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'''Vers''' ({{laS|''versus''}}, von ''{{lang|la|vertere}}'' ‚umwenden‘) bezeichnet in der [[Wikipedia:Poetik|Poetik]] eine Reihe metrisch gegliederter Rhythmen. Gedruckte Verse werden üblicherweise in Zeilen [[Wikipedia:Satz (Druck)|gesetzt]] und daher auch als ''Verszeilen'' bezeichnet.
== Beschreibung ==
 
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== Allgemeines ==
 
Die rhythmische Gliederung, zu der nach Umständen der [[Wikipedia:Reim|Reim]], die [[Wikipedia:Assonanz (Verslehre)|Assonanz]] oder die [[Wikipedia:Alliteration|Alliteration]] kommt, ist mithin die Hauptbedingung des Verses; die regelmäßige Wiederkehr ([[Wikipedia:Responsion|Responsion]]) eines gleichen Rhythmus im Vers heißt das '''Versmaß''' (auch '''''Metrum'''''), der einzelne wiederholte Teil, aus denen das Versmaß besteht, ist der [[Wikipedia:Versfuß|Versfuß]] (entspricht etwa dem [[Wikipedia:Takt (Musik)|Takt in der Musiktheorie]]) bzw. in der antiken Verslehre das aus ein oder zwei Versfüßen bestehende ''[[Wikipedia:Metron|Metron]]''. Rhythmische Gliederung, Versmaße und allgemeine die Untersuchung der Struktur und der Regelmäßigkeiten im Vers sind Gegenstand der [[Wikipedia:Verslehre|Verslehre]] (auch '''Metrik''') und der [[Wikipedia:Prosodie|Prosodie]].
 
Die abstrakte Form der Folge der (sich wiederholenden) [[Wikipedia:Verselement|Verselemente]] wird '''Versform''' genannt, wobei zu unterscheiden ist zwischen ''Versform'' als Bezeichnung für eine bestimmte rhythmische Struktur und ''Versform'' als Bezeichnung für das Resultat der '''Versifikation''', der rhythmischen und lautlichen Gestaltung eines Textes unter Beachtung der für Vers, Strophe und das Gedicht als Ganzes geltenden jeweiligen Vorgaben. Größere Gruppen verwandter Versformen bzw. Versmaße werden gelegentlich auch als '''Versgattung''' bezeichnet, zum Beispiel der [[Wikipedia:Freier Vers|freie Vers]] oder in der antiken Metrik die Gruppe der [[Wikipedia:Äolisches Versmaß|äolischen Versmaße]].
 
Die schematische Darstellung der Versform mit Hilfe einer geeigneten [[Wikipedia:Metrische Notation|metrischen Notation]] heißt '''Versschema'''. 
 
Dass ein literarisches Werk in Versen oder allgemeiner in [[Wikipedia:Gebundene Rede|gebundener Rede]] abgefasst ist, macht es nicht zum Gedicht. Vielmehr werden Verse in allen Gattungen und Formen verwendet, insbesondere spricht man bei den epischen Formen von [[Wikipedia:Versepos|Versepos]], [[Wikipedia:Versnovelle|Versnovelle]] und [[Wikipedia:Versroman|Versroman]].
 
{{Zitat|Text=Man sollte wirklich alles, was sich über das Gemeine erheben muss, in Versen wenigstens anfänglich konzipieren, denn das Platte kommt nirgends so ins Licht, als wenn es in gebundener Schreibart ausgesprochen wird.|Autor=[[Wikipedia:Friedrich Schiller|Friedrich Schiller]] |Quelle=Brief an Goethe vom 24. November 1797}}
 
Umgekehrt ist metrische Gebundenheit heute nicht mehr Bedingung des Gedichts. Seit [[Wikipedia:Friedrich Gottlieb Klopstock|Klopstock]] im 18. Jahrhundert in seinen [[Wikipedia:Freie Rhythmen|freien Rhythmen]] auf Reim und metrisches Schema verzichtete, ist deren Bedeutung im Vers gesunken, bis in der Moderne der [[Wikipedia:Freier Vers|freie Vers]] zur dominierenden Versgattung wurde. Aber auch die Rolle der Versform ist kleiner geworden und beschränkt sich heute praktisch ausschließlich auf die [[Lyrik]], in [[Epik]] und [[Drama]] ist der Vers dagegen fast völlig verschwunden.
 
Als optisches Kennzeichen gedruckter Verse bleibt heute der offene [[Wikipedia:Zeilenfall|Zeilenfall]], bei dem jeder Vers in einer Zeile erscheint. Dem Hörer von Versen wird deren Grenze durch eine merklich Pause kenntlich. In dieser Hinsicht war man sich stets einig. So meint [[Wikipedia:Johann Wolfgang Goethe|Goethe]]: „Hat man Jamben zu deklamieren, so ist zu bemerken, daß man jeden Anfang eines Verses durch ein kleines, kaum merkbares Innehalten bezeichnet; doch muß der Gang der Deklamation dadurch nicht gestört werden.“ [[Wikipedia:Bertolt Brecht|Brecht]] stellt fest: „Das Ende der Verszeile bedeutet immer eine [[Wikipedia:ZäsurZäsur]]." Diese akustische Gliederung und dazu die rhythmische Gestaltung erzeugt durch die für den Hörer deutlich erfahrbare, von der natürlichen Betonung und Phrasierung abweichende Wiedergabe eine normalerweise klare Unterscheidbarkeit von zu Versen geformten Worten gegenüber einem [[Wikipedia:Prosa|Prosatext]]. Bei Prosa, die sich in dieser Hinsicht der gebundenen Rede annähert, spricht man von [[Wikipedia:Rhythmische Prosa|rhythmischer Prosa]], [[Wikipedia:Prosagedicht|Prosagedicht]] und [[Wikipedia:Kunstprosa|Kunstprosa]].
 
Man unterscheidet Verse nach:
* Länge (gemessen in Metren, Versfüßen, Hebungen bzw. Takten oder Silben)
* Vollständigkeit des Versschlusses
* Art des Versschlusses
 
Bei Unterscheidung nach der Zahl der enthaltenen Metren gibt es:
* [[Wikipedia:Monometer|Monometer]] (1 Metrum)
* [[Wikipedia:Dimeter|Dimeter]] (2 Metren)
* [[Wikipedia:Trimeter|Trimeter]] (3 Metren)
* [[Wikipedia:Tetrameter|Tetrameter]] (4 Metren)
* [[Wikipedia:Pentameter|Pentameter]] (5 Metren)
* [[Wikipedia:Hexameter|Hexameter]] (6 Metren)
 
Da wie erwähnt je nach Versfuß ein Metrum ein oder zwei Silben enthalten kann, entspricht die Zahl der Metren nicht immer der Zahl der Versfüße. So besteht ein [[Wikipedia:Jambischer Trimeter|jambischer Trimeter]] aus sechs [[Wikipedia:Jambus|Jamben]], da das jambische Metrum 2 Versfüße hat.
 
Werden Verse nach der Zahl der enthaltenen Versfüße unterschieden, so gibt es dafür insbesondere in der griechischen Metrik eigene Bezeichnungen:
 
* [[Wikipedia:Monopodie|Monopodie]] (1 Versfuß)
* [[Wikipedia:Dipodie|Dipodie]] (2 Versfüße)
* [[Wikipedia:Tripodie|Tripodie]] (3 Versfüße)
* [[Wikipedia:Tetrapodie|Tetrapodie]] (4 Versfüße)
* [[Wikipedia:Pentapodie|Pentapodie]] (5 Versfüße)
* [[Wikipedia:Hexapodie|Hexapodie]] (6 Versfüße)
* [[Wikipedia:Heptapodie|Heptapodie]] (7 Versfüße)
* [[Wikipedia:Oktopodie|Oktapodie]] (8 Versfüße)
 
Den auf „-podie“ endenden, aus dem Griechischen abgeleiteten Bezeichnungen entsprechen in der lateinischen Metrik die folgenden Bezeichnungen:
* [[Wikipedia:Dipodie|Binar]] (2 Versfüße)
* [[Wikipedia:Ternar|Ternar]] (3 Versfüße)
* [[Wikipedia:Quaternar|Quaternar]] (4 Versfüße)
* [[Wikipedia:Senar (Verslehre)|Senar]] (6 Versfüße)
* [[Wikipedia:Septenar|Septenar]] (7 Versfüße)
* [[Wikipedia:Oktonar|Oktonar]] (8 Versfüße)
 
Siehe auch [[Wikipedia:Verslänge|Verslänge]].
 
In der [[Wikipedia:Akzentuierendes Versprinzip|akzentuierenden Metrik]] moderner Sprachen sind die [[Wikipedia:Hebung (Verslehre)|Hebungen]] maßgeblich, der die Zahl der Versfüße entspricht. Es wird daher nach Zahl der Hebungen
* [[Wikipedia:Dreiheber|Dreiheber]]
* [[Wikipedia:Vierheber|Vierheber]]
* [[Wikipedia:Fünfheber|Fünfheber]]
* [[Wikipedia:Sechheber|Sechsheber]] usw. unterschieden. Analog spricht man von Dreitakter, Viertakter usw.
 
Wird nach Zahl der Silben unterschieden, so gibt es auch hier einige spezielle Bezeichnungen, nämlich
* [[Wikipedia:Enneasyllabus|Enneasyllabus]] (9 Silben)
* [[Wikipedia:Dekasyllabus|Dekasyllabus]] (10 Silben)
* [[Wikipedia:Hendekasyllabus|Hendekasyllabus]] (11 Silben)
 
Weiter werden Verse nach der Vollständigkeit in Hinblick auf das Versmaß unterschieden:
* [[Wikipedia:katalektisch]] (unvollständiger letzter Versfuß)
* [[Wikipedia:Akatalektisch|akatalektisch]] (vollständig)
* [[Wikipedia:brachykatalektisch|brachykatalektisch]] (letzter Versfuß fehlt)
* [[Wikipedia:hyperkatalektisch|hyperkatalektisch]] (endet mit einer überzähligen unbetonten Silbe)
 
Und schließlich noch wird in der akzentuierenden Metrik nach der [[Wikipedia:Kadenz (Verslehre)|Kadenz]], nach der Art des Versschlusses unterschieden:
* männliche oder stumpfe Kadenz (Abschluss mit betonter Silbe)
* weibliche oder klingende Kadenz (Abschluss mit unbetonter Silbe)
* reiche oder gleitende Kadenz (Abschluss mit mehreren unbetonten Silben)
 
==Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Vers}}
* {{WikipediaDE|Vers}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Versfuß}} Teilbereich der Verslehre
* {{WikipediaDE|Kategorie:Reim}} Teilbereich der Verslehre
* {{WikipediaDE|Kategorie:Strophe}} Teilbereich der Verslehre
* {{WikipediaDE|Liste rhetorischer Stilmittel}}
 
== Literatur ==
* Otto Knörrich: ''Lexikon lyrischer Formen.'' 2. Aufl. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-47902-8, S. 246–250.
* Dieter Burdorf, Christoph Fasbender, Burkhard Moennighoff (Hg.): ''Metzler Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen.'' Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-476-01612-6, S. 804 f.
* Bernhard Asmuth: ''Vers.'' In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 9. Niemeyer, Tübingen 2009, ISBN 978-3-484-68109-5, Sp. 1082–1093.
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/aesthetik_material_poetik.pdf Materialien zur Poetik] PDF
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Vers}}
* {{DWDS|Vers}}
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4187944-2}}
 
[[Kategorie:Literarische Gattung]]
[[Kategorie:Lyrik|402]]
[[Kategorie:Verslehre]]
[[Kategorie:Vers|!]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 11. August 2022, 12:20 Uhr

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