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Martin-Ingbert Heigl: Raphaels Vermächtnis und Rudolf Steiners letzte Ansprache: Die Transfiguration als Offenbarung der Michael-Schule
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Rudolf Steiner

Aus AnthroWiki
Rudolf Steiner (1861–1925), Begründer der Anthroposophie
Unterschrift von Dr. Rudolf Steiner
Unterschrift von Dr. Rudolf Steiner
ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG

Rudolf Steiner (* 25. oder 27. Februar[1][2][3][4][5] 1861 in Kraljevec, damals Kaisertum Österreich, heute Donji Kraljevec in Kroatien; † 30. März 1925 in Dornach bei Basel), war ein österreichischer Goethe-Forscher, Philosoph und Geistesforscher, der durch die von ihm systematisch entwickelte Anthroposophie einen neuen, zukunftsweisenden wissenschaftlichen Zugang zur geistigen Welt eröffnete.

Überblick über Steiners Werk

Steiner war Goethe-Forscher, Philosoph und Esoteriker. Als Geistesforscher entwickelte er ab 1900 die Anthroposophie als Wissenschaft vom Geistigen, ausgehend von der Beobachtung des Denkens nach naturwissenschaftlicher Methode, die er schon in seiner 1894 erschienen «Philosophie der Freiheit» ausführlich dargestellt und in deren zweitem Teil einen auf das selbstbewusste freie Ich gestützten ethischen Individualismus begründet hatte.

Mit der Eurythmie schuf Steiner eine neue Bewegungskunst sowie mit dem Goetheanum in Dornach als Sitz einer unabhängigen Freien Hochschule für Geisteswissenschaft und durch weitere Bauten einen neuen, organischen Architekturstil. In erheblichem Umfang gab er Anleitung für die Kunst der Rezitation und Deklamation. Die Waldorfschule ermöglicht ein natürlicheres Lernen, die biologisch-dynamische Landwirtschaft lebensvolle Ernährung, der Gedanke der Dreigliederung des sozialen Organismus soll das Prinzip der Freiheit im Geistesleben, der Gleichheit im Rechtsleben und der Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben ermöglichen. Gemeinsam mit Ita Wegman schuf Steiner die anthroposophisch erweiterte Medizin. Auch zu weiteren Künsten und zu den Naturwissenschaften hat er Fachleuten, meist auf deren Bitten, Anregungen gegeben.

Leben und Schaffen

Kindheit

Das vermutliche Wohnhaus der Familie Steiner in Kraljevec. Rudolf Steiners Geburtshaus war hingegen mutmaßlich das Stationshaus an der Südbahnstrecke, welches im ersten Weltkriege zerstört wurde.[6]
Johann Steiner (1829–1910), der Vater Rudolf Steiners
Franziska Steiner, geborene Blie (1834–1918), seine Mutter
Maturaklasse 1879 des Realgymnasiums Wiener Neustadt (Rudolf Steiner in der 2. Reihe rechts außen)
Als Abiturient 1879 (Ausschnitt aus obenstehendem Bild)
Das Brunner Heimathaus: Das Kämmerchen im 1. Stock direkt über dem Torbogen war Rudolf Steiners Arbeitszimmer, im anschließenden Erkerzimmer befand sich das Wohnzimmer der Familie Steiner.
Rudolf Steiner (zweiter von links) in Unterach am Attersee im Kreis der Familie Specht und weiterer Mitbewohner des «Berghofes», Sommer 1889
Hauptgebäude der Universität Rostock
Rudolf Steiner – Joseph Rolletschek, 1894, Weimar
ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG
ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG

Rudolf Steiner hat in Kraljevec, welches damals dem Kaisertum Österreich angehörte, (heute in Kroatien gelegen), das Licht der Welt erblickt. Sein Elternhaus war freigeistig, der Vater, Johann Steiner (1829–1910), war Eisenbahnbeamter; seiner Mutter Franziska Steiner, geborene Blie (1834–1918), ist er stets in einem liebevollen gemüthaften Verhältnis verbunden geblieben. Beide Elternteile stammten aus dem niederösterreichischen Waldviertel, wohin sie auch wieder zurückkehrten, nachdem der Vater in den Ruhestand getreten war. Rudolf Steiner hatte zwei jüngere Geschwister: Leopoldine (1864–1927), die als Näherin bis zu deren Tod bei den Eltern wohnte, und Gustav (1866–1941), der gehörlos geboren wurde und zeitlebens auf fremde Hilfe angewiesen war. Der Vater war zuvor als Förster und Jäger in Diensten des Horner Reichsgrafen Hoyos (eines Sohns von Graf Johann Ernst Hoyos-Sprinzenstein) tätig; als dieser ihm 1860 seine Zustimmung zur Hochzeit verweigerte, quittierte er den Dienst und fand eine Anstellung als Bahntelegrafist bei der Südbahn.

Die Familie zog mehrmals um: 1862 nach Mödling, ein Jahr später nach Pottschach und 1869 nach Neudörfl. Ein tiefes Rätsel bot sich ihm durch einen in Brand geratenen Eisenbahnwagen: „Einmal gab es auf der Bahnstation etwas ganz «Erschütterndes». Ein Eisenbahnzug mit Frachtgütern sauste heran. Mein Vater sah ihm entgegen. Ein hinterer Wagen stand in Flammen. Das Zugpersonal hatte nichts davon bemerkt. Der Zug kam bis zu unserer Station brennend heran. Alles, was sich da abspielte, machte einen tiefen Eindruck auf mich. In einem Wagen war Feuer durch einen leicht entzündlichen Stoff entstanden. Lange Zeit beschäftigte mich die Frage, wie dergleichen geschehen kann. Was mir meine Umgebung darüber sagte, war, wie in ähnlichen Dingen, für mich nicht befriedigend. Ich war voller Fragen; und mußte diese unbeantwortet mit mir herumtragen. So wurde ich acht Jahre alt. — Als ich im achten Lebensjahre stand, übersiedelte meine Familie nach Neudörfl, einem kleinen ungarischen Dorfe.“[7] Nach dem Umzug nach Neudörfl, besuchte Rudolf Steiner zunächst die örtliche Dorfschule und anschließend das Realgymnasium in Wiener Neustadt.

Ein übersinnliches Erlebnis aus dieser Zeit, machte einen besonders tiefen Eindruck auf ihn: „Aber auch noch etwas anderes bot sich dem Knaben. Da saß er eines Tages in jenem Wartesaale ganz allein auf einer Bank. In der einen Ecke war der Ofen, an einer vom Ofen abgelegenen Wand war eine Tür; in der Ecke, von welcher aus man zur Tür und zum Ofen schauen konnte, saß der Knabe. Der war dazumal noch sehr, sehr jung. Und als er so dasaß, tat sich die Tür auf; er mußte es natürlich finden, daß eine Persönlichkeit, eine Frauenspersönlichkeit, zur Türe hereintrat, die er früher nie gesehen hatte, die aber einem Familiengliede außerordentlich ähnlich sah. Die Frauenspersönlichkeit trat zur Türe herein, ging bis in die Mitte der Stube, machte Gebärden und sprach auch Worte, die etwa in der folgenden Weise wiedergegeben werden können: «Versuche jetzt und später, so viel du kannst», so etwa sprach sie zu dem Knaben, «für mich zu tun!» Dann war sie noch eine Weile anwesend unter Gebärden, die nicht mehr aus der Seele verschwinden können, wenn man sie gesehen hat, ging zum Ofen hin und verschwand in den Ofen hinein. Der Eindruck war ein sehr großer, der auf den Knaben durch dieses Ereignis gemacht worden war. Der Knabe hatte niemanden in der Familie, zu dem er von so etwas hätte sprechen können, und zwar aus dem Grunde, weil er schon dazumal die herbsten Worte über seinen dummen Aberglauben hätte hören müssen, wenn er von diesem Ereignis Mitteilung gemacht hätte. Es stellte sich nach diesem Ereignis nun folgendes ein. Der Vater, der sonst ein ganz heiterer Mann war, wurde nach jenem Tage recht traurig, und der Knabe konnte sehen, daß der Vater etwas nicht sagen wollte, was er wußte. Nachdem nun einige Tage vergangen waren und ein anderes Familienglied in der entsprechenden Weise vorbereitet worden war, stellte sich doch heraus, was geschehen war. An einem Orte, der für die Denkweise der Leute, um die es sich da handelt, recht weit von jenem Bahnhofe entfernt war, hatte sich in derselben Stunde, in welcher im Wartesaale dem kleinen Knaben die Gestalt erschienen war, ein sehr nahestehendes Familienglied selbst den Tod gegeben.“[8]

Für den Ministranten, waren auch die Begegnungen mit Mönchen aus der Nachbarschaft, der Anlass zu drängenden Fragen geworden: „Den Mönchen begegnete ich oft auf meinen Spaziergängen. Ich weiß noch, wie gerne ich von ihnen wäre angesprochen worden. Sie taten es nie. Und so trug ich von der Begegnung nur immer einen unbestimmten, aber feierlichen Eindruck davon, der mir immer lange nachging. Es war in meinem neunten Lebensjahre, da setzte sich in mir die Idee fest: im Zusammenhange mit den Aufgaben dieser Mönche müssen wichtige Dinge sein, die ich kennen lernen müsse. Auch da war es wieder so, daß ich voller Fragen war, die ich unbeantwortet mit mir herumtragen mußte.“[9]

Im Geschichtsunterricht beschäftigte er sich schon im frühen Alter mit Kants Kritik der reinen Vernunft: „Ich trennte nun die einzelnen Bogen des Kantbüchleins auseinander, heftete sie in das Geschichtsbuch ein, das ich in der Unterrichtsstunde vor mir liegen hatte, und las nun Kant, während vom Katheder herunter die Geschichte «gelehrt» wurde. Das war natürlich gegenüber der Schuldisziplin ein großes Unrecht; aber es störte niemand und es beeinträchtigte so wenig, was von mir verlangt wurde, daß ich damals in der Geschichte die Note «vorzüglich» bekam.“[10]

Als Student an der Technischen Hochschule Wien

An der Technischen Hochschule Wien studierte Steiner ab 1879 Biologie, Chemie, Physik und Mathematik. Der Student entwickelte eine hohe Wertschätzung für den Germanistikprofessor Karl-Julius Schröer. Auf dessen Empfehlung hin, gab er in Kürschners Deutscher Nationalliteratur Goethes naturwissenschaftliche Schriften heraus[11] und veröffentlichte in Zeitungen literarische Abhandlungen.

Die Familie Steiners war mittlerweile nach Inzersdorf übersiedelt, von wo Steiner regelmäßig zu den Vorlesungen nach Wien fuhr. Dabei lernte er 1880 den aus Trumau stammenden Kräutersammler Felix Koguzki kennen, einen einfachen Mann aus dem Volk, der aber tiefe Einblicke in die geistige Welt hatte und mit dem sich Steiner in vielen fruchtbaren Gesprächen über seine geistigen Erfahrungen austauschen konnte. Er wurde später zum lebenden Vorbild des Felix Balde aus Steiners Mysteriendramen. Er wird zuweilen auch als der Bote jenes geheimen Meisters betrachtet, über den in (Lit.: GA 262, S. 30f) berichtet wird. Dort heißt es: „Nicht sogleich begegnete ich dem M. (Meister), sondern zuerst einem von ihm Gesandten, der in die Geheimnisse der Wirksamkeit aller Pflanzen und ihres Zusammenhanges mit dem Kosmos und mit der menschlichen Natur vollkommen eingeweiht war.“ (Lit.: GA 262, S. 16).

An seinen Freund Josef Köck schrieb Rudolf Steiner von seinem Erlebnis, das ihm einen ersten Einblick in sein „innerstes, von allem, was von außen hinzukam, entkleidetes Selbst“ gewährte. Dieser überhaupt erste von Rudolf Steiner erhaltene Brief ist mit 13. Januar 1881, 12 Uhr mitternachts datiert:

„Es war die Nacht vom 10. auf den 11. Januar, in der ich keinen Augenblick schlief. Ich hatte mich bis ½ 1 Uhr mitternachts mit einzelnen philosophischen Problemen beschäftigt, und da warf ich mich endlich auf mein Lager; mein Bestreben war voriges Jahr, zu erforschen, ob es denn wahr wäre, was Schelling sagt: «Uns allen wohnt ein geheimes, wunderbares Vermögen bei, uns aus dem Wechsel der Zeit in unser innerstes, von allem, was von außen hinzukam, entkleidetes Selbst zurückzuziehen und da unter der Form der Unwandelbarkeit das Ewige in uns anzuschauen.» Ich glaubte und glaube nun noch, jenes innerste Vermögen ganz klar an mir entdeckt zu haben - geahnt habe ich es ja schon längst —; die ganze idealistische Philosophie steht nun in einer wesentlich modifizierten Gestalt vor mir; was ist eine schlaflose Nacht gegen solch einen Fund!“ (Lit.: GA 38, S. 13)

Brunn am Gebirge

Von 1882 bis 1887 lebte die Familie Steiners in Brunn am Gebirge, wo Steiner an seinen Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (GA 1) zu schreiben begann. Er gab darin eine umfassende Darstellung der Goetheanistischen Wissenschaftsmethodik, die, anders als herkömmliche wissenschaftliche Verfahren, von der Verwendung künstlicher Messgeräte und quantitativer Auswertungen weitgehend absieht und in ihrer Zielsetzung frei von spekulativen Elementen, Hypothesen und Modellvorstellungen ist, sondern sich vielmehr auf die genaue Beobachtung der Naturphänomene und ihren ideellen inneren Zusammenhang gründet. Durch „Anschauende Urteilskraft“, d.h. durch ein Denken, das sich nicht von den Phänomenen absondert, sollen sie ihren ideellen Zusammenhang, ihre gesetzmäßige Verbindung, selbst enthüllen und dadurch ihr eigentliches Wesen der geistigen Anschauung zugänglich machen. Erst dadurch ist das vollständige Phänomen so gegeben, wie es in der Wirklichkeit an sich besteht.

In seinen erstmals 1886 veröffentlichten Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung, mit besonderer Rücksicht auf Schiller (GA 2) gab er eine Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung, die darauf beruhe, dass sich im menschlichen Denken unmittelbar das innere Wesen der Welt ausspreche und zusammen mit dem beobachteten Phänomen erst die volle Wirklichkeit ergebe:

„Man setzt das Denken herab, wenn man ihm die Möglichkeit entzieht, in sich selbst Wesenheiten wahrzunehmen, die den Sinnen unzugänglich sind. Es muß in der Wirklichkeit außer den Sinnesqualitäten noch einen Faktor geben, der vom Denken erfaßt wird. Das Denken ist ein Organ des Menschen, das bestimmt ist, Höheres zu beobachten als die Sinne bieten. Dem Denken ist jene Seite der Wirklichkeit zugänglich, von der ein bloßes Sinnenwesen nie etwas erfahren würde. Nicht die Sinnlichkeit wiederzukäuen ist es da, sondern das zu durchdringen, was dieser verborgen ist. Die Wahrnehmung der Sinne liefert nur eine Seite der Wirklichkeit. Die andere Seite ist die denkende Erfassung der Welt.“ (Lit.: GA 2, S. 62f)

Privatlehrer bei Familie Specht

Von 1884 bis 1890 verdiente Steiner sich sein Studium durch die Tätigkeit als Privatlehrer eines als unbeschulbar geltenden hydrocephaluskranken Kindes in der prominenten Wiener Familie Specht, das dadurch später Medizin studierte und Arzt wurde. Die Familie Specht wohnte in der Kolingasse 19 im 9. Wiener Bezirk Alsergrund, wo Rudolf Steiner vermutlich seit dem Jahreswechsel 1887/88 ein eigenes Zimmer im Mezzanin (Halb- oder Zwischenstock) hatte. Mit der Dichterin Marie Eugenie delle Grazie knüpfte er eine Freundschaft, Marie Lang vermittelte eine gleiche mit Rosa Mayreder, aber auch mit Leuten aus dem Volk wie dem Kräutersammler Felix Koguzki pflegte Rudolf Steiner intensiveren Kontakt.

Als Goetheforscher in Weimar

1890 übernahm Steiner auf Schröers Vorschlag am Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar die Herausgabe der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes für die große Weimarer Goethe-Ausgabe, die so genannte "Sophien-Ausgabe".

Die Technische Hochschule in Wien verließ Steiner ohne Abschluss, promovierte aber in Rostock 1891 mit seiner Dissertationsschrift „Die Grundfrage der Erkenntnistheorie mit besonderer Rücksicht auf Fichtes Wissenschaftslehre. Prolegomena zur Verständigung des philosophischen Bewußtseins mit sich selbst“ zum Dr. phil.[12]

„Äußere Tatsachen bewirkten nur, daß ich es in Wien nicht machen konnte. Ich hatte die Realschule, nicht das Gymnasium offiziell hinter mir, hatte mir die Gymnasialbildung, Privatunterricht darin erteilend, auch privat angeeignet. Das schloß in Osterreich das Doktorieren aus. Ich war in die «Philosophie» hineingewachsen, hatte aber einen offiziellen Bildungsgang hinter mir, der mich von allem ausschloß, in das den Menschen das Philosophiestudium hineinstellt.“[13]

Die erweiterte Buchausgabe von Steiners Dissertation erschien 1892 unter dem Titel Wahrheit und Wissenschaft (GA 3).

Weimar war Steiners erste größere Reise, aber es brachte auch neue Kontakte: einen Umzug zu Anna Eunike, die er später heiratete, Freundschaft mit Gabriele Reuter, eine teils problematische Zusammenarbeit mit Nietzsches Schwester, Elisabeth Förster-Nietzsche, in deren Nietzsche-Archiv in Naumburg er vor dem umnachteten Philosophen stand, eine Begegnung mit Ernst Haeckel, das Erlebnis Heinrich von Treitschkes als einer Autorität, die aus äußerlichen Gründen nur schwer kommunizieren konnte, vor allem aber die Zusammenarbeit an der Weimarer Ausgabe mit Herman Grimm.

1894 veröffentlichte Steiner das erkenntnismethodologische Grundlagenwerk „Die Philosophie der Freiheit – Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode“ (GA 4). Zu der christlichen Grundhaltung dieser Schrift äußerte sich Steiner unter anderem folgendermaßen:

„Diese «Philosophie der Freiheit» ist eigentlich eine Moralanschauung, welche eine Anleitung dazu sein will, die toten Gedanken als Moralimpulse zu beleben, zur Auferstehung zu bringen. Insofern ist innerliches Christentum durchaus in einer solchen Freiheitsphilosophie.“[14]

„Daher hat man eben meine «Philosophie der Freiheit» die Philosophie des Individualismus genannt im extremsten Sinne. Das mußte sie auch sein, weil sie auf der anderen Seite die christlichste der Philosophien ist.“[15]

Ein Versuch, in Jena Professor zu werden, scheiterte.

Berlin

Zwischen 1898 und 1900 gab Steiner in Berlin das Magazin für Literatur heraus und unterrichtete bis 1904 an der Arbeiterbildungsschule. 1902 übernahm er zusammen mit Marie von Sivers die Leitung der neugegründeten deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft. Im gleichen Jahr fasste Steiner den Inhalt einer Vortragsreihe zusammen, in welcher er die „Entstehung des Christentums aus der mystischen Anschauung heraus“ geschildert hatte.[16] In dem Werk Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? stellte er die Wege zur spirituellen Selbsterkenntnis und Selbstverwandlung auf einer Grundlage dar, wie sie ihm zeitgemäß erschien. 1904 legte er in seinem Werk Theosophie und später in Die Geheimwissenschaft im Umriss (1909) u. a. durch Ausführungen über die Wesensglieder des Menschen, die Farben der Aura und die Planetenzustände der Erde den Ideengehalt der Anthroposophie dar. Aus seinen Aufgaben in der Theosophischen Gesellschaft entwickelte sich eine reiche Vortragstätigkeit. Die Mitschriften der damals gegebenen und späterer ähnlicher Darstellungen, von ihrem Schöpfer aufgrund der enormen Arbeitslast zum größten Teil nicht noch einmal durchgesehen, stellen das Mehr der Bände der Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe, deren Zahl bis heute auf über 400 gestiegen ist.

Rudolf Steiner (1919)

1913 trennte sich die deutsche Sektion von der Theosophischen Gesellschaft, weil der christlich-anthroposophische Ansatz Rudolf Steiners und Marie von Sivers’ in ihr mehr und mehr auf Missfallen gestoßen und 1911 von Annie Besant und Charles Leadbeater der Hinduknabe Jiddu Krishnamurti als Wiedergeburt Jesu und künftiger Weltenlenker verkündet worden war. Die Anthroposophische Gesellschaft wurde gegründet, der sich viele theosophische Gruppen im Ausland anschlossen.

Dornach und das Goetheanum

1914 heiratete Steiner in Dornach seine Mitarbeiterin Marie von Sivers.

Die Anthroposophische Gesellschaft wuchs rasch und 1913 begann in Dornach der Bau des ersten Goetheanums als eines Theater- und Verwaltungsgebäudes für ihre jährlichen Treffen. Von Steiner entworfen, schafften daran zu einem großen Teil Freiwillige, die Fachkenntnisse oder auch bloß den Willen zu bieten hatten, etwas Neues zu lernen. Auf dem Gebiet der Plastik war Edith Maryon maßgeblich beteiligt. 1919 kam es hier zur weltweit ersten Aufführung des gesamten Faust von Goethe. In Dornach, in dem fast ununterbrochen der Kanonendonner zu hören war, arbeiteten während des Krieges herausragende Künstler aus sechzehn teils verfeindeten Ländern zusammen. Das Goetheanum ist als ein „Haus der Sprache“ oder ein „Haus des Wortes“ gedacht. Von ihm aus sollen Menschen, die sich ihres Menschentums auch wirklich voll bewusst sind, in Zusammenarbeit mit anderen geistigen Einrichtungen – Gemeinden, Schulen und Hochschulen – für ein neues Ernstnehmen der inneren Seite des Menschen wirken.

Anthroposophische Architektur

Westansicht des zweiten Goetheanums in Dornach bei Basel, von Steiner entworfen und als Grundstein für ein freies Geistesleben gedacht
Verlag am Goetheanum
Verlag am Goetheanum

Auf dem Dornacher Hügel hatte Steiner nicht nur das erste Goetheanum als Hauptsitz der anthroposophischen Bewegung entworfen, sondern nach dem Brande auch die Grundlagen für den Bau des zweiten Goetheanum angegeben. Das Glashaus vermittelt noch einen Eindruck davon, wie das erste Goetheanum ausgesehen hat. Haus Duldeck weist ebenso eine geisteswissenschaftliche Baukunst auf, wie sie auch in zahlreichen Waldorfschulen noch heute zu finden ist. (Siehe hierzu: Steiner, Wege zu einem neuen Baustil)

Die Eurythmie

Hauptartikel: Eurythmie

Die Eurythmie, die Musik und Sprache durch Bewegung sichtbar macht, hatte in der Aufführungskunst von Dramen Edouard Schurés durch Mieta Waller und Marie Steiner bereits Vorläufer. Steiner entwickelte sie zwischen 1913 und 1924 auf eine Anfrage von Lory Maier-Smits hin.

Ausgeweitetes öffentliches Wirken

Durch die esoterische Unterweisungen für Eliza von Moltke begegnete Rudolf Steiner schon vor dem Ersten Weltkrieg deren Gatten Helmuth Johannes Ludwig von Moltke, der von 1906 bis zum 14. September 1914 Chef des Großen Generalstabes war und während des Krieges Kontakte zu einem guten Teil der wichtigsten deutschen Politiker hatte. Mit seiner Unterstützung versuchte Steiner u. a. die Stellung eines offiziellen Fürsprechers für Deutschland in der Welt zu erlangen, was ihm aber von der deutschen Führung mit der Begründung nicht gewährt wurde, dass er ein Österreicher sei.

In der durch Alexander von Bernus begründeten Zeitschrift «Das Reich» schrieb Steiner gemeinsam u. a. mit Alfred Kubin und Else Lasker-Schüler.

Die Dreigliederung

Hauptartikel: Soziale Dreigliederung

Nach dem Weltkrieg warb Steiner ab 1919 verstärkt in der Öffentlichkeit für den Gedanken einer Dreigliederung des sozialen Organismus, die das Prinzip eines freien Geisteslebens, der Gleichheit im Rechtsleben und der Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben vorsah (siehe Die Kernpunkte der sozialen Frage). Er verfasste einen Aufruf an das deutsche Volk und an die Kulturwelt, der die Idee voranbringen sollte und von prominenten Künstlern wie Hermann Bahr, Hermann Hesse und Bruno Walter unterzeichnet wurde. Wegen zunehmender Angriffe, vor allem der politischen Rechten, musste Steiner seine diesbezüglichen Aktivitäten in Deutschland 1922 einstellen, nachdem ein Attentat auf ihn gerade noch vereitelt werden konnte.

Die Waldorfschule

Hauptartikel: Waldorfschule

1919 entstand in Stuttgart eine erste Freie Waldorfschule. Sie war aus allgemeinbildenden Kursen für die Arbeiter der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik herausgewachsen, die Steiner organisiert hatte, und hatte auch Impulse aus dem Bestreben erhalten, die modernen, verzweigten Arbeitsvorgänge für den einzelnen Schaffenden durch eine Betriebskunde überschaubarer zu machen. Die Arbeiter wollten ein Gleiches auch für ihre Kinder. Steiner entwickelte in Vortragsreihen und Lehrerbildungskursen eine neue Erziehungskunst, die genau auf die Entwicklungsstufen und geistigen Fähigkeiten und Bedürfnisse des Kindes auf seinem Weg zum erwachsenen Menschen abgestimmt ist. Parallel zur Gründung der Waldorfschule, riet Rudolf Steiner zur Einrichtung von einem Weltschulverein, der jedoch von den Beteiligten nicht mehr umgesetzt wurde. Ergänzt wurden die für sie gegebenen Hinweise durch einen heilpädagogischen Kurs.

Brand des ersten Goetheanums

Hauptartikel: Goetheanum
Rudolf Steiner 1920
Rudolf Steiner 1923

In der Silvesternacht 1922/23 setzten Gegner das Goetheanum in Brand, welches dadurch bis auf die Grundmauern zerstört wurde (die Versicherung hat ebenfalls Brandstiftung als Ursache anerkannt). Ende 1923 hat Steiner auf der Weihnachtstagung die nun „Allgemeine“ Anthroposophische Gesellschaft neu begründet. Dadurch wollte er, anders als bis dahin, die Bewegung mit ihrer äußeren Hülle in eins bringen. Die Grundsteinlegung für den größeren Nachfolgerbau erfolgte 1924.

Die biologisch-dynamische Landwirtschaft

1924 gab Steiner in Koberwitz bei Breslau mit einem landwirtschaftlichen Kurs den Startschuss für die Entwicklung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.

Die anthroposophisch erweiterte Medizin

Ebenfalls in seiner letzten Lebenszeit krönte Steiner seine Anregungen für eine innerlich erweiterte Medizin durch das Werk Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, das er gemeinsam mit der Ärztin Ita Wegman herausgegeben hat. Der Ansatz ist dabei, dass die Schulmedizin keineswegs abgelehnt, sondern nur ergänzt wird, indem man bei der Behandlung anthroposophische Erkenntnisse berücksichtigt, bestimmte Methoden hinzufügt und nur zum Teil, auf Wunsch des Patienten, gewisse Therapien auch durch eigene anthroposophische ersetzt.

Die Naturwissenschaften

Siehe auch: Goetheanismus

Methodisch streben die modernen Naturwissenschaften, unter weitgehender Abstreifung der unmittelbar erfahrbaren Sinnesqualitäten, nach einer möglichst quantitativen Erfassung der Natur und ihrer Abbildung durch ein mathematisches Modell. Damit lassen sich aber laut Steiner nur die Gesetzmäßigkeiten des Toten, des mehr oder weniger Mechanischen erfassen. Entgegen der heute verbreiteten Meinung gehorcht Lebendiges seinen eigenen Gesetzen, die sich nicht auf das quantitativ Berechenbare reduzieren lassen. Die von Rudolf Steiner propagierten Goetheanistischen Naturwissenschaften streben entsprechend nach einer rein qualitativen Erklärung der gesetzmäßigen Zusammenhänge der unmittelbar sinnlich gegebenen Naturphänomene. Komplexere Phänomene werden dabei entweder auf unmittelbar einsehbare grundlegende Urphänomene zurückgeführt oder durch Metamorphose ineinander übergeführt. Musterbeispiele dafür sind Goethes Farbenlehre und dessen Metamorphosenlehre.

Wer Steiners Ausführungen studiert, Lebendes gehorche seinen eigenen Gesetzen, wird aufgeschlossen, um Dinge zu erforschen, die zwischen dem Lebendigen und dem Toten vermitteln, Brücken von dem einen zum andren schlagen. Dies ist insbesondere durch die bildschaffenden Methoden der Anthroposophie möglich. So haben vor allem Theodor Schwenk die Tropfenbildmethode zur Erforschung der Wassergüte und Ehrenfried Pfeiffer die Methode der Kupferchloridkristallisation zur Bestimmung der Qualität von Lebensmitteln entwickelt.

Die Musik

Auch zur Musik hat Steiner Anregungen gegeben, die die Tonkunst umgreifend ändern. Er empfahl formliche Änderungen der Instrumente. Den Dirigenten Bruno Walter und den Komponisten Viktor Ullmann konnte er für die Anthroposophie gewinnen.

Die Christengemeinschaft

Hauptartikel: Christengemeinschaft

1920 wurde Rudolf Steiner von einigen, damals überwiegend evangelischen Theologen und Theologiestudenten im Kreis um den evangelischen Pfarrer Friedrich Rittelmeyer (1872-1938) und Emil Bock (1895–1959) gebeten, Impulse für eine Erneuerung des religiösen Lebens zu geben. Steiner hielt daraufhin in den Jahren 1921–1924 eine Reihe von Vortragszyklen (GA 342 bis GA 346) zu diesem Thema und machte detaillierte Angaben zum Kultus und formulierte die dabei zu verwendenden Texte. 1922 wurde auf dieser Grundlage von 45 Gründungsmitgliedern die Christengemeinschaft als von der anthroposophischen Gesellschaft völlig unabhängige, eigenständige christliche Erneuerungsbewegung begründet.

„Das, was ich diesen Persönlichkeiten gegeben habe, hat nichts zu tun mit der anthroposophischen Bewegung. Ich habe es ihnen als Privatmann gegeben, und habe es so gegeben, daß ich mit notwendiger Dezidiertheit betont habe, daß die anthroposophische Bewegung mit dieser Bewegung für religiöse Erneuerung nichts zu tun haben darf; daß aber vor allen Dingen nicht ich der Gründer bin dieser Bewegung für religiöse Erneuerung; daß ich darauf rechne, daß der Welt das durchaus klargemacht werde, und daß ich einzelnen Persönlichkeiten, die von sich aus begründen wollten diese Bewegung für religiöse Erneuerung, die notwendigen Ratschlüsse gegeben habe, Ratschlüsse, die allerdings geeignet waren, einen gültigen und spirituell kräftigen, spirituell von Wesenheit erfüllten Kultus auszuüben, in rechtmäßiger Weise mit den Kräften aus der geistigen Welt heraus zu zelebrieren. Ich selber habe bei der Erteilung dieser Ratschläge niemals irgendeine Kultushandlung ausgeführt, sondern nur denjenigen, die in diese Kultushandlung hineinwachsen wollten, gezeigt, Schritt für Schritt, wie eine solche Kultushandlung zu geschehen hat. Das war notwendig. Und heute ist es auch notwendig, daß innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft dies richtig verstanden wird.“ (Lit.: GA 219, S. 169f)

Geistige Heimat und Zukunft

Wie seine Kontakte mit Künstlern allerersten Ranges zeigen (so hat Steiner etwa für Wassily Kandinsky, Christian Morgenstern und Joseph Beuys systematische weltanschauliche Anleitung gegeben), ist der Begründer der Anthroposophie im Ganzen der europäischen Kultur zuhause. Hier ist Thomas von Aquin durch die Emanzipation der theologischen Wissenschaft von der Philosophie Steiners wichtigster Vorausverkünder. Rudolf Steiner hat in seinen Wahrspruchworten und Mysteriendramen indessen auch einen eigenen literarischen Stil entwickelt. Rosa Mayreder hat dies nach seinem Tod mit Goethes wirklichkeitsnahem Stil in Dichtung und Wahrheit verglichen.

Über das Werk Rudolf Steiners wurde schon zu seinen Lebzeiten diskutiert. Streitfragen dabei waren viele Aussagen der Anthroposophie, die von Vertretern der universitären Wissenschaft nicht akzeptiert wurde, und die religiösen Ansätze, die von den Amtskirchen verurteilt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden insbesondere in Deutschland Äußerungen Steiners zur Rassenfrage und zum Judentum kritisiert. Die von ihm verfassten Werke sind – wie bei vielen anderen Philosophen – jedoch teilweise nur aus dem Kontext der damaligen Zeit zu verstehen.

Inkarnationszyklus von Rudolf Steiner

Sechs Bleistiftskizzen für Säulengestaltungen von Rudolf Steiner, links von seiner Hand versehen mit dem Spruch „Ich frage am Tigris“, der sich laut Margarete und Erich Kichner-Bockholt auf seine gemeinsamen früheren Inkarnationen mit Ita Wegman beziehen soll:

Ich frage am Tigris
Es nickt freundlich «Ja»
Ich frage zu Ephesus
Es nickt freundlich «Ja»
Ich frage bei Kabiren
Es nickt freundlich «Ja»
Ich frage am Odilienhügel
Es nickt freundlich «Ja»
Ich frage in der Klosterzelle
Es nickt freundlich «Ja»
Und am Dornacher Hügel
Da muss noch mutvoll
Die Seele sich finden
Dass sie erkenne, wie
Geistessonne schattenlos
Echte Morgenröte
Um Rosenkreuzersterne
   Webt.

Wilhelm Rath zufolge sind mindestens vier Inkarnationen von Steiner bekannt, nämlich Eabani der tiergottgleiche Gefährte des Gilgamesch, Kratylos, Aristoteles und Thomas von Aquin.[17] Nach dem von Margarte und Erich Kirchner-Bockholt als Privatdruck veröffentlichten Buch „Die Menschheitsaufgabe Rudolf Steiners und Ita Wegman“ könnte Steiner auch Schionatulander gewesen sein, eine Person aus dem Parzival von Wolfram von Eschenbach.[18]

Hermann Keimeyer kommt in seinem Werk „Rudolf Steiners Martyrium und Auferstehung“, Selbstverlag, Owingen 1994, S. 53/54 hinsichtlich der Inkarnationsreihen Rudolf Steiners zu einem etwas anderen Ergebnis (siehe Bild rechts unten).

Werke

Rudolf Steiner hat neben 24 Büchern eine Vielzahl von Schriften und Artikeln veröffentlicht und mehr als 5600 Vorträge im In- und Ausland gehalten. Ein Großteil der Vorträge ist in Mitschriften von Berufsstenographen und Vortragszuhörern erhalten geblieben. Sie erschienen zunächst häufig im Privatdruck und in Zeitschriften. Später begannen verschiedene Verlage (u. a. Philosophisch-anthroposophischer Verlag, Rudolf-Steiner Verlag) die Vorträge, Bücher im engeren Sinne. wie auch die dazu gehörigen Wandtafelbilder zu edieren und publizieren.

Aktuelle Bezüge

„Der größere Teil der Menschheit wird seinen Einfluß von Amerika, von dem Westen herüber haben, und der geht […] jener Entwickelung entgegen, die heute sich erst in den idealistischen Spuren, gegenüber dem, was da kommt, in sympathischen Anfängen zeigt. Man kann sagen: Die Gegenwart hat es noch recht gut gegenüber dem, was da kommen wird, wenn die westliche Entwickelung immer mehr und mehr ihre Blüten treibt. Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Verbot für alles Denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken.“ (Lit.: GA 167, S. 98)

„Dasjenige, was ein ewiges Friedensideal ist, das wird niemals durch ein Tröpfchen Blut erreicht, das hervorgerufen worden ist durch ein Kriegsinstrument. Das muss auf ganz andere Weise in die Welt gesetzt werden! Und sei es wer immer, der da sagt, er kämpfe für den Frieden und müsse deshalb Krieg führen, Krieg bis zur Vernichtung des Gegners, um Frieden zu haben, der lügt, wenn er sich dessen auch nicht bewusst ist, wer er auch immer sein möge.“ (Lit.: GA 173, S. 221)

Siehe auch

Literatur

Glomer.com - alle lieferbaren Bücher  Hier finden sie eine Zusammenstellung von Büchern zum Thema „Rudolf Steiner
Kritik
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

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Einzelnachweise

  1. In den offiziellen Dokumenten wurde, wie damals üblich, der 27. Februar angegeben, das Taufdatum. In einer handschriftlichen Aufzeichnung Steiners steht: „Meine Geburt fällt auf den 25. Februar 1861. Zwei Tage später wurde ich getauft.“ (erstmals dokumentiert in Beiträge zur Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe, Heft 49/50). Gemäß im Jahr 2009 aufgetauchten neuen Dokumenten ist der 27. Februar der Geburtstag und auch als solcher in den Taufschein eingetragen. Das meint jedenfalls Günter Aschoff (vgl. "Rudolf Steiners Geburtstag am 27. Februar 1861 – Neue Dokumente, in: Das Goetheanum, Nr. 9/2009, S. 3ff (PDF). Laut Aschoff sei Steiner zeitweise selbst fälschlicherweise davon ausgegangen, dass er am 25. Februar geboren worden sei. Endgültig geklärt ist die Geburtstagsfrage damit aber nicht. Auch Aschoff schließt sehr vorsichtig mit der Aussage: „All dies und ebenso das, was Rudolf Steiner in Vorträgen gesagt und selbst veröffentlicht hat, weist auf den 27. Februar 1861 als sein Geburtsdatum hin“. Dem englischen Astrologen und Theosophen Alan Leo hat Steiner vermutlich während des Münchner Kongresses 1907 auf dessen Frage als Geburtsstunde 23:15h gennannt. Alan Leo erstellte nach diesen Angaben das Geburtshoroskop Rudolf Steiners, das in dessen The Art of Synthesis (1908 schon in 2. Auflage erschienen) veröffentlicht wurde (PDF).
  2. Rudolf Steiners Geburtshoroskop für den 27. Februar erstellte auch der Astrologe Manfred Magg: Rudolf Steiner – Geburtshoroskop. Magg weist dabei insbesondere auf wesentlichen Unterschiede in Hinblick auf die Mondstellung hin. Geht man von einer Geburt am 27. aus, steht der Mond im Tierkreiszeichen Waage, was plausibel erscheint (PDF).
  3. Einen wesentlich anderen Sachverhalt stellt Judith von Halle in ihrem Werk „Rudolf Steiner – Meister der weißen Loge. Zur okkulten Biographie“ dar. Demnach wurde das Geburtsdatum damals absichtlich gefälscht und somit ist der 25. Februar 1861 Rudolf Steiners wahrer Geburtstag. Judith von Halle schreibt in ihrem Buch: „Rudolf Steiner – Meister der weißen Loge“, ab S. 108: „Es ist von großer Bedeutung, dass die Lebensdaten korrekt wiedergegeben werden, mit denen der Mensch ins Erdendasein tritt. Dies können wir auch einsehen anhand eines historischen Beispiels, welches nun allen bekannt sein dürfte. Wie tragisch sich die Verfälschung oder mutwillige Unterschlagung der wahren Lebensdaten gerade bei einer hoch entwickelten Individualität – nicht nur für deren persönliches Schicksal, sondern auch für das Schicksal ganzer Völkergemeinschaften, in dem Falle für diejenigen Europas – auswirken kann, zeigt sich an keinem anderen Menschen so deutlich wie an jenem, den man schließlich Kaspar Hauser nannte. So wie bei Kaspar Hauser geschehen war, sollte auch das Karma Rudolf Steiners in andere Bahnen gelenkt werden. […] Drei oder vier Tage nach der Geburt des Knaben Rudolf Steiner nahm ein anderer Erfüllungsgehilfe derselben Macht die besagten falschen Einträge in das Geburtsregister vor, wodurch das Schicksal des Knaben in andere Bahnen gelenkt werden sollte […]. Wir sehen also, die schwarzen Logen sind sich durchaus darüber bewusst: Es ist möglich, zu verhindern, dass ein Meister seine Wirksamkeit entfaltet auf der Erde dadurch, dass man das Gefäß in welches er einziehen will, beschädigt oder zerstört. […] So hatte der kleine Rudolf eines Tages eine bewegende innere Schau auf dasjenige, was sich kurz nach seiner Geburt zugetragen hatte: Vor seinem inneren Auge enthüllte sich die Verfälschung seiner Lebensdaten, die durch den Eintrag in das Geburtsregister herbei geführt worden war. […] Im Juli 1879 – das ist der Beginn des Michael-Zeitalters – nur fünf Tage nach Erhalt seines Matura-Zertifikates […], er ist mittlerweile achtzehn Jahre alt und hat durch die Matura eine gewisse Rechtskraft erhalten […], verlangt er eine Auszugs-Abschrift aus dem Geburtsregister, einen sogenannten Taufschein; einen solchen benötigt er für seine Immatrikulation in Wien. Bei dieser Gelegenheit bestand Rudolf Steiner auf die Korrektur der Einträge beziehungsweise auf einen wahrheitsgemäßen Eintrag seiner Lebensdaten auf der gewünschten Auszugs-Kopie, dem Taufschein. Es muss ein ungeheuerlicher Kraftakt für den jungen Rudolf Steiner gewesen sein, mit dem immer noch dort tätigen Schreibdiener, jenem Diener der schwarzen Loge, um die Korrektur seiner Lebensdaten zu ringen. Es ist der außergewöhnlichen Ich-Kraft des jungen Rudolf Steiner zuzuschreiben, dass es ihm schließlich gelang, die Korrektur seines ersten Vornamens durchzusetzen. […] Doch gelang es Rudolf Steiner nicht, auch die Korrektur seines Geburtsdatums zu erwirken. […] Dass der 25. Februar nicht auch als der amtlich bezeugte Geburtstag Rudolf Steiners eingetragen wurde, ist alles andere als eine Lappalie – es ist in Wahrheit eine Katastrophe, die in ihrer Tragweite bislang wohl nur von wenigen Menschen erkannt wird und die sich in ihren Konsequenzen bis in unsere Zeit hinein gezogen hat. Denn seit jenem Juli-Tag im Jahre 1879 und erst recht als Begründer der Geisteswissenschaft, war er aufgrund dieses Eintrags dazu verpflichtet – man müsste eigentlich sogar sagen „verdammt“ – fortan zeitlebens selbst das falsche Geburtsdatum anzugeben. Ein weiteres Indiz ist folgender Auszug aus dem Brief von Eugenie von Bredow, datiert auf den 25. Februar 1921 (in ihren Räumlichkeiten hatte Steiner 1906 über Richard Wagners „Parsifal“ vorgetragen!): Heute an dem Tage, der eigentlich der Tag der Geburt in dieser Verkörperung Ihrer Individualität gewesen sein soll, während wir bis dahin immer den 27. Februar dafür ansahen, möchte ich Ihnen in treuem Gedenken die wärmsten Wünsche für Ihr Wohlergehen aussprechen.“
  4. Der amerikanischen Astrologe Christopher A. Weidner erstellte ein Geburtshoroskop Rudolf Steiners für den 25.02.1861, 23:15 MEZ → Rudolf Steiner Geburtshoroskop 25.02.1861
  5. Vgl. auch Thomas Meyers Argumentation für den 27. Februar im Europäer, Jg.15, Nr. 11 (Sept. 2011), S. 7-9, PDF:[1]
  6. Oskar Schmiedel: Aus dem Lande, in dem Rudolf Steiner seine Kindheit und Jugend verbrachte. Verlag der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Dornach, 1952, Seite 13
  7. Rudolf Steiner: Mein Lebensgang. Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 2000, Seite 20
  8. Rudolf Steiner: Autobiographischer Vortrag über die Kindheits- und Jugendjahre bis zur Weimarer Zeit. In: Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft Nr. 83/84
  9. Rudolf Steiner: Mein Lebensgang. Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 2000, Seite 22 f
  10. Rudolf Steiner: Mein Lebensgang. Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 2000, Seite 43
  11. Rudolf Steiner: Mein Lebensgang. Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 2000, Seite 124 f
  12. Ohne Prädikat – Ein Symposium über Rudolf Steiners Promotion in Rostock anlässlich seines 150. Geburtstags. Abgerufen am 4. Juni 2014.
  13. Rudolf Steiner: Mein Lebensgang. Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 2000, Seite 214
  14. Rudolf Steiner: Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung. Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1986, Seite 121
  15. Rudolf Steiner: Menschliches Seelenleben und Geistesstreben im Zusammenhange mit Welt- und Erdentwickelung. Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1998, Seite 103 f
  16. Rudolf Steiner: Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums. 1902, Vorwort zur zweiten Auflage
  17. Wilhelm Rath: Rudolf Steiner und Thomas von Aquino. Perseus, Basel 1991. (2. erg. Auflage. 2010, ISBN 978-3-907564-09-7)
  18. Aus dem von Margarete und Erich Kirchner-Bockholt als Privatdruck veröffentlichten Buch geht hervor, dass es sich bei Sigune und Schionatulander um eine Reinkarnation von Alexander dem Großen (als Sigune) und Aristoteles (als Schionatulander) handelt. Darauf mögen sich wohl auch folgende Worte in den Karmavorträgen Rudolf Steiners beziehen, in denen er das Schicksal von Aristoteles und Alexander in den späteren Zeiten weiter verfolgt:

    „Da sie dann ihr Karma heruntertrug in das Erdenleben, […], lebten sie eigentlich als unbeachtete, unbekannte, früh hinsterbende Persönlichkeiten in einem allerdings für die Anthroposophie wichtigen Winkel Europas, aber eben, ich möchte sagen, nur wie kurze Zeit durch ein Fenster hereinschauend in die abendländische Zivilisation, Eindrücke, Impulse mitnehmend, aber nicht irgendwie bedeutsame Impulse gebend. Das mußten sie sich aufsparen für später.“ (Lit.: GA 240, S. 227)

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