Heimarmene und Asasel: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Heimarmene''' ({{ELSalt|εἱμαρμένη}}) ist die Verkörperung des unabwendbaren Schicksals in der [[Philosophie der Antike|griechischen Philosophie]] und -[[Griechische Mythologie|mythologie]]. Als [[Schicksalsgöttin]] wird sie mit [[Ananke (Mythologie)|Ananke]] gleichgesetzt.
[[Image:Azazel.jpg|thumb|Asasel-Darstellung aus dem 19. Jahrhundert]]
'''Asasel''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]], auch ''Azazel'', ''Azaël'', ''Asael'') ist ursprünglich der Name eines [[Dämon|Wüstendämons]], dem beim jüdischen Sühnenfest, mittels des sprichwörtlichen [[Wikipedia:Sündenbock|Sündenbock]]s, die [[Sünde]]n des Volkes Israel aufgeladen wurden.


Der Begriff der Heimarmene taucht bereits bei den [[Ionische Naturphilosophie|ionischen Naturphilosophen]] und zentral bei [[Heraklit]] auf und wurde von der älteren [[Stoa]] weiterentwickelt. Problematisch war stets der Gegensatz zwischen der Heimarmene, der Vorsehung, als Weltgesetz und unausweichliches Schicksal auf der einen Seite, und dem Einwirken der [[Gott|Gottheit]] und der [[Willensfreiheit]] des Menschen auf der anderen Seite.
== Ritual des Sündenbocks ==
Am 10. Tag des Monats [[Wikipedia:Tischri|Tischri]] begingen die Israeliten den [[Wikipedia:Jom Kippur|Versöhnungstag]], ein Sühnefest, in dessen Verlauf zwei Böcke herbeigeführt wurden. Es wurde ausgelost, einer für den Herrn, der geschlachtet wurde, zum Zeichen der Sühne, der andere für Asasel. Dem Bock Asasels wurden vom [[Hoherpriester|Hohepriester]] die gesamten Sünden des versammelten Volkes auferlegt, anschließend wurde er in die Wüste, zu Asasel, geschickt ({{B|Lev|16|5–10}}.26{{Bpur|Lev|16|26}}). Dies ist allerdings auch die einzige Bezugnahme der ([[Wikipedia:Biblischer Kanon|kanon]]ischen) Bibel auf Asasel. Wer oder was er ist, wird an dieser Stelle nicht erklärt. Generell wird die Zeremonie dahingehend gedeutet, dass die Sünde symbolisch aus der Mitte Israels verbannt wird, und zu ihrem Ursprung (zum Teufel) zurück gejagt wird.


Der Gegensatz zwischen Vorsehung und göttlichem Wirken wurde gelöst, indem die Möglichkeit göttlichen Einwirkens verneint wurde, was eine der Wurzeln des [[Atheismus#Griechische und römische Antike|antiken Atheismus]] wurde.
In der [[Vulgata]] wird Asasel mit ''caper emissarius'' übersetzt, dies deutet darauf hin, dass das Wort ursprünglich kein Eigenname war, sondern eine Bezeichnung der Funktion, die der Bock hat (עז אזל = 'es 'osel ''Bock der wegträgt'' statt עזאזל = 'asasel). Dagegen scheint zu sprechen, dass 'es (עז) meist ein weibliches Tier bezeichnet, allerdings wird im gleichen Abschnitt (in {{B|Lev|16|5}}) ebenfalls dieses Wort benutzt, um die beiden (ausdrücklich männlichen!) Böcke als ''Ziegen''böcke zu bezeichnen.


Der Gegensatz zwischen Vorsehung und menschlicher Verantwortlichkeit und Willensfreiheit wurde bei [[Poseidonios]] dahingehend gelöst, dass die Heimarmene als zur materiellen Welt ({{Polytonisch|φύσις}} „Physis“) gehörig betrachtet wurde. Der menschliche Körper und die Sinne unterliegen zwar der Physis, nicht aber die Seele, wodurch sich das Ziel ergibt, die Seele von den Einwirkungen der Körperwelt und der Heimarmene frei zu machen.
== Asasel in den Apokryphen ==
In späteren Traditionen wird Asasel mit den [[Gefallener Engel|gefallenen Engeln]] in Verbindung gebracht. Laut des [[Apokryphen|apokryphen]] [[Äthiopisches Henochbuch|1. Buches Henoch]] lehrte er die Menschen die Metallbearbeitung, den Gebrauch von Waffen, Edelsteinen und Färbemitteln, sowie die Kunst des Schminkens,<ref>1. Henoch 8,1</ref> wodurch er zur Verderbnis der Menschen beitrug und − darin ähnlich [[Prometheus]] − die Geheimnisse des Himmels den Menschen verriet.<ref>1. Henoch 9,6</ref> Zur Strafe wurde er von dem Engel [[Raphael (Erzengel)|Raphael]] gebunden, gesteinigt und in die Finsternis geworfen:
:„Mache in der Dudael-Wüste eine Grube, und wirf ihn hinein. Lege scharfe, spitze Steine unter ihn und bedecke ihn mit Finsternis. Laß ihn dort für immer wohnen und bedecke sein Antlitz, damit er kein Licht schaue. Am Tag des Endgerichts soll er in den Feuerpfuhl geworfen werden! […] Die ganze Erde war doch durch die von Asasel gelehrten Werke verdorben worden.“<ref>1. Henoch 10,4–6.8</ref>


Von dieser Sichtweise ausgehend erlangte die Heimarmene größte Bedeutung in der antiken [[Astrologie]], im [[Neuplatonismus]] und in der [[Hermetik]].
In späteren [[Dämonologie|dämonologischen]] Werken gilt Asasel als ein bocksgestaltiger Dämon zweiten Ranges, und erster Bannerträger der Höllenarmeen, wird aber auch mit [[Samael]] gleichgesetzt. In der [[Islam|islamischen]] Tradition ist ''Azazil'' der Name des [[Iblis]] vor seinem Fall.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Wikipedia:Wilhelm Gundel|Wilhelm Gundel]]: ''Beitraege zur Entwickelungsgeschichte der Begriffe Ananke und Heimarmene.'' Habilitationsschrift, Gießen 1914
* [[Wikipedia:Bernd Janowski|Bernd Janowski]]: Artikel ''Azazel.'' In: K. van der Toorn, B. Becking, Pieter W. van der Horst (Hrsg.): ''Dictionary of Deities and Demons in the Bible.'' 2. Aufl. Leiden, Boston, Köln, 1999. S. 128–131
* [[Wikipedia:Martin P. Nilsson|Martin P. Nilsson]]: ''Geschichte der griechischen Religion.'' 2. Bd. Beck, München 1950. S. 484f.
* {{KlP|2|972|973||[[Wikipedia:Walter Pötscher|Walter Pötscher]]}}


== Siehe auch ==
== Weblinks ==
* [[Karma]]
* Henrike Frey-Anthes: [http://www.bibelwissenschaft.de/de/nc/wibilex/das-bibellexikon/details/quelle/WIBI/referenz/31946/cache/1ce7e29e54abc0d69f8c160ff9aae5ea/ Sündenbock/Asasel]. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hrsg.): ''Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet'' (WiBiLex)
* [[Vorsehung]]
* [[Prädestination]]
* [[Fatalismus]]


[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Griechische Philosophie]]
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Dämon]]
[[Kategorie:Jüdische Mythologie]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 11. März 2012, 14:51 Uhr

Asasel-Darstellung aus dem 19. Jahrhundert

Asasel (hebr., auch Azazel, Azaël, Asael) ist ursprünglich der Name eines Wüstendämons, dem beim jüdischen Sühnenfest, mittels des sprichwörtlichen Sündenbocks, die Sünden des Volkes Israel aufgeladen wurden.

Ritual des Sündenbocks

Am 10. Tag des Monats Tischri begingen die Israeliten den Versöhnungstag, ein Sühnefest, in dessen Verlauf zwei Böcke herbeigeführt wurden. Es wurde ausgelost, einer für den Herrn, der geschlachtet wurde, zum Zeichen der Sühne, der andere für Asasel. Dem Bock Asasels wurden vom Hohepriester die gesamten Sünden des versammelten Volkes auferlegt, anschließend wurde er in die Wüste, zu Asasel, geschickt (Lev 16,5–10 EU.26EU). Dies ist allerdings auch die einzige Bezugnahme der (kanonischen) Bibel auf Asasel. Wer oder was er ist, wird an dieser Stelle nicht erklärt. Generell wird die Zeremonie dahingehend gedeutet, dass die Sünde symbolisch aus der Mitte Israels verbannt wird, und zu ihrem Ursprung (zum Teufel) zurück gejagt wird.

In der Vulgata wird Asasel mit caper emissarius übersetzt, dies deutet darauf hin, dass das Wort ursprünglich kein Eigenname war, sondern eine Bezeichnung der Funktion, die der Bock hat (עז אזל = 'es 'osel Bock der wegträgt statt עזאזל = 'asasel). Dagegen scheint zu sprechen, dass 'es (עז) meist ein weibliches Tier bezeichnet, allerdings wird im gleichen Abschnitt (in Lev 16,5 EU) ebenfalls dieses Wort benutzt, um die beiden (ausdrücklich männlichen!) Böcke als Ziegenböcke zu bezeichnen.

Asasel in den Apokryphen

In späteren Traditionen wird Asasel mit den gefallenen Engeln in Verbindung gebracht. Laut des apokryphen 1. Buches Henoch lehrte er die Menschen die Metallbearbeitung, den Gebrauch von Waffen, Edelsteinen und Färbemitteln, sowie die Kunst des Schminkens,[1] wodurch er zur Verderbnis der Menschen beitrug und − darin ähnlich Prometheus − die Geheimnisse des Himmels den Menschen verriet.[2] Zur Strafe wurde er von dem Engel Raphael gebunden, gesteinigt und in die Finsternis geworfen:

„Mache in der Dudael-Wüste eine Grube, und wirf ihn hinein. Lege scharfe, spitze Steine unter ihn und bedecke ihn mit Finsternis. Laß ihn dort für immer wohnen und bedecke sein Antlitz, damit er kein Licht schaue. Am Tag des Endgerichts soll er in den Feuerpfuhl geworfen werden! […] Die ganze Erde war doch durch die von Asasel gelehrten Werke verdorben worden.“[3]

In späteren dämonologischen Werken gilt Asasel als ein bocksgestaltiger Dämon zweiten Ranges, und erster Bannerträger der Höllenarmeen, wird aber auch mit Samael gleichgesetzt. In der islamischen Tradition ist Azazil der Name des Iblis vor seinem Fall.

Literatur

  • Bernd Janowski: Artikel Azazel. In: K. van der Toorn, B. Becking, Pieter W. van der Horst (Hrsg.): Dictionary of Deities and Demons in the Bible. 2. Aufl. Leiden, Boston, Köln, 1999. S. 128–131

Weblinks

  • Henrike Frey-Anthes: Sündenbock/Asasel. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex)

Einzelnachweise

  1. 1. Henoch 8,1
  2. 1. Henoch 9,6
  3. 1. Henoch 10,4–6.8


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