Augustinus von Hippo

Aus AnthroWiki
Die älteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika, 6. Jahrhundert)
Sandro Botticelli, Augustinus am Schreibpult, um 1480, Florenz

Augustinus von Hippo, auch Augustinus von Thagaste, Augustin oder fälschlich Aurelius Augustinus genannt (* 13. November 354 in Thagaste, auch: Tagaste, in Numidien, heute Souk Ahras in Algerien; † 28. August 430 in Hippo Regius in Numidien, heute Annaba in Algerien) war ein christlicher Philosoph und einer der vier lateinischen Kirchenlehrer der Spätantike.

Leben

Augustinus Mutter Monica war Christin, sein Vater Patricius, ein kleiner Landeigentümer, ließ sich erst kurz vor seinem Tod 372 taufen. Von der Mutter wurde Augustinus christlich erzogen, sie ließ ihn aber nicht taufen, da die Kindertaufe damals noch nicht üblich war. Bis 370 ging Augustinus in Thagaste zur Schule und studierte ab 371 Rhetorik in Karthago. 372 gebar seine Lebensgefährtin, mit der er im ehelosen Stand zusammen lebte, den gemeinsamen Sohn Adeodatus („Der von Gott Gegebene“).

373 wandte sich Augustinus zunächst dem Manichäismus zu und wirkte ab 375 als Rhetor in Thagaste, später in Karthago, Rom und Mailand und pflegte, wie er in seinen Confessiones bekannte, einen ausschweifenden Lebenswandel. 380 wurde das Christentum von Theodosius I. als Staatsreligion proklamiert. 383 verlief Augustinus Begegnung mit dem Manichäerbischof Faustus von Mileve enttäuschend. 384 wurde Augustinus als Rhetoriklehrer nach Mailand berufen. Dort lernte er durch Bischof Ambrosius von Mailand die platonische Bibelauslegung kennen. Auf Drängen seiner Mutter, die eine standesgemäße Verlobung mit einem christlichen Mädchen aus wohlhabender Familie arrangiert hatte, verließ Augustinus 385 seine langjährige Lebensgefährtin, die nach Afrika zurückkehrte, während der gemeinsame Sohn Adeodatus bei Augustinus verblieb. Nach seinem Bekehrungserlebnis unter einem Feigenbaum ließ sich Augustinus 387 taufen.

„Als aber eine tiefe Betrachtung aus geheimem Grunde all mein Elend hervorzog und vor dem Angesichte meines Herzens sammelte, da brach ein gewaltiger Gewittersturm, den Tränen in Strömen begleiteten, in mir los. Ihm freien Lauf zu lassen, erhob ich mich und ging hinweg von Alypius; denn die Einsamkeit erschien mir geeigneter, um mich ausweinen zu können; ich ging hinweg, so weit, daß mich seine Gegenwart nicht mehr zu stören vermochte. So war ich damals und jener fühlte mit mir. Ich glaube auch, daß ich schon etwas gesagt hatte, wobei der tränenschwere Ton meiner Stimme stockte, und so erhob ich mich denn. Er blieb, wo wir uns niedergesetzt hatten, zurück, von Staunen erfüllt. Ich aber warf mich am Stamme eines Feigenbaumes nieder und ließ meinen Tränen freien Lauf, und der Quell des Auges strömte hervor, ein Opfer, das du gern empfingst, und ich sprach, zwar nicht mit denselben Worten, aber doch in dein Sinne, vieles zu dir: Du, o Herr, wie so lange? Wie lange, Herr, wirst du zürnen? Sei nicht eingedenk unserer vorigen Missetat. Denn von ihr fühlte ich mich gefesselt und stöhnte laut in kläglichem Jammer. Wie lange? Wie lange? Morgen und immer wieder morgen? Warum nicht jetzt, weshalb setzt nicht diese Stunde meiner Schande ihr Ziel?

So sprach ich und weinte bitterlich in der Zerknirschung meines Herzens. Und siehe, da hörte ich eine Stimme aus einem benachbarten Hause in singendem Tone sagen, ein Knabe oder ein Mädchen war es: Nimm und lies! Nimm und lies! Ich entfärbte mich und sann nach, ob vielleicht Kinder in irgendeinem Spiele dergleichen Worte zu singen pflegen, konnte mich aber nicht erinnern, jemals davon gehört zu haben. Da drängte ich meine Tränen zurück, stand auf und legte die gehörten Worte nicht anders, als daß ein göttlicher Befehl mir die heilige Schrift zu öffnen heiße und daß ich das erste Kapitel, auf welches mein Auge fallen würde, lesen sollte. Denn ich hatte von Antonius gehört, daß er beim Vorlesen des Evangeliums in der Kirche, zu dem er zufällig gekommen war, das Wort, das da vorgelesen wurde, als eine Ermahnung auf sich bezog: Gehe hin und verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach. Durch solche Gottesstimme sei er sogleich bekehrt worden. Und so kehrte ich eiligst zu dem Orte zurück, wo Alypius saß und wo ich bei meinem Weggehen die Schriften des Apostels Paulus zurückgelassen hatte. ich ergriff das Buch, öffnete es und las still für mich den Abschnitt, der mir zuerst in die Augen fiel: Nicht in Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid, sondern ziehet an den Herrn Jesum Christum und wartet des Leibes, doch also, daß er nicht geil werde. Ich las nicht weiter, es war wahrlich nicht nötig, denn alsbald am Ende dieser Worte kam das Licht des Friedens über mein Herz und die Nacht des Zweifels entfloh.“

Augustinus: Confessiones 8,12[1]

395 wurde Augustinus zum Bischof von Hippo Regius bestellt und übte dieses Amt bis zu seinem Tod aus.

Rudolf Steiner über Augustinus

Ich lobe den Tanz
denn er befreit den Menschen
von der Schwere der Dinge
bindet den Vereinzelten
zu Gemeinschaft.

Ich lobe den Tanz
der alles fordert und fördert
Gesundheit und klaren Geist
und eine beschwingte Seele.

Tanz ist Verwandlung
des Raumes, der Zeit, des Menschen
der dauernd in Gefahr ist
zu zerfallen ganz Hirn
Wille oder Gefühl zu werden

Der Tanz dagegen fordert
den ganzen Menschen
der in seiner Mitte verankert ist
der nicht besessen ist
von der Begehrlichkeit
nach Menschen und Dingen
und von der Dämonie
der Verlassenheit im eigenen Ich.

Der Tanz fordert den befreiten,
den schwingenden Menschen
im Gleichgewicht aller Kräfte.

Ich lobe den Tanz.

O Mensch lerne tanzen
sonst wissen die Engel
im Himmel mit dir
nichts anzufangen.

Augustinus trug in seinem Ätherleib ein Abbild des Ätherleibs des Jesus von Nazareth.

„In den ersten Jahrhunderten nach dem Christus-Ereignis sehen wir, wie die christlichen Schriftsteller noch auf Grund mündlich überlieferter Tradition der Apostelschüler arbeiten. Sie legten Wert auf physische Überlieferung. Auf diese allein hätten aber spätere Jahrhunderte nicht bauen können. Vom 6. und 7. Jahrhundert an geschieht es nun, daß besonders hervorragenden christlichen Verkündern einverwoben wurde ein Abbild des Ätherleibes des Jesus von Nazareth. Ein solcher Mensch war Augustinus. Er hatte gewaltige Kämpfe durchzumachen in seiner Jugend. Dann aber wurde in bedeutsamer Weise in ihm wirksam der Impuls des Ätherleibes des Jesus von Nazareth, und da beginnt er erst, aus sich selbst heraus christliche Mystik zu treiben. Wir können seine Schriften eben nur in diesem Lichte verstehen.“ (Lit.:GA 104a, S. 102)

