Stigmatisation und Kausalkörper: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Dieser Artikel|behandelt Stigmatisation als religiöses Phänomen, weitere Bedeutungen unter [[Wikipedia:Stigma|Stigma]] und [[Wikipedia:Stigmatisierung|Stigmatisierung]]}}
Als '''Kausalkörper''' oder '''Kausalleib''' wird in der indisch-theosophischen Terminologie jener Extrakt des [[Ätherleib|Äther]]- und [[Astralleib]]s bezeichnet, den der [[Mensch]] als ein Ewiges von Inkarnation zu Inkarnation weiterträgt und dabei immer mehr bereichert. [[Rudolf Steiner]] hat diese Bezeichnung in späteren Schriften und Vorträgen kaum mehr gebraucht.


[[Datei:Giotto_Franciscus_Stigmatisation.jpg|thumb|300px|[[Wikipedia:Giotto di Bondone|Giotto di Bondone]] (1267-1337), Die Legende des [[Wikipedia:Franz von Assisi|Heiligen Franciscus]]: Stigmatisation durch einen [[Seraph]]; Basilika von Assisi.]]
Zunächst ist der Kausalkörper in erster Näherung der dauerhafte Extrakt des nachtodlichen [[Erinnerungs-Tableau]]s, das der Mensch in den ersten Tagen nach dem [[Tod]] erlebt.
'''Stigmatisation''' (von griechisch στíγμα ''stigma'' Stich) bezeichnet das Auftreten der Wundmale Christi am Körper eines lebenden Menschen. Die entsprechenden Wundmale werden als '''Stigmata''' (Einzahl Stigma) bezeichnet,  Leute, bei denen Stigmatisation auftritt, als '''Stigmatisierte'''. In der Bibel wird die Stigmatisation im Brief des [[Paulus von Tarsus|Apostels Paulus]] an die [[Wikipedia:Brief des Paulus an die Galater|Galater]] erwähnt: „Ich trage die Zeichen ({{polytonisch|στíγμα}}) Jesu an meinem Leib.“ {{Bibel|Gal|6|17}}
 
Am bekanntesten sind Handstigmata, die sich in der Mitte des Handrückens bzw. des Handtellers befinden, es können aber auch die Füße, Schulter oder Rücken ([[Wikipedia:Geißelung|Geißelung]]), die Stirn ([[Wikipedia:Dornenkrone|Dornenkrone]]) oder die Seite (Speerwunde) betroffen sein, entsprechend der Verletzungen, die [[Jesus Christus]] gemäß dem Neuen Testament während seiner Passion zugefügt wurden.
 
Stigmatisation kann sowohl als innere Stigmatisation (Schmerzen) als auch äußere Stigmatisation (sichtbare blutunterlaufene oder blutende Stellen) auftreten. Diese äußeren Wunden heilen charakteristischerweise nicht ab oder tauchen periodisch wieder auf und entzünden sich nicht.  


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"Sie dringen ja auch wirklich bis zum physischen Leib vor; denn es kommen die Stigmata, die von Blut durchtränkten Stellen der Wundmale des Christus Jesus hervor; das heißt also: bis in den physischen Leib treiben wir die Empfindungen hinein und wissen, daß selbst bis in den physischen Leib die Empfindungen ihre Stärke entfalten, wissen also, daß wir uns von unserer Wesenheit mehr ergriffen fühlen als etwa bloß Astralleib und Ätherleib. Es ist also im wesentlichen so zu charakterisieren, daß wir durch einen solchen Vorgang mystischer Empfindungen bis in unseren physischen Leib hinein wirken. Wenn wir das tun, machen wir nichts Geringeres, als daß wir uns bereit machen in unserem physischen Leib, das [[Phantom]] nach und nach zu empfangen, das ausgeht von dem Grabe auf Golgatha. Wir arbeiten deshalb in unseren physischen Leib hinein, um denselben so lebendig zu machen, das er eine Verwandtschaft, eine Anziehungskraft fühlt zu dem [[Phantom]], das sich auf Golgatha aus dem Grabe erhoben hat." {{Lit|{{G|131|213}}, Vortrag vom 14.10.1911}}
"Nach Ablauf der Zeit, während der sich der Ätherleib in Verbindung
mit dem Astralleib aus dem physischen Leib herausgelöst hat, kommt
der Moment, wo der Astralleib mit all dem, was die höheren Glieder
sind, wiederum sich herauslöst aus dem Ätherleib. Dieser letztere trennt
sich ab, das Erinnerungs-Tableau verglimmt. Aber es bleibt dem Menschen
etwas davon, es geht nicht ganz verloren. Zwar das, was man
nennen könnte Äther- oder Lebenssubstanz, zerstreut sich in den ganzen
Weltenäther, aber eine Art Essenz bleibt davon, die dem Menschen
niemals wieder auf der ferneren Wanderung seines Lebens verlorengehen
kann. Er nimmt sie wie eine Art Extrakt aus dem Lebens-Tableau mit
in alle seine zukünftigen Inkarnationen, wenn er sich dessen auch nicht
erinnern kann. Das, was sich aus diesem Erinnerungsextrakt bildet,
nennt man konkret-real den Kausalleib. Nach jedem Leben legt sich
ein neues Blatt zu dem Lebensbuch hinzu. Das vermehrt die Lebensessenz
und bewirkt, wenn die vergangenen Leben fruchtbar waren, daß
sich das nächste in der entsprechenden Weise entfaltet. Darin liegt die
Ursache, weshalb ein Leben reich oder arm an Talenten, Anlagen und
so weiter ist." {{Lit|{{G|099|38f}}}}
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Stigmatisationen treten fast nur bei römischen [[Wikipedia:Katholik|Katholik]]en auf, aber es gibt auch Fälle bei [[Wikipedia:Baptisten|Baptisten]] und Nichtchristen. In den [[Wikipedia:Ostkirche|Ostkirche]]n ist das Phänomen so gut wie unbekannt; in deren Tradition und Überlieferung nehmen Lichterscheinungen, wie etwa das berichtete Aufleuchten des Gesichtes einer Person, eine ähnliche Rolle ein wie die Stigmatisierung bei den westlichen Christen.
Der Kausalkörper schließt sich an die vier grundlegenden [[Wesensglieder]] [[Physischer Leib]], [[Ätherleib]], [[Astralleib]] und [[Ich]] ([[Kama-Manas]] nach indisch-theosophischer Bezeichnung) noch oben hin als fünftes Glied an, das das Ewige des Menschen umschließt und auf das uns symbolisch das [[Pentagramm]] hinweist. Der Kausalkörper umfasst die dreifältigen geistigen Wesensglieder des Menschen, soweit sie bereits entwickelt sind, nämlich das [[Geistselbst]], den [[Lebensgeist]] und den [[Geistesmensch]]en, wobei letzterer aber heute noch kaum ausgebildet ist.


Stigmatisationen stehen in einem engen Zusammenhang mit dem Erleben einer [[Christliche Einweihung|christlichen Einweihung]].
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"Wir haben gesehen, wie der Mensch im Tode erst den physischen, dann den ätherischen und schließlich den niederen Astralleib als Leichname zurückläßt. Was bleibt nun dem Menschen nach dem Abstreifen dieser drei Leiber? Das Erinnerungsbild, das nach dem Tode vor die Seele tritt, verschwindet in dem Augenblicke, wo der Ätherleib sich heraushebt aus dem Astralleib; da sinkt es sozusagen ins Unbewußte, es verschwindet als unmittelbar seelischer Eindruck. Aber etwas Wichtiges bleibt davon zurück: das Bild schwindet, aber die Frucht bleibt. Wie eine Art Kraftextrakt bleibt das ganze Erträgnis des letztvergangenen Lebens in dem höheren Astralleib und ruht darin.


Seit dem Ereignis von Golgatha war der christliche Einweihungsweg, der reguläre [[Schulungsweg]]. Dieser wurde aber aufgrund der veränderten äußeren Lebensumstände mit Eintritt des [[Bewußtseinsseelenzeitalter]]s ab 1413 n. Chr. ergänzt durch den rosenkreuzerischen [[Schulungsweg]].
Der Mensch hat aber schon sehr oft diesen Prozeß durchgemacht. Bei jedem Tode nach seinen verschiedenen Inkarnationen trat das Erinnerungsbild vor seine Seele und hinterließ diesen sogenannten Kraftextrakt. So hat ein Leben nach dem andern ein Bild hinzugefügt. Ein Mensch, der sich zum erstenmal verkörperte, hatte nach dem Tode das erste Erinnerungsbild, nach der zweiten Inkarnation das zweite Bild und dieses schon reicher als das erste und so fort. In diesen zusammengelegten Bildern haben wir eine Art von neuem Element des Menschen. Vor dem ersten Tode bestand der Mensch aus den vier Körpern; stirbt er zum ersten Male, so nimmt er das erste Bild mit sich. Nach seiner Wiederverkörperung hat er nicht nur die vier Wesensglieder, sondern auch noch dieses Erträgnis des früheren Lebens. Das ist der Kausalkörper. Es besteht nunmehr der Mensch aus fünf Körpern: dem physischen, ätherischen, dem Astralkörper, Ich und Kausalkörper. Wenn dieser Kausalkörper einmal da ist, dann bleibt er; aber er hat sich aus den Erträgnissen der Leben erst zusammengesetzt. Nun begreift man den Unterschied zwischen den einzelnen Menschen. Diejenigen, die oft gelebt haben, also schon viele Inkarnationen durchgemacht haben, die haben ihrem Lebensbuche viele Blätter beigefügt, sind hochentwickelt und haben einen reichen Kausalleib; die anderen sind erst durch wenige Leben hindurchgeschritten, haben daher weniger Früchte gesammelt und besitzen deswegen einen weniger entwickelten Kausalkörper." {{Lit|{{G|095|38f}}}}
 
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Nach Rudolf Steiner tritt im Zusammenhang mit dem regulären christlichen [[Einweihungsweg]], neben den i.d.R. später auftretenden, inneren oder äußeren Stigmata, noch eine weitere Besonderheit auf: "Man wird schon sehen, was man da Großartiges, Gewaltiges erlebt: wie man eingeführt wird in die Ereignisse von Palästina, wo Christus Jesus gelebt hat, wie sie in der Akasha-Chronik aufgezeichnet sind, und wie man dann tatsächlich alles, was zu jener Zeit geschehen ist, erlebt." {{Lit|{{G|095|}}, Vortrag vom 3.9.1906}}.
 
[[Wikipedia:Franz von Assisi|Franz von Assisi]] ([[Wikipedia:1181|1181]]/[[Wikipedia:1182|82]] - [[Wikipedia:1226|1226]]) ist der erste in der Geschichte bekannte Fall von Stigmatisation. Das Phänomen seiner Stigmatisation soll sich [[Wikipedia:1224|1224]] vollzogen haben. Der [[Wikipedia:1999|1999]] selig- und am [[Wikipedia:16. Juni|16. Juni]] [[Wikipedia:2002|2002]] heiliggesprochene [[Wikipedia:Pater Pio|Pater Pio]], [[Wikipedia:Marthe Robin|Marthe Robin]] und die [[Wikipedia:Therese Neumann|Therese Neumann]] aus [[Wikipedia:Konnersreuth|Konnersreuth]] waren im [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]] die bekanntesten Stigmatisierten. Von Stigmatisationen von [[Wikipedia:Anna Katharina Emmerick|Anna Katharina Emmerick]], [[Wikipedia:Gemma Galgani|Gemma Galgani]], [[Wikipedia:Maria Magdalena de Pazzi|Maria Magdalena de Pazzi]] und [[Wikipedia:Grete Ganseforth|Grete Ganseforth]] aus [[Wikipedia:Heede (Emsland)|Heede]] im [[Wikipedia:Emsland|Emsland]] wird berichtet.
 
Neuerdings ist die Anthroposophin [[Judith von Halle]] eine der stigmatisierten Personen.
 
Martin Kollewijn berichtet darüber: "An einer Mitarbeiterin des Rudolf-Steiner-Hauses in Berlin sind in der Passionszeit (...) des Jahres (2004) (in ihrem 33. Lebensjahre) die [[Stigmata]], die Wundmale Christi, aufgetreten, die sich bis zum heutigen Tage nahezu unverändert erhalten haben. Nacheinander zeigten sich diese Wundmale zunächst an den Innenflächen der Hände, dann an den Handrücken einige Tage später an den Ober- und Unterseiten der Füße sowie unterhalb der rechten Brust. Sie entsprechen den Malen auf dem bekannten Auferstehungsbild von Matthias Grünewald (Isenheimer Altar). Die Wunden bluteten besonders in der Karwoche, insbesondere am Karfreitag und an den Freitagen zwischen Ostern und Pfingsten. (...) Durch das Ereignis der Stigmatisation ergab sich auch eine Umwandlung des gesamten physischen Organismus. Diese besteht in einer radikalen Verwandlung des Blutsystems, welches als physisch-geistiger Ausdruck des Ich alle Organe durchdringt und verbindet. Dadurch bedingt, zeigten sich eine Steigerung der Sensibilität der Sinneswahrnehmung und eine tief greifende Veränderung im Bereich der Ernährung. Nicht etwa als Ergebnis irgendeiner Askese, sondern durch eben jene leibliche Umgestaltung ergab sich die vollkommene Nahrungslosigkeit, die weder zu einem Gewichtsverlust noch zu anderen Einschränkungen oder körperlichen Beschwerden geführt hat. Der verwandelte physische Leib wehrt vehement jede irdische Nahrung ab. Nur Wasser kann in beschränktem Maß aufgenommen werden."
 
Aus [[Judith von Halle]] scheint die reine, lautere Wahrheit zu sprechen.
Was ihr aus den Reihen der Anthroposophischen Gesellschaft entgegenkommt ist entweder begeisterte Zustimmung oder einfach nur unverhohlene Ablehnung.
Mehr noch als mit der Stigmatisierten selbst, hat dies mit dem individuellen Verhältnis ihrer Kritiker zu dem [[Christus]]-[[Logos]] zu tun, welcher sich bekanntlich seit der Johannes-Taufe in Jesus von Nazareth offenbarte.  
Kann man den Werken der Judith von Halle zustimmen - und das werden die allermeisten derjenigen Menschen tun, die den Christus-Impuls nicht nur auf der Zunge, sondern tief im Herzen tragen - so öffnen ihre Schilderungen ungeahnte Weiten des Passions- und Ostergeschehens. Wie schon [[Rudolf Steiner]] selbst, schildert auch Judith von Halle in ihren Werken esoterische Vorgänge, die sie selbst aus übersinnlichen Höhen miterleben durfte.  
 
Manchmal treten gemeinsam mit der Stigmatisation [[Wikipedia:Parawissenschaft|paranormale Phänomene]] (wie [[Bilokation]] und [[Levitation]]) auf.
 
Oftmals wird angegeben, es sei nicht wissenschaftlich zu beweisen, dass die in der Antike gekreuzigten Personen durch die Handflächen gekreuzigt wurden, da die Handflächen nicht in der Lage seien, den menschlichen Körper über mehrere Stunden zu tragen. Dies ist zwar richtig, jedoch hat ein anerkannter amerikanischer Wissenschaftler bereits bewiesen, dass dies sehr wohl möglich ist, wenn dem Gekreuzigten ein kleines Podest unter den Füßen befestigt wird, um sich mit den Beinen noch abstützen zu können. Das erklärt auch, warum sich bei den meisten Kreuzigungsdarstellungen Christi ein Podest unter seinen Füßen befindet. Eine andere Sichtweise: Die Nagelungen dienten der perversen Erhöhung der Pein, am Kreuz gehalten wurden der Leib aber durch die Fesselung mit Stricken um Handgelenke, Brust, Hüfte und Fußgelenke.
 
Skeptiker erklären sich Stigmatisationen als psychosomatische Phänomene oder als selbst zugefügte Wunden.
 
==Literatur==
*Johannes Maria Höcht: ''Träger der Wundmale Christi, Eine Geschichte der Stigmatisierten'', 1994, ISBN 3-7171-0596-5
*Ingrid Malzahn: Pater Pio von Pietrelcina. Wunder, Heilungen und von der Kraft des Gebets, 2001, ISBN 3-931723-12-7
*Judith von Halle: "Und wäre Er nicht auferstanden...", 2005, ISBN 3-7235-1255-0
*Rudolf Steiner, Die Theosophie des Rosenkreuzers, GA 99, Vierzehnter Vortrag, München, 6. Juni 1907
*Rudolf Steiner, Von Jesus zu Christus, GA 131, Zehnter Vortrag, Karlsruhe,14. Oktober 1911
*Rudolf Steiner, Vor dem Tore der Theosophie, GA 95, Dreizehnter Vortrag, Stuttgart, 3. September 1906
*Martin Kollewijn: Stigmatisation - Eine Mitteilung des Arbeitszentrums Berlin der Anthroposophischen Gesellschaft, Dezember 2004
*Robert A. Powell: Chronik des lebendigen Christus. Grundstein eines kosmischen Christentums, 1998, ISBN 3-8251-7213-9, S. 7 - 17.
 
==Filme==
*[[Wikipedia:Stigmata (Film)|Stigmata]]


== Weblinks ==
== Literatur ==
*[http://www.oasis.at/reli/stigma/ Stigmatisation - Träger der Wundmale Christi]
#Rudolf Steiner: ''Vor dem Tore der Theosophie'', [[GA 95]] (1990), ISBN 3-7274-0952-5
*[http://www.schaepp.de/stigmatisation/ Stigmatisation]
#Rudolf Steiner: ''Die Theosophie des Rosenkreuzers'', [[GA 99]] (1985), ISBN 3-7274-0990-8 {{Vorträge|099}}
*[http://www.nikodemus.net/1288 Nikodemus.net Stigmata]
*[http://www.forum-freier-christen.de/0193de92df135ec04/0193de92e40b06201/0193de9391015c602/index.html#024c2496e30b60402 Martin Kollewijn: Stigmatisation - Eine Mitteilung des Arbeitszentrums Berlin der Anthroposophischen Gesellschaft, Dezember 2004]
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzigung Kreuzigung]


[[Kategorie:Katholizismus]]
{{GA}}
[[Kategorie:Anthroposophie]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Wesensglieder]] [[Kategorie:Theosophie]]

Version vom 15. August 2011, 23:45 Uhr

Als Kausalkörper oder Kausalleib wird in der indisch-theosophischen Terminologie jener Extrakt des Äther- und Astralleibs bezeichnet, den der Mensch als ein Ewiges von Inkarnation zu Inkarnation weiterträgt und dabei immer mehr bereichert. Rudolf Steiner hat diese Bezeichnung in späteren Schriften und Vorträgen kaum mehr gebraucht.

Zunächst ist der Kausalkörper in erster Näherung der dauerhafte Extrakt des nachtodlichen Erinnerungs-Tableaus, das der Mensch in den ersten Tagen nach dem Tod erlebt.

"Nach Ablauf der Zeit, während der sich der Ätherleib in Verbindung mit dem Astralleib aus dem physischen Leib herausgelöst hat, kommt der Moment, wo der Astralleib mit all dem, was die höheren Glieder sind, wiederum sich herauslöst aus dem Ätherleib. Dieser letztere trennt sich ab, das Erinnerungs-Tableau verglimmt. Aber es bleibt dem Menschen etwas davon, es geht nicht ganz verloren. Zwar das, was man nennen könnte Äther- oder Lebenssubstanz, zerstreut sich in den ganzen Weltenäther, aber eine Art Essenz bleibt davon, die dem Menschen niemals wieder auf der ferneren Wanderung seines Lebens verlorengehen kann. Er nimmt sie wie eine Art Extrakt aus dem Lebens-Tableau mit in alle seine zukünftigen Inkarnationen, wenn er sich dessen auch nicht erinnern kann. Das, was sich aus diesem Erinnerungsextrakt bildet, nennt man konkret-real den Kausalleib. Nach jedem Leben legt sich ein neues Blatt zu dem Lebensbuch hinzu. Das vermehrt die Lebensessenz und bewirkt, wenn die vergangenen Leben fruchtbar waren, daß sich das nächste in der entsprechenden Weise entfaltet. Darin liegt die Ursache, weshalb ein Leben reich oder arm an Talenten, Anlagen und so weiter ist." (Lit.: GA 099, S. 38f)

Der Kausalkörper schließt sich an die vier grundlegenden Wesensglieder Physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich (Kama-Manas nach indisch-theosophischer Bezeichnung) noch oben hin als fünftes Glied an, das das Ewige des Menschen umschließt und auf das uns symbolisch das Pentagramm hinweist. Der Kausalkörper umfasst die dreifältigen geistigen Wesensglieder des Menschen, soweit sie bereits entwickelt sind, nämlich das Geistselbst, den Lebensgeist und den Geistesmenschen, wobei letzterer aber heute noch kaum ausgebildet ist.

"Wir haben gesehen, wie der Mensch im Tode erst den physischen, dann den ätherischen und schließlich den niederen Astralleib als Leichname zurückläßt. Was bleibt nun dem Menschen nach dem Abstreifen dieser drei Leiber? Das Erinnerungsbild, das nach dem Tode vor die Seele tritt, verschwindet in dem Augenblicke, wo der Ätherleib sich heraushebt aus dem Astralleib; da sinkt es sozusagen ins Unbewußte, es verschwindet als unmittelbar seelischer Eindruck. Aber etwas Wichtiges bleibt davon zurück: das Bild schwindet, aber die Frucht bleibt. Wie eine Art Kraftextrakt bleibt das ganze Erträgnis des letztvergangenen Lebens in dem höheren Astralleib und ruht darin.

Der Mensch hat aber schon sehr oft diesen Prozeß durchgemacht. Bei jedem Tode nach seinen verschiedenen Inkarnationen trat das Erinnerungsbild vor seine Seele und hinterließ diesen sogenannten Kraftextrakt. So hat ein Leben nach dem andern ein Bild hinzugefügt. Ein Mensch, der sich zum erstenmal verkörperte, hatte nach dem Tode das erste Erinnerungsbild, nach der zweiten Inkarnation das zweite Bild und dieses schon reicher als das erste und so fort. In diesen zusammengelegten Bildern haben wir eine Art von neuem Element des Menschen. Vor dem ersten Tode bestand der Mensch aus den vier Körpern; stirbt er zum ersten Male, so nimmt er das erste Bild mit sich. Nach seiner Wiederverkörperung hat er nicht nur die vier Wesensglieder, sondern auch noch dieses Erträgnis des früheren Lebens. Das ist der Kausalkörper. Es besteht nunmehr der Mensch aus fünf Körpern: dem physischen, ätherischen, dem Astralkörper, Ich und Kausalkörper. Wenn dieser Kausalkörper einmal da ist, dann bleibt er; aber er hat sich aus den Erträgnissen der Leben erst zusammengesetzt. Nun begreift man den Unterschied zwischen den einzelnen Menschen. Diejenigen, die oft gelebt haben, also schon viele Inkarnationen durchgemacht haben, die haben ihrem Lebensbuche viele Blätter beigefügt, sind hochentwickelt und haben einen reichen Kausalleib; die anderen sind erst durch wenige Leben hindurchgeschritten, haben daher weniger Früchte gesammelt und besitzen deswegen einen weniger entwickelten Kausalkörper." (Lit.: GA 095, S. 38f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Vor dem Tore der Theosophie, GA 95 (1990), ISBN 3-7274-0952-5
  2. Rudolf Steiner: Die Theosophie des Rosenkreuzers, GA 99 (1985), ISBN 3-7274-0990-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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