Wolf Singer: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wolf Joachim Singer''' (* [[Wikipedia:9. März|9. März]] [[Wikipedia:1943|1943]] in [[Wikipedia:München|München]]) ist ein deutscher [[Neurophysiologe]].
'''Wolf Joachim Singer''' (* [[Wikipedia:9. März|9. März]] [[Wikipedia:1943|1943]] in [[Wikipedia:München|München]]) ist ein deutscher [[Neurophysiologe]].


== Leben ==
== Leben und Forschungstätigkeit ==


Wolf Singer studierte ab 1962 an der [[Wikipedia:Ludwig-Maximilians-Universität München|Ludwig-Maximilians-Universität München]] [[Medizin]],  wo er 1968 mit der Arbeit ''Die Funktion der telencephalen Kommissuren für bilaterale Synchronisierung des EEG'' promovierte. 1975 [[Wikipedia:Habilitation|habilitierte]] er sich an der [[Wikipedia:Technische Universität München|Technischen Universität München]] für das Fach [[Physiologie]].  
Wolf Singer studierte ab 1962 an der [[Wikipedia:Ludwig-Maximilians-Universität München|Ludwig-Maximilians-Universität München]] [[Medizin]],  wo er 1968 mit der Arbeit ''Die Funktion der telencephalen Kommissuren für bilaterale Synchronisierung des EEG'' promovierte. 1975 [[Wikipedia:Habilitation|habilitierte]] er sich an der [[Wikipedia:Technische Universität München|Technischen Universität München]] für das Fach [[Physiologie]].  


1981 wurde Singer zum Direktor der ''Abteilung für Neurophysiologie'' am [[Wikipedia:Max-Planck-Institut für Hirnforschung|Max-Planck-Institut für Hirnforschung]] in [[Wikipedia:Frankfurt am Main|Frankfurt am Main]] berufen. Zusammen mit [[Wikipedia:Walter Greiner|Walter Greiner]] und [[Wikipedia:Horst Stöcker|Horst Stöcker]] begründete er 2004 das ''[[Wikipedia:Frankfurt Institute for Advanced Studies]]'' (FIAS) und das ''Brain Imaging Center'' (BIC) sowie 2006 das [[Wikipedia:Ernst-Strüngmann-Forum|Ernst-Strüngmann-Wissenschaftsforum]] und das [[Wikipedia:Ernst Strüngmann Institut|Ernst Strüngmann Institut]] (ESI).
1981 wurde Singer zum Direktor der ''Abteilung für Neurophysiologie'' am [[Wikipedia:Max-Planck-Institut für Hirnforschung|Max-Planck-Institut für Hirnforschung]] in [[Wikipedia:Frankfurt am Main|Frankfurt am Main]] berufen. Zusammen mit [[Wikipedia:Walter Greiner|Walter Greiner]] und [[Wikipedia:Horst Stöcker|Horst Stöcker]] begründete er 2004 das ''[[Wikipedia:Frankfurt Institute for Advanced Studies|Frankfurt Institute for Advanced Studies]]'' (FIAS) und das ''Brain Imaging Center'' (BIC) sowie 2006 das [[Wikipedia:Ernst-Strüngmann-Forum|Ernst-Strüngmann-Wissenschaftsforum]] und das [[Wikipedia:Ernst Strüngmann Institut|Ernst Strüngmann Institut]] (ESI).


Als [[Neurowissenschaften|Neurowissenschaftler]] vertritt Singer einen kompromisslosen [[Naturalismus]] und dem [[Mensch]]en dezidiert die [[Willensfreiheit]] ab. Bekannt wurde er in der Öffentlichkeit vor allem durch seine Aussage: „''Verschaltungen legen uns fest: Wir sollten aufhören, von Freiheit zu sprechen''“<ref>Wolf Singer in:  Christian Geyer (Hrsg.): ''Hirnforschung und Willensfreiheit'', 2004, S. 30ff.</ref> Singer fordert entsprechende [[Ethik|ethische]] und [[Rechtsleben|juristische]] Konsequenzen bezüglich der [[Schuld]]fähigkeit des Menschen.
Schwerpunktsmäßig untersucht Singer vor allem die [[neuron]]alen [[Prozess]]e, die mit komplexeren [[Kognition|kognitiven]] [[Fähigkeit]]en zusammenhängen, insbesondere mit der [[Visuelle Wahrnehmung|visuellen Wahrnehmung]]. Sein besonderes Interesse gilt dabei auch dem sog. [[Bindungsproblem]], bei dem es um die Frage geht, durch welche neuronalen Vorgänge die Vielzahl der [[Sinneswahrnehmung|Sinneseindrücke]] zu einer einheitlichen [[Wahrnehmung]] verbunden werden. Einer der wesentlichen Koordinationsmechanismen scheint dabei die Synchronisation der neuronalen Aktivität durch Phasenkopplung ({{EnS|''phase-locking''}}) selbsterregter Netzwerkoszillationen zu sein.<ref>{{Scholarpedia|Binding by synchrony|Wolf Singer}}</ref>. Nach theoretischen Vorarbeiten von P. M. Milner<ref>Milner, P. M.: ''A model for visual shape recognition''. Psychological Review. 1974; 81(6), 521-535. </ref> (1974), S. Grossberg<ref>Grossberg, S.: ''Adaptive pattern classification and universal recoding, II: Feedback, expectations, olfaction, and illusions''. Biol. Cybernetics, 187-202.</ref> (1976) und [[Wikipedia:Christoph von der Malsburg|Christoph von der Malsburg]] (1981) gelang 1986 im Labor von Wolf Singer mit der Entdeckung synchroner 40 Hertz-Schwingungen erstmals eine experimentelle Bestätigung<ref>Gray, C. M., Singer, W. (1989) [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC286768/pdf/pnas00245-0276.pdf pdf]</ref>. Die synchronisierten Impulse werden in einem engen Zeitfenster im Bereich von Millisekunden übermittelt und verarbeitet und bewirken eine nutzungsabhängige Modifikation der synaptischen Wirksamkeit, die mit der gleichen hohen zeitlichen Auflösung wie der Synchronisationsmechanismus erfolgt<ref>Singer 1999, p. 64</ref>.
 
Als [[Neurowissenschaften|Neurowissenschaftler]] vertritt Singer einen kompromisslosen [[Naturalismus]] und spricht dem [[Mensch]]en dezidiert die [[Willensfreiheit]] ab. Bekannt wurde er in der Öffentlichkeit vor allem durch seine Aussage: „''Verschaltungen legen uns fest: Wir sollten aufhören, von Freiheit zu sprechen''“<ref>Wolf Singer in:  Christian Geyer (Hrsg.): ''Hirnforschung und Willensfreiheit'', 2004, S. 30ff.</ref> Singer fordert entsprechende [[Ethik|ethische]] und [[Rechtsleben|juristische]] Konsequenzen bezüglich der [[Schuld]]fähigkeit des Menschen.


== Zur Kritik ==
== Zur Kritik ==
Das Gehirn ist nicht kausal geschlossen, so der Philosoph und Anthroposoph [[Joachim Stiller]]. Wäre der Mensch vollständig determinert, würde er sich neimals als Subjekt erleben, sondern immer nur als passiver Beobachter fremder Mechanismen. Und das sei tatsächlich nicht der Fall. Der Mensch "erlebt" sich grundsätzlich als Subjekt und damit als frei. Diese Diskrepanz kann Singer aber nicht erklären. Das kann nur mindestens ein Dualismus, wenn nicht sogar notwendig ein Pluralismus. Und da ist das letzte Wort eben noch lange nicht gesprochen.
Das Gehirn ist nicht kausal geschlossen, so der Philosoph und Anthroposoph [[Joachim Stiller]]. Wäre der Mensch vollständig determinert, würde er sich niemals als Subjekt erleben, sondern immer nur als passiver Beobachter fremder Mechanismen. Und das sei tatsächlich nicht der Fall. Der Mensch "erlebt" sich grundsätzlich als Subjekt und damit als frei. Diesen Widerspruch kann Wolf Singer aber nicht auflösen, ohne dass es zu einem [[Infiniter Regress|unendlichen Regress]] kommt. Das kann nur mindestens ein [[Dualismus]], wenn nicht sogar notwendig ein [[Pluralismus]].


