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Wurd
Wurd ist eine germanische Personifikation des Geschicks, Verhängnisses, Todes bzw. Schicksals. Der Name wird abgeleitet von Wurd - Altsächsisch wurd, Althochdeutsch wurt, Angelsächsisch wyrd, Altnordisch urðr).[1] Die Bezeichnung Wurd erscheint in verschiedenen germanischen Sprachen für Geschick, Verhängnis, Tod. Wurd wurde offenbar persönlich gedacht und dann mit einer entsprechenden Wendung gebraucht. Es gehört zur indoeuropäischen Wurzel *uert (vertere), aus dem sich u.a. im Althochdeutschen später wirt, wirtel - die Spindel entwickelte.[2]
Bedeutung
Wurd sendet Gutes wie Böses - mitunter in Form der oder vermittelt durch Schicksalsfrauen. Letztere begegnen in verschiedenen Formen, den Althochdeutschen idisi (vgl. Merseburger Zaubersprüche), den Altnordischen dísir und nornir (Nornen). Von den Nornen berichten die nordischen Dichter und Skalden ausführlich. Ihr Name geht augenscheinlich auf *norhni Verschlingung oder Verknüpfung (nomen agentis - Verschlingerin, Verknüpferin der Schicksalsfäden) [3] zurück und nicht selten agieren sie (nicht zuletzt auch aus ihren jeweiligen Namen ablesbar), indem sie in das Leben der Sterblichen eingreifen, den Schicksalsfaden spinnen. (Gylfaginning Kap. 15):
- Dann sagte Gangleri: „Wenn die Nornen über das Geschick der Menschen entscheiden, so verteilen sie es sehr ungleich: den einen verleihen sie ein Leben voll Glück und Ansehen, andern dagegen wenig Freude und Ruhm; den einen ein langes Leben, anderen ein kurzes.“
- Hárr sagte: „Die guten Nornen, die von edler Herkunft sind, schaffen ein glückliches Los. Wenn aber Menschen ins Unglück geraten, so veranlassen es böse Nornen.“
Auch die disir walten über Leben und Tod der Mütter und Kinder bei der Geburt (Sigrdrîfumâl 9).
Ähnliches gilt für Wurd. Das Schicksal richtet und webt über Götter und Menschen, ist eine Macht, der alle unterworfen sind:
- „Urdas Ausspruch ändert niemand, ob er unverdient auch träfe.“ (Fiölsvinnsmâl 47)
Sie erscheint auch gleichbedeutend mit dem Tod (Heliand / Beowulf):
- Wurd nahm ihn weg, Wurd nahte oder Wurd ist vorhanden.
"wigheap gewanod; hie wyrd forsweop" (Beowulf 477) [4]
"Him wæs geomor sefa,
wæfre ond wælfus,
wyrd ungemete neah,
se ðone gomelan gretan sceolde,
secean sawle hord, sundur gedælan
lif wið lice, no þon lange wæs
feorh æþelinges flæsce bewunden."
(Beowulf 2419 - 2424)[5]
In Island erhielten die Schicksalsfrauen eine besondere Ausbildung, denn in der Völuspa (19) wie auch Gylfaginning (16) wird vom Brunnen der Urd am Fuße des Weltenbaumes Yggdrasil berichtet. Drei Nornen treten besonders hervor (Völuspa 20, Gylfaginning 15), denn zu Urd haben sich Verdandi und Skuld gesellt. Sonst kommen diese Namen, wie auch Jakob Grimm (Mythologie S. 378) anmerkt, nirgendwo vor. Die Dreizahl dieser Nornen, die zudem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darzustellen scheinen, ist vermutlich eine Anlehnung der isländischen Autoren an die römischen Parzen / Parcae.[6]
„Verðandi ist Partizip Präsens zu verða ‚werden’, Urða ward mit dem Präteritum urðum desselben Zeitwortes in Zusammenhang gebracht. Bei Skuld schwebt das Hilfsverbum skula ‚sollen’, mit dem das Futur gebildet wird, mit. Diese isländische Gelehrsamkeit ist von antiken Glaubensvorstellungen beeinflusst und hat nichts mit dem Heidentum zu schaffen. Gemeingermanisch sind die Schicksalfrauen und Wurd, die ja auch im Norden allein lebensvoll vortritt. Schon die Dreizahl der Schicksalsfrauen ist verdächtig, die Nornen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind aber zweifellos den Parzen nachgeahmt.“[7]
Literatur
- Golther, Wolfgang: Handbuch der Germanischen Mythologie. (Originalausgabe von 1908), published by Phaidon Press Limited ©[2004] Phaidon Press Limited, www.phaidon.com Deutsch: Phaidon Verlag GmbH, Essen 2004. ISBN 3-88851-138-0.
- Die Edda. Göttersagen und Spruchweisheiten der Germanen. Verlag Neues Leben, Berlin 2/1987. ISBN 3-355-00330-1.
- Lehnert, Martin: Beowulf - Ein altenglisches Heldenepos. Insel-Verlag, Leipzig 1988. ISBN 3-7351-0013-9.
- Paul, Hermann: Germanische Literaturgeschichte. Magnus Verlag, Berlin 1984. ISBN 3-88400-170-1.
- Simek, Rudolf: Götter und Kulte der Germanen. Verlag C.H. Beck, München 2/2006.
Weblinks
- Beowulf (Representative Poetry Online) http://rpo.library.utoronto.ca/poem/19.html
- Gylfaginning Kapitel 15 http://www.cybersamurai.net/Mythology/nordic_gods/LegendsSagas/Edda/ProseEdda/Icelandic/GylfaginningXI-XX.htm#gylf15
- Heliand
- Merseburger Zaubersprüche
- Nornen
- Völuspa
Einzelnachweise
- ↑ Golther, S. 104f.
- ↑ Ders., S. 105
- ↑ Golther, S.104, Anm. 3
- ↑ "my warriors wane; for Wyrd hath swept them", Beowulf auf Representative Poetry Online
- ↑ ("All gloomy his soul, wavering, death-bound. Wyrd full nigh stood ready to greet the gray-haired man, to seize his soul-hoard, sunder apart life and body. Not long would be the warrior's spirit enwound with flesh.") Ebd. bzw. Lehnert (S. 105): "Voller Gram war sein Herz, Ruhelos und zum Scheiden bereit. Das Schicksal war umgemein nahe, Das diesem Greis nunmehr begegnen sollte, Seine Seele suchen, voneinander sondern sollte Seinen Leib und sein Leben. Nicht lange mehr war Des Edlen Seele eingehüllt in Fleisch."
- ↑ Simek, S. 85
- ↑ Golther, S. 108
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Wurd aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |