Trommelfell und Gehörgang: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Trommelfell.png|thumb|a=Trommelfell (rot); b=Hammer; c=Amboss; d=Steigbügel; e=Mittelohr]]
[[Datei:Gray907.png|mini|Zeichnung des äußeren Ohrs des Menschen]]
[[Datei:Normales Trommelfell.jpg|thumb|Normales menschliches linkes Trommelfell. Der Hinterkopf liegt rechts, das Gesicht links des Bildes. Bei 11 Uhr zeigt sich der [[Hammer (Anatomie)|Malleus]], bei 8 Uhr der charakteristische Lichtreflex.]]
Das '''Trommelfell''' (''Membrana tympani, Myrinx'') ist eine dünne Membran am inneren Ende des [[Gehörgang]]s (sofern ein solcher vorhanden ist) und schließt diesen zum [[Mittelohr]] ab. Ein Trommelfell besitzen alle [[Landwirbeltiere]] mit Ausnahme der [[Wikipedia:Schleichenlurche|Schleichenlurche]], [[Wikipedia:Schwnazlurche|Schwanzlurche]], [[Wikipedia:Doppelschleichen|Doppelschleichen]] und [[Schlangen]]. Beim Menschen ist es etwa 0,1 mm dick und hat eine Fläche von etwa 85 mm², wovon ca. 55 mm² effektiv [[Schall]] aufnehmen können. Der längste (vertikale) Durchmesser beträgt 9 bis 10 mm.


== Anatomie ==
Als '''Gehörgang''' werden zwei im [[Ohr]] verlaufende Gänge bezeichnet. Man unterscheidet einen [[Äußerer Gehörgang|äußeren]] und einen [[Innerer Gehörgang|inneren Gehörgang]] (''Meatus acusticus externus'' und ''internus''). Der innere Gehörgang ist vollständig, der äußere Gehörgang nur zum Teil [[Knochen|knöchern]] gestützt. Die knöchernen, zum [[Schädel]] – genauer zum [[Schläfenbein]] – gehörenden Abschnitte nennt man '''Ohrkanal''' (''Canalis acusticus externus'' bzw. ''internus''), deren Öffnung ''Porus acusticus externus'' bzw. ''internus''.<ref name="Lang2013">{{cite book|author=Johannes Lang|title=Klinische Anatomie des Ohres|url=http://books.google.com/books?id=8nLOBgAAQBAJ&pg=|date=8. März 2013|publisher=Springer-Verlag|isbn=978-3-7091-9188-0|pages=}}</ref>
Der Hauptteil des Trommelfells (''Pars tensa'', „gespannter Teil“) besteht aus drei Schichten: der äußeren Epithelschicht (''Stratum cutaneum''), einer stabilen mittleren Faserschicht (''Lamina propria'') und einer inneren Schleimhautschicht (''Stratum mucosum''). Durch die ''Pars tensa'' ist der mit dem Trommelfell verwachsene Hammergriff, ein Teil des ersten [[Gehörknöchelchen]]s, des Hammers ([[Hammer (Anatomie)|''Malleus'']]), zu sehen. Die ''Pars tensa'' des Trommelfelles ist mit einem Faserring (''Anulus fibrocartilagineus'') in einer Rinne des umgebenden Knochens (''Sulcus tympanicus'') des Gehörganges eingefalzt. Das Trommelfell ist keine gespannte, gerade Membran, sondern trichterförmig nach innen gezogen mit dem tiefsten Punkt (''Umbo'', Nabel) an der Spitze des Hammergriffes in der Mitte des Trommelfelles.
 
In Richtung zum [[Äußerer Gehörgang|äußeren Gehörgang]] besteht die ''Pars tensa'' aus einem mehrschichtigen, glatten Plattenepithel, das normalerweise einfallendes Licht reflektiert.
Zur [[Paukenhöhle]], ''Epitympanon'' hin findet sich ein einschichtiges Plattenepithel. Beide sitzen auf einer [[Basalmembran]] auf. Dann folgt die zwischen beiden Epithelien liegende bindegewebige Faserschicht, ''Lamina propria''. Diese zeigt einen Verbundaufbau: außen verlaufen die Bindegewebsfasern radiär (''Stratum radiatum'') und innen verlaufen sie zirkulär (''Stratum circulare''). Beide Fasersysteme vereinigen sich am Trommelfellrand zum ''Anulus fibrocartilagineus'' der die Verbindung zum Knochen, einem ''Sulcus tympanicus'' ermöglicht.<ref>Rudolf Probst; Gerhard Grvers; Heinrich Ivo: ''Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.'' Georg Thieme, Stuttgart 2000, ISBN 3-13-119031-0, S. 228</ref>
 
