Eine freie Initiative von Menschen bei ![]() ![]() ![]() ![]() mit online Lesekreisen, Übungsgruppen, Vorträgen ... |
![]() |
Use Google Translate for a raw translation of our pages into more than 100 languages. Please note that some mistranslations can occur due to machine translation. |
Wurmfortsatz: Unterschied zwischen den Versionen
imported>Odyssee (Weiterleitung nach Darm erstellt) |
imported>Joachim Stiller |
||
(3 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Appendix vermiformis.jpg|mini|Die Appendix vermiformis ist hier als weißliche, „wurmartige“ Struktur vor dem aufsteigenden [[Dickdarm]] zu sehen. Rechts unten der Blinddarm, aus dem der Wurmfortsatz hervorgeht.]] | |||
Die '''Appendix vermiformis''',<ref name="FCAT">Federative Committee on Anatomical Terminology (FCAT) (1998). ''Terminologia Anatomica''. Stuttgart: Thieme</ref> deutsch '''Wurmfortsatz''' oder [[metonymisch]] '''Blinddarm''' genannt, bezeichnet ein in der Regel bis zehn Zentimeter langes Anhängsel am [[Caecum]] (Blinddarm), welches in Einzelfällen jedoch deutlich länger sein kann. Die Appendix besitzt – wie andere Abschnitte des [[Verdauungstrakt]]es auch – ein [[Lumen (Biologie)|Lumen]] und den typischen Aufbau der Darmwand, in der allerdings zahlreiche [[Lymphfollikel]] zu finden sind. Das ist ein Hinweis auf Aufgaben bei der [[Immunabwehr]], weshalb er auch als '''Darm[[tonsille]]''' bezeichnet wird. | |||
== Anatomie == | |||
[[Datei:Tractus intestinalis appendix vermiformis.svg|mini|Lage der Appendix (Markierung) im Darmtrakt]] | |||
Die Appendix findet sich üblicherweise im rechten Unterbauch, liegt [[intraperitoneal]] und weist ein eigenes [[Mesenterium]], das Mesoappendix (in Fachkreisen früher auch Mesenteriolum genannt) auf. | |||
Seine Lage in der [[Bauchhöhle]] ist recht variabel. Bei rund 65 % der Menschen liegt die Appendix aufsteigend hinter dem [[Zökum]] (''retrocaecale Lage''); in etwa 31 % der Fälle hat sie eine absteigende Lage<ref>Petra Köpf-Maier: ''Wolf Heidegger's Atlas of Human Anatomy''. 6. Auflage. Verlag Karger, Basel 2004, ISBN 3-8055-7663-3 (Band 2), S. 196</ref>. Weitere Varianten sind möglich, z. B. im Oberbauch bei Caecumhochstand oder die linksseitige Lage im Fall des [[Situs inversus]]. Da der Abgang der Appendix vom Caecum relativ konstant ist, lässt sich dieser mit Hilfe des [[McBurney-Punkt|McBurney]]- oder [[Lanz-Punkt]]es leicht lokalisieren. | |||
Die Appendix wird [[arterie]]ll von der [[Arteria appendicularis]] aus der [[Arteria ileocolica]] versorgt. | |||
== Funktion == | |||
Glaubte man ursprünglich, dass die Appendix lediglich ein mittlerweile funktionsloses [[Rudiment]] darstelle, also ein Merkmal, das im Laufe der Evolution seine Funktion verloren hat, haben neuere Forschungen andere Hinweise ergeben. Nach einer Forschergruppe um William Parker von der [[Duke University]] in [[Durham (North Carolina)|Durham]] ([[North Carolina]], [[Vereinigte Staaten|USA]]) können im Falle einer [[Durchfall]]erkrankung nützliche Darmbakterien die durch den Durchfall erfolgte Ausschwemmung der