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Die '''Chronobiologie''' (von {{ELSalt|χρόνος}} ''chrónos'' „[[Zeit]]“ und [[Biologie]] „Lehre von der belebten [[Natur]]“) untersucht die von '''biologischen Rhythmen''' bestimmte [[zeit]]liche [[Ordnung]] der [[Lebensprozesse]] in [[leben]]digen [[Organismus|Organismen]]. Sie studiert damit auf äußerem [[Empirie|empirischem]] Weg jenen [[Zeitorganismus]], den [[Rudolf Steiner]] aus seiner [[Hellsehen|hellsichtigen]] [[Erfahrung]] als [[Ätherleib]] bezeichnet hat. In Form der '''Chronomedizin''' haben die [[Erkenntnis]]se der Chronobiologie auch zu konkreten Anwendungen in der [[Medizin]] geführt.
Inhaltsverzeichnis
 
{{LZ|Kunst und Medizin haben gemeinsame Wurzeln in den Urzeiten der
Menschheit. Noch heute verwenden [[Schamane]]n Rhythmus und Melodie,
um jenen speziellen Zustand einleiten zu können, der Heilung ermöglicht.
Trotz dieser engen Verbindung zwischen Musik und Therapie
gibt es wenig Wissen über das genaue »Wie« der heilenden Wirkung von
Musik und Rhythmus. So konnte zwar eine beruhigende Wirkung von
[[Wikipedia:Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]]s Musik<ref>Newman et al., 1995. Rauscher and Shaw, 1998. Rauscher et al., 1995.</ref> festgestellt werden, Schmerzstillung und Verringerung
von Stresshormonen durch Musik sind beschrieben,<ref>Campbell, 1998.</ref> und auch die
Lernleistung von Schülern in mathematischen Fächern wurde durch
das Ausüben klassischer Musik ebenso wie kognitive Fähigkeiten verbessert,<ref>Bastian et al., 2000.</ref> doch eine durchgängige Theorie der heilenden Wirkung von
Musik ist, auch aufgrund fehlender Messungen, nicht vorhanden.
 
In der Medizin findet derzeit ein äußerst interessanter Paradigmenwechsel
statt: Der Begriff der Homöostase, die Tendenz des Organismus,
Körperparameter gleichzuhalten, wird aufgrund neuer Erkenntnisse
in Frage gestellt und durch das Konzept der Homöodynamik
ersetzt.<ref>Moser et al., 1999. Prigogine and Glansdorff, 1971; von Bertalanffy, 1953.</ref> ''[[Panta rei]]'' – »alles fließt«, alles schwingt im Organismus.
Dieses Konzept eines schwingenden Lebens ist viel besser kompatibel
mit einer »musikalischen Medizin« im Sinne von Novalis: »Jede
Krankheit ein musikalisches Problem – ihre Auflösung eine musikalische
Auflösung«.<ref>Novalis, 1798/1799.</ref> Dieses Schwingen des Lebens braucht nun
nicht einmal metaphorisch verstanden zu werden, sondern lässt sich
physikalisch und chronobiologisch nachweisen: Es gibt kaum einen
Körperparameter, der nicht im Rhythmus von Tag und Nacht
schwankt, und der nicht in das chronobiologische System des Organismus
durch Phasen- oder Frequenzbeziehungen eingebunden ist.<ref>Hildebrandt et al., 1998.</ref> [...]
 
Heute sind
Zeitschriften wie »Nature« und »Science« voll mit Artikeln über
Chronobiologie und Chronomedizin, und die Errungenschaften dieser
innovativen Messungen schaffen es, in die Reihen der »spannendsten
Erkenntnisse des Jahres« Eingang zu finden. Obwohl viele Forscher
noch Schwierigkeiten damit haben, in all der Fülle der Einzelerkenntnisse
das große Ganze zu sehen, wird es immer klarer, dass
Koordination das Grundprinzip der Rhythmen des Körpers ist, und
dass die vielen Teile zu einem Ganzen zusammenwirken, dessen Komplexität
erst langsam verstanden wird.<ref>Hildebrandt et al., 1998. Strogatz, 2004.</ref> Das Bild eines Zeitorganismus
entsteht da, der wie die Muskeln und Sehnen einer Vesal´schen Anatomie
zusammenwirkt und in dem agonistische und antagonistische
Rhythmen in Kooperation und Wechselspiel den Ablauf des
Lebens organisieren. Wo die Wissenschaft gerade dabei ist, eine
»Anatomie der Zeit« zu entwickeln, da beginnt sich bereits eine
»Histologie der Zeit« zu entfalten (Abb. 1). Während das obere
Bild der räumlichen Anatomie 1543 von [[Andrea Vesalius]] publiziert
wurde, ist die Darstellung der Zeitanatomie (unten) erst seit wenigen
Jahren möglich. Im menschlichen Herzschlag spiegeln sich viele Körperrhythmen
wider. Durch die Analyse der Herzfrequenzvariabilität
eröffnen sich neue Einblicke in die zeitliche Natur des Menschen.
Mikrorhythmus wirkt mit Makrorhythmus zusammen und es wird
immer evidenter, dass unser Organismus im Bereich der Zeit genauso
komplex gestaltet ist wie im Bereich des Raumes.<ref>Hildebrandt et al., 1998; Moser et al., 1995.</ref>|Moser et al., 2004 [https://www.joanneum.at/uploads/tx_publicationlibrary/img2881.pdf]}}
 
