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Vier Tiere (Daniel)
Dan 7 LUT: Die nächtliche Vision besteht aus einer Abfolge von Szenen, die jeweils mit „Ich hatte eine Vision/sah/schaute“ eingeleitet sind. Die „Nacht“ ist Bild für die tödliche Verfolgung, der Juden in Israel damals ausgesetzt waren. Vers 2–8 beschreibt den Aufstieg von vier großen Raubtieren aus dem von den vier Himmelswinden aufgewühlten Meer. Die Winde signalisieren eine weltweite Thematik: Es geht um die Weltgeschichte. Das Meer steht für die Urflut, das Gottes ordnender Schöpfung entgegengesetzte Chaos (Gen 1,2). Die Tiere (Löwe, Bär, Panther) sind Bilder für antike Weltreiche, deren bestialische Bedrohlichkeit sich steigert: Während die Flügel des Löwen gestutzt und durch ein Menschenherz ersetzt werden, frisst der Bär Fleisch und der Panther hat mehr Flügel und Köpfe als seine Vorgänger. Das vierte Tier erscheint als besonders grausames, maßloses Wesen, das mit gewaltigen eisernen Zähnen alles frisst und zermalmt und mit seinen Füßen alles zertritt. Das elfte seiner Hörner habe drei vorige Hörner ausgerissen und mit einem menschlichen Maul anmaßend geredet. Auf diese Blasphemie folgt in Vers 9–12 das Endgericht: Gott (der „Hochbetagte“) und sein Rat nehmen auf dem Feuerthron Platz, während ungezählte Menschenmengen ihm dienen; Bücher werden aufgeschlagen. Den Tieren wird ihre Macht genommen und sie werden im Feuer verbrannt. Beim vierten Tier wird der Grund wiederholt („wegen der anmaßenden Worte, die das Horn redete“). In Vers 13–14 erscheint der Menschensohn mit den Himmelswolken. Gott übergibt ihm seine Macht, so dass die Menschen „aller Völker, Nationen und Sprachen“ ihm dienen. Sein Reich werde ewig sein.
Gemäß dem Vier-Tiere-Schema in Dan 2 wird der geflügelte Löwe mit Babylonien, der aufgerichtete Bär mit Medien, der vierköpfige Panther meist mit Persien und das vierte Tier dann mit dem Reich Alexanders und seiner Nachfolger identifiziert. Manchmal wird das zweite Tier mit Medien und Persien, schon das dritte dann mit Alexanders Reich und das vierte nur mit den Diadochenreichen identifiziert. Konsens besteht darin, dass das elfte Horn sich auf Antiochos IV., seine Großmäuligkeit sich auf die auch in 1 Makk benannte Tempelentweihung (167 v. Chr.) bezieht.
Deutlich ist der symbolische Kontrast zwischen der aus dem Chaos geborenen Gewalt und Grausamkeit der Weltreiche und dem vom Himmel kommenden Reich des Menschensohns: Während die Tiere alles rauben, fressen und zerstören, herrscht er ohne Gewalt, so dass ihm alle Menschen freiwillig dienen. Das, so die Aussage, sei kein mögliches Ergebnis einer innerhistorischen Entwicklung, sondern allein Gottes Werk, der alle Gewaltherrschaft abbrechen und vernichten werde. Gleichwohl sei es ein wirkliches, irdisches Reich auf dieser Erde.
Die folgende, einem Engel in den Mund gelegte Deutung (Vers 15–27) bestätigt das: Dort wird der Menschensohn mit den „Heiligen des Höchsten“, das heißt dem Volk der toratreuen, in der Verfolgung standhaften Juden identifiziert. Er repräsentiert also in der Vision sowohl Gottes ewige Herrschaft als auch das erwählte Gottesvolk, dem sie zugute kommt. Damit bewahrt diese apokalyptische Vision nach dem Ende des israelitischen Königtums die früheren prophetischen Verheißungen, das endzeitliche Israel werde eines Tages von aller Gewaltherrschaft befreit sein und den weltweiten Völkerfrieden geschenkt erhalten.
Die apokalyptische Vision des Daniel

Daniel schildert, allerdings in modifizierter Form, die vier Sphinxtiere in seiner apokalyptischen Vision:
„1 Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel, hatte Daniel einen Traum und Gesichte auf seinem Bett; und er schrieb den Traum auf und dies ist sein Inhalt: 2 Ich, Daniel, sah ein Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier Winde unter dem Himmel wühlten das große Meer auf. 3 Und vier große Tiere stiegen herauf aus dem Meer, ein jedes anders als das andere. 4 Das erste war wie ein Löwe und hatte Flügel wie ein Adler. Ich sah, wie ihm die Flügel genommen wurden. Und es wurde von der Erde aufgehoben und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch, und es wurde ihm ein menschliches Herz gegeben. 5 Und siehe, ein anderes Tier, das zweite, war gleich einem Bären und war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte in seinem Maul zwischen seinen Zähnen drei Rippen. Und man sprach zu ihm: Steh auf und friss viel Fleisch! 6 Danach sah ich, und siehe, ein anderes Tier, gleich einem Panther, das hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem Rücken und das Tier hatte vier Köpfe, und ihm wurde große Macht gegeben. 7 Danach sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, ein viertes Tier war furchtbar und schrecklich und sehr stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und was übrig blieb, zertrat es mit seinen Füßen. Es war auch ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner. 8 Als ich aber auf die Hörner Acht gab, siehe, da brach ein anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, vor dem drei der vorigen Hörner ausgerissen wurden. Und siehe, das Horn hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul; das redete große Dinge. 9 Ich sah, wie Throne aufgestellt wurden, und einer, der uralt war, setzte sich. Sein Kleid war weiß wie Schnee und das Haar auf seinem Haupt rein wie Wolle; Feuerflammen waren sein Thron und dessen Räder loderndes Feuer. 10 Und von ihm ging aus ein langer feuriger Strahl. Tausendmal Tausende dienten ihm, und zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht wurde gehalten und die Bücher wurden aufgetan. 11 Ich merkte auf um der großen Reden willen, die das Horn redete, und ich sah, wie das Tier getötet wurde und sein Leib umkam und ins Feuer geworfen wurde. 12 Und mit der Macht der andern Tiere war es auch aus; denn es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lang ein jedes leben sollte. 13 Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. 14 Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende. 15 Ich, Daniel, war entsetzt, und dies Gesicht erschreckte mich. 16 Und ich ging zu einem von denen, die dastanden, und bat ihn, dass er mir über das alles Genaueres berichtete. Und er redete mit mir und sagte mir, was es bedeutete. 17 Diese vier großen Tiere sind vier Königreiche, die auf Erden kommen werden. 18 Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich empfangen und werden's immer und ewig besitzen. 19 Danach hätte ich gerne Genaueres gewusst über das vierte Tier, das ganz anders war als alle andern, ganz furchtbar, mit eisernen Zähnen und ehernen Klauen, das um sich fraß und zermalmte und mit seinen Füßen zertrat, was übrig blieb; 20 und über die zehn Hörner auf seinem Haupt und über das andere Horn, das hervorbrach, vor dem drei ausfielen; und es hatte Augen und ein Maul, das große Dinge redete, und war größer als die Hörner, die neben ihm waren. 21 Und ich sah das Horn kämpfen gegen die Heiligen, und es behielt den Sieg über sie, 22 bis der kam, der uralt war, und Recht schaffte den Heiligen des Höchsten und bis die Zeit kam, dass die Heiligen das Reich empfingen. 23 Er sprach: Das vierte Tier wird das vierte Königreich auf Erden sein; das wird ganz anders sein als alle andern Königreiche; es wird alle Länder fressen, zertreten und zermalmen. 24 Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die aus diesem Königreich hervorgehen werden. Nach ihnen aber wird ein anderer aufkommen, der wird ganz anders sein als die vorigen und wird drei Könige stürzen. 25 Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit. 26 Danach wird das Gericht gehalten werden; dann wird ihm seine Macht genommen und ganz und gar vernichtet werden. 27 Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen. 28 Das war das Ende der Rede. Aber ich, Daniel, wurde sehr beunruhigt in meinen Gedanken und jede Farbe war aus meinem Antlitz gewichen; doch behielt ich die Rede in meinem Herzen.“