Künstliche Intelligenz und Bernard Baars: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Textbox|<poem>Und so ein Hirn, das trefflich denken soll,
'''Bernard J. Baars''' (* [[Wikipedia:1946|1946]] in [[Wikipedia:Amsterdam|Amsterdam]], [[Wikipedia:Niederlande|Niederlande]]) ist ein US-amerikanischer [[Kognitionswissenschaft]]ler, der durch seine '''Global Workspace Theory''' (''Theorie des globalen Arbeitsraums'') des [[Bewusstsein]]s bekannt wurde.
Wird künftig auch ein Denker machen.
                      <small>[[Goethe]], [[Faust II]], Laboratorium</small></poem>}}
[[Datei:Turing statue Surrey.jpg|mini|Statue von [[Alan Turing]] (1912-1954) an der [[Wikipedia:University of Surrey|University of Surrey]]]]
[[Datei:Thomas Hobbes (portrait).jpg|mini|Thomas Hobbes (1588-1679)]]
[[Datei:Julien Offray de La Mettrie.jpg|miniatur|Julien Offray de La Mettrie (1709-1751)]]
[[Datei:John McCarthy Stanford.jpg|mini|[[Wikipedia:John McCarthy|John McCarthy]] (1927-2011)]]
[[Datei:Marvin Minsky at OLPCb.jpg|mini|[[Marvin Minsky]] (1927-2016)]]
[[Datei:Raymond Kurzweil Fantastic Voyage.jpg|miniatur|[[Wikipedia:Raymond Kurzweil|Raymond „Ray“ Kurzweil]] (2006)]]
[[Datei:Samuel Butler by Charles Gogin.jpg|mini|Samuel Butler (1835-1902)]]


'''Künstliche Intelligenz''' (kurz '''KI'''), auch '''Artifizielle Intelligenz''' ({{EnS|'''''artificial intelligence'''''}}; kurz '''AI''') genannt, ist ein Teilgebiet der [[Informatik]], das auf die [[Maschine|maschinelle]] [[Automat]]isierung der [[Intelligenz]] mittels [[Computer]] abzielt. Namentlich im Bereich der [[Kognition|kognitiven Intelligenz]] (z.B. [[Wikipedia:Spracherkennung|Sprach]]- und [[Wikipedia:Texterkennung|Texterkennung]], [[Wikipedia:Objekterkennung|Objekterkennung]], [[Wikipedia:autonomes Fahren|autonomes Fahren]]) wurden in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt.  
== Leben ==
Bereits als Kind zog Baars in die USA, wo er 1970 seinen Bachelor in [[Psychologie]] an der [[Wikipedia:University of California, Los Angeles|University of California]] erwarb. Nach einem [[Wikipedia:PhD|PhD]] in [[Kognitionspsychologie]] an der gleichen Universität lehrte Baars an der [[Wikipedia:State University of New York|State University of New York]] und der [[Wikipedia:University of California, Berkeley|University of California]]. Seit 2001 ist er ''Senior Fellow'' für theoretische [[Neurobiologie]] am ''The Neurosciences Institute'' in [[Wikipedia:La Jolla|La Jolla]] bei San Diego. Von 1994 bis 1996 war Baars Gründungspräsident der [[Wikipedia:Association for the Scientific Study of Consciousness|Association for the Scientific Study of Consciousness]] (ASSC).<ref> {{Webarchiv|text=Curriculum vitae |url=http://nsi.edu/users/baars/cv.html |wayback=20060831080439 |archiv-bot=2018-04-01 06:44:32 InternetArchiveBot }}</ref>


== Geschichte ==
== Werk ==
Bekannt wurde Baars durch seine ''Global Workspace Theory'' (Theorie des globalen Arbeitsraums), die er bereits 1986 in dem Buch ''A cognitive theory of consciousness'' mit dem Ziel formulierte, einen kognitionswissenschaftlichen Zugang zum Phänomen des Bewusstseins zu liefern.<ref>Bernard Baars: ''A cognitive theory of consciousness'', NY: Cambridge University Press 1988, ISBN 0-521-30133-5.</ref> Baars’ Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass weite Teile der menschlichen [[Kognition|Informationsverarbeitung]] unbewusst ablaufen und nur ein Bruchteil der aufgenommenen Informationen ins Bewusstsein gelangt. Dabei zeichnen sich nach Baars die bewusst gemachten Informationen dadurch aus, dass sie dem Menschen in einer besonderen Weise zur Verfügung stehen: Eine bewusst gewordene Information kann etwa mit Gedächtnis- oder Wahrnehmungsinhalten abgeglichen werden und als Grund für motorische oder sprachliche Aktionen dienen. Eine derart allgemeine Verfügbarkeit findet man bei unbewussten Informationen nicht, die etwa häufig unabhängig vom Wissen zu einer bestimmten Reaktion führen oder nicht sprachlich artikuliert werden können. Bewusstseinsinhalte sind nach Baars also wesentlich dadurch ausgezeichnet, dass sie anderen kognitiven Systemen zur Weiterverarbeitung in einem globalen Arbeitsraum präsentiert werden. In diesem Sinne erklärt Baars:


Nach dem aus dem [[iran]]ischen [[Wikipedia:Choresmien|Choresmien]] stammenden [[Wikipedia:Universalgelehrter|Universalgelehrtern]] [[Al-Chwarizmi]] („der Choresmier“, latinisiert '''Algorismi'''; * um 780; † zwischen 835 (?) und 850) der während der Blütezeit der [[Wikipedia:Abbasiden|Abbasiden]] im [[Haus der Weisheit (Bagdad)|Haus der Weisheit]] in [[Wikipedia:Bagdad|Bagdad]] wirkte und lehrte, ist der Begriff „[[Algorithmus]]“ benannt. Ein Algorithmus ist eine aus endlich vielen, [[wohldefiniert]]en Einzelschritten bestehende ''„systematische, logische Regel oder Vorgehensweise, die zur Lösung eines vorliegenden Problems führt“''<ref>{{Internetquelle|url=http://lexikon.stangl.eu/3027/algorithmus-algorythmus-algorhythmus/|titel=Algorithmus|titelerg=|autor=[[Wikipedia:Werner Stangl|Werner Stangl]]|hrsg=|werk=lexikon.stangl.eu|seiten=|datum= |zugriff=2017-12-04|sprache=|format=|kommentar=|zitat=|offline=}}</ref>. Dabei kann es sich um '''Regeln''' aller Art handeln, beispielsweise um [[Rechnen|Rechenregeln]], Rezepturen (auch Kochrezepte), Gesetze und Verordnungen usw. Sie können in menschlicher [[Sprache]] [[eindeutig]] formuliert und streng formalisiert in [[Computer]]programme implementiert werden. In der frühen Phase der KI versuchte man die menschliche Intelligenz durch entsprechende Algorithmen nachzubilden.  
{| align="center"
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! width="30px" |
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|-
|bgcolor="#e7e7e7"|
The narrow limits of consciousness have a compensating advantage: consciousness seems to act
as a gateway, creating access to essentially any part of the nervous system. Even single neurons
can be controlled by way of conscious feedback. Conscious experience creates access to the
mental lexicon, to autobiographical memory, and to voluntary control over automatic action
routines.<ref>Bernard Baars: ''In the Theater of Consciousness.'' In: ''Journal of Consciousness Studies'', 4, No. 4, 1997, S. 292–309.</ref>
|
|
Die engen Grenzen des Bewusstseins bieten einen ausgleichenden Vorteil: Das Bewusstsein scheint wie ein Tor zu funktionieren, das Zugang zu jedem Teil des Nervensystems bildet. Sogar einzelne Neurone können durch bewusstes Feedback kontrolliert werden. Bewusste Erfahrungen schaffen Zugang zum mentalen Lexikon, dem autobiographischen Gedächtnis und der willentlichen Kontrolle über automatisierte Handlungsroutinen.  
|}


Schon [[Thomas Hobbes]] (1588-1679) vertrat eine frühe Version des [[Computationalismus]], wonach der [[Rationalismus|rationale]] [[Verstand]] des [[Mensch]]en auf [[Berechnung]]svorgängen beruhe:
== Wirkung ==
Baars’ Theorie hat auf verschiedene Weisen in die Kognitionswissenschaften gewirkt. Zum einen ergänzt sich sein Ansatz mit den [[Kognitive Architektur|kognitiven Architekturen]], die Ergebnisse der kognitiven Psychologie in einem umfassenden Computermodell zusammenzufassen. Solche Architekturen haben das Ziel, menschliche Informationsverarbeitungsprozesse zu simulieren. Dabei bestehen die Modelle häufig aus einer Reihe [[Modul (Kognitionswissenschaften)|Modulen]], die um eine zentrale Verarbeitungseinheit organisiert sind. Eine derartige zentrale Verarbeitungseinheit entspricht in etwa dem globalen Arbeitsraum im Sinne von Baars. Wirksam ist Baars’ Theorie in der kognitiven [[Neurowissenschaft]]. So hat etwa [[Stanislas Dehaene]] in den letzten Jahren versucht, Baars’ Ansatz durch Erkenntnisse aus der Hirnforschung zu stützen.<ref>Dehaene, S. and Naccache, L.: ''Towards a cognitive neuroscience of consciousness: Basic evidence and a workspace Framework.'' In: ''Cognition,'' 2001, S. 1–37.</ref>


{{Zitat|Unter rationeller Erkenntnis vielmehr verstehe ich Berechnung.
Die Theorie des globalen Arbeitsraums hat auch in die [[Philosophie des Geistes]] gewirkt, so ist etwa [[Wikipedia:Ned Block|Ned Block]]s Unterscheidung zwischen ''access consciousness'' (Zugangsbewusstsein) und ''pheonomenal consciousness'' (phänomenales Bewusstsein) beeinflusst.<ref>Ned Block: ''On a Confusion about a Function of Consciousness.'' In: ''The Behavioral and Brain Sciences'', 1995.</ref> Das Zugangsbewusstsein ist durch die Merkmale charakterisiert, die Baars in seinem ''Global Workspace Model'' beschreibt. So ist sich eine Person ihrer Angst im Sinne des Zugangsbewusstseins bewusst, wenn sie etwa sagen kann „Ich habe Angst.“ oder auf ihre Angst als expliziten Gedächtnisinhalt zurückgreifen kann. Als phänomenales Bewusstsein gilt hingegen der Erlebnisgehalt des Bewusstseins, etwa das subjektive Erleben von Angst. Der Begriff des phänomenalen Bewusstseins deckt sich daher weitgehend mit dem Begriff der [[Qualia]]. Akzeptiert man Blocks Unterscheidung, so ergeben sich zugleich Erklärungsgrenzen von Baars’ Modell. Die ''Global Workspace Theory'' kann allenfalls eine Erklärung für das Zugangsbewusstsein bieten, ein Erklärungsansatz für das phänomenale Bewusstsein wird nicht geliefert.
Berechnen heißt entweder die Summe von zusammengefügten
Dingen finden oder den Rest erkennen, wenn eins vom andern
abgezogen wird. Also ist rationelle Erkenntnis dasselbe wie
Addieren und Subtrahieren; wenn jemand Multiplizieren, und
Dividieren hinzufügen will, so habe ich nichts dagegen, da
Multiplikation dasselbe ist wie Addition gleicher Posten, Division
dasselbe wie eine bestimmte Subtraktion gleicher Posten. Aber
rationelle Erkenntnis geht jedenfalls auf zwei Geistesoperationen
zurück: Addition und Subtraktion.|Thomas Hobbes|''Grundzüge der Philosophie'', 1. Teil: ''Lehre vom Körper'', S. 14}}


