Chemische Bindung und Kerdon: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''chemische Bindung''' verbindet [[Atom]]e oder [[Ion]]en zu [[Molekül]]en bzw. [[Chemische Verbindung|chemischen Verbindungen]], die [[Energie|energetisch]] stabiler sind als die getrennten Bestandteile. Sie beruht auf der [[Wechselwirkung]] der [[Elektron]]en aus der äußersten [[Elektronenschale]] der an der Bindung beteiligten Atome.
'''Kerdon''' (auch '''Cerdo''' bzw. '''Cerdon''') war ein aus [[w:Syrien|Syrien]] stammender christlicher [[Gnostiker]], der um 135 n. Chr. nach [[Rom]] kam. Mit ihm begann noch vor der Fertigstellung des endgültigen [[Bibel]]kanons eine [[Evangelium|Evangelienkritik]], durch die er sich mit der römischen Kirchengemeinde entzweite. Von den vier Evangelien anerkannte er nur das [[Lukasevangelium]] und auch dieses nur zum Teil. Wegen seiner rein [[Gnosis|gnostischen]] Lehren wurde Kerdon heftig kritisiert, aber nicht [[Exkommunikation|exkommuniziert]], da die [[Alte Kirche|frühchristliche Lehre]] noch sehr beweglich und noch nicht im [[Dogma]] erstarrt war.


== Grundlagen ==
[[Irenäus von Lyon]] schreibt über ihn:


Atome bestehen nach heutiger [[naturwissenschaft]]licher Sicht aus einem elektrisch positiv geladenen [[Atomkern]] und einer Hülle aus negativ geladenen [[Elektron]]en. Als Teilchen mit halbzahligen [[Spin]] sind sie nach den Gesetzen der [[Quantentheorie]] sogenannte [[Fermionen]], die dem [[Pauli-Prinzip]] unterliegen, nach dem die Elektronen der Hülle nicht in allen Quantenzahlen übereinstimmen dürfen. Sie können sich daher nicht im untersten, energieärmsten Niveau zusammendrängen, sondern müssen sich auch auf höhere, ausgedehntere und energiereichere [[Elektronenschale]]n bzw. [[Atomorbital]]e verteilen. Sie bedingen dadurch die relativ große räumliche Ausdehnung der Elektronenhülle, die den Atomkern um das 20.000- bis 150.000-fache übertrifft. Die Elektronen der äußersten Schale, der sogenannten [[Valenzschale]], bestimmen die [[Chemie|chemische Eigenschaften]] eines Atoms und seine Stellung im [[Periodensystem der chemischen Elemente]].
{{Zitat|Ein gewisser Kerdon, der mit den Simonianern zusammenhängt, kam unter Hyginus, dem achten Bischof apostolischer Nachfolge, nach Rom. Er lehrte, der von Moses und den Propheten verkündete Gott sei nicht der Vater unseres Herrn Jesu Christi; dieser sei erkennbar, jener nicht, dieser bloß gerecht, jener aber gut.|Irenäus von Lyon|''Gegen die Häresien'' (Contra Haereses) 1,27,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel607.htm] }}


[[Datei:H2O 2D labelled.svg|mini|150px|Bindungslängen und Bindungswinkel des Wassermoleküls (H<sub>2</sub>O)]]
[[Tertullian]] berichtet, dass Kerdon das [[Altes Testament|Alte Testament]] ablehnte, [[Gott]] nicht als Weltschöpfer anerkannte und die [[Menschwerdung Christi]] leugnete. Er unterschied zwischen dem [[Mensch]]en [[Jesus]] und dem [[Christus]] und vertrat er die [[Doketismus|doketische]] Ansicht, dass der Christus nicht geboren, sondern nur als Trugbild ''(in phantasmate)'' in der Welt erschienen sei und nur vermeintlich gelitten ''(quasi passum)'' habe.<ref>[[Tertullian]]: ''Die fünf Bücher gegen Marcion'' (Adversus Marcionem) 1,2 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1901-1.htm]</ref>
Die Valenzschale erreicht ihren energetisch stabilsten Zustand, wenn sie mit der maximal möglichen Zahl von Elektronen vollständig aufgefüllt ist. Das ist aber nur bei den [[Edelgase]]n der Fall, die entsprechend reaktionsträge sind, da sie ihren stabilsten Zustand bereits erreicht haben. Atome mit unvollständig aufgefüllter Valenzschale können sich dadurch stabilisieren, dass sie solange von ihren Bindungspartnern Elektronen aufnehmen oder an diese abgeben, bis sie eine vollkommen abgeschlossene Außenschale erreicht haben. Die so aneinander gebunden Atome erreichen damit gemeinsam ihren stabilsten, energieärmsten Zustand. Nach der von [[w:Gilbert Newton Lewis|Gilbert Newton Lewis]] und [[w:Walther Kossel|Walther Kossel]] 1916 formulierten '''Edelgasregel''' sind chemische Verbindungen besonders stabil, wenn die daran beteiligten Atome die im [[Periodensystem]] nächstgelegene '''Edelgaskonfiguration''' ausbilden können. Mit Ausnahme des [[Helium]]s haben die Edelgase 8 Außenelektronen. Nach der darauf basierenden '''Oktettregel''' sind Verbindungen besonders stabil, wenn die gebundenen Atome dadurch 8 Elektronen haben und dadurch der Edelgaskonfiguration entsprechen.


Um eine chemische Bindung wieder zu spalten, muss eine entsprechende '''Bindungsenergie''' aufgewendet werden, die man meist in [[Joule]] pro [[Mol]] angibt. Die '''Bindungslänge''' ergibt sich aus dem von [[Atomkern]] zu Atomkern gemessene Abstand der aneinander gebundenen Atome. Bei [[kristall]]inen [[Feststoff]]en kann sie experimentell durch [[Kristallstrukturanalyse]] ermittel werden und liegt bei kovalenten Bindungen je nach den beteiligten Atomsorten typischerweise zwischen etwa 75 und 250 [[Pikometer|pm]] (1&nbsp;pm = 10<sup>−12</sup>&nbsp;m). Auf diesem Weg lassen sich auch die '''Bindungswinkel''' zwischen den einzelnen Bindungen eines [[Molekül]]s ermitteln. Bindungslängen und Bindungswinkel bestimmen die [[Molekülgeometrie]], die sich durch entsprechende [[Strukturformel]]n veranschaulichen lässt.
Als der bedeutendste Schüler Kerdons gilt [[Markion]], der den [[Markionismus]] begründete und als [[Erzketzer]] in die Kirchengeschichte einging.<ref>Eugen H. Schmitt, Band 1, [https://archive.org/details/diegnosisgrundla01schm/page/508 S. 508]</ref>
 
=== Elektronegativität ===
 
Eine relatives Maß für die Fähigkeit von Atomen, Elektronen zur Auffüllung ihrer Valenzschale an sich zu ziehen, bietet das 1932 von [[w:Linus Pauling|Linus Pauling]] (1901-1994) eingeführte Konzept der '''Elektronegativität''' (kurz: '''EN'''; Formelzeichen <math>\chi</math>). Atome mit nahezu vollständig gesättigter Valenzschale, wie etwa die [[Halogene]], nehmen sehr leicht Elektronen auf und haben eine entsprechend hohe Elektronegativität. Atome mit nur wenigen Außenelektronen, wie etwa die [[Alkalimetalle]], geben diese leicht an ihre Bindungspartner ab und haben daher eine geringe Elektronegativität.
 
== Bindungsarten ==
[[Datei:Salze Natriumchloridgitter Kugeln.svg|mini|Das kubische Kristallgitter von Natriumchlorid; die positiven Natriumionen sind grün, die negativen Chloridionen blau dargestellt.]]
[[Datei:Ch4 hybridization.svg|mini|Die 4 bindenden sp<sup>3</sup>-[[Hybridorbitale]] von [[w:Methan|Methan]] (CH<sub>4</sub>), durch die 4 Wasserstoffatome kovalent an das zentrale Kohlenstoffatom gebunden sind.]]
[[Datei:Nuvola di elettroni.svg|mini|Ein Metallgitter aus positiv geladenen Atomrümpfen, die von frei beweglichen Elektronen umgeben sind.]]
 
Auf rein [[physisch]]er Ebene entsprechen die drei Grundtypen der chemischen Bindung den [[Tria Principia]] des [[Paracelsus]]<ref>Gutmann/Hengge, S. 3</ref>:
 
* [[Sal]] entspricht der salzartigen [[#Ionische Bindung|ionischen Bindung]],
* [[Mercurius]] der [[#Metallische Bindung|metallischen Bindung]],
* [[Sulphur]] der [[#Kovalente Bindung|kovalenten Bindung]]
 
=== Ionische Bindung ===
 
Die '''ionische Bindung''' (auch: '''Ionenbindung''') entsteht zwischen [[Chemische Elemente|chemischen Elementen]], deren Atome sich stark in ihrer [[#Elektronegativität|Elektronegativität]] unterscheiden. Das Atom mit der geringeren Elektronegativität gibt dadurch sehr leicht seine Außenelektronen an das elektronegativere Atom ab und wird dadurch wegen der nun überwiegenden Kernladung zu einem ein- oder mehrfach positiv geladenen [[Kation]]. Im Gegenzug erhält das elektronegativere Atom eine negative Überschussladung und wird dadurch in gleichem Maß zu einem negativ geladenen [[Anion]]. Die gegensätzlich geladenen [[Ion]]en werden durch die [[Elektrostatik|elektrostatische Anziehung]] fest aneinander gebunden und fügen sich in ein regelmäßig geordnetes [[Kristallgitter]] ein. Dadurch entstehen [[Salze|salzartige]], meist schwer schmelzbare [[Feststoffe]], die die Grundlage der [[Mineralwelt]] bilden. Ein typisches Beispiel ist das aus [[Natrium]] und [[Chlor]] gebildete [[Natriumchlorid]] (NaCl), das als [[Kochsalz]] wohlbekannt ist.
 
=== Kovalente Bindung ===
 
Die '''kovalente Bindung''' (veraltet auch '''Atombindung''', '''Elektronenpaarbindung''' oder '''homöopolare Bindung'''), wie sie vor allem für [[organische Verbindung]]en typisch ist, entsteht zwischen Atomen mit gleicher oder vergleichbarer Elektronegativität. Eine Ionenbindung kann in diesem Fall nicht entstehen, statt dessen teilen die beteiligten Atome ein oder mehrere bindende Elektronenpaare und bilden durch Überlagerung der an der Bindung beteiligten zwei [[Atomorbital]]e ein gemeinsames bindendes und ein antibindendes '''Molekülorbital''' ('''MO''') aus, wobei aber nur das energetisch tiefer liegende bindende Molekülorbital von den beiden bindenden Elektronen besetzt wird. Die Atome werden dadurch zu einem [[Molekül]] verbunden. So verwandelt sich etwa der hochreaktive atomare [[Wasserstoff]] (H), der z.B. durch die Reaktion unedeler [[Metalle]] mit [[Säuren]] entsteht, praktisch augenblicklich in das wesentlich stabilere Wasserstoffmolekül (H<sub>2</sub>) um. Auch [[Stickstoff]] (N) und [[Sauerstoff]] (O) kommen in der [[Luft]] niemals in atomarer, sondern stets nur in molekularer Form vor, d.h. als N<sub>2</sub> bzw. O<sub>2</sub>.
 
<center><gallery widths="150px" heigths="150px" caption="Die Molekülorbitale des Wasserstoffmoleküls H<sub>2</sub>">
Wave functions binding.svg|Additive Überlagerung der Wellenfunktionen (bindend)
Dihydrogen-HOMO-phase-3D-balls.svg|Bindendes Molekülorbital
Wave functions anti-binding.svg|Subtraktive Überlagerung der Wellenfunktion (antibindend)
Dihydrogen-LUMO-phase-3D-balls.png|Antibindendes Molekülorbital
Wasserstoff-Orbitale.svg|Besetzungsschema der Molekülorbitale
</gallery></center>
 
Unterscheiden sich die Elektronegativitäten der Bindungspartner voneinander, entsteht eine '''polare Atombindung''', bei der sich die miteinander verbunden Atome zwar nicht zu [[Ion]]en verwandeln, aber doch positive und negative Partialladungen tragen.
 
==== Koordinative Bindung ====
 
Die '''koordinative Bindung''' (auch '''Donator-Akzeptor-Bindung''' oder veraltet '''dative Bindung''') ist eine besondere Form der Elektronenpaarbindung, bei der das bindende Elektronenpaar allein von einem der beiden Bindungspartner (dem ''Donator'') bereitgestellt wird. Sie bildet die Grundlage der '''Komplexchemie'''. Die koordinativ an das '''Zentralatom''' gebundenen Atome, Ionen oder Moleküle werden als '''Liganden''' (von [[lat.]] ''ligare'' „binden“) bezeichnet. Als Zentralatome kommen vor allem [[Metalle]] infrage, die über freie [[d-Orbital]]e verfügen, wie etwa [[Kupfer|Cu<sup>2+</sup>]], [[Magnesium|Mg<sup>2+</sup>]], [[Eisen|Fe<sup>2+</sup>]], [[Eisen|Fe<sup>3+</sup>]], [[Eisen|Fe<sup>0</sup>]], [[Chrom|Cr<sup>0</sup>]], [[Nickel|Ni<sup>2+</sup>]] und [[Nickel|Ni<sup>0</sup>]].
 
So sind etwa die vier [[w:Ammoniak|Ammoniak]]-Moleküle (NH<sub>3</sub>) in dem tiefblauen [[w:Tetraamminkupfersulfat|Tetraamminkupfer(II)-sulfat]] [Cu(NH<sub>3</sub>)<sub>4</sub>]SO<sub>4</sub> koordinativ über das einsame Elektronenpaar des [[Stickstoff]]s an das zentrale Kupferatom gebunden.
 
{| align="center" |
|-
| [[Datei:Tetraamminkupfer Kation.svg|120px|]][[Datei:Sulfat-Ion2.svg|90px]]
|}
 
Auf ähnliche Weise ist auch das [[Kristallwasser]] in dem blauen [[w:Kupfersulfat|Kupfersulfat-Pentahydrat]] Cu[SO<sub>4</sub>]·5H<sub>2</sub>O und ähnlichen [[Salze]]n koordinativ  gebunden. Treibt man das Kristallwasser durch Erhitzen aus, bleibt das kristallwasserfrei farblos weißliche Kupfersulfat CuSO<sub>4</sub> zurück.
 
=== Metallische Bindung ===
 
[[Metalle]] haben nur relativ wenige Außenelektronen und geben diese auch ohne Reaktionspartner leicht ab. Dadurch entstehen leicht bewegliche freie Elektronen, die den Metallen ihre hohe [[Elektrische Leitfähigkeit|elektrische]] und [[Wärmeleitung|thermische Leitfähigkeit]] verleiht.
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Chemische Bindung}}
* {{WikipediaDE|Ionische Bindung}}
* {{WikipediaDE|Kovalente Bindung}}
* {{WikipediaDE|Metallische Bindung}}
* {{WikipediaDE|Van-der-Waals-Kräfte}}
* {{WikipediaDE|Wasserstoffbrückenbindung}}


== Literatur ==
== Literatur ==


* [[Viktor Gutmann]], Edwin Hengge: ''Allgemeine und anorganische Chemie'', 5. Auflage, Verlag Chemie, Weinheim 1990, ISBN 978-3527281596
*[[Eugen Heinrich Schmitt]]: ''Die Gnosis. Grundlagen der Weltanschauung einer edleren Kultur.'', Band 1: ''Die Gnosis des Altertums'', Band 2: ''Die Gnosis des Mittelalters und der Neuzeit'', Diederichs, Leipzig 1903 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Gnosis/Schmitt-Eugen-Die-Gnosis-Grundlagen-Der-Weltanschauung-Einer-Edleren-Kultur-Bd-1.pdf Band 1] [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Gnosis/Schmitt-Eugen-Die-Gnosis-Grundlagen-Der-Weltanschauung-Einer-Edleren-Kultur-Bd-2.pdf Band 2]
* A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: ''Lehrbuch der Anorganischen Chemie'', 102. Auflage, de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1
*[[Wikipedia:Hans Jonas|Hans Jonas]]: ''Gnosis uns spätantiker Geist I. Die mythologische Gnosis'', Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934, 1964, 1988 ISBN 978-3525531235
* K. P. C. Vollhardt, Neil E. Schore, Holger Butenschön (Hrsg.): ''Organische Chemie'', 5. Auflage, Wiley-VCH 2011, ISBN 978-3527327546
*Hans Jonas, Kurt Rudolph (Hrsg.): ''Gnosis und spätantiker Geist II. Von der Mythologie zur mystischen Philosophie'', Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 978-3-525-53841-8
* Paula Y. Bruice: ''Organische Chemie: Studieren kompakt'', 5. Auflage, Pearson Studium 2011, ISBN 978-3868941029, eBook {{ASIN|B00QV6QM0O}}
*Hans Jonas: ''Gnosis: Die Botschaft des fremden Gottes'', Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag 2008, ISBN 978-3458720089
*[[Wikipedia:Hans Leisegang|Hans Leisegang]]: ''Die Gnosis''. A. Kröner, Leipzig 1924. 2. Auflage 1936. 5. Auflage, Kröner, Stuttgart 1985. ISBN 3-520-03205-8
*[[Wikipedia:Kurt Rudolph|Kurt Rudolph]]: ''Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion'', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3
*Johanna Brankaer: ''Die Gnosis. Texte und Kommentar'', Marix Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3865399540
*[[Wikipedia:Christoph Markschies|Christoph Markschies]]: ''Gnosis und Christentum'', Berlin University Press ein Imprint von Verlagshaus Römerweg 2009, ISBN 978-3940432612
*Christoph Markschies: ''Die Gnosis'', Verlag C.H.Beck 2010, ISBN 978-3406447730
*Christoph Markschies: ''Das antike Christentum: Frömmigkeit, Lebensformen, Institutionen'', Verlag C.H.Beck 2006, ISBN 978-3406541087
*Konrad Dietzfelbringer: ''Erlösung durch Erkenntnis - Die Gnosis'', Königsdorfer-Verlag, Königsdorf 2008, ISBN 978-3938156124


