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Alexander von Bernus
Alexander Oskar von Bernus, Baron (* 6. Februar 1880 in Aeschach bei Lindau † 6. März 1965 in Donaumünster), deutscher Schriftsteller und Anthroposoph
Leben
Kindsein, Dienen und Lernen
Bernus` leiblicher Vater, der bayerische Major Grashey, gab den Knaben frei zur Adoption an seinen Schwager, den Kaufmann Friedrich A. von Bernus (1838–1908). Kurz darauf zog die Familie für vier Jahre nach Manchester, um anschließend von 1884-1886 Wohnsitz in Heidelberg zu nehmen. Der 1886 erfolgende Wechsel in das Stift Neuburg begann für den Buben mit hauseigenem Unterricht. Ein achtjähriger Gymnasiumsbesuch in Heidelberg und Speyer schloss sich an, bis er von 1898-1902 als Fahnenjunker und später als Leutnant im badischen Leibdragonerregiment in Karlsruhe seinen Militärdienst absolvierte. 1902-1907 betrieb Alexander von Bernus in München ein Studium der Literaturgeschichte und Philosophie, 1912-1916 ergänzte er es durch ein Studium der Medizin und Chemie.
Weitere Stationen des Weges
Erste Gedichte veröffentlichte Bernus 1902 gemeinsam mit Stefan Zweig, 1903 folgte bei Schuster und Löffler in Berlin sein erster Gedichtband Aus Rauch und Raum. 1902 ging Bernus auch die erste seiner drei Ehen ein; er heiratete Adelheid von Sybel, die später, nach der Trennung, von Bernus, sehr aktiv in der Zweig- und Gruppenarbeit der Anthroposophischen Gesellschaft engagiert war.
Von 1902 bis 1907 fungierte Bernus als Herausgeber der Vierteljahresschrift Die Freistatt. Bei Ricarda Huch lernte Bernus 1905 Karl Wolfskehl kennen, mit dem er bis zu dessen Exil und Tod in Neuseeland eng verbunden blieb:
- "Meine erste Begegnung mit Karl Wolfskehl war im Sommer 1905 bei Ricarda Huch in ihrem Landhause in Grünwald im Isartal. Wolfskehl war damals 36-jährig. Eine hohe Gestalt mit ausladenden Bewegungen, – das schöne Haupt mit den dunkeln Haaren erinnerte an den Bacchus barbatus. Sein Wissen auf allen Gebieten war erstaunlich. Viele junge werdende Menschen haben von ihm empfangen; auch ich, der damals Fünfundzwanzigjährige. Unser erstes Gespräch ging über Bücher. Wolfskehls Bibliothek, vor allem der deutschen Literatur des siebzehnten, achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts war ungemein reichhaltig; von Jahr zu Jahr mit großen bibliophilen Kenntnissen ergänzte und erweiterte er sie. Ich selbst hatte mit dem Ausbau meiner eigenen Bücherei gerade um jene Zeit begonnen und verdanke Wolfskehl, vor allem in den ersten Jahren meines Büchersammelns, mancherlei Anregungen. Bald nach dieser Begegnung bei Ricarda Huch besuchte ich Wolfskehl in seiner Münchener Wohnung in der Leopoldstraße unweit der meinigen in der Ainmillerstraße. (...)" (Alexander von Bernus: Meine Begegnung mit Karl Wolfskehl. In: Die Wandlung. Eine Monatsschrift. 3. Jg. 1948. S.416)
Von 1907 bis 1912 unterhielt Bernus ein eigenes kleines Theater, die Schwabinger Schattenspiele.
1908 erbte von Bernus das Stift Neuburg, wo er große Teile seiner Kindheit verbrachte. Die von ihm 1907 in München gegründeten "Schwabinger Schattenspiele" wurden nach dem Umzug ins Stift Neuburg dort noch zwei Jahre weiterbetrieben.
In diesen Jahren begann Alexander von Bernus mit ersten alchemistischen Versuchen. Im Herbst 1910 begegnete er in München Rudolf Steiner. Die Begegnung war von beiderseitiger Sympathie geprägt, und um 1911 trat von Bernus in die Theosophische Gesellschaft ein. Von Bernus achtete und bewunderte Steiner rückhaltlos, stand aber später den Anthroposophen und der Anthroposophischen Gesellschaft äußerst kritisch gegenüber.
1912 verunglückte sein Sohn Alwar im Stift beim Spiel.
1916-1920 gab Bernus die philosophisch-anthroposophische Zeitschrift Das Reich heraus, die eine Brücke zwischen der Anthroposophie und den literarisch-künstlerischen Zeitströmungen schaffen sollte. Rudolf Steiner, der Bernus` Initiative nachdrücklich begrüßte, schrieb den Eröffnungsaufsatz mit dem Titel „Die Erkenntnis vom Zustand zwischen dem Tode und einer neuen Geburt“.
