Künstler und In-vitro-Fleisch: Unterschied zwischen den Seiten

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'''In-vitro-Fleisch''' (von {{LaS|''[[in vitro]]''}} ‚im Glas‘), auch '''kultiviertes Fleisch''', umgangssprachlich '''Laborfleisch''', ist das Ergebnis von [[Gewebezüchtung]] mit dem Ziel, [[Fleisch]] zum menschlichen Verzehr im industriellen Maßstab synthetisch herzustellen.<ref name="Patent">{{Patent|Land=WO|V-Nr=9931222|Titel=Industrial Scale Production of meat from in vitro cell cultures}}</ref>
Als '''Künstler''' und '''Künstlerin''' werden heute die in der [[Bildende Kunst|Bildenden Kunst]], der [[Angewandte Kunst|Angewandten Kunst]], der [[Darstellende Kunst|Darstellenden Kunst]] sowie der [[Literatur]] und der [[Musik]] [[kreativ]] tätigen Menschen bezeichnet, die als ''Arbeiten'' bezeichnete Erzeugnisse künstlerischen Schaffens hervorbringen. Diese werden umgangssprachlich als [[Kunstwerk]]e bezeichnet. Die Summe aller Arbeiten eines Künstlers wird als sein ''Werk'' bezeichnet.


Im Kontext der deutschen [[Geistesgeschichte]] ist dagegen das Künstlertum nicht nur ein [[Beruf]], sondern eine menschliche Daseinsform. Für [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]] und [[Friedrich Schiller|Schiller]] war der Künstler der Inbegriff eines [[Bildung|gebildeten]] Menschen.<ref>[http://weimarpedia.de/blog/projektgruppen/katharinen-gymnasium-ingolstadt/interview-mit-schiller/ ''Interview mit Schiller.''] In: ''weimarpedia.de''. Abgerufen am 4. Juni 2013.</ref><ref>[http://www.textlog.de/schiller-gedichte-die-kuenstler.html Schiller: „Die Künstler“ Gedicht, 1789]. Abgerufen am 4. Juni 2013.</ref> Diese [[Philosophie|philosophische]] Auffassung zieht sich als roter Faden von der [[Weimarer Klassik|Klassik]] über [[Wilhelm von Humboldt]], zu [[Thomas Mann]] und vielen weiteren. Die allgemein-gesellschaftliche Reduzierung des umfassenden Begriffs des Künstlers als kreatives, gebildetes [[Individuum]] der [[Lebenskunst]] zur alleinigen Berufsbezeichnung fand erst im letzten Jahrhundert statt.
== Geschichte ==
Die Erzeugung von In-vitro-Fleisch basiert auf den Methoden der [[Zellkultur]], insbesondere auf den Methoden der Gewebezüchtung wie die [[3D-Zellkultur]] und das ''[[Tissue Engineering]]''. Ab 1994 wurden In-vitro-Modelle im Rahmen einer [[Hygiene]]-Untersuchung zur Bestimmung der [[Keimzahl]] in Fleischproben eingesetzt.<ref>P. van Netten, J. Huis in 't Veld, D. A. Mossel: ''An in-vitro meat model for the immediate bactericidal effect of lactic acid decontamination on meat surfaces.'' In: ''The Journal of applied bacteriology.'' Band 76, Nummer 1, Januar 1994, S.&nbsp;49–54, {{ISSN|0021-8847}}. PMID 8144404.</ref> Diese Zellen wurden in [[Zellsuspensionskultur|Suspensionskultur]] gehalten. Ab 1997 wurden gemeinsame Kulturen von [[Muskelfaser|Muskel-]] und Fettzellen zur Untersuchung des [[Fettstoffwechsel]]s verwendet.<ref>M. V. Dodson, J. L. Vierck, K. L. Hossner, K. Byrne, J. P. McNamara: ''The development and utility of a defined muscle and fat co-culture system.'' In: ''Tissue & cell.'' Band 29, Nummer 5, Oktober 1997, S.&nbsp;517–524, {{ISSN|0040-8166}}. PMID 9364801.</ref> In Folge wurde die [[Zellwachstum|Zelldichte]] durch Wachstum auf der Oberfläche von [[Kollagen]] oder ''microcarrier beads'' (zu deutsch ‚Mikroträgerperlen‘) erhöht, die im Vergleich zu Zellkulturflaschen eine deutlich erhöhte Wachstumsfläche bieten.<ref>P. D. Edelman, D. C. McFarland, V. A. Mironov, J. G. Matheny: ''Commentary: In vitro-cultured meat production.'' In: ''Tissue engineering.'' Band 11, Nummer 5–6, Mai/Juni 2005, S.&nbsp;659–662, {{ISSN|1076-3279}}. {{DOI|10.1089/ten.2005.11.659}}. PMID 15998207. [http://www.hedweb.com/animimag/invitro-culturedmeat.pdf PDF].</ref> Darüber hinaus erhöht die Zirkulation des Kulturmediums in rotierenden Zellkulturflaschen ({{enS|roller bottles}}) die Versorgung der Zellen mit Nährstoffen und Sauerstoff. Durch die erhöhte Oberfläche des Trägermaterials kann eine [[Konfluenz (Zellkultur)|Konfluenz]] der Zellen und die daraus folgende [[Zellkontakthemmung]] hinausgezögert werden, was sich in schnellerem Wachstum und höherer Ausbeute auswirkt. Zur Vermeidung von häufigen [[Biopsie]]n werden als Ausgangsmaterial meistens  [[Pluripotente Stammzelle|pluripotente Stammzellen]] verwendet, aus denen [[primäre Zelle]]n von [[Myozyt]]en heranwachsen.<ref>{{Literatur |Autor=Henk P. Haagesman, Klaas J. Hellingwerf, Bernard A. J. Roelen |Titel=Production of animal proteins by cell systems – Desk study on cultured meat („kweekvlees“) |Verlag=Universität Utrecht, Fachbereich Veterinärmedizin |Datum=2009-10 |Sprache=en |Online=[http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.732.9877&rep=rep1&type=pdf citeseerx.ist.psu.edu] |Format=PDF |KBytes=3750 |Abruf=2018-07-19}}</ref><ref name="PMID 22543115">M. J. Post: ''Cultured meat from stem cells: challenges and prospects.'' In: ''Meat science.'' Band 92, Nummer 3, November 2012, S.&nbsp;297–301, {{ISSN|1873-4138}}. {{DOI|10.1016/j.meatsci.2012.04.008}}. PMID 22543115.  {{Webarchiv|text=PDF |url=http://new-harvest.org/wp-content/uploads/2013/03/bhat_2011.pdf |wayback=20140202102937 |archiv-bot=2018-04-15 22:06:30 InternetArchiveBot }}.</ref> Da die ursprünglichen Methoden zur Erzeugung von ''In-vitro''-Fleisch auf [[Monolayer]]-Zellkulturen basierten, besaßen die Erzeugnisse noch keine dreidimensionale fleischartige Struktur. Daher wurden parallel zum ''Tissue Engineering'' Methoden entwickelt, um dem Wachstum von [[Organ (Biologie)|Organen]] in Zellkultur näher zu kommen.<ref>M. A. Benjaminson, J. A. Gilchriest, M. Lorenz: ''In vitro edible muscle protein production system (MPPS): stage 1, fish.'' In: ''Acta astronautica.'' Band 51, Nummer 12, Dezember 2002, S.&nbsp;879–889, {{ISSN|0094-5765}}. PMID 12416526.</ref><ref>R. G. Dennis, P. E. Kosnik: ''Excitability and isometric contractile properties of mammalian skeletal muscle constructs engineered in vitro.'' In: ''In vitro cellular & developmental biology. Animal.'' Band 36, Nummer 5, Mai 2000, S.&nbsp;327–335, {{ISSN|1071-2690}}. {{DOI|10.1290/1071-2690(2000)036<0327:EAICPO>2.0.CO;2}}. PMID 10937836.</ref><ref name="PMID 22543115" />


== Heutiges Berufsbild ==
== Herstellung ==
Die Abgrenzung künstlerischer Tätigkeit zu [[Handwerk]] und [[Kunsthandwerk]] ist fließend. Dabei kann der Grad der Originalität einer künstlerischen Idee, eines Entwurfs, einer Ausführung oder einer Darstellung entscheidend sein. Ebenso ist die Grenze zur „nutzbringenden“ [[Technik]] nicht immer eindeutig feststellbar.
Verwendet werden [[Myoblasten]], ein Zelltyp, der einen Kompromiss aus Ausdifferenziertheit und Vermehrungsrate darstellt. Die Ausgangszellen können aus dem jeweiligen Tier schmerzfrei via [[Biopsie]] und ohne Tötung entnommen werden.<ref>{{Internetquelle |url=http://futurefood.org/in-vitro-meat/index_de.php |titel=In-vitro-Fleisch; Erzeugung von Fleischprodukten via „Tissue-Engineering“-Technologien |werk=futurefood.org |zugriff=2018-04-17}}</ref>


Abgesehen von reinen freischaffenden Künstlern sind Auftraggeber für künstlerische Arbeit neben Privatleuten oft staatliche Stellen, Kirchen, Firmen oder Mäzene, zum Teil über [[Förderpreis]]e und [[Stipendien]]. Daneben kann der Künstler auch fest beschäftigt sein (Regisseure des Schauspiels, Berufsmusiker, historisch auch der [[Hofmaler]]).
Die zugrundeliegende [[Biotechnologie]] wird schon länger in der Medizin mit menschlichen Hautzellen verwendet, um [[Transplantat]]e für [[Verbrennung (Medizin)|Schwerbrandverletzte]] zu züchten. Bislang ist dies auf dünnlagige Hautschichten begrenzt. Die [[Membran (Trennschicht)|Membranen]] können übereinandergelegt werden und wenig strukturiertes [[Hackfleisch]] ersetzen, wie es in [[Hamburger]]n eingesetzt wird. Schwierigkeiten bereiten kompliziertere Strukturen wie [[Steak]], da diese an einem dreidimensionalen Gerüst wachsen müssen und die Muskelzellen für vergleichbare Fleischkonsistenz mechanischer Bewegung ausgesetzt sein sollten.<ref name="orf">{{Internetquelle |url=https://sciencev1.orf.at/science/news/137900 |titel=Gewebezüchtung: Fleisch in Labor hergestellt |werk=orf.at |datum=2005-07-12 |zugriff=2019-04-06}}</ref>


Auftraggeber, die die [[Kunstfreiheit]] nicht achten, fordern oft, dass Künstlern religiöse oder politische Vorgaben erfüllen und [[Ikonologie|ikonologische]] und modische Eingriffe hinnehmen sollen.
== Motivation ==
Von 1961 bis 2011 hat sich der Fleischverbrauch weltweit fast vervierfacht.<ref name="rp">Rheinsche Post 13. September 2011: [http://nachrichten.rp-online.de/wissen/fleisch-der-zukunft-aus-dem-labor-1.1861348 ''Fleisch der Zukunft aus dem Labor'']</ref>
Die Lobbyorganisation des Invitrofleisches ''The In Vitro Meat Consortium''  argumentiert ökologisch. Demnach wird sich vom Jahr 2000 bis 2050 die [[Fleischproduktion]] mehr als verdoppeln. Bereits jetzt werden 34 Millionen [[Quadratkilometer|km²]] Landfläche (26 % der Landfläche der Erde) zur [[Viehhaltung]] und zum Futtermittelanbau verwendet. Die übrigen bewirtschaftbaren Landflächen von 28 Millionen km² bestehen zu 45 % aus Waldgebiet. 68 % der Emissionen von [[Ammoniak]] sind ein Abfallprodukt der Viehhaltung. [[Massentierhaltung]] und globaler [[Viehtransport]] und Transport von Tierprodukten haben zur Ausbreitung von Seuchen geführt, die auch für den Menschen gefährlich werden können. Des Weiteren gibt es Bedenken, ob [[Tierschutz]] und industrialisierte Produktion miteinander vereinbar sind. Ein Ersatz eines Großteils der industriellen Tierproduktion durch Biotechnologie könnte wieder eine [[extensive Viehwirtschaft]] im kleinen ökologischen Maßstab erlauben, die das Hochpreis-Segment bedient.<ref>{{Internetquelle |url=http://invitromeat.org/content/view/12/55/ |titel= Why In Vitro Meat?  |werk=invitromeat.org |archiv-url=https://web.archive.org/web/20090831052640/http://invitromeat.org/content/view/12/55/ |archiv-datum=2009-08-31 |abruf=2019-05-22}}</ref>


{{Anker|Deutschland}}
Züchtungen in [[Sterilisation|sterilen]] [[Zellkultur]]en oder [[Bioreaktor]]en eignen sich besser zur industriellen Fertigung, da die Überwachung und Fernhaltung von [[Krankheitserreger]]n und [[Giftstoff]]en einfacher ist. Zudem entfällt das aufwendige Entfernen von [[Innereien]], Haaren und Knochen.<ref name="Patent" />
=== Gesetzliche Definition in Deutschland ===
Das [[Künstlersozialversicherung]]s&shy;gesetz in Deutschland bestimmt:


{{Zitat|Künstler im Sinne dieses Gesetzes ist, wer [[Musik]], [[Darstellende Kunst|darstellende]] oder [[bildende Kunst]] schafft, ausübt oder lehrt. [[Publizist]] im Sinne dieses Gesetzes ist, wer als [[Schriftsteller]], [[Journalist]] oder in anderer Weise publizistisch tätig ist oder [[Publizistikwissenschaft|Publizistik]] lehrt.||{{§|2|ksvg|juris}} Gesetz über die Sozialversicherung der selbständigen Künstler und Publizisten}}
Des Weiteren wäre es möglich, ähnlich wie bei traditionell hergestelltem Fleisch, durch [[Gentechnologie|gentechnologische]] Modifikationen den ernährungsphysiologischen Wert des Produkts zu erhöhen. Weitere Ziele sind eine Senkung der Abgasbelastung, da kein für den [[Treibhauseffekt]] relevantes [[Methan]] entsteht und keine Ausscheidungen, wie sie bei der Massentierhaltung in großen Mengen anfallen.<ref name="orf" />


Das Gesetz orientiert sich an typischen Berufsbildern: Ein Grafik-Designer oder Musiker gilt als Künstler, ein Möbeltischler als Handwerker.<ref>[http://www.kuenstlersozialkasse.de/wDeutsch/download/daten/Versicherte/Das_Wichtigste_zur_KSV_in_Kuerze.pdf ''Das Wichtigste zur Künstlersozialversicherung in Kürze.''] Infoblatt der Künstlersozialkasse (PDF; 225&nbsp;kB)</ref> Die deutsche [[Künstlersozialkasse]] nennt vier Berufssparten, die ihre Leistungen erhalten: ''Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Musik'' und ''Wort''. ''[[Visuelle Kommunikation]]'' und ''[[Design]]'' werden zur bildenden Kunst gezählt. Schriftsteller mit oder ohne Kunstanspruch sind im Bereich Wort publizistisch Tätige. Der Umsatzsteuersatz für Künstler und Freischaffende beträgt in Deutschland 7 %.<ref>[http://www.kuenstlerberaten.de/Steuern/steuern.html ''Künstler, Medienprofis und ihre Steuern.''] In: ''künstlerberaten.de'', abgerufen am 4. Juni 2013.</ref>
Die [[Ökobilanz|Energiebilanz]] von In-vitro-Fleisch ist gegenüber der Tierhaltung günstiger, gegenüber pflanzlicher Ernährung aber im Nachteil. Ferner ist der Einsatz von Hochtechnologie im Nahrungsmittelbereich sehr teuer. Mittelfristig angestrebt wird, durch Investition in die Forschung preislich mit in Europa und den USA stark subventionierten Tierprodukten konkurrenzfähig zu werden.<ref name="Telepolis">[[Telepolis]] [https://www.heise.de/tp/features/Ist-Laborfleisch-das-neue-Gemuese-fuer-Unbelehrbare-3418163.html ''Ist Laborfleisch das neue Gemüse für Unbelehrbare?'']</ref>


{{Anker|Österreich}}
== Marktreife ==
[[Datei:Hanni Rützler tastes world's first cultured hamburger.png|mini|[[Hanni Rützler|Rützler]] prüft den ersten kultivierten Hamburger der Welt, 5. August 2013.]]
Der erste In-vitro-[[Hamburger|Burger]] wurde von einem niederländischen Forscherteam um [[Mark Post]] zur Verfügung gestellt und am 5.&nbsp;August 2013 bei einer Pressedemonstration in London zubereitet und getestet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.arte.tv/sites/de/das-arte-magazin/2013/10/25/kunstliche-burger/ |autor=Franziska Badenschier, Julian Windisch |titel=Künstliche Burger |werk=arte.tv |datum=2013-10-25 |abruf=2019-06-05}}</ref> Er war das Ergebnis jahrelanger Forschung an der [[Universität Maastricht]] und repräsentierte den Gegenwert von 250.000 Euro. Das Projekt wurde von [[Sergey Brin]], dem Mitbegründer von Google, finanziert.<ref>Mosa Meat: [https://www.mosameat.com/our-story/ ''OUR STORY''] In: mosameat.com, abgerufen am 19. Juli 2018.</ref> Forscher rechneten 2015 damit, in einem Zeitraum von fünf Jahren{{Zukunft|2020}} ein marktfähiges Produkt zu einem Preis von $90 pro Kilogramm anbieten zu können.<ref>[http://www.bbc.co.uk/programmes/p035mn3s?ocid=socialflow_twitter BBC: What does a lab-grown burger taste like?], abgerufen am 19. Oktober 2015.</ref> Im Januar 2016 präsentierte das US-Startup Memphis Meats den Medien ein Fleischbällchen aus Rinderstammzellen.<ref>[http://invitrofleisch.info/in-vitro-fleisch/ Invitrofleisch.info], abgerufen am 7. Mai 2017</ref> In einem Bericht des Deutschlandfunkes sprechen die niederländischen Forscher – die sich mittlerweile ebenfalls als Unternehmen firmiert haben – im Januar 2017 zeitplangemäss von rund 3 Jahren, nannten einen Preis von rund 10 bis 11 Dollar pro Burger und weisen auf die Entstehung von Konkurrenz-Startups in Israel und den USA hin, die diesen Zeitraum möglicherweise verringern könnten. Durch Beimengung von Fettgewebe aus Stammzellen von Rindern sei inzwischen auch der Geschmack des Fleisches maßgeblich verbessert worden.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Volker Mrasek]] |url=http://www.deutschlandfunk.de/kuenstliches-fleisch-stammzell-burger-statt.676.de.html?dram:article_id=377796 |titel=Künstliches Fleisch – Stammzell-Burger statt Massentierhaltung |werk=deutschlandfunk.de |datum=2017-01-31 |zugriff=2018-04-12}}</ref>


=== Gesetzliche Definition in Österreich ===
== Markt ==
Den Begriff definiert das [[Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz]]:
2018 beteiligte sich die [[Merck KGaA]] mit 5,5 Millionen Euro und die [[Bell AG (Schweiz)|Bell Food Group]] mit 2 Millionen Euro an der niederländischen Firma Mosa Meat.<ref>Merck KGaA: [http://www.m-ventures.com/news/archive-news/2018/mosa-meat-raises-7-5m-to-commercialise-cultured-meat ''Merck Ventures BV | Amsterdam, The Netherlands, a subsidiary of Merck KGaA, Darmstadt, Germany | MOSA MEAT RAISES €7.5M TO COMMERCIALISE CULTURED MEAT''] In: m-ventures.com, 17. Juli 2018, abgerufen am 18. Juli 2018.</ref><ref>Bell Food Group: [https://www.bellfoodgroup.com/de/medien/medienmitteilungen/mm/?medienid=324dd9ef4cd07aa1c538640bec9a33ad ''Bell Food Group investiert in kultiviertes Fleisch. Operatives Ergebnis der Bell Food Group in den ersten sechs Monaten unter Vorjahr.''] In: bellfoodgroup.com, 17. Juli 2018, abgerufen am 18. Juli 2018.</ref> Die [[Migros#Migros-Industrie|M-Industrie]] ist seit 2019 am [[israel]]ischen Start-up Aleph Farms beteiligt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.schweizerbauer.ch/politik--wirtschaft/agrarwirtschaft/migros-investiert-in-labor-fleisch-49316.html |titel=Migros investiert in Labor-Fleisch |werk=[[Schweizer Bauer|schweizerbauer.ch]] |datum=2019-05-15 |zugriff=2019-05-15}}</ref> Nachdem [[Cargill]] 2017 bereits in das Unternehmen Memphis Meats investiert hat, wurde 2019 bekannt, dass Cargill auch in Aleph Farms investieren wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.schweizerbauer.ch/markt--preise/marktmeldungen/laborfleisch-auch-agrarriese-investiert-49429.html |titel=Laborfleisch: Auch Agrarriese investiert |werk=[[Schweizer Bauer|schweizerbauer.ch]] |datum=2019-05-20 |zugriff=2019-05-20}}</ref>
 
{{Zitat|Künstlerin/Künstler im Sinne dieses Bundesgesetzes ist, wer in den Bereichen der [[Bildende Kunst|bildenden Kunst]], der [[Darstellende Kunst|darstellenden Kunst]], der [[Musik]], der [[Literatur]], der [[Filmkunst]] oder in einer der zeitgenössischen Ausformungen der Bereiche der Kunst auf Grund ihrer/seiner künstlerischen Befähigung im Rahmen einer künstlerischen Tätigkeit [[Kunstwerk|Werke der Kunst]] schafft.||{{§|2|Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz|RIS-B|DokNr=NOR40168048}} (1) Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz}}
 
Die Rechtssetzung fasst den Begriff durch die Formulierung {{"|zeitgenössischen Ausformungen}} offen auf und ist insgesamt sehr werkorientiert:
 
: Künstler ist, wer ''kunstschaffend'' ist.
 
Eine ''künstlerische Tätigkeit''<ref name="kulturservice">{{Internetquelle |autor= |hrsg=Kultur Service Gesellschaft Steiermark, Land Steiermark – Amt der Steiermärkischen Landesregierung |url=http://www.kulturservice.steiermark.at/cms/ziel/64764018/DE/ |titel=Steuer- und Sozialversicherungsrecht für Künstler. FAQ’s – Jetzt erst Recht! Basics for artists/Tipps für Künstler |werk= kultur steiermark |zugriff= 2015-01-02}}</ref> ist – nach der [[Steuerrecht|steuerlichen Rechtsprechung]] – {{"|immer dann gegeben, wenn eine persönlich eigenschöpferische Tätigkeit in einem umfassenden Kunstfach aufgrund ''künstlerischer Begabung'' entfaltet wird.}}<ref name="Quantschnigg/Schuch">{{Literatur|Autor =Quantschnigg/Schuch |Titel =Einkommensteuerhandbuch | Jahr=1993| Ort= Wien |Seiten =829 ff}} Zitat:
{{Internetquelle |autor= |hrsg=Kultur Service, Land Steiermark |url= http://www.kulturservice.steiermark.at/cms/ziel/64764018/DE/#tb4 |titel=Künstlerische Tätigkeit – gewerbliche Tätigkeit |werk=FAQ’s |zugriff=2015-01-02}}</ref> Der Begriff ''eigenschöpferisch'' wird bei [[Musiker]]n, [[Dirigent]]en, [[Schauspieler]]n und [[Regisseur]]en und [[Bildende Künstlerin|bildenden Künstlern]] auch auf reproduzierende Tätigkeiten als künstlerisch ausgedehnt.<ref name="VwGH">VwGH 14. November 1990. 90/13/0106, zit. ebd.</ref> Weiters ergänzt aber der Abs.&nbsp;2 Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz:
 
{{Zitat|Wer eine künstlerische Hochschulausbildung erfolgreich absolviert hat, weist jedenfalls die künstlerische Befähigung für die Ausübung der von der Hochschulausbildung umfassten künstlerischen Tätigkeiten auf.}}
 
Damit fallen auch beruflich als Künstler einschlägig ausgebildete unter den Begriff ''künstlerische Tätigkeit'', was im Besonderen die ''[[Lehrtätigkeit]]'' mitumfasst.
 
[[Einkommensteuer]]&shy;rechtlich kann ein Künstler sowohl im Rahmen eines Dienstverhältnisses ([[Arbeitnehmer]]) tätig sein als auch [[Selbständigkeit (beruflich)|selbständig]], und rechnet dann im Allgemeinen auf [[Werkvertrag]]s&shy;basis ab.<ref name="kulturservice EK">{{Internetquelle |autor= |hrsg=Kultur Service, Land Steiermark |url= http://www.kulturservice.steiermark.at/cms/ziel/64764018/DE/#tb3 |titel=Nicht selbständige Tätigkeit – selbständige Tätigkeit |werk=kulturservice.steiermark.at|zugriff=2015-01-02}}</ref> [[Umsatzsteuer]]rechtlich ist der Begriff dahingehend relevant, dass freischaffende Künstler in Österreich nur 10 %<ref name="kulturservice USt">{{Internetquelle |autor= |hrsg=Kultur Service, Land Steiermark |url= http://www.kulturservice.steiermark.at/cms/ziel/64764018/DE/#tb10 |titel=Umsatzsteuersatz |werk=kulturservice.steiermark.at |zugriff=2015-01-02}}</ref> Umsatzsteuersatz verrechnen.
 
[[Datei:MollyHeleneCramer1900.jpg|mini|Die Malerinnen Molly und Helene Cramer in ihrer Malschule 1900]]
 
=== Künstlerin ===
„Künstlerin“ ist im alltäglichen Sprachgebrauch, unterstützt durch Forderungen der [[Feministische Linguistik|feministischen Linguistik]], eine selbstverständliche [[Berufsbezeichnung]] und wird in staatlich bestimmten Zusammenhängen gleichgestellt zu „Künstler“ verwendet, so in Deutschland,<ref>{{Internetquelle|hrsg=Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend| titel=Renommiertester Kunstpreis für Bildende Künstlerinnen über 40| url= http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/BMFSFJ/gleichstellung,did=28988.html | zugriff=2009-08-05}}</ref> oder [[#Österreich|oben zitiertem]] österreichischen Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz. In diesem Fall ist [[geschlechtergerechte Sprache]] zu [[Alltagskultur]] geworden. Damit soll der Anteil der Leistungen von [[Frauen in der Kunst]] sichtbarer, ihre verdrängte Geschichte in der Kunst bewusster, und die beruflich teils andere Situation von Künstlerinnen leichter darstellbar werden. Dagegen sind Formulierungen wie „weiblicher Künstler“ die Ausnahme.
 
== Ausbildung ==
Oft wird der Grad einer Befähigung Künstler zu sein, stereotypisch anhand einer Ausbildung bemessen; so wird Kunst im klassischen Sinne eher in einem Studium an [[Hochschule]]n bzw. [[Kunsthochschule]]n gelehrt, während kommerzielle, pragmatische Kunstaspekte eher an [[Fachhochschule]]n vermittelt werden. Weiter gefasst spielt eine Ausbildung zum Künstler jedoch keine Rolle; es finden sich zahlreiche [[Autodidakt]]en in der Kunstszene, die Wert darauf legen, ''keine'' Ausbildung zu besitzen. Wer als Künstler angesehen wird, hängt entscheidend vom vorherrschenden oder individuellen [[Kunst]]begriff ab.
 
== Künstlerische Berufe ==
{{Anker|Kunstberuf}}
 
Typische Kunstberufe nach Kunstfach sind:
 
* ''[[Bildende Kunst]]:'' [[Bildhauerei|Bildhauer]] (z.&nbsp;B. [[Steinbildhauer]] oder [[Metallplastik|Metallbildhauer]]) – [[Malerei|Maler]] – [[Medailleur]] – [[Medienkunst|Medienkünstler]] – [[Grafiker]] – [[Konzeptkunst|Konzeptkünstler]] – [[Graffiti#Style-Writing|Graffiti-Künstler]]
* ''[[Visuelle Kommunikation]]:'' [[Comic]]&shy;zeichner – [[Grafiker]] – [[Illustrator]] – [[Grafikdesign]]er – [[Mediengestalter]]
* ''[[Darstellende Kunst]]'' einschließlich ''[[Filmkunst]]:'' [[Dramaturg]] – [[Opernsänger]] – [[Regisseur]] – [[Schauspieler]] – [[Tanz|Tänzer]] – [[Filmemacher]] – [[Visual Jockey]] – [[Artist (Darsteller)|Artist]] – im weiteren Sinne auch [[Pornodarsteller]]
* ''[[Musik]]:'' [[Musiker]] – [[Gesang|Sänger]] – [[Komponist]] – [[Dirigent]] – [[DJ]]
* ''[[Literatur]]:'' [[Schriftsteller]] – [[Romancier]] – [[Essayist]] – [[Lyriker]]
* ''[[Angewandte Kunst]], einschließlich [[Design]]'' und ''[[Mode]]:'' [[Architekt]] – [[Fotograf]] – [[Kunstschmied]] – [[Gravur|Graveur]] – [[Keramiker]] – [[Maskenbildner]] – [[Kostümbildner]] – [[Bühnenbildner|Bühnen-/Szenenbildner]] – [[Designer]] – [[Modeschöpfer]]
* ''[[Kleinkunst]]:'' [[Zauberkünstler]] – [[Puppenspieler]] – [[Kabarett]]ist
 
== Selbstverständnis bildender Künstler im historischen Wandel ==
Anhand von [[Selbstporträt]]s seit der Renaissance lässt sich nachzeichnen, wie sich der Stand der malenden Künstler, ihre Haltung zur Gesellschaft und zu sich selbst im Laufe der Jahrhunderte verändert haben. Während bis zum ausgehenden Mittelalter der bildende Künstler namentlich unbekannter Handwerker war, er sich dann zuerst noch zurückhaltend ''[[in assistenza]]'' selber zeigt, wie [[Sandro Botticelli|Botticelli]] oder [[Albrecht Dürer|Dürer]], kann man bis hin in die Gegenwart das sich verändernde Selbstbild nachweisen, das nach der Einführung des [[Genie]]-Begriffs und dem [[Divino artista]] im Verlauf der Renaissance, folgender barocker Selbstsicherheit bis hin zu [[Vincent van Gogh]] der kritischen Selbstüberprüfung voller Zweifel weicht.<ref>vgl. Klant, Schulze-Weslarn, Walch (Hg.): ''Grundkurs Kunst 1.'' Schroedel 1988. S. 8–9</ref>
 
== Zeitgenössische Künstler ==
In der [[Zeitgenössische Kunst|Zeitgenössischen Kunst]] sind Künstler, die im internationalen Kunstbetrieb wahrgenommen werden, nicht auf traditionelle Kunstsparten zu reduzieren. Ihre Rolle verändert sich durch interdisziplinäre Herangehensweisen, durch Bezüge zu geisteswissenschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, durch neue Kunstformen in neuen Medien, siehe [[Digitale Kunst]], und durch die ständigen Veränderungen auf dem [[Kunstmarkt]] und im [[Kunstbetrieb]]. Literatur, Film, Musik, Theater und Bildende Kunst gehen in [[Neue Medien|Neuen Medien]] ineinander über und die Grenzen zwischen „reiner Kunst“, [[L’art pour l’art]], engagierter Kunst und Kunstkommerz sind durchlässig.
 
Welche Werke und Künstler am Kunstmarkt begehrt sind, hängt von vielen Faktoren ab. Nicht immer sind allein künstlerische und kunsthistorische Qualitäten ausschlaggebend. Die mediale Darstellung des Künstlers und seiner Kunst können die Wertschätzung stark beeinflussen. Deshalb arbeiten Künstler oft im Verbund mit professionellen Vermittlern, wie Kunsthändlern, Galeristen und Kulturmanagern. Der Name eines Künstlers kann in solchen Vermarktungszusammenhängen zur Handelsmarke werden und seine mediale Präsenz zu Kapital. Die Orientierung an bekannten Künstlernamen und ihre ständige Erwähnung (engl.: namedropping) gehört daher zu den Eigenheiten des Kunstbetriebs, ähnlich dem Starkult in der Musik. Dagegen steht das Ideal, sich als Betrachter unvoreingenommen auf Kunstwerke einzulassen und von ihrer Qualität ausgehend eine Künstlerin oder einen Künstler zu entdecken.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Künstler}}
* {{WikipediaDE|In-vitro-Fleisch}}
* {{WikipediaDE|Künstler}}
* {{WikipediaDE|Divino artista}}
* {{WikipediaDE|Kunsthochschule}}
* {{WikipediaDE|Kunstkompass}}
* {{WikipediaDE|Künstlerroman}}
* {{WikipediaDE|Liste von Bildhauern}}
* {{WikipediaDE|Liste von Künstlermuseen}}
* {{WikipediaDE|Liste von Malern}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* ''Kürschners Handbuch der Bildenden Künstler Deutschland, Österreich, Schweiz'', 2 Teilbände (Redaktion Andreas Klimt), 2. Jahrgang, de Gruyter Saur, München 2007, ISBN 978-3-598-24737-8 (mit biographischen Daten, Adresse, Lehrtätigkeit, ausstellenden Galerien u. a. von 6.700 lebenden Bildenden Künstlern: Malerei, Grafik, Bildhauerei, Buchkunst, Aktions- und Medienkünsten und (in Auswahl) Architektur, Fotografie und Kunsthandwerk).
*{{cite journal |author=Datar I und Betty M |title=Possibilities for an in vitro meat production system |journal=Innovative Food Science and Emerging Technologies |volume=11 |issue= |pages=13–22 |year=2010 |pmid= |doi=10.1016/j.ifset.2009.10.007 |url=http://diyhpl.us/~bryan/papers2/bio/Possibilities%20for%20an%20in%20vitro%20meat%20production%20system.pdf}}
* Oskar Bätschmann: ''Ausstellungskünstler. Kult und Karriere im modernen Kunstsystem''. DuMont, Köln 1997.
*{{cite journal |author=M.L.P. Langelaan, KJM. Boonen, R.B. Polak, F.P.T. Baaijens, M.J. Post, D.W.J. van der Schaft |title=Meet the new meat: tissue engineered skeletal muscle |journal=Trends Food Sci Technol |volume=21 |issue=2 |pages=59–66 |year=2010 |pmid= |doi=10.1016/j.tifs.2009.11.001 |url=}} In: ''[http://alexandria.tue.nl/extra2/652938.pdf Dissertation von K. J. M. Boonen] (PDF; 3,2&nbsp;MB)''. Technische Universität Eindhoven 2009. S. 9–20.
* Stefan Borchard: ''Heldendarsteller. Gustave Courbet, Edouard Manet und die Legende vom modernen Künstler''. Berlin 2007.
* Alessandro Conti: ''Der Weg des Künstlers. Vom Handwerker zum Virtuosen''. Wagenbach, Berlin 1998.
* Anne Marie Freybourg (Hrsg.): ''Die Inszenierung des Künstlers,'' JOVIS Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86859-031-9.
* Ernst Kris, Otto Kurz: ''Die Legende vom Künstler''. Frankfurt am Main 1995 (jüngste Auflage).
* Wolfgang Ruppert: ''Der moderne Künstler. Zur Sozial- und Kulturgeschichte der kreativen Individualität in der kulturellen Moderne im 19. und frühen 20. Jahrhundert''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998.
* Martin Warnke: ''Der Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers''. 2. Auflage Köln 1996.
* Olaf Zimmermann, Gabriele Schulz: ''Traumberuf Künstler''. Bildung und Wissen Verlag, Nürnberg 2002, ISBN 978-3-8214-7618-6.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.geo.de/GEO/technik/63864.html Geo-Artikel zu In-vitro-Fleisch]
{{Wikibooks|Zweideutigkeit als System - Thomas Manns Forderung an die Kunst: Der Künstler und die Gesellschaft}}
* Schwedischer Forschungsrat: ''[http://idw-online.de/pages/de/news439234 Scientists initiate action plan to advance cultured meat]'' (Pressemitteilung bei idw)
* Chalmers Univ.: ''Background information, cultured meat.'' (Factsheet, [http://www.chalmers.se/en/news/Documents/Background%20information.pdf PDF])
* NZZ: ''[http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/mit_fleisch_aber_ohne_tier_1.15172498.html Mit Fleisch, aber ohne Tier]'' (Bericht zur AAAS Jahreskonferenz 2012 in Vancouver mit Ankündigung des Laborhamburgers)
* planet e.: [https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-steaks-aus-dem-brutkasten-100.html ''Steaks aus dem Brutkasten''] (Doku, 28 Min., 2018)


== Einzelnachweise ==
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Version vom 16. Juli 2019, 15:04 Uhr

In-vitro-Fleisch (von lat. in vitro ‚im Glas‘), auch kultiviertes Fleisch, umgangssprachlich Laborfleisch, ist das Ergebnis von Gewebezüchtung mit dem Ziel, Fleisch zum menschlichen Verzehr im industriellen Maßstab synthetisch herzustellen.[1]

Geschichte

Die Erzeugung von In-vitro-Fleisch basiert auf den Methoden der Zellkultur, insbesondere auf den Methoden der Gewebezüchtung wie die 3D-Zellkultur und das Tissue Engineering. Ab 1994 wurden In-vitro-Modelle im Rahmen einer Hygiene-Untersuchung zur Bestimmung der Keimzahl in Fleischproben eingesetzt.[2] Diese Zellen wurden in Suspensionskultur gehalten. Ab 1997 wurden gemeinsame Kulturen von Muskel- und Fettzellen zur Untersuchung des Fettstoffwechsels verwendet.[3] In Folge wurde die Zelldichte durch Wachstum auf der Oberfläche von Kollagen oder microcarrier beads (zu deutsch ‚Mikroträgerperlen‘) erhöht, die im Vergleich zu Zellkulturflaschen eine deutlich erhöhte Wachstumsfläche bieten.[4] Darüber hinaus erhöht die Zirkulation des Kulturmediums in rotierenden Zellkulturflaschen (eng. roller bottles) die Versorgung der Zellen mit Nährstoffen und Sauerstoff. Durch die erhöhte Oberfläche des Trägermaterials kann eine Konfluenz der Zellen und die daraus folgende Zellkontakthemmung hinausgezögert werden, was sich in schnellerem Wachstum und höherer Ausbeute auswirkt. Zur Vermeidung von häufigen Biopsien werden als Ausgangsmaterial meistens pluripotente Stammzellen verwendet, aus denen primäre Zellen von Myozyten heranwachsen.[5][6] Da die ursprünglichen Methoden zur Erzeugung von In-vitro-Fleisch auf Monolayer-Zellkulturen basierten, besaßen die Erzeugnisse noch keine dreidimensionale fleischartige Struktur. Daher wurden parallel zum Tissue Engineering Methoden entwickelt, um dem Wachstum von Organen in Zellkultur näher zu kommen.[7][8][6]

Herstellung

Verwendet werden Myoblasten, ein Zelltyp, der einen Kompromiss aus Ausdifferenziertheit und Vermehrungsrate darstellt. Die Ausgangszellen können aus dem jeweiligen Tier schmerzfrei via Biopsie und ohne Tötung entnommen werden.[9]

Die zugrundeliegende Biotechnologie wird schon länger in der Medizin mit menschlichen Hautzellen verwendet, um Transplantate für Schwerbrandverletzte zu züchten. Bislang ist dies auf dünnlagige Hautschichten begrenzt. Die Membranen können übereinandergelegt werden und wenig strukturiertes Hackfleisch ersetzen, wie es in Hamburgern eingesetzt wird. Schwierigkeiten bereiten kompliziertere Strukturen wie Steak, da diese an einem dreidimensionalen Gerüst wachsen müssen und die Muskelzellen für vergleichbare Fleischkonsistenz mechanischer Bewegung ausgesetzt sein sollten.[10]

Motivation

Von 1961 bis 2011 hat sich der Fleischverbrauch weltweit fast vervierfacht.[11] Die Lobbyorganisation des Invitrofleisches The In Vitro Meat Consortium argumentiert ökologisch. Demnach wird sich vom Jahr 2000 bis 2050 die Fleischproduktion mehr als verdoppeln. Bereits jetzt werden 34 Millionen km² Landfläche (26 % der Landfläche der Erde) zur Viehhaltung und zum Futtermittelanbau verwendet. Die übrigen bewirtschaftbaren Landflächen von 28 Millionen km² bestehen zu 45 % aus Waldgebiet. 68 % der Emissionen von Ammoniak sind ein Abfallprodukt der Viehhaltung. Massentierhaltung und globaler Viehtransport und Transport von Tierprodukten haben zur Ausbreitung von Seuchen geführt, die auch für den Menschen gefährlich werden können. Des Weiteren gibt es Bedenken, ob Tierschutz und industrialisierte Produktion miteinander vereinbar sind. Ein Ersatz eines Großteils der industriellen Tierproduktion durch Biotechnologie könnte wieder eine extensive Viehwirtschaft im kleinen ökologischen Maßstab erlauben, die das Hochpreis-Segment bedient.[12]

Züchtungen in sterilen Zellkulturen oder Bioreaktoren eignen sich besser zur industriellen Fertigung, da die Überwachung und Fernhaltung von Krankheitserregern und Giftstoffen einfacher ist. Zudem entfällt das aufwendige Entfernen von Innereien, Haaren und Knochen.[1]

Des Weiteren wäre es möglich, ähnlich wie bei traditionell hergestelltem Fleisch, durch gentechnologische Modifikationen den ernährungsphysiologischen Wert des Produkts zu erhöhen. Weitere Ziele sind eine Senkung der Abgasbelastung, da kein für den Treibhauseffekt relevantes Methan entsteht und keine Ausscheidungen, wie sie bei der Massentierhaltung in großen Mengen anfallen.[10]

Die Energiebilanz von In-vitro-Fleisch ist gegenüber der Tierhaltung günstiger, gegenüber pflanzlicher Ernährung aber im Nachteil. Ferner ist der Einsatz von Hochtechnologie im Nahrungsmittelbereich sehr teuer. Mittelfristig angestrebt wird, durch Investition in die Forschung preislich mit in Europa und den USA stark subventionierten Tierprodukten konkurrenzfähig zu werden.[13]

Marktreife

Rützler prüft den ersten kultivierten Hamburger der Welt, 5. August 2013.

Der erste In-vitro-Burger wurde von einem niederländischen Forscherteam um Mark Post zur Verfügung gestellt und am 5. August 2013 bei einer Pressedemonstration in London zubereitet und getestet.[14] Er war das Ergebnis jahrelanger Forschung an der Universität Maastricht und repräsentierte den Gegenwert von 250.000 Euro. Das Projekt wurde von Sergey Brin, dem Mitbegründer von Google, finanziert.[15] Forscher rechneten 2015 damit, in einem Zeitraum von fünf Jahren ein marktfähiges Produkt zu einem Preis von $90 pro Kilogramm anbieten zu können.[16] Im Januar 2016 präsentierte das US-Startup Memphis Meats den Medien ein Fleischbällchen aus Rinderstammzellen.[17] In einem Bericht des Deutschlandfunkes sprechen die niederländischen Forscher – die sich mittlerweile ebenfalls als Unternehmen firmiert haben – im Januar 2017 zeitplangemäss von rund 3 Jahren, nannten einen Preis von rund 10 bis 11 Dollar pro Burger und weisen auf die Entstehung von Konkurrenz-Startups in Israel und den USA hin, die diesen Zeitraum möglicherweise verringern könnten. Durch Beimengung von Fettgewebe aus Stammzellen von Rindern sei inzwischen auch der Geschmack des Fleisches maßgeblich verbessert worden.[18]

Markt

2018 beteiligte sich die Merck KGaA mit 5,5 Millionen Euro und die Bell Food Group mit 2 Millionen Euro an der niederländischen Firma Mosa Meat.[19][20] Die M-Industrie ist seit 2019 am israelischen Start-up Aleph Farms beteiligt.[21] Nachdem Cargill 2017 bereits in das Unternehmen Memphis Meats investiert hat, wurde 2019 bekannt, dass Cargill auch in Aleph Farms investieren wird.[22]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Wiktionary: In-vitro-Fleisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Patent WO9931222: Industrial Scale Production of meat from in vitro cell cultures.
  2. P. van Netten, J. Huis in 't Veld, D. A. Mossel: An in-vitro meat model for the immediate bactericidal effect of lactic acid decontamination on meat surfaces. In: The Journal of applied bacteriology. Band 76, Nummer 1, Januar 1994, S. 49–54, ISSN 0021-8847. PMID 8144404.
  3. M. V. Dodson, J. L. Vierck, K. L. Hossner, K. Byrne, J. P. McNamara: The development and utility of a defined muscle and fat co-culture system. In: Tissue & cell. Band 29, Nummer 5, Oktober 1997, S. 517–524, ISSN 0040-8166. PMID 9364801.
  4. P. D. Edelman, D. C. McFarland, V. A. Mironov, J. G. Matheny: Commentary: In vitro-cultured meat production. In: Tissue engineering. Band 11, Nummer 5–6, Mai/Juni 2005, S. 659–662, ISSN 1076-3279. doi:10.1089/ten.2005.11.659. PMID 15998207. PDF.
  5.  Henk P. Haagesman, Klaas J. Hellingwerf, Bernard A. J. Roelen: Production of animal proteins by cell systems – Desk study on cultured meat („kweekvlees“). Universität Utrecht, Fachbereich Veterinärmedizin, 2009 (citeseerx.ist.psu.edu).
  6. 6,0 6,1 M. J. Post: Cultured meat from stem cells: challenges and prospects. In: Meat science. Band 92, Nummer 3, November 2012, S. 297–301, ISSN 1873-4138. doi:10.1016/j.meatsci.2012.04.008. PMID 22543115. PDF (Memento vom 2. Februar 2014 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis).
  7. M. A. Benjaminson, J. A. Gilchriest, M. Lorenz: In vitro edible muscle protein production system (MPPS): stage 1, fish. In: Acta astronautica. Band 51, Nummer 12, Dezember 2002, S. 879–889, ISSN 0094-5765. PMID 12416526.
  8. R. G. Dennis, P. E. Kosnik: Excitability and isometric contractile properties of mammalian skeletal muscle constructs engineered in vitro. In: In vitro cellular & developmental biology. Animal. Band 36, Nummer 5, Mai 2000, S. 327–335, ISSN 1071-2690. doi:<0327:EAICPO>2.0.CO;2 10.1290/1071-2690(2000)036<0327:EAICPO>2.0.CO;2. PMID 10937836.
  9. In-vitro-Fleisch; Erzeugung von Fleischprodukten via „Tissue-Engineering“-Technologien. In: futurefood.org. Abgerufen am 17. April 2018.
  10. 10,0 10,1 Gewebezüchtung: Fleisch in Labor hergestellt. In: orf.at. 12. Juli 2005, abgerufen am 6. April 2019.
  11. Rheinsche Post 13. September 2011: Fleisch der Zukunft aus dem Labor
  12. Why In Vitro Meat? In: invitromeat.org. Archiviert vom Original am 31. August 2009; abgerufen am 22. Mai 2019.
  13. Telepolis Ist Laborfleisch das neue Gemüse für Unbelehrbare?
  14. Franziska Badenschier, Julian Windisch: Künstliche Burger. In: arte.tv. 25. Oktober 2013, abgerufen am 5. Juni 2019.
  15. Mosa Meat: OUR STORY In: mosameat.com, abgerufen am 19. Juli 2018.
  16. BBC: What does a lab-grown burger taste like?, abgerufen am 19. Oktober 2015.
  17. Invitrofleisch.info, abgerufen am 7. Mai 2017
  18. Volker Mrasek: Künstliches Fleisch – Stammzell-Burger statt Massentierhaltung. In: deutschlandfunk.de. 31. Januar 2017, abgerufen am 12. April 2018.
  19. Merck KGaA: Merck Ventures BV | Amsterdam, The Netherlands, a subsidiary of Merck KGaA, Darmstadt, Germany | MOSA MEAT RAISES €7.5M TO COMMERCIALISE CULTURED MEAT In: m-ventures.com, 17. Juli 2018, abgerufen am 18. Juli 2018.
  20. Bell Food Group: Bell Food Group investiert in kultiviertes Fleisch. Operatives Ergebnis der Bell Food Group in den ersten sechs Monaten unter Vorjahr. In: bellfoodgroup.com, 17. Juli 2018, abgerufen am 18. Juli 2018.
  21. Migros investiert in Labor-Fleisch. In: schweizerbauer.ch. 15. Mai 2019, abgerufen am 15. Mai 2019.
  22. Laborfleisch: Auch Agrarriese investiert. In: schweizerbauer.ch. 20. Mai 2019, abgerufen am 20. Mai 2019.


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