Oben weist die knöcherne Umrandung des Trommelfelles eine Kerbe auf, die ''Incisura tympanica''. Diese Einkerbung ist durch die kleine ''Pars flaccida'' („schlaffer Teil“) des Trommelfelles, auch Shrapnellsche Membran genannt, verschlossen. Die ''Pars flaccida'' besitzt keine ''Lamina propria'', das [[ektoderm]]ale ''Stratum cutaneum'' ist hier vom [[entoderm]]alen ''Stratum mucosum'' nur durch eine [[Basalmembran]] getrennt. Das Fehlen einer [[mesoderm]]alen Zwischenschicht ist einzigartig im Körper.
 
Das Trommelfell hat eine glänzende Oberfläche und weist einen charakteristischen Lichtreflex auf. Die Farbe des Trommelfelles wird als „taubengrau“ oder „perlmuttfarben“ beschrieben.
 
Durch [[Schallwelle]]n, genauer durch den [[Schalldruck|Schallwechseldruck]] ''p'', wird das Trommelfell in [[Schwingung]]en versetzt, die von den [[Gehörknöchelchen]] im Mittelohr zum [[Innenohr]] weitergeleitet werden.
 
An der sensiblen Nervenversorgung des Trommelfelles sind Äste mehrerer Nerven beteiligt, insbesondere der Ramus auricularis des [[Nervus vagus#Ramus auricularis|Nervus vagus]] und der Nervus auriculotemporalis, ein Ast des [[Nervus mandibularis#Nervus auriculotemporalis|Nervus trigeminus]].  
 
Die Innenseite des Trommelfelles wird von Ästchen des Nervengeflechts der Mittelohrschleimhaut ([[Nervus glossopharyngeus#Nervus tympanicus|Plexus tympanicus]]) versorgt. Berührungen des Trommelfells sind schmerzhaft und können in Einzelfällen Unwohlsein, Übelkeit und sogar Ohnmacht auslösen.
 
Die Blutversorgung des Trommelfelles erfolgt über ein äußeres und inneres Netz. Die Außenfläche des Trommelfelles wird vor allem durch [[radiär]]e Äste der ''[[Arteria auricularis profunda]]'', einem Ast der [[Arteria maxillaris]], versorgt, wobei ein vergleichsweise größerer Zweig, die ''Arteria manubrialis externa'', in der ''Stria malleolaris'' entlang dem Hammergriff von oben zur Trommelfellmitte zieht. Das innere Netz wird von Ästchen der ''Arteria tympanica anterior'' versorgt.
 
Die [[Stereofonie|Kopfhörerstereofonie]] berücksichtigt den Abstand der beiden Trommelfelle voneinander, den man auch [[Ohrabstand]] nennt.
 
== Embryologie ==
Die Gewebeschicht, die das Trommelfell von seiner Innenseite her, also dem [[Mittelohr]], auskleidet, ist [[Entoderm|entodermalen]] Ursprungs. Die Gewebeschicht die von seiner Außenseite, also dem [[Äußerer Gehörgang|äußeren Gehörgang]] her die Bindegewebsschicht mit ihren zirkulären und radiären Fasern bedeckt, ist ektodermalen Ursprungs. Das Trommelfell bildet sich aus dem Entoderm des ersten [[Schlundbogen]]s und dem Ektoderm der ersten [[Kiemenfurche]].<ref>Jan Langmann: ''Medizinische Embryologie. Die normale menschliche Entwicklung und ihre Fehlbildungen.'' Thieme, Stuttgart / New York 1980, ISBN 3-13-446606-6, S. 376</ref>
Die erste Schlundtasche stellt eine seitliche Ausstülpung des sogenannten primitiven Rachens dar. Diese Schlundtaschenausstülpung befindet sich zwischen dem ersten und zweiten Kiemenbogen. Der genaue Terminus lautet ''Recessus pharyngotympanicus''. Er bildet die Paukenhöhle, ''Cavum tympani''. Von hier ausgehend bildet die Schlundtasche eine Reihe kleiner Hohlräume im Knochen des Warzenfortsatz des Schläfenbeins, ''Processus mastoideus ossis temporalis'', der gemeinsame Eingang wird auch als ''Antrum mastoideum'' benannt.
Angrenzend an dem äußeren Teil grenzt die erste Schlundtasche an das von außen eingestülpte Ektoderm der ersten Kiemenfurche Die erste Kiemenfurche bildet später den äußeren Gehörgang, ''Meatus acusticus externus''. Hier entwickelt sich dann das Trommelfell, ''Membrana tympani''.
 
== Krankheiten ==
Mit harten Gegenständen kann leicht eine direkte Verletzung ([[Perforation]]), durch Schlag aufs Ohr oder eine Explosion eine indirekte Trommelfellzerreißung ([[Ruptur]]) entstehen. Auch eine [[Mittelohrentzündung]], ein [[Barotrauma]], ein Schädelbruch können eine Verletzung auslösen. Ist das Trommelfell perforiert, wird das Hörvermögen je nach Lage der Perforation beeinträchtigt und Krankheitserreger können durch die Perforation (vor allem mit Wasser) ins Mittelohr gelangen. [[Trauma (Medizin)|Traumatische]] Trommelfellperforationen zeigen eine gute Tendenz zur Spontanheilung. Tritt eine solche nicht ein, kann der Trommelfelldefekt durch eine [[Tympanoplastik]] operativ verschlossen werden.
 
Eine Trommelfellentzündung wird als ''[[Myringitis]]'' bezeichnet.
 
== Medizinische Diagnostik ==
Zur [[Diagnose]] von Erkrankungen des Ohres wird ein [[Ohrtrichter]], ein [[Otoskop]] oder ein Ohr[[mikroskop]] verwendet. Es ermöglicht dem Arzt, Veränderungen am Trommelfell festzustellen, die mit Erkrankungen von [[Außenohr]] oder [[Mittelohr]] einhergehen.
[[Datei:Schema tympan.PNG|mini|300px|Schema eines otoskopischen Befundes. Rechtes Trommelfell in der Ansicht von [[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen|lateral]]. 1. Amboßkörper und Hammerkopf (nicht sichtbar) 2. Pars flaccida des Trommelfells, 3.Processus brevis des Hammers  4. Pars tensa des Trommelfells, 5. Lichtreflex, 6. [[Hammer (Anatomie)|Manubrium des Hammers (Malleus)]], 7. Trommelfellrand, ''Anulus fibrocartilagineus'',  8. Incisura tympanica (Rivini)]]
Mit der [[Tympanometrie]] wird der akustische Widerstand ([[akustische Impedanz]]) des Trommelfells gemessen. Ein [[Tympanogramm]] ist das Ergebnis dieser Messung. Dazu wird eine abgedichtete [[Medizinische Instrumente|Sonde]] in den Gehörgang eingeführt und unter Veränderung des Luftdrucks im Gehörgang die dabei entstehende Veränderung des akustischen Widerstandes des Trommelfelles gemessen und aufgezeichnet. Das Tympanogramm ermöglicht Rückschlüsse auf den Druck im Mittelohr bzw. den Inhalt des Mittelohres und die Schwingungsfähigkeit des Trommelfell-Gehörknöchelchen-Systems.
 
Des Weiteren kann am Trommelfell die [[Körpertemperatur]] gemessen werden. Man spricht dabei von der Messung der [[Tympanaltemperatur]].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Trommelfell]]
* {{WikipediaDE|Gehörgang}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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<references />
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{{Gesundheitshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4477169-1}}
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[[Kategorie:Ohr]]
[[Kategorie:Ohr]]


{{Wikipedia}}
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Version vom 28. Dezember 2017, 13:05 Uhr

Zeichnung des äußeren Ohrs des Menschen

Als Gehörgang werden zwei im Ohr verlaufende Gänge bezeichnet. Man unterscheidet einen äußeren und einen inneren Gehörgang (Meatus acusticus externus und internus). Der innere Gehörgang ist vollständig, der äußere Gehörgang nur zum Teil knöchern gestützt. Die knöchernen, zum Schädel – genauer zum Schläfenbein – gehörenden Abschnitte nennt man Ohrkanal (Canalis acusticus externus bzw. internus), deren Öffnung Porus acusticus externus bzw. internus.[1]

Siehe auch

Weblinks

 Wiktionary: Gehörgang – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Johannes Lang: Klinische Anatomie des Ohres. Springer-Verlag, 8. März 2013, ISBN 978-3-7091-9188-0.


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