Bernus heiratete 1914 Imogen von Glasenapp. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte 1921 die Gründung des alchymistich-spagyrischen Laboratoriums "Soluna" auf Stift Neuburg. Am 1. September 1926 gab er das Stift an die Benediktiner zurück. Bereits 1921 hat er das Schloss Donaumünster erworben, das er bis 1943 in den Sommermonaten bewohnte. Nachdem seine beiden Häuser in Stuttgart (Wohnung und Labor) 1943 beim ersten Bombenangriff auf die Stadt vollkommen zerstört worden waren, zog er sich mit Isa von Bernus, mit der er seit 1930 verheiratet war, nach Donaumünster zurück. In der Ehe mit Isa hatte er endlich die ersehnte Erfüllung gefunden.
1954 trat er dem PEN-Club und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung bei.
Da Bernus in England aufgewachsen war, übertrug er viel englische Lyrik ins Deutsche, sein eigenes lyrisches Gesamtwerk umfasst etwa 1000 Gedichte. Desweiteren schuf er Versspiele und auch Kurzprosa. Seine Lebenserinnerungen "Wachsen am Wunder" blieben unvollendet.
Einschneidendes und Prägendes
Bernus entdeckte als Gymnasiast die Romantiker, die ihn stark inspirierten. Die wichtigsten ihrer Werke waren für ihn Brentanos „Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter“, Arnims “Isabella von Ägypten“, Arnims und Brentanos „Des Knaben Wunderhorn“ und v.a. Eichendorffs „Dichter und ihre Gesellen“.
Besonders liebte er die Sommer bei der Großmutter, da diese in ihm die Liebe zur Natur immer größer werden ließ.
Bedeutend war für ihn in erster Linie aber, als Sechzehnjähriger mitzubekommen, dass sein Onkel Grashey und seine Tante Johanna seine wirklichen Eltern sind. Hierdurch erfuhr er, dass er mit Goethe verwandt ist.
Dass er schon früh in einen erlauchten literarischen Zirkel aufgenommen wurde, förderte seine Entwicklung als Dichter ebenso wie Freundschaften u.a. mit Karl Wolfskehl, Stefan Zweig, Frank Wedekind, Rainer Maria Rilke, Thomas Mann, Hermann Hesse, dem Verleger Erich Lichtenstein und Stefan George.
Der Grundstein für die meisten derartigen Kontakte wurde während Bernus` Studium in München gelegt.
Von 1908 bis 1926 besuchte ihn sein Freundeskreis regelmäßig sommers im Stift Neuburg. Er beschreibt diese Zeit als das Geschenk einer wunderbaren geistigen Geselligkeit.
Nach dem Tod seines Sohnes im Jahre 1912 widmete er sich okkulten und alchemistischen Studien.
Verhältnis zur Anthroposophie
Bernus machte durch Musik- und Literaturabende bei sich zu Haus interessierte Außenstehende mit seinem Geistesgut bekannt. Sie hat u.a. Carl Zuckmayer besucht. In seiner Zeitschrift "Das Reich" schrieben Alfred Kubin, Else Lasker-Schüler und Rudolf Steiner. Dieser war ebenfalls gerne zu Gast.
Werke
Bernus hat 450 Werke verfasst, unter ihnen Dramen, Novellen, Schattenspiele, Mysterienspiele, 20 Gedichtbände, weitere Prosatexte sowie das alchemistische Werk „Alchymie und Heilkunst“. In seinem Laboratorium entwickelte er 30 spagyrische Heilmittel aus Pflanzen, Metallen und Mineralien. Mit ihnen und seinen Forschungsergebnissen versuchte er, im 20. Jahrhundert zu beweisen, dass Alchemie mehr ist als mittelalterlicher Aberglaube.
- Alchymie und Heilkunst, hrsg. von Marino Lazzeroni und Irmhild Mäurer, Dornach (Verlag am Goetheanum) 1994 ISBN 3-7235-0757-3
- Aus Welt und Überwelt, hrsg. von Isa von Bernus und Irmhild Mäurer, Dornach (Verlag am Goetheanum) 1995 ISBN 3-7235-0899-5
- Das Geheimnis der Adepten. Aufschlüsse über das Magisterium der Alchymie,die Bereitung der großen Arkana und den Weg zum Lapis Philosophorum, W. Roller 2003 ISBN 3-923620-15-2
- Das schwarze Bilderbuch, bearbeitet u. mit einem Nachwort versehen von Monika Schlösser, Darmstadt (Agora) 1978 ISBN 3-87008-081-7
- Die Blumen des Magiers. Nachtstücke und Phantasien, Stuttgart 2002
- Novellen, Nürnberg 1980, Restbestände erhältlich über: Alexander-von-Bernus-Gesellschaft e. V., Schloss Donaumünster, 86660 Tapfheim
- Wachsen am Wunder. Heidelberger Kindheit und Jugend, Heidelberg (Carl Winter) 1984 ISBN 3-8253-7130-1
Literatur
- Helmut Gebelein: Alchemie, Kreