Atlas (Mythologie) und Ethica, ordine geometrico demonstrata: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Atlas, pazo de Bendaña, praza do Toural, Santiago de Compostela.jpg|mini|Atlas trägt das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern. (Statue auf dem ''Plaza del Toral'' in [[Santiago de Compostela]], 18. Jahrhundert)]]
[[Datei:Spinoza Ethica.jpg|mini|Ethik von Baruch Spinoza]]
'''Atlas''' ({{grcS|Ἄτλας|Átlas}}, vom Wortstamm {{lang|grc|τλα}} wie in {{lang|grc|τλῆναι|tlḗnai|de=tragen, erdulden}}) ist in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] ein [[Titan (Mythologie)|Titan]], der das [[Himmel (planetär)|Himmelsgewölbe]] am westlichsten Punkt der damals bekannten Welt stützte. Er ist somit auch die [[Personifizierung]] des [[Atlas (Gebirge)|Atlasgebirges]].


== Mythos ==
'''Ethica, ordine geometrico demonstrata''' (neulateinisch; ''Ethik, nach geometrischer Methode dargelegt'') oder kurz die ''Ethik'' ist ein [[Philosophie|philosophisches]] Werk von [[Baruch Spinoza]], das 1677 posthum, im Jahre seines Todes, erschien. Es gilt als sein Hauptwerk. Viele Teile davon hatte Spinoza allerdings schon in früher veröffentlichten Schriften dargestellt.
=== Abstammung ===
Atlas war der Sohn des Titanen [[Iapetos]] und der [[Okeanide]] (Meeresnymphe) [[Asia (Mythologie)|Asia]],<ref>''[[Bibliotheke des Apollodor]]'' 1.2.3</ref> auch Klymene<ref>[[Hesiod]], [[Theogonie]] 359; [[Homer]], [[Odyssee]] 1.51-54</ref> genannt. [[Hyginus Mythographus]], der das Urweltliche der Gestalt herausstreichen wollte, machte Atlas zum Sohn von [[Aither|Aether]] und [[Gaia (Mythologie)|Gaia]].<ref>Hyginus, ''[[Genealogiae|Fabulae]]'' (Vorwort)</ref> Er hatte drei Brüder, nämlich [[Menoitios (Sohn des Iapetos)|Menoitios]], [[Prometheus]] und [[Epimetheus]].<ref>Hesiod, ''Theogonie'' 507ff; Homer, ''Odyssee'' 1.51-54</ref>


=== Bestrafung ===
== Gesellschaftlicher Kontext ==
Atlas und sein Bruder Menoitios sahen sich nach dem [[Titanomachie|Titanenkampf]] gegen die [[Olympier]] auf der Seite der Verlierer und wurden für ihre Loyalität zu [[Kronos]] von [[Zeus]] bestraft. Anders als die meisten anderen Titanen wurde Atlas aber nicht in den [[Tartaros]] verbannt, sondern erhielt die beschwerliche Aufgabe, an Gaias (Personifizierung der Erde) westlichem Rand zu stehen und dort den [[Uranos]] (Personifizierung des Himmels) zu stemmen, um so zu verhindern, dass jene beide ihre urweltliche Umklammerung wieder aufnähmen. (Denn in [[Urzeit]]en war Gaia es überdrüssig geworden, dauernd von [[Uranos#Der Schöpfungs-Mythos|Uranos]] vergewaltigt zu werden). So wurde Atlas zum ''Atlas Telamon'' (= verankerter Atlas) und erhielt mit [[Koios (Mythologie)|Koios]], der die [[Weltachse]], um die sich der Himmel dreht, personifiziert, ein Gegenstück.<ref>P. R. Hardie, "Atlas and Axis" ''The Classical Quarterly'' N.S. 33.1 (1983:220-228)</ref>
Die Ethik ist mit den Auffassungen der Zeit Spinozas zu verstehen. Während Gelehrte in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts sich allzu oft dem Dienst der Seefahrt, des Handels und der Frühindustrialisierung verschrieben und dafür die Religion als Vehikel benutzten, steht der Ansatz Spinozas dem fundamental entgegen. Nach ihm sollte die Philosophie aus jeglicher Gotteskonvention herausgelöst sein und die Philosophie als Lebenslehre dienen. Dies war ein [[Assoziation (Psychologie)|Assoziation]] zur Scholastik, vergleichbar mit Descartes' Erwiderung auf die zweiten ''Obiectiones'' gegen die ''[[Meditationes de prima philosophia]]''.  


==== Treffen mit Perseus ====
Von der professionellen Theologie wurde Spinoza vor allem in Deutschland wegen seiner Ethik seinerzeit als gefährlicher Pantheist und Atheist geschmäht.
[[Datei:Atlas Turned to Stone Edward Burne Jones.jpg|mini|Atlas wird zu Stein. Rechts entflieht Perseus auf seinen Flügelschuhen. (Gemälde von [[Edward Coley Burne-Jones]], 1882, Southampton City Art Gallery)]]
In einer spät entstandenen Sage ist Zeus’ Vergeltung an Atlas indirekter Natur; Ovid erzählt dazu: Nachdem [[Perseus (Mythologie)|Perseus]] im Land der [[Hyperboreer]] die [[Gorgonen|Gorgo]] [[Medusa]], deren schrecklicher Anblick jeden augenblicklich zu Stein erstarren ließ, enthauptet hatte, gelangte er auf seiner Weiterreise zum Palast des Atlas. Der Titan aber verweigerte ihm die gastliche Aufnahme, weil das [[Orakel von Delphi|Orakel]] einst geweissagt hatte, ein Sohn des Zeus würde erscheinen und die Äpfel seiner Tochter rauben (→ [[Hesperiden]]). Der erboste Perseus hielt ihm daraufhin das erbeutete Haupt der Medusa entgegen, worauf der Titan zu einem gigantischen Felsen, dem Atlasgebirge, versteinerte.<ref>Ovid, [[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]] IV.617ff</ref>


=== Treffen mit Herakles ===
== Struktur: „Nach geometrischer Methode“ ==
In seiner elften Arbeit für [[Eurystheus]] sollte [[Herakles]] die goldenen Äpfel der Hesperiden beschaffen. Diese gediehen an einem Baum, der ein Hochzeitsgeschenk der Erdgöttin Gaia an [[Hera]] war. Letztere vertraute den Apfelbaum den Hesperiden, den Töchtern des Atlas, an. Er wuchs an einem Hang des Atlasgebirges und wurde vom hundertköpfigen Drachen [[Ladon (Mythologie)|Ladon]] bewacht.
Die geometrische Struktur der logischen Abhandlung erweckt den Anschein, es handle sich um ein geschlossenes abgerundetes Ganzes. In der ''Ethik'' fasst Spinoza sowohl seine [[Metaphysik]] als auch seine [[Anthropologie]] und seine [[Ethik]] zusammen, wobei er streng den Prinzipien einer an der [[Euklid|euklidischen]] [[Geometrie]] orientierten Methode folgt. Diese geometrische Methode war ein Kulturprinzip dieser Zeit. Sowohl [[w:Barockpark|französische Gärten]] als auch die Vorbereitung auf den [[Klassizismus]] in der Architektur bis hin zu Bachs [[w:Musikalisches Opfer|''Musikalischem Opfer'']] durchzog der strenge geometrische Aufbau. Spinoza meinte, dass die Geometrie Wissenschaftler befähigen würde, Dinge ihrem Platz im Ganzen zuzuweisen und ihre Anordnung nicht dem Zufall überlassen werden dürfe, sonst würde die Wahrheit dem Menschen für ewig verborgen bleiben. Nur in einer unwiderlegbaren Idee Gottes, des Menschen und der Welt könne sich eine andere Wahrheitsnorm zeigen. Darum sei es Aufgabe der Philosophen, die Dinge von ihren Widersprüchen zu befreien.
Als Herakles bei seiner Exkursion auf Atlas traf und sich erklärte, anerbot sich Atlas, die Äpfel für Herakles zu pflücken, damit ihm der Kampf gegen den argwöhnischen Drachen erspart bliebe. Währenddessen sollte Herakles Atlas beim Tragen des Firmaments ablösen. Der Held bedankte sich und lud die Himmelssphäre auf seine Schultern, während der Titan die goldenen Äpfel besorgte. Berauscht von seiner neuen Freiheit wollte Atlas diese nun selbst dem Eurystheus bringen. Auch damit war Herakles zum Schein einverstanden, bat aber Atlas die Last nochmals für kurze Zeit zu übernehmen, damit er seinen Umhang neu ordnen könne, um so ein Stoffpolster zwischen Schulter und Last zu schaffen. Atlas erfüllte ihm diesen Dienst; Herakles dagegen machte sich mit der Beute auf und davon.


== Darstellung ==
Die Abhandlung ist in fünf Bücher eingeteilt.
[[Datei:MAN Atlante fronte 1040572.JPG|mini|''[[Farnesische Sammlungen|Farnese Atlas]]'' (Römische Kopie einer hellenistischen Skulptur, 2. Jahrhundert, [[Archäologisches Nationalmuseum Neapel|Museo Archeologico Nazionale]], Neapel)]]
Ursprünglich wurde Atlas in der [[Bildende Kunst|Bildenden Kunst]] meist als Träger dargestellt und als ''[[Atlant]]'' übernahm er in der Architektur sowohl eine stützende wie auch dekorative Funktion. Bei späteren Abbildungen trägt er dann die [[Himmelskugel]] oder nicht selten den [[Globus]].


== Siehe auch ==
== Inhalt ==
* {{WikipediaDE|Atlas (Mythologie)}}
;Das erste Buch: (''De Deo'') hat das Problem des Wesens Gottes zum Thema.
* {{WikipediaDE|Ubelluri}}
Spinoza versucht das wahre Wesen Gottes darzulegen. Für ihn ist Gott nicht [[Anthropomorphismus|anthropomorph]] zu verstehen, d.&nbsp;h. als ein Wesen, das denken, wollen oder gar Gefühle haben könnte. Außerdem ist Gott nicht als eine Instanz zu verstehen, die die Welt durch ein ''fiat'' geschaffen hätte. Daneben macht er sich über den Freiheitsbegriff Gedanken: Eine Sache ist frei, die allein aus der [[Notwendigkeit]] ihres Wesens existiert und nur durch sich selbst zu einer Handlung bestimmt wird.
 
;Das zweite Buch: (''De natura et origine mentis'') ist dem Wesen und dem Ursprung des Geistes gewidmet.
Hier beginnt er mit Definitionen der Begriffe Körper, Geist, Idee, Realität. Er geht auf das Zusammenspiel von Bewusstsein und Ausdehnung ein und kommt auf den Schluss: „Die Ordnung und Verknüpfung der Ideen ist dieselbe wie die Ordnung und Verknüpfung der Dinge.“ ([[Erkenntnistheorie]])
 
;Das dritte Buch: (''De origine et natura affectuum'') Über den Ursprung und Wesen der Affekte.
Hier entwickelt Spinoza seine Psychologie der [[Emotion]]en. Er definiert am Anfang die Begriffe Handeln, Leiden und Affekt. Grundlegend geht Spinoza davon aus, dass jedes Ding danach strebt, sich selbst zu erhalten und in seinem Sein zu beharren ([[Conatus]]).
 
;Das vierte Buch: (''De servitute humana, seu de affectuum viribus'') Über die Abhängigkeit von den Kräften der Affekte.
Hier eröffnen sich die eigentlichen ethischen Annahmen Spinozas im Sinne einer angewandten Psychologie.
Zunächst zeigt Spinoza die unumgehbaren Schranken, die dem Menschen durch seine psychische Affekte auferlegt sind. Streben nach Wahrheit ist nichts anderes als ein Selbsterhaltungsdrang des Geistes.
 
;Das fünfte Buch: (''De potentia intellectus, seus libertate humana'') Von der Macht der Vernunft und der menschlichen Freiheit
Die wahre Macht der [[Vernunft]] ist ein sich Einlassen auf die göttliche Notwendigkeit des Seins der Dinge.
Erkennen ist [[Freiheit]], [[Tugend]] und [[Glück]]seligkeit.
 
== Bisher unbekannte Kopie der Ethik im Vatikanischen Geheimarchiv ==
Am 26. Mai 2011 wurde bekannt, dass eine neue Kopie der ''Ethik'' im [[w:Vatikanisches Geheimarchiv|Vatikanischen Geheimarchiv]] gefunden wurde<ref>[http://www.nrc.nl/nieuws/2011/05/26/onbekend-handschrift-van-spinozas-ethica-gevonden/ nrc.nl]</ref>. Leen Spruit hat eine Ausgabe der Ethik von 1675 (zwei Jahre also vor dem Todesjahr Spinozas) gefunden. Es steht allerdings noch nicht fest, ob es Unterschiede zwischen der bisher bekannten, veröffentlichten Ausgaben von 1677 und der neu entdeckten von 1675 gibt.
 
== Ausgaben (Auswahl) ==
* Baruch de Spinoza. ''Ethica ordine geometrico demonstrata.'' Lateinisch–deutsch. Neu übersetzt, herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Wolfgang Bartuschat. Felix Meiner Verlag, Hamburg  1999, Philosophische Bibliothek, Bd. 92. XXXI, 612 Seiten, ISBN 978-3-7873-1431-7.
* Benedictus de Spinoza (1677): ''Die Ethik – Ethica. Lateinisch – Deutsch.'' Nach der Edition von Carl Gebhardts „Spinoza Opera“. Überarbeitung der Übersetzung von Jakob Stern (1888). Nachwort v. Bernhard Lakebrink. Reclam Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-15-000851-5, (Erstausgabe: Reclam, Stuttgart 1990, ISBN 3-15-000851-4).


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{RE|II,2|2119|2133|Atlas 3|Konrad Wernicke|RE:Atlas 3}}
* [[w:Michael Hampe (Philosoph)|Michael Hampe]] und Robert Schnepf (Hg.): ''Baruch de Spinoza. Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt.'' Akademie-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-05-004126-9.
* H. Fischer (Hg.). Jacob Stern, Michael Czelinski-Uesbeck (Übers.): ''Ethik, nach geometrischer Methode dargestellt.'' Marix, Wiesbaden 2007.
* [[w:Wolfgang Röd|Wolfgang Röd]]: ''Spinozas Idee der Scientia intuitiva und die Spinozanische Wissenschaftskonzeption'', in: ''Zeitschrift für philosophische Forschung'' Bd. 31, H. 4, Zum Gedenken an den 300. Todestag von Benedict de Spinoza (Oct. - Dec., 1977), pp. 497-510 {{JSTOR|20482858}}
* Wolfgang Röd: ''Benedictus de Spinoza: Eine Einführung'', Philipp Reclam jun. 2002, ISBN 978-3150181935, eBook {{ASIN|B01ARUEYBS}}
* Bernadette Reisinger: ''Das Problem der scientia intuitiva als Erkenntnis der Essenz des Einzeldings. Eine kritische Relektüre der dritten Erkenntnisart in Spinozas Ethik'', Masterarbeit Universität Wien, 2016 [https://www.academia.edu/25281886/Das_Problem_der_scientia_intuitiva_als_Erkenntnis_der_Essenz_des_Einzeldings._Eine_kritische_Relekt%C3%BCre_der_dritten_Erkenntnisart_in_Spinozas_Ethik academia.edu]
* [[Herbert Witzenmann]]: ''Ein Dreigestirn am Horizont unserer Epoche.'' (Descartes, Spinoza, Leibniz), Gideon Spicker Verlag, 2. Aufl. 1984, ISBN 3857041943
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Faust und Hamlet'', Erstveröffentlichung in: Das Goetheanum, I. Jahrgang, Nr. 34, 2. April 1921 ([[GA 36]], S. 125-128) ''(Goethes Verhältnis zu Linné, Spinoza, und Shakespeare)''
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Philosophie des Thomas von Aquino'', [[GA 74]] (1993), ISBN 3-7274-0741-7 {{Vorträge|074}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Über die astrale Welt und das Devachan'', [[GA 88]] (1999), ISBN 3-7274-0880-4
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der Zusammenhang des Menschen mit der elementarischen Welt'', [[GA 158]] (1993), ISBN 3-7274-1580-0 {{Vorträge|158}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Naturwissenschaft und die weltgeschichtliche Entwickelung der Menschheit seit dem Altertum'', [[GA 325]] (1989), ISBN 3-7274-3250-0 {{Vorträge|325}}
 
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Atlas (mythology)|Atlas (Mythologie)}}
* {{Zeno-Werk|Philosophie/M/Spinoza,+Baruch+de/Ethik}} in deutscher Übersetzung


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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[[Kategorie:Titanen]]
[[Kategorie:Männliche Gottheit]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 10. November 2019, 18:20 Uhr

Ethik von Baruch Spinoza

Ethica, ordine geometrico demonstrata (neulateinisch; Ethik, nach geometrischer Methode dargelegt) oder kurz die Ethik ist ein philosophisches Werk von Baruch Spinoza, das 1677 posthum, im Jahre seines Todes, erschien. Es gilt als sein Hauptwerk. Viele Teile davon hatte Spinoza allerdings schon in früher veröffentlichten Schriften dargestellt.

Gesellschaftlicher Kontext

Die Ethik ist mit den Auffassungen der Zeit Spinozas zu verstehen. Während Gelehrte in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts sich allzu oft dem Dienst der Seefahrt, des Handels und der Frühindustrialisierung verschrieben und dafür die Religion als Vehikel benutzten, steht der Ansatz Spinozas dem fundamental entgegen. Nach ihm sollte die Philosophie aus jeglicher Gotteskonvention herausgelöst sein und die Philosophie als Lebenslehre dienen. Dies war ein Assoziation zur Scholastik, vergleichbar mit Descartes' Erwiderung auf die zweiten Obiectiones gegen die Meditationes de prima philosophia.

Von der professionellen Theologie wurde Spinoza vor allem in Deutschland wegen seiner Ethik seinerzeit als gefährlicher Pantheist und Atheist geschmäht.

Struktur: „Nach geometrischer Methode“

Die geometrische Struktur der logischen Abhandlung erweckt den Anschein, es handle sich um ein geschlossenes abgerundetes Ganzes. In der Ethik fasst Spinoza sowohl seine Metaphysik als auch seine Anthropologie und seine Ethik zusammen, wobei er streng den Prinzipien einer an der euklidischen Geometrie orientierten Methode folgt. Diese geometrische Methode war ein Kulturprinzip dieser Zeit. Sowohl französische Gärten als auch die Vorbereitung auf den Klassizismus in der Architektur bis hin zu Bachs Musikalischem Opfer durchzog der strenge geometrische Aufbau. Spinoza meinte, dass die Geometrie Wissenschaftler befähigen würde, Dinge ihrem Platz im Ganzen zuzuweisen und ihre Anordnung nicht dem Zufall überlassen werden dürfe, sonst würde die Wahrheit dem Menschen für ewig verborgen bleiben. Nur in einer unwiderlegbaren Idee Gottes, des Menschen und der Welt könne sich eine andere Wahrheitsnorm zeigen. Darum sei es Aufgabe der Philosophen, die Dinge von ihren Widersprüchen zu befreien.

Die Abhandlung ist in fünf Bücher eingeteilt.

Inhalt

Das erste Buch
(De Deo) hat das Problem des Wesens Gottes zum Thema.

Spinoza versucht das wahre Wesen Gottes darzulegen. Für ihn ist Gott nicht anthropomorph zu verstehen, d. h. als ein Wesen, das denken, wollen oder gar Gefühle haben könnte. Außerdem ist Gott nicht als eine Instanz zu verstehen, die die Welt durch ein fiat geschaffen hätte. Daneben macht er sich über den Freiheitsbegriff Gedanken: Eine Sache ist frei, die allein aus der Notwendigkeit ihres Wesens existiert und nur durch sich selbst zu einer Handlung bestimmt wird.

Das zweite Buch
(De natura et origine mentis) ist dem Wesen und dem Ursprung des Geistes gewidmet.

Hier beginnt er mit Definitionen der Begriffe Körper, Geist, Idee, Realität. Er geht auf das Zusammenspiel von Bewusstsein und Ausdehnung ein und kommt auf den Schluss: „Die Ordnung und Verknüpfung der Ideen ist dieselbe wie die Ordnung und Verknüpfung der Dinge.“ (Erkenntnistheorie)

Das dritte Buch
(De origine et natura affectuum) Über den Ursprung und Wesen der Affekte.

Hier entwickelt Spinoza seine Psychologie der Emotionen. Er definiert am Anfang die Begriffe Handeln, Leiden und Affekt. Grundlegend geht Spinoza davon aus, dass jedes Ding danach strebt, sich selbst zu erhalten und in seinem Sein zu beharren (Conatus).

Das vierte Buch
(De servitute humana, seu de affectuum viribus) Über die Abhängigkeit von den Kräften der Affekte.

Hier eröffnen sich die eigentlichen ethischen Annahmen Spinozas im Sinne einer angewandten Psychologie. Zunächst zeigt Spinoza die unumgehbaren Schranken, die dem Menschen durch seine psychische Affekte auferlegt sind. Streben nach Wahrheit ist nichts anderes als ein Selbsterhaltungsdrang des Geistes.

Das fünfte Buch
(De potentia intellectus, seus libertate humana) Von der Macht der Vernunft und der menschlichen Freiheit

Die wahre Macht der Vernunft ist ein sich Einlassen auf die göttliche Notwendigkeit des Seins der Dinge. Erkennen ist Freiheit, Tugend und Glückseligkeit.

Bisher unbekannte Kopie der Ethik im Vatikanischen Geheimarchiv

Am 26. Mai 2011 wurde bekannt, dass eine neue Kopie der Ethik im Vatikanischen Geheimarchiv gefunden wurde[1]. Leen Spruit hat eine Ausgabe der Ethik von 1675 (zwei Jahre also vor dem Todesjahr Spinozas) gefunden. Es steht allerdings noch nicht fest, ob es Unterschiede zwischen der bisher bekannten, veröffentlichten Ausgaben von 1677 und der neu entdeckten von 1675 gibt.

Ausgaben (Auswahl)

  • Baruch de Spinoza. Ethica ordine geometrico demonstrata. Lateinisch–deutsch. Neu übersetzt, herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Wolfgang Bartuschat. Felix Meiner Verlag, Hamburg 1999, Philosophische Bibliothek, Bd. 92. XXXI, 612 Seiten, ISBN 978-3-7873-1431-7.
  • Benedictus de Spinoza (1677): Die Ethik – Ethica. Lateinisch – Deutsch. Nach der Edition von Carl Gebhardts „Spinoza Opera“. Überarbeitung der Übersetzung von Jakob Stern (1888). Nachwort v. Bernhard Lakebrink. Reclam Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-15-000851-5, (Erstausgabe: Reclam, Stuttgart 1990, ISBN 3-15-000851-4).

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise


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