Stigmatisation: Unterschied zwischen den Versionen

Aus AnthroWiki
imported>M.heinen-anders
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
(10 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Dieser Artikel|behandelt Stigmatisation als religiöses Phänomen, weitere Bedeutungen unter [[Wikipedia:Stigma|Stigma]] und [[Wikipedia:Stigmatisierung|Stigmatisierung]]}}
{{Dieser Artikel|behandelt Stigmatisation als religiöses Phänomen, weitere Bedeutungen unter [[Wikipedia:Stigma|Stigma]] und [[Wikipedia:Stigmatisierung|Stigmatisierung]]}}


'''Stigmatisation''' (von griechisch στíγμα ''stigma'' Stich) bezeichnet das Auftreten der Wundmale Christi am Körper eines lebenden Menschen. Die entsprechenden Wundmale werden als '''Stigmata''' (Einzahl Stigma) bezeichnet,  Leute, bei denen Stigmatisation auftritt, als '''Stigmatisierte'''.
[[Datei:Giotto_Franciscus_Stigmatisation.jpg|thumb|300px|[[Wikipedia:Giotto di Bondone|Giotto di Bondone]] (1267-1337), Die Legende des [[Wikipedia:Franz von Assisi|Heiligen Franciscus]]: Stigmatisation durch einen [[Seraph]]; Basilika von Assisi.]]
'''Stigmatisation''' (von griechisch στíγμα ''stigma'' Stich) bezeichnet das Auftreten der Wundmale Christi am Körper eines lebenden Menschen. Die entsprechenden Wundmale werden als '''Stigmata''' (Einzahl Stigma) bezeichnet,  Leute, bei denen Stigmatisation auftritt, als '''Stigmatisierte'''. In der Bibel wird die Stigmatisation im Brief des [[Paulus von Tarsus|Apostels Paulus]] an die [[Wikipedia:Brief des Paulus an die Galater|Galater]] erwähnt: „Ich trage die Zeichen ({{polytonisch|στíγμα}}) Jesu an meinem Leib.“ {{Bibel|Gal|6|17}}


Am bekanntesten sind Handstigmata, die sich in der Mitte des Handrückens bzw. des Handtellers befinden, es können aber auch die Füße, Schulter oder Rücken ([[Geißelung]]), die Stirn ([[Dornenkrone]]) oder die Seite (Speerwunde) betroffen sein, entsprechend der Verletzungen, die [[Jesus Christus]] gemäß dem Neuen Testament während seiner Passion zugefügt wurden.
Am bekanntesten sind Handstigmata, die sich in der Mitte des Handrückens bzw. des Handtellers befinden, es können aber auch die Füße, Schulter oder Rücken ([[Wikipedia:Geißelung|Geißelung]]), die Stirn ([[Wikipedia:Dornenkrone|Dornenkrone]]) oder die Seite (Speerwunde) betroffen sein, entsprechend der Verletzungen, die [[Jesus Christus]] gemäß dem Neuen Testament während seiner Passion zugefügt wurden.


Stigmatisation kann sowohl als innere Stigmatisation (Schmerzen) als auch äußere Stigmatisation (sichtbare blutunterlaufene oder blutende Stellen) auftreten. Diese äußeren Wunden heilen charakteristischerweise nicht ab oder tauchen periodisch wieder auf und entzünden sich nicht.  
Stigmatisation kann sowohl als innere Stigmatisation (Schmerzen) als auch äußere Stigmatisation (sichtbare blutunterlaufene oder blutende Stellen) auftreten. Diese äußeren Wunden heilen charakteristischerweise nicht ab oder tauchen periodisch wieder auf und entzünden sich nicht.  


Stigmatisationen treten fast nur bei römischen [[Katholik]]en auf, aber es gibt auch Fälle bei [[Baptisten]] und Nichtchristen. In den [[Ostkirche]]n ist das Phänomen so gut wie unbekannt; in deren Tradition und Überlieferung nehmen Lichterscheinungen, wie etwa das berichtete Aufleuchten des Gesichtes einer Person, eine ähnliche Rolle ein wie die Stigmatisierung bei den westlichen Christen.
"Sie dringen ja auch wirklich bis zum physischen Leib vor; denn es kommen die Stigmata, die von Blut durchtränkten Stellen der Wundmale des Christus Jesus hervor; das heißt also: bis in den physischen Leib treiben wir die Empfindungen hinein und wissen, daß selbst bis in den physischen Leib die Empfindungen ihre Stärke entfalten, wissen also, daß wir uns von unserer Wesenheit mehr ergriffen fühlen als etwa bloß Astralleib und Ätherleib. Es ist also im wesentlichen so zu charakterisieren, daß wir durch einen solchen Vorgang mystischer Empfindungen bis in unseren physischen Leib hinein wirken. Wenn wir das tun, machen wir nichts Geringeres, als daß wir uns bereit machen in unserem physischen Leib, das [[Phantom]] nach und nach zu empfangen, das ausgeht von dem Grabe auf Golgatha. Wir arbeiten deshalb in unseren physischen Leib hinein, um denselben so lebendig zu machen, das er eine Verwandtschaft, eine Anziehungskraft fühlt zu dem [[Phantom]], das sich auf Golgatha aus dem Grabe erhoben hat." {{Lit|{{G|131|}}, Vortrag vom 14.10.1911}}.


[[Franz von Assisi]] ([[1181]]/[[1182|82]] - [[1226]]) ist der erste in der Geschichte bekannte Fall von Stigmatisation. Das Phänomen seiner Stigmatisation soll sich [[1224]] vollzogen haben. Der [[1999]] selig- und am [[16. Juni]] [[2002]] heiliggesprochene [[Pater Pio]], [[Marthe Robin]] und die [[Therese Neumann]] aus [[Konnersreuth]] waren im [[20. Jahrhundert]] die bekanntesten Stigmatisierten. Von Stigmatisationen von [[Anna Katharina Emmerick]], [[Gemma Galgani]], [[Maria Magdalena de Pazzi]] und [[Grete Ganseforth]] aus [[Heede (Emsland)|Heede]] im [[Emsland]] wird berichtet.
Stigmatisationen treten fast nur bei römischen [[Wikipedia:Katholik|Katholik]]en auf, aber es gibt auch Fälle bei [[Wikipedia:Baptisten|Baptisten]] und Nichtchristen. In den [[Wikipedia:Ostkirche|Ostkirche]]n ist das Phänomen so gut wie unbekannt; in deren Tradition und Überlieferung nehmen Lichterscheinungen, wie etwa das berichtete Aufleuchten des Gesichtes einer Person, eine ähnliche Rolle ein wie die Stigmatisierung bei den westlichen Christen.
 
Stigmatisationen stehen in einem engen Zusammenhang mit dem Erleben einer [[Christliche Einweihung|christlichen Einweihung]].
 
Seit dem Ereignis von Golgatha war der christliche Einweihungsweg, der reguläre [[Schulungsweg]]. Dieser wurde aber aufgrund der veränderten äußeren Lebensumstände mit Eintritt des [[Bewußtseinsseelenzeitalter]]s ab 1413 n. Chr. ergänzt durch den rosenkreuzerischen [[Schulungsweg]].
 
Nach Rudolf Steiner tritt im Zusammenhang mit dem regulären christlichen [[Einweihungsweg]], neben den i.d.R. später auftretenden, inneren oder äußeren Stigmata, noch eine weitere Besonderheit auf: "Man wird schon sehen, was man da Großartiges, Gewaltiges erlebt: wie man eingeführt wird in die Ereignisse von Palästina, wo Christus Jesus gelebt hat, wie sie in der Akasha-Chronik aufgezeichnet sind, und wie man dann tatsächlich alles, was zu jener Zeit geschehen ist, erlebt." {{Lit|{{G|095|}}, Vortrag vom 3.9.1906}}.
 
[[Wikipedia:Franz von Assisi|Franz von Assisi]] ([[Wikipedia:1181|1181]]/[[Wikipedia:1182|82]] - [[Wikipedia:1226|1226]]) ist der erste in der Geschichte bekannte Fall von Stigmatisation. Das Phänomen seiner Stigmatisation soll sich [[Wikipedia:1224|1224]] vollzogen haben. Der [[Wikipedia:1999|1999]] selig- und am [[Wikipedia:16. Juni|16. Juni]] [[Wikipedia:2002|2002]] heiliggesprochene [[Wikipedia:Pater Pio|Pater Pio]], [[Wikipedia:Marthe Robin|Marthe Robin]] und die [[Wikipedia:Therese Neumann|Therese Neumann]] aus [[Wikipedia:Konnersreuth|Konnersreuth]] waren im [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]] die bekanntesten Stigmatisierten. Von Stigmatisationen von [[Wikipedia:Anna Katharina Emmerick|Anna Katharina Emmerick]], [[Wikipedia:Gemma Galgani|Gemma Galgani]], [[Wikipedia:Maria Magdalena de Pazzi|Maria Magdalena de Pazzi]] und [[Wikipedia:Grete Ganseforth|Grete Ganseforth]] aus [[Wikipedia:Heede (Emsland)|Heede]] im [[Wikipedia:Emsland|Emsland]] wird berichtet.


Neuerdings ist die Anthroposophin [[Judith von Halle]] eine der stigmatisierten Personen.
Neuerdings ist die Anthroposophin [[Judith von Halle]] eine der stigmatisierten Personen.


Manchmal treten gemeinsam mit der Stigmatisation [[Parawissenschaft|paranormale Phänomene]] (wie [[Bilokation]] und [[Levitation (Parapsychologie)|Levitation]]) auf.
Martin Kollewijn berichtet darüber: "An einer Mitarbeiterin des Rudolf-Steiner-Hauses in Berlin sind in der Passionszeit (...) des Jahres (2004) (in ihrem 33. Lebensjahre) die [[Stigmata]], die Wundmale Christi, aufgetreten, die sich bis zum heutigen Tage nahezu unverändert erhalten haben. Nacheinander zeigten sich diese Wundmale zunächst an den Innenflächen der Hände, dann an den Handrücken einige Tage später an den Ober- und Unterseiten der Füße sowie unterhalb der rechten Brust. Sie entsprechen den Malen auf dem bekannten Auferstehungsbild von Matthias Grünewald (Isenheimer Altar). Die Wunden bluteten besonders in der Karwoche, insbesondere am Karfreitag und an den Freitagen zwischen Ostern und Pfingsten. (...) Durch das Ereignis der Stigmatisation ergab sich auch eine Umwandlung des gesamten physischen Organismus. Diese besteht in einer radikalen Verwandlung des Blutsystems, welches als physisch-geistiger Ausdruck des Ich alle Organe durchdringt und verbindet. Dadurch bedingt, zeigten sich eine Steigerung der Sensibilität der Sinneswahrnehmung und eine tief greifende Veränderung im Bereich der Ernährung. Nicht etwa als Ergebnis irgendeiner Askese, sondern durch eben jene leibliche Umgestaltung ergab sich die vollkommene Nahrungslosigkeit, die weder zu einem Gewichtsverlust noch zu anderen Einschränkungen oder körperlichen Beschwerden geführt hat. Der verwandelte physische Leib wehrt vehement jede irdische Nahrung ab. Nur Wasser kann in beschränktem Maß aufgenommen werden."


Stigmata in der Handfläche sind aus anatomischer Sicht "unkorrekt", da Nägel durch die Handflächen das Gewicht des Körpers bei der Kreuzigung nicht tragen könnten - historisch wurden die Nägel durch die Handgelenke getrieben.
Aus [[Judith von Halle]] scheint die reine, lautere Wahrheit zu sprechen.
Was ihr aus den Reihen der Anthroposophischen Gesellschaft entgegenkommt ist entweder begeisterte Zustimmung oder einfach nur unverhohlene Ablehnung.
Mehr noch als mit der Stigmatisierten selbst, hat dies mit dem individuellen Verhältnis ihrer Kritiker zu dem [[Christus]]-[[Logos]] zu tun, welcher sich bekanntlich seit der Johannes-Taufe in Jesus von Nazareth offenbarte.
Kann man den Werken der Judith von Halle zustimmen - und das werden die allermeisten derjenigen Menschen tun, die den Christus-Impuls nicht nur auf der Zunge, sondern tief im Herzen tragen - so öffnen ihre Schilderungen ungeahnte Weiten des Passions- und Ostergeschehens. Wie schon [[Rudolf Steiner]] selbst, schildert auch Judith von Halle in ihren Werken esoterische Vorgänge, die sie selbst aus übersinnlichen Höhen miterleben durfte.
 
Manchmal treten gemeinsam mit der Stigmatisation [[Wikipedia:Parawissenschaft|paranormale Phänomene]] (wie [[Bilokation]] und [[Levitation]]) auf.
 
Oftmals wird angegeben, es sei nicht wissenschaftlich zu beweisen, dass die in der Antike gekreuzigten Personen durch die Handflächen gekreuzigt wurden, da die Handflächen nicht in der Lage seien, den menschlichen Körper über mehrere Stunden zu tragen. Dies ist zwar richtig, jedoch hat ein anerkannter amerikanischer Wissenschaftler bereits bewiesen, dass dies sehr wohl möglich ist, wenn dem Gekreuzigten ein kleines Podest unter den Füßen befestigt wird, um sich mit den Beinen noch abstützen zu können. Das erklärt auch, warum sich bei den meisten Kreuzigungsdarstellungen Christi ein Podest unter seinen Füßen befindet. Eine andere Sichtweise: Die Nagelungen dienten der perversen Erhöhung der Pein, am Kreuz gehalten wurden der Leib aber durch die Fesselung mit Stricken um Handgelenke, Brust, Hüfte und Fußgelenke.  


Skeptiker erklären sich Stigmatisationen als psychosomatische Phänomene oder als selbst zugefügte Wunden.
Skeptiker erklären sich Stigmatisationen als psychosomatische Phänomene oder als selbst zugefügte Wunden.


==Literatur==
==Literatur==
*Johannes Maria Höcht: ''Träger der Wundmale Christi, Eine Geschichte der Stigmatisierten'', 1994, ISBN 3-7171-0596-5
*Johannes Maria Höcht: ''Träger der Wundmale Christi, Eine Geschichte der Stigmatisierten'', 1994, ISBN 3-7171-0596-5
*Ingrid Malzahn: Pater Pio von Pietrelcina. Wunder, Heilungen und von der Kraft des Gebets, 2001, ISBN 3-931723-12-7
*Ingrid Malzahn: Pater Pio von Pietrelcina. Wunder, Heilungen und von der Kraft des Gebets, 2001, ISBN 3-931723-12-7
*Hermann Rieke-Benninghaus: Grete Ganseforth, Dinklage 2005²
*Judith von Halle: "Und wäre Er nicht auferstanden...", 2005, ISBN 3-7235-1255-0
*Judith von Halle: "Und wäre Er nicht auferstanden...", 2005, ISBN 3-7235-1255-0
*Rudolf Steiner, Die Theosophie des Rosenkreuzers, GA 99, Vierzehnter Vortrag, München, 6. Juni 1907
*Rudolf Steiner, Die Theosophie des Rosenkreuzers, GA 99, Vierzehnter Vortrag, München, 6. Juni 1907
*Rudolf Steiner, Von Jesus zu Christus, GA 131, Zehnter Vortrag, Karlsruhe,14. Oktober 1911
*Rudolf Steiner, Von Jesus zu Christus, GA 131, Zehnter Vortrag, Karlsruhe,14. Oktober 1911
*Rudolf Steiner, Vor dem Tore der Theosophie, GA 95, Dreizehnter Vortrag, Stuttgart, 3. September 1906
*Martin Kollewijn: Stigmatisation - Eine Mitteilung des Arbeitszentrums Berlin der Anthroposophischen Gesellschaft, Dezember 2004
*Robert A. Powell: Chronik des lebendigen Christus. Grundstein eines kosmischen Christentums, 1998, ISBN 3-8251-7213-9, S. 7 - 17.


==Filme==
==Filme==
[[Stigmata]]
*[[Wikipedia:Stigmata (Film)|Stigmata]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
Zeile 35: Zeile 52:
*[http://www.schaepp.de/stigmatisation/ Stigmatisation]
*[http://www.schaepp.de/stigmatisation/ Stigmatisation]
*[http://www.nikodemus.net/1288 Nikodemus.net Stigmata]
*[http://www.nikodemus.net/1288 Nikodemus.net Stigmata]
*[http://www.forum-freier-christen.de/0193de92df135ec04/0193de92e40b06201/0193de9391015c602/index.html#024c2496e30b60402 Martin Kollewijn: Stigmatisation - Eine Mitteilung des Arbeitszentrums Berlin der Anthroposophischen Gesellschaft, Dezember 2004]
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzigung Kreuzigung]


[[Kategorie:Katholizismus]]
[[Kategorie:Katholizismus]]

Version vom 5. Mai 2011, 07:23 Uhr

Dieser Artikel behandelt Stigmatisation als religiöses Phänomen, weitere Bedeutungen unter Stigma und Stigmatisierung
Datei:Giotto Franciscus Stigmatisation.jpg
Giotto di Bondone (1267-1337), Die Legende des Heiligen Franciscus: Stigmatisation durch einen Seraph; Basilika von Assisi.

Stigmatisation (von griechisch στíγμα stigma Stich) bezeichnet das Auftreten der Wundmale Christi am Körper eines lebenden Menschen. Die entsprechenden Wundmale werden als Stigmata (Einzahl Stigma) bezeichnet, Leute, bei denen Stigmatisation auftritt, als Stigmatisierte. In der Bibel wird die Stigmatisation im Brief des Apostels Paulus an die Galater erwähnt: „Ich trage die Zeichen (στíγμα) Jesu an meinem Leib.“ (Gal 6,17 EU)

Am bekanntesten sind Handstigmata, die sich in der Mitte des Handrückens bzw. des Handtellers befinden, es können aber auch die Füße, Schulter oder Rücken (Geißelung), die Stirn (Dornenkrone) oder die Seite (Speerwunde) betroffen sein, entsprechend der Verletzungen, die Jesus Christus gemäß dem Neuen Testament während seiner Passion zugefügt wurden.

Stigmatisation kann sowohl als innere Stigmatisation (Schmerzen) als auch äußere Stigmatisation (sichtbare blutunterlaufene oder blutende Stellen) auftreten. Diese äußeren Wunden heilen charakteristischerweise nicht ab oder tauchen periodisch wieder auf und entzünden sich nicht.

"Sie dringen ja auch wirklich bis zum physischen Leib vor; denn es kommen die Stigmata, die von Blut durchtränkten Stellen der Wundmale des Christus Jesus hervor; das heißt also: bis in den physischen Leib treiben wir die Empfindungen hinein und wissen, daß selbst bis in den physischen Leib die Empfindungen ihre Stärke entfalten, wissen also, daß wir uns von unserer Wesenheit mehr ergriffen fühlen als etwa bloß Astralleib und Ätherleib. Es ist also im wesentlichen so zu charakterisieren, daß wir durch einen solchen Vorgang mystischer Empfindungen bis in unseren physischen Leib hinein wirken. Wenn wir das tun, machen wir nichts Geringeres, als daß wir uns bereit machen in unserem physischen Leib, das Phantom nach und nach zu empfangen, das ausgeht von dem Grabe auf Golgatha. Wir arbeiten deshalb in unseren physischen Leib hinein, um denselben so lebendig zu machen, das er eine Verwandtschaft, eine Anziehungskraft fühlt zu dem Phantom, das sich auf Golgatha aus dem Grabe erhoben hat." (Lit.: GA 131, Vortrag vom 14.10.1911).

Stigmatisationen treten fast nur bei römischen Katholiken auf, aber es gibt auch Fälle bei Baptisten und Nichtchristen. In den Ostkirchen ist das Phänomen so gut wie unbekannt; in deren Tradition und Überlieferung nehmen Lichterscheinungen, wie etwa das berichtete Aufleuchten des Gesichtes einer Person, eine ähnliche Rolle ein wie die Stigmatisierung bei den westlichen Christen.

Stigmatisationen stehen in einem engen Zusammenhang mit dem Erleben einer christlichen Einweihung.

Seit dem Ereignis von Golgatha war der christliche Einweihungsweg, der reguläre Schulungsweg. Dieser wurde aber aufgrund der veränderten äußeren Lebensumstände mit Eintritt des Bewußtseinsseelenzeitalters ab 1413 n. Chr. ergänzt durch den rosenkreuzerischen Schulungsweg.

Nach Rudolf Steiner tritt im Zusammenhang mit dem regulären christlichen Einweihungsweg, neben den i.d.R. später auftretenden, inneren oder äußeren Stigmata, noch eine weitere Besonderheit auf: "Man wird schon sehen, was man da Großartiges, Gewaltiges erlebt: wie man eingeführt wird in die Ereignisse von Palästina, wo Christus Jesus gelebt hat, wie sie in der Akasha-Chronik aufgezeichnet sind, und wie man dann tatsächlich alles, was zu jener Zeit geschehen ist, erlebt." (Lit.: GA 095, Vortrag vom 3.9.1906).

Franz von Assisi (1181/82 - 1226) ist der erste in der Geschichte bekannte Fall von Stigmatisation. Das Phänomen seiner Stigmatisation soll sich 1224 vollzogen haben. Der 1999 selig- und am 16. Juni 2002 heiliggesprochene Pater Pio, Marthe Robin und die Therese Neumann aus Konnersreuth waren im 20. Jahrhundert die bekanntesten Stigmatisierten. Von Stigmatisationen von Anna Katharina Emmerick, Gemma Galgani, Maria Magdalena de Pazzi und Grete Ganseforth aus Heede im Emsland wird berichtet.

Neuerdings ist die Anthroposophin Judith von Halle eine der stigmatisierten Personen.

Martin Kollewijn berichtet darüber: "An einer Mitarbeiterin des Rudolf-Steiner-Hauses in Berlin sind in der Passionszeit (...) des Jahres (2004) (in ihrem 33. Lebensjahre) die Stigmata, die Wundmale Christi, aufgetreten, die sich bis zum heutigen Tage nahezu unverändert erhalten haben. Nacheinander zeigten sich diese Wundmale zunächst an den Innenflächen der Hände, dann an den Handrücken einige Tage später an den Ober- und Unterseiten der Füße sowie unterhalb der rechten Brust. Sie entsprechen den Malen auf dem bekannten Auferstehungsbild von Matthias Grünewald (Isenheimer Altar). Die Wunden bluteten besonders in der Karwoche, insbesondere am Karfreitag und an den Freitagen zwischen Ostern und Pfingsten. (...) Durch das Ereignis der Stigmatisation ergab sich auch eine Umwandlung des gesamten physischen Organismus. Diese besteht in einer radikalen Verwandlung des Blutsystems, welches als physisch-geistiger Ausdruck des Ich alle Organe durchdringt und verbindet. Dadurch bedingt, zeigten sich eine Steigerung der Sensibilität der Sinneswahrnehmung und eine tief greifende Veränderung im Bereich der Ernährung. Nicht etwa als Ergebnis irgendeiner Askese, sondern durch eben jene leibliche Umgestaltung ergab sich die vollkommene Nahrungslosigkeit, die weder zu einem Gewichtsverlust noch zu anderen Einschränkungen oder körperlichen Beschwerden geführt hat. Der verwandelte physische Leib wehrt vehement jede irdische Nahrung ab. Nur Wasser kann in beschränktem Maß aufgenommen werden."

Aus Judith von Halle scheint die reine, lautere Wahrheit zu sprechen. Was ihr aus den Reihen der Anthroposophischen Gesellschaft entgegenkommt ist entweder begeisterte Zustimmung oder einfach nur unverhohlene Ablehnung. Mehr noch als mit der Stigmatisierten selbst, hat dies mit dem individuellen Verhältnis ihrer Kritiker zu dem Christus-Logos zu tun, welcher sich bekanntlich seit der Johannes-Taufe in Jesus von Nazareth offenbarte. Kann man den Werken der Judith von Halle zustimmen - und das werden die allermeisten derjenigen Menschen tun, die den Christus-Impuls nicht nur auf der Zunge, sondern tief im Herzen tragen - so öffnen ihre Schilderungen ungeahnte Weiten des Passions- und Ostergeschehens. Wie schon Rudolf Steiner selbst, schildert auch Judith von Halle in ihren Werken esoterische Vorgänge, die sie selbst aus übersinnlichen Höhen miterleben durfte.

Manchmal treten gemeinsam mit der Stigmatisation paranormale Phänomene (wie Bilokation und Levitation) auf.

Oftmals wird angegeben, es sei nicht wissenschaftlich zu beweisen, dass die in der Antike gekreuzigten Personen durch die Handflächen gekreuzigt wurden, da die Handflächen nicht in der Lage seien, den menschlichen Körper über mehrere Stunden zu tragen. Dies ist zwar richtig, jedoch hat ein anerkannter amerikanischer Wissenschaftler bereits bewiesen, dass dies sehr wohl möglich ist, wenn dem Gekreuzigten ein kleines Podest unter den Füßen befestigt wird, um sich mit den Beinen noch abstützen zu können. Das erklärt auch, warum sich bei den meisten Kreuzigungsdarstellungen Christi ein Podest unter seinen Füßen befindet. Eine andere Sichtweise: Die Nagelungen dienten der perversen Erhöhung der Pein, am Kreuz gehalten wurden der Leib aber durch die Fesselung mit Stricken um Handgelenke, Brust, Hüfte und Fußgelenke.

Skeptiker erklären sich Stigmatisationen als psychosomatische Phänomene oder als selbst zugefügte Wunden.

Literatur

  • Johannes Maria Höcht: Träger der Wundmale Christi, Eine Geschichte der Stigmatisierten, 1994, ISBN 3-7171-0596-5
  • Ingrid Malzahn: Pater Pio von Pietrelcina. Wunder, Heilungen und von der Kraft des Gebets, 2001, ISBN 3-931723-12-7
  • Judith von Halle: "Und wäre Er nicht auferstanden...", 2005, ISBN 3-7235-1255-0
  • Rudolf Steiner, Die Theosophie des Rosenkreuzers, GA 99, Vierzehnter Vortrag, München, 6. Juni 1907
  • Rudolf Steiner, Von Jesus zu Christus, GA 131, Zehnter Vortrag, Karlsruhe,14. Oktober 1911
  • Rudolf Steiner, Vor dem Tore der Theosophie, GA 95, Dreizehnter Vortrag, Stuttgart, 3. September 1906
  • Martin Kollewijn: Stigmatisation - Eine Mitteilung des Arbeitszentrums Berlin der Anthroposophischen Gesellschaft, Dezember 2004
  • Robert A. Powell: Chronik des lebendigen Christus. Grundstein eines kosmischen Christentums, 1998, ISBN 3-8251-7213-9, S. 7 - 17.

Filme

Weblinks


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Stigmatisation aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.