Vermögensverteilung

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Die Vermögensverteilung beschreibt in der Wirtschaftswissenschaft die Verteilung des Vermögens in regionaler, nationaler oder globaler Hinsicht. Zudem wird unterschieden zwischen der sektoralen Vermögensverteilung (welche die Wirtschaftsbereiche einer Volkswirtschaft untersucht) und der personalen Vermögensverteilung.

Die Vermögensverteilung ist national und weltweit ungleicher als die Einkommensverteilung. In den letzten Jahren hat zudem die Vermögensungleichheit weltweit, in Deutschland und in Österreich zugenommen. Zu beachten ist jedoch, dass bei der Berechnung der Vermögensverteilung nur Sach-, Geld- und Beteiligungsvermögen berücksichtigt werden und staatliche und private Pensionszusagen, die einen wesentlichen Stellenwert in der individuellen Vermögensbeurteilung haben, bei der Berechnung nicht berücksichtigt werden.[1] Da ein großer Teil der Vermögen insbesondere von Superreichen kaum erfasst ist, ist die Vermögensungleichheit national wie international vermutlich höher, als es offizielle Zahlen darstellen.

Das Finanzvermögen von Firmen weltweit ist ebenfalls stark konzentriert. Ziel der Vermögenspolitik ist die Beeinflussung der personalen Vermögensverteilung.

Grundlegende Unterscheidungen

Sektorale Vermögensverteilung

Die sektorale Vermögensverteilung ist ein Ergebnis der Vermögensrechnung nach Wirtschaftssektoren, einer Nebenrechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Sie ermittelt die Verteilung des Gesamtvermögens einer Volkswirtschaft auf einzelne Wirtschaftssubjekte (Privathaushalte, Unternehmen und der Staat), Inländer und Ausländer und herab auf Wirtschaftszweige.[2]

Personale Vermögensverteilung

Die personale Vermögensverteilung behandelt die Verteilung des Vermögens auf einzelne Personen oder Personengruppen, gegliedert nach verschiedenen Kategorien. Eine über Fachkreise hinaus bekannte Veranschaulichung von Vermögens- oder Einkommensungleichheit ist Pen’s Parade. Der weitere Artikel befasst sich ausschließlich mit personaler Vermögensverteilung nach folgenden Aspekten:

  • Die Gliederung nach Vermögensgrößenklassen (Vermögensschichtung) erfolgt üblicherweise dahingehend, dass die einzelnen Personen oder Haushalte je nach Höhe des Vermögens in Vermögensgrößenklassen eingeteilt werden. Vielfach werden vier, fünf oder zehn Klassen oder Quantile (Quartile, Quintile, Dezile) gebildet. In dem untersten Dezil befinden sich dann die 10 % der Haushalte mit dem geringsten individuellen Einkommen, im obersten die reichsten 10 %. Eine verbreitete graphische Darstellung ist die Lorenz-Kurve.
Die Gliederung nach Vermögensgrößenklassen zeigt, dass die Vermögen in der Praxis nicht gleich verteilt sind, sondern eine Vermögenskonzentration in den oberen Quantilen besteht. Diese Gliederung ist in Wissenschaft und Politik die überwiegend diskutierte Form. Diskutiert werden Ursachen dieser Ungleichverteilung, die Verteilungsgerechtigkeit und Möglichkeiten, diese (im Sinne einer stärkeren Gleichverteilung) zu beeinflussen.

Definitionen

Das Vermögen einer natürlichen Person setzt sich aus den Gütern mit ökonomischen Wert zusammen, die die Person besitzt; deren Verteilung ist die Vermögensverteilung. Das Einkommen dagegen bezeichnet den Zustrom von Gütern mit ökonomischen Wert in einem bestimmten Zeitraum; deren Verteilung ist die Einkommensverteilung.

Verteilungsmaße

Die Ungleichheit einer Verteilung wird durch Ungleichverteilungsmaße angegeben. Am häufigsten wird hierfür der Gini-Koeffizient verwendet. Er wird als Zahl zwischen 0 und 1 angegeben.[3] Ein Gini-Koeffizient von 1 repräsentiert die absolute Ungleichverteilung (1 Person besitzt alles, alle anderen nichts), 0 bedeutet eine absolute Gleichverteilung (alle Personen besitzen das gleiche Vermögen).

Ein anderes, einfaches Maß ist die Hoover-Ungleichverteilung, welche die Abweichung vom Mittelwert aller Vermögen beschreibt. Andere gebräuchliche Maße sind der Theil-Index und das Atkinson-Maß.

Probleme der Erfassung von Vermögen

In der Untersuchung der Vermögensverteilung treten verschiedene methodische und statistische Probleme auf. Bestimmte Vermögenskomponenten lassen sich schwer erfassen. Eine genaue Auflistung der Sachwerte lässt sich nur schwer erreichen.[4] Problematisch ist ebenfalls, dass es in Erhebungen und Umfragen schwierig ist, hohe Vermögen in einer Gesellschaft zu erfassen.[4] Sehr hohe Vermögen sind zu einem erheblichen Anteil in Steueroasen versteckt. Institutionen wie das Tax Justice Network gehen davon aus, dass die Vermögensungleichheit in allen Gesellschaften ungleicher ist, als die bisherigen Untersuchungen ausweisen, weil in allen Studien über die wirtschaftliche Ungleichheit systematisch Vermögen und Einkommen der reichsten Menschen der Welt unterschätzt werden. (...) Wenn Vermögenswerte in einem Bankkonto, einem Treuhandverhältnis (Trust) oder einem Unternehmen offshore verborgen sind und die letztlichen Eigentümer oder Nutznießer der Erträge oder des Kapitals nicht identifiziert werden können, so werden diese Vermögenswerte und ihre Erträge in den Ungleichheitsstatistiken nicht gezählt. Fast alle diese verborgenen Vermögenswerte gehören den wohlhabendsten Privatpersonen der Welt. Daraus folgt, dass Ungleichheitsstatistiken, und zwar besonders am oberen Ende der Skala, das Problem unterschätzen.[5]

Ein entscheidendes Problem ist die mangelnde Teilnahmebereitschaft in bestimmten Bevölkerungsgruppen bei einer Befragung.[6] Ein weiteres Problem besteht darin, den Marktwert der meisten Vermögensgegenstände zu erfassen, insbesondere von vor längerer Zeit ererbten oder gekauften Sachwerten und auch bei Betriebsvermögen.[7]

Als Vermögenskomponenten, die schwer schätzbar sind und daher oft außer Acht gelassen werden, werden Bodenschätze, Grund und Boden, Kunstwerke, Gebrauchsvermögen privater Haushalte, immaterielle Vermögenswerte wie Patente und Lizenzen, Arbeitsvermögen und Versorgungsvermögen (Rentenanwartschaften) genannt.[8] Dies erschwert den internationalen Vergleich. Während beispielsweise die Altersvorsorge in den USA nach dem Prinzip der individuellen Kapitaldeckung basiert und dort als Vermögen gezählt wird, ist sie in Deutschland nach dem Umlageverfahren organisiert und die gesetzlichen Rentenanwartschaften gehen nicht in die Vermögensverteilung ein.

Konzentration des Finanzvermögens von Firmen

Im Jahr 2007 kontrollierten 147 Konzerne etwa 40 % des weltweiten Finanzvermögens aller internationalen Firmen.[9]

Ursachen ungleicher Vermögensverteilung und Vermögenskonzentration

Für die Ungleichheit der Vermögensverteilung spielen das ererbte Vermögen, der Lebenszyklus und die persönlichen Fähigkeiten die wesentliche Rolle.[10]

Lebenszyklus bedeutet, dass die Vermögensbildung ein Prozess ist, der üblicherweise in Phasen abläuft. Während der Ausbildungsphase besteht in vielen Fällen wenig bis keine Vermögen, während des Arbeitslebens kann das Vermögen ansteigen und im Rentenalter sinkt das Vermögen oft durch Vermögensübertragungen an die nächste Generation. Dabei ist die Voraussetzung überhaupt Vermögen aufzubauen und anzusparen, natürlicherweise direkt an die Einkommenssituation gekoppelt.[11]

Die Höhe der (formalen) Qualifikation, die berufliche Stellung und das Einkommen sind weitere wichtige Determinanten für den Vermögensaufbau. Sie spielen jedoch besonders in den sehr hohen Einkommensbereichen nur noch eine untergeordnete, wenn nicht gar vernachlässigbare Rolle.[12][13][14] Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Erbschaften und Schenkungen. Nach Thomas Pikettys Capital in the Twenty-First Century war dies in der Geschichte zumeist der wichtigste Grund für eine Vermögenskonzentration im Kapitalismus, da das Zinseinkommen aus Vermögen seit 1800 um ein Vielfaches rentabler gewesen ist als das Einkommen aus Erwerbsarbeit.

Insbesondere im Bereich sehr hoher Vermögenskonzentration spielt die geringe Besteuerung von Zinseinkommen und Erbschaften, bzw. Nichtbesteuerung von Vermögen bei weitem die Hauptrolle:

„Das Kapital, das geringer besteuert wird als die Arbeit, verwendet für die Konsolidierung seiner politischen Stützen einen Teil des Geldes, das es deren politischen Entscheidungen verdankt: der kulanten Besteuerung; der Rettung der großen Banken, nachdem die kleinen Sparer als Geiseln genommen wurden; dem Druck auf die Masse der Bevölkerung, um die Gläubiger zu entschädigen; den Staatsschulden, die für die Reichen zusätzliche Gelegenheiten zur Geldanlage (und zusätzliche Druckmittel) bedeuten.“

Lösung des Fargione-Integrals und Simulation der Vermögenskonzentration in einer Population von 100.000 Individuen ohne (schwarz) und mit Vermögenssteuern (grau). (=5 %, =0,3). Die blaue Linie zeigt die analytische Lösung für die Vermögenskonzentration des obersten Dezils. Die Konzentration strebt dann gegen 100 %. Das bedeutet, dass mit der Zeit ein immer kleiner werdender Prozentsatz von Reichen immer mehr besitzt. Wenn hingegen Vermögenssteuern (hier 3 % für die reichsten 10 %) erhoben werden, konvergiert die Vermögenskonzentration gegen einen Wert unter 100 %.

Joseph Fargione u. a. zeigten 2011,[16] aufbauend auf Arbeiten von Mandelbrot, Stiglitz und Champernowne sowie Theorien zur zufälligen Entwicklung von Ökosystemen, dass sich die Akkumulation von Vermögen mathematisch als sehr einfacher Prozess modellieren lässt,[17] bei dem auf das bereits vorhandene Vermögen zufällige normalverteilte Renditen ausgeschüttet werden (Zinsen auf die Kapitalanlagen) (In Wirklichkeit ist die Verteilung leicht abweichend,[18][19][20] spielt aber in den praktischen Auswirkungen auf die Vermögenskonzentration keine große Rolle). Er zeigte, dass dadurch ein Konzentrationsprozess in Gang kommt, der zu einer logarithmisch-normalverteilten Vermögensverteilung führt. Damit konnte er sowohl die Entstehung der Vermögensverteilung erklären als auch bestehende Vermögensverteilungen mit diesem Modell besser charakterisieren als mit der für diese Zwecke häufig genutzten Pareto-Verteilung. Sein Modell zeigt auf einfache Weise, dass sich ohne äußere Eingriffe wie die Anwendung von Vermögens- und Erbschaftssteuern mit der Zeit das gesamte verfügbare Vermögen auf immer weniger Personen konzentriert. Ursächlich dafür ist das monotone Anwachsen der Streuung der Verteilung, da die Wahrscheinlichkeit, einen Vermögenszuwachs zu erzielen, höher als die des Vermögensverlustes ist (positive Durchschnittsrendite), wodurch der Vermögenskonzentration praktisch keinerlei Grenzen gesetzt sind.

Führt man in diesem Prozess jedoch eine jährlich wiederkehrende Vermögenssteuer ein, so kann die Streuung nicht mehr monoton anwachsen. Mit steigendem Vermögen wird es dann nämlich immer unwahrscheinlicher, dass die normalverteilte Rendite höhere Vermögenzuwächse ermöglicht, als durch eine feststehende Vermögenssteuer zu zahlen ist. Mit Pikettys Worten ist dies der Fall . Dadurch konvergiert die Streuung der Vermögen gegen einen Grenzwert. Als weitere Folge einer Vermögenssteuer stellt sich zudem eine zeitlich konstante Vermögensverteilung ein. Die statistisch beobachtbare Vermögensverteilung ist also prinzipiell eine beeinflussbare Größe. Die Höhe und Breite der Anwendung einer Vermögenssteuer entscheidet demnach direkt darüber, welches Maß an Ungleichverteilung die Vermögen überhaupt annehmen können und in welchem Verhältnis die akkumulierten Vermögen der einzelnen Gesellschaftsgruppen zueinander stehen.

Beobachtete und nach der Theorie von Fargione simulierte Entwicklung der Vermögensverteilung in Deutschland zwischen 1950 und 2012

Eine Simulation der Vermögensverteilung über die Vermögensverteilung in der Bundesrepublik Deutschland zeigt demnach auch eine sehr gute Übereinstimmung mit den beobachteten Vermögensverteilungen.

Vor dem Hintergrund der Erkenntnisse Fargiones sind daher alle vorgenannten Ursachen plausibel. Innerhalb der Gesellschaft entscheiden persönliche Merkmale und Fähigkeiten über den individuell erzielbaren Anteil am Gesamtvermögen. Über die erzielbaren Vermögensanteile der einzelnen gesellschaftlichen Gruppen entscheiden jedoch gesellschaftliche Rahmengrößen, insbesondere die Höhe und Bemessungsgrundlage der Vermögenssteuer, der Erbschaftssteuer und der Steuern auf Zinseinkommen.

Vermögensmobilität

Vermögensmobilität bedeutet im Zusammenhang mit Vermögensverteilung, dass sich die Vermögensposition des Einzelnen im Vergleich zur gesamten betrachteten Personenmenge im Laufe des Lebens deutlich ändert. Der wichtigste Grund hierfür ist der Lebenszyklus. Von den Personen, die im Jahr 2002 im ärmsten Zehntel lagen, gehörten 5 Jahre später nur noch 33 % dem ärmsten Zehntel an, zwei Drittel hatten ihre Vermögensposition verbessert. Aus dem fünften Zehntel stiegen 77 % auf. Lediglich im reichsten Zehntel ist die Vermögensmobilität nach unten gering. So blieben 62 % derjenigen, die 2002 dort eingeordnet waren auch 2007 dort.[21]

Gerechtigkeitsdiskussion

Hauptartikel: Verteilungsgerechtigkeit

Neben der Frage, wie die Vermögen verteilt sind, berührt die Diskussion der Vermögensverteilung oft die Frage, wie die Vermögen verteilt sein sollten. Dies behandelt die Diskussion der Verteilungsgerechtigkeit, in der neben der Einkommensverteilung auch die Vermögensverteilung Thema ist. Die Bewertung einer konkreten Verteilung als gerecht oder ungerecht ist entsprechend immer auch ein politisches Urteil. Dafür, dass ein solches Urteil überhaupt erst möglich ist, müssen zunächst alle anderen Bedingungen außer dem Vermögen vergleichbar sein.[22] Besitzt beispielsweise ein 17-jähriger Schüler kein Vermögen und ein 50-jähriger Arbeitnehmer ein Vermögen von 100.000 Euro, so liegt eine Vermögensungleichheit vor. Aus dieser Ungleichheit folge aber nicht zwingend eine Ungerechtigkeit. Um ein sinnvolles Maß für Ungerechtigkeit zu erhalten, muss daher die (statistische) Disparität in zwei Komponenten zerlegt werden:

  • Einerseits die sachlich begründete Ungleichheit (unterschiedliches Alter, Einkommen, Sparneigung etc.), die keine Ungerechtigkeit darstellt
  • Andererseits die restliche Ungleichheit (die dann für eine Vermögenspolitik relevant ist)

Was sachlich begründet ist, kann hierbei ebenfalls strittig sein. Außerdem kann es schwierig sein, statistische Daten in der wünschenswerten Feinheit zu erhalten.

Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Morton Paglin schlug daher vor, sich auf das Alter (leicht zu erheben und unstrittig ein nicht gerechtigkeitsrelevanter Aspekt) zu konzentrieren. Während die Ungleichheit sich graphisch als die Fläche zwischen der Gleichheitsgrade (G) und der Lorenz-Kurve (L) darstellen lässt, führt Paglin eine Alters-Lorenzkurve (A) ein, die die Vermögensverteilung korrigiert um den Lebenszykluseffekt darstellt. Diese liegt weitaus näher an der Gleichheitsgerade. Die weitaus geringere Fläche zwischen G und A statt G und L beschreibt den Teil der Ungleichverteilung, der nicht allein durch den Lebenszyklus "erklärt" werden kann.[23]

Die Gerechtigkeitsdiskussion hat auch einen wohlfahrtstheoretischen Aspekt: Der gesamtwirtschaftliche Nutzen (die Soziale Wohlfahrtsfunktion) ist die Summe der Nutzen der einzelnen Wirtschaftsteilnehmer. Bei gleichen Nutzenfunktion aller Wirtschaftsteilnehmer und gegebenen Gesamteinkommen sei die gesellschaftliche Wohlfahrt bei exakter Gleichverteilung maximal. Grund sei, dass der Grenznutzen sinkt. Ein Besitzloser steigere seinen Nutzen durch eine Besitzübertragung stärker, als der Nutzen des Gebers sinkt. Aus dieser Idee folge, dass eine gleichverteilte Vermögensverteilung auch ökonomisch vorteilhaft wäre. Diese Vorstellung wird in der Ökonomie weitaus überwiegend nicht geteilt. Die Voraussetzungen sind nicht gegeben: Weder ist die Nutzenfunktion aller Wirtschaftsteilnehmer gleich noch ist das Gesamteinkommen gegeben.

Historische Entwicklung

In vorindustrieller Zeit waren Grund und Boden der wesentliche Vermögensgegenstand. Dessen ungleiche Verteilung führte schon im Altertum (z. B. die Gracchische Reform) zu Versuchen von Landreformen. Das Maß der Ungleichverteilung des Vermögens war regional sehr unterschiedlich. Während in Siedlungskolonien oder in Deutschland östlich der Elbe Großgrundbesitzer vorherrschten und die Landverteilung extrem ungleich war, war die Landverteilung im Rheinland wesentlich gleichmäßiger.

1882 wurde im Deutschen Reich folgende Verteilung der Grundstücksgröße landwirtschaftlicher Betriebe erhoben.[24]

Gebiet Fläche <1 ha 1 – 10 ha 10 – 100 ha >100 ha
Deutsches Reich 5276344 ha 2,4 % 25,6 % 47,6 % 24,4 %
Elsaß-Lothringen 233866 ha 5,0 % 51,8 % 35,9 % 7,3 %
Bayern 681521 ha 1,6 % 35,6 % 60,5 % 2,3 %
Ostpreußen 188179 ha 1,0 % 9,3 % 51,1 % 38,6 %
Westpreußen 134026 ha 1,3 % 9,1 % 42,5 % 47,1 %
Pommern 169275 ha 1,3 % 10,1 % 31,2 % 57,4 %

Mit dem Beginn der Industrialisierung stieg die Bedeutung des Nicht-Immobilienvermögens langsam und es ergab sich eine Spaltung Stadt gegen Land. Während auch die armen Bewohner auf dem Land vielfach über kleine Landflächen, einen Garten oder ein Haus verfügten, entstand in den Städten ein Proletariat vermögensloser Arbeiter. Mitte des 19. Jahrhunderts bestand in Deutschland eine Oberschicht aus Großbürgertum in der Stadt und Adel auf dem Land, die 5 % der Bevölkerung ausmachten und den weitaus überwiegenden Anteil des Vermögens besaßen. Etwa 40 % gehörten als Kleinbauern oder Selbstständige dem Mittelstand an und verfügten über kleine Vermögen. 55 % der Bevölkerung verfügten über geringe oder keine Vermögen.

Aussagekräftige statistische Zahlen liegen aus der Zeit ab etwa 1890 vor. Die Vermögenssteuerstatistiken des deutschen Reiches weisen aus, dass 7,5 % der Bevölkerung über ein Vermögen größer als 20.000 Mark verfügten (und 90 % der Vermögenssteuer zahlten), weitere 7,5 % der Bevölkerung besaßen zwischen 6.000 und 20.000 Mark (und zahlten 10 %). 85 % verfügten über kein oder nur geringe Vermögen.[25]

