Göttliche Komödie/Purgatorio und Künstliche Intelligenz: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Dante_Bueste.jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:Büste|Büste]] Dantes]]
{{Textbox|<poem>Und so ein Hirn, das trefflich denken soll,
== Purgatorio ==
Wird künftig auch ein Denker machen.
                      <small>[[Goethe]], [[Faust II]], Laboratorium</small></poem>}}
[[Datei:Turing statue Surrey.jpg|mini|Statue von [[Alan Turing]] (1912-1954) an der [[Wikipedia:University of Surrey|University of Surrey]]]]
[[Datei:Thomas Hobbes (portrait).jpg|mini|Thomas Hobbes (1588-1679)]]
[[Datei:Julien Offray de La Mettrie.jpg|miniatur|Julien Offray de La Mettrie (1709-1751)]]
[[Datei:John McCarthy Stanford.jpg|mini|[[Wikipedia:John McCarthy|John McCarthy]] (1927-2011)]]
[[Datei:Marvin Minsky at OLPCb.jpg|mini|[[Marvin Minsky]] (1927-2016)]]
[[Datei:Raymond Kurzweil Fantastic Voyage.jpg|miniatur|[[Wikipedia:Raymond Kurzweil|Raymond „Ray“ Kurzweil]] (2006)]]
[[Datei:Samuel Butler by Charles Gogin.jpg|mini|Samuel Butler (1835-1902)]]


{{Siehe auch|Inferno|Paradiso}}
'''Künstliche Intelligenz''' (kurz '''KI'''), auch '''Artifizielle Intelligenz''' ({{EnS|'''''artificial intelligence'''''}}; kurz '''AI''') genannt, ist ein Teilgebiet der [[Informatik]], das auf die [[Maschine|maschinelle]] [[Automat]]isierung der [[Intelligenz]] mittels [[Computer]] abzielt. Namentlich im Bereich der [[Kognition|kognitiven Intelligenz]] (z.B. [[Wikipedia:Spracherkennung|Sprach]]- und [[Wikipedia:Texterkennung|Texterkennung]], [[Wikipedia:Objekterkennung|Objekterkennung]], [[Wikipedia:autonomes Fahren|autonomes Fahren]]) wurden in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt.


Das '''Purgatorio''' entspricht aus [[Anthroposophie|anthroposophischer Sicht]] dem [[Kamaloka]] bzw. dem [[Fegefeuer]]. Es ist der Ort der Reinigung von allen [[Begierde]]n, die den [[Mensch]]en im [[Egoismus|egoistischen]] Sinn an das [[irdisch]]e [[Dasein]] binden. In der [[Göttliche Komödie|Göttlichen Komödie]] erfolgt diese [[Läuterung]] auf dem '''Läuterungsberg''', der sich auf einer Insel im südlichen Meer fast bis zur [[Mondsphäre]] erhebt. Die Insel liegt genau gegenüber von [[Jerusalem]], wo sich nach der Überlieferung der Eingang zur [[Hölle]] in der Schlucht [[Gehinnom]] befindet, die im Süden der [[Jerusalem|Jerusalemer Altstadt]] liegt und vom Fuß des [[Wikipedia:Berg Zion|Berges Zion]] in östlicher Richtung bis zum [[Kidrontal]] reicht.
== Geschichte ==


== Übersicht ==
Nach dem aus dem [[iran]]ischen [[Wikipedia:Choresmien|Choresmien]] stammenden [[Universalgelehrter|Universalgelehrtern]] [[Al-Chwarizmi]] („der Choresmier“, latinisiert ''Algorismi''; * um 780; † zwischen 835 (?) und 850), der während der Blütezeit der [[Wikipedia:Abbasiden|Abbasiden]] im [[Haus der Weisheit (Bagdad)|Haus der Weisheit]] in [[Wikipedia:Bagdad|Bagdad]] wirkte und lehrte, ist der Begriff „[[Algorithmus]]“ benannt. Ein Algorithmus ist eine aus endlich vielen, [[wohldefiniert]]en Einzelschritten bestehende ''„systematische, logische Regel oder Vorgehensweise, die zur Lösung eines vorliegenden Problems führt“''<ref>{{Internetquelle|url=http://lexikon.stangl.eu/3027/algorithmus-algorythmus-algorhythmus/|titel=Algorithmus|titelerg=|autor=[[Wikipedia:Werner Stangl|Werner Stangl]]|hrsg=|werk=lexikon.stangl.eu|seiten=|datum= |zugriff=2017-12-04|sprache=|format=|kommentar=|zitat=|offline=}}</ref>. Dabei kann es sich um [[Regel]]n aller Art handeln, beispielsweise um [[Rechnen|Rechenregeln]], Rezepturen (auch Kochrezepte), Gesetze und Verordnungen usw. Sie können in menschlicher [[Sprache]] [[eindeutig]] formuliert und streng formalisiert in [[Computer]]programme implementiert werden. In der frühen Phase der KI versuchte man die menschliche Intelligenz durch entsprechende Algorithmen nachzubilden.  
[[Datei:Dante03.jpg|mini|250px|Dante schaut auf den Läuterungsberg. Gemälde von [[Wikipedia:Agnolo Bronzino|Agnolo Bronzino]] (1530)]]
[[Datei:Pinelli Purgatorio 02.jpg|mini|250px|Ankunft der Engelsbarke. Kupferstich von [[Wikipedia:Bartolomeo Pinelli|Bartolomeo Pinelli]] (1825)]]
[[Datei:Blake-Lucia traegt Dante Purgatorio 9-55.jpg|mini|250px|[[Wikipedia:William Blake|William Blake]]: Lucia trägt Dante bis zum Eingang des Fegefeuers, Purgatorio 9,55]]
[[File:Michelino DanteAndHisPoem.jpg|mini|250px|[[Wikipedia:Domenico di Michelino|Domenico di Michelino]], ''La Divina Commedia di Dante'' ([[Dante Alighieri]] und die drei Reiche: ''Hölle, Fegfeuer und Paradies''). 1465 Fresko in der Kuppel der Kirche [[Wikipedia:Santa Maria del Fiore|Santa Maria del Fiore]] in [[Wikipedia:Florenz|Florenz]]. [[Dante]] hält sein Epos «Die Göttliche Komödie» in der linken Hand. Mit der Rechten weist er auf eine Prozession von Sündern zur Hölle, hinter ihm das [[Purgatorium]] und eine historische Ansicht der Stadt Florenz um 1465.]]
<table align="center"><tr><td>
<div>1&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;<i>Venus, der Morgenstern; Cato, H&uuml;ter des '''L&auml;uterungsberges'''.</i></div><div><i>2&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Ankunft der Engelbarke; Casella, der S&auml;nger.</i></div><div>3&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Die unter kirchlichem Bann Gestorbenen; Manfred.<br/></i>4, 5&nbsp;&nbsp; Diejenigen die die Bu&szlig;e verschoben haben bis&nbsp;an ihr Lebensende.<br/>6&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;&nbsp;Sordello; <i>Bu&szlig;rede &uuml;ber das zerrissene Italien.</i></div><div><i>7&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; </i>Tal der F&uuml;rsten.</div><div>8&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erste Nacht; die zwei Engel; die Schlange der Versuchung.</div><div>9&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; '''Dantes Traum'''. Er wird im Schlaf zu der Petruspforte gebracht. </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Der Engel mit dem Schwerte ritzt die 7 P's (die [[7 Todsünden]]) auf Dantes Stirn.</div><div>10&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Der erste Kreis <b>Hochmut</b>, </i>gute Vorbilder der Demut.</div><div>11&nbsp;&nbsp;&nbsp; Die schwer b&uuml;&szlig;enden Hochm&uuml;tigen beten das Vaterunser.</div><div>12&nbsp;&nbsp;&nbsp; Vorbilder von bestraftem Hochmut; das erste P. wird getilgt.</div><div>13&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Zweiter Kreis<b> Neid</b>. </i>Den Neidischen sind die Augen zugen&auml;ht.</div><div>14&nbsp;&nbsp;&nbsp; Die Neidischen; warnende Stimmen in der Luft.</div><div>15&nbsp;&nbsp;&nbsp; &Uuml;bergang zum <i>dritten Kreis <b>Zorn</b> </i>Vision Dantes; </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Vorbilder des Sanftmutes.</div><div>16&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dichte Finsternis. Marco Lombardo &uuml;ber den Einflu&szlig; der Sterne </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; auf die menschliche Seele. Freier Wille.</div><div>17&nbsp;&nbsp; &nbsp;Übergang zum <i>vierten Kreis. <b>Tr&auml;gheit des Herzens</b>. </i></div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Worte Virgils <i>&uuml;ber nat&uuml;rliche und geistige Liebe</i></div><div>18&nbsp;&nbsp;&nbsp; Fortsetzung des Gespr&auml;chs <i>&uuml;ber Liebe und freien Willen</i></div><div>19&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Traum von der Sirene F&uuml;nfter Kreis <b>Geiz</b>.</i></div><div>20&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dante verflucht die Habsucht; </div><div><i>&nbsp; &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Frage nach dem kommenden Erl&ouml;ser </i>(Veltro) Erdbeben.</div><div>21&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erkl&auml;rung des Erdbebens: </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; eine erl&ouml;ste Seele darf eingehen in den Himmel; Statius.</div><div>22&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Sechster Kreis <b>Gier</b>.</i></div><div>23&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Forese Donati.</i></div><div>24&nbsp;&nbsp;&nbsp; Gespr&auml;ch &uuml;ber die Dichtkunst mit Buonagiunta.</div><div>25 &nbsp;&nbsp;&nbsp;Statius' Belehrung &uuml;ber <i>K&ouml;rper und Seele; </i></div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; die Flammen des <i>siebenten Kreises <b>Wollust</b>.</i></div><div>26&nbsp;&nbsp;&nbsp; Gespr&auml;ch mit Guinicelli und Arnaut (Troubadour) </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dante spricht den Letzteren an in der provencalischen Sprache.</div><div>27&nbsp;&nbsp;&nbsp; <b><i>Dante schreitet durch die Flammen</i></b><i>. </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Kr&ouml;nung durch Virgil mit der Kaiserkrone</i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; und mit der p&auml;pstlichen Mitra.</i></div><div>28&nbsp;&nbsp;&nbsp; '''Das <i>irdische Paradies'''; Matelda; Lethe und Eunoe.</i></div><div>29&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Allegorischer Festzug.</i></div><div>30&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Beatrice auf dem Wagen vom Greifen gezogen. </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Virgil ist verschwunden. Beatrices Strafrede.</i></div><div>31&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Dantes Erniedrigung. </i>Untertauchung in der <b>Lethe</b>. </div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dante schaut Beatrices Antlitz.</i></div><div>32&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Der Paradiesesbaum. Apokalyptische Bilder. </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Riese (Franz&ouml;sischer K&ouml;nig) und Hure<b> </b>(Papsttum).</i></div><div>33&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Beatrices Prophetie des DXV </i>Trunk aus der '''Eunoe'''. </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Aufstieg zum Himmel (Paradiso).</div>
</td></tr></table>


== Inhalt ==
Schon [[Thomas Hobbes]] (1588-1679) vertrat eine frühe Version des [[Computationalismus]], wonach der [[Rationalismus|rationale]] [[Verstand]] des [[Mensch]]en auf [[Berechnung]]svorgängen beruhe:
=== Der Strand rund um den Läuterungsberg ===
Dem grausen Höllenmeer entronnen, finden sich Dante und Vergil am Strand jener weit im südlichen Meer gelegenen Insel wieder, auf der sich der Läuterungsberg so mächtig erhebt, dass der suchende Blick nicht bis zu seiner Spitze reicht. Dante ruft die heiligen Musen an, insbesondere Kalliope, die Muse der epischen Dichtung, ihm Kraft zu geben, von jenem zweiten Reich zu singen, wo Läuterung den Menschen zur Verpflichtung wird, um Himmelshöhn sich würdig zu erweisen. Am saphirblau schimmernden Himmel steht im Osten das Liebesgestirn der Venus im Sternbild der Fische. Gegen Süden gewendet erblickt Dante ein Kreuz, gebildet aus vier Sternen, die die klassischen platonischen Kardinaltugenden repräsentieren: Weisheit, Tapferkeit, Besonnenheit und Gerechtigkeit. Im Norden sinkt der Große Bär gerade unter den Horizont.


==== Cato als Hüter des Läuterungsbergs ====
{{Zitat|Unter rationeller Erkenntnis vielmehr verstehe ich Berechnung.
Berechnen heißt entweder die Summe von zusammengefügten
Dingen finden oder den Rest erkennen, wenn eins vom andern
abgezogen wird. Also ist rationelle Erkenntnis dasselbe wie
Addieren und Subtrahieren; wenn jemand Multiplizieren, und
Dividieren hinzufügen will, so habe ich nichts dagegen, da
Multiplikation dasselbe ist wie Addition gleicher Posten, Division
dasselbe wie eine bestimmte Subtraktion gleicher Posten. Aber
rationelle Erkenntnis geht jedenfalls auf zwei Geistesoperationen
zurück: Addition und Subtraktion.|Thomas Hobbes|''Grundzüge der Philosophie'', 1. Teil: ''Lehre vom Körper'', S. 14}}


Ein ehrfurchtgebietender Greis mit langem Bart und Silberhaar erscheint und spricht die Wanderer an. Es ist Cato der Jüngere (Marcus Porcius Cato Uticensis, 95-46 v.Chr.), der im Mittelalter als Verteidiger der römischen Freiheit gegen Cäsar galt. Um diesem nicht in die Hände zu fallen, hatte er in Utica Selbstmord begangen. Ob seiner ehrenvollen Haltung wurde er bei der Höllenfahrt Christi am Karsamstag aus dem Inferno befreit. Vergil überbringt ihm die Liebesgrüße von dessen Gattin Marzia, die wie Vergil selbst und viele andere reine, aber ungetaufte Seelen den ersten Höllenkreis, die Vorhölle, bewohnt. Dann erzählt Vergil, wie er Dante auf höchsten Auftrag durch die jenseitigen Reiche bis hin zum irdischen Paradies zu führen habe, das auf dem Gipfel des Läuterungsberges liegt, von wo aus Dante von Beatrice bis zu den höchsten himmlischen Höhen geleitet würde. Cato befiehlt Vergil, Dante mit reinster Binsenborte zu gürten und dafür zu sorgen, dass dieser sich das Antlitz gründlich wasche, um allen Schmutz der niederen Welten loszuwerden. So geschieht es auch und Cato entfernt sich.
Dass sich die menschliche Intelligenz möglicherweise [[automat]]isieren bzw. [[Mechanizismus|mechanisch]] nachbilden ließe, hatte bereits [[Julien Offray de La Mettrie]] (1709-1751) in seinem [[Wikipedia:1748|1748]] zunächst anonym veröffentlichten Hauptwerk ''L'Homme Machine'' erwogen.  


==== Ankunft der Engelsbarke ====
{{GZ|In de La Mettries «Der Mensch eine Maschine» kommt
ein Weltanschauungsbild zutage, das von dem Naturbilde
so überwältigt ist, daß es nur noch dieses gelten lassen
kann. Was im Selbstbewußtsein auftritt, muß daher
vorgestellt werden wie etwa das Spiegelbild gegenüber
dem Spiegel. Die Leibesorganisation wäre dem Spiegel zu
vergleichen, das Selbstbewußtsein dem Bilde. Das letztere
hat, abgesehen von der ersteren, keine selbständige Bedeutung.
In «Der Mensch eine Maschine» ist zu lesen:
«Wenn... aber alle Eigenschaften der Seele von der eigentümlichen
Organisation des Gehirns und des ganzen Körpers
so sehr abhängen, daß sie sichtlich... nur diese Organisation
selbst sind, so liegt... hier eine sehr aufgeklärte
Maschine vor ... Die Seele ist also nur ein nichtssagender
Ausdruck, von dem man gar keine Vorstellung hat und
den ein scharfer Kopf nur gebrauchen darf, um damit den
Teil, der in uns denkt, zu benennen. Nimmt man auch nur
das einfachste Prinzip der Bewegung in ihnen an, so haben
die beseelten Körper alles, was sie brauchen, um sich
zu bewegen, zu empfinden, zu denken, zu bereuen, kurz,
um im Physischen und im Moralischen, welches davon abhängt,
ihren Weg zu finden» . . . «Wenn das, was in meinem
Gehirn denkt, nicht ein Teil dieses Eingeweides und
folglich des ganzen Körpers ist, warum erhitzt sich dann
mein Blut, wenn ich ruhig in meinem Bett den Plan zu
meinem Werke mache, oder einen abstrakten Gedankengang
verfolge.» (Vgl. de La Mettrie, Der Mensch eine Maschine.
Philosophische Bibliothek Bd. 68.)|18|121f}}


Die Sonne steigt und im frühen Licht regt sich Mars. Jerusalem und der Läuterungsberg liegen antipodisch; geht in Jerusalem die Sonne unter, so geht sie hier auf. Schon naht die Engelsbarke, mit der die Seelen der Toten, die zur Läuterung und nicht zu ewiger Verdammnis bestimmt sind, von der Tibermündung zum Purgatorio gebracht werden. Gemeinsam singen sie „Als Israel gezogen aus Ägypten...“ (Psalm 114). Der Engel des Herrn, vor dem Dante und Vergil ehrfürchtig auf die Knie sinken, steht am Heck.  
Auch der von [[Pierre-Simon Laplace]] als [[Gedankenmodell]] entworfene und später nach ihm benannten [[Laplacescher Dämon|Laplacesche Dämon]], der auf der Idee beruht, dass das gesamte Universum inklusive der menschlichen Intelligenz einem riesigen Uhrwerk gleicht, zielt in diese Richtung.


[[Datei:Gustave dore dante the celestial pilot.jpg|mini|250px|[[Wikipedia:Gustave Doré|Gustave Doré]]: ''Die Ankunft der Engelsbarke'', (Purgatorio 2, 16-51)]]
Die Bezeichnung „künstliche Intelligenz“ wurde erstmals 1955 von dem [[Logik]]er und [[Informatik]]er [[Wikipedia:John McCarthy|John McCarthy]] (1927-2011) in seinem Förderantrag<ref>“A Proposal for the Dartmouth Summer Research Project on Artificial Intelligence” [http://www-formal.stanford.edu/jmc/history/dartmouth/dartmouth.html (McCarthy et al.:Förderantrag, August 1955, S. 1)]</ref> für das von ihm organisierte und am 13. Juli 1956 am [[Wikipedia:Dartmouth College|Dartmouth College]] in [[Wikipedia:Hanover (New Hampshire)|Hanover]] begonnene sechswöchige ''Dartmouth Summer Research Project on Artificial Intelligence'' verwendet. An dieser Konferenz nahmen unter anderen auch [[Marvin Minsky]], [[Wikipedia:Nathaniel Rochester|Nathan Rochester]] und [[Wikipedia:Claude Elwood Shannon|Claude Shannon]] teil. Die [[Wikipedia:Dartmouth Conference|Dartmouth Conference]] gilt seither als Gründungsveranstaltung der Forschung auf dem Gebiet der KI.
{{Spalten|<poem>{{Zeile|16}} So sah ich jetzt ein Licht – o säh’ ich’s mehr! –<ref>[16. Der Leser wird in der hohen poet. Schönheit der folgenden Stelle, 16 bis zum Schluß, gleich einen Beweis des in der Vorbemerkung Gesagten erkennen.]</ref>
Und eilig, wie kein Vogel je geflogen,
Glitt’s auf des Meeres glattem Spiegel her.
{{Zeile|19}} Als ich von ihm die Augen abgezogen
Ein wenig hatt’ und zu dem Führer sprach,
Schien’s heller dann und größer ob den Wogen.
{{Zeile|22}} Dann auf des Lichtes beiden Seiten brach<ref>22. Der hellste Glanz ist der des Angesichts, und dieser wird zuerst erkennbar, dann zeigt sich das lichte Weiß der beiden Flügel und zuletzt das des Gewandes.</ref>
Ein ''weißer'' Glanz hervor, und bald erkannte,
Ich ''andres Weiß'' auch unten nach und nach.
{{Zeile|25}} Mein Meister, der nach ihm sich schweigend wandte,
Indem der Flügel erstes Weiß erschien,
Rief, wie er nun den hehren Schiffer kannte:
{{Zeile|28}} „O eile jetzt, o eile, hinzuknie’n!
Sieh, Gottes Engel! Falte deine Hände!
Nun siehst du ''Solche'' Gottes Wink vollziehen.<ref>[30. – Engel, statt, wie in der Hölle, Teufel.]</ref>
{{Zeile|31}} Sieh, er verschmäht, was Menschenwitz erfände.
Nicht Segel, Ruder nicht – sein Flügelpaar
Braucht er zur Fahrt an’s ferneste Gelände.
{{Zeile|34}} Sieh, wie’s gen Himmel strebt so schön und klar!
Die Luft bewegt das ewige Gefieder,
Das nicht sich ändert wie der Menschen Haar.“
{{Zeile|37}} Und wieder naht er sich indeß und wieder
In hellerm Glanz, daß näher solchen Schein
Mein Auge nicht ertrug, drum schlug ich’s nieder.
{{Zeile|40}} Und leicht und schnell sah ich durch ihn allein
Das Schiff des Eilands niedern Strand gewinnen,
Auch drückt’ es kaum die Spur den Fluten ein.
{{Zeile|43}} Voll Seligkeit stand er vor meinen Sinnen,
Am Hintertheil des Schiff’s, der Steuermann,
Und mehr als hundert Geister saßen drinnen.
{{Zeile|46}} „''Als aus Aegypten Israel entrann'',“<ref>46. Der Anfang des schönen 114ten Psalmen, welchen die Leser nachsehen mögen. Sie werden leicht erkennen, wie herrlich dieser Psalm {{Seite|209}} auf die Seelen angewandt ist, welche, gerettet aus der Sclaverei der Erde, der Freiheit zuziehen.</ref>
Die Schaar, gewiß, das Ufer zu erreichen,
Fing diesen Psalm einstimm’gen Sanges an.
{{Zeile|49}} Er macht’ auf sie des heil’gen Kreuzes Zeichen,<ref>49. Der christliche Glaube und die christliche Sittenlehre sind es, die uns am sichersten zur moralischen Freiheit leiten. Auf sie verweiset der Engel die Seelen, indem er auf sie das Zeichen des Kreuzes macht.</ref>
Drauf warf sich jeder hin am Meeresbord,
Dann sah man ihn schnell, wie er kam, entweichen.
                                      (Purgatorio 2, 16-51)</poem>|70%}}


Die Seelen betreten den weiten Strand und befragen Vergil nach dem weiteren Weg, doch dieser muss bekennen, dass er selbst noch völlig fremd in diesem Reich ist. Staunend erkennen die Seelen, dass Dante noch zu den Lebenden zählt. Unter ihnen ist auch Dantes Jugendfreund [[Casella]], der dessen Kanzonen vertont hat. Sie wollen einander umarmen, was aber an der Körperlosigkeit der Seele scheitert. Casella entfernt sich lächelnd, Dante folgt ihm und bittet ihn, noch zum Gespräch zu verweilen. Casella berichtet, dass er jetzt erst angekommen sei, weil ihm der Engel mehrmals die Überfahrt verweigert hatte – doch das sei aus gerechtem Willen geschehen. Seit drei Monaten aber habe der Engel jeden mitgenommen, der hierher wollte – und so auch ihn. Dann beginnt Casella lieblich einen Vers Dantes zu singen, der alle, auch Vergil, bezaubert. Da erschallt die Stimme Catos und mahnt zur Eile. Verstört eilen die Seelen zum Berg. Dante und Vergil folgen ihnen.
Basierend auf den Arbeiten von [[Alan Turing]] (1912-1954), unter anderem dem Aufsatz ''Computing machinery and intelligence'', formulierten [[wikipedia:Allen Newell|Allen Newell]] (1927–1992) und [[wikipedia:Herbert A. Simon|Herbert A. Simon]] (1916–2001) von der [[wikipedia:Carnegie Mellon University|Carnegie Mellon University]] in [[wikipedia:Rittburgh|Pittsburgh]] die ''„Physical Symbol System Hypothesis“'', der zufolge [[Denken]] Informationsverarbeitung ist, und Informationsverarbeitung ein Rechenvorgang, eine Manipulation von Symbolen. Auf das [[Gehirn]] als solches komme es beim Denken nicht an: ''„Intelligence is mind implemented by any patternable kind of matter.“''


=== Vorpurgatorium ===
Diese Auffassung, dass Intelligenz unabhängig von der Trägersubstanz ist, wird von den Vertretern der ''starken KI''-These geteilt. Für [[Marvin Minsky]] (1927-2016) vom [[wikipedia:Massachusetts Institute of Technology|Massachusetts Institute of Technology]] (MIT), einem der Pioniere der KI, ist ''„das Ziel der KI die Überwindung des Todes“''. Der Roboterspezialist [[Hans Moravec]] (* 1948) von der [[Wikipedia:Carnegie Mellon University|Carnegie Mellon University]] beschreibt in seinem Buch ''Mind Children'' (Kinder des Geistes) das Szenario der [[Evolution]] des postbiologischen [[Leben]]s: Ein Roboter überträgt das im menschlichen Gehirn gespeicherte Wissen in einen Computer, sodass die [[Biomasse]] des Gehirns überflüssig wird und ein posthumanes Zeitalter beginnt, in dem das gespeicherte Wissen beliebig lange zugreifbar bleibt. Mit der detailierten Erinnerung an alles, was Menschen jemals gedacht haben, würden sich unsere „Geisteskinder“ mit ihrer überragenden Intelligenz dann größeren Herausforderungen in den Weiten des Universums stellen:
[[Datei:Michelangelo Caetani, The Ordering of Purgatory, 1855 Cornell CUL PJM 1071 05.jpg|mini|500px|Die Ordnung des Läuterungsberges, [[WikipediaEN:Michelangelo Caetani|Michelangelo Caetani]] (1855)]]
Sie nähern sich der Steilwand. Zu seiner Linken sieht Dante Seelen, die sich so träge bewegen, als ob sie niemals etwas dränge. Hier harren die unter kirchlichem Bann Gestorbenen ihrer Läuterung. Zögernd und mit gesenktem Kopf trippeln die Seelen näher und sind höchst erstaunt, dass Dantes Schatten auf die Erde bis hin zur Wand geworfen wird. Aus der Geisterschar löst sich einer mit blonden Haaren. Auf seiner Stirn klafft eine Wunde. Als Dante ihn nicht erkennt, zeigt er diesem auch seine tiefe Brustverletzung. Es ist König Manfred von Sizilien (1232-1266), der natürliche und später legitimierte Sohn Kaiser Friedrichs II. Wegen seines ausschweifenden Lebenswandels wurde er exkommuniziert und fiel 1266 in der Schlacht von Benevent. Er muss das Dreißigfache der Zeit seiner Exkommunikation im Vorpurgatorium ausharren.


Der weitere Aufstieg führt durch einen engen Felskamin. Schließlich erreichen Dante und Vergil einen Hang mit leichter Schräge. Dante staunt noch immer darüber, dass die Sonne von links aufgegangen ist. Vergil belehrt ihn ausführlich über die Lage des Läuterungsberges auf der südlichen Hemisphäre.
{{Zitat|Was uns erwartet, ist nicht Vergessen, sondern eine Zukunft, die von unserem gegenwärtigen Aussichtspunkt am besten mit den Worten "postbiologisch" oder sogar "übernatürlich" beschrieben wird. Es ist eine Welt, in der die Menschheit von der Flut der kulturellen Veränderung hinweggefegt wurde, usurpiert von ihrer eigenen künstliche Nachkommenschaft. Die letzten Konsequenzen sind jedoch unbekannt, obwohl viele Zwischenschritte nicht nur vorhersehbar sind, sondern bereits stattgefunden haben. Heute sind unsere Maschinen noch einfache Erzeugnisse, welche die elterliche Fürsorge und schwebende Aufmerksamkeit eines Neugeborenen erfordern, kaum würdig des Wortes "intelligent". Aber im nächsten Jahrhundert werden sie zu Entitäten heranreifen, die so komplex sind wie wir selbst und schließlich zu etwas, das alles transzendiert, was wir wissen - auf die wir stolz sein können, wenn sie sich selbst als unsere Nachkommen bezeichnen.


Eine nahe Stimme höhnt. Es ist Belaqua, ein wegen seiner Faulheit stadtbekannter florentinischer Musikinstrumentenbauer und Zeitgenosse Dantes. Belaqua erklärt, warum sich die Seelen hier so träge bewegen. Jene, die, wie er selbst, ihre Reue bis zum Lebensende hinausgeschoben haben, müssen hier im Vorpurgatorium so lange ausharren, wie ihr irdisches Leben währte, ehe sie zum Aufstieg auf den Läuterungsberg zugelassen würden. Jede Eile sei hier vergebens.
Von der schleppenden Geschwindigkeit der biologischen Evolution entfesselt, werden die Kinder unseres Geistes frei sein, sich zu entwickeln, um sich immensen und fundamentalen Herausforderungen im größeren Universum zu stellen. Wir Menschen werden für eine Zeit von ihren Arbeiten profitieren, aber früher oder später, wie natürliche Kinder, werden sie ihr eigenes Glück suchen, während wir, ihre alten Eltern, still verblassen. Sehr wenig muss bei diesem Fackellauf verloren gehen - es wird in der Fähigkeit unseres künstlichen Nachwuchses liegen und ihm zum Vorteil gereichen, sich an fast alles über uns zu erinnern, vielleicht sogar in allen Details an die Arbeit des menschlichen Geistes.|Hans Moravec|''Mind Children. The Future of Robot and Human Intelligence.''|ref=<ref>„What awaits is not oblivion but rather a future which, from our
present vantage point, is best described by the words "postbiological"
or even "supernatural." It is a world in which the human race has
been swept away by the tide of cultural change, usurped by its own
artificial progeny. The ultimate consequences are unknown, though
many intermediate steps are not only predictable but have alread
been taken. Today, our machines are still simple creations, requiring
the parental care and hovering attention of any newborn, hardly
worthy of the word "intelligent." But within the next century they
will mature into entities as complex as ourselves, and eventually into
something transcending everything we know - in whom we can take
pride when they refer to themselves as our descendants.<br />


Vergil drängt weiter, da die Sonne schon zum Mittag steigt. Das „Miserere“ (Psalm 51) singend nahen weitere Seele. Auch sie staunen über Dantes Schatten und bitten ihn, nach seiner Rückkehr in die Erdenwelt von ihren Leiden zu künden. Darunter ist auch Pia di Tolomei aus Siena, die von ihrem Gatten Nello da Pannocchieschi, weil er sie der Untreue verdächtigte, 1295 in einem seiner Schlösser auf geheimnisvolle Weise getötet wurde. Fürbitten der noch Lebenden können das Los der Leidenden erleichtern. Dante ist darüber verwundert, da Vergil in seiner Äneis beschrieben hatte, dass auch Bitten den Urteilspruch über die Seelen nicht ändern könnten. Doch das habe sich seit Christi Erdenleben geändert, erwidert Vergil; weitere Auskunft darüber könne aber später erst Beatrice geben.
Unleashed from the plodding pace of biological evolution, the
children of our minds will be free to grow to confront immense and
fundamental challenges in the larger universe. We humans will benefit
for a time from their labors, but sooner or later, like natural children,
they will seek their own fortunes while we, their aged parents, silently
fade away. Very little need be lost in this passing of the torch - it will
be in our artificial offspring's power, and to their benefit, to remember
almost everything about us, even, perhaps, the detailed working of
individual human minds.“
<br />Hans Moravec: ''Mind Children. The Future of Robot and Human Intelligence'', p. 1</ref>}}


==== Sordello und Dantes Strafrede über Italien ====
Der KI-Pionier [[Wikipedia:Raymond Kurzweil|Raymond Kurzweil]] (* 1948), seit 2012 Leiter der technischen Entwicklung bei [[Wikipedia:Google|Google]], erwartet, dass 2029 ein Computer erstmals den sog. [[Turing-Test]] bestehen und damit die künstliche Intelligenz menschliches Niveau erreichen und bald danach auch weit übertreffen werde. Über die Möglichkeit einer deratigen '''Superintelligenz''' und einer damit verbundenen „Intelligenzexplosion“ hatte erstmals schon 1965 der britische Mathematiker und Kryptologe [[Wikipedia:Irving John Good|Irving John Good]] (1916-2009), der unter der Leitung von Alan Turing an der Entschlüsselung des Funkverkehrs der deutschen Kriegsmarine mitgearbeitet hatte, spekuliert: 


Während sich der aus Mantua stammende Dichter Sordello (um 1200-1270) nähert, hält Dante seine große Strafrede über die Zwietracht in Italien. Als sich Vergil zu erkennen gibt, wird er von Sordello freudig und ehrfürchtig begrüßt. Vergil berichtet von der Reise durch das Inferno und fragt Sordello, wie man am raschesten auf den Berg aufsteigen könne. Da schon der Abend dämmert und in der Nacht der Aufstieg unmöglich ist, führt Sordello die Wanderer zu einem tief in den Berg eingeschnittenen Tal, wo zahlreiche Herrscher das Unglück ihrer Völker beklagen. Zu ihnen zählen Rudolf I. von Habsburg und Přemysl Ottokar II. von Böhmen, der Rudolf unterlegen und 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld gefallen war. Auch sehen sie Heinrich VII. (1278/79-1313), der die kaiserliche Oberhoheit in Italien wiederherzustellen versuchte und auf den Dante so große Hoffnungen gesetzt hatte.
{{Zitat|Eine ultraintelligente Maschine sei definiert als eine Maschine, die die intellektuellen Fähigkeiten jedes Menschen, und sei er noch so intelligent, bei weitem übertreffen kann. Da der Bau eben solcher Maschinen eine dieser intellektuellen Fähigkeiten ist, kann eine ultraintelligente Maschine noch bessere Maschinen bauen; zweifellos würde es dann zu einer explosionsartigen Entwicklung der Intelligenz kommen, und die menschliche Intelligenz würde weit dahinter zurückbleiben. Die erste ultraintelligente Maschine ist also die letzte Erfindung, die der Mensch zu machen hat, vorausgesetzt, dass die Maschine fügsam genug ist, uns zu sagen, wie man sie unter Kontrolle hält.|[[Wikipedia:Irving John Good|Irving John Good]]|''Speculations Concerning the First Ultraintelligent Machine''|ref=<ref>„Let an ultraintelligent machine be defined as a machine that can far surpass all the intellectual activities of any man however clever. Since the design of machines is one of these intellectual activities, an ultraintelligent machine could design even better machines; there would then unquestionably be an „intelligence explosion“, and the intelligence of man would be left far behind. Thus the first ultraintelligent machine is the ''last'' invention that
man need ever make, provided that the machine is docile enough to tell us how to keep it under control.“<br />Irving John Good: ''Speculations Concerning the First Ultraintelligent Machine'' [https://exhibits.stanford.edu/feigenbaum/catalog/gz727rg3869 online]</ref>}}


==== Die zwei grünen Engel vertreiben den Widersacher ====
Heftig diskutiert wird die Frage, ob Maschinen mit künstlicher Intelligenz künftig auch [[Bewusstsein]] entwickeln können. Auf diese Möglichkeit hatte schon [[Wikipedia:Samuel Butler (Schriftsteller)|Samuel Butler]] (1835-1902) in seinem 1872 erschienenen utopischen Roman [[Wikipedia:Erewhon|Erewhon]] (ein Anagramm des englischen Wortes ''nowhere'' „nirgendwo“) hingewiesen:


Zwei grün wie frisches Laub gekleidete Engel mit grünen Flügeln und roten Flammenschwertern fahren aus der Höhe nieder. Dante sieht sich erschreckt und wachsam um und erblickt Nino Visconti, der Richter in Gallura in Sardinien gewesen war. Als Dante von seiner Höllenfahrt berichtet, weckt Nino fassungslos erstaunt Currado Malaspina. Am Südhimmel ist indessen das Dreigestirn aufgegangen, das für die christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung steht; das morgendliche Viergestirn der Kardinaltugenden ist bereits untergangen. In diesem Moment erscheint der Widersacher in Gestalt einer Schlange, die sich durch Gras und Blumen windet. Wie Falken stürzen die grünen Engel auf ihn nieder und vertreiben ihn.
{{Zitat|Dass Maschinen heute nur sehr wenig Bewusstsein haben, bietet keine
Sicherheit gegen die Entwicklung eines mechanischen Bewusstseins.
Eine Molluske besitzt kaum Bewusstsein. Man bedenke die
außerordentlichen Fortschritte, die die Maschinen in den letzten
Jahrhunderten gemacht haben, und vergleiche dies mit dem langsamen
Fortschritt im Tier- und Pflanzenreich! Im Vergleich mit der
Vergangenheit entsprechen die komplexeren Maschinen gewissermaßen
nicht so sehr den Schöpfungen von gestern, als denen von vor fünf
Minuten. Nehmen Sie um des Arguments willen an, dass bewusstes Sein
seit 20 Millionen Jahren existiert: Dann schauen Sie sich die großen
Fortschritte an, die die Maschinen in den letzten tausend Jahren gemacht
haben! Wird die Erde nicht noch weitere 20 Millionen Jahre existieren?
Und wenn es so ist, was kann dann alles aus den Maschinen werden?|Samuel Butler|''Erewhon''|ref=<ref>„There is no security ... against the ultimate development of mechanical consciousness, in the fact of machines possessing little consciousness now. A mollusc has not much consciousness. Reflect upon the extraordinary advance which machines have made during the last few hundred years, and note how slowly the animal and vegetable kingdoms are advancing. The more highly organised machines are creatures not so much of yesterday, as of the last five minutes, so to speak, in comparison
with past time. Assume for the sake of argument that conscious beings have existed for some twenty million years: see what strides machines have made in the last thousand! May not the world last twenty million years longer? If so, what will they not in the end become?“<br />Samuel Butler: ''[http://en.wikisource.org/wiki/Erewhon/Chapter_23 Erewhon; Or, over the Range'', Chapter 23: The Book of the Machines], 1872 </ref>}}


=== Die Pforte des Purgatoriums ===
Durch die weitere Entwicklung der [[Medizin]] und des maschinellen „Denkens“ wird laut [[Rudolf Steiner]] etwa ab dem Jahr [[2200]] namentlich von [[Amerika]] eine [[Unterdrückung des Denkens]] ausgehen. Ein entsprechendes Gegengewicht gegen diese Tendenzen kann - und wird - nur durch die [[Geisteswissenschaft]] gefunden werden können.
Es wird Nacht. Dante versinkt im Schlaf. Im Morgentraum erlebt Dante, wie er von Lucia durch die Feuersphäre zur Pforte des eigentlichen Purgatoriums getragen wird. Schreckensbleich durchzittert wie von Frost erwacht er. Vergil beruhigt ihn und steigt den Berg hinan. Dante folgt ihm zum Tor, zu dem drei verschiedenfarbige Stufen hinaufführen. Darüber, auf höchster Schwelle, sitzt mit blankem Schwert und versteinerter Miene ein Engel als Pförtner. Die erste Stufe aus strahlend weißem Marmor spiegelt Dantes Ebenbild. Sie steht für die Selbsterkenntnis und das Bekenntnis der Sünden. Die zweite Stufe zeigt dunkle Farbgestalten, der Länge wie der Breite nach gespalten. Sie repräsentiert die Liebe, die nach erfolgter Lossprechung zur Sühne und zu guten Werken drängt. Die dritte Stufe drückt schwer auf jene, scheint aus Porphyr, wie rote Feuergüsse, wie Blut, entsprudelnd einer offenen Vene. Sie ist das Symbol des unvergänglichen Erlösungswerks Christi und der unveränderlichen Festigkeit des Bußsakraments Darauf ruhen die beiden Füße des Gottesengels, der auf der Schwelle sitzt, die aus Diamant gefügt ist. Demütig fällt Dante nieder und schlägt sich dreimal an die Brust. Der Engel ritzt mit seinem Schwert sieben „P“ (von lat. peccatum „Sünde“) in Dantes Stirn. Sie stehen für die sieben Hauptlaster, fälschlich oft auch als die sieben Todsünden (peccatum mortiferum) bezeichnet. Diese sind aber keine Sünden im eigentlichen Sinn, denn Sünden sind augenblickliche, einzelne Verfehlungen, die im Emotionalen (Astralleib) wirken, wenn der Mensch einer momentanen Versuchung verfällt, während die Laster als dauerhafte, sich regelmäßig immer wieder geltend machende schlechte Angewohnheiten tief unterbewusst in den Lebenskräften (Ätherleib) leben. Die sieben Hauptlaster, von denen sich Dante auf den folgenden sieben Terrassen des Läuterungsberges befreien muss, sind, geordnet nach abnehmender Schwere:


Hochmut (Superbia), Neid (Invidia), Zorn (Ira), Trägheit des Herzens (Acedia), Geiz (Avaritia), Gier (gemeint ist hier die Schlemmerei; Gula) und Wollust (Luxuria).  
{{GZ|Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das Jahr
2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine
Art von Verbot für alles Denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz,
welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken.
Auf der einen Seite ist ein Anfang dazu gegeben in dem,
was heute die rein materialistische Medizin macht, wo ja auch nicht
mehr die Seele wirken darf, wo nur auf Grundlage des äußeren
Experiments der Mensch wie eine Maschine behandelt wird...


Mit dem goldenen und silbernen Schlüssel Petri öffnet der Engel das Tor und Dante und Vergil beginnen ihren Aufstieg.
Man muß eben wissen,
daß in allem Materiellen Geistiges ist und daß durch die Erkenntnis
des Geistes auch nur allein das Materielle geheilt werden kann.
Aber das soll ausgeschaltet werden, das Geistige, von der ganzen
Welt. Das ist einer der Anfänge.


=== 1. Kreis: Hochmut - Demut ===
Einer der anderen Anfänge: Wir haben ja heute schon Maschinen
Dante und Vergil betreten den ersten Kreis des Purgatoriums, wo dem Hochmut vielfache Bilder der Demut entgegengehalten werden. Mühsam durchdringen die Wanderer eine Felsenschlucht mit zwei Seitenwänden wie Wellen, welche kommen oder fliehen. Sie kommen nur langsam weiter, bis sie endlich unbeschwert im Freien auf dem Band stehen, das den Berg umwindet. Ein Kranz von weißen, lebendig wirkenden Marmorbildern schmückt die steile Felswand des Berges mit Szenen der Demut. Beglückt sieht Dante zunächst den Engel der Verkündigung mit Maria. Ein weiteres Relief zeigt die Legende von Kaiser Trajan und der klagenden Witwe. Trajan (98-117 n.Chr.) galt als der beste und edelste römische Kaiser und soll nach der Legende durch die Gebete von Papst Gregor I. dem Großen (590-604) ins Paradiso eingelassen worden sein, nachdem ihm eine zweite, christliche, irdische Inkarnation ermöglicht wurde (siehe Paradiso 20). Dann sehen sie Büßer, die gebückt gehen, als wären sie mit schweren Steinen beladen und das Vaterunser beten. Umberto Aldobrandesco, ehemals Graf von Santafiore, ein stolzer toskanischer Raubritter, der sich durch seinen unerträglichen Hochmut dem Volk von Siena so verhasst machte, dass er in Campagnatico, einem Ort der Maremma, zuletzt ermordet wurde, weist ihnen den weiteren Weg. Vergil deutet auf den Boden, wo Skulpturen mit Beispielen bestraften Hochmuts zu sehen sind. Dante sieht die hellste aller Kreaturen – Luzifer – die, ausgestoßen, vom Himmel wie ein Blitz herniederstürzte und Arachne, die bereits als halbe Spinne im Netz hängt. Sie hatte sich damit gebrüstet, besser weben zu können als Pallas Athene und war zur Strafe in eine Spinne verwandelt worden – ein Bild für das lebendige Gedankenweben, das zum bloß intellektuellen (ahrimanischen) Spintisieren verkommen kann.
zum Addieren, Subtrahieren: nicht wahr, das ist sehr bequem, da
braucht man nicht mehr zu rechnen. Und so wird man es auch
machen mit allem. Das wird nicht lange dauern, ein paar Jahrhunderte
— dann ist alles fertig; dann braucht man nicht mehr zu
denken, nicht mehr zu überlegen, sondern man schiebt. Zum Beispiel
da steht: «330 Ballen Baumwolle Liverpool», so überlegt man
heute sich da noch etwas, nicht wahr? Aber dann schiebt man bloß,
und die Geschichte ist ausgemacht. Und damit nicht gestört wird das
feste Gefüge des sozialen Zusammenhangs der Zukunft, werden
Gesetze erlassen werden, auf denen nicht direkt stehen wird: Das
Denken ist verboten, aber die die Wirkung haben werden, daß alles
individuelle Denken ausgeschaltet wird. Das ist der andere Pol, dem
wir entgegen arbeiten. Dagegen ist das Leben heute immerhin nicht
gar so unangenehm. Denn wenn man nicht über eine gewisse Grenze
hinausgeht, so darf man ja heute noch denken, nicht wahr? Allerdings
eine gewisse Grenze überschreiten darf man ja nicht, aber
immerhin, innerhalb gewisser Grenzen darf man noch denken. Aber
das, was ich geschildert habe, das steckt in der Entwickelung des
Westens, und das wird kommen durch die Entwickelung des Westens.


Ein Engel kommt, weiß gekleidet, mit weit gestreckter Arme Federndichte, und löscht mit einer Schwinge ein „P“ von Dantes Stirn. Indes sie nach oben steigen erklingen „Beati pauperes!“ – Gesänge („Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich“ Mt 5,3). Beim Aufstieg zu den anderen Simsen wird Dante weitere Seligpreisungen aus der Bergpredigt hören. Dante fühlt sich von der Erdenschwere so sehr befreit, dass ihm das Steigen nun ganz leichtfällt. Erstaunt betastet Dante seine Stirn und wendet sich zu Vergil, der schmunzelnd zusieht und ihn aufklärt, dass der gute Wille mit jedem gelöschten P immer stärker hervortrete und der Aufstieg immer leichter werde, je mehr sich der Mensch durch die Läuterung der himmlischen Höhe verwandt mache.  
Also in diese ganze Entwickelung muß sich auch die geisteswissenschaftliche
Entwickelung hineinstellen. Das muß sie klar und
objektiv durchschauen. Sie muß sich klar sein, daß das, was heute
wie ein Paradoxon erscheint, geschehen wird: ungefähr im Jahre
2200 und einigen Jahren wird eine Unterdrückung des Denkens in
größtem Maßstabe auf der Welt losgehen, in weitestem Umfange.
Und in diese Perspektive hinein muß gearbeitet werden durch Geisteswissenschaft.
Es muß soviel gefunden werden — und es wird gefunden
werden —, daß ein entsprechendes Gegengewicht gegen diese
Tendenzen da sein kann in der Weltenentwickelung.|167|97ff}}


=== 2. Kreis: Neid ===
Hinter dieser Entwicklung stehen ganz deutlich [[ahriman]]ische Mächte. [[Ahriman]] will die ganze [[Erde (Planet)|Erde]] in einen von [[Maschine]]n erfüllten Planeten verwandel, in eine Art von ''neuem Saturn'', und von hier aus eine neue Entwicklungsreihe beginnen. Heute ist die Zeit gekommen, wo wir uns mit diesen Kräften bewusst auseinandersetzen ''müssen'', um sie letztlich überwinden zu können.
Dante und Vergil erreichen den zweiten Kreis, wo sich die Neidischen läutern müssen. Geister kommen von allen Seiten auf die beiden zugeflogen, und laden sie zum Liebesmahl. Dann naht eine weinende Bettlerschar im Bußgewand. Jeder ist an des Nachbarn Schulter gelehnt und alle pressen sich an das Felsgemäuer. Ihre Augenlieder sind mit Eisendrähten zugenäht. Sapia aus Siena bereut den Hass auf ihre Heimatstadt und beschreibt ihr Verhalten in der Schlacht von Colle di Valdelsa (1269). Guido del Duca beklagt gemeinsam mit Rinier de Calboli den moralischen und politischen Verfall der Toskana und der Romagna. Dante gibt über seine Herkunft aus Florenz nur sehr ausweichend und umständlich verschlüsselt Auskunft. Plötzlich ertönt eine schrille Geisterstimme und mit schrecklich surrender Stimme, die sich zum Donnerknallen steigert, hört man Aglauros, die Tochter des Athenerkönigs Kekrops, die nach der Erzählung des Ovid ihrer Schwester Herse die Liebe des Hermes neidete, der sie deswegen versteinerte.


=== 3. Kreis: Zorn ===
{{GZ|Das sind die ahrimanischen Wesenheiten. Diese ahrimanischen Wesenheiten,
die wollen alle Vergangenheit auslöschen und wollen dem
Menschen nur das als ein Ergebnis lassen, was also unmittelbar er auf
der Erde errungen hat...


