Günther Wagner

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Günther Wagner
Datei:Pelikan-Logo.svg
Logo der Pelikan AG heute
Plakat-Entwurf von Alois Hans Schram aus dem Jahr 1903 für das Unternehmen Günther Wagner, die spätere Pelikan AG
Güther Wagner in späteren Jahren

Günther Wagner (* 6. März 1842 in Hamburg; † 12. Oktober 1930 in Frauenalb, Schwarzwald) war ein deutscher Chemiker, Unternehmer und einer der Gründer der bekannten Firma Pelikan für Tinten, Malfarben, Füllfedern und andere Schreibwaren in Hannover in Hannover. Darüber hinaus war er Freimaurer, Theosoph und später Anthroposoph und ein wichtiger und geschätzter Mitarbeiter und Geistesschüler Rudolf Steiners.

Leben

Günther Wagner war der Sohn eines Arztes. Nachdem er das Akademische Gymnasium in Hamburg besucht hatte, studierte er Chemie in Hannover und Göttingen. Nach einer Tätigkeit in der Chemischen Fabrik von Eugen de Haën arbeitete er ab 1863 in der kleinen Farbenfabrik von Carl Hornemann. Nach dessen Ausscheiden kaufte er 1871 die Firma und führte sie von nun an unter seinem Namen und machte 1878 den Pelikan, das Wappentier seiner Familie, zum Markenzeichen des Unternehmens, der heutigen Pelikan Holding AG. Ursprünglich zeigte das Firmensymbol ebenso wie das Familienwappen einen Pelikan mit drei, später, nach der Geburt des vierten Kindes, sogar mit vier Jungen. Der Pelikan, der sich die Brust aufreißt, um seine Jungen mit seinem Herzblut zu nähren, ist ein altes Symbol für den Christus und die tätige Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft - eine Gesinnung, von der Wagner tief erfüllt war und die auch den Kunden angedeutet werden sollte. Tatsächlich trug das markante Zeichen wesentlich zum Erfolg des Unternehmens im In- und Ausland bei. Der besseren Übersichtlichkeit wurde 1937 die Zahl der Jungen auf zwei reduziert und seit 2003 zeigt das Firmenlogo nur noch ein Junges.

1877 wurde Wagner Mitglied der Freimaurerloge Friedrich zum weißen Pferde.[1]

1881 stellte Wagner Fritz Beindorff ein, der 1888 auch sein Schwiegersohn wurde und 1895 seinerseits die Firma erwarb, die mittlerweile vor allem aufgrund der Aquarellfarben zu den herausragenden Unternehmen der Farben-Chemie zählte. Das Sortiment wurde zunehmend erweitert. 1898 kam die Eisengallustinte „4001“ auf den Markt und 1904 der bis in die 1980er Jahre gebräuchliche Papierklebstoff Pelikanol.

Nachdem sich Günther Wagner völlig aus dem Unternehmen zurückgezogen hatte, baute er als erster ein Haus in der 1896 daher nach ihm benannten Güntherstraße im hannoverschen Stadtteil Waldhausen. Als vermögender Privatier beschäftigte sich Wagner fortan mit Philosophie, Kunst und Musik und zählte 1878 zu den Gründern der Geographischen Gesellschaft Hannover. Wagner lebte später einige Jahre in Lugano, dann in Berlin und ab 1920 in Frauenalb im Schwarzwald.

1895 wurde Wagner Mitgield der Theosophischen Gesellschaft. Gemeinsam mit Ludwig Deinhard bereitete er ab 1900 den Aufbau der Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft (DSdTG) vor und war auch Kandidat für das Generalsekretariat. Wagner stellte sich aber dann ganz hinter Rudolf Steiner, dessen Fähigkeiten er erkannte und trug 1902 wesentlich zum Zustandekommen der Deutschen Sektion bei und war von 1902 bis 1906 Vorstandsmitglied. Durch seine einsichtige und milde Wesensart konnte Wagner vielen Menschen den Weg zur Theosophie eröffnen. Mit dem ihm verwandten Wilhelm Hübbe-Schleiden begründete er im Zuge dessen auch die Loge Hannover und wurde auch Leiter der Loge Lugano. Am 14. November 1903 schrieb Wagner an Rudolf Steiner:

„[...] Es war mir sehr erfreulich, Sie bei der Jahresversammlung haben kennenlernen zu können, und ich hoffe, daß wir noch lange am gemeinsamen Werke tätig sein und uns gegenseitig unterstützen werden [...]“ (Lit.:GA 264, S. 46)

Er stellte Steiner in diesem Brief auch eine Frage, für die er in H. P. Blavatskys «Geheimlehre» keine Antwort gefunden hatte und erhielt von Steiner nicht nur Anwort, sondern auch entsprechende Meditationssätze. In der Folge entfaltete sich eine rege Korrespondenz zu esoterischen Fragen. Wagner wurde persönlicher Geistesschüler Rudolf Steiners und als dieser 1904 die Esoterische Schule (ES) begründete, wurde er zusammen mit seiner Schwester Amalie und seiner Frau Anna sofort Mitglied.

Als am 30. Dezember 1905 Wagners Frau Anna starb, übersiedelte er nach Berlin und betreute ab 1906 die Theosophische Bibliothek, die ihm schließlich geschenkt wurde. Im Februar 1913 übergab er sie nach der Trennung von der Thesophischen Gesellschaft bei der ersten Generalversammlung der neu gegründeten Anthroposophischen Gesellschaft. Als „Senior der Anthroposophischen Gesellschaft“, wie ihn Rudolf Steiner oft liebevoll nannte und ihn stets besonders herzlich begrüßte, saß er als lange Zeit ältestes Mitglied bei den Vorträgen Steiners gerne in der ersten Reihe und hatte auch noch im hohen Alter einen beschwingten Gang und ein jugendliches, gütiges Antlitz mit wachen und milden hellblauen, leuchtende Augen, umrahmt von einem langen weißen Bart.

1919 übersiedelte Wagner nach Frauenalb bei Karlsruhe, wo er von Paula Hübbe-Schleiden umsorgt wurde. Von hier aus reiste er immer wieder zu dem in Bau befindlichen Goetheanum nach Dornach und nahm dort an vielen anthroposophischen Veranstaltungen teil. Zeitweise war er auch Revisor Goetheanum-Bauvereins.

Mit über 80 Lebensjahren leitete Günther Wagner noch 1923 in Frauenalb eine anthroposophische Arbeitsgruppe und starb dort am 12. Oktober 1930.

1995 wurde zu seinen Ehren auf dem ehemaligen Firmengelände an der Podbielskistraße die Günther-Wagner-Allee angelegt.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Günther Wagner - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Siegfried Schildmacher, Winfried Brinkmann, Edzard Bakker, Peter Rosenstein (Red.): Günther Wagner. In Siegfried Schildmacher (Hrsg.): Auf den Spuren der Freimaurer - ein Spaziergang durch Hannovers Straßen. Selbstverlag, Hannover 2015, S. 136
  2. Unter dem Stichwort Hornemann, (1) Carl gibt Waldemar R. Röhrbein im Stadtlexikon Hannover für die gleiche Literatur die Jahreszahl "1938" an
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