== Werke (Auswahl) ==
== Werke (Auswahl) ==
* 1968 ''Die Bedeutung der Vorderhirnkommissuren für die Koordination bilateraler EEG-Muster''. [[Wikipedia:Ludwig-Maximilians-Universität München|Ludwig-Maximilians-Universität München]]. (Dissertation)
* ''Die Bedeutung der Vorderhirnkommissuren für die Koordination bilateraler EEG-Muster''. [[Wikipedia:Ludwig-Maximilians-Universität München|Ludwig-Maximilians-Universität München]] 1968 (Dissertation) {{doi|10.1007/BF00239029}}
* 1974 ''Über den Einfluss zentrifugaler Projektionssysteme auf die Leistungen eines sensorischen Thalamuskernes, dargestellt am Beispiel des visuellen Systems''. [[Wikipedia:Technische Universität München|Technische Universität München]] (Habilitationsschrift).
* ''Über den Einfluss zentrifugaler Projektionssysteme auf die Leistungen eines sensorischen Thalamuskernes, dargestellt am Beispiel des visuellen Systems''. [[Wikipedia:Technische Universität München|Technische Universität München]] 1974 (Habilitationsschrift)
* 2002 [http://www.philosophie.uni-mainz.de/metzinger/publikationen/Interview_Brennpunkt.pdf ''Ein Frontalangriff auf unsere Menschenwürde.'']; (PDF; 169&nbsp;kB) Gemeinsames Interview mit [[Thomas Metzinger]] im Magazin [http://www.gehirn-und-geist.de/artikel/831956 Gehirn&Geist 4/2002], S. 32–35, repr. in: [http://www.spektrumverlag.de/artikel/853823 G&G ''Dossier 2003''] mit dem Titel „Angriff auf das Menschenbild. Hirnforscher suchen neue Antworten auf alte philosophische Fragen.“ S. 68–71.
* ''Der Beobachter im Gehirn.'' Essays zur Hirnforschung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002 (''stw 1571'') ISBN 3-518-29171-8
* 2002 ''Der Beobachter im Gehirn.'' Essays zur Hirnforschung. Suhrkamp, Frankfurt am Main (''stw 1571'') ISBN 3-518-29171-8
* ''Ein neues Menschenbild?'' Gespräche über Hirnforschung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003 (''stw 1596'') ISBN 3-518-29196-3  
* 2003 ''Ein neues Menschenbild?'' Gespräche über Hirnforschung. Suhrkamp, Frankfurt am Main (''stw 1596'') ISBN 3-518-29196-3
* ''Verschaltungen legen uns fest. Wir sollten aufhören, von Freiheit zu sprechen.'' In: Geyer, Christian (Hrsg.): ''Hirnforschung und Willensfreiheit.'' Zur Deutung der neuesten Experimente. Suhrkamp, Frankfurt 2004, ISBN 978-3518123874, S. 30–65
* 2004 [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hirnforschung-keiner-kann-anders-als-er-ist-1147780.html ''Keiner kann anders als er ist.''] Verschaltungen legen uns fest. Wir sollten aufhören, von Freiheit zu reden. [[Wikipedia:Frankfurter Allgemeine Zeitung|Frankfurter Allgemeine Zeitung]], Nr. 6 vom 8. Januar 2004, S. 33 ([http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hirnforschung-keiner-kann-anders-als-er-ist-1147780.html DF ''hier''])<ref>ein Artikel, der wie oben erwähnt in der gedruckten Fassung mit dem programmatischen ''Untertitel'' erschien ''Verschaltungen legen uns fest. Wir sollten aufhören, von Freiheit zu reden.'' Real handelt es sich dabei um einen Ausschnitt aus [http://www.mpih-frankfurt.mpg.de/global/Bilder/FAZ.pdf ''diesem Teil'' (]) eines wesentlich umfangreicheren Artikels, der kurz darauf m.&nbsp;d.&nbsp;T. [http://www.mpih-frankfurt.mpg.de/global/Np/Pubs/Menschenbild.pdf ''Selbsterfahrung und neurobiologische Fremdbeschreibung'' (]) in der DZPhil 52, 2, 2004: 235–255, publiziert wurde. Dieser Fachartikel wiederum wurde komplett und noch im selben Jahr auch der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich gemacht, jedoch nicht unter seinem Originaltitel, sondern unter dem Titel:
* mit [[Wikipedia:Matthieu Ricard|Matthieu Ricard]]: ''Hirnforschung und Meditation'' – Ein Dialog. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008 (''eu 4'') ISBN 3-518-26004-9 <ref>[http://www.faz.net/-gr6-x4yg Rez. ''hier''] ([http://www.faz.net/-gr6-x7xn a. ''hier'']); Singers Reaktion darauf samt Entgegnung des Rezensenten [http://www.faz.net/-gqz-ztlw ''hier''] und dessen Schlusswort zu einer daraufhin massiv eingesetzten Diskussion mit Links zu den Beiträgen weiterer Diskussionspartner [http://www.faz.net/-gsf-10cpe ''hier''].</ref>
''Verschaltungen legen uns fest. Wir sollten aufhören, von Freiheit zu sprechen''. (s. nä. Eintrag)</ref>
* ''Heute weiß ich weniger über das Gehirn, als ich vor 20 Jahren zu wissen glaubte'' – in [[Wikipedia:Matthias Eckoldt|Matthias Eckoldt]]: ''Kann das Gehirn das Gehirn verstehen?'', [[Wikipedia:Carl-Auer-Verlag|Carl-Auer-Verlag]] 2013, ISBN 978-3849700027
* 2004 ''Verschaltungen legen uns fest. Wir sollten aufhören, von Freiheit zu sprechen.'' In: Geyer, Christian (Hrsg.): ''Hirnforschung und Willensfreiheit.'' Zur Deutung der neuesten Experimente. Suhrkamp, Frankfurt 2004, S. 30–65<ref>ein TB der Reihe ''Edition Suhrkamp'' (Nr. 2387), in dem dieser FAZ-Redakteur die – nach dem Prinzip der ''[[Wikipedia:Paradoxe Intervention|paradoxen Interventionen]]'' – trotzdem zustandegekommene und ausgesprochen umfangreiche Debatte in der FAZ (unter Einschluss einiger unabhängig davon anderenorts publizierten Artikel) dokumentiert. Singer lässt die Vermarktung seiner Arbeit [http://www.mpih-frankfurt.mpg.de/global/Np/Pubs/singeressays_d.htm ''hier''] dokumentieren; s. dazu auch die [http://www.sprache-werner.info/Einleit_Vorbem.1966.html ''Einleitenden Bemerkungen''] zu einem [http://www.sprache-werner.info/Off_Brief_Singer.1967.html ''Offenen Brief''] auf den ursprünglichen F.A.Z.-Artikel.</ref>
* mit Matthieu Ricard: ''Jenseits des Selbst : Dialoge zwischen einem Hirnforscher und einem buddhistischen Mönch'', Berlin: Suhrkamp 2017, ISBN 978-3-518-42571-8
* 2007 {{Scholarpedia|http://www.scholarpedia.org/article/Binding_by_Synchrony|Binding by Synchrony}}
 
