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Gender-Mainstreaming

Aus AnthroWiki
(Weitergeleitet von Gender-Mainstream)

Gender-Mainstreaming ist eine Strategie zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter.[1] Gender-Mainstreaming bedeutet, die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern bei allen Entscheidungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu berücksichtigen, um so die Gleichstellung durchzusetzen.[2] Der Begriff wurde erstmals 1985 auf der 3. UN-Weltfrauenkonferenz in Nairobi diskutiert und zehn Jahre später auf der 4. UN-Weltfrauenkonferenz in Peking weiterentwickelt.[3] Seit dem Vertrag von Amsterdam von 1997/1999 ist Gender-Mainstreaming ein erklärtes Ziel der Europäischen Union.

Gender-Mainstreaming unterscheidet sich von Frauenpolitik dadurch, dass sie eine umfassendere und präventive Strategie ist, um Ungleichbehandlungen von Frauen und Männern von vornherein in allen Bereichen zu verhindern, während die Frauen- bzw. Gleichstellungspolitik als Strategie überwiegend korrektiv eingesetzt wird, um bestehenden Benachteiligungen entgegenzuwirken. Ein weiterer Unterschied ist, dass für die Umsetzung von Frauen- bzw. Gleichstellungspolitik wenige, speziell damit beauftragte Personen zuständig sind (z. B. die Gleichstellungsbeauftragten in einem Unternehmen), wohingegen Gender-Mainstreaming sich als Aufgabe an alle Beteiligten (z. B. in einem Unternehmen) richtet.[4][5]

Gender-Mainstreaming wird meist in öffentlichen Einrichtungen, z. B. in Bibliotheken,[6][7] eingesetzt, während in der Privatwirtschaft Diversity Management als Konzept zur Umsetzung von Chancengleichheit verwendet wird.[8] Der Aspekt Gender im Diversity Management wird auch als Gender Diversity bezeichnet.

Worterklärung und Übersetzung

Der englische Ausdruck gender [ˈdʒɛndɚ] bezeichnet das soziale oder psychologische Geschlecht einer Person im Unterschied zu ihrem biologischen Geschlecht (engl. sex). Gender wird mithin als durch Menschen gemachte, soziale Realität gesehen und nicht als natürlich gegebenes Faktum. Diese Form der Geschlechtlichkeit entsteht und verändert sich gesellschaftlich, also in der Interaktion zwischen Individuum, Gruppe und Gesellschaft.

„Mainstreaming“ (von engl. mainstream „Hauptströmung“) bezeichnet die Strategie, ein Thema in den „Hauptstrom“ der Politik zu bringen. Konkret bedeutet Gender-Mainstreaming nach der Definition der Vereinten Nationen, bei jeder staatlichen Aktion grundsätzlich auch die geschlechtsspezifischen Folgen abzuschätzen und zu bewerten. Die Strategie zielt auf eine Gleichstellung der Geschlechter in allen gesellschaftlichen Bereichen, um so dem Fortbestehen von Geschlechterungleichheit entgegenzuwirken.[9] Entsprechend wird Gender-Mainstreaming auch als Querschnittsaufgabe verstanden, die nicht nur einen bestimmten Bereich in einer Organisation anbelangt, etwa eine Gleichstellungsbeauftragte, sondern sich an alle Menschen in dieser Organisation richtet.[10]

Gender-Mainstreaming wird oft mit „durchgängige Gleichstellungsorientierung“ übersetzt. Bei den Behörden der Europäischen Union werden für die Übersetzungen auch folgende Formulierungen verwendet: „geschlechtersensible Folgenabschätzung“, „gleichstellungsorientierte Politik“ oder einfach „Gleichstellungspolitik“. Mit Bezug auf die zentrale Formel der Pekinger Weltfrauenkonferenz von 1995 – „mainstreaming a gender perspective in all policies and programmes“[11] – kann Gender-Mainstreaming auch mit „umfassender Implementierung einer Gender-Perspektive“ übersetzt werden.

Die Gender-Perspektive umfasst auch die Inklusion von sexuellen Sonderwirklichkeiten, wie Lesben, Schwule, Transsexuelle.

Neuerdings fallen unter dem Etikett "Gender", "Feminusmus" und "Klimawahn" auch desintegrierte Sonderwirklichkeiten auf, die sich als der vermeintliche Segen der Menschheit tarnen.[12]

Genderfragen aus anthroposophischer Sicht

„Hilfreich ist es, das Thema »Gender« alltagsnah zu begreifen. Der Begriff wird hier als Konzept interpretiert, der ermöglichen soll, Geschlecht und Rollenverständnis über die binäre Geschlechtereinteilung hinauszudenken und Kritik an statischen Auffassungen von Mann und Frau, Sexualität, Begehren und Verhalten zu üben. Der Begriff umfasst Chancengleichheit, Vielfalt, Anerkennung und gibt Raum für mehr als zwei Geschlechtsidentitäten. Im täglichen Leben begegnen uns selten, aber immer häufiger Menschen, die in ihrem Lebensentwurf die vorgegebene binäre Geschlechtereinteilung durchbrechen und dabei immer wieder an ihre Grenzen stoßen.“ (Lit.: Johanna Thomas: Wer bin ich, wer will ich sein, wer kann ich sein?. Erziehungskunst, Mai 2017)

„Christian Breme hat für Waldorfschulen das Fach "Beziehungskunde" entwickelt. Er widmet sich im "Goetheanum" Nr. 11/2014 diesen Phänomenen und dem Entstehen der Gender-Bewegung. Die sich verändernde Konstitution der Menschen – das lockerer gewordene Verhältnis der Seele zum Leib – identifiziert Breme als Auslöser für Unsicherheiten im Erleben der Geschlechtsidentität. Breme geht dabei von Rudolf Steiners Hinweis aus, dass jeder Mensch neben dem biologischen Geschlecht das gerade andere Geschlecht auf Ebene der Lebenskräfte (Ätherleib) habe: "So möchte ich als Hypothese formulieren", schreibt Breme, "dass viele "gender-fluid children" und sich als Transgender charakterisierende Menschen eben diese Zweigeschlechtlichkeit in sich stärker erleben als andere oder im Erleben ganz in die innere Erfahrung des zweiten Geschlechts (des Ätherleibs) eintauchen.

Die Ärztin Lore Deggeller ergänzt den Schwerpunkt mit einem Kommentar zur sexuellen Früherziehung. Darin kritisiert sie das zu frühe Ansprechen körperlicher Reize im Kindesalter. Sie verortet diese Ausrichtung im Gender-Mainstreaming.“ (Lit.: Sebastian Jüngel: Hinterfragte Geschlechtsidentität, Goetheanum, 14.03.2014)

„Aus den individuell diversen Verhältnissen, die sich aus der unterschiedlichen Relation der physischen und ätherischen Prägungen des Leibes ergeben, sowie aus der jeweils individuellen seelischen Beziehung zu diesen Prägungen auf unterschiedlichen Ebenen müssen prinzipiell unendliche Ausgestaltungen der individuellen Genderidentität im Spannungsfeld des Weiblichen und Männlichen angenommen werden. Diese Differenzierung kann auch als anthroposophische Begründung zu selbstbestimmter Entscheidung und damit zur Überwindung eines Geschlechterdeterminismus gesehen werden.

Gender und Sexualität werden gegenwärtig nicht als biologische Gegebenheiten, sondern als Entscheidung gesehen. Insofern sind zu den klassischen Kategorien der Hetero- und Homosexualität die Anerkennung der biologischen und psychologischen Intersexualität und in nicht kategorisierbarer Vielfalt Transgenderkonzepte getreten.

Da sie häufig in Spannung zu den Selbst- und Umgebungserwartungen realisiert werden und auch in der Entscheidungsfindung für die Betroffenen oft mit Unsicherheit und Krisen verbunden sind, werfen sie immer Fragen nach der Verstehbarkeit und Lebbarkeit auf. Auch wenn Steiners Begriffe an der klassischen Polarität von Weiblichkeit und Männlichkeit entwickelt wurden, bergen gerade die von der Konstitution der Wesensglieder abgeleiteten Differenzierungen, wenn man sie nicht bloß mit Frausein und Mannsein identifiziert, das Potenzial, differenzierte Genderkonzepte zu beschreiben und in ihrer Besonderheit zu verstehen.

Das moderne Genderbewusstsein resultiert aus dem Respekt vor der Individualität. Es ist eine Herausforderung an unser Differenzierungsvermögen sowie an unser Vermögen zu Selbstfindung und Selbstbestimmung. Es erweitert auch die oben erläuterte moderne Auffassung von Identitätsbildung. Denn hier handelt sich das Ich nicht nur in der Selbst-Welt-Beziehung ständig neu aus, sondern u.U. auch innerhalb mehrerer Schichten des eigenen Daseins. Inwiefern hier die anthroposophische Differenzierung von Wesensgliedern und Seelenmodi Orientierung geben kann, müsste weiter untersucht werden.“ (Lit.: M. Michael Zech: Genderbewusstsein, Erziehungskunst, Juni 2017)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. UN Women: Gender Mainstreaming, abgerufen am 4. Januar 2016.
  2. Hans Joas (Hrsg.): Lehrbuch der Soziologie, Campus Verlag, 3. erweiterte u. aktualisierte Auflage 2007, ISBN 978-3-593-37920-3, S. 307 f.
  3. Michael Meuser, Claudia Neusüß: Gender Mainstreaming – eine Einführung. In: dies. (Hrsg.): Gender Mainstreaming. Konzepte – Handlungsfelder – Instrumente. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2004, S. 9–22.
  4. Rüdiger Voigt, Ralf Walkenhaus (Hrsg.): Handwörterbuch zur Verwaltungsreform. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-13756-5, S. 154 f.
  5. Margherita Zander, Luise Hartwig, Irma Jansen (Hrsg.): Geschlecht Nebensache? Zur Aktualität einer Gender-Perspektive in der sozialen Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14947-4, S. 138 f.
  6. Erwin Miedtke: Gender in Bibliotheken. In: Brigitte E. Jirku, Marion Schulz (Hrsg.): Fiktionen und Realitäten. Schriftstellerinnen im deutschsprachigen Literaturbetrieb. Peter Lang, Frankfurt a.M. 2013, ISBN 978-3-631-63546-9, S. 77–88.
  7. Karin Aleksander, Agata Martyna Jadwiżyc, Birte Meiners, Erwin Miedtke: Der Genderfaktor: Macht oder neuer Dialog? Mit Genderblick auf Bibliotheken oder Bibliotheken im Genderblick, Simon Verlag für Bibliothekswissen, 2010, ISBN 978-3-940862-20-4.
  8. Peter Massing (Hrsg.): Gender und Diversity, Wochenschau Verlag, 2010, ISBN 978-3-89974-483-5.
  9. United Nations: Report of the Economic and Social Council for 1997 (unter CONCEPTS AND PRINCIPLES → Definition of the concept of gender mainstreaming).
  10. GenderKompetenzZentrum Berlin zu den Aufgaben des Mainstreaming
  11. Volker Zastrow: „Gender Mainstreaming“: Politische Geschlechtsumwandlung. In: FAZ, 20. Juni 2006.
  12. Vgl. Verena Brunschweiger: "Kinderfrei statt kinderlos: Ein Manifest", Büchner-Verlag, Marburg 2019.
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Gender-Mainstreaming aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.