„Einer der ersten, dem die große Wohltat wurde, die dadurch der Menschheit möglich geworden ist, daß der Ätherleib des Jesus in vielen, vielen Abbildern in der geistigen Welt vorhanden war, einer der ersten war der, den man den Augustinus nennt. Als Augustinus nach seiner früheren Verkörperung wieder herunterstieg auf die Erde, da wurde ihm nicht ein beliebiger Ätherleib einverwoben, sondern in seinen Ätherleib wurde hineinverwoben ein Abbild des Ätherleibes des Jesus von Nazareth. Den Astralleib und das Ich hatte er für sich. In seinem Ätherleib hatte er ein Abbild des Jesus von Nazareth. Er mußte sich hindurcharbeiten durch die Kultur seines Ich und Astralleibes. Als er an den Ätherleib drang, da kamen ihm die großen Wahrheiten, die uns in seiner Mystik entgegentreten. Und viele Menschen des 6., 7., 8. und 9. Jahrhunderts bekamen in ihren eigenen Ätherleib einverwoben Nachbilder des Ätherleibes des Jesus von Nazareth.“ (Lit.:GA 109, S. 87)

Augustinus erkannte, dass in den vorchristlichen Religionen und Mysterien bereits das Christentum vorbereitet wurde.

„Um zu verstehen, was das Christentum ist, und was es in der Seele des heutigen Menschen sein kann und sein muß, wenn die Seele sich recht versteht, muß ein wenig darauf hingewiesen werden, wie tief in den geistigen Tatsachen der Menschheitsentwickelung die Worte eines so guten Christen begründet sind wie des Augustinus, wenn er sagt: «Was man gegenwärtig die christliche Religion nennt, bestand schon bei den Alten und fehlte nicht in den Anfängen des Menschengeschlechtes und als Christus im Fleische erschien, erhielt die wahre Religion, die schon vorher vorhanden war, den Namen der christlichen.»“ (Lit.:GA 131, S. 13)

„Schon bei Augustinus, indem er so empfand, wie ich es gestern und heute charakterisiert habe, entstand die Seelenempfindung: O, was wird es dann sein, wenn nun dasjenige die ganze Welt ergreift, was aus dem entgöttlichten Intellektualismus, aus dem entgöttlichten Römertum, in die Welt hineinströmt? Die Civitas wird eine furchtbare werden; dieser Civitas der Menschen muß entgegengestellt werden die Civitas Dei, der Gottesstaat. - Und so sehen wir auftauchen - vorher waren die Anzeichen schon da, meine lieben Freunde -, so sehen wir auftauchen ein Interesse, das gerade von den folgenden Zeiten auf religiösem Gebiete mit voller Macht ergriffen wurde, und das ein Licht wirft auf alle späteren religiösen Kämpfe in den Seelen, die gerade diese religiösen Kämpfe am tiefsten erfühlt haben. Es taucht bereits bei Augustinus die Frage auf: Wie retten wir das Moralische gegenüber dem äußerlichen Gesetzeshaften? Wie retten wir die Moral, die gottdurchtränkte Moral, wie retten wir sie? Im Römertum kann sie sich nicht ausbreiten. - Das ist das Streben nach Verinnerlichung, das wir in den Bekenntnissen, den Konfessionen des Augustinus finden, wenn wir sie richtig durchdringen.“ (Lit.:GA 343a, S. 280f)

Friedrich Rittelmeyer hatte nach einer von Madlen Hauser überlieferten Aussage während eines Vortrags von Rudolf Steiner am 3. April 1917 in Berlin (Lit.: GA 175, S. 182ff) ein inneres Erlebnis, das ihm einen karmischen Zusammenhang von Judas Iskariot mit Augustinus offenbarte. Rudolf Steiner habe ihm die Richtigkeit dieses Erlebnisses bestätigt[2].

„Abgesehen von den Fällen, wo er wollte, dass man selber etwas herausbringt, gab er nur ein einziges Mal die Antwort nicht sofort. Er hatte in einem Vortrag angedeutet, dass Judas sich in einem bekannten Kirchenvater wiederverkörpert habe. Nach dem Vortrag fragte ich ihn, unter vier Augen, aber noch im Zweiglokal, ob er mir sagen könne, wer das war. Er entgegnete: »Das werde ich Ihnen sagen, aber nicht hier.« Zu Hause bestätigte er dann meine Vermutung, dass es Augustin gewesen ist.“ (Lit.: Rittelmeyer, S. 70)

Si enim fallor, sum

Augustinus bereitete schon das Bewusstseinsseelenzeitalter vor.

"Augustinus lebt lange vor dem Hereinbrechen unseres Zeitalters; aber er bereitet es vor; er ist der Geist, in dessen Schriften wir, lange vor dem Sonnenaufgang, die erste Morgenröte des Zeitalters finden, das ganz auf die Bewußtseinsseele zugeschnitten ist. In jeder Zeile des Augustinus ist das wahrzunehmen, und jede Zeile des Augustinus unterscheidet sich für ein feineres Fühlen von alledem, was im alten Griechentum möglich war." (Lit.: GA 145, S. 130)

Mit seinem Ausspruch „si enim fallor, sum“ (lat. „Wenn ich mich nämlich täusche, dann bin ich“, De civitate dei, XI, 26) argumentiert Augustinus, dass wenn jemand zweifelt, er ist - und nahm damit bereits das berühmte cogito, ergo sum Descartes voraus.

Wenn ich mich nämlich täusche, dann bin ich.[3] Denn wer nicht ist, kann sich natürlich auch nicht täuschen; und demnach bin ich, wenn ich mich täusche. Weil ich also bin, wenn ich mich täusche, wie sollte ich mich über mein Sein irren, da es doch gewiß ist, gerade wenn ich mich irre. Also selbst wenn ich mich irrte, so müßte ich doch eben sein, um mich irren zu können, und demnach irre ich mich ohne Zweifel nicht in dem Bewußtsein, daß ich bin. Folglich täusche ich mich auch darin nicht, daß ich um dieses mein Bewußtsein weiß. Denn so gut ich weiß, daß ich bin, weiß ich eben auch, daß ich weiß.[4]

Augustinus: Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (De civitate dei), XI, 26

Ähnlich argumentierte Augustinus auch in De Trinitate X, 10.

„Wer möchte jedoch zweifeln, daß er lebe, sich erinnere, einsehe, wolle, denke, wisse und urteile? Auch wenn man nämlich zweifelt, lebt man; wenn man zweifelt, erinnert man sich, woran man zweifelt; wenn man zweifelt, sieht man ein, daß man zweifelt; wenn man zweifelt, will man Sicherheit haben; wenn man zweifelt, denkt man; wenn man zweifelt, weiß man, daß man nicht weiß; wenn man zweifelt, urteilt man, daß man nicht voreilig seine Zustimmung geben dürfe. Wenn also jemand an allem anderen zweifelt, an all dem darf er nicht zweifeln. Wenn es diese Vorgänge nicht gäbe, könnte er überhaupt über nichts zweifeln.[5]

Augustinus: Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit (De Trinitate) X, 10

„Bei Augustinus ist das Neue wie eine Rückerinnerung an das griechische Gedankenleben. Er blickt um sich und in sich und sagt sich: Mag alles nur Ungewisses und Täuschung geben, was sonst die Welt offenbart, - an einem ist nicht zu zweifeln: an der Gewißheit des seelischen Erlebens selbst. Das wird mir durch keine Wahrnehmung zuteil, die mich täuschen kann; in diesem bin ich selbst darinnen; es ist, denn ich bin dabei, indem ihm sein Sein zugeschrieben wird.

Man kann in diesen Vorstellungen etwas Neues gegenüber dem griechischen Gedankenleben erblicken, trotzdem sie zunächst einer Rückerinnerung an dasselbe gleichen. Das griechische Denken deutet auf die Seele; bei Augustinus wird auf den Mittelpunkt des Seelenlebens gewiesen. Die griechischen Denker betrachten die Seele in ihrem Verhältnis zur Welt; bei Augustinus stellt sich dem Seelenleben etwas in demselben gegenüber und betrachtet dieses Seelenleben als eine besondere, in sich geschlossene Welt. Man kann den Mittelpunkt des Seelenlebens das «Ich» des Menschen nennen. Den griechischen Denkern wird das Verhältnis der Seele zur Welt zum Rätsel; den neueren Denkern das Verhältnis des «Ich» zur Seele. Bei Augustinus kündigt sich das erst an; die folgenden Weltanschauungsbestrebungen haben noch zu viel zu tun, um Weltanschauung und Religion in Einklang zu bringen, als daß das Neue, das jetzt in das Geistesleben hereingetreten ist, ihnen schon deutlich zum Bewußtsein käme. Und doch lebt in der Folgezeit, den Seelen mehr oder weniger unbewußt, das Bestreben, die Welträtsel so zu betrachten, wie es das neue Element fordert.“ (Lit.:GA 18, S. 91)

Gerade in der Tatsache, dass wir existieren, dass wir von unserem Sein wissen und dieses Sein und Wissen lieben, sah Augustinus den Menschen als - zwar nicht als ebenbürtiges und gleich ewiges - Abbild Gottes in seiner dreifältigen Gestalt. Entsprechend heißt es in De civitate dei, XI, 26 auch einleitend:

„Und auch in uns selbst erkennen wir ein Abbild Gottes, d. h. jener höchsten Dreifaltigkeit, freilich nicht ein ebenbürtiges, vielmehr eines, das sehr weit zurückbleibt, auch nicht ein gleichewiges und — womit in Kürze alles gesagt ist — nicht ein Abbild, das von gleicher Wesenheit wäre wie Gott, doch immerhin eines von der Art, daß unter den von Gott geschaffenen Dingen ihm nichts der Natur nach näher steht, wie es denn durch Verbesserung noch vervollkommnet werden soll, damit es ihm an Ähnlichkeit ganz nahe komme. Nämlich wir existieren, wir wissen um unser Sein, und wir lieben dieses Sein und Wissen. Und in diesen drei Stücken beunruhigt uns keine Möglichkeit einer Täuschung durch den bloßen Schein der Wahrheit. Denn wir erfassen sie nicht wie die Dinge außer uns mit irgendeinem leiblichen Sinn, wie wir die Farben durch Schauen, die Töne durch Hören, die Düfte durch Riechen, die Gegenstände des Geschmackssinnes durch Schmecken, Hartes und Weiches durch Befühlen sinnlich wahrnehmen, von welchen Sinnesobjekten wir auch Bilder[6], die ihnen ganz ähnlich, aber nicht mehr körperhaft sind, in Gedanken herumtragen, in der Erinnerung festhalten und durch sie zum Verlangen danach angereizt werden; sondern ohne daß sich irgendwie eine trügerische Vorspiegelung der Phantasie und ihrer Gebilde geltend machen könnte, steht mir durchaus fest, daß ich bin, daß ich das weiß und es liebe. In diesen Stücken fürchte ich durchaus nicht die Einwendungen der Akademiker[7], die da entgegenhalten: Wie aber, wenn du dich täuschest? Wenn ich mich nämlich täusche, dann bin ich.

Augustinus: De civitate dei, XI, 26

Illiuminationslehre

Hauptartikel: Illuminationslehre

Die von Augustinus vertretene Illuminationslehre, die später in der Scholastik von Bonaventura systematisch ausgearbeitet wurde, hat ihren Ursprung in der Ideenlehre Platons, wie sie dieser in seiner Politeia in dem berühmten Höhlengleichnis und vorbereitend schon in dem Sonnengleichnis veranschaulicht hat. Die Erkenntnis der Wahrheit ist demnach nur möglich durch das höchste geistige Licht des Guten, das die Seele erleuchtet, so wie die sinnlichen Dinge nur durch das Licht der Sonne sichtbar werden. Für Plotin und den an ihn anknüpfenden Neuplatonismus war die Quelle dieses geistigen Lichts „Das Eine“, das Augustinus im christlichen Sinn mit Gott gleichsetzte. Gott selbst ist die ewige Wahrheit, in dessen Geist die ewigen Ideen leben, aus denen er die sichtbare und unsichtbare Welt geschaffen hat. Der göttliche Weltgeist (mundus intelligibilis) strahlt diese Ideen aus und erleuchtet dadurch unmittelbar die menschliche Seele, die, anders als sein materieller Leib, als Ebenbild Gottes (imago dei) geschaffen sei.

Nicht nur die Gotteserkenntnis, sondern auch die Allgemeinbegriffe werden dem Menschen durch eine höhere, über die Seele und den Intellekt hinausreichende Instanz („intus ipsi menti praesidentem“) vermittelt. Der im Menschen wohnende Christus selbst ist der innere Lehrer („magister interior“), der dem fragenden Menschen antwortet.

„Derjenige aber, der befragt wird, ist es, der lehrt; von ihm wird gesagt, dass er im Inneren des Menschen wohne: Christus, das ist die unveränderliche Kraft Gottes und die ewige Weisheit, die jede Vernunftseele befragt.“

Augustinus: De Magistro 11,38

Thomas von Aquin, der sich stärker an Aristoteles orientierte, lehnte die Illuminationslehre zwar nicht vollständig ab, stand ihr aber sehr zurückhaltend gegenüber. Diese für die Engelhierarchien vollgültige Erkenntnisart sei dem Menschen nur mehr in geringem Maß möglich, da er als unterstes aller geistigen Wesen bereits so weit von der Quelle des göttlichen Lichts entfernt sei, dass er dadurch die Wahrheit nur mehr in ihren allgemeinsten Zügen erkennen könne. Gott habe dafür aber dem Menschen einen Leib verliehen, um aus den sinnlich wahrnehmbaren Dingen mit Hilfe der Vernunft die Ideen herauszulösen und diese dadurch in ihrem göttlichen Ursprung zu erkennen.

Werke

Autobiographische Schriften

  • Confessiones (dt. Bekenntnisse) – Autobiographische Schrift mit theologischen und philosophischen Betrachtungen
  • Retractationes (dt. Überarbeitungen) – enthält nachträgliche Korrekturen und Anmerkungen zu seinen früheren Schriften

Philosophische Schriften

Theologisch bedeutende Texte

Der Legende nach sollen Augustinus und Ambrosius von Mailand gemeinsam das Te Deum getextet und komponiert haben. Als Augustinus als Erwachsener das Sakrament der Taufe empfing, soll Ambrosius diesen Hymnus angestimmt haben. Augustinus soll versweise darauf geantwortet haben.

  • De Genesi aduersus Manicheos 389[8]

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Augustinus, Otto F. Lachmann (Übers.): Die Bekenntnisse des heiligen Augustinus, Reclam Verlag, Leipzig 1920
  2. vgl. Der Europäer, Februar 2013 (Jg. 17 / Nr. 4), S. 9 und Der Europäer, April 2002 (Jg. 6 / Nr. 6), S. 8 (Anm. 4)
  3. Die berühmte Stelle, die an Descartes' „Cogito, ergo sum“ anklingt. Vgl. dazu J. Storz, Die Philosophie des hl. Augustinus [1882], 34—38, wo auch Parallelstellen angegeben sind; und H. Scholz, Glaube und Unglaube in der „Weltgeschichte [1911], 36f.
  4. im lateinischen Original: „si enim fallor, sum. nam qui non est, utique nec falli potest: ac per hoc sum, si fallor. quia sum ergo, si fallor, quomodo esse me fallor, quando certum est me esse, si fallor? quia igitur essem qui fallerer, etiamsi fallerer, procul dubio in eo, quod me noui esse, non fallor. consequens est autem, ut etiam in eo, quod me noui nosse, non fallar. sicut enim noui esse me, ita noui etiam hoc ipsum, nosse me.“
  5. Jedermann sieht die Verwandtschaft mit Gedankengängen Descartes’. Vgl. Gilson a. a. O. 427―445.
  6. Eindrücke
  7. d. i. der Anhänger der sog. mittleren Akademie [3. und 2. Jahrh. v. Chr.], die dem Skeptizismus huldigte, ausgehend von der Tatsache, daß es Sinnestäuschungen gibt; das Selbstbewußtsein beruht nicht auf äußerer Wahrnehmung wie die durch die Sinne vermittelten Erkenntnisse, sondern auf unmittelbarem Erfassen des eigenen Seins, Erkennens und Strebens.
  8. Liste der Werke Augustinus, Entstehungszeit, -ort und Intention ([1] auf augustinus.de)
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Augustinus von Hippo aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.