Der Zauberlehrling und Zirkulationsleben: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Der Zauberlehrling''' ist eine [[Ballade]] von [[Johann Wolfgang von Goethe]] (im Druck veröffentlicht in der ''Ausgabe letzter Hand'', 1827), die zu seinen populärsten Werken gehört. Entstanden ist sie in der [[Weimar]]er Zeit Goethes, im Jahre [[1797]], dem sogenannten ''[[Balladenjahr]] der Klassik'', das in die literarische Geschichte einging. ''Der Zauberlehrling'' ist eines der bekanntesten Gedichte Goethes. Noch heute ist er häufiger Unterrichtsstoff an Schulen.
Das '''Zirkulationsleben''' ist die vierte und mittlere Stufe der [[sieben Lebensstufen]], durch die sich das [[Leben]] mithilfe des [[Ätherleib]]s entfaltet. Es bildet das Zentrum der Lebenstätigkeit und vermittelt im [[Rhythmus|rhythmischen]] Ausgleich zwischen den vom [[Kopf]] ausstrahlenden [[Abbaukräfte]]n und den aus dem [[Stoffwechsel]]bereich heraufwirkenden [[Aufbaukräfte]]n. Organisch ist es im [[Herz]] und [[Kreislauf]]system verankert. Das ihm unmittelbar vorangehende [[Atmungsleben]] entwirft Organbilder, deren Formen aus dem ganzen [[Tierkreis]] genommen werden. Diese Organbilder werden nun durch das Zirkulationsleben im ganzen Organismus verbreitet.


== Entstehung ==
{{GZ|Die menschliche Form, sie ist, wie wir gesehen haben, gebildet nach
In diesem Balladenjahr 1797 machten [[Friedrich Schiller]] und Goethe die poetische Form ''Ballade'' zum Thema eines ''bewußten Kunstwillens und ästhetischen Experiments''. Beide Dichter, die einen engen und freundschaftlich verbundenen Kontakt pflegten, gingen zum Vergnügen einen „[[Dichter]]<nowiki />wettstreit“ ein, dem neben dem „Zauberlehrling“ eine Reihe von weiteren Balladen, u.&nbsp;a. auch „[[Der Gott und die Bajadere]]“, „[[Die Braut von Korinth]]“ und „[[Der Schatzgräber (Goethe)|Der Schatzgräber]]“ entsprangen, die alle im von Friedrich Schiller herausgegebenen [[Musen-Almanach]] für das Jahr 1798 erschienen sind.
dem Tierkreis. Indem gerade dieses bildende Leben, das durch das
Atmen vermittelt wird, in der Form des Menschen lebt, nimmt es auch
teil an der gesamten äußeren, aus dem Sternenhimmel herausgebildeten
Form. Dadurch gliedert sich diese Form auch in das Innere des Menschen
hinein. Und es beruht dann auf dem Atmen, daß aus dem
Atmungsprozeß nicht nur herauskommt, was der Mensch im Bewußtsein
hat, sondern daß herauskommen aus dem Atmungsprozeß zunächst
die Bilder sämtlicher innerer Organe in der Nachbildung an die
äußere Form. Die inneren Organe werden also auf dem Umwege durch
den Atmungsprozeß zunächst als Bilder gebildet. Da sind sie noch nicht
substantiell. Der Atem bildet zunächst ein Bild des Menschen, ein Bild des inneren Menschen.


== Motiv ==
[[Datei:GA208 088.gif|center|300px|Zeichnung aus GA 208, S. 89 (Tafel 8) - Tierkreis]]
Das Motiv der Ballade des Zauberlehrlings taucht ursprünglich in der Geschichte „Der Lügenfreund oder der Ungläubige“ von [[Lukian von Samosata]] auf. Als mögliche Vorlage oder Anregung kommt auch eine Episode in Betracht, die vom Prager [[Golem]] des [[Judah Löw|Rabbi Löw]] überliefert ist.


Die Stelle bei Lukian von Samosata, die Goethe in der Übersetzung [[Christoph Martin Wieland|Wielands]] benutzte, lautet:
Indem wir atmen - wir atmen ja in der Welt,
bewegen uns mit der Erde im Tierkreis —, atmen wir fortwährend die
Bilder unserer inneren Organisation ein. Aus dem äußeren Leben
atmen wir die Bilder unserer inneren Organisation ein. So daß wir sagen können: Hier haben wir das bildende Leben. - Diese Bilder, die da
eingeatmet werden, die werden nun durch das Zirkulationsleben über
den ganzen Organismus verbreitet. Zirkulationsleben und Atmungsleben
zusammen führen den Menschen dazu, innerlich Bild der Welt zu
sein. Wir können also sagen: Hier das bildende Leben, und dann können
wir sagen: die sich verbreitenden Bilder, das sich Verbreitende, die
sich verbreitenden Organbilder.|208|87f}}


{{Zitat|Endlich fand ich doch einmal Gelegenheit, mich in einem dunkeln Winkel verborgen zu halten und die Zauberformel, die er dazu gebrauchte, aufzuschnappen, indem sie nur aus drei Silben bestand. Er ging darauf, ohne mich gewahr zu werden, auf den Marktplatz, nachdem er dem Stößel befohlen hatte, was zu tun sei. Den folgenden Tag, da er geschäftehalber ausgegangen war, nehm' ich den Stößel, kleide ihn an, spreche die besagten drei Silben und befehle ihm, Wasser zu holen. Sogleich bringt er mir einen großen Krug voll. Gut, sprach ich, ich brauche kein Wasser mehr, werde wieder zum Stößel! Aber er kehrte sich nicht an meine Reden, sondern fuhr fort, Wasser zu tragen, und trug so lange, daß endlich das ganze Haus damit angefüllt war. Mir fing an, bange zu werden, Pankrates, wenn er zurückkäme, möcht' es übelnehmen — wie es dann auch geschah —, und weil ich mir nicht anders zu helfen wußte, nahm ich eine Axt und hieb den Stößel mitten entzwei. Aber da hatte ich es übel getroffen; denn nun packte jede Hälfte einen Krug an und holte Wasser, so daß ich für einen Wasserträger nun ihrer zwei hatte. Inmittelst kommt mein Pankrates zurück, und wie er sieht, was passiert war, gibt er ihnen ihre vorige Gestalt wieder; er selbst aber machte sich heimlich aus dem Staube, und ich habe ihn nie wieder gesehen.|Karl Moritz|''Deutsche Balladen''}}
[[Datei:GA208 089.gif|center|550px|Zeichnung aus GA 208, S. 89 - Die 7 Lebensstufen]]
 
== Inhalt ==
Der Zauberlehrling ist alleine und probiert einen Zauberspruch seines Meisters aus. Er verwandelt mittels Zauberspruch einen Besen in einen Knecht, der Wasser schleppen muss. Anfänglich ist der Zauberlehrling stolz auf sein Können, doch bald merkt er, wie er der Situation nicht mehr gewachsen ist.
<poem style="margin-left:2em;">
Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
merkt ich und den Brauch,
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch.
 
Walle! walle
Manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.
 
Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
bist schon lange Knecht gewesen:
nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
oben sei ein Kopf,
eile nun und gehe
mit dem Wassertopf!
 
Walle! walle
manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.
 
Seht, er läuft zum Ufer nieder,
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
und mit Blitzesschnelle wieder
ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
voll mit Wasser füllt!
 
Stehe! stehe!
denn wir haben
deiner Gaben
vollgemessen! –
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!
 
Ach, das Wort, worauf am Ende
er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
stürzen auf mich ein.
 
Nein, nicht länger
kann ichs lassen;
will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!
 
O du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
steh doch wieder still!
 
Willst am Ende
gar nicht lassen?
Will dich fassen,
will dich halten
und das alte Holz behende
mit dem scharfen Beile spalten.
 
Seht da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
gleich, o Kobold, liegst du nieder;
krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich, brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
und ich atme frei!
 
Wehe! wehe!
Beide Teile
stehn in Eile
schon als Knechte
völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!
 
Und sie laufen! Naß und nässer
wirds im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! –
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.
 
»In die Ecke,
Besen, Besen!
Seids gewesen.
Denn als Geister
ruft euch nur zu seinem Zwecke,
erst hervor der alte Meister.«
</poem>
 
;Aufbau
 
# Überheblichkeit und Wichtigtuerei
# Umsetzung des Vorhabens
# Machtrausch
# Angst und Verzweiflung
# Hilfloses Schimpfen
# Verzweiflungstat
# Hilferuf
# Rettung durch den Zaubermeister
 
Die Refrainteile lassen im Kopf des Lesers das Gefühl und das Bild von Wasser entstehen, welches den Anschein hat, im Raum zu plätschern. (''Walle, Walle'': der häufige Gebrauch des Konsonanten L; ''Dass zum Zwecke Wasser fließe'': Dazu viele S- und Z-Laute, um das Plätschern und Fließen des Wassers klangbildlich darzustellen).
 
== Struktur / Sprachgestalt / Versmaß ==
Die Ballade besteht aus 14 [[Strophe]]n, die durch Einrückung aufgeteilt sind in sieben eigentliche Strophe und sieben Strophen in Form eines [[Refrain|Refrains]]. Jede (Voll-)Strophe besitzt 8 [[Vers]]e. Der erste Teil jeder (eigentlichen) Strophe setzt sich aus vier Versen mit vierhebigen [[Trochäus|Trochäen]] zusammen, gefolgt von vier weiteren Versen mit dreihebigen Trochäen. Während die ersten vier Verse der Strophen alle eine klingende [[Kadenz (Verslehre)|Kadenz]] aufweisen, wechseln sich in den letzten vier Versen der Strophen jeweils klingende und stumpfe Kadenzen ab. Der Refrainteil weist sechs Verse mit vier zweihebigen und zwei vierhebigen Trochäen auf. Die ersten vier Verse weisen dabei eine stumpfe, die zwei abschließenden eine klingende Kadenz auf.
 
:7 Strophen mit je 8 Versen
:7 Refrainstrophen mit je 6 Versen
 
:[[Reimschema]] (Strophe): {{Reim|abab cdcd}}  (jeweils im [[Kreuzreim]])
:Reimschema im Refrainteil der Strophen ist: {{Reim|effgeg}}
 
