Filmregisseur

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Regisseur und Kameramann. Skulptur auf der Avenue of Stars in Hong Kong

Ein Filmregisseur ist ein Regisseur (veraltet Spielleiter), der eine komplette Filmproduktion kreativ leitet. Im Gegensatz dazu leitet der Produzent (englisch: Producer) die Filmproduktion administrativ.

Bei kleinen Produktionen erstreckt sich diese Tätigkeit von der Stoffentwicklung über die Erarbeitung von Drehbüchern, die Planung des Ablaufs der Produktion einschließlich der Kosten bis zur Postproduction. In professionellen Produktionszusammenhängen ist die Kernaufgabe des Regisseurs die Inszenierung, das heißt, die Auflösung der Szenen eines Drehbuches in einzelne Kameraeinstellungen und die Anleitung der Darsteller.

Der Begriff „Regie“ ist beim Kino-Spielfilm klar definiert. Beim Fernsehen kann er vielerlei bedeuten: von der Studio-Regie, der Ablauf-Regie über die Bild-Regie (Kamera) bis hin zur Spielfilm-Regie gleichen Regie, vor allem im fiktionalen Bereich (Fernsehspiel, auch in Form von Reihen und Serien, TV-Movie etc.).

Der Filmregisseur ist der Haupturheber eines Filmwerks, der dieses persönlich und eigenschöpferisch prägt unter Verwendung und Bearbeitung vorbestehender Werke (z. B. vom Drehbuchautor und vom Filmkomponisten) und im Zusammenwirken mit weiteren Mit-Urhebern (z. B. Bildgestalter und Filmeditor).

Etymologie

Der Begriff leitet sich von Französisch régisseur „Verwalter“ ab. Im Französischen wird ein Regisseur allerdings als réalisateur (wörtlich „Verwirklicher“) bezeichnet. Während mit dem Begriff des Regisseurs im Französischen die Aufnahmeleitung, also die Betriebsleitung bezeichnet wird.

Geschichte

In den 1910er- und 1920er-Jahren hatten in den USA prominente Filmregisseure wie David W. Griffith, Charlie Chaplin, Rex Ingram, Cecil B. DeMille, King Vidor oder Erich von Stroheim eine große Entscheidungsfreiheit und Machtfülle bei den von ihnen inszenierten Filmen. Ihre Popularität und Werbewirksamkeit überstrahlte teilweise sogar die der in den Filmen eingesetzten Schauspieler.

Mitte der 1920er-Jahre begannen die Produzenten des Studiosystems, die wirtschaftliche und zum großen Teil auch künstlerische Kontrolle über die Filmherstellung zurückzugewinnen, die sie in den Anfangstagen des Films innehatten. Filmregisseure gerieten in Abhängigkeit von Produzentenentscheidungen und wurden oft nur als Koordinatoren und ausführende Spielleiter eingesetzt. Um sich ihre künstlerische Freiheit zu bewahren, entschlossen sich einige Regisseure, ihre eigenen Produktionsfirmen zu gründen, etwa Frank Capra, George Stevens und William Wyler mit ihrer gemeinsamen Firma Liberty Films. Auch Regisseure wie Robert Aldrich, Otto Preminger, Samuel Fuller und Sam Peckinpah agierten zeitweise als “Produzenten-Regisseure”. Später versuchten auch Filmemacher wie Robert Altman, Sydney Pollack, George Lucas oder Steven Spielberg, auf diese Weise die Kontrolle über ihre Filme zu behalten.

In Europa war der Konflikt zwischen geldgebenden Produzenten und künstlerisch arbeitenden Regisseuren nicht so stark ausgebildet wie in den USA. Das Problem, Ökonomie und Anspruch zusammenzubringen, wurde oft eher kooperativ gelöst, jedoch waren die Regisseure oft in ihrer künstlerischen Freiheit beschnitten. Die Auteur-Theorie begann ab den 1940ern und verstärkt zur Zeit der Nouvelle Vague, zwischen dem Realisateur, dem zwar begabten, aber Zwängen unterworfenen „Handwerker“, und dem Auteur, der seine Arbeit als individuelle, künstlerisch freie Aufarbeitung der eigenen Weltvorstellung sieht, zu unterscheiden. Dieses Verständnis des Filmregisseurs als ganzheitlicher Künstler, dem in seiner Arbeit auch Schwächen und Fehler zugestanden werden müssen, um ihn frei agieren zu lassen, wurden von den Regisseuren des Neuen Deutschen Films übernommen.[1]

