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'''Kerdon''' (auch '''Cerdo''' bzw. '''Cerdon''') war ein aus [[w:Syrien|Syrien]] stammender christlicher [[Gnostiker]], der um 135 n. Chr. nach [[Rom]] kam. Mit ihm begann noch vor der Fertigstellung des endgültigen [[Bibel]]kanons eine [[Evangelium|Evangelienkritik]], durch die er sich mit der römischen Kirchengemeinde entzweite. Von den vier Evangelien anerkannte er nur das [[Lukasevangelium]] und auch dieses nur zum Teil. Wegen seiner rein [[Gnosis|gnostischen]] Lehren wurde Kerdon heftig kritisiert, aber nicht [[Exkommunikation|exkommuniziert]], da die [[Alte Kirche|frühchristliche Lehre]] noch sehr beweglich und noch nicht im [[Dogma]] erstarrt war. | |||
[[Irenäus von Lyon]] schreibt über ihn: | |||
{{Zitat|Ein gewisser Kerdon, der mit den Simonianern zusammenhängt, kam unter Hyginus, dem achten Bischof apostolischer Nachfolge, nach Rom. Er lehrte, der von Moses und den Propheten verkündete Gott sei nicht der Vater unseres Herrn Jesu Christi; dieser sei erkennbar, jener nicht, dieser bloß gerecht, jener aber gut.|Irenäus von Lyon|''Gegen die Häresien'' (Contra Haereses) 1,27,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel607.htm] }} | |||
[[ | [[Tertullian]] berichtet, dass Kerdon das [[Altes Testament|Alte Testament]] ablehnte, [[Gott]] nicht als Weltschöpfer anerkannte und die [[Menschwerdung Christi]] leugnete. Er unterschied zwischen dem [[Mensch]]en [[Jesus]] und dem [[Christus]] und vertrat er die [[Doketismus|doketische]] Ansicht, dass der Christus nicht geboren, sondern nur als Trugbild ''(in phantasmate)'' in der Welt erschienen sei und nur vermeintlich gelitten ''(quasi passum)'' habe.<ref>[[Tertullian]]: ''Die fünf Bücher gegen Marcion'' (Adversus Marcionem) 1,2 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1901-1.htm]</ref> | ||
Als der bedeutendste Schüler Kerdons gilt [[Markion]], der den [[Markionismus]] begründete und als [[Erzketzer]] in die Kirchengeschichte einging.<ref>Eugen H. Schmitt, Band 1, [https://archive.org/details/diegnosisgrundla01schm/page/508 S. 508]</ref> | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* [[ | *[[Eugen Heinrich Schmitt]]: ''Die Gnosis. Grundlagen der Weltanschauung einer edleren Kultur.'', Band 1: ''Die Gnosis des Altertums'', Band 2: ''Die Gnosis des Mittelalters und der Neuzeit'', Diederichs, Leipzig 1903 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Gnosis/Schmitt-Eugen-Die-Gnosis-Grundlagen-Der-Weltanschauung-Einer-Edleren-Kultur-Bd-1.pdf Band 1] [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Gnosis/Schmitt-Eugen-Die-Gnosis-Grundlagen-Der-Weltanschauung-Einer-Edleren-Kultur-Bd-2.pdf Band 2] | ||
* | *[[Wikipedia:Hans Jonas|Hans Jonas]]: ''Gnosis uns spätantiker Geist I. Die mythologische Gnosis'', Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934, 1964, 1988 ISBN 978-3525531235 | ||
* | *Hans Jonas, Kurt Rudolph (Hrsg.): ''Gnosis und spätantiker Geist II. Von der Mythologie zur mystischen Philosophie'', Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 978-3-525-53841-8 | ||
* | *Hans Jonas: ''Gnosis: Die Botschaft des fremden Gottes'', Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag 2008, ISBN 978-3458720089 | ||
*[[Wikipedia:Hans Leisegang|Hans Leisegang]]: ''Die Gnosis''. A. Kröner, Leipzig 1924. 2. Auflage 1936. 5. Auflage, Kröner, Stuttgart 1985. ISBN 3-520-03205-8 | |||
*[[Wikipedia:Kurt Rudolph|Kurt Rudolph]]: ''Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion'', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3 | |||
*Johanna Brankaer: ''Die Gnosis. Texte und Kommentar'', Marix Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3865399540 | |||
*[[Wikipedia:Christoph Markschies|Christoph Markschies]]: ''Gnosis und Christentum'', Berlin University Press ein Imprint von Verlagshaus Römerweg 2009, ISBN 978-3940432612 | |||
*Christoph Markschies: ''Die Gnosis'', Verlag C.H.Beck 2010, ISBN 978-3406447730 | |||
*Christoph Markschies: ''Das antike Christentum: Frömmigkeit, Lebensformen, Institutionen'', Verlag C.H.Beck 2006, ISBN 978-3406541087 | |||
*Konrad Dietzfelbringer: ''Erlösung durch Erkenntnis - Die Gnosis'', Königsdorfer-Verlag, Königsdorf 2008, ISBN 978-3938156124 | |||
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Version vom 30. Juli 2019, 13:56 Uhr
Kerdon (auch Cerdo bzw. Cerdon) war ein aus Syrien stammender christlicher Gnostiker, der um 135 n. Chr. nach Rom kam. Mit ihm begann noch vor der Fertigstellung des endgültigen Bibelkanons eine Evangelienkritik, durch die er sich mit der römischen Kirchengemeinde entzweite. Von den vier Evangelien anerkannte er nur das Lukasevangelium und auch dieses nur zum Teil. Wegen seiner rein gnostischen Lehren wurde Kerdon heftig kritisiert, aber nicht exkommuniziert, da die frühchristliche Lehre noch sehr beweglich und noch nicht im Dogma erstarrt war.
Irenäus von Lyon schreibt über ihn:
„Ein gewisser Kerdon, der mit den Simonianern zusammenhängt, kam unter Hyginus, dem achten Bischof apostolischer Nachfolge, nach Rom. Er lehrte, der von Moses und den Propheten verkündete Gott sei nicht der Vater unseres Herrn Jesu Christi; dieser sei erkennbar, jener nicht, dieser bloß gerecht, jener aber gut.“
Tertullian berichtet, dass Kerdon das Alte Testament ablehnte, Gott nicht als Weltschöpfer anerkannte und die Menschwerdung Christi leugnete. Er unterschied zwischen dem Menschen Jesus und dem Christus und vertrat er die doketische Ansicht, dass der Christus nicht geboren, sondern nur als Trugbild (in phantasmate) in der Welt erschienen sei und nur vermeintlich gelitten (quasi passum) habe.[1]
Als der bedeutendste Schüler Kerdons gilt Markion, der den Markionismus begründete und als Erzketzer in die Kirchengeschichte einging.[2]
Literatur
- Eugen Heinrich Schmitt: Die Gnosis. Grundlagen der Weltanschauung einer edleren Kultur., Band 1: Die Gnosis des Altertums, Band 2: Die Gnosis des Mittelalters und der Neuzeit, Diederichs, Leipzig 1903 Band 1 Band 2
- Hans Jonas: Gnosis uns spätantiker Geist I. Die mythologische Gnosis, Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934, 1964, 1988 ISBN 978-3525531235
- Hans Jonas, Kurt Rudolph (Hrsg.): Gnosis und spätantiker Geist II. Von der Mythologie zur mystischen Philosophie, Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 978-3-525-53841-8
- Hans Jonas: Gnosis: Die Botschaft des fremden Gottes, Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag 2008, ISBN 978-3458720089
- Hans Leisegang: Die Gnosis. A. Kröner, Leipzig 1924. 2. Auflage 1936. 5. Auflage, Kröner, Stuttgart 1985. ISBN 3-520-03205-8
- Kurt Rudolph: Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3
- Johanna Brankaer: Die Gnosis. Texte und Kommentar, Marix Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3865399540
- Christoph Markschies: Gnosis und Christentum, Berlin University Press ein Imprint von Verlagshaus Römerweg 2009, ISBN 978-3940432612
- Christoph Markschies: Die Gnosis, Verlag C.H.Beck 2010, ISBN 978-3406447730
- Christoph Markschies: Das antike Christentum: Frömmigkeit, Lebensformen, Institutionen, Verlag C.H.Beck 2006, ISBN 978-3406541087
- Konrad Dietzfelbringer: Erlösung durch Erkenntnis - Die Gnosis, Königsdorfer-Verlag, Königsdorf 2008, ISBN 978-3938156124
Einzelnachweise
- ↑ Tertullian: Die fünf Bücher gegen Marcion (Adversus Marcionem) 1,2 [1]
- ↑ Eugen H. Schmitt, Band 1, S. 508