== Rezeption ==
=== Künstlerische Aneignung ===
* Die Ballade vom „Zauberlehrling“ inspirierte den [[Frankreich|französischen]] [[Komponist]]en [[Paul Dukas]] [[1897]] zu einer Vertonung des Werks (siehe [[Der Zauberlehrling (Dukas)|Dukas’ ''Der Zauberlehrling'']]).
* Das wiederum bewog [[Walt Disney]], die vertonte Darstellung der Geschichte in seinem 1940 erschienenen [[Zeichentrickfilm]] ''[[Fantasia]]'' szenisch umzusetzen. Darin spielt [[Micky Maus]] den mit Besen und Wasser kämpfenden Zauberlehrling, welcher durch den Zauberhut seines Meisters unbändige Kräfte erhält.
* 1832 hat [[Carl Loewe]] diese Ballade zusammen mit Goethes ''Hochzeitlied'' und ''Die wandelnde Glocke'' vertont.
* Eines der erfolgreichsten Kinderbücher des Grafikers und Illustratoren [[Tomi Ungerer]] erzählt die Geschichte vom Zauberlehrling (1971).
* 1985 konstruierte [[Kurt Bartsch]] sein Gedicht ''Liedervereinigung''<ref>Kurt Bartsch: [http://www.rainer-kurz.de/lyrik-a-bra.htm ''Liedervereinigung'']. Rotbuch. Berlin 1985</ref>. Dabei vermischt er Verse aus den [[Hymne]]n ''[[Auferstanden aus Ruinen]]'' und ''[[Lied der Deutschen]]'' sowie der [[Ode]] ''[[An die Freude]]'' mit solchen aus dem ''Zauberlehrling''.
* Das Gedicht wurde auch von [[Achim Reichel]] 1978 auf seinem Album [[Regenballade]] vertont.
* Eine Vertonung speziell für Kinder findet sich auf der CD ''Balladen für Kinder'' von Lutz Görner.
* Eine Vertonung im [[Hip-Hop]]-Stil gibt es von den [[Junge Dichter und Denker|Jungen Dichtern und Denkern]] (JDD). Diese Version ist in dem Film ''[[Keinohrhasen]]'' zu hören.
* 2009 entstand das Musical ''Der Zauberlehrling'' von Michael Wempner, der Goethes Ballade mit der Musik von Heike Wagner in das Stück integrierte.
* 2010 kam der Film ''[[Duell der Magier]]'' mit [[Nicolas Cage]] in die Kinos. Der Film greift das Motiv des Zauberlehrlings auf und kommt in einer Szene des Films sehr nah an die Fantasia-Version heran. Der Originaltitel des Films ist ''The Sorcerer’s Apprentice'', was auch der englische Titel der Ballade ist.
* 2013 wurde der Kurzfilm „Der Zauberlehrling“ produziert von „Kultur Kubik“ und koproduziert vom „Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF)“ fertiggestellt. Dieser orientiert sich, im Vergleich zu bisherigen Verfilmungen, am stärksten an der Ballade von 1797.
* 2013 veröffentlichte [[2K Games]] eine Erweiterung für das Computerspiel [[Borderlands 2]] in der die Geschichte als Vorlage eines Levelabschnittes diente.
* Die deutsche Thrash-Metal-Band [[Hämatom (Band)|Hämatom]] hat den Zauberlehrling im Jahr 2013 im Song ''Bester Freund, bester Feind'' verarbeitet.
* 2017 strahlte das [[ZDF]] den Film ''Der Zauberlehrling'' mit [[Max Schimmelpfennig]] und [[Felix von Manteuffel]] (Regie: Frank Stoye, Produzent: [[Ingelore König]], Drehbuch: [[Brinx/Kömmerling]]) gedreht in [[Görlitz]], der Reihe [[Märchenperlen]] im Weihnachtsprogramm aus. Der Film, so das ZDF, sei „inspiriert durch Johann Wolfgang von Goethe“.<ref>{{internetquelle |url=https://www.zdf.de/kinder/maerchenperlen/der-zauberlehrling-102.html |titel=Der Zauberlehrling |werk=ZDF |zugriff=2018-04-21 |offline=ja}}</ref>
 
=== Der Topos vom Menschen der Gegenwart als „Zauberlehrling“ ===
Das [[Geflügeltes Wort|geflügelte Wort]] „Die ich rief, die Geister,/Werd ich nun nicht los.“ wird heute (zumeist fehlzitiert in der Form „die Geister, die ich rief“) als [[Topos (Geisteswissenschaft)|Topos]] gebraucht, wenn eine einsetzende Entwicklung außer Kontrolle gerät und auch von ihrem Urheber nicht mehr aufgehalten werden kann.<ref>Universal-Lexikon: [http://universal_lexikon.deacademic.com/228122/Die_ich_rief,_die_Geister ''Die ich rief, die Geister'']</ref>
 
== Interpretation ==
Goethe zeigt in dem Gedicht ''Der Zauberlehrling'' seine Skepsis gegenüber dem [[Autonomie]]streben, das noch seine [[Sturm und Drang|Sturm-und-Drang-Zeit]] bestimmte. Der Versuch, gegen die Herrschaft des Meisters aufzubegehren und selbstständig zu handeln, führt aufgrund massiver [[Kompetenz (Psychologie)|Kompetenzdefizite]] des [[Lehrling]]s ins Chaos. Erst die Besinnung auf die alte Autorität und die ursprüngliche Ordnung rettet die Situation. So gesehen ist der ''Zauberlehrling'' das Gegenstück zu ''[[Prometheus (Hymne)|Prometheus]]''. Das Gedicht spiegelt das Gedankengut der [[Weimarer Klassik]] wider. Die Handlung der Ballade bleibt in sich geschlossen, lässt sich aber auf zahlreiche Bereiche übertragen. Besonders die Übertragung auf die Erkenntnisse der Wissenschaft und die nicht immer abschätzbaren Folgen liegt nahe. Der Satz „Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los“ beschreibt sehr anschaulich die Dilemmata einer Wissenschaft, die für die Folgen ihrer Forschung verantwortlich gemacht wird.<ref>Lehrerkommentar zu [http://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/347495_9000_lehrerkom.pdf ''„Die ich rief, die Geister …“ – Wissenschaft als Chance und Risiko''] (PDF; 424&nbsp;kB). Ernst-Klett-Verlag, 2010. S. 5</ref>
 
Die Ballade ''Der Zauberlehrling'' steht nicht nur in einem engen ''zeitlichen'' Zusammenhang mit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]]: Mit seiner Warnung vor der Eigenmächtigkeit von Menschen, die im Grunde genommen nur „Lehrlinge“ sind, reagiert Goethe auf die Revolution auf ähnliche Weise wie sein Freund [[Friedrich Schiller]], der in seinem 1799 veröffentlichten ''[[Das Lied von der Glocke|Lied von der Glocke]]'' warnt: ''Der Meister kann die Form zerbrechen / Mit weiser Hand, zur rechten Zeit; / Doch wehe, wenn in Flammenbächen / Das glüh’nde Erz sich selbst befreit!''
 
Eine politische Dimension ist auch in Kurt Bartschs Gedicht ''Liedervereinigung'' erkennbar. Über die ''Tochter aus Elysium'', die Bartsch anstelle Deutschlands in seinem Gedicht anrufen lässt, heißt es in der späten Fassung der Ode ''An die Freude'': „Deine Zauber binden wieder, / Was die Mode streng getheilt“. Die Verbindung der getrennten Teile Deutschlands wird also mit „Zauberei“ assoziiert. Diese Assoziation verstärkt Bartsch, indem „Einigkeit und Recht und Freiheit / Zu dem Bade sich ergieße“, wodurch die Verwirklichung dieser drei Staatsziele als Werk von „Zauberlehrlingen“ erscheint. Das Gefährliche dieses Unterfangens wird bei Kennern der Originaltexte noch dadurch verdeutlicht, dass es in der frühen Variante der Ode ''An die Freude'' heißt: „Deine Zauber binden wieder, / Was ''der Mode Schwerd'' getheilt“. Bloße Freude, die im Gesang der Lieder zum Ausdruck kommt, soll also den vereinigten Liedern zufolge (diese Interpretation legt Bartsch nahe) das verbinden, was mit Gewalt getrennt wurde (nämlich Deutschland). Durch die Verknüpfung mit Goethes ''Zauberlehrling'' wird der Idealismus der drei anderen Texte [[Ironie|ironisiert]].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Der Zauberlehrling}}


* [[Sieben Lebensprozesse]]
* [[Sieben Lebenszustände]]
== Literatur ==
== Literatur ==
* Karl Moritz: ''Deutsche Balladen''. Analyse für den Deutschunterricht. Paderborn: Ferdinand Schöningh, 1972. ISBN 3-506-72814-8
* Hartmut von Hentig: ''Die Mediatisierung des Geistes: eine Warnung an die Zauberlehrlinge''. Basel: Institut für Unterrichtsfragen und Lehrerfortbildung (ULEF), 1984.
* Familienmusical von Kamil Krejci und Adrian Stern (UA 2014 Bernhardtheater Zürich)
== Einzelnachweise ==
<references />
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wikisource}}
* Sebbel: [https://www.youtube.com/watch?v=8UbTsyVTzuA Der Zauberlehrling-Rap, Version 2]


{{Navigationsleiste Goethe}}
* {{Literatur|Autor = Matthias Girke|Titel = Innere Medizin: Grundlagen und therapeutische Konzepte der Anthroposophischen Medizin|Herausgeber = |Sammelwerk = |Band = |Nummer = |Auflage = 2.|Verlag = salumed|Ort = Berlin|Jahr = 2012|Seiten = 1168|ISBN = 978-3928914291}}
* {{Literatur|Autor=[[Volker Fintelmann]]|Titel=Intuitive Medizin: Theorie und Praxis der Anthroposophischen Medizin|Verlag=Hippokrates Verlag|Auflage=6. überarb.|Ort=Stuttgart|Jahr=2016|ISBN=978-3132400795}}
* Volker Fintelmann: ''Die Wiedergewinnung des Heilens: Wege zu einer christlichen Medizin'', Info3-Verlag 2017, ISBN 978-3957790521
* Johannes W. Rohen: ''Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners'', 1. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2009, ISBN 978-3772520983
* Johannes W. Rohen: ''Morphologie des menschlichen Organismus'', 4. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2016, ISBN 978-3772519987
* Rudolf Steiner: ''Anthroposophie als Kosmosophie – Zweiter Teil'', [[GA 208]] (1992), ISBN 3-7274-2080-4 {{Vorträge|208}}
* Rudolf Steiner: ''Nordische und mitteleuropäische Geistimpulse'', [[GA 209]] (1982), ISBN 3-7274-2090-1 {{Vorträge|209}}
* Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft 58/59: ''Aufzeichnungen von Rudolf Steiner zur Heilkunst und zu den Lebensstufen'' {{BE|58/59}}


{{Normdaten|TYP=w|GND=4435686-9}}
{{GA}}


{{SORTIERUNG:Zauberlehrling #Der}}
{{Navigationsleiste Lebensstufen}}
[[Kategorie:Literarisches Werk von Goethe]]
[[Kategorie:Lyrisches Werk von Goethe]]
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
[[Kategorie:Lyrisches Werk]]
[[Kategorie:Gedicht]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Lebensstufen|101]]

Version vom 9. April 2019, 07:44 Uhr

Das Zirkulationsleben ist die vierte und mittlere Stufe der sieben Lebensstufen, durch die sich das Leben mithilfe des Ätherleibs entfaltet. Es bildet das Zentrum der Lebenstätigkeit und vermittelt im rhythmischen Ausgleich zwischen den vom Kopf ausstrahlenden Abbaukräften und den aus dem Stoffwechselbereich heraufwirkenden Aufbaukräften. Organisch ist es im Herz und Kreislaufsystem verankert. Das ihm unmittelbar vorangehende Atmungsleben entwirft Organbilder, deren Formen aus dem ganzen Tierkreis genommen werden. Diese Organbilder werden nun durch das Zirkulationsleben im ganzen Organismus verbreitet.

„Die menschliche Form, sie ist, wie wir gesehen haben, gebildet nach dem Tierkreis. Indem gerade dieses bildende Leben, das durch das Atmen vermittelt wird, in der Form des Menschen lebt, nimmt es auch teil an der gesamten äußeren, aus dem Sternenhimmel herausgebildeten Form. Dadurch gliedert sich diese Form auch in das Innere des Menschen hinein. Und es beruht dann auf dem Atmen, daß aus dem Atmungsprozeß nicht nur herauskommt, was der Mensch im Bewußtsein hat, sondern daß herauskommen aus dem Atmungsprozeß zunächst die Bilder sämtlicher innerer Organe in der Nachbildung an die äußere Form. Die inneren Organe werden also auf dem Umwege durch den Atmungsprozeß zunächst als Bilder gebildet. Da sind sie noch nicht substantiell. Der Atem bildet zunächst ein Bild des Menschen, ein Bild des inneren Menschen.

Zeichnung aus GA 208, S. 89 (Tafel 8) - Tierkreis
Zeichnung aus GA 208, S. 89 (Tafel 8) - Tierkreis

Indem wir atmen - wir atmen ja in der Welt, bewegen uns mit der Erde im Tierkreis —, atmen wir fortwährend die Bilder unserer inneren Organisation ein. Aus dem äußeren Leben atmen wir die Bilder unserer inneren Organisation ein. So daß wir sagen können: Hier haben wir das bildende Leben. - Diese Bilder, die da eingeatmet werden, die werden nun durch das Zirkulationsleben über den ganzen Organismus verbreitet. Zirkulationsleben und Atmungsleben zusammen führen den Menschen dazu, innerlich Bild der Welt zu sein. Wir können also sagen: Hier das bildende Leben, und dann können wir sagen: die sich verbreitenden Bilder, das sich Verbreitende, die sich verbreitenden Organbilder.“ (Lit.:GA 208, S. 87f)

Zeichnung aus GA 208, S. 89 - Die 7 Lebensstufen
Zeichnung aus GA 208, S. 89 - Die 7 Lebensstufen

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.