Dass sich die menschliche Intelligenz möglicherweise [[automat]]isieren bzw. [[Mechanizismus|mechanisch]] nachbilden ließe, hatte bereits [[Julien Offray de La Mettrie]] (1709-1751) in seinem [[Wikipedia:1748|1748]] zunächst anonym veröffentlichten Hauptwerk ''L'Homme Machine'' erwogen.
== Veröffentlichungen (Auswahl) ==
 
* Bernard Baars: ''The cognitive revolution in psychology'', NY: Guilford Press, 1986, ISBN 0-89862-912-8.
{{GZ|In de La Mettries «Der Mensch eine Maschine» kommt
* Bernard Baars: ''A cognitive theory of consciousness'', NY: Cambridge University Press 1988, ISBN 0-521-30133-5.
ein Weltanschauungsbild zutage, das von dem Naturbilde
* Bernard Baars: ''The experimental psychology of human error: Implications for the architecture of voluntary control'', NY: Plenum Press, Series on Cognition and Language, 1992, ISBN 0-306-43866-6
so überwältigt ist, daß es nur noch dieses gelten lassen
* Bernard Baars: ''In the Theater of Consciousness: The Workspace of the Mind'', NY: Oxford University Press, 1997, ISBN 0-19-514703-0.
kann. Was im Selbstbewußtsein auftritt, muß daher
* Bernard Baars and Nicole M. Gage: ''Cognition, Brain and Consciousness: An Introduction to Cognitive Neuroscience'', London: Elsevier/Academic Press, 2007, ISBN 978-0-12-373677-2.
vorgestellt werden wie etwa das Spiegelbild gegenüber
dem Spiegel. Die Leibesorganisation wäre dem Spiegel zu
vergleichen, das Selbstbewußtsein dem Bilde. Das letztere
hat, abgesehen von der ersteren, keine selbständige Bedeutung.
In «Der Mensch eine Maschine» ist zu lesen:
«Wenn... aber alle Eigenschaften der Seele von der eigentümlichen
Organisation des Gehirns und des ganzen Körpers
so sehr abhängen, daß sie sichtlich... nur diese Organisation
selbst sind, so liegt... hier eine sehr aufgeklärte
Maschine vor ... Die Seele ist also nur ein nichtssagender
Ausdruck, von dem man gar keine Vorstellung hat und
den ein scharfer Kopf nur gebrauchen darf, um damit den
Teil, der in uns denkt, zu benennen. Nimmt man auch nur
das einfachste Prinzip der Bewegung in ihnen an, so haben
die beseelten Körper alles, was sie brauchen, um sich
zu bewegen, zu empfinden, zu denken, zu bereuen, kurz,
um im Physischen und im Moralischen, welches davon abhängt,
ihren Weg zu finden» . . . «Wenn das, was in meinem
Gehirn denkt, nicht ein Teil dieses Eingeweides und
folglich des ganzen Körpers ist, warum erhitzt sich dann
mein Blut, wenn ich ruhig in meinem Bett den Plan zu
meinem Werke mache, oder einen abstrakten Gedankengang
verfolge.» (Vgl. de La Mettrie, Der Mensch eine Maschine.
Philosophische Bibliothek Bd. 68.)|18|121f}}
 
Auch der von [[Pierre-Simon Laplace]] als [[Gedankenmodell]] entworfene und später nach ihm benannten [[Laplacescher Dämon|Laplacesche Dämon]], der auf der Idee beruht, dass das gesamte Universum inklusive der menschlichen Intelligenz einem riesigen Uhrwerk gleicht, zielt in diese Richtung.
 
Die Bezeichnung „künstliche Intelligenz“ wurde erstmals 1955 von dem [[Logik]]er und [[Informatik]]er [[Wikipedia:John McCarthy|John McCarthy]] (1927-2011) in seinem Förderantrag<ref>“A Proposal for the Dartmouth Summer Research Project on Artificial Intelligence” [http://www-formal.stanford.edu/jmc/history/dartmouth/dartmouth.html (McCarthy et al.:Förderantrag, August 1955, S. 1)]</ref> für das von ihm organisierte und am 13. Juli 1956 am [[Wikipedia:Dartmouth College|Dartmouth College]] in [[Wikipedia:Hanover (New Hampshire)|Hanover]] begonnene sechswöchige ''Dartmouth Summer Research Project on Artificial Intelligence'' verwendet. An dieser Konferenz nahmen unter anderen auch [[Marvin Minsky]], [[Wikipedia:Nathaniel Rochester|Nathan Rochester]] und [[Wikipedia:Claude Elwood Shannon|Claude Shannon]] teil. Die [[Wikipedia:Dartmouth Conference|Dartmouth Conference]] gilt seither als Gründungsveranstaltung der Forschung auf dem Gebiet der KI.
 