== Literatur ==
 
* [[Gunther Hildebrandt]], Maximilian Moser, Michael Lehofer: ''Chronobiologie und Chronomedizin: Biologische Rhythmen-Medizinische Konsequenzen'', 2. Aufl., Human Research, 2013, ISBN 978-3950361308
* Maximilian Moser, Dietrich von Bonin, Matthias Frühwirth, Helmut Lackner: ''»Jede Krankheit ein musikalisches Problem«'' in: [[die Drei]] 8-9/2004, S. 25 - 34 [https://www.joanneum.at/uploads/tx_publicationlibrary/img2881.pdf pdf]
* Bastian, H. G., A. Kornmann, R. Hafen, and M. Koch, 2000, ''Musik(erziehung) und ihre Wirkung'': Schott Musik International.
* Bettermann, H., Bonin D von, Frühwirth M, and M. Moser, 2002, ''Effects of speech therapy with poetry on heart rate rhythmicity and cardiorespiratory coordination'': International Journal of Cardiology, v. 84, p. 77-88.
* Campbell, D., 1998, ''Die Heilkraft der Musik – Klänge für Körper und Seele'': München, Droemersche Verlagsanstalt.
* Cysarz, D., D. von Bonin, H. Lackner, P. Heusser, M. Moser, and H. Bettermann, 2004, ''Oscillations of heart rate and respiration synchronize during poetry recitation'': Am J Physiol Heart Circ Physiol, v. 287, p. H579-87.
* Hildebrandt, G., Moser M, and M. Lehofer, 1998, ''Chronobiologie und Chronomedizin – kurzgefasstes Lehr- und Arbeitsbuch'', Hippokrates Verlag.
* JOANNEUMRESEARCH, www.joanneum.at
* Maturana, H. R., and F. J. Varela, 1980, ''Autopoiesis and Cognition: The Realization of the Living'': Boston Studies in the Philosophy of Science, v. 42.
* Moser, M., D. v. Bonin, M. Frühwirth, J. Herfert, H. Lackner, F. Muhry, and C. Puelacher, 2003, ''Luftkunst - Von der Fähigkeit, mit dem Atem das Herz und den Körper zum Klingen zu bringen'', in: S. Forum, ed., Luft: Elemente des Naturhaushalts, v. 4, Kunst- und Ausstellungshalle der BRD.
* Moser, M., M. Frühwirth, D. Bonin von, D. Cysarz, R. Penter, C. Heckmann, and G. Hildebrandt, 1999, ''Das autonome (autochrone) Bild als Methode zur Darstellung der Rhythmen des menschlichen Herzschlags'', in: P. Heusser, ed., Hygiogenese: Bern.
* Moser, M., Lehofer M, Hildebrandt G, Voica M, Egner S, and T. Kenner, 1995, ''Phase- and frequency coordination of cardiac and respiratory function'': Biological Rhythm Research, v. 26 (1), p. 100-111.
* Moser, M., Lehofer M, Sedminek A, Lux M, Zapotoczky HG, Kenner T, and A. Noordergraaf, 1994, ''Heart rate variability as a prognostic tool in cardiology'': Circulation, v. 90, p. 1078-1082.
* Newman, J., J. H. Rosenbach, K. L. Burns, B. C. Latimer, H. R. Matocha, and E. R. Vogt, 1995, ''An experimental test of »the Mozart effect«: does listening to his music improve spatial ability?'' Percept Mot Skills, v. 81, p. 1379-87.
* Novalis, 1798/1799, ''Die Enzyklopädie – Die Philosophischen Wissenschaften''.
* Prigogine, I., and P. Glansdorff, 1971, ''Thermodynamic Theory of Structure, Stability and Fluctuations''.
* Raschke, F., 1981, ''Die Kopplung zwischen Herzschlag und Atmung beim Menschen'', Phillips-Universität Marburg/Lahn.
* Rauscher, F. H., and G. L. Shaw, 1998, ''Key components of the Mozart effect'': Percept Mot Skills, v. 86, p. 835-41.
* Rauscher, F. H., G. L. Shaw, and K. N. Ky, 1995, ''Listening to Mozart enhances spatial-temporal reasoning: towards a neurophysiological basis'': Neurosci Lett, v. 185, p. 44-7.
* Schulenburg, A., M. Frühwirth, and M. Moser, 1999, unveröffentlichte Beobachtungen.
* Strogatz, S., 2004, ''Synchron - Vom rätselhaften Rhythmus der Natur'', Berlin Verlag.
* Vesalius, A., 1543, ''De humani corporis fabrica''.
* von Bertalanffy, L., 1953, ''Biophysik des Fliessgleichgewichts'', v. 2. erw. Auflage: Braunschweig.
* Von Bonin, D., M. Frühwirth, P. Heusser, and M. Moser, 2001, ''Wirkungen der Therapeutischen Sprachgestaltung auf Herzfrequenzvariabilität und Befinden'': Forschende Komplementärmedizin und Klassische Naturheilkunde, v. 8, p. 144 - 160.
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
[[Kategorie:Naturwissenschaft]] [[Kategorie:Biologie]] [[Kategorie:Medizin]]

Aktuelle Version vom 4. August 2016, 15:09 Uhr

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