== Einzelnachweise ==
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<references />
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[[Kategorie:Chemie]]
[[Kategorie:Gnosis]]
[[Kategorie:Gnostiker]]
[[Kategorie:Syrer]]
[[Kategorie:Geboren im 1. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben im 2. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Mann]]

Version vom 30. Juli 2019, 13:56 Uhr

Kerdon (auch Cerdo bzw. Cerdon) war ein aus Syrien stammender christlicher Gnostiker, der um 135 n. Chr. nach Rom kam. Mit ihm begann noch vor der Fertigstellung des endgültigen Bibelkanons eine Evangelienkritik, durch die er sich mit der römischen Kirchengemeinde entzweite. Von den vier Evangelien anerkannte er nur das Lukasevangelium und auch dieses nur zum Teil. Wegen seiner rein gnostischen Lehren wurde Kerdon heftig kritisiert, aber nicht exkommuniziert, da die frühchristliche Lehre noch sehr beweglich und noch nicht im Dogma erstarrt war.

Irenäus von Lyon schreibt über ihn:

„Ein gewisser Kerdon, der mit den Simonianern zusammenhängt, kam unter Hyginus, dem achten Bischof apostolischer Nachfolge, nach Rom. Er lehrte, der von Moses und den Propheten verkündete Gott sei nicht der Vater unseres Herrn Jesu Christi; dieser sei erkennbar, jener nicht, dieser bloß gerecht, jener aber gut.“

Irenäus von Lyon: Gegen die Häresien (Contra Haereses) 1,27,1 [2]

Tertullian berichtet, dass Kerdon das Alte Testament ablehnte, Gott nicht als Weltschöpfer anerkannte und die Menschwerdung Christi leugnete. Er unterschied zwischen dem Menschen Jesus und dem Christus und vertrat er die doketische Ansicht, dass der Christus nicht geboren, sondern nur als Trugbild (in phantasmate) in der Welt erschienen sei und nur vermeintlich gelitten (quasi passum) habe.[1]

Als der bedeutendste Schüler Kerdons gilt Markion, der den Markionismus begründete und als Erzketzer in die Kirchengeschichte einging.[2]

Literatur

  • Eugen Heinrich Schmitt: Die Gnosis. Grundlagen der Weltanschauung einer edleren Kultur., Band 1: Die Gnosis des Altertums, Band 2: Die Gnosis des Mittelalters und der Neuzeit, Diederichs, Leipzig 1903 Band 1 Band 2
  • Hans Jonas: Gnosis uns spätantiker Geist I. Die mythologische Gnosis, Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934, 1964, 1988 ISBN 978-3525531235
  • Hans Jonas, Kurt Rudolph (Hrsg.): Gnosis und spätantiker Geist II. Von der Mythologie zur mystischen Philosophie, Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 978-3-525-53841-8
  • Hans Jonas: Gnosis: Die Botschaft des fremden Gottes, Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag 2008, ISBN 978-3458720089
  • Hans Leisegang: Die Gnosis. A. Kröner, Leipzig 1924. 2. Auflage 1936. 5. Auflage, Kröner, Stuttgart 1985. ISBN 3-520-03205-8
  • Kurt Rudolph: Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3
  • Johanna Brankaer: Die Gnosis. Texte und Kommentar, Marix Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3865399540
  • Christoph Markschies: Gnosis und Christentum, Berlin University Press ein Imprint von Verlagshaus Römerweg 2009, ISBN 978-3940432612
  • Christoph Markschies: Die Gnosis, Verlag C.H.Beck 2010, ISBN 978-3406447730
  • Christoph Markschies: Das antike Christentum: Frömmigkeit, Lebensformen, Institutionen, Verlag C.H.Beck 2006, ISBN 978-3406541087
  • Konrad Dietzfelbringer: Erlösung durch Erkenntnis - Die Gnosis, Königsdorfer-Verlag, Königsdorf 2008, ISBN 978-3938156124

Einzelnachweise

  1. Tertullian: Die fünf Bücher gegen Marcion (Adversus Marcionem) 1,2 [1]
  2. Eugen H. Schmitt, Band 1, S. 508