, dass für bestimmte Vergehen die Todsünde gelte, während für andere Sünden die Entsühnung durch die Beichte möglich sei. Nehmen wir also einmal an, es sei so, dass eine Todsünde existiere, das jemand daran schuldig geworden sei und sein Weg nun unweigerlich in die ewige Hölle und Verdammnis führe müsse. Nehmen wir an dies sei ein Mörder, der nun im Gefängnis sitzt. Die Göttliche Gnade ist für ihn verwirkt, sie ist ihm mithin nicht mehr erreichbar. Mit welcher Perspektive soll dieser Mensch aber seiner Entlassung entgegenschreiten. Soll er sich sagen es nutzt ohnehin nichts, also will ich mich auch nicht bessern und weitermorden, sobald mir wieder Gelegenheit dazu gegeben wird. Dieser Ansatz ist auch aus der Gefängnisseelsorge heraus völlig verfehlt: Todsünden kann und darf es nicht geben, so lange der Mensch noch lern- und besserungsfähig ist. Die Erklärung einer Tat als Todsünde stellt eine deterministische Prognose dar. Eine deterministische Prognose ist nichts weiter, als ein Glauben an die zukünftige Wirklichkeitsangemessenheit der jeweils vorangestellten Hypothese. Durch die streng deterministische Prognose wird aber jeder Freiheit für alle Zukunft der Boden entzogen, es wird ein Konstanzprinzip menschlichen Handelns aufgestellt, welches aber im Ergebnis bedeutete nicht mehr (neu) lernen zu können. Künftige Lernfähigkeit lässt sich aber für keinen Menschen ausschließen. „Damit ist auf dem Wege eines argumentum a contrario bewiesen, dass das Konstanzprinzip im Rahmen menschlichen Handelns nicht gelten kann: Würde es gelten, so bedeutete dies, das man nicht lernen kann – dass man lernen könne, dass man nicht lernen kann, kann man aber nicht behaupten, ohne sich selbst schon widersprochen zu haben.“[5] Wurde nicht auch Faust durch unglückliche Umstände zum Schuldigen und wird ihm am Sterbebett, da Faust bereut, nicht dennoch alle Schuld erlassen? Man sieht ganz klar auch Goethes Attacke auf allzu simplizistische kirchliche Moralvorstellungen: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erretten“ . Unterstrichen wird so bei Goethe das alles überragende Freiheitsmoment des Menschen selbst noch im letzten Augenblick vor dem Tod. Analoge Stellen gibt es auch im Neuen Testament: Lukas 23,43 und Johannes 8,11.

Es wird klar: ohne eine völlige Handlungsfreiheit zu Gut und Böse (siehe auch die Paradiesmythe) bestünde keine echte (Wahl-)Freiheit zwischen gut und böse. Dies, also ist das Gute des Bösen, dass es menschliche Wahlfreiheit durch sein (Negativ-)Angebot erst ermöglicht.“ (Lit.: Michael Heinen-Anders, Dem Teufel auf der Spur, S. 12 - 13)

Verschiedene begriffliche Unterscheidungen

Wahlfreiheit und Gestaltungsfreiheit

Von der Wahlfreiheit kann man die Gestaltungsfreiheit unterscheiden. Die Gestaltungsfreiheit geht über das Wählen (Wahl des Paris) zwischen Alternativen hinaus, insofern es keine bestimmten, vorgegebenen Alternativen gibt, sondern diese erst aus dem Wollen hervorgehen. Wenn der Künstler den Meißel an den Gipsblock ansetzt, ist zwar jeder Hieb gewählt, aber aus einer Unendlichkeit von Alternativen, die lediglich durch die Idee des zu Schaffenden bestimmt sind, und den Eigentümlichkeiten des Materials. Der Normalmensch unterscheidet sich vom Künstler da nur durch die geringere Vollkommenheit in der Klarheit der auszuführenden Idee und der Materialkenntnis, der Beherrschung der Werkzeuge usw.

Selbstgestaltung

Im Unterschied zur Wahlfreiheit gibt es die Freiheit, man selbst zu sein (Autonomie). Diese ist schon den Tieren eigen. Ein Tier ist frei, wenn es sich in seinem Wesen, wie es ist, frei ausleben kann, in einer entsprechenden Umgebung. (Dies findet z.B. bei der artgerechten Tierhaltung Berücksichtigung.) Beim Menschen kommt die Freiheit hinzu, selbst sein Wesen zu bestimmen, er hat die Freiheit, sich zu gestalten. Es ist dies analog zum künstlerischen Schaffen zu denken[6]. Die Weltgegensätze wie die zwischen Begriff und Wahrnehmung, Geist und Materie, sowie auch Gut und Böse (insofern der Mensch ein sittliches Wesen ist), sind insofern nur die Voraussetzungen für diese Freiheit des Menschen, sich selbst in seiner Gestalt zu bestimmen, - welche aber in der Zukunft letztlich doch völlig in das Gute integriert sein muß[7]. Man sieht heute eine solche Vielfalt von möglichen Gestalten in der Flora und Fauna.

Abbauprozesse und freies Handeln

„Auf der einen Seite kommt aus dem Organismus heraus der Abbauprozeß, und auf der anderen Seite kommt aus dem geistigen Leben diesem Abbauprozeß entgegen der reine Tatgedanke – ich meine damit den Gedanken, welcher der Tat zugrunde liegt. Durch die Vereinigung von beiden, durch das Aufeinanderwirken des Abbauprozesses und des Tatgedankens entsteht die freie Handlung. Der Abbauprozeß wird nicht durch das reine Denken bewirkt; der ist sowieso da, er ist also eigentlich immer da. Wenn der Mensch diesem Abbauprozeß, gerade den bedeutsamsten Abbauprozessen in ihm, nichts aus dem reinen Denken heraus entgegenstellt, dann bleibt er Abbauprozeß, dann wird der Abbauprozeß nicht umgewandelt in einen Aufbauprozeß, dann bleibt er ein ersterbender Teil im Menschen. Denken Sie das einmal durch, dann ersehen Sie daraus, daß die Möglichkeit besteht, daß der Mensch gerade durch Unterlassung von freien Handlungen einen Todesprozeß in sich nicht aufhebt. Wer diesen Gedanken versteht, kann im Leben nicht mehr zweifeln an dem Vorhandensein der menschlichen Freiheit. Denn eine Handlung, die aus Freiheit geschieht, geschieht nicht durch etwas, was im Organismus verursacht wird, sondern wo die Ursachen aufhören, nämlich aus einem Abbauprozeß heraus. Dem Organismus muß etwas zugrunde liegen, wo die Ursachen aufhören, dann kann überhaupt erst die reine Vorstellung als Motiv des Handelns eingreifen. Aber solche Abbauprozesse sind immer da, sie bleiben nur gewissermaßen ungenützt, wenn der Mensch nicht freie Handlungen vollführt.“ (Lit.:GA 179, S. 123f)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften, GA 1 (1987), ISBN 3-7274-0011-0; Tb 649, ISBN 978-3-7274-6490-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Die Philosophie der Freiheit, GA 4 (1978) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Die Rätsel der Philosophie, GA 18 (1985) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Drei Schritte der Anthroposophie. Philosophie – Kosmologie – Religion, GA 25 (1999), ISBN 3-7274-0252-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Anthroposophische Leitsätze, GA 26 (1998), ISBN 3-7274-0260-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart, GA 36 (1961), ISBN 3-7274-0360-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  7. Rudolf Steiner: Briefe Band I: 1881 – 1890, GA 38 (1985), ISBN 3-7274-0380-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  8. Rudolf Steiner: Die Wirklichkeit der höheren Welten, GA 79 (1988), ISBN 3-7274-0790-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  9. Rudolf Steiner: Grundelemente der Esoterik, GA 93a (1987)
  10. Rudolf Steiner: Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt, GA 110 (1991), ISBN 3-7274-1100-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  11. Rudolf Steiner: Von Jesus zu Christus, GA 131 (1988), ISBN 3-7274-1310-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  12. Rudolf Steiner: Die Welt des Geistes und ihr Hereinragen in das physische Dasein, GA 150 (1980), ISBN 3-7274-1500-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  13. Rudolf Steiner: Die Verbindung zwischen Lebenden und Toten, GA 168, Dornach 1995
  14. Rudolf Steiner: Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physischen des Menschen, GA 202 (1993), ISBN 3-7274-2020-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  15. Rudolf Steiner: Anthroposophie als Kosmosophie – Erster Teil, GA 207 (1990), ISBN 3-7274-2070-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  16. Rudolf Steiner: Die Philosophie, Kosmologie und Religion in der Anthroposophie, GA 215 (1980), ISBN 3-7274-2152-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  17. Rudolf Steiner: Gedankenfreiheit und soziale Kräfte, GA 333 (1985), ISBN 3-7274-3330-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  18. Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Erster Band, GA 235 (1994), ISBN 3-7274-2350-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  19. Rudolf Steiner: Anthroposophische Gemeinschaftsbildung, GA 257 (1989), ISBN 3-7274-2570-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org html
  20. Rudolf Steiner: Geschichtliche Notwendigkeit und Freiheit. Schicksalseinwirkungen aus der Welt der Toten, GA 179 (1977)
  21. Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft 49/50 Beiträge 49
  22. Christoph J. Hueck: Evolution im Doppelstrom der Zeit, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2012
  23. Michael Heinen-Anders: Dem Teufel auf der Spur..., BOD, Norderstedt 2012
  24. Joachim Stiller: Über die Freiheit PDF
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

 Wiktionary: Freiheit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Freiheit – Zitate

Einzelnachweise

  1. abgeleitet vermutlich von griech. ἐλευ éleu, was ungefähr bedeutet: „ein geliebtes Ziel erreichen“ (zu können), durchaus im Sinne einer äußeren (See)Reise, die man bestehen muss und dabei seine Kräfte und Fähigkeiten entwickelt, um das erstrebte, geliebte Ziel zu erreichen, wie es klassisch Homer in seiner Ilias und Odyssee schildert.
  2. Wenn eine Erklärung durch angebliches altes Karma nicht stimmig ist, bietet sich die Erklärung vorweggenommenes "neues" Karma: "Die Ursache liegt in der Zukunft" (Joseph Beuys) an. Siehe dazu: http://www.ursache-zukunft.net/fileadmin/ursache-zukunft/Ursache_Zukunft.pdf
  3. Christoph J. Hueck: "Evolution im Doppelstrom der Zeit", Vlg. am Goetheanum, Dornach 2012
  4. Vgl. GA 25 und GA 168
  5. H.-H. Hoppe, "Kritik der kausalwissenschaftlichen Sozialforschung", Opladen 1983, S. 10ff
  6. Vgl. Herbert Witzenmann Die Philosophie der Freiheit als Grundlage künstlerischen Schaffens
  7. Dieses "Müssen" kommt freilich letztlich, will man die verfolgte Logik anerkennen, einer Unterwerfung unter den Willen Gottes gleich, und widerlegt daher diese Richtung des Verständnisses von Freiheit logisch.