Darmbakterienflora zu Gunsten des Organismus überleben. In der ''Nische'' der Appendix vermiformis sind diese zusammen mit [[Molekül]]en des [[Immunsystem]]s in eine Schleimschicht eingebetteten Bakterien geschützt und werden von den Zellen des den Wurmfortsatz umgebenden lymphatischen Gewebes mit Abwehrstoffen versorgt. Nach Abklingen der Durchfallerkrankung können die derart überlebenden [[Mikrobe]]n sehr schnell den [[Dickdarm]] erneut besiedeln und dabei schädliche Keime verdrängen. | |||
Heute ist diese nützliche Funktion in erster Linie in Ländern mit schlechten [[Hygiene|hygienischen]] Verhältnissen für den Menschen von besonderer Bedeutung. Unter guten hygienischen Bedingungen ist die Appendix nach bisherigen Erkenntnissen überflüssig geworden, weshalb auch ihre Entfernung nach einer Entzündung in der Regel in entwickelten Ländern keine negativen Auswirkungen für die betroffenen Menschen hat.<ref>R. Randal Bollinger, Andrew S. Barbas u. a.: ''Biofilms in the large bowel suggest an apparent function of the human vermiform appendix.'' In: ''Journal of Theoretical Biology.'' 249, 2007, S. 826</ref> | |||
[[Datei:Inflamed appendix.jpg|mini|Entzündeter Wurmfortsatz]] | |||
== Erkrankungen == | |||
Der Wurmfortsatz ist anfällig für [[Entzündung]]en, was zum Krankheitsbild der [[Appendizitis]] (Wurmfortsatzentzündung) führt. Die Erkrankung erfolgt meist schon im Kindesalter.<ref>Charité: {{Webarchiv | url=http://www.charite.de/avt/medizin/mic/mic_blinddarm.htm | wayback=20140222061358 | text=''Minimal-invasive Chirurgie Blinddarm''}}</ref> Am [[McBurney-Punkt]] lässt sich bei einer Appendizitis häufig ein Druckschmerz oder eine [[Abwehrspannung]] auslösen. Die Entfernung des Wurmfortsatzes wird als [[Appendektomie]] bezeichnet. Selten kommt auch ein Appendixkarzinom – eine [[Malignität|bösartige]] Tumorbildung ([[Krebs (Medizin)|Krebs]]) – vor. | |||
== Siehe auch == | |||
* {{WikipediaDE|Wurmfortsatz}} | |||
== Literatur == | |||
* N. Papastavrou: ''Wurmfortsatz.'' In: ''Chirurgie historisch gesehen: Anfang - Entwicklung - Differenzierung.'' Hrsg. von F. X. Sailer und F. W. Gierhake, Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 132–138 | |||
== Weblinks == | |||
{{Commons|Vermiform appendix}} | |||
== Einzelnachweise == | |||
<references /> | |||
{{Gesundheitshinweis}} | |||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4190331-6}} | |||
[[Kategorie:Darm]] | |||
[[Kategorie:Dickdarm|Ux]] | |||
[[Kategorie:Lymphatische Organe|206]] | |||
{{Wikipedia}} |
Aktuelle Version vom 6. Januar 2020, 16:41 Uhr

Die Appendix vermiformis,[1] deutsch Wurmfortsatz oder metonymisch Blinddarm genannt, bezeichnet ein in der Regel bis zehn Zentimeter langes Anhängsel am Caecum (Blinddarm), welches in Einzelfällen jedoch deutlich länger sein kann. Die Appendix besitzt – wie andere Abschnitte des Verdauungstraktes auch – ein Lumen und den typischen Aufbau der Darmwand, in der allerdings zahlreiche Lymphfollikel zu finden sind. Das ist ein Hinweis auf Aufgaben bei der Immunabwehr, weshalb er auch als Darmtonsille bezeichnet wird.