Siehe auch

Literatur

  • Dieter Brümmerhoff, Heinrich Lützel: Lexikon der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. 1994, ISBN 3-486-22028-4, S. 404–407.
  • Dieter Brümmerhoff: Finanzwissenschaft. 10. Auflage. 2011, ISBN 978-3-486-70261-3, S. 257–260.
  • James B. Davies, Susanna Sandström, Anthony Shorrocks, and Edward N. Wolff: The World Distribution of Household Wealth. Helsinki 2008, ISBN 978-92-9230-064-7. (PDF)

Weblinks

 Wikiquote: Vermögen – Zitate

Belege

  1. Umverteilungsstreit in Österreich: Ein Klassenkampf mit schlechten Karten. In: Neue Zürcher Zeitung. 6. März 2015, abgerufen am 21. Nov. 2015.
  2. 2,0 2,1 Dieter Brümmerhoff, Heinrich Lützel: Lexikon der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. 1994, ISBN 3-486-22028-4, S. 404–407.
  3. Manchmal werden auch Zahlen zwischen 0 und 100 verwendet.
  4. 4,0 4,1 Joachim R. Frick, Markus M. Grabka: Gestiegene Vermögensungleichheit in Deutschland. (PDF; 276 kB). In: Wochenbericht des DIW Berlin. Nr. 4/2009, S. 58.
  5. Nicholas Shaxson, John Christensen, Nick Mathiason: Ungleichheit: Mehr als die Hälfte bleibt im Verborgenen (Oder warum die Ungleichheit größer ist als wir dachten). auf: taxjustice.net (PDF; 658 kB), 2012, S. 1.
  6. Joachim R. Frick, Markus M. Grabka, Richard Hauser: Die Verteilung der Vermögen in Deutschland - Empirische Analysen für Personen und Haushalte. Berlin 2010, S. 14.
  7. Joachim R. Frick, Markus M. Grabka: Gestiegene Vermögensungleichheit in Deutschland. (PDF; 276 kB). In: Wochenbericht des DIW Berlin. Nr. 4/2009, S. 59.
  8. Dieter Brümmerhoff, Heinrich Lützel: Lexikon der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. 1994, ISBN 3-486-22028-4, S. 405.
  9. Financial world dominated by a few deep pockets. September 2011; Vol.180 #7, S. 13. Science News. The network of global corporate control (PDF; 2,0 MB).
  10. Dieter Brümmerhoff: Finanzwissenschaft. 10. Auflage. 2011, ISBN 978-3-486-70261-3, S. 297.
  11. Jahresgutachten des Sachverständigenrates 2009/2010, S. 327 ff. (online (Memento vom 25. November 2011 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis); PDF; 455 kB)
  12. Michael Hartmann: Der Mythos von Leistungseliten. auf: campus.de
  13. Rezension zu Michael Hartmann: Der Mythos von den Leistungseliten. auf: deutschlandfunk.de
  14. Repairing the rungs on the ladder. In: The Economist. 9. Februar 2013.
  15. Serge Halimi: Der wahre Skandal: Soziale Ungleichheit untergräbt die Demokratie. In: Le Monde Diplomatique
  16. Joseph E. Fargione u. a.: Entrepreneurs, Chance, and the Deterministic Concentration of Wealth.
  17. Simulation der Vermögenskonzentration nach Fargione, Lehman und Polasky
  18. Statistische Eigenschaften von Finanzzeitreihen. auf: quantaddict.wordpress.com
  19. Alle drei bis vier Jahre eine Jahrhundertkrise? auf: morningstar.de
  20. [statmath.wu-wien.ac.at/courses/mmwi-finmath/Aufbaukurs/handouts/handout-10-Stochastisches_Modell_fuer_Aktienkurse.pdf](Vorlesungsskript Uni Wien, Stochastisches Modell für Aktienkurse)
  21. Jahresgutachten des Sachverständigenrates 2009/2010, S. 330 ff. (online (Memento vom 25. November 2011 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis); PDF; 455 kB)
  22. A. B. Atkinson: The Economics of Inequality. Oxford 1975, S. 5–6.
  23. M. Paglin: The measurement and Trend of Inequality, A Basic Revision. In: American Economic Review. Vol. 65, Nr. 4, 1975, S. 598–609.
  24. Grundeigentum (Statistisches). In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bd. 7, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, ‎ S. 864.
  25. Friedrich-Wilhelm Henning: Handbuch der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Deutschlands im 19. Jahrhundert. Band 2, 1996, S. 769–770.


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