Gemischter König

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Der gemischte König ist eine Gestalt aus Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie. In ihm fließen die Seelenkräfte des Denkens, Fühlens und Wollens noch weitgehend ungeordnet ineinander. In Rudolf Steiners erstem Mysteriendrama "Die Pforte der Einweihung", das auf Goethes Märchen aufbaut, entspricht ihm die Figur des Retardus, die in den späteren Mysteriendramen Steiners nicht mehr auftritt.

Gemischter König und Seelenleben

Gemischter König und Dreigliederung des sozialen Organismus

„Nun kann man aber in einer gewissen Weise schon hindeuten darauf, wenn das auch Goethe selber noch nicht getan hat, wie der goldene König entsprechen würde demjenigen sozialen Gliede, das wir als das geistige Glied des sozialen Organismus bezeichnen; wie der König des Scheines, der silberne König, entsprechen würde dem politischen Staate; wie der König der Gewalt, der kupferne König, entsprechen würde dem wirtschaftlichen Gliede des sozialen Organismus; und wie der gemischte König, der in sich selber zerfällt, den Einheitsstaat darstellt, der in sich selber eben keinen Bestand haben kann. Das ist gewissermaßen Goethes bildhafte Hindeutung auf das, was einmal herauskommen mußte als die Dreigliederung des sozialen Organismus.“ (Lit.:GA 200, S. 68)

„In vieler Beziehung ist der ganze Lebensgang der Menschheitsentwickelung ähnlich dem Lebensgange des einzelnen Menschen. Nur verschoben sind die Dinge. Was der Mensch bewußt durchmacht, wenn er in der geistigen Welt zum Schauen kommen will, das Überschreiten der Schwelle, das muß in diesem 5. nachatlantischen Zeitraum die ganze Menschheit unbewußt durchmachen. Sie hat darin keine Wahl, sie macht es unbewußt durch. Nicht der einzelne Mensch, sondern die Menschheit und der einzelne Mensch mit der Menschheit. Was heißt das? Was im Menschen zusammenwirkt im Denken, Fühlen und Wollen, das nimmt in der Zukunft einen getrennten Charakter an, macht sich auf verschiedenen Feldern geltend. Die Menschheit macht dieses Überschreiten der Schwelle so durch, daß die Gebiete des Denkens, Fühlens und Wollens auseinandergehen. Das aber legt uns die Verpflichtung auf, die Verpflichtung, das äußere Leben so zu gestalten, daß der Mensch diesen Umschwung seines Inneren auch im äußeren Leben durchmachen kann. Die Forderung der Dreigliederung hängt mit dem Geheimnis der Menschheitswerdung in diesem Zeitalter zusammen.“ (Lit.:GA 193, S. 118)

„Die Menschen gliedern sich innerlich in einen dreigliedrigen Menschen in anderer Weise, als das früher vorhanden war. Dieses Beobachten des Durchganges des Menschen durch eine gewisse Schwelle, die belehrt einen, daß aus den geistigen Untergründen des Daseins selbst heraus uns diktiert wird die Dreigliederung des sozialen Organismus. Wenn wir in Zukunft finden wollen ein Bild von uns in der Außenwelt, so daß wir damit zusammenpassen, dann müssen wir den sozialen Organismus dreigegliedert haben.“ (Lit.:GA 192, S. 60)

Literatur

  • Rudolf Steiner: Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des zwanzigsten Jahrhunderts, 4. Vortrag: Schillers «Ästhetische Briefe» und Goethes «Märchen» in ihrer Beziehung zur Anthroposophie und zur Dreigliederung, GA 200 (2003), ISBN 3-7274-2000-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  • Karl Heyer: Von den Reichen des "goldenen", "silbernen", "ehernen" und "gemischten" Königs in der Geschichte , in: Karl Heyer: Wer ist der deutsche Volksgeist? Und andere Beiträge zur Geschichte, 1961, Selbstverlag, S. 47 - 84, (Neuauflage Perseus Verlag 2013, ISBN 3907564030)
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