Günther Wagner

Aus AnthroWiki
Version vom 28. August 2017, 23:33 Uhr von imported>Odyssee
Günther Wagner (1863)
Datei:Pelikan-Logo.svg
Logo der Pelikan AG heute
Tintenfass mit Pelikan-Tinte 4001 und Pelikan-Kolbenfüllfederhalter mit der markanten grün marmorierte Binde und dem teiltransparenten Tintenfenster.
Plakat-Entwurf von Alois Hans Schram aus dem Jahr 1903 für das Unternehmen Günther Wagner, die spätere Pelikan AG
Güther Wagner in späteren Jahren

Günther Wagner (* 6. März 1842 in Hamburg; † 12. Oktober 1930 in Frauenalb, Schwarzwald) war ein deutscher Chemiker, Unternehmer und einer der Gründer der bekannten Firma Pelikan für Tinten, Malfarben, Füllfedern und andere Schreibwaren in Hannover in Hannover. Darüber hinaus war er Freimaurer, Theosoph und später Anthroposoph und ein wichtiger und geschätzter Mitarbeiter und Geistesschüler Rudolf Steiners.

Leben

Günther Wagner war der Sohn eines Arztes. Nachdem er das Akademische Gymnasium in Hamburg besucht hatte, studierte er Chemie in Hannover und Göttingen. Nach einer Tätigkeit in der Chemischen Fabrik von Eugen de Haën arbeitete er ab 1863 in der kleinen Farbenfabrik von Carl Hornemann. Nach dessen Ausscheiden kaufte er 1871 die Firma und führte sie von nun an unter seinem Namen und machte 1878 den Pelikan, das Wappentier seiner Familie, zum Markenzeichen des Unternehmens, der heutigen Pelikan Holding AG. Es war eines der ersten überhaupt in Deutschland registrierten Warenzeichen. Ursprünglich zeigte das Firmensymbol ebenso wie das Familienwappen einen Pelikan mit drei, später, nach der Geburt des vierten Kindes, sogar mit vier Jungen. Der Pelikan, der sich die Brust aufreißt, um seine Jungen mit seinem Herzblut zu nähren, ist ein altes Symbol für den Christus und die tätige Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft - eine Gesinnung, von der Wagner tief erfüllt war und die auch den Kunden angedeutet werden sollte. Tatsächlich trug das markante Zeichen wesentlich zum Erfolg des Unternehmens im In- und Ausland bei. Der besseren Übersichtlichkeit wurde 1937 die Zahl der Jungen auf zwei reduziert und seit 2003 zeigt das Firmenlogo nur noch ein Junges.

1877 wurde Wagner Mitglied der Freimaurerloge Friedrich zum weißen Pferde.[1]

1881 stellte Wagner Fritz Beindorff ein, der 1888 auch seine älteste Tochter Elisabeth heiratete und 1895 seinerseits die Firma erwarb, die mittlerweile vor allem aufgrund der Aquarellfarben zu den herausragenden Unternehmen der Farben-Chemie zählte. Das Sortiment wurde zunehmend erweitert. 1901 kam die Eisengallustinte „4001“ auf den Markt und 1904 der bis in die 1980er Jahre gebräuchliche Papierklebstoff Pelikanol. 1929 wurde der erste Pelikan-Kolbenfüllfederhalter vorgestellt[2].

Nachdem sich Günther Wagner völlig aus dem Unternehmen zurückgezogen hatte, baute er als erster ein Haus in der 1896 daher nach ihm benannten Güntherstraße im hannoverschen Stadtteil Waldhausen. Als vermögender Privatier beschäftigte er sich fortan mit Philosophie, Kunst und Musik und zählte 1878 zu den Gründern der Geographischen Gesellschaft Hannover. Später lebte Wagner mit seiner Frau Anna einige Jahre in Lugano.

1895 wurde Wagner Mitglied der Theosophischen Gesellschaft. Gemeinsam mit Ludwig Deinhard bereitete er ab 1900 den Aufbau der Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft (DSdTG) vor und war auch Kandidat für das Generalsekretariat. Wagner stellte sich aber dann ganz hinter Rudolf Steiner, dessen Fähigkeiten er erkannte und trug 1902 wesentlich zum Zustandekommen der Deutschen Sektion bei und war von 1902 bis 1906 Vorstandsmitglied. In dieser Zeit übersetzte er auch einige theosophische Werke von Annie Besant und C. W. Leadbeater ins Deutsche. Durch seine einsichtige und milde Wesensart konnte Wagner vielen Menschen den Weg zur Theosophie eröffnen. Mit dem ihm verwandten Wilhelm Hübbe-Schleiden begründete er im Zuge dessen auch die Loge Hannover und wurde auch Leiter der Loge Lugano. Am 14. November 1903 schrieb Wagner an Rudolf Steiner:

„[...] Es war mir sehr erfreulich, Sie bei der Jahresversammlung haben kennenlernen zu können, und ich hoffe, daß wir noch lange am gemeinsamen Werke tätig sein und uns gegenseitig unterstützen werden [...]“ (Lit.:GA 264, S. 46)

Er stellte Steiner in diesem Brief auch eine Frage, für die er in H. P. Blavatskys «Geheimlehre» keine Antwort gefunden hatte und erhielt von Steiner nicht nur Anwort, sondern auch entsprechende Meditationssätze. In der Folge entfaltete sich eine rege Korrespondenz zu esoterischen Fragen. Wagner wurde persönlicher Geistesschüler Rudolf Steiners und als dieser 1904 die Esoterische Schule (ES) begründete, wurde er zusammen mit seiner Schwester Amalie (1837-1910) und seiner Frau Anna (1847-1905) sofort Mitglied.

Als Günther Wagners Gattin Anna im Sommer 1905 schwer erkrankte schrieb er ihm am 23. Juli:

„An dem Schicksalsfall, der Ihre liebe Frau und Sie betroffen hat, nehme ich mit ganzer Seele Anteil, wenn ich auch erst heute im Stande bin, Ihnen das brieflich auszudrücken. Meine Gedanken weilen oft bei Ihnen. Wir Theosophen müssen ja im Stände sein, auch schwere Schicksalsfälle anders hinzunehmen, als wir das vor unserer theosophischen Zeit konnten. Zwar wird niemals die Liebe und die Teilnahme durch das theosophische Leben sich verringern können, doch das Verständnis und die Kraft, zu tragen, werden größer. Wir können durch die Theosophie nichts verlieren, aber wir gewinnen sehr viel. Verlieren würden wir, wenn die Gefühle, die zu den schönsten des Lebens gehören, nur im geringsten verblassen konnten. Deshalb weiß ich, was Sie fühlen, aus Ihrer edlen und herrlichen Liebe heraus. Aber ich kenne Sie auch als einen wahren echten Theosophen und weiß, daß Ihnen die karmischen Zusammenhänge keine bloße Doktrin sind, sondern daß Sie in ihnen leben. Aber einige Gedanken möchte ich gerade jetzt mit Ihnen tauschen. Man faßt so leicht alles, was sich als ein Kettenglied in unser Karma eingliedert auf wie eine karmische Verschuldung. Und das ist keineswegs immer der Fall. So wahr Karma ein wahres alles umfassendes Gesetz ist, so wahr ist es auch, daß karmische Fälle sich als schlechthin erste in unseren ursächlichen Zusammenhang einschieben können. Nicht immer sind Fälle, die uns treffen, Ausgleiche für Vergangenes, oft sind sie erste Posten in unserem Lebenskonto, die erst in der Zukunft ihren entsprechenden Ausgleich finden. Wie ein Kaufmann Posten zum ersten Male auf der einen Seite einzutragen hat, so ist es auch mit den Posten unseres karmischen Kontobuches. Diese Gedanken durchzogen in den letzten Wochen immer dann meine Seele, wenn ich die Gedanken hinlenkte nach Ihrem lieben Sitz in Lugano, und diese Gedanken empfingen in meinem Sehfelde jenen Charakter, der zeigt, daß Gedanken einer Realität entsprechen. Sie verstehen mich, indem ich Ihnen, verehrter lieber Herr Wagner, dieses innere Erlebnis - denn es ist ein solches - schreibe. Und vielleicht nehmen Sie nach Ihrem Ermessen auch als Realität an, was für mich eine solche ist.

Gar sehr verlangt es mich, Sie beide wieder einmal begrüßen zu können. Ich hoffe, es wird doch bald auch sein können.“ (Lit.:GA 264, S. 91f)

Für Anna Wagner schrieb Rudolf Steiner auch den Inhalt der esoterischen Stunde in Berlin, vom 24. Oktober 1905 (Lit.:GA 245, S. 85), nieder, an der sie krankheitshalber nicht mehr teilnehmen konnte.

Als am 30. Dezember 1905 Wagners Frau Anna in Lugano starb, übersiedelte er nach Berlin und betreute ab 1906 die Theosophische Bibliothek, die ihm schließlich geschenkt wurde. Im Februar 1913 übergab er sie nach der Trennung von der Thesophischen Gesellschaft bei der ersten Generalversammlung der neu gegründeten Anthroposophischen Gesellschaft. Als „Senior der Anthroposophischen Gesellschaft“, wie ihn Rudolf Steiner oft liebevoll nannte und ihn stets besonders herzlich begrüßte, saß er als lange Zeit ältestes Mitglied bei den Vorträgen Steiners gerne in der ersten Reihe und hatte auch noch im hohen Alter einen beschwingten Gang und ein jugendliches, gütiges Antlitz mit wachen und milden hellblauen, leuchtende Augen, umrahmt von einem langen weißen Bart.

1919 übersiedelte Wagner nach Frauenalb bei Karlsruhe, wo er von Paula Stryczek-Hübbe-Schleiden umsorgt wurde. Von hier aus reiste er immer wieder zu dem in Bau befindlichen Goetheanum nach Dornach und nahm dort an vielen anthroposophischen Veranstaltungen teil. Zeitweise war er auch Revisor Goetheanum-Bauvereins.

Mit über 80 Lebensjahren leitete Günther Wagner noch 1923 in Frauenalb eine anthroposophische Arbeitsgruppe und starb dort am 12. Oktober 1930.

1995 wurde zu seinen Ehren auf dem ehemaligen Firmengelände an der Podbielskistraße die Günther-Wagner-Allee angelegt.

Werke

als Übersetzer
  • Charles Webster Leadbeater: Die Astral-Ebene, Leipzig 1903
  • Annie Besant: Die vier großen Religionen, 4 Vorträge, Berlin 1904
  • Annie Besant: Eine Studie über das Bewusstsein, Leipzig 1906.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Günther Wagner - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Siegfried Schildmacher, Winfried Brinkmann, Edzard Bakker, Peter Rosenstein (Red.): Günther Wagner. In Siegfried Schildmacher (Hrsg.): Auf den Spuren der Freimaurer - ein Spaziergang durch Hannovers Straßen. Selbstverlag, Hannover 2015, S. 136
  2. Wie der Pelikan berühmt wurde und was sonst noch in 175 Jahren Unternehmensgeschichte geschah
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Günther Wagner aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.