Fruchtknoten

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Fruchtknoten von Fallopia convolvulus während der Befruchtung
fs stielartige Basis des Fruchtknotens, fu Funiculus, cha Chalaza, nu Nucellus, mi Mikropyle, ii inneres Integument, ie äußeres Integument, e Embryosack, ek Kern des Embryosacks, ei Eiapparat, an Antipoden, g Griffel, n Narbe, p Pollenkörner, ps Pollenschläuche
(48-fache Vergrößerung)
Schematische Darstellung einer Blüte mit perigyner Blütenhülle (= „mittelständiger“ Fruchtknoten):
1. Kelchförmiger Blütenboden (Receptaculum) der den Blütenbecher oder Hypanthium bildet
2. Kelchblätter (Sepalen)
3. Kronblätter (Petalen)
4. Staubblätter (Stamina)
5. Stempel (Pistill)

Als Fruchtknoten oder Ovar bezeichnet man in der Botanik den bauchigen Teil des Stempels, in dem sich die Samenanlage mit den Eizellen befindet. Einen Fruchtknoten gibt es nur bei Bedecktsamern.

Beschreibung

Ein Fruchtknoten besteht aus einem (monomer) (monocarp)[1] oder mehreren (polymer) verwachsenen Fruchtblättern (coenokarp). Der Fruchtknoten kann einfächrig, ungekammert (nicht/wenig durch echte Scheidewände gefächert coenokarp und parakarp; wandständige Plazentation , lysikarp freie zentrale Plazentation) oder gefächert, gekammert sein (coenokarp und synkarp; vollständig unterteilt mit Septen oder auch holocoenokarp, eusynkarp) (teilweise, unvollständig verwachsen hemicoenokarp). Es können auch mehrere, untereinander unverwachsene Fruchtblätter, gleichzeitig vorhanden sein (apokarp, chorikarp). Auch können mehrere verwachsene Fruchtknoten gleichzeitig vorhanden sein.

Nach der Befruchtung der Eizelle durch den generativen Zellkern des Pollenschlauchs entwickelt sich in der Samenanlage des Fruchtknotens der Pflanzenembryo, der im Samen eingeschlossen ist. Aus der Fruchtknotenwand entwickelt sich oft bei der Reifung der Frucht das Fruchtfleisch, wie zum Beispiel bei der Kirsche.

Die Stellung der Samenanlagen wird als Plazentation bezeichnet.

r Receptaculum, s Kelch, p Krone,
a Androeceum, g Stempel
I oberständig, II halbunterständig, III unterständig

Man unterscheidet je nach Lage des Fruchtknotens und Ausformung im Blütenboden verschiedene Formen:

  • Der oberständige Fruchtknoten (hypogyn) steht auf dem Blütenboden und die Kelch-, Kron- und Staubblätter setzen unterhalb des Fruchtknotens an. Der Blütenboden kann auch mit einem Internodium ausgebildet sein, welches den Fruchtknoten anhebt; gynophor, androgynophor und blütentragend (anthophor).
  • Beim halbunterständigen (halboberständigen) Fruchtknoten (epihypogyn, perigyn) ist das Gynoeceum in seiner unteren Hälfte mit dem relativ kurzen Blütenbecher (Hypanthium) verwachsen, in der oberen dagegen frei. Die übrigen Blütenteile entspringen in der Mitte des Fruchtknotens.
  • Der mittelständige Fruchtknoten (perigyn) ist in den Blütenboden (Blütenbecher, Hypanthium) eingesenkt ohne mit diesem zu verwachsen (perigynes Hypanthium). Die übrigen Blütenteile entspringen dem Rande des Hypanthiums, welches das Gynoeceum umgibt.
  • Der unterständige Fruchtknoten (epigyn) ist in den Blütenboden (Hypanthium) eingesenkt und mit ihm verwachsen (gynoeceales Hypanthium) und die übrigen Blütenteile setzen oberhalb des Fruchtknotens an. Er kann aber auch unterhalb des Hypanthiums verwachsen sein (epiperigyn). Oder es kann oberhalb des underständigen Fruchtknotens ein stark verlängertes Hypanthium ansetzen, wie bei den Nachtkerzen (Oenothera), dann nennt man dies Hypanepigyn.[2]
  • Eine spezielle Form ist die Ausformung des Blütenbodens als Staubblattträger (androphor), hier sitzen die Staubblätter oben und die Kelchblätter unten am Hypanthium. Der Fruchtknoten ist hier auch mit dem Hypanthium verwachsen (gynoeceales Hypanthium).
  • Gynoeceales und perigynes Hypanthium, dies ist eine Mischung aus mittel- und underständigem Fruchtknoten (epihypoperigyn)[3]. Der verwachsene Fruchtknoten (gynoeceales Hypanthium) ist tiefer, als beim unterständigen Fruchtknoten, in den Blütenboden (Blütenbecher, Hypanthium) eingesenkt, die übrigen Blütenteile entspringen dem Rande des Hypanthiums.[4]
  • Ein gestielter Fruchtknoten (stipitate) ist nicht das Gleiche wie ein gynophorer, hier bildet ein verengter Basalteil des Fruchtknotens einen Stiel.

Das Receptaculum wächst auch mit einem Internodium gynophor, androgynophor und blütentragend (anthophor) oder als gynoeceales Hypanthium; als Staubblattträger (androphor) oder blütenbecherförmig (epigyn). Der Fruchtknoten kann auch unterhalb des Hypanthiums verwachsen sein (epiperigyn).

Unterschied zwischen gynophorem und gestieltem Fruchtknoten

Siehe auch

Literatur

  • Peer Schilperoord: Plastizität des Blütenbodens und des Fruchtknotens – Unterständigkeit. In: Elemente der Nautrwissenschaft. 99, 2013, S. 21–36, online (PDF; 2,72 MB), auf urpflanze.ch, abgerufen am 7. Juni 2017.
  • Michael G. Simpson: Plant Systematics. Academic Press, 2006, ISBN 978-0-12-644460-5.

Einzelnachweise

  1. Ernst Hallier: Schule der systematischen Botanik. W. G. Korn, 1878, S. 62.
  2. Albert E. Radford u. a.: Fundamentals of plant systematics. Harper & Row, 1986, ISBN 978-0-06-045305-3, S. 426.
  3. Michael G. Simpson: S. 377.
  4. Peer Schilperoord.


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