Anatomie

Die Appendix findet sich üblicherweise im rechten Unterbauch, liegt intraperitoneal und weist ein eigenes Mesenterium, das Mesoappendix (in Fachkreisen früher auch Mesenteriolum genannt) auf. Seine Lage in der Bauchhöhle ist recht variabel. Bei rund 65 % der Menschen liegt die Appendix aufsteigend hinter dem Zökum (retrocaecale Lage); in etwa 31 % der Fälle hat sie eine absteigende Lage[2]. Weitere Varianten sind möglich, z. B. im Oberbauch bei Caecumhochstand oder die linksseitige Lage im Fall des Situs inversus. Da der Abgang der Appendix vom Caecum relativ konstant ist, lässt sich dieser mit Hilfe des McBurney- oder Lanz-Punktes leicht lokalisieren. Die Appendix wird arteriell von der Arteria appendicularis aus der Arteria ileocolica versorgt.
Funktion
Glaubte man ursprünglich, dass die Appendix lediglich ein mittlerweile funktionsloses Rudiment darstelle, also ein Merkmal, das im Laufe der Evolution seine Funktion verloren hat, haben neuere Forschungen andere Hinweise ergeben. Nach einer Forschergruppe um William Parker von der Duke University in Durham (North Carolina, USA) können im Falle einer Durchfallerkrankung nützliche Darmbakterien die durch den Durchfall erfolgte Ausschwemmung der Darmbakterienflora zu Gunsten des Organismus überleben. In der Nische der Appendix vermiformis sind diese zusammen mit Molekülen des Immunsystems in eine Schleimschicht eingebetteten Bakterien geschützt und werden von den Zellen des den Wurmfortsatz umgebenden lymphatischen Gewebes mit Abwehrstoffen versorgt. Nach Abklingen der Durchfallerkrankung können die derart überlebenden Mikroben sehr schnell den Dickdarm erneut besiedeln und dabei schädliche Keime verdrängen.
Heute ist diese nützliche Funktion in erster Linie in Ländern mit schlechten hygienischen Verhältnissen für den Menschen von besonderer Bedeutung. Unter guten hygienischen Bedingungen ist die Appendix nach bisherigen Erkenntnissen überflüssig geworden, weshalb auch ihre Entfernung nach einer Entzündung in der Regel in entwickelten Ländern keine negativen Auswirkungen für die betroffenen Menschen hat.[3]

Erkrankungen
Der Wurmfortsatz ist anfällig für Entzündungen, was zum Krankheitsbild der Appendizitis (Wurmfortsatzentzündung) führt. Die Erkrankung erfolgt meist schon im Kindesalter.[4] Am McBurney-Punkt lässt sich bei einer Appendizitis häufig ein Druckschmerz oder eine Abwehrspannung auslösen. Die Entfernung des Wurmfortsatzes wird als Appendektomie bezeichnet. Selten kommt auch ein Appendixkarzinom – eine bösartige Tumorbildung (Krebs) – vor.
Siehe auch
- Wurmfortsatz - Artikel in der deutschen Wikipedia
Literatur
- N. Papastavrou: Wurmfortsatz. In: Chirurgie historisch gesehen: Anfang - Entwicklung - Differenzierung. Hrsg. von F. X. Sailer und F. W. Gierhake, Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 132–138
Weblinks

Einzelnachweise
- ↑ Federative Committee on Anatomical Terminology (FCAT) (1998). Terminologia Anatomica. Stuttgart: Thieme
- ↑ Petra Köpf-Maier: Wolf Heidegger's Atlas of Human Anatomy. 6. Auflage. Verlag Karger, Basel 2004, ISBN 3-8055-7663-3 (Band 2), S. 196
- ↑ R. Randal Bollinger, Andrew S. Barbas u. a.: Biofilms in the large bowel suggest an apparent function of the human vermiform appendix. In: Journal of Theoretical Biology. 249, 2007, S. 826
- ↑ Charité: Minimal-invasive Chirurgie Blinddarm (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive)
![]() |
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen! |
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Wurmfortsatz aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |