Das kleine Gespenst

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Das kleine Gespenst ist ein Kinderbuch von Otfried Preußler aus dem Jahr 1966 mit Illustrationen von Franz Josef Tripp. Es erschien im Thienemann Verlag und wurde in 44 Sprachen übersetzt. Das Werk ist eines der bekanntesten Bücher des Autors und gilt als Klassiker der deutschen Kinder- und Jugendliteratur.

Inhalt

Das kleine Gespenst lebt auf der Burg Eulenstein. Sein bester Freund ist ein Uhu namens Schuhu. Mit einem Schlüsselbund mit 13 Schlüsseln kann das kleine Gespenst durch einfaches Schütteln alles, was es will, ohne Berührung öffnen, egal ob Türen, Fenster oder Truhen. Der größte Wunsch des kleinen Gespenstes ist, die Welt einmal bei Tageslicht zu sehen. Doch alle Versuche, nach dem Ende der Geisterstunde wach zu bleiben, schlagen fehl. Eines Tages, nachdem das kleine Gespenst schon die Hoffnung aufgegeben hat, erwacht es tatsächlich nicht um Mitternacht, sondern mittags. Bei der Erkundung der Burg bei Tageslicht wird das kleine Gespenst während der Flucht vor einer Schulklasse, die das Burgmuseum besucht, von einem Sonnenstrahl getroffen und verfärbt sich schwarz. Das kleine Gespenst springt in den Burgbrunnen und gelangt durch eine kleine Türe in die Kanalisation der Stadt Eulenberg. Da es im Gewirr der Kanalgänge den Weg zur Burg nicht mehr findet, sucht das Gespenst bei jedem Kanalausgang, ob dieser zur Burg zurückführt. Dadurch stiftet es bei den Bewohnern der Stadt, die es Schwarzer Unbekannter nennen, jede Menge Unheil.

Schließlich verwandelt das kleine Gespenst auch noch die 325-Jahr-Feier der Belagerung Eulenbergs durch die Schweden in ein Desaster. Es attackiert den Darsteller des schwedischen Generals Torstenson, im Glauben, der General sei zurückgekehrt, nachdem ihn das Gespenst seinerzeit vertrieben hatte, da es sich damals durch den Lärm der Kanonen gestört gefühlt hatte. Schließlich wendet sich das kleine Gespenst in seiner Verzweiflung um Hilfe suchend an die Apothekerkinder. Diese befragen nachts auf der Burg den Uhu Schuhu, der für das Unglück des Gespenstes die falsch gestellte Rathausuhr verantwortlich macht, da jedes Gespenst dem Gang einer bestimmten Uhr gehorchen muss. Nachdem der Uhrmachermeister die Rathausuhr von der Mittagsstunde auf die Mitternachtsstunde gestellt hat, erwacht das kleine Gespenst wieder in der Nacht und kann zur Burg zurückkehren. Als es dann noch von einem Mondstrahl getroffen wird und sich wieder weiß verfärbt, ist das Glück des kleinen Gespenstes vollkommen und es tanzt vor Freude die ganze Geisterstunde auf den Burgzinnen herum.

Figuren

Das kleine Gespenst

Das kleine Gespenst ist ein harmloses Nachtgespenst. Es schläft tagsüber in einer eisenbeschlagenen Eichentruhe auf dem Dachboden der Burg Eulenstein. Das kleine Gespenst tut eigentlich niemandem etwas zuleide, außer es wird geärgert. So vertrieb es nicht nur seinerzeit den schwedischen General Torstenson wegen zu lauten Kanonendonners, sondern erschreckte auch den Burggrafen Georg-Kasimir dermaßen, dass dieser in den schlammigen Burggraben sprang, weil er geprahlt hatte, dass er das Gespenst eigenhändig zum Fenster hinauswerfen würde. Auch dem Bürgermeister der Stadt Eulenberg jagt es einen großen Schrecken ein, weil dieser behauptet hatte, nicht an Gespenster zu glauben. Andererseits ist das kleine Gespenst auch sehr hilfsbereit, neugierig und freundlich. Es beschaffte der Pfalzgräfin Genoveva Elisabeth Barbara ihre wertvollen Ohrringe wieder, die eine Elster von der Fensterbank gestohlen hatte und ist traurig darüber, dass sich die Einwohner von Eulenberg vor seinem schwarzen Aussehen fürchten.

Uhu Schuhu

Der Uhu Schuhu ist der beste Freund des kleinen Gespenstes und lebt in einer hohlen Eiche am Burgberg. Als alter und sehr weiser Vogel lässt sich der Uhu nicht duzen und hat immer einen guten Rat für das kleine Gespenst. Die beiden erzählen sich zum Zeitvertreib gerne Geschichten. Durch seine Hilfe gelingt es dem kleinen Gespenst wieder nach Hause zur Burg Eulenstein zurückzukehren.

General Torsten Torstenson

Der schwedische General belagerte einst die Stadt und Burg. Da das kleine Gespenst tagsüber vom Kanonenlärm nicht mehr schlafen konnte, packte es den General in seinem Zelt am Kragen und jagte ihm solche Angst ein, dass er am nächsten Tag die Belagerung abbrach und mit seinem Heer Hals über Kopf abzog. Sein Gemälde hängt im Rittersaal der Burg Eulenstein und das kleine Gespenst unterhält sich des Öfteren mit ihm. Mit seinem wertvollen Taschenwecker, den Torstenson bei der Belagerung verloren hatte, versucht das kleine Gespenst erfolglos nach der Geisterstunde wach zu bleiben. Bei der 325-Jahr-Feier der Belagerung Eulenbergs wird der General vom Brauereidirektor Kumpfmüller dargestellt und das Gespenst glaubt, Torstenson sei zurückgekehrt.

Die Apothekerkinder

Der elfjährige Herbert und seine Geschwister, die neun Jahre alten Zwillinge Jutta und Günther, helfen dem kleinen Gespenst zur Burg zurückzukehren. Als das kleine Gespenst im Keller der Apotheke übernachtet, bekommt es bei einem Gespräch der Kinder mit, dass der Aufzug Torstensons mit seinem Heer nur eine Inszenierung war. Die Drei schleichen nachts zur hohlen Eiche und fragen den Uhu Schuhu nach Rat. Mit Hilfe des Schlüsselbundes des kleinen Gespenstes können sie den Uhu verstehen. Daraufhin bringen sie den Uhrmachermeister Zifferle dazu, dass er die Rathausuhr umstellt und verfassen mit dem Gespenst ein Entschuldigungsschreiben an den Bürgermeister.

Entstehung

Als Otfried Preußler ein Kind war, erzählte ihm seine Großmutter Dora oft Geschichten. Eine dieser Geschichten handelte von einer Weißen Frau. Sie kündigte Geburts- und Todesfälle in der Familie ihrer Nachfahren an, beschützte aber auch oft ihr Zuhause. Einmal hat die Weiße Frau den gefürchteten schwedischen General Torstenson aus dem Schloss ihrer Väter verjagt. Die Weiße Frau hat ihn dazu um Mitternacht aus dem Bett gescheucht und ihm eine Standpauke gehalten. Diese Szene, wie der mit einem Nachthemd bekleidete General Torstenson die Weiße Frau um Gnade anfleht, ist Preußler für immer im Gedächtnis geblieben. Nachdem er angefangen hat zu schreiben, ist aus der Geschichte mit der Weißen Frau und dem gefürchteten General Torstenson ein Buch geworden. Nur, dass aus der Weißen Frau ein Gespenst wurde.[1]

Ausgaben

Die ursprüngliche Thienemann-Ausgabe erschien mit unterschiedlichen Titelseiten auch bei anderen Verlagen, wie z. B. dem Deutschen Bücherbund, der Büchergilde Gutenberg, beim Bertelsmann Lesering (RM Buch und Medien) und dessen Nachfolger Club Bertelsmann.

Für die internationalen Veröffentlichungen wurden meist die Originalzeichnungen von Franz Josef Tripp übernommen. Es erschienen aber auch Ausgaben, deren Titelseiten mit neuen Illustrationen versehen wurden, wie z. B. die spanische Version El pequeño fantasma oder mehrere russische Editionen von Маленькое привидение (Malenkoe Prividenie). Die niederländische Fassung Het spookje wurde gänzlich von der Illustratorin Ingrid Schubert neu gezeichnet.[2]

Im Jahr 2013, anlässlich Preußlers 90. Geburtstages, veröffentlichte Thienemann zwei Neuauflagen vom kleinen Gespenst. Eine Ausgabe wurde, wie auch Der kleine Wassermann, Die kleine Hexe und die drei Bände vom Räuber Hotzenplotz, erstmals vierfarbig koloriert als Buch und E-Book herausgebracht. Die ursprünglich schwarz-weißen Zeichnungen wurden von dem Illustrator Mathias Weber farbig gestaltet. Damit sollte ein lange gehegter Wunsch des Autors erfüllt werden.[3] Eine weitere Neuerscheinung trägt den Titel Das kleine Gespenst – Das Buch zum Kinofilm. Diese Ausgabe wurde zusammen mit dem Spielfilm Das kleine Gespenst, ebenfalls zu Preußlers Geburtstag, veröffentlicht. Sie richtet sich aber, außer der Gestaltung der Titelseite, nicht nach der Filmversion und hat denselben Inhalt, wie die Originalausgabe.[4] Otfried Preußler erlebte die Veröffentlichungen der neuen Auflagen seiner Bücher und die Filmpremiere nicht mehr, da er bereits Anfang des Jahres 2013 verstarb.

Zum 50. Jubiläum des kleinen Gespenstes brachte im Jahr 2016 Susanne Preußler-Bitsch, die Tochter des Autors, ein Bilderbuch unter dem Titel Das kleine Gespenst – Tohuwabohu auf Burg Eulenstein heraus. Die Idee stammte von Otfried Preußler. Daniel Napp führte die Illustrationen aus.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Otfried Preußler, Franz Josef Tripp (Illustrator): Das kleine Gespenst, 52. Auflage, Thienemann, Stuttgart / Wien 2011 (Erstausgabe 1966), ISBN 978-3-522-11080-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Entstehung auf der Webseite des Autors
  2. Otfried Preußler, Ingrid Schubert (Illustrationen), Lidi Luursema (Übersetzung): Het spookje, Verlag Lemniscaat, Uitgeverij, Rotterdam 1995, ISBN 978-9060693797
  3. Das kleine Gespenst (Memento vom 9. November 2013 im Internet Archive)
  4. Otfried Preußler: Das kleine Gespenst – Das Buch zum Kinofilm, Thienemann-Esslinger Verlag, Stuttgart 2013, ISBN 978-3522183512
  5. Informationen zum Bilderbuch beim Thienemann-Esslinger-Verlag


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