imported>Odyssee |
imported>Joachim Stiller |
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| Der Begriff '''Theorie''' (von [[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] θεωρείν theôreîn, ''anschauen, betrachten'') bezog sich ursprünglich auf die unmittelbare Gottesschau, die [[theoría]] ({{ELSalt|θεωρία}} „Gottesschau, Anschauung, Einsicht“), oder allgemeiner auf die [[Hellsehen|hellsichtige]] [[Wahrnehmung]] der [[Geistige Welt|geistigen Welt]]. Ein Nachklang davon war [[Platon]]s [[Ideenschau]]. So empfand es auch der österreichische Physiker [[Wikipedia:Wolfgang Pauli|Wolfgang Pauli]] (1900-1958), der die [[Archetyp]]enlehre [[C.G. Jung]]s maßgeblich mitgeprägt hat. Theorien werden seiner Meinung nach nicht primär durch einen [[diskursiv]]en [[Denkprozess]] gebildet, sondern beruhen auf dem vorbewussten [[Erleben]] bildhaft-symbolischer Archetypen. Diese seien ''„die psychische Manifestation der Archetypen, die aber auch alles naturgesetzliche im Verhalten der Körperwelt hervorbringen, erzeugen, bedingen müßten. Die Naturgesetze der Körperwelt wären dann die physikalische Manifestation der Archetypen... Es sollte dann jedes Naturgesetz eine Entsprechung innen haben und
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| umgekehrt, wenn man auch heute das nicht immer unmittelbar sehen kann.“<ref>Karl von Meyenn (Hrsg.): ''Wolfgang Pauli. Wissenschaftlicher Briefwechsel, Band III: 1940–1949. Springer. Berlin (1993) Brief #929, S. 496</ref>
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| "Die zusammenhängende Formulierung von Gedankensystemen, bestehend
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| aus mathematischen Gleichungen und aus Regeln, wie diese mit Erfahrungsdaten
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| zu verknüpfen sind, nennen wir eine physikalische Theorie,
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| die man dann innerhalb der Begrenzung ihres Anwendungsbereiches als
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| „Modell der Wirklichkeit" bezeichnen kann. Wie ich an anderer Stelle
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| ausgeführt habe<ref>Wolfgang Pauli: ''Theorie und Experiment'' in Dialectica 6, 141, 1952</ref>, halte ich es für müßig, darüber zu spekulieren, was
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| zuerst da war, die Idee oder das Experiment. Ich hoffe, daß niemand
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| mehr der Meinung ist, daß Theorien durch zwingende logische Schlüsse
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| aus Protokollbüchern abgeleitet werden, eine Ansicht, die in meinen Studententagen
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| noch sehr in Mode war. Theorien kommen zustande durch ein
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| vom empirischen Material inspiriertes V e r s t e h e n , welches am besten
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| im Anschluß an Plato als zur Deckung kommen von inneren Bildern mit
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| äußeren Objekten und ihrem Verhalten zu deuten ist. Die Möglichkeit
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| des Verstehens zeigt aufs Neue das Vorhandensein regulierender typischer
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| Anordnungen, denen sowohl das Innen wie das Außen des Menschen
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| unterworfen sind." {{Lit|Pauli, S 95}}
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| Diese Ansicht Paulis wird allerdings nicht allgemein geteilt. Im heutigen wissenschaftlichen Sprachgebrauch ist eine Theorie ein auf [[spekulativ]]en [[Hypothese]]n gegründetes [[Idee]]ngebilde, das einen bestimmten äußeren [[Phänomen]]bereich erklären soll. Es wird dazu ein [[Wikipedia:Modell|Gedankenmodell]] entworfen, das eine auf bestimmte Zwecke ausgerichtete, verallgemeinerte und meist stark vereinfachende [[Gedanke|gedankliche]] Beschreibung der [[Wirklichkeit]] gibt. Die moderne [[Naturwissenschaft]] bedient sich im weiten Umfang derartiger theoretischer Modelle.
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| "Die größten Fehler, die im Wissenschaftsleben gemacht werden,
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| die bestehen darin, daß man versucht, Zusammenfassungen zu machen,
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| bevor man die Bedingungen dieses Zusammenfassens wirklich
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| hergestellt hat. Man hat den Hang, Theorien zu machen, das heißt
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| abschließende Ansichten zu gewinnen. Man kann gewissermaßen
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| nicht abwarten, bis die Bedingungen da sind zum Theorienmachen.
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| Und das muß in unser Wissenschaftsleben hineingeworfen werden,
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| daß man dazu kommt, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man
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| einfach nicht versuchen darf, gewisse Fragen zu beantworten, bevor
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| die Bedingungen zur Antwort wirklich hergestellt sind." {{Lit|{{G|323|286}}}}
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| [[Goethe]] stand der Theorienbildung sehr kritisch gegenüber und gründete seine Naturforschungen auf eine reine [[Phänomenologie]]. Seiner Ansicht nach tragen die [[Phänomen]]e selbst bereits ihre Erklärung in sich, sofern man sie in ihrem Werden und in ihrem systematischen gesetzmäßigen Zusammenhang betrachtet. Der moderne [[Goetheanismus]], der durch [[Rudolf Steiner]] angeregt wurde, folgt dieser Art der Naturbetrachtung.
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| == Anmerkungen ==
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| <references/>
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| == Literatur ==
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| #Wolfgang Pauli: ''Phänomen und physikalische Realität'' (1954) [http://www.quantenphilosophie.de/docu/Pauli_Phaenomen_Realitaet1954.pdf]
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| #Rudolf Steiner: ''Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie'', [[GA 323]] (1997), ISBN 3-7274-3230-6 {{Vorträge|323}}
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| [[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Naturwissenschaft]] | |