Basierend auf den Arbeiten von [[Alan Turing]] (1912-1954), unter anderem dem Aufsatz ''Computing machinery and intelligence'', formulierten [[wikipedia:Allen Newell|Allen Newell]] (1927–1992) und [[wikipedia:Herbert A. Simon|Herbert A. Simon]] (1916–2001) von der [[wikipedia:Carnegie Mellon University|Carnegie Mellon University]] in [[wikipedia:Rittburgh|Pittsburgh]] die ''„Physical Symbol System Hypothesis“'', der zufolge [[Denken]] Informationsverarbeitung ist, und Informationsverarbeitung ein Rechenvorgang, eine Manipulation von Symbolen. Auf das [[Gehirn]] als solches komme es beim Denken nicht an: ''„Intelligence is mind implemented by any patternable kind of matter.“''
 
Diese Auffassung, dass Intelligenz unabhängig von der Trägersubstanz ist, wird von den Vertretern der ''starken KI''-These geteilt. Für [[Marvin Minsky]] (1927-2016) vom [[wikipedia:Massachusetts Institute of Technology|Massachusetts Institute of Technology]] (MIT), einem der Pioniere der KI, ist ''„das Ziel der KI die Überwindung des Todes“''. Der Roboterspezialist [[Hans Moravec]] (* 1948) von der [[Wikipedia:Carnegie Mellon University|Carnegie Mellon University]] beschreibt in seinem Buch ''Mind Children'' (Kinder des Geistes) das Szenario der [[Evolution]] des postbiologischen [[Leben]]s: Ein Roboter überträgt das im menschlichen Gehirn gespeicherte Wissen in einen Computer, sodass die [[Biomasse]] des Gehirns überflüssig wird und ein posthumanes Zeitalter beginnt, in dem das gespeicherte Wissen beliebig lange zugreifbar bleibt. Mit der detailierten Erinnerung an alles, was Menschen jemals gedacht haben, würden sich unsere „Geisteskinder“ mit ihrer überragenden Intelligenz dann größeren Herausforderungen in den Weiten des Universums stellen:
 
{{Zitat|Was uns erwartet, ist nicht Vergessen, sondern eine Zukunft, die von unserem gegenwärtigen Aussichtspunkt am besten mit den Worten "postbiologisch" oder sogar "übernatürlich" beschrieben wird. Es ist eine Welt, in der die Menschheit von der Flut der kulturellen Veränderung hinweggefegt wurde, usurpiert von ihrer eigenen künstliche Nachkommenschaft. Die letzten Konsequenzen sind jedoch unbekannt, obwohl viele Zwischenschritte nicht nur vorhersehbar sind, sondern bereits stattgefunden haben. Heute sind unsere Maschinen noch einfache Erzeugnisse, welche die elterliche Fürsorge und schwebende Aufmerksamkeit eines Neugeborenen erfordern, kaum würdig des Wortes "intelligent". Aber im nächsten Jahrhundert werden sie zu Entitäten heranreifen, die so komplex sind wie wir selbst und schließlich zu etwas, das alles transzendiert, was wir wissen - auf die wir stolz sein können, wenn sie sich selbst als unsere Nachkommen bezeichnen.
 
Von der schleppenden Geschwindigkeit der biologischen Evolution entfesselt, werden die Kinder unseres Geistes frei sein, sich zu entwickeln, um sich immensen und fundamentalen Herausforderungen im größeren Universum zu stellen. Wir Menschen werden für eine Zeit von ihren Arbeiten profitieren, aber früher oder später, wie natürliche Kinder, werden sie ihr eigenes Glück suchen, während wir, ihre alten Eltern, still verblassen. Sehr wenig muss bei diesem Fackellauf verloren gehen - es wird in der Fähigkeit unseres künstlichen Nachwuchses liegen und ihm zum Vorteil gereichen, sich an fast alles über uns zu erinnern, vielleicht sogar in allen Details an die Arbeit des menschlichen Geistes.|Hans Moravec|''Mind Children. The Future of Robot and Human Intelligence.''|ref=<ref>„What awaits is not oblivion but rather a future which, from our
present vantage point, is best described by the words "postbiological"
or even "supernatural." It is a world in which the human race has
been swept away by the tide of cultural change, usurped by its own
artificial progeny. The ultimate consequences are unknown, though
many intermediate steps are not only predictable but have alread
been taken. Today, our machines are still simple creations, requiring
the parental care and hovering attention of any newborn, hardly
worthy of the word "intelligent." But within the next century they
will mature into entities as complex as ourselves, and eventually into
something transcending everything we know - in whom we can take
pride when they refer to themselves as our descendants.<br />
 
Unleashed from the plodding pace of biological evolution, the
children of our minds will be free to grow to confront immense and
fundamental challenges in the larger universe. We humans will benefit
for a time from their labors, but sooner or later, like natural children,
they will seek their own fortunes while we, their aged parents, silently
fade away. Very little need be lost in this passing of the torch - it will
be in our artificial offspring's power, and to their benefit, to remember
almost everything about us, even, perhaps, the detailed working of
individual human minds.“
<br />Hans Moravec: ''Mind Children. The Future of Robot and Human Intelligence'', p. 1</ref>}}
 
Der KI-Pionier [[Wikipedia:Raymond Kurzweil|Raymond Kurzweil]] (* 1948), seit 2012 Leiter der technischen Entwicklung bei [[Wikipedia:Google|Google]], erwartet, dass 2029 ein Computer erstmals den sog. [[Turing-Test]] bestehen und damit die künstliche Intelligenz menschliches Niveau erreichen und bald danach auch weit übertreffen werde. Über die Möglichkeit einer deratigen '''Superintelligenz''' und einer damit verbundenen „Intelligenzexplosion“ hatte erstmals schon 1965 der britische Mathematiker und Kryptologe [[Wikipedia:Irving John Good|Irving John Good]] (1916-2009), der unter der Leitung von Alan Turing an der Entschlüsselung des Funkverkehrs der deutschen Kriegsmarine mitgearbeitet hatte, spekuliert: 
 
{{Zitat|Eine ultraintelligente Maschine sei definiert als eine Maschine, die die intellektuellen Fähigkeiten jedes Menschen, und sei er noch so intelligent, bei weitem übertreffen kann. Da der Bau eben solcher Maschinen eine dieser intellektuellen Fähigkeiten ist, kann eine ultraintelligente Maschine noch bessere Maschinen bauen; zweifellos würde es dann zu einer explosionsartigen Entwicklung der Intelligenz kommen, und die menschliche Intelligenz würde weit dahinter zurückbleiben. Die erste ultraintelligente Maschine ist also die letzte Erfindung, die der Mensch zu machen hat, vorausgesetzt, dass die Maschine fügsam genug ist, uns zu sagen, wie man sie unter Kontrolle hält.|[[Wikipedia:Irving John Good|Irving John Good]]|''Speculations Concerning the First Ultraintelligent Machine''|ref=<ref>„Let an ultraintelligent machine be defined as a machine that can far surpass all the intellectual activities of any man however clever. Since the design of machines is one of these intellectual activities, an ultraintelligent machine could design even better machines; there would then unquestionably be an „intelligence explosion“, and the intelligence of man would be left far behind. Thus the first ultraintelligent machine is the ''last'' invention that
man need ever make, provided that the machine is docile enough to tell us how to keep it under control.“<br />Irving John Good: ''Speculations Concerning the First Ultraintelligent Machine'' [https://exhibits.stanford.edu/feigenbaum/catalog/gz727rg3869 online]</ref>}}
 
Heftig diskutiert wird die Frage, ob Maschinen mit künstlicher Intelligenz künftig auch [[Bewusstsein]] entwickeln können. Auf diese Möglichkeit hatte schon [[Wikipedia:Samuel Butler (Schriftsteller)|Samuel Butler]] (1835-1902) in seinem 1872 erschienenen utopischen Roman [[Wikipedia:Erewhon|Erewhon]] (ein Anagramm des englischen Wortes ''nowhere'' „nirgendwo“) hingewiesen:
 
{{Zitat|Dass Maschinen heute nur sehr wenig Bewusstsein haben, bietet keine
Sicherheit gegen die Entwicklung eines mechanischen Bewusstseins.
Eine Molluske besitzt kaum Bewusstsein. Man bedenke die
außerordentlichen Fortschritte, die die Maschinen in den letzten
Jahrhunderten gemacht haben, und vergleiche dies mit dem langsamen
Fortschritt im Tier- und Pflanzenreich! Im Vergleich mit der
Vergangenheit entsprechen die komplexeren Maschinen gewissermaßen
nicht so sehr den Schöpfungen von gestern, als denen von vor fünf
Minuten. Nehmen Sie um des Arguments willen an, dass bewusstes Sein
seit 20 Millionen Jahren existiert: Dann schauen Sie sich die großen
Fortschritte an, die die Maschinen in den letzten tausend Jahren gemacht
haben! Wird die Erde nicht noch weitere 20 Millionen Jahre existieren?
Und wenn es so ist, was kann dann alles aus den Maschinen werden?|Samuel Butler|''Erewhon''|ref=<ref>„There is no security ... against the ultimate development of mechanical consciousness, in the fact of machines possessing little consciousness now. A mollusc has not much consciousness. Reflect upon the extraordinary advance which machines have made during the last few hundred years, and note how slowly the animal and vegetable kingdoms are advancing. The more highly organised machines are creatures not so much of yesterday, as of the last five minutes, so to speak, in comparison
with past time. Assume for the sake of argument that conscious beings have existed for some twenty million years: see what strides machines have made in the last thousand! May not the world last twenty million years longer? If so, what will they not in the end become?“<br />Samuel Butler: ''[http://en.wikisource.org/wiki/Erewhon/Chapter_23 Erewhon; Or, over the Range'', Chapter 23: The Book of the Machines], 1872 </ref>}}
 
Durch die weitere Entwicklung der [[Medizin]] und des maschinellen „Denkens“ wird etwa ab dem Jahr [[2200]] namentlich von [[Amerika]] eine [[Unterdrückung des Denkens]] ausgehen. Ein entsprechendes Gegengewicht gegen diese Tendenzen kann - und wird - nur durch die [[Geisteswissenschaft]] gefunden werden können.
 
{{GZ|Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das Jahr
2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine
Art von Verbot für alles Denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz,
welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken.
Auf der einen Seite ist ein Anfang dazu gegeben in dem,
was heute die rein materialistische Medizin macht, wo ja auch nicht
mehr die Seele wirken darf, wo nur auf Grundlage des äußeren
Experiments der Mensch wie eine Maschine behandelt wird...
 
Man muß eben wissen,
daß in allem Materiellen Geistiges ist und daß durch die Erkenntnis
des Geistes auch nur allein das Materielle geheilt werden kann.
Aber das soll ausgeschaltet werden, das Geistige, von der ganzen
Welt. Das ist einer der Anfänge.
 
Einer der anderen Anfänge: Wir haben ja heute schon Maschinen
zum Addieren, Subtrahieren: nicht wahr, das ist sehr bequem, da
braucht man nicht mehr zu rechnen. Und so wird man es auch
machen mit allem. Das wird nicht lange dauern, ein paar Jahrhunderte
— dann ist alles fertig; dann braucht man nicht mehr zu
denken, nicht mehr zu überlegen, sondern man schiebt. Zum Beispiel
da steht: «330 Ballen Baumwolle Liverpool», so überlegt man
heute sich da noch etwas, nicht wahr? Aber dann schiebt man bloß,
und die Geschichte ist ausgemacht. Und damit nicht gestört wird das
feste Gefüge des sozialen Zusammenhangs der Zukunft, werden
Gesetze erlassen werden, auf denen nicht direkt stehen wird: Das
Denken ist verboten, aber die die Wirkung haben werden, daß alles
individuelle Denken ausgeschaltet wird. Das ist der andere Pol, dem
wir entgegen arbeiten. Dagegen ist das Leben heute immerhin nicht
gar so unangenehm. Denn wenn man nicht über eine gewisse Grenze
hinausgeht, so darf man ja heute noch denken, nicht wahr? Allerdings
eine gewisse Grenze überschreiten darf man ja nicht, aber
immerhin, innerhalb gewisser Grenzen darf man noch denken. Aber
das, was ich geschildert habe, das steckt in der Entwickelung des
Westens, und das wird kommen durch die Entwickelung des Westens.
 
Also in diese ganze Entwickelung muß sich auch die geisteswissenschaftliche
Entwickelung hineinstellen. Das muß sie klar und
objektiv durchschauen. Sie muß sich klar sein, daß das, was heute
wie ein Paradoxon erscheint, geschehen wird: ungefähr im Jahre
2200 und einigen Jahren wird eine Unterdrückung des Denkens in
größtem Maßstabe auf der Welt losgehen, in weitestem Umfange.
Und in diese Perspektive hinein muß gearbeitet werden durch Geisteswissenschaft.
Es muß soviel gefunden werden — und es wird gefunden
werden —, daß ein entsprechendes Gegengewicht gegen diese
Tendenzen da sein kann in der Weltenentwickelung.|167|97ff}}
 
Hinter dieser Entwicklung stehen ganz deutlich [[ahriman]]ische Mächte. [[Ahriman]] will die ganze [[Erde (Planet)|Erde]] in einen von [[Maschine]]n erfüllten Planeten verwandel, in eine Art von ''neuem Saturn'', und von hier aus eine neue Entwicklungsreihe beginnen. Heute ist die Zeit gekommen, wo wir uns mit diesen Kräften bewusst auseinandersetzen ''müssen'', um sie letztlich überwinden zu können.
 
{{GZ|Das sind die ahrimanischen Wesenheiten. Diese ahrimanischen Wesenheiten,
die wollen alle Vergangenheit auslöschen und wollen dem
Menschen nur das als ein Ergebnis lassen, was also unmittelbar er auf
der Erde errungen hat...
 
Mit der Erde soll eine neue Evolution
beginnen, die soll ein neuer Saturn sein, dann die Sonne kommen und so
weiter. Das ist das Ideal dieser anderen Wesenheiten. Sie stürmen ins
Unbewußte des Menschen herein, in das Willensleben, das Stoffwechsel-
Gliedmaßenleben, da stürmen sie herein. Sie sind dasjenige Geschlecht
unter den geistigen Wesenheiten, die dem Menschen beibringen wollen
ein besonderes Interesse für alles Mineralisch-Materielle, die dem Menschen
beibringen wollen ein Interesse für alles dasjenige, was zum Beispiel
Äußerlich-Maschinelles, Mechanisches ist. Sie möchten am liebsten
alles dasjenige, was die Erde sich vom alten Monde her mitgebracht
hat, zerstören, möchten, daß die Tierwelt verschwinde, daß die physische
Menschenwelt verschwinde, die Pflanzenwelt verschwinde, daß
vom Mineralreich nur die physischen Gesetze bleiben, aber namentlich,
daß die Menschen von der Erde weggenommen würden; und einen
neuen Saturn aus Maschinen möchten sie bilden, eine neue Welt aus
lauter Maschinen. So soll die Welt dann weitergehen. Das ist eigentlich
ihr Ideal. Auf äußerem wissenschaftlichem Gebiete haben sie das Ideal,
alles zur Materie zu machen, zu mechanisieren.|203|261}}
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Künstliche Intelligenz}}
 
== Literatur ==
 
* [[Thomas Hobbes]]: ''Elemente der Philosophie. Erste Abteilung: Der Körper.'' Übers. u. hrsg. v. Karl Schuhmann. Meiner, Hamburg 1997, ISBN 978-3-7873-1459-1.
* [[Wikipedia:Ray Kurzweil|Ray Kurzweil]]: ''KI - Das Zeitalter der künstlichen Intelligenz'', Carl Hanser Verlag 1993, ISBN 978-3446173750
* [[Wikipedia:John Searle|John Searle]]: ''Die Wiederentdeckung des Geistes'', Artemis & Winkler, München 1993, ISBN 978-3760819440
* [[Wikipedia:Marvin Minsky|Marvin Minsky]]: ''The Society of Mind: Mentopolis'', Klett-Cotta 1994, ISBN 978-3608931174
* [[Wikipedia:Roger Penrose|Roger Penrose]]: ''Shadows of the Mind: A Search for the Missing Science of Consciousness'', Vintage Books, London 1995, ISBN 978-0099582113
* [[Wikipedia:Hans Moravec|Hans Moravec]]: ''Mind Children: The Future of Robot and Human Intelligence'', Harvard University Press 1998, ISBN 978-0674576162
* Hans Moravec: ''Computer übernehmen die Macht. Vom Siegeszug der künstlichen Intelligenz'', Hoffmann und Campe, Hamburg 1999, ISBN 978-3455085754
* Wolfgang Ziegler: ''Neuronale Netze'', entwickler.press, eBook ASIN B0105UIJPC
* [[Wikipedia:Jeff Hawkins|Jeff Hawkins]]: ''Die Zukunft der Intelligenz: Wie das Gehirn funktioniert und was Computer davon lernen können'', Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2006, ISBN 978-3499621673
* Bernd Vowinkel: ''Maschinen mit Bewusstsein - Wohin führt die künstliche Intelligenz?'', Wiley-VCH 2006, ISBN 978-3527406302, eBook ASIN B0096QYU4G
* Ray Kurzweil: ''Das Geheimnis des menschlichen Denkens: Einblicke in das Reverse Engineering des Gehirns'', Lola Books 2014, ISBN 978-3944203065, eBook ASIN B01348W39K
* Ray Kurzweil: ''Menschheit 2.0: Die Singularität naht'', Lola Books 2014, ISBN 978-3944203089, eBook {{ASIN|B0112F25QI}}
* Ray Kurzweil: ''Die Intelligenz der Evolution'', KiWi-Taschenbuch 2016, ISBN 978-3462049428, Kiepenheuer & Witsch eBook, ASIN B01FENJJH2
* [[Wikipedia:Nick Bostrom|Nick Bostrom]]: ''Superintelligenz: Szenarien einer kommenden Revolution'', Suhrkamp Verlag 2016, ISBN 978-3518586846, eBook ASIN B00OTQKXJE
* Klaus Mainzer: ''Künstliche Intelligenz – Wann übernehmen die Maschinen?'' Springer Verlag 2016, ISBN 978-3662484524, eBook {{ASIN|B01CYJHR1Y}}
* Wolfgang Ertel: ''Grundkurs Künstliche Intelligenz'', Springer-Verlag 2016, ISBN 978-3-658-13548-5, eBook ISBN 978-3-658-13549-2
* [[WikipediaEN:Pedro Domingos|Pedro Domingos]]: ''The Master Algorithm: How the Quest for the Ultimate Learning Machine Will Remake Our World'', Penguin 2017, ISBN 978-0141979243, eBook {{ASIN|B06XK8D37J}}
* Christian J. Meier: ''Suppenintelligenz (TELEPOLIS): Die Rechenpower aus der Natur'', Heise Medien GmbH & Co. KG 2017, ISBN 978-3957881014, eBook ASIN B076CQBPMC
* Julian Nida-Rümelin, Nathalie Weidenfeld: ''Digitaler Humanismus: Eine Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz'', Piper 2018, ISBN 978-3492058377, eBook {{ASIN|B07GZPD34T}}
* Toby Walsh: ''It's alive: Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändern wird'', Edition Körber 2018, ISBN 978-3896842664, eBook {{ASIN|B07GWHS12N}}
* Peter Fischer: ''Künstliche Intelligenz: Digitalisierung, neuronale Programmierung, Industrie 4.0 & Deep learning'', Independently published 2018, ISBN 978-1728834597, eBook {{ASIN|B07JGFX5ZL}}
* Hans Bonneval: Revolution im Denken: Rudolf Steiner. Warum Computer nicht denken können, BoD, Norderstedt 2017
* Paul Emberson: ''Maschinen und Menschengeist'', The DewCross Centre for Moral Technology, Edinburgh 2013
* Paul Emberson: ''Von Gondishapur bis Silicon Valley'' Band I, Etheric Dimensions Press, Schweiz und Schottland 2012 - [http://ipwebdev.com/hermit/counter-silicon.html kritische Betrachtung: ''A well intended very flawed Book'']
* Paul Emberson: ''From Gondishapur to Silicon Valley'', Volume II, Etheric Dimensions Press, Switzerland and Scottland 2014 (deutsche Übersetzung in Vorbereitung)
* [[Rudolf Steiner]], Andreas Neider (Hrsg.): ''Der elektronische Doppelgänger und die Entwicklung der Computertechnik'', Futurum Verlag 2013, ISBN 978-3856363642; Kindle Edition 2015, ASIN B0195VK6WG
* Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
* Rudolf Steiner: ''Gegenwärtiges und Vergangenes im Menschengeiste'', [[GA 167]] (1962), ISBN 3-7274-1670-X {{Vorträge|167}}
* Rudolf Steiner: ''Die Verantwortung des Menschen für die Weltentwickelung durch seinen geistigen Zusammenhang mit dem Erdplaneten und der Sternenwelt'', [[GA 203]] (1989), ISBN 3-7274-2030-8 {{Vorträge|203}}
 
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|120265796}}
* [http://nsi.edu/users/baars/ Homepage am Neuroscience Institute]


* [http://noetic.org/blog/communications-team/loving-artificial Loving Artificial Intelligence]
== Einzelnachweise ==
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== Einzelnachweise ==
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Version vom 15. Mai 2018, 15:41 Uhr

Bernard J. Baars (* 1946 in Amsterdam, Niederlande) ist ein US-amerikanischer Kognitionswissenschaftler, der durch seine Global Workspace Theory (Theorie des globalen Arbeitsraums) des Bewusstseins bekannt wurde.

Leben

Bereits als Kind zog Baars in die USA, wo er 1970 seinen Bachelor in Psychologie an der University of California erwarb. Nach einem PhD in Kognitionspsychologie an der gleichen Universität lehrte Baars an der State University of New York und der University of California. Seit 2001 ist er Senior Fellow für theoretische Neurobiologie am The Neurosciences Institute in La Jolla bei San Diego. Von 1994 bis 1996 war Baars Gründungspräsident der Association for the Scientific Study of Consciousness (ASSC).[1]

Werk

Bekannt wurde Baars durch seine Global Workspace Theory (Theorie des globalen Arbeitsraums), die er bereits 1986 in dem Buch A cognitive theory of consciousness mit dem Ziel formulierte, einen kognitionswissenschaftlichen Zugang zum Phänomen des Bewusstseins zu liefern.[2] Baars’ Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass weite Teile der menschlichen Informationsverarbeitung unbewusst ablaufen und nur ein Bruchteil der aufgenommenen Informationen ins Bewusstsein gelangt. Dabei zeichnen sich nach Baars die bewusst gemachten Informationen dadurch aus, dass sie dem Menschen in einer besonderen Weise zur Verfügung stehen: Eine bewusst gewordene Information kann etwa mit Gedächtnis- oder Wahrnehmungsinhalten abgeglichen werden und als Grund für motorische oder sprachliche Aktionen dienen. Eine derart allgemeine Verfügbarkeit findet man bei unbewussten Informationen nicht, die etwa häufig unabhängig vom Wissen zu einer bestimmten Reaktion führen oder nicht sprachlich artikuliert werden können. Bewusstseinsinhalte sind nach Baars also wesentlich dadurch ausgezeichnet, dass sie anderen kognitiven Systemen zur Weiterverarbeitung in einem globalen Arbeitsraum präsentiert werden. In diesem Sinne erklärt Baars:

The narrow limits of consciousness have a compensating advantage: consciousness seems to act as a gateway, creating access to essentially any part of the nervous system. Even single neurons can be controlled by way of conscious feedback. Conscious experience creates access to the mental lexicon, to autobiographical memory, and to voluntary control over automatic action routines.[3]

Die engen Grenzen des Bewusstseins bieten einen ausgleichenden Vorteil: Das Bewusstsein scheint wie ein Tor zu funktionieren, das Zugang zu jedem Teil des Nervensystems bildet. Sogar einzelne Neurone können durch bewusstes Feedback kontrolliert werden. Bewusste Erfahrungen schaffen Zugang zum mentalen Lexikon, dem autobiographischen Gedächtnis und der willentlichen Kontrolle über automatisierte Handlungsroutinen.

Wirkung

Baars’ Theorie hat auf verschiedene Weisen in die Kognitionswissenschaften gewirkt. Zum einen ergänzt sich sein Ansatz mit den kognitiven Architekturen, die Ergebnisse der kognitiven Psychologie in einem umfassenden Computermodell zusammenzufassen. Solche Architekturen haben das Ziel, menschliche Informationsverarbeitungsprozesse zu simulieren. Dabei bestehen die Modelle häufig aus einer Reihe Modulen, die um eine zentrale Verarbeitungseinheit organisiert sind. Eine derartige zentrale Verarbeitungseinheit entspricht in etwa dem globalen Arbeitsraum im Sinne von Baars. Wirksam ist Baars’ Theorie in der kognitiven Neurowissenschaft. So hat etwa Stanislas Dehaene in den letzten Jahren versucht, Baars’ Ansatz durch Erkenntnisse aus der Hirnforschung zu stützen.[4]

Die Theorie des globalen Arbeitsraums hat auch in die Philosophie des Geistes gewirkt, so ist etwa Ned Blocks Unterscheidung zwischen access consciousness (Zugangsbewusstsein) und pheonomenal consciousness (phänomenales Bewusstsein) beeinflusst.[5] Das Zugangsbewusstsein ist durch die Merkmale charakterisiert, die Baars in seinem Global Workspace Model beschreibt. So ist sich eine Person ihrer Angst im Sinne des Zugangsbewusstseins bewusst, wenn sie etwa sagen kann „Ich habe Angst.“ oder auf ihre Angst als expliziten Gedächtnisinhalt zurückgreifen kann. Als phänomenales Bewusstsein gilt hingegen der Erlebnisgehalt des Bewusstseins, etwa das subjektive Erleben von Angst. Der Begriff des phänomenalen Bewusstseins deckt sich daher weitgehend mit dem Begriff der Qualia. Akzeptiert man Blocks Unterscheidung, so ergeben sich zugleich Erklärungsgrenzen von Baars’ Modell. Die Global Workspace Theory kann allenfalls eine Erklärung für das Zugangsbewusstsein bieten, ein Erklärungsansatz für das phänomenale Bewusstsein wird nicht geliefert.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Bernard Baars: The cognitive revolution in psychology, NY: Guilford Press, 1986, ISBN 0-89862-912-8.
  • Bernard Baars: A cognitive theory of consciousness, NY: Cambridge University Press 1988, ISBN 0-521-30133-5.
  • Bernard Baars: The experimental psychology of human error: Implications for the architecture of voluntary control, NY: Plenum Press, Series on Cognition and Language, 1992, ISBN 0-306-43866-6
  • Bernard Baars: In the Theater of Consciousness: The Workspace of the Mind, NY: Oxford University Press, 1997, ISBN 0-19-514703-0.
  • Bernard Baars and Nicole M. Gage: Cognition, Brain and Consciousness: An Introduction to Cognitive Neuroscience, London: Elsevier/Academic Press, 2007, ISBN 978-0-12-373677-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Curriculum vitae (Memento vom 31. August 2006 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis)
  2. Bernard Baars: A cognitive theory of consciousness, NY: Cambridge University Press 1988, ISBN 0-521-30133-5.
  3. Bernard Baars: In the Theater of Consciousness. In: Journal of Consciousness Studies, 4, No. 4, 1997, S. 292–309.
  4. Dehaene, S. and Naccache, L.: Towards a cognitive neuroscience of consciousness: Basic evidence and a workspace Framework. In: Cognition, 2001, S. 1–37.
  5. Ned Block: On a Confusion about a Function of Consciousness. In: The Behavioral and Brain Sciences, 1995.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Bernard Baars aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.