Boethius

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Boethius in Gefangenschaft. Handschrift Glasgow, University Library, Hunter 374 aus dem Jahr 1385

Anicius Manlius Severinus Boethius ([boˈeːt(s)iʊs], auch Boëthius geschrieben; * um 480/485; † zwischen 524 und 526 entweder in Pavia oder in Calvenzano in der heutigen Provinz Bergamo) war ein spätantiker römischer Gelehrter, Politiker, neuplatonischer und maßgeblich auch von den Stoikern beeinflusster Philosoph und Theologe und bekleidete unter der Herrschaft des Ostgotenkönigs Theoderich hohe Ämter. Als er in den Verdacht geriet, eine gegen die Ostgotenherrschaft gerichtete Verschwörung von Anhängern des oströmischen Kaisers zu begünstigen, wurde er als Hochverräter verhaftet, verurteilt und grausam hingerichtet.

Boethius bemühte sich, ein ehrgeiziges Bildungsprogramm zu verwirklichen. Er beabsichtigte, sämtliche Werke Platons und des Aristoteles als Grundtexte der griechischen philosophischen und wissenschaftlichen Literatur in lateinischer Übersetzung zugänglich zu machen und zu kommentieren.[1] Daneben verfasste er Lehrbücher. Damit wollte er den Kernbestand der überlieferten Bildungsgüter für die Zukunft sichern, da die Griechischkenntnisse im lateinischsprachigen Westen Europas stark abgenommen hatten. Überdies hatte er vor, anschließend die Übereinstimmung zwischen Platon und Aristoteles aufzuzeigen, die er gemäß der damals vorherrschenden Auffassung annahm. Wegen seines vorzeitigen Todes blieb das gewaltige Vorhaben zwar unvollendet, doch wurde er zum wichtigsten Vermittler der griechischen Logik, Mathematik und Musiktheorie an die lateinischsprachige Welt des Mittelalters bis ins 12. Jahrhundert. Die stärkste Nachwirkung erzielte seine während der Haftzeit entstandene Schrift Consolatio philosophiae („Der Trost der Philosophie“), in der er seine Vorstellungen zur Ethik und Metaphysik darlegte. Das Werk ist als Dialog zwischen dem Autor und der in weiblicher Gestalt personifizierten Philosophie geschrieben, womit die alte Streitfrage, ob Boethius Heide oder Christ gewesen sei, eindeutig entschieden ist. Tatsächlich steht Boethius in seiner Bedeutung für das christliche Denken Augustinus kaum nach.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Boethius, Zweiter Kommentar zu De interpretatione, S. 79,9 – 80,1 Meiser.
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