Aufgaben

  • Dramaturgische Bearbeitung einer stofflichen Vorlage eines Originalstoffes, evtl. in Zusammenarbeit mit einem Autor oder einer Autorin
  • Erarbeitung des Drehbuches im Hinblick auf künstlerisch- technischen Aufwand, Kalkulation und Produktionsablauf
  • Auswahl der Darsteller
  • Auswahl des künstlerisch-technischen Stabes (z. B.: Kamera, Musik, Szenenbild, Kostümbild, Maskenbild, Requisite, Schnitt, Ton, Regieassistenz)
  • Erarbeitung der Bildfolge für den Szenenablauf
  • Erstellung von Regiebuch, Shooting Script oder Story Board („Auflösung“)
  • Auswahl von Drehorten
  • Festlegung von Massenszenen, Spezialeffekten und Stunts
  • Vorgespräche mit den Hauptdarstellern zur Konzeption der Rolle
  • Erarbeitung einer musikalischen Konzeption für das Werk
  • Durchführung der Dreharbeiten (endgültige Entscheidung über: Einrichtung des Sets, Anzahl der Einstellungen, Bewegungen und Bildausschnitte der Kamera)
  • Auswahl von Archivmaterial – schon während der Dreharbeiten Anleitung zum Rohschnitt
  • Anfertigung des Feinschnitts in Zusammenarbeit mit dem Filmeditor
  • Herstellung der endgültigen Fassung des Films (Überwachung der Sprach-Synchronisation, der Musik- und Geräuschaufnahmen sowie der Endmischung, Festlegung der Titelgestaltung, Mitwirkung bei der optischen oder elektronischen Lichtbestimmung und Farbkorrektur)
  • Beteiligung an PR-Maßnahmen des Produzenten (Mitwirkung bei der Gestaltung von Werbe- und Informationsmaterial zum Werk)

Ausbildung

Die Ausbildung zum Regisseur ist nicht einheitlich geregelt. Ein grundständiges Studium im Regiefach wird an staatlichen und privaten Filmhochschulen angeboten. Bei der Aufnahmeprüfung muss eine filmspezifische künstlerische Befähigung nachgewiesen werden. Zur formalen Voraussetzung gehört in der Regel die allgemeine Hochschulreife oder zumindest die Fachhochschulreife. Üblich ist die praktische Aneignung der erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten über eine Tätigkeit als Regieassistent bei einer Filmproduktion.

Persönliche Voraussetzungen

Voraussetzung für die Regietätigkeit ist eine Kombination aus vielen verschiedenen Fähigkeiten. Die Fähigkeit, künstlerische und technische Mitarbeiter zu motivieren, zu leiten und koordinieren zählt ebenso dazu, wie dramaturgische, darstellerische, sprachliche, musikalische und visuelle Elemente zu einem Filmwerk zusammenzufügen. Regisseure müssen über Psychologie und Menschenkenntnis verfügen, um auch evtl. entstehende Konflikte innerhalb des Gesamtteams zu lösen.

„Er ist Vater und Mutter, Priester, Psychologe, Freund, Autor, Schauspieler, Photograph, Kostümbildner, Elektronikfachmann, Musiker, graphischer Künstler und spielt noch ein Dutzend andere Rollen.“

Alan A. Armer: Lehrbuch für Film & Fernsehregie

Siehe auch

Literatur

  • International dictionary of films and filmmakers, hrsg. von Tom Pendergast, 4 Bände, Detroit [u. a.]: St. James Press, 4. Auflage 2000, Band 2: Directors
  • Filmregisseure: Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien, hrsg. von Thomas Koebner, Ditzingen:Reclam, 3. aktualis. u. erw. Aufl. 2008
  • Reto Andrea Savoldelli: Rudolf Steiner über das Kino - zur Genealogie des Films, SeminarVerlag, Basel 2018

Weblinks

Commons: Filmregisseure - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Norbert Grob: Regie in: Thomas Koebner (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Films. Philipp Reclam jun. Verlag Stuttgart. 2. Auflage 2007. ISBN 978-3-15-010625-9, S. 581ff.


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