Als Dante und Vergil zum dritten Kreis aufzusteigen beginnen, wo der Zorn besänftigt wird, blendet Dante die starke Helligkeit eines Engels, der das zweite „P“ von seiner Stirn löscht. Vergil versichert Dante, dass er später, nach vollzogener Läuterung, das helle Licht nicht nur leicht ertragen, sondern freudig begrüßen werde. Von unten erklingt das „Beati sunt misericordes!“ („Selig sind die Barmherzigen!“ Mt 5,7). Dante setzt sich und wird plötzlich von einem Traum fortgerissen, der ihm Bilder der Sanftmut zeigt. Er sieht, wie Maria den 12-jährigen Jesusknaben im Tempel wiederfindet und erlebt die Steinigung des Heiligen Stefan (Apg. 7, 55), der zum Herrn fleht, er möge seinen Peinigern vergeben. Es wird Abend. Dichter Rauch behindert die Sicht, lähmt den Atem und ätzt die Haut. Stimmen, die zum Gotteslamm um Frieden flehen, singen das „Agnus Dei“.  
Mit der Erde soll eine neue Evolution
beginnen, die soll ein neuer Saturn sein, dann die Sonne kommen und so
weiter. Das ist das Ideal dieser anderen Wesenheiten. Sie stürmen ins
Unbewußte des Menschen herein, in das Willensleben, das Stoffwechsel-
Gliedmaßenleben, da stürmen sie herein. Sie sind dasjenige Geschlecht
unter den geistigen Wesenheiten, die dem Menschen beibringen wollen
ein besonderes Interesse für alles Mineralisch-Materielle, die dem Menschen
beibringen wollen ein Interesse für alles dasjenige, was zum Beispiel
Äußerlich-Maschinelles, Mechanisches ist. Sie möchten am liebsten
alles dasjenige, was die Erde sich vom alten Monde her mitgebracht
hat, zerstören, möchten, daß die Tierwelt verschwinde, daß die physische
Menschenwelt verschwinde, die Pflanzenwelt verschwinde, daß
vom Mineralreich nur die physischen Gesetze bleiben, aber namentlich,
daß die Menschen von der Erde weggenommen würden; und einen
neuen Saturn aus Maschinen möchten sie bilden, eine neue Welt aus
lauter Maschinen. So soll die Welt dann weitergehen. Das ist eigentlich
ihr Ideal. Auf äußerem wissenschaftlichem Gebiete haben sie das Ideal,
alles zur Materie zu machen, zu mechanisieren.|203|261}}


==== Marco Lombardo über den Einfluss der Sterne auf das menschliche Schicksal ====
== Siehe auch ==


Marco Lombardo, ein edler Venezianer, geübter Hofmann und Freund Dantes nähert sich und ist höchst erstaunt Dante hier in seiner vollen leiblichen Gestalt anzutreffen. Dann spricht er über den Einfluss der Sterne auf die menschliche Seele, wie aber doch die Entscheidung zwischen Gut und Böse allein im freien Willen des Menschen läge.
* {{WikipediaDE|Künstliche Intelligenz}}


{{Spalten|<poem>{{Zeile|67}} Ihr, die ihr lebt, sprecht immer nur, es müsse
== Literatur ==
Der Himmel selber Schuld an Allem sein,
Als ob er euch gewaltsam mit sich risse.
{{Zeile|70}} Wär’s also, sprich, wo wäre nur ein Schein<ref>[70–72. Die göttliche Gerechtigkeit fordert die Willensfreiheit des Menschen, welche kein willenloser Einfluß der Gestirne beschränken darf. – Der Dichter zeigt sich mit diesem Gedanken und seiner folgenden Ausführung nicht nur als ein großer Gelehrter, sondern auch als ein wahrhaft denkender und aufgeklärter Forscher.]</ref>
Von freiem Willen? wie entspräch’s dem Rechte,
Daß Lust der Tugend folgt, dem Laster Pein?
{{Zeile|73}} ''Anstoß'' leih’n eurer Regung Sternenmächte;<ref>[73–81. Denn nicht einmal den Anstoß aller unserer Seelenregungen geben die Gestirne. Und immer bleibt dem Menschen die klare Selbstentscheidung, wodurch er sich zum Bundesgenossen einer „höheren Natur und Kraft“, der göttlichen Gnade machen kann, welche seinen Geist für ewig über die unbewußte Macht der Sterne stellt. („Die Freiheit in Christo“.)]</ref>
''Nicht jeglicher''; jedoch ''auch dies'' gesetzt.
So ward Erkenntniß euch für’s Gut’ und Schlechte
{{Zeile|76}} Und freier Wille, der, wenn er auch jetzt
Zuerst nur mühsam mit den Sternen streitet,
Vom Kampf gestählt, gewißlich siegt zuletzt.
{{Zeile|79}} Und seid ihr frei, so ist das, was euch leitet,
''Bess’re'' Natur und ''größre'' Kraft – ein Geist,
Dem keine Hindrung mehr ein Stern bereitet.
{{Zeile|82}} Drum, wenn die Welt mit sich der Irrthum reißt,
In euch nur liegt der Grund, liegt in euch Allen,
Wie, was ich sage, deutlich dir beweist: –
                                      (Purgatorio 16, 67-84)</poem>}}


Ähnliches hatte schon [[Thomas von Aquin]] in seiner [[Summe der Theologie]] vertreten:
* [[Thomas Hobbes]]: ''Elemente der Philosophie. Erste Abteilung: Der Körper.'' Übers. u. hrsg. v. Karl Schuhmann. Meiner, Hamburg 1997, ISBN 978-3-7873-1459-1.
 
* [[Wikipedia:Ray Kurzweil|Ray Kurzweil]]: ''KI - Das Zeitalter der künstlichen Intelligenz'', Carl Hanser Verlag 1993, ISBN 978-3446173750
{{Zitat|Die meisten Menschen folgen der Sinnlichkeit, auf welche die Himmelskörper Einfluß haben. Wenige sind weise, so daß sie den Leidenschaften widerstehen. Deshalb können die Astrologen in vielen Fällen Wahres vorhersagen, zumal wenn das Vorhersagen Allgemeines betrifft. Für ganz einzelne Handlungen jedoch können sie es nicht, weil jeder Mensch im einzelnen Falle der Leidenschaft widerstehen kann. Deshalb sagen auch die Astronomen selber, „der Weise beherrsche die Sterne,“ insoweit er nämlich seinen Leidenschaften widersteht.|[[Thomas von Aquin]]| [http://www.unifr.ch/bkv/summa/kapitel116-4.htm ''Summe der Theologie'' I, 115, 4]}}
* [[Wikipedia:John Searle|John Searle]]: ''Die Wiederentdeckung des Geistes'', Artemis & Winkler, München 1993, ISBN 978-3760819440
 
* [[Wikipedia:Marvin Minsky|Marvin Minsky]]: ''The Society of Mind: Mentopolis'', Klett-Cotta 1994, ISBN 978-3608931174
=== 4. Kreis: Trägheit des Herzens ===
* [[Wikipedia:Roger Penrose|Roger Penrose]]: ''Shadows of the Mind: A Search for the Missing Science of Consciousness'', Vintage Books, London 1995, ISBN 978-0099582113
 
* [[Wikipedia:Hans Moravec|Hans Moravec]]: ''Mind Children: The Future of Robot and Human Intelligence'', Harvard University Press 1998, ISBN 978-0674576162
Ehe sie den vierten Kreis erreichen, wo die Trägheit überwunden werden muss, wird Dante wieder von der Helligkeit des Engels geblendet, der das dritte „P“ von seiner Stirne wischt, während zugleich „O selig, die den Frieden weitertragen!“ erklingt. Erschrocken bemerkt Dante, dass er zu lahmen, ja zu hinken beginnt und muss sich setzen.
* Hans Moravec: ''Computer übernehmen die Macht. Vom Siegeszug der künstlichen Intelligenz'', Hoffmann und Campe, Hamburg 1999, ISBN 978-3455085754
 
* Wolfgang Ziegler: ''Neuronale Netze'', entwickler.press, eBook ASIN B0105UIJPC
==== Vergil über die natürliche und die geistige Liebe ====
* [[Wikipedia:Jeff Hawkins|Jeff Hawkins]]: ''Die Zukunft der Intelligenz: Wie das Gehirn funktioniert und was Computer davon lernen können'', Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2006, ISBN 978-3499621673
 
* Bernd Vowinkel: ''Maschinen mit Bewusstsein - Wohin führt die künstliche Intelligenz?'', Wiley-VCH 2006, ISBN 978-3527406302, eBook ASIN B0096QYU4G
Vergil spricht nun über die natürliche und über die geistige Liebe und ihren Zusammenhang mit der freien Willenskraft und erklärt so den Aufbau des Läuterungsberges. Die natürliche Liebe kann nicht irren; die geistige kann durch den Gegenstand irren und führt dann im Verhältnis zum Nächsten zu Hochmut, Neid und Zorn (1. – 3. Kreis); die geistige Liebe kann aber auch durch das falsche Ausmaß irren und führt dann zu Trägheit, Geiz, Schlemmerei und Wollust (4. – 7. Kreis).  
* Ray Kurzweil: ''Das Geheimnis des menschlichen Denkens: Einblicke in das Reverse Engineering des Gehirns'', Lola Books 2014, ISBN 978-3944203065, eBook ASIN B01348W39K
 
* Ray Kurzweil: ''Menschheit 2.0: Die Singularität naht'', Lola Books 2014, ISBN 978-3944203089, eBook {{ASIN|B0112F25QI}}
==== Die hässliche Sirene ====
* Ray Kurzweil: ''Die Intelligenz der Evolution'', KiWi-Taschenbuch 2016, ISBN 978-3462049428, Kiepenheuer & Witsch eBook, ASIN B01FENJJH2
 
* [[Wikipedia:Nick Bostrom|Nick Bostrom]]: ''Superintelligenz: Szenarien einer kommenden Revolution'', Suhrkamp Verlag 2016, ISBN 978-3518586846, eBook ASIN B00OTQKXJE
Schlaf beginnt Dante allmählich zu umfangen, aus dem er aber plötzlich durch rasendes Gedränge herausgerissen wird. Zwei Stimmen rufen wie aus qualgedrückten Lungen und geißeln die Trägheit durch Beispiele beherzter Tätigkeit. Schnell verschwinden die Schattengestalten wieder und Dante schließt schlaftrunken die Augen. Im Traum erscheint ihm die liebliche Sirene als die hässlichste aller Frauen. Sie lallt, schielt, hat krumme Beine, ist bleich und ihre die Arme tragen Krallenklauen - ein Sinnbild für die Laster des Geizes, der Schlemmerei und der Wollust, die auf den folgenden Kreisen des Läuterungsberges überwunden werden müssen. Eine gute Frau tritt an Dantes Seite. Sie steht für die die Klugheit, die den rechten Gebrauch der irdischen Güter lehrt. Entschlossen packt sie die Sirene und zerreißt ihre Kleider; der üble Dunst ihres Körpers bringt Dante zur Besinnung. Vergil drängt Dante weiter. Ein Engel mit offenen Flügeln empfängt sie. Er weist aufwärts und umfächelt Dante mit seinen Schwingen. Das vierte „P“ wird von Dantes Stirn gelöscht.
* Klaus Mainzer: ''Künstliche Intelligenz – Wann übernehmen die Maschinen?'' Springer Verlag 2016, ISBN 978-3662484524, eBook {{ASIN|B01CYJHR1Y}}
 
* Wolfgang Ertel: ''Grundkurs Künstliche Intelligenz'', Springer-Verlag 2016, ISBN 978-3-658-13548-5, eBook ISBN 978-3-658-13549-2
=== 5. Kreis: Geiz - Verschwendung ===
* [[WikipediaEN:Pedro Domingos|Pedro Domingos]]: ''The Master Algorithm: How the Quest for the Ultimate Learning Machine Will Remake Our World'', Penguin 2017, ISBN 978-0141979243, eBook {{ASIN|B06XK8D37J}}
 
* Christian J. Meier: ''Suppenintelligenz (TELEPOLIS): Die Rechenpower aus der Natur'', Heise Medien GmbH & Co. KG 2017, ISBN 978-3957881014, eBook ASIN B076CQBPMC
Bald erreichen die Wanderer den fünften Kreis, wo die Geizigen gefesselt mit dem Rücken nach oben am Boden liegen. Eine dieser Seelen ist Papst Hadrian IV., der 1276 nach seinem nur etwa einmonatigen Pontifikat gestorben war und beklagt, wie sein Drang zum Guten im Habsuchtstaumel untergegangen sei. Dante kniet sich zu ihm nieder und verflucht die Habsucht. Dann fragt er nach dem kommenden Veltro, der die Wölfin – das Sinnbild des Geizes und der Gier – vertreiben werde. Die Zahl des Veltro - DXV (515) – ertönt ähnlich wie schon im ersten Gesang des Infernos. Da erscheint Hugo Capet, der Begründer des Kapetinger-Geschlechts, das die Karolinger abgelöst hatte und beklagt die unersättliche Besitzgier seines eigenen Geschlechts. Insbesondere geißelt er den gegenwärtigen französischen König Philipp IV. den Schönen, der die Päpste ins Exil nach Avignon gezwungen hatte und 1307 aus seiner Begierde nach Gold den Untergang des Templerordens eingeleitet hatte.
* Julian Nida-Rümelin, Nathalie Weidenfeld: ''Digitaler Humanismus: Eine Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz'', Piper 2018, ISBN 978-3492058377, eBook {{ASIN|B07GZPD34T}}
 
* Toby Walsh: ''It's alive: Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändern wird'', Edition Körber 2018, ISBN 978-3896842664, eBook {{ASIN|B07GWHS12N}}
==== Erdbeben - Statius ====
* Peter Fischer: ''Künstliche Intelligenz: Digitalisierung, neuronale Programmierung, Industrie 4.0 & Deep learning'', Independently published 2018, ISBN 978-1728834597, eBook {{ASIN|B07JGFX5ZL}}
 
* Michel Troublé: ''Consciousness, artificial intelligence. Transhumanism: truths and false promises'', 2019 [https://www.academia.edu/38518263/Consciousness_artificial_intelligence._Transhumanism_truths_and_false_promises?email_work_card=view-paper academia.edu]
Während Dante und Vergil weiterziehen, erschüttert ein schweres Erdbeben den ganzen Berg. Ein Schatten kommt auf sie zu und gibt sich als der römische Dichter Publius Papinius Statius (um 40-96) zu erkennen. Er erklärt, dass der Berg nur dann und im vollen Einklang mit der himmlischen Ordnung erbebe, wenn eine Seele zum weiteren Aufstieg reif geworden sei. Er selbst habe 500 Jahre in den unteren Bereichen ausgeharrt, um nun, und zwar aus eigenem freiem Willen, höherzusteigen. Dann erzählt er von seinen eigenen Dichtungen und wieviel er dem Vorbild Vergils zu danken habe. Dante hört ihm schmunzelnd zu und stellt im dann seinen Begleiter vor. Ehrfürchtig sinkt Statius sinkt zu Vergils Füßen und schließt sich dann den Jenseitswanderern an.
* Hans Bonneval: Revolution im Denken: Rudolf Steiner. Warum Computer nicht denken können, BoD, Norderstedt 2017
 
* Paul Emberson: ''Maschinen und Menschengeist'', The DewCross Centre for Moral Technology, Edinburgh 2013
=== 6. Kreis: Gier ===
* Paul Emberson: ''Von Gondishapur bis Silicon Valley'' Band I, Etheric Dimensions Press, Schweiz und Schottland 2012 - [http://ipwebdev.com/hermit/counter-silicon.html kritische Betrachtung: ''A well intended very flawed Book'']
 
* Paul Emberson: ''From Gondishapur to Silicon Valley'', Volume II, Etheric Dimensions Press, Switzerland and Scottland 2014 (deutsche Übersetzung in Vorbereitung)
Ein Engel löscht das fünfte „P“ von Dantes Stirn und weist sie zum sechsten Kreis, wo die Schlemmer für ihre Gier büßen. Statius berichtet indessen, dass er nicht des Geizes wegen solange im unteren Kreis ausharren musste, sondern wegen seiner Verschwendungssucht. Diese beiden spiegelbildlichen Laster müssen im gleichen Kreis getilgt werden. Aus Mitgefühl mit den unter Domitian verfolgten Christen sei er schließlich selbst in aller Stille zum Christentum übergetreten. Dante folgt den beiden Dichtern, die weiter miteinander sprechen und lauscht ihren Worten. Schließlich kommen sie zum Baum des Lebens, der sich nach unten zu verjüngt, genau umgekehrt wie bei einer Fichte. Seine Früchte riechen lieblich. Von oben tränkt ein klarer Wasserfall den Baum, aus dem eine Stimme ertönt und davor warnt, von diesen Früchten zu essen. Ausgemergelte Gestalten mit bleichen Wangen und finsteren Augenhöhlen eilen vorüber. Einer der Schatten starrt Dante an. Es ist Forese Donati, ein florentinischer Dichter, hemmungsloser Schlemmer und Freund Dantes. Dante ist erstaunt, ihn schon hier zu finden, da er die Schlemmerei erst in seiner Todesstunde bereut hatte und demnach noch lange Zeit im Vorpurgatorium harren müsste, bevor ihm die eigentliche Läuterung ermöglicht würde. Das sei nur den Tränen und frommen Bitten seiner treuen Gattin Nella zu verdanken, gesteht Forese. Dann entfernt er sich eilig, da hier die Stunden teuer seien. Dante kommt mit Vergil und Statius zu einem Baum, der ein Ableger des Baums der Erkenntnis ist. Viele Seelen umlagern ihn, die vergeblich seine Früchte zu erlangen suchen. Eine warnende Stimme erklingt aus dem Apfelbaum und drängt sie zum Weitergehen. Schließlich kommen sie zum Wächterengel, dessen Erscheinung Dante blendet und das sechste „P“ von seiner Stirne löscht.
* [[Rudolf Steiner]], Andreas Neider (Hrsg.): ''Der elektronische Doppelgänger und die Entwicklung der Computertechnik'', Futurum Verlag 2013, ISBN 978-3856363642; Kindle Edition 2015, ASIN B0195VK6WG
 
* Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
==== Statius über die irdischen und die jenseitigen Leiber ====
* Rudolf Steiner: ''Gegenwärtiges und Vergangenes im Menschengeiste'', [[GA 167]] (1962), ISBN 3-7274-1670-X {{Vorträge|167}}
 
* Rudolf Steiner: ''Die Verantwortung des Menschen für die Weltentwickelung durch seinen geistigen Zusammenhang mit dem Erdplaneten und der Sternenwelt'', [[GA 203]] (1989), ISBN 3-7274-2030-8 {{Vorträge|203}}
{{Siehe auch|Göttliche Komödie/Purgatorio#Der Leib der Toten|titel1=Der Leib der Toten}}
 
Während des Aufstieg in den siebenten Kreis, wo die Wollüstigen büßen, belehrt Statius nun Dante über die Entstehung des Leibes und der Seele und über das Wesen der jenseitigen Schattenleiber und warum diese auch hier noch Hunger und Durst fühlen. Es sei die Seele, die schon im Erdenleben den Leib forme, und diese Formkraft ginge auch nach dem Tode, wenn Lachesis den Lebensfaden versponnen hat, nicht verloren. Zwar sei hier der Leib nicht aus dichten Stoffen, sondern aus Luft gewoben und darum völlig durchsichtig, doch blieben die sinnlichen Begierden und Leidenschaften auch hier noch bis zu ihrer vollständigen Läuterung mit voller Kraft erhalten.
 
=== 7. Kreis: Wollust ===
 
Sie erreichen schließlich den siebenten Kreis, wo sie sich wie üblich nach rechts wenden. Die Wollüstigen büßen hier im Feuer. Der Wind bläst nach oben, das Feuer schont so die Außenkante. Die Büßer singen den Hymnus „Clementiae Summae Deus“ („O Gott der höchsten Milde …“), in dem um die Befreiung von der bösen Lust gebeten wird. Dann erkling lautstark mit „Non cognosco virum“ die bekannten Worte Marias bei der Verkündigung (Lk 1,34): „Wie soll das zugehen, sintemal ich von keinem Manne weiß.“
Wieder staunen die Seelen über Dantes dichte körperliche Erscheinung. [[Guido Guinizelli]], der Begründer des «Süßen Neuen Stils», spricht Dante diesbezüglich an. Von allen Seiten drängen sich zur Buße die Schatten verschiedenen oder gleichen Geschlechts eng zusammen, sich zu küssen, und huschen weiter, satt von diesem Gruß. Dann beginnen sie laut „Sodom und Gomorrha!“ zu schreien und verdammen alle Sünden der Wollust.
Außerhalb der Flammen naht ein Engel mit den Worten „Beati mundo corde“ („Selig, die reinen Herzens sind.“ Mt 5,8) und fordert die Wanderer auf, die Feuerwand zu durchschreiten. Starr vor Schauer bleibt Dante stehen. Erst als ihm Vergil erzürnt klarmacht, dass nur der Weg durch die Flammen zu Beatrice führt, tritt Dante mit Statius und Vergil ein. Die Stimme des Engels ertönt aus dem hellen Licht: „O benedicti Patris mei, venite!“ („Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters.“ Mt 25,34).
 
Sie steigen durch die tiefe Felsenrinne gen Osten aufwärts und legen sich dann ermattet nieder. Über ihnen wölbt sich der Himmel mit den Sternen. Die Venus steht im Osten. Dante versinkt in Schlaf. Im Traum sieht er auf einer weiten Wiese ein schönes Weib beim Blumenpflücken. Es ist Lea, die Schwester der Rahel, die hier als Symbol des tätigen Lebens (vita activa) erscheint (Rahel steht für das beschauliche Leben, vita contemplativa). Mit wohligem Empfinden erwacht Dante und Vergil führt in die letzten Stufen hinauf und verabschiedet sich mit den Worten: „Zu deinem eignen Herrn darf ich dich krönen.“  - ganz allein sein eigener freier Wille muss von nun an Dante weiterführen.
 
=== Das irdische Paradies ===
 
Dante betritt nun den Wald des irdischen Paradieses und sieht jenseits des Lethestroms die blumenpflückende Matelda. Sie war, äußerlich gesehen, wahrscheinlich eine Freundin Beatrices, die Dante einst zu Beatrice führte. Matelda entspricht aber im tieferen Sinn der Göttin Natura, die in noch viel umfangreicherer Form von den großen Lehrern der Schule von Chartres und zuletzt noch von Dantes Lehrer Brunetto Latini im „Tesoretto“ besungen wurde, und ist eng verbunden mit den aus dem Weltenäther strömenden Lebenskräften und auch mit dem Lebensleib (Ätherleib) des Menschen, der der eigentliche Gedächtnis-Träger ist. Der Lethestrom löscht die Erinnerung an die Verfehlungen des Erdenlebens und macht das Bewusstsein frei für das reine geistige Erleben, das dann durch den Trunk aus der Eunoe, der anderen Seite der Lethe, geweckt wird. In der Göttin Natura lebte in christlich erneuerter Form der Persephone-Mythos fort. Der Lebensleib wurde von Rudolf Steiner auch als Liebeleib bezeichnet. Liebe ist nicht nur ein Gefühl, sondern eine lebendig-belebende lebensspendende Kraft. Matelda ist daher hier auch ein Symbol für die christliche Liebe.
Matelda kommt näher, bis sie nur mehr der kaum drei Schritte breite Lethestrom trennt, den aber Dante jetzt noch nicht überschreiten kann. Matelda klärt Dante darüber auf, dass hier die Lüfte von der ersten Drehung des Himmels bewegt werden und wie die Bäume den Lüften ihre Samen mitgeben und so grünendes Leben dem Erdental spenden. Aus Gottes Willen entspringt eine Quelle, die zwei Arme speist, die den Paradieseswald umrunden. Auf dieser Seite fließt die Lethe, auf der anderen Eunoe.
 
==== Der allegorische Triumphzug der Kirche ====
 
Als sie am Rand des Baches flussaufwärts weiterschreiten, durchleuchten Lichter wie Blitze den Wald und süße Melodien erklingen. Es naht der allegorische Triumphzug der Kirche. Vornweg erscheinen sieben goldene Leuchter, vom hellen Hosianna-Ruf begleitet. Die sieben Leuchter entsprechen den sieben Geistern Gottes (Off 1,4, Off 3,1, Off 4,5 und Off 5,6) oder auch den sieben Gaben des Heiligen Geistes bzw. den sieben Freien Künsten (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie). Die sieben Gaben des Heiligen Geistes sind aus katholischer Sicht: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Flammen in sieben regenbogenfarbigen Streifen folgen in Zweierreihe vierundzwanzig Greise, bekrönt mit weißen Lilienkränzen. Es sind die 24 Ältesten aus der Offenbarung des Johannes und entsprechen zugleich auch den 24 Büchern des Alten Testaments. Die Lilienkränze sind ein Symbol der Reinheit und des Glaubens an den kommenden Erlöser. Es folgen die vier Evangelisten-Tiere (Stier, Löwe, Adler, Mensch) mit je sechs Flügeln, die Augen tragen. Zwischen den Tieren wir Wagen auf zwei Rädern von einem Greif gezogen, der den Körper eines fleischfarbenen Löwen und dem Kopf eines goldenen Adlers hat. Er ist ein Symbol für den Christus; der goldene Adlerteil repräsentiert seine göttliche, der fleischfarbene Löwenteil seine menschliche Natur. Vor dem rechten Rad tanzen drei Frauen; die erste rot, die zweite wie aus edelstem Smaragd, die dritte weiß wie der Neuschnee. Sie stehen für die christlichen Tugenden: Liebe, Hoffnung und Glaube. Auf der linken Seite tanzen vier Frauen in schönstem Purpurkleid. Es sind die vier Kardinaltugenden: Gerechtigkeit, Starkmut, Besonnenheit (Mäßigung) und Klugheit (sie hat drei Augen, mit denen sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft überschaut). Ihnen folgen zwei Ergraute als Symbole für die Apostelgeschichte und für die Paulusbriefe, dann vier Demutsvolle, die auf die Briefe der Apostel Petrus, Johannes, Jakobus und Judas Thaddäus hinweisen und ein Greis für die Offenbarung des Johannes. Um ihr Haupt ist ein Kranz von roten Rosen wie auch anderen roten Blüten gewunden ist. Zusammen repräsentieren sie das Neue Testament. Die roten Rosen und die anderen roten Blüten stehen für die Liebe.
 
==== Beatrice ====
[[Datei:Dante Gabriel Rossetti - Salutation of Beatrice - 2.jpg|mini|250px|Dantes Begegnung mit Beatrice im Garten Eden, [[Wikipedia:Dante Gabriel Rossetti|Dante Gabriel Rossetti]] (1859)]]
 
Als endlich das Gespann anhält, ertönt ein Donnerschlag. Das Nordgestirn, der kleine Bär mit seinen sieben Sternen, steht still. Eine Engelsstimme singt dreimal: „O steig vom Libanon zum Tale, du meine Braut!“ Die Seligen schlüpfen aus dem Schoß der Erde und singen: „Benedictus es, qui venis“ („Gelobet seist du, der du kommst.“). Dann streuen sie Lilien nach allen Seiten und singen dabei: „O manibus nunc date lilia plenis!“ („O spendet nun mit vollen Händen Lilien.“).
 
Mit weißem Schleier erscheint auf dem Wagen inmitten der Blumenwolke Beatrice, olivenzweigumschlungen; unter dem grünen Mantel ist ihr rotes Kleid erkennbar (das sind die Farben der drei christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe). Ohne sie noch zu erkennen, ist Dante von ihrer Tugendkraft überwältigt und will sich wie üblich zu Vergil wenden. Betroffen bemerkt er erst jetzt, dass sein verehrter Meister entschwunden ist. Gebieterisch, mit strenger Stimme gibt sich Beatrice zu erkennen, legt aber den Schleier noch nicht ab. Sie zählt, zu den Seligen gewendet, schonungslos alle Vergehen Dantes auf. Betroffen versagt Dante die Stimme, nur ein schwaches „Ja“ entringt sich seiner Kehle. Ungeduldig setzt Beatrice ihre strenge Strafpredigt fort. Dante ist von Reue ergriffen. Matelda tritt zu ihm und taucht ihn bis zum Mund ins Wasser der Lethe. Die Seligen singen. Matelda drückt Dantes Kopf unters Wasser und er nimmt einen tiefen Schluck. Dann führt sie ihn in den Reigen der vier Schönen, der Kardinaltugenden, die ihn zum Wagen mit dem Greif geleiten. Der Greif, leuchtend als ob ein Spiegel Sonnenglut verschickt, verwandelt sich beständig – ein Urbild, welches kaum sich rührte, jedoch sein eignes Abbild ständig wechselt. Als die drei christlichen Tugenden Beatrice bitten, sie möge Dante den ersehnten heiligen Anblick gewähren, legt sie ihren Schleier ab.
 
Der Triumphzug setzt sich wieder in Bewegung; Dante folgt mit Statius dem Wagen Beatrices. Sie kommen zum entblätternden Baum der Erkenntnis, wo Beatrice vom Wagen steigt. Alle murmeln klagend „Adam“. Der Greif bindet die Deichsel des Wagens an den Stamm des Baums der Erkenntnis. Der Baum blüht auf, ringsum bedeckt mit lilafarbenen Sprossen. Dante versinkt in Schlaf. Erwachend erlebt er, wie einst die Apostel Jakobus, Petrus und Johannes, die Verklärung Christi. Matelda tritt zu ihm. Der Triumphzug mit dem Greifen hat sich mittlerweile zum Himmel erhoben.
Da stößt mit rasender Bewegung ein Adler, der Vogel Jupiters und Symbol der römischen Kaiser, unter deren Herrschaft die Christenverfolgungen stattfanden, auf den Baum herab, knickt Blüten und Blätter und zernagt die Rinde. Mit aller Kraft reißt er am Wagen, der wie ein Schiff auf sturmbewegter See hin- und hergeworfen wird. Ein Fuchs, als Symbol für die Irrlehren, beschleicht den Wagen, begierig nach bester Speise um sich spähend, doch Beatrice verjagt ihn. Wieder stürzt der Adler auf den Wagen nieder und lässt gar viele Federn vom Gefieder.
 
Plötzlich scheint die Erde aufzubrechen und ein Drache dringt hervor, der mit seinem Stachelschwanz den Wagen durchsticht und zerbricht. Die Reste des heiligen Fahrzeugs werden von Unkraut überwuchert. Dann verwandelt sich der Wagen zu einem Ungeheuer mit sieben Köpfen (Off 17,1-18), drei vorne, mit je zwei Hörnern wie Stierhörner, und vier, sich aus den Kanten reckend, mit jeweils einem Horn. Die sieben Köpfe entsprechen hier den sieben Hauptlastern: Hochmut, Neid, Zorn, Trägheit, Geiz, Völlerei und Wollust. Darauf sitzt mit entblößten Brüsten eine ausgelassene Dirne, die mit einem Riesen buhlt. Nachdem sich beide heftig küssen, hebt er die Peitsche, schlägt sie und reißt den Wagen vom Baum los und verschwindet mit ihm im Wald.
 
Die sieben Tugenden, Matelda, Statius und Dante folgen Beatrice, die sich vom Baum der Erkenntnis entfernt und das Kommen des Veltro», des DXV (515), prophezeit, der die Erlösung bringen werde.
 
Die Gemeinschaft wandert weiter und erreicht schließlich Quelle der vier Paradiesesströme: Pischon, Gihon, Hiddekel (Tigris) und Perat (Euphrat). Matelda führt Dante und Statius zu Eunoe. Das Bad und der Trunk aus Eunoe (vermutlich abgeleitet von griech. εὐ, eu, „schön, gut“ und νοεῖν, noeín, „denken“, also „schön bzw. gut denken“ „das Geistige vernehmen“) erneuert Dantes Erinnerung an alle seine guten Taten. Es ist der „Gedächtnistrank“ der Eingeweihten. Damit ist Dante bereit und rein zum Aufstieg nach den Sternen.
 
== Einzelne Motive ==
Jedem [[Einweihungsweg]] muss eine gründliche [[Läuterung]], eine [[Katharsis]], vorangehen, durch die sich der Mensch von jenen seelischen Schwerekräften befreit, die ihn an das nur irdische Dasein fesseln. Dante macht diese Reinigung beim Aufstieg auf den Läuterungsberg durch. Auf sieben Stufen wird die Seele von den 7 [[Hauptsünden]] befreit.
 
Anschließend an die Läuterung muss Dante die für jede [[Einweihung]] typischen [[Proben]] bestehen, wie sie Rudolf Steiner auch in «[[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]]» schildert:
 
===Feuerprobe===
[[Bild:Dante_Fire.jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:William Blake|William Blake]]: Dante betritt das Feuer]]
[[File:Beatrice Addressing Dante (by William Blake).jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:William Blake|William Blake]]: Beatrice spricht zu Dante]]
 
{{Siehe auch|Feuerprobe}}
 
Ein strahlende Engel lädt Dante ein, die Flammenwand zu durchschreiten. Dante muss die [[Feuerprobe]] bestehen. Das geistige Feuer "verbrennt" den Schleier der sinnlichen Welt und die geistigen Urbilder der äußeren Welt leuchten für den imaginativen Blick auf. Das ist eben nur möglich, wenn zuvor auch die letzten Reste der sinnlichen Begierde abgestreift wurden – denn eben diese webt den Sinnesschleier.
 
Man muss aber auch verstehen lernen, was man sieht. Zur [[Imagination]] tritt die [[Inspiration]] hinzu. Man lernt die Stimmen der geistigen Welt zu vernehmen. Angesichts der lodernden Feuerwand vernimmt Dante die Worte des Engels:
 
<center>
{|
|-
| <poem>{{Zeile|7}} Er sang am Felsrand, außerhalb der Lohe:
„Beglückt, die reines Herzens sind!“ – und mehr<ref>[8. Passender Gesang beim Austritt aus dem ''siebenten'' Kreise und damit aus ''dem Fegefeuer überhaupt.'']</ref>
Als menschlich war sein Ton, der mächt’ge, frohe.
{{Zeile|10}} Drauf: „Weiter nicht, ihr Heil’gen, bis vorher
Die Glut euch nagte! Tretet in die Flammen,
Und seid nicht taub dem Sang von dortenher!“
{{Zeile|13}} Dies Wort ertönte jetzt, da wir zusammen
Uns ihm genaht, so schrecklich in mein Ohr,
Als hört’ ich mich zum schwersten Tod verdammen.
{{Zeile|16}} Ich sank auf die gefalt’nen Hände vor,<ref>16. Durch obige Verse wird zugleich das Vorbeugen des Oberleibes und das Vorstrecken der gefalteten Hände höchst plastisch ausgedrückt, eine Geberde der Angst und der ablehnenden Bitte.</Ref>
Ins Feuer schauend, – wen ich brennen sehen,
Deß Bild stieg itzt vor meinem Geist empor.
                                  (Purgatorio 27,7-18)</poem>
|}
</center>
 
Die Inspiration zu erleben, ist gleichbedeutend damit, dass man lernt die [[okkulte Schrift]] zu lesen. Das ist gleichsam die Gebärdensprache der geistigen Welt. Es sind keine ausgedachten Symbole, sondern diese geistige Schrift entspricht genau den Kräften, die in der geistigen Welt wirksam sind. In dieser geistigen Zeichensprache kann man die geistige Welt viel unmittelbarer erfassen und beschrieben als in sinnlichen Gleichnissen – das ganze imaginative Erleben, das bis dahin ein bildhaftes, aber sinnlich-bildhaftes Erleben war, ändert und vertieft sich dadurch.
 
=== Das irdische Paradies ===
 
<div style="margin-left:20px">
"Als nächstes Gebiet zwischen Fegefeuer und Himmel kommt
Dante in den Garten Eden. Dort werden wir in die Anschauungsweise
eingeführt, die die eigentlich christliche ist: wie der Ursprung
der Kirche im Geistigen ruht. Wer im Sinne des Mittelalters verstehen
will, wie die Kirche sein soll, muß sich hinauforganisieren dahin,
ihr Urbild im Jenseits zu sehen. Das führt Dante im Hinblick
auf die Weltanschauung des ''Dionysius Areopagita'' von den himmlischen
Hierarchien aus. Eine Stufenfolge gibt es da, die Dionysius
bezeichnet: Engel, Erzengel, Urkräfte, Gewalten, Mächte, Herrschaften,
Throne, Cherubim, Seraphim. Die Stufenfolge der weltlichen
Hierarchie der Kirche sollte ein Abbild dieser himmlischen Hierarchien
sein. Das stellt Dante im Garten Eden dar, wo uns die Hierarchien
symbolisch entgegentreten." {{Lit|{{G|097|34}}}}
</div>
 
Nachdem Dante durch das Feuer geschritten ist, trifft er zunächst auf [[Matelda]]. Matelda entspricht der [[Göttin Natura]], die in noch viel umfangreicherer Form von den großen Lehrern der [[Schule von Chartres]] besungen wurde, und ist eng verbunden mit den aus dem [[Weltenäther]] strömenden [[Lebenskräfte]]n und auch mit dem [[Ätherleib]] des [[Mensch]]en, der der eigentliche [[Gedächtnis]]-Träger ist. Sie steht darum auch in enger Beziehung zum [[Ätherleib]] des [[Mensch]]en, wohingegen [[Beatrice]], die Dante durch das [[Paradiso]] führt, mit dem geläuterten und zum [[Geistselbst]] verwandelten [[Astralleib]] zusammenhängt, der in der [[christlich]]en [[esoterisch]]en Terminologie auch als [[Jungfrau Sophia]] bezeichnet wird. In der Göttin Natura lebte in [[christlich]] erneuerter Form der [[Persephone-Mythos]] fort.
 
<div style="margin-left:20px">
"Dann übernimmt Beatrice die Führung. In der Seele unterscheiden
wir ein weibliches Element, das innere Seelenwesen, und ein
männliches Element, das Geistige im Universum, das die Seele befruchtet.
Die weibliche Seele zieht uns hinan. Die mittelalterlichen
Alchimisten nannten das Weibliche im Menschen das «Lilium».
Darum spricht auch Goethe in seinem Märchen von der «schönen
Lilie». Beatrice ist wirklich im Sinne der Danteschen Denkweise so
dargestellt, daß er in ihr das Gebäude der scholastischen Theologie
zum Ausdruck bringen kann." {{Lit|{{G|097|34f}}}}
</div>
 
[[Beatrice]] erscheint, zunächst noch verschleiert, auf einem ''Siegeswagen'' der von einem [[Greif]] gezogen wird. Sie trägt einen weißen Schleier und einen Kranz aus einem Olivenzweig und um das Kleid, das wie Feuer scheint, hat sie einen grünen Mantel umgeschlagen. Sie gibt sich als Beatrice zu erkennen und richtet mahnende Worte an Dante. Ehe er aus dem Fluss der [[Lethe]] trinken dürfe, müsse er noch vollkommene Reue zeigen:
 
{|align="center"
|-
| <poem>{{Zeile|142}} Nicht wär’s, wie sich’s nach ew’gem Rath gebührt,
Wenn er durch Lethe ging’ und sie genösse,
Und nicht vorher, bußfertig und gerührt
{{Zeile|145}} In Reuezähren seine Schuld ergösse.“
                            (Purgatorio 30,142-145)</poem>
|}
 
Dann erst darf ihn [[Matelda]] mit den Wassern der Lethe tränken. Der [[Trunk des Vergessens]] aus den Fluten der [[Lethe]] befreit Dante von den leidvollen [[Erinnerung]]en an seine [[Sünde]]n im vorangegangenen Erdenleben (31. Gesang). Dann trinkt er aus der [[Eunoë]] (33. Gesang), die ihm das geistige Leben, das ihm im irdischen Dasein wie erstorben schien, neu belebt, wie es auch der dritte Teil des [[Rosenkreuzerspruch]]es andeutet: „Per spiritum sanctum reviviscimus“ (''Durch den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] werden wir neu belebt'').
 
===Wasserprobe===
Durch diese Probe muss sich beweisen, ob man sich, wenn die Stütze der äußeren sinnlichen Welt weggefallen ist, frei und sicher in der geistigen Welt bewegen kann. Dazu gehört sichere eigenständige [[Urteilskraft]] im [[Denken]], Selbstbeherrschung im Empfinden und Initiativkraft im Wollen (man nimmt freiwillig ernste Verpflichtungen auf sich, zu denen es keinen äußeren Anstoß gibt). Nur so kann man von der Sinneswelt, die einen sicher trägt, zum bewussten Erleben der unaufhaltsam strömenden Ätherwelt übertreten. Man betritt dann wie Dante die ätherische Welt des "irdischen Paradieses" und man lernt wie er die beiden Ströme [[Lethe]] und [[Eunoë]] kennen. Man tritt in jenen paradiesischen Zustand über, in dem der Mensch war, ehe er sich in dichten stofflichen Leibern verkörperte – und in den er künftig in verwandelter Form wieder übertreten wird.
 
===Luftprobe===
Hier muss man nun absolute Geistesgegenwart entwickeln. Es darf kein Zögern und kein Zweifeln mehr geben. Man muss sich ganz sicher und fest auf sich selbst stützen. Man agiert nun ganz selbstständig aus seinem höheren Selbst. Man darf sich nicht verlieren. Das heißt aber auch, dass man seine geistigen Fähigkeiten jederzeit ganz präzise einschätzen muss. Man muss nicht im absoluten Sinne vollkommen sein, dazu bedarf es noch eines weiten Weges – aber man muss sich ganz schonungslos seines eigenen Wertes und auch seines Unwertes bewusst werden. Man muss – um bei Dantes Bild zu bleiben – die Strafpredigt [[Beatrice]]s über sich ergehen lassen.
 
===[[Lethe#Der Trunk des Vergessens|Der Trunk des Vergessens]]===
[[Bild:Beatrice_Lethe.jpg|thumb|300px|[[Wikipedia:Sandro Botticelli|Sandro Botticelli]]: Beatrice am Lethefluss]]
[[File:Cristobal Rojas 25a.JPG|mini|300px|[[Wikipedia:Cristobal Rojas|Cristobal Rojas]]: Dante und Beatrice am Lethe-Fluss (1889)]]
Hat man diese Proben bestanden, darf man in den Strom der [[Lethe]] tauchen und aus ihren Fluten trinken. Die [[Erinnerung]] an alte Schuld, die hier nur mehr hemmend wäre, wird ausgelöscht. Überhaupt wird das ganze herkömmliche [[Gedächtnis]] beiseite gestellt – es darf sich keine Erinnerung, nichts im Leben Erfahrenes oder Erlerntes, störend in die geistige Erkenntnis einmischen, die nur mehr aus der unmittelbaren Geistesgegenwart schöpfen darf.
 
===Der Gedächtnistrank===
Noch ein zweiter «Trank» wird dem [[Eingeweihter|Eingeweihten]] gereicht – der [[Gedächtnistrank]]. Durch ihn sind ihm die höheren Geheimnisse und vor allem auch das genaue Bewusstsein für das Maß der eigenen Kräfte ständig lebendig gegenwärtig. Dazu würde das gewöhnliche Gedächtnis nicht ausreichen. Man ist jetzt unmittelbar mit den geistigen Welten verbunden und handelt aus ihrem lebendigen Anschauen. Man muss darüber nicht mehr nachdenken, das Handeln aus dem Geistigen heraus ist einem zur zweiten Natur geworden.
 
=== Der Leib der Toten ===
Je weiter Dante den Läuterungsberg hinansteigt, desto mehr wird ihm zur Frage, wieso die Toten überhaupt als geschlossene Gestalt erscheinen können. Angesichts derer, die für ihre Gier hier zur Buße magern müssen fragt er:
 
<center>
{| valign="top"
|-
|
<poem>{{Zeile|20}} &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;... Wie wird man hier so mager,
Hier, wo kein Leib ist, welchen Speis erhält?
                                      (Purgatorio 25,20-21)</poem>
|}
</center>
Von Statius ([[Wikipedia:Publius Papinius Statius|Publius Papinius Statius]], ca. 45 - 96 n. Chr.), dem römischen Dichter, wird er nun über das Verhältnis von Seele und Leib und über die Bildung der menschlichen Gestalt belehrt:
 
{{Spalten|<poem>{{Zeile|37}} Das reinste Blut, das von den Adern nie<ref>37 ff. Die Zeugungs''kraft'' wird, nach der Theorie des Dichters, im Herzen dem reinsten vollkommensten Blute mitgetheilt, dessen der Körper nicht, wie des andern Bluts, zu seiner eigenen Erhaltung bedarf, das vielmehr unvermischt mit dem andern, durch den weitern Kreislauf noch mehr verkocht (<tt>digesto</tt>), durch die Adern den dazu bestimmten Behältern, welche die Scham zu nennen verbietet, zugeführt wird.</ref>
Getrunken wird, vergleichbar einer Speise,
Die über den Bedarf Natur verlieh,
{{Zeile|40}} Empfängt im Herzen wunderbarer Weise
Die Bildungskraft für menschliche Gestalt,
Geht dann mit dieser durch der Adern Kreise,
{{Zeile|43}} Noch mehr verkocht, zu einem Aufenthalt,
Den man nicht nennt, von wo’s zu ander’m Blute<ref>[44. „Zum andern Blute.“ Auch das weibliche Ei ist ein Extract aus dem Blut.]</ref>
{{Zeile|46}} Daß beides zum Gebild zusammenfluthe,<ref>46. Thätig wird das männliche Blut durch die im ''Herzen'' empfangene Bildungskraft.</ref>
Ist leidend ''dies'', und thätig ''das'', vom Ort,
In dem die hohe Bildungskraft beruhte.
{{Zeile|49}} Drin angelangt, beginnt’s sein Wirken dort;
Geronnen erst, erzeugt es junges Leben
Und schreitet in des Stoffs Verdichtung fort.
{{Zeile|52}} ''Es wird die Seel’'' aus thät’ger Kräfte Streben,<ref>[52 ff. Die ''Grundtendenz'' der Dante’schen Darlegung ist: eine Zersplitterung der Seele in eine bloße Mehrheit von Kräften – („die dreifache Seele“ Fegf. 4. 1 ff.) abzuweisen und der Seele ihre ''Einheit'', ihre ''stufenweise'', einheitliche Voll-Entwicklung mit ihrem ''göttlichen Ursprung'' und ewigen substanziellen ''Geistesgehalt'' zu retten. Dies geschieht durch eine Verschmelzung des ''Traduzianismus'' und ''Creatinismus''. –: Der Mensch hat allerdings zuerst ein rein ''vegetatives'' Leben, V. 53. Aber während die Pflanze dabei stehen bleibt, so entfaltet sich das Leben des Ungeborenen jetzt erst recht weiter zur Bewegung und Empfindung, V. 54 ff. (''sensitive'' oder Thierseele, V. 61). Der Uebergang von Einem zum Anderen geschieht durch den Zustand des Pflanzenthiers als Mittelglied V. 56 (Meerschwamm). Endlich, nach erfolger Entwickelung der menschlichen ''Gestalt'' (V. 58 ff.), vereint sich, durch einen unmittelbaren Schöpferact Gottes, der Geist von oben, wie die Sonne sich dem Rebensaft vermählt, mit dem Gegebenen zur vollkommenen (nach Parad. 32, 64 jedesmal individuell bestimmten) Menschenseele – rationelle oder ''intellective'' Seele – deren Hauptfunction das Kreisen in sich selber, das persönliche Selbstbewußtsein, ist, V. 61, 72–78. – Bis auf das Letzte, was der Philosophie, beziehungsweise dem Glauben angehört, finden wir also den Dichter, mit der Scholastik, schon ganz in Uebereinstimmung mit der neueren Physiologie.]</ref>
Wie die der Pflanze, die nur still’ schon steht,
Wenn jene kaum beginnt, sich zu erheben.
{{Zeile|55}} ''Bewegung'' zeigt sich dann, Gefühl entsteht,
Wie in dem Schwamm des Meers, und zu entfalten
Beginnt die thät’ge Kraft, was sie gesä’t.
{{Zeile|58}} Wie nun des Herzens Zeugungskräfte walten,
Wird ausgedehnt die Frucht, geschwellt, entwirrt,
So, daß ''die Glieder'' sämmtlich sich gestalten.
{{Zeile|61}} Doch, Sohn, wie nun das Thier zum Menschen wird,
Noch siehst du’s nicht, und dies ist eine Lehre,
Worin ein Weiserer als du, geirrt.<ref>[63. Polemik gegen ''Averrhoës'', den großen, arabischen Erklärer des Aristoteles, der aus des Letzteren Schriften eine, der Auffassung Dante’s entgegenstehende Ansicht entwickelt hatte, welche schon merkwürdige Aehnlichkeit mit gewissen, modernen Anschauungen hat. Nemlich die, daß dem Menschen Vernunft und Geist (<tt>„intellectus possibilis“ „il possibile intelletto“</tt>) nur dadurch werde, daß ein „universeller Intellect“ auf Lebensdauer mit dem Kind eine, an kein besonderes Organ gebundene und daher mit dem Tod erlöschende, Verbindung eingehe. Es gebe also keine persönliche Unsterblichkeit. – An dieser Polemik schließt sich dann eben die weitere Entwicklung Dante’s in Betreff ''des Todes'' und des ''Zustandes nach dem Tod'' in V. 79 –108 wie folgt:]</ref>
{{Zeile|64}} Er war der Meinung, von der Seele wäre
Gesondert die Vernunft, weil kein Organ
Die Aeußerung der letztern uns erkläre.
{{Zeile|67}} Jetzt sei dein Herz der Wahrheit aufgethan,
Damit dein Geist, was folgen wird, bemerke!
Wenn Bildung das Gehirn der Frucht empfahn,
{{Zeile|70}} Kehrt, froh ob der Natur kunstvollem Werke,
Zu ihr ''der Schöpfer'' sich, und ''haucht den Geist'',
''Den neuen Geist ihr ein, von solcher Stärke'',
{{Zeile|73}} Daß er, was thätig dort ist, an sich reißt,
''Und mit ihm sich vereint zu Einer Seele'',
Die lebt und fühlt und in sich selber kreist.
{{Zeile|76}} Und daß dir’s nicht an hellerm Lichte fehle,
So denke nur, wie sich zum edlen Wein
Die Sonnenglut dem Rebensaft vermähle.
{{Zeile|79}} Gebricht es dann der Lachesis an Lein,<ref>[79–108. Nicht eine Auflösung ins Nichts ist der Tod, wenn die Parze „des Leins entbehrt“ d. h. den Lebensfaden abschneidet. Sondern die (solchergestalt entstandene) Seele löst sich nun vom Fleisch, „den Verein von Göttlichem und Menschlichem ''im Keime'' mit sich nehmend,“ V. 79–81. Indem nemlich jetzt die niederen Kräfte („die Accidenzien des Körpers“) ohne das Organ des Leibes verstummt und latent in ihr sind, treten die ihr eigenen Accidenzien, nemlich ''Intellect, Wille'' und ''Gedächtniß'', um so schärfer hervor, da diese ohne ein fleischliches Medium viel besser wirken können V. 82–84 (cfr. Paulus, 1 Cor. 13, 12 „erkennen, wie ich erkannt bin“) Nachdem nun die Seele, gemäß Gottes Richterspruch V. 31, an einem der beiden Ufer des Acheron oder des Tiber niedergesunken und von dort wieder an dem {{Seite|340}} ihr beschiedenen Orte der Hölle oder des Fegefeuers angekommen ist, so erfaßt sie, die ihr eigene Bildungskraft ausstrahlend, die ''umgebende Luft'', um derselben, wie einst den irdischen Stoffen des Erdenleibs, ihr Bildniß einzuprägen, V. 85–96. Dies ist der ''Schattenleib'', welcher also die bewegliche Form des geschiedenen Geistes und das Organ der, in ihm nun aufs Neue hervortretenden, niederen und höheren Accidenzien ist. Daher ihm jeder Sinn, sogar Sehen und Gesehenwerden, und Begehren, Wollen, Erinnern, Lust und Schmerz zu äußern gegeben ist, nach Maßgabe der in ihm waltenden Seelenkraft V. 97–108. Mit diesem Satze ist Dante an dem in V. 20 ff. postulirten Ende seiner Darlegung. Im Uebrigen weiß der Leser aus früheren Stellen, daß der Schattenleib nur ein intermistischer ist und am jüngsten Gericht alle Seelen ihren Erdenleib in verklärter oder ewig finsterer Gestalt wieder anziehen werden.]</ref>
Dann trägt ''im Keim'' sie aus des Leibes Hülle
Des Menschlichen und Göttlichen Verein;
{{Zeile|82}} Und wenn die andern Kräfte stumm und stille,
''Bleibt'', schärfer als vorher, in Macht und That
''Erinnerung'' jetzt, ''Verstandeskraft'' und ''Wille''.
{{Zeile|85}} Und ohne Säumen fällt sie am Gestad’,
''Dem oder jenem'', wunderbarlich nieder,
Und hier erkennt sie erst den weitern Pfad.
{{Zeile|88}} Ist sie nun am bestimmten Orte wieder,
So strahlt die Bildungskraft rings um sie her,
Und wirkt, wie einst, durch die lebend’gen Glieder.
{{Zeile|91}} Und wie die Luft, vom Regen feucht und schwer,
Sich glänzend schmückt mit buntem Farbenbogen
Im Wiederglanz vom Sonnen-Feuermeer;
{{Zeile|94}} So jetzt die Lüfte, so die Seel’ umwogen,
Worein die Bildungskraft ein Bildniß prägt,
Sobald die Seel’ an jenen Strand gezogen.
{{Zeile|97}} ''Und gleich der Flamme, die sich nachbewegt'',
''Wo irgend hin des Feuers Pfade gehen'',
''So folgt die Form, wohin der Geist sie trägt''.
{{Zeile|100}} Sieh daher die Erscheinung dann entstehen,
Die Schatten heißt; so bildet sich in ihr
Auch ''jeder Sinn'' mit Inbegriff vom Sehen.
{{Zeile|103}} Und daher sprechen, daher lachen wir,
Und daher weinen wir die bittern Zähren
Und seufzen laut auf unserm Berge hier.
{{Zeile|106}} Der Schatten drückt sich’s aus, je wie Begehren
Und Leidenschaft uns reizt und Lust und Gram;
Dies mag dir, was du angestaunt, erklären.“
                                  (Purgatorium 25,37-108)</poem>|70%}}
 
In der Blutswärme lebt die Willenskraft des Ich. Mit dem Blut strömen die Bildekräfte, die die menschliche Gestalt formen. Das geistige Feuer, die innige Seelenwärme, die strömende ätherische Wärme und die äußere Wärme durchdringen sich so sehr, dass Leib, Seele und Geist nahezu untrennbar ineinander verschlungen werden. Wären die Hüllenglieder des Menschen nicht durch den Sündenfall und seine Folgen korrumpiert, würden wir die Formkräfte, die die menschliche Gestalt bilden, unmittelbar in das geistige Dasein mitnehmen. Durch den Einfluss der luziferischen und ahrimanischen Widersacher haben sich aber immer mehr Kräfte der Finsternis und Kälte unseren Wesensglieder einverwoben. Sie können nicht in das höhere geistige Dasein mitgehen und müssen ausgeschieden werden.
 
Noch feiner gesponnen sind die Leiber der Seligen im [[Paradiso]]. In der [[Mondsphäre]] sieht Dante verwundert die Seelen wie bloße Spiegelbilder, wie Gesichter, die sich im Wasser spiegeln, was Dante mit der Täuschung des Narziss vergleicht, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte. Die Leiber sind hier aus Licht gewoben und werden aufsteigend von [[Planetensphäre]] zu Planetensphäre immer feiner und strahlender. Sie erscheinen nicht mehr so dicht wie die Luftleiber der Büßer im Purgatorio oder gar wie die noch gröberen Leiber im [[Inferno]].
 
==Literatur==
 
* [[Giovanni Boccaccio]], Otto von Taube (Übers.): ''Das Leben Dantes'', Insel Verlag, Leipzig 1909 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Dante/Giovanni_Boccaccio_Das_Leben_Dantes.pdf#page=60&view=Fit]
* [[Giovanni Boccaccio]]: ''Das Leben Dantes'', Übertragen von Edmund Theodor Kauer, Deutsche Buchgemeinschaft, Berlin
* [[w:Karl Vossler|Karl Vossler]]: ''Die göttliche Komödie. Entwicklungsgeschichte und Erklärung.'' Carl Winter, Heidelberg 1907/1910. [https://archive.org/details/p1diegttlichekom01vossuoft/page/n4/mode/2up I. Band I. Teil] [https://archive.org/details/p2diegttlichekom01vossuoft/page/n4/mode/2up I. Band II. Teil] [https://archive.org/details/p1diegttlichekom02vossuoft/page/n4/mode/2up II. Band I. Teil] [https://archive.org/details/p2diegttlichekom02vossuoft/page/1/mode/2up II. Band II. Teil]
* Robert L. John: ''Dante'', Springer-Verlag, Wien 1946, ISBN 978-3-211-80023-2
* [[Arthur Schult]]: ''Dantes Divina Commedia als Zeugnis der Tempelritter-Esoterik'', Turm-Verlag, Bietigheim 1979, ISBN 978-3799901840
* [[Joseph P. Strelka]]: ''Dante und die Templergnosis'', A. Francke Verlag, Tübingen 2012, ISBN 978-3772084430
* [[Wikipedia:Abū l-ʿAlāʾ al-Maʿarrī|Al-Ma'arri]], Gregor Schoeler (Übers.): ''Paradies und Hölle. Die Jenseitsreise aus dem „Sendschreiben über die Vergebung“'', Verlag C.H. Beck 2002, ISBN 978-3406484469
* [[Muhyiddin Ibn Arabi]], Franz Langmayr (Übers.), Wolfgang Herrmann (Übers.): ''Reise zum Herrn der Macht: Meine Reise verlief nur in mir selbst'', Chalice Verlag 2008, ISBN 978-3905272734 
* Milena Rampoldi: ''Vergleich zwischen der Anschauung des Paradieses in Abu l-'Ala al-Ma'arri und Dante Alighieri'', epubli GmbH 2014, ISBN 978-3844281422
* [[Dante Alighieri]]: ''Die Göttliche Komödie, Übersetzung von Hans Werner Sokop in Original-Terzinen mit Erläuterungen. 100 Bilder von Fritz Karl Wachtmann.'', Akad. Druck- und Verlagsanstalt, Graz 2014, ISBN 978-3-201-01994-1
* [[Wikipedia:Leonardo Olschki|Leonardo Olschki]], Bernd Payer (Übers.): ''Der Mythos vom Filz'', University of California, Berkeley und Los Angeles 1949
* [[Willem Frederik Veltman]]: ''Dantes Weltmission'', J. Ch. Mellinger Verlag, Stuttgart 1979, ISBN 9783880690066
* Richard Lansing (Hrsg.): ''The Dante Encyclopedia'', Taylor & Francis e-Library, 2010, ISBN 0-203-83447-X Master e-book ISBN
* [[Wikipedia:Theophil Spoerri|Theophil Spoerri]]: ''[https://www.amazon.de/Einf%C3%BChrung-G%C3%B6ttliche-Kom%C3%B6die-Theophil-Spoerri/dp/3859160125/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&keywords=spoerri+g%C3%B6ttliche+kom%C3%B6die&qid=1582735664&sr=8-1 Einführung in die Göttliche Kommödie]'', Speer-Verlag Zürich, 1946
* [[Rudolf Steiner]]: ''Metamorphosen des Seelenlebens - Pfade der Seelenerlebnisse'', Zweiter Teil, [[GA 59]] (1984), Berlin, 12. Mai 1910, Die Mission der Kunst, siehe auch TB 603 (1983), S 175 ff.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), Berlin, Ostermontag, 16. April 1906
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das christliche Mysterium'', [[GA 97]] (1998), ISBN 3-7274-0970-3 {{Vorträge|097}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Mitteleuropa zwischen Ost und West'', [[GA 174a]] (1982), ISBN 3-7274-1741-2 {{Vorträge|174a}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge'', Sechster Band, [[GA 240]] (1986), Arnheim, 18. Juli 1924
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums'', [[GA 349]] (1980), ISBN 3-7274-3490-2 {{Vorträge|349}}


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==Weblinks==
== Weblinks ==


{{Commonscat|The Divine Comedy|Göttliche Komödie}}
* [http://noetic.org/blog/communications-team/loving-artificial Loving Artificial Intelligence] Website
{{Wikisource|Göttliche Komödie (Streckfuß 1876)|Göttliche Komödie (deutsche Übersetzung von Carl Streckfuß)}}
* [https://www.youtube.com/watch?v=VvCh8RT1w4U Markus Gabriel über den Menshen und KI] Audio
{{Wikisource|it:Divina Commedia|Divina Commedia (italienischer Originaltext)}}
{{Wikisource|Dantes Werke|Dantes Werke (Hrsg. Albert Ritter)}}
* {{PGIW|8085}}
*[http://www.bautz.de/bbkl/d/dante_alighieri.shtml Dante Alighieri] - Kurzbiografie
*[http://gutenberg.spiegel.de/dante/komoedie/komoedie.htm Die Göttliche Komödie] - Der gesamte Text in deutscher Übertragung.
*[http://ftp.rudolf-steiner.org/ftp/index.php?dirname=F:/www/ftp/bibliothek/Philosophie/Dante Die Göttliche Komödie] - Download des gesamten Textes in deutscher Übertragung als WORD- und PDF-Datei, dazu eine Inhaltsübersicht und ein schematischer Überblick.
* [http://www.dantealighieri.dk/ Übersetzungen von Bachenschwanz, Graul, Meinhard, Jagemann, Hasenclever]
* {{Zeno-Werk|Literatur/M/Dante+Alighieri/Epos/Die+Göttliche+Komödie|Die Göttliche Komödie übersetzt von Karl Witte}}
* [http://www.divinecomedy.org/divine_comedy.html ELF-Projekt, Italienischer Originaltext und zwei englische Übersetzungen (von Henry Wadsworth Longfellow und Henry Francis Cary)]
* [http://librivox.org/die-gottliche-komodie-die-holle-by-dante-alighieri/ Die göttliche Komödie – Die Hölle] [http://librivox.org/die-gottliche-komodie-das-fegefeuer-by-dante-alighieri/ Das Fegefeuer] [http://librivox.org/die-gottliche-komodie-das-paradies-by-dante-alighieri/ Das Paradies] als Hörbuch bei [[Wikipedia:LibriVox|LibriVox]]
* [http://www.klassiker-der-weltliteratur.de/goettliche_komoedie.htm Zusammenfassung des Inhalts]
* [http://www.kuenstlerleben-in-rom.de/html/dante_und_koch.html Illustrationen Dantes Göttlicher Komödie von Joseph Anton Koch]
* [http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4384 Carl Vogel von Vogelstein: Die Hauptmomente aus Goethe's ''Faust'', Dante's ''Divina Commedia'' und Virgil's ''Aeneis'', 1861]
* [http://www.minix.ch/filz/docs/Der_Mythos_vom_Filz.pdf Leonardo Olschki: ''Der Mythos vom Filz''] - zu den Begriffen «Veltro» und «Feltro»
* [http://danteworlds.laits.utexas.edu Danteworlds] - an integrated multimedia journey combining artistic images, textual commentary, and audio recordings through the three realms of the afterlife (Inferno, Purgatory, Paradise) presented in Dante's Divine Comedy (englisch).


== Einzelnachweise ==
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Version vom 11. März 2019, 16:53 Uhr

Und so ein Hirn, das trefflich denken soll,
Wird künftig auch ein Denker machen.
                       Goethe, Faust II, Laboratorium

Statue von Alan Turing (1912-1954) an der University of Surrey
Thomas Hobbes (1588-1679)
Julien Offray de La Mettrie (1709-1751)
John McCarthy (1927-2011)
Marvin Minsky (1927-2016)
Raymond „Ray“ Kurzweil (2006)
Samuel Butler (1835-1902)

Künstliche Intelligenz (kurz KI), auch Artifizielle Intelligenz (eng. artificial intelligence; kurz AI) genannt, ist ein Teilgebiet der Informatik, das auf die maschinelle Automatisierung der Intelligenz mittels Computer abzielt. Namentlich im Bereich der kognitiven Intelligenz (z.B. Sprach- und Texterkennung, Objekterkennung, autonomes Fahren) wurden in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt.

Geschichte

Nach dem aus dem iranischen Choresmien stammenden Universalgelehrtern Al-Chwarizmi („der Choresmier“, latinisiert Algorismi; * um 780; † zwischen 835 (?) und 850), der während der Blütezeit der Abbasiden im Haus der Weisheit in Bagdad wirkte und lehrte, ist der Begriff „Algorithmus“ benannt. Ein Algorithmus ist eine aus endlich vielen, wohldefinierten Einzelschritten bestehende „systematische, logische Regel oder Vorgehensweise, die zur Lösung eines vorliegenden Problems führt“[1]. Dabei kann es sich um Regeln aller Art handeln, beispielsweise um Rechenregeln, Rezepturen (auch Kochrezepte), Gesetze und Verordnungen usw. Sie können in menschlicher Sprache eindeutig formuliert und streng formalisiert in Computerprogramme implementiert werden. In der frühen Phase der KI versuchte man die menschliche Intelligenz durch entsprechende Algorithmen nachzubilden.

Schon Thomas Hobbes (1588-1679) vertrat eine frühe Version des Computationalismus, wonach der rationale Verstand des Menschen auf Berechnungsvorgängen beruhe:

„Unter rationeller Erkenntnis vielmehr verstehe ich Berechnung. Berechnen heißt entweder die Summe von zusammengefügten Dingen finden oder den Rest erkennen, wenn eins vom andern abgezogen wird. Also ist rationelle Erkenntnis dasselbe wie Addieren und Subtrahieren; wenn jemand Multiplizieren, und Dividieren hinzufügen will, so habe ich nichts dagegen, da Multiplikation dasselbe ist wie Addition gleicher Posten, Division dasselbe wie eine bestimmte Subtraktion gleicher Posten. Aber rationelle Erkenntnis geht jedenfalls auf zwei Geistesoperationen zurück: Addition und Subtraktion.“

Thomas Hobbes: Grundzüge der Philosophie, 1. Teil: Lehre vom Körper, S. 14

Dass sich die menschliche Intelligenz möglicherweise automatisieren bzw. mechanisch nachbilden ließe, hatte bereits Julien Offray de La Mettrie (1709-1751) in seinem 1748 zunächst anonym veröffentlichten Hauptwerk L'Homme Machine erwogen.

„In de La Mettries «Der Mensch eine Maschine» kommt ein Weltanschauungsbild zutage, das von dem Naturbilde so überwältigt ist, daß es nur noch dieses gelten lassen kann. Was im Selbstbewußtsein auftritt, muß daher vorgestellt werden wie etwa das Spiegelbild gegenüber dem Spiegel. Die Leibesorganisation wäre dem Spiegel zu vergleichen, das Selbstbewußtsein dem Bilde. Das letztere hat, abgesehen von der ersteren, keine selbständige Bedeutung. In «Der Mensch eine Maschine» ist zu lesen: «Wenn... aber alle Eigenschaften der Seele von der eigentümlichen Organisation des Gehirns und des ganzen Körpers so sehr abhängen, daß sie sichtlich... nur diese Organisation selbst sind, so liegt... hier eine sehr aufgeklärte Maschine vor ... Die Seele ist also nur ein nichtssagender Ausdruck, von dem man gar keine Vorstellung hat und den ein scharfer Kopf nur gebrauchen darf, um damit den Teil, der in uns denkt, zu benennen. Nimmt man auch nur das einfachste Prinzip der Bewegung in ihnen an, so haben die beseelten Körper alles, was sie brauchen, um sich zu bewegen, zu empfinden, zu denken, zu bereuen, kurz, um im Physischen und im Moralischen, welches davon abhängt, ihren Weg zu finden» . . . «Wenn das, was in meinem Gehirn denkt, nicht ein Teil dieses Eingeweides und folglich des ganzen Körpers ist, warum erhitzt sich dann mein Blut, wenn ich ruhig in meinem Bett den Plan zu meinem Werke mache, oder einen abstrakten Gedankengang verfolge.» (Vgl. de La Mettrie, Der Mensch eine Maschine. Philosophische Bibliothek Bd. 68.)“ (Lit.:GA 18, S. 121f)

Auch der von Pierre-Simon Laplace als Gedankenmodell entworfene und später nach ihm benannten Laplacesche Dämon, der auf der Idee beruht, dass das gesamte Universum inklusive der menschlichen Intelligenz einem riesigen Uhrwerk gleicht, zielt in diese Richtung.

Die Bezeichnung „künstliche Intelligenz“ wurde erstmals 1955 von dem Logiker und Informatiker John McCarthy (1927-2011) in seinem Förderantrag[2] für das von ihm organisierte und am 13. Juli 1956 am Dartmouth College in Hanover begonnene sechswöchige Dartmouth Summer Research Project on Artificial Intelligence verwendet. An dieser Konferenz nahmen unter anderen auch Marvin Minsky, Nathan Rochester und Claude Shannon teil. Die Dartmouth Conference gilt seither als Gründungsveranstaltung der Forschung auf dem Gebiet der KI.

Basierend auf den Arbeiten von Alan Turing (1912-1954), unter anderem dem Aufsatz Computing machinery and intelligence, formulierten Allen Newell (1927–1992) und Herbert A. Simon (1916–2001) von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh die „Physical Symbol System Hypothesis“, der zufolge Denken Informationsverarbeitung ist, und Informationsverarbeitung ein Rechenvorgang, eine Manipulation von Symbolen. Auf das Gehirn als solches komme es beim Denken nicht an: „Intelligence is mind implemented by any patternable kind of matter.“

Diese Auffassung, dass Intelligenz unabhängig von der Trägersubstanz ist, wird von den Vertretern der starken KI-These geteilt. Für Marvin Minsky (1927-2016) vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), einem der Pioniere der KI, ist „das Ziel der KI die Überwindung des Todes“. Der Roboterspezialist Hans Moravec (* 1948) von der Carnegie Mellon University beschreibt in seinem Buch Mind Children (Kinder des Geistes) das Szenario der Evolution des postbiologischen Lebens: Ein Roboter überträgt das im menschlichen Gehirn gespeicherte Wissen in einen Computer, sodass die Biomasse des Gehirns überflüssig wird und ein posthumanes Zeitalter beginnt, in dem das gespeicherte Wissen beliebig lange zugreifbar bleibt. Mit der detailierten Erinnerung an alles, was Menschen jemals gedacht haben, würden sich unsere „Geisteskinder“ mit ihrer überragenden Intelligenz dann größeren Herausforderungen in den Weiten des Universums stellen:

„Was uns erwartet, ist nicht Vergessen, sondern eine Zukunft, die von unserem gegenwärtigen Aussichtspunkt am besten mit den Worten "postbiologisch" oder sogar "übernatürlich" beschrieben wird. Es ist eine Welt, in der die Menschheit von der Flut der kulturellen Veränderung hinweggefegt wurde, usurpiert von ihrer eigenen künstliche Nachkommenschaft. Die letzten Konsequenzen sind jedoch unbekannt, obwohl viele Zwischenschritte nicht nur vorhersehbar sind, sondern bereits stattgefunden haben. Heute sind unsere Maschinen noch einfache Erzeugnisse, welche die elterliche Fürsorge und schwebende Aufmerksamkeit eines Neugeborenen erfordern, kaum würdig des Wortes "intelligent". Aber im nächsten Jahrhundert werden sie zu Entitäten heranreifen, die so komplex sind wie wir selbst und schließlich zu etwas, das alles transzendiert, was wir wissen - auf die wir stolz sein können, wenn sie sich selbst als unsere Nachkommen bezeichnen.

Von der schleppenden Geschwindigkeit der biologischen Evolution entfesselt, werden die Kinder unseres Geistes frei sein, sich zu entwickeln, um sich immensen und fundamentalen Herausforderungen im größeren Universum zu stellen. Wir Menschen werden für eine Zeit von ihren Arbeiten profitieren, aber früher oder später, wie natürliche Kinder, werden sie ihr eigenes Glück suchen, während wir, ihre alten Eltern, still verblassen. Sehr wenig muss bei diesem Fackellauf verloren gehen - es wird in der Fähigkeit unseres künstlichen Nachwuchses liegen und ihm zum Vorteil gereichen, sich an fast alles über uns zu erinnern, vielleicht sogar in allen Details an die Arbeit des menschlichen Geistes.“

Hans Moravec: Mind Children. The Future of Robot and Human Intelligence.[3]

Der KI-Pionier Raymond Kurzweil (* 1948), seit 2012 Leiter der technischen Entwicklung bei Google, erwartet, dass 2029 ein Computer erstmals den sog. Turing-Test bestehen und damit die künstliche Intelligenz menschliches Niveau erreichen und bald danach auch weit übertreffen werde. Über die Möglichkeit einer deratigen Superintelligenz und einer damit verbundenen „Intelligenzexplosion“ hatte erstmals schon 1965 der britische Mathematiker und Kryptologe Irving John Good (1916-2009), der unter der Leitung von Alan Turing an der Entschlüsselung des Funkverkehrs der deutschen Kriegsmarine mitgearbeitet hatte, spekuliert:

„Eine ultraintelligente Maschine sei definiert als eine Maschine, die die intellektuellen Fähigkeiten jedes Menschen, und sei er noch so intelligent, bei weitem übertreffen kann. Da der Bau eben solcher Maschinen eine dieser intellektuellen Fähigkeiten ist, kann eine ultraintelligente Maschine noch bessere Maschinen bauen; zweifellos würde es dann zu einer explosionsartigen Entwicklung der Intelligenz kommen, und die menschliche Intelligenz würde weit dahinter zurückbleiben. Die erste ultraintelligente Maschine ist also die letzte Erfindung, die der Mensch zu machen hat, vorausgesetzt, dass die Maschine fügsam genug ist, uns zu sagen, wie man sie unter Kontrolle hält.“

Irving John Good: Speculations Concerning the First Ultraintelligent Machine[4]

Heftig diskutiert wird die Frage, ob Maschinen mit künstlicher Intelligenz künftig auch Bewusstsein entwickeln können. Auf diese Möglichkeit hatte schon Samuel Butler (1835-1902) in seinem 1872 erschienenen utopischen Roman Erewhon (ein Anagramm des englischen Wortes nowhere „nirgendwo“) hingewiesen:

„Dass Maschinen heute nur sehr wenig Bewusstsein haben, bietet keine Sicherheit gegen die Entwicklung eines mechanischen Bewusstseins. Eine Molluske besitzt kaum Bewusstsein. Man bedenke die außerordentlichen Fortschritte, die die Maschinen in den letzten Jahrhunderten gemacht haben, und vergleiche dies mit dem langsamen Fortschritt im Tier- und Pflanzenreich! Im Vergleich mit der Vergangenheit entsprechen die komplexeren Maschinen gewissermaßen nicht so sehr den Schöpfungen von gestern, als denen von vor fünf Minuten. Nehmen Sie um des Arguments willen an, dass bewusstes Sein seit 20 Millionen Jahren existiert: Dann schauen Sie sich die großen Fortschritte an, die die Maschinen in den letzten tausend Jahren gemacht haben! Wird die Erde nicht noch weitere 20 Millionen Jahre existieren? Und wenn es so ist, was kann dann alles aus den Maschinen werden?“

Samuel Butler: Erewhon[5]

Durch die weitere Entwicklung der Medizin und des maschinellen „Denkens“ wird laut Rudolf Steiner etwa ab dem Jahr 2200 namentlich von Amerika eine Unterdrückung des Denkens ausgehen. Ein entsprechendes Gegengewicht gegen diese Tendenzen kann - und wird - nur durch die Geisteswissenschaft gefunden werden können.

„Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Verbot für alles Denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken. Auf der einen Seite ist ein Anfang dazu gegeben in dem, was heute die rein materialistische Medizin macht, wo ja auch nicht mehr die Seele wirken darf, wo nur auf Grundlage des äußeren Experiments der Mensch wie eine Maschine behandelt wird...

Man muß eben wissen, daß in allem Materiellen Geistiges ist und daß durch die Erkenntnis des Geistes auch nur allein das Materielle geheilt werden kann. Aber das soll ausgeschaltet werden, das Geistige, von der ganzen Welt. Das ist einer der Anfänge.

Einer der anderen Anfänge: Wir haben ja heute schon Maschinen zum Addieren, Subtrahieren: nicht wahr, das ist sehr bequem, da braucht man nicht mehr zu rechnen. Und so wird man es auch machen mit allem. Das wird nicht lange dauern, ein paar Jahrhunderte — dann ist alles fertig; dann braucht man nicht mehr zu denken, nicht mehr zu überlegen, sondern man schiebt. Zum Beispiel da steht: «330 Ballen Baumwolle Liverpool», so überlegt man heute sich da noch etwas, nicht wahr? Aber dann schiebt man bloß, und die Geschichte ist ausgemacht. Und damit nicht gestört wird das feste Gefüge des sozialen Zusammenhangs der Zukunft, werden Gesetze erlassen werden, auf denen nicht direkt stehen wird: Das Denken ist verboten, aber die die Wirkung haben werden, daß alles individuelle Denken ausgeschaltet wird. Das ist der andere Pol, dem wir entgegen arbeiten. Dagegen ist das Leben heute immerhin nicht gar so unangenehm. Denn wenn man nicht über eine gewisse Grenze hinausgeht, so darf man ja heute noch denken, nicht wahr? Allerdings eine gewisse Grenze überschreiten darf man ja nicht, aber immerhin, innerhalb gewisser Grenzen darf man noch denken. Aber das, was ich geschildert habe, das steckt in der Entwickelung des Westens, und das wird kommen durch die Entwickelung des Westens.

Also in diese ganze Entwickelung muß sich auch die geisteswissenschaftliche Entwickelung hineinstellen. Das muß sie klar und objektiv durchschauen. Sie muß sich klar sein, daß das, was heute wie ein Paradoxon erscheint, geschehen wird: ungefähr im Jahre 2200 und einigen Jahren wird eine Unterdrückung des Denkens in größtem Maßstabe auf der Welt losgehen, in weitestem Umfange. Und in diese Perspektive hinein muß gearbeitet werden durch Geisteswissenschaft. Es muß soviel gefunden werden — und es wird gefunden werden —, daß ein entsprechendes Gegengewicht gegen diese Tendenzen da sein kann in der Weltenentwickelung.“ (Lit.:GA 167, S. 97ff)

Hinter dieser Entwicklung stehen ganz deutlich ahrimanische Mächte. Ahriman will die ganze Erde in einen von Maschinen erfüllten Planeten verwandel, in eine Art von neuem Saturn, und von hier aus eine neue Entwicklungsreihe beginnen. Heute ist die Zeit gekommen, wo wir uns mit diesen Kräften bewusst auseinandersetzen müssen, um sie letztlich überwinden zu können.

„Das sind die ahrimanischen Wesenheiten. Diese ahrimanischen Wesenheiten, die wollen alle Vergangenheit auslöschen und wollen dem Menschen nur das als ein Ergebnis lassen, was also unmittelbar er auf der Erde errungen hat...

Mit der Erde soll eine neue Evolution beginnen, die soll ein neuer Saturn sein, dann die Sonne kommen und so weiter. Das ist das Ideal dieser anderen Wesenheiten. Sie stürmen ins Unbewußte des Menschen herein, in das Willensleben, das Stoffwechsel- Gliedmaßenleben, da stürmen sie herein. Sie sind dasjenige Geschlecht unter den geistigen Wesenheiten, die dem Menschen beibringen wollen ein besonderes Interesse für alles Mineralisch-Materielle, die dem Menschen beibringen wollen ein Interesse für alles dasjenige, was zum Beispiel Äußerlich-Maschinelles, Mechanisches ist. Sie möchten am liebsten alles dasjenige, was die Erde sich vom alten Monde her mitgebracht hat, zerstören, möchten, daß die Tierwelt verschwinde, daß die physische Menschenwelt verschwinde, die Pflanzenwelt verschwinde, daß vom Mineralreich nur die physischen Gesetze bleiben, aber namentlich, daß die Menschen von der Erde weggenommen würden; und einen neuen Saturn aus Maschinen möchten sie bilden, eine neue Welt aus lauter Maschinen. So soll die Welt dann weitergehen. Das ist eigentlich ihr Ideal. Auf äußerem wissenschaftlichem Gebiete haben sie das Ideal, alles zur Materie zu machen, zu mechanisieren.“ (Lit.:GA 203, S. 261)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Werner Stangl: Algorithmus. In: lexikon.stangl.eu. Abgerufen am 4. Dezember 2017.
  2. “A Proposal for the Dartmouth Summer Research Project on Artificial Intelligence” (McCarthy et al.:Förderantrag, August 1955, S. 1)
  3. „What awaits is not oblivion but rather a future which, from our present vantage point, is best described by the words "postbiological" or even "supernatural." It is a world in which the human race has been swept away by the tide of cultural change, usurped by its own artificial progeny. The ultimate consequences are unknown, though many intermediate steps are not only predictable but have alread been taken. Today, our machines are still simple creations, requiring the parental care and hovering attention of any newborn, hardly worthy of the word "intelligent." But within the next century they will mature into entities as complex as ourselves, and eventually into something transcending everything we know - in whom we can take pride when they refer to themselves as our descendants.
    Unleashed from the plodding pace of biological evolution, the children of our minds will be free to grow to confront immense and fundamental challenges in the larger universe. We humans will benefit for a time from their labors, but sooner or later, like natural children, they will seek their own fortunes while we, their aged parents, silently fade away. Very little need be lost in this passing of the torch - it will be in our artificial offspring's power, and to their benefit, to remember almost everything about us, even, perhaps, the detailed working of individual human minds.“
    Hans Moravec: Mind Children. The Future of Robot and Human Intelligence, p. 1
  4. „Let an ultraintelligent machine be defined as a machine that can far surpass all the intellectual activities of any man however clever. Since the design of machines is one of these intellectual activities, an ultraintelligent machine could design even better machines; there would then unquestionably be an „intelligence explosion“, and the intelligence of man would be left far behind. Thus the first ultraintelligent machine is the last invention that man need ever make, provided that the machine is docile enough to tell us how to keep it under control.“
    Irving John Good: Speculations Concerning the First Ultraintelligent Machine online
  5. „There is no security ... against the ultimate development of mechanical consciousness, in the fact of machines possessing little consciousness now. A mollusc has not much consciousness. Reflect upon the extraordinary advance which machines have made during the last few hundred years, and note how slowly the animal and vegetable kingdoms are advancing. The more highly organised machines are creatures not so much of yesterday, as of the last five minutes, so to speak, in comparison with past time. Assume for the sake of argument that conscious beings have existed for some twenty million years: see what strides machines have made in the last thousand! May not the world last twenty million years longer? If so, what will they not in the end become?“
    Samuel Butler: Erewhon; Or, over the Range, Chapter 23: The Book of the Machines, 1872