Kernchemie

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Die Kernchemie oder Nuklearchemie untersucht die Eigenschaften radioaktiver Nuklide mit den Methoden der Chemie. Hauptarbeitsgebiete sind u.a. das Studium radioaktiver Zerfallsreihen, äußerer Einflüsse auf die Halbwertszeit (beim Elektroneneinfang) und die Erweiterung des Periodensystems über die natürlichen chemischen Elemente hinaus. Gängige Anwendungsbereiche Anwendungsbereiche z. B. die Nuklearmedizin und die Umweltanalytik.

Historischer Hintergrund

Die Entwicklung der Kernchemie ging Hand in Hand mit der Entdeckung der Radioaktivität. 1789 wurde von Martin Heinrich Klaproth (1743-1817) erstmals Uran aus Pechblende (Uran(IV)oxid UO2) gewonnen, deren Radioaktivität aber erst 1896, also mehr als 100 Jahre später, von Antoine Henri Becquerel entdeckt wurde. Da das Uranisotop 238U gemäß der Uran-Radium-Reihe-Zerfallsreihe bei seinem Zerfall eine Reihe instabiler Zwischenprodukte erzeugt, konnten aus der Pechblende wenig später noch weitere Radionuklide isoliert werden. So gelang es Marie Curie am 21. Dezember 1898 gemeinsam mit ihrem Ehemann Pierre Curie, winzige Mengen von Radium zu isolieren. Das Radiumisotop 226Ra, das fast 100% des natürlichen Radiums ausmacht, strahlt aufgrund seiner vergleichsweise kurzen Halbwertszeit von rund 1602 Jahren wesentlich stärker als 238U mit einer Halbwertszeit von knapp 4,5 Milliarden Jahren. Ebenfalls 1998 hatte das Ehepaar Curie die Existenz eines weiteren radioaktiven Elements postuliert, das sie nach Marie Curies Geburtsland Polonium nannten. Isoliert wurde es allerdings erst 1902 dem Chemiker Willy Marckwald[1]. Das Poloniumisotop 210Po hat eine Halbwertszeit von nur 138 Tagen.

Siehe auch

Literatur

  • K. H. Lieser: Einführung in die Kernchemie. 3. Auflage, VCH-Verlag, Weinheim 1991, ISBN 3-527-28329-3.
  • C. Keller: Grundlagen der Radiochemie, Salle & Sauerländer 3. Auflage 1993, ISBN 3-7935-5487-2.
  • E. Segrè, C.E. Wiegand: Experiments on the Effect of Atomic Electrons on the Decay Constant of Be-7, Physical Review, vol. 75, Issue 1, pp. 39-43 (1949)
  • Chih-An Huh: Dependence of the decay rate of 7Be on chemical forms, in: Earth and Planetary Science Letters 171 (1999), pp. 325–328 pdf
  • T. Ohtsuki et al.: Enhanced Electron-Capture Decay Rate of 7Be Encapsulated in C60 Cages, Physical Review Letters, vol. 93, Issue 11, id. 112501 (2004) pdf
  • M. Schädel: Chemie superschwerer Elemente. Angewandte Chemie 2006, 118, 378–414.

Einzelnachweise

  1. Die 14. Hauptversammlung der Bunsengesellschaft. In: Polytechnisches Journal. 322, 1907, Miszelle 1, S. 364.: „3 mg Poloniumsalz aus 5.000 kg Uranerz“.
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