* 2008 mit [[Wikipedia:Matthieu Ricard|Matthieu Ricard]]: ''Hirnforschung und Meditation'' – Ein Dialog. Suhrkamp, Frankfurt am Main(''eu 4'') ISBN 3-518-26004-9 <ref>[http://www.faz.net/-gr6-x4yg Rez. ''hier''] ([http://www.faz.net/-gr6-x7xn a. ''hier'']); Singers Reaktion darauf samt Entgegnung des Rezensenten [http://www.faz.net/-gqz-ztlw ''hier''] und dessen Schlusswort zu einer daraufhin massiv eingesetzten Diskussion mit Links zu den Beiträgen weiterer Diskussionspartner [http://www.faz.net/-gsf-10cpe ''hier''].</ref>
=== Publikationen ===
* 2013 ''Heute weiß ich weniger über das Gehirn, als ich vor 20 Jahren zu wissen glaubte'' – in [[Wikipedia:Matthias Eckoldt|Matthias Eckoldt]] ''Kann das Gehirn das Gehirn verstehen?'', [[Wikipedia:Carl-Auer-Verlag|Carl-Auer-Verlag]]
 
* 2017 mit Matthieu Ricard: ''Jenseits des Selbst : Dialoge zwischen einem Hirnforscher und einem buddhistischen Mönch'', Berlin: Suhrkamp 2017, ISBN 978-3-518-42571-8.
* Gray, C. M., Singer, W.: ''Stimulus-specific neuronal oscillations in orientation columns of cat visual cortex'', in: Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 1989; 86, pp. 1698-1702 {{doi|10.1073/pnas.86.5.1698}} [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC286768/pdf/pnas00245-0276.pdf pdf]
* Charles M. Gray, Peter König, Andreas K. Engel & Wolf Singer: ''Oscillatory responses in cat visual cortex exhibit inter-columnar synchronization which reflects global stimulus properties'', in: Nature volume 338 (1989), pp. 334–337 {{doi|10.1038/338334a0}} [https://www.researchgate.net/profile/Peter_Koenig/publication/20234320_Oscillatory_Responses_in_Cat_Visual_Cortex_Exhibit_Inter-columnar_Synchronization_Which_Reflects_Global_Stimulus_Properties/links/02bfe50f64f0073e7d000000/Oscillatory-Responses-in-Cat-Visual-Cortex-Exhibit-Inter-columnar-Synchronization-Which-Reflects-Global-Stimulus-Properties.pdf?origin=publication_detail pdf]
* Wolf Singer: ''The formation of cooperative cell assemblies in the visual cortex'', in: Journal of Experimental Biology 153 (1990), pp. 177-197 [https://pdfs.semanticscholar.org/0e8b/259d8294d88bcc7a69466550514210195596.pdf pdf]
* Wolf Singer: ''Synchronization of cortical activity and its putative role in information processing and learning'', in: Annual Review of Physiology, 55 (1993), pp. 349-374 {{doi|10.1146/annurev.ph.55.030193.002025}}
* Wolf Singer: ''Visual feature integration and the temporal correlation hypothesis'', in: Annual review of physiology 18 (1995), pp. 555-586 {{doi|10.1146/annurev.ne.18.030195.003011}}
* Wolf Singer: ''Neuronal synchrony: a versatile code for the definition of relations?'', in: Neuron 1999 Sep;24(1), pp. 49-65, 111-125 {{doi|10.1016/S0896-6273(00)80821-1}} [https://www.cell.com/neuron/pdf/S0896-6273(00)80821-1.pdf pdf]
* Andreas K. Engel, Pascal Fries & Wolf Singer: ''Dynamic predictions: Oscillations and synchrony in top–down processing'', in: Nature Reviews Neuroscience 2 (2001), pp. 704–716 {{doi|10.1038/35094565}} [http://www.dankalia.com/science/neu127.pdf pdf]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==


* {{WikipediaDE|Wolf Singer}}
* {{WikipediaDE|Wolf Singer}}
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|124380220}}
* [http://brain.mpg.de/research/singer-emeritus-group.html Wolf Singers Webseiten auf ''brain.mpg.de'']
* [http://www.esi-frankfurt.de/research/singer-lab/ Homepage von Singer am Ernst-Strüngmann-Institut, Frankfurt]
* [http://www.philosophie.uni-muenchen.de/lehreinheiten/philosophie_4/dokumente/jnr_singer.pdf ''Ist der freie Wille bloß eine Illusion?'' (PDF; 45&nbsp;kB)] Streitgespräch mit [[Wikipedia:Julian Nida-Rümelin|Julian Nida-Rümelin]]
* [http://www.philosophie.uni-mainz.de/metzinger/publikationen/Interview_Brennpunkt.pdf ''Ein Frontalangriff auf unsere Menschenwürde.'']; (PDF; 169&nbsp;kB) Gemeinsames Interview mit [[Thomas Metzinger]] im Magazin [http://www.gehirn-und-geist.de/artikel/831956 Gehirn&Geist 4/2002], S. 32–35, repr. in: [http://www.spektrumverlag.de/artikel/853823 G&G ''Dossier 2003''] mit dem Titel „Angriff auf das Menschenbild. Hirnforscher suchen neue Antworten auf alte philosophische Fragen.“ S. 68–71.
* [http://www.spektrum.de/thema/das-manifest/852357 ''Das Manifest.''] Aus: [http://www.gehirn-und-geist.de/artikel/831887 Gehirn & Geist 6/2004], S. 30–37 [https://www.spektrum.de/pdf/gug-04-06-s030-pdf/834924 pdf]
* [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hirnforschung-keiner-kann-anders-als-er-ist-1147780.html ''Keiner kann anders als er ist.''] Verschaltungen legen uns fest. Wir sollten aufhören, von Freiheit zu reden. [[Wikipedia:Frankfurter Allgemeine Zeitung|Frankfurter Allgemeine Zeitung]], Nr. 6 vom 8. Januar 2004, S. 33 ([http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hirnforschung-keiner-kann-anders-als-er-ist-1147780.html online])
* [http://www.goethe.de/ins/ru/lp/kul/dur/wis/tec/de6332222.htm ''Die Zukunft von Mensch und Technologie.''] Interview mit Wolf Singer vom 10. September 2009 auf ''goethe.de''


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />


<references />
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[[Kategorie:Mediziner (20. Jahrhundert)]]
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Aktuelle Version vom 13. November 2018, 15:40 Uhr

Wolf Singer (Oktober 2008)

Wolf Joachim Singer (* 9. März 1943 in München) ist ein deutscher Neurophysiologe.

Leben und Forschungstätigkeit

Wolf Singer studierte ab 1962 an der Ludwig-Maximilians-Universität München Medizin, wo er 1968 mit der Arbeit Die Funktion der telencephalen Kommissuren für bilaterale Synchronisierung des EEG promovierte. 1975 habilitierte er sich an der Technischen Universität München für das Fach Physiologie.

1981 wurde Singer zum Direktor der Abteilung für Neurophysiologie am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main berufen. Zusammen mit Walter Greiner und Horst Stöcker begründete er 2004 das Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) und das Brain Imaging Center (BIC) sowie 2006 das Ernst-Strüngmann-Wissenschaftsforum und das Ernst Strüngmann Institut (ESI).

Schwerpunktsmäßig untersucht Singer vor allem die neuronalen Prozesse, die mit komplexeren kognitiven Fähigkeiten zusammenhängen, insbesondere mit der visuellen Wahrnehmung. Sein besonderes Interesse gilt dabei auch dem sog. Bindungsproblem, bei dem es um die Frage geht, durch welche neuronalen Vorgänge die Vielzahl der Sinneseindrücke zu einer einheitlichen Wahrnehmung verbunden werden. Einer der wesentlichen Koordinationsmechanismen scheint dabei die Synchronisation der neuronalen Aktivität durch Phasenkopplung (eng. phase-locking) selbsterregter Netzwerkoszillationen zu sein.[1]. Nach theoretischen Vorarbeiten von P. M. Milner[2] (1974), S. Grossberg[3] (1976) und Christoph von der Malsburg (1981) gelang 1986 im Labor von Wolf Singer mit der Entdeckung synchroner 40 Hertz-Schwingungen erstmals eine experimentelle Bestätigung[4]. Die synchronisierten Impulse werden in einem engen Zeitfenster im Bereich von Millisekunden übermittelt und verarbeitet und bewirken eine nutzungsabhängige Modifikation der synaptischen Wirksamkeit, die mit der gleichen hohen zeitlichen Auflösung wie der Synchronisationsmechanismus erfolgt[5].

Als Neurowissenschaftler vertritt Singer einen kompromisslosen Naturalismus und spricht dem Menschen dezidiert die Willensfreiheit ab. Bekannt wurde er in der Öffentlichkeit vor allem durch seine Aussage: „Verschaltungen legen uns fest: Wir sollten aufhören, von Freiheit zu sprechen[6] Singer fordert entsprechende ethische und juristische Konsequenzen bezüglich der Schuldfähigkeit des Menschen.

Zur Kritik

Das Gehirn ist nicht kausal geschlossen, so der Philosoph und Anthroposoph Joachim Stiller. Wäre der Mensch vollständig determinert, würde er sich niemals als Subjekt erleben, sondern immer nur als passiver Beobachter fremder Mechanismen. Und das sei tatsächlich nicht der Fall. Der Mensch "erlebt" sich grundsätzlich als Subjekt und damit als frei. Diesen Widerspruch kann Wolf Singer aber nicht auflösen, ohne dass es zu einem unendlichen Regress kommt. Das kann nur mindestens ein Dualismus, wenn nicht sogar notwendig ein Pluralismus.

Werke (Auswahl)

  • Die Bedeutung der Vorderhirnkommissuren für die Koordination bilateraler EEG-Muster. Ludwig-Maximilians-Universität München 1968 (Dissertation) doi:10.1007/BF00239029
  • Über den Einfluss zentrifugaler Projektionssysteme auf die Leistungen eines sensorischen Thalamuskernes, dargestellt am Beispiel des visuellen Systems. Technische Universität München 1974 (Habilitationsschrift)
  • Der Beobachter im Gehirn. Essays zur Hirnforschung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002 (stw 1571) ISBN 3-518-29171-8
  • Ein neues Menschenbild? Gespräche über Hirnforschung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003 (stw 1596) ISBN 3-518-29196-3
  • Verschaltungen legen uns fest. Wir sollten aufhören, von Freiheit zu sprechen. In: Geyer, Christian (Hrsg.): Hirnforschung und Willensfreiheit. Zur Deutung der neuesten Experimente. Suhrkamp, Frankfurt 2004, ISBN 978-3518123874, S. 30–65
  • mit Matthieu Ricard: Hirnforschung und Meditation – Ein Dialog. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008 (eu 4) ISBN 3-518-26004-9 [7]
  • Heute weiß ich weniger über das Gehirn, als ich vor 20 Jahren zu wissen glaubte – in Matthias Eckoldt: Kann das Gehirn das Gehirn verstehen?, Carl-Auer-Verlag 2013, ISBN 978-3849700027
  • mit Matthieu Ricard: Jenseits des Selbst : Dialoge zwischen einem Hirnforscher und einem buddhistischen Mönch, Berlin: Suhrkamp 2017, ISBN 978-3-518-42571-8

Publikationen

  • Gray, C. M., Singer, W.: Stimulus-specific neuronal oscillations in orientation columns of cat visual cortex, in: Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 1989; 86, pp. 1698-1702 doi:10.1073/pnas.86.5.1698 pdf
  • Charles M. Gray, Peter König, Andreas K. Engel & Wolf Singer: Oscillatory responses in cat visual cortex exhibit inter-columnar synchronization which reflects global stimulus properties, in: Nature volume 338 (1989), pp. 334–337 doi:10.1038/338334a0 pdf
  • Wolf Singer: The formation of cooperative cell assemblies in the visual cortex, in: Journal of Experimental Biology 153 (1990), pp. 177-197 pdf
  • Wolf Singer: Synchronization of cortical activity and its putative role in information processing and learning, in: Annual Review of Physiology, 55 (1993), pp. 349-374 doi:10.1146/annurev.ph.55.030193.002025
  • Wolf Singer: Visual feature integration and the temporal correlation hypothesis, in: Annual review of physiology 18 (1995), pp. 555-586 doi:10.1146/annurev.ne.18.030195.003011
  • Wolf Singer: Neuronal synchrony: a versatile code for the definition of relations?, in: Neuron 1999 Sep;24(1), pp. 49-65, 111-125 doi:10.1016/S0896-6273(00)80821-1 pdf
  • Andreas K. Engel, Pascal Fries & Wolf Singer: Dynamic predictions: Oscillations and synchrony in top–down processing, in: Nature Reviews Neuroscience 2 (2001), pp. 704–716 doi:10.1038/35094565 pdf

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [Binding by synchrony Wolf Singer]. In: Scholarpedia. (englisch, inkl. Literaturangaben)
  2. Milner, P. M.: A model for visual shape recognition. Psychological Review. 1974; 81(6), 521-535.
  3. Grossberg, S.: Adaptive pattern classification and universal recoding, II: Feedback, expectations, olfaction, and illusions. Biol. Cybernetics, 187-202.
  4. Gray, C. M., Singer, W. (1989) pdf
  5. Singer 1999, p. 64
  6. Wolf Singer in: Christian Geyer (Hrsg.): Hirnforschung und Willensfreiheit, 2004, S. 30ff.
  7. Rez. hier (a. hier); Singers Reaktion darauf samt Entgegnung des Rezensenten hier und dessen Schlusswort zu einer daraufhin massiv eingesetzten Diskussion mit Links zu den Beiträgen weiterer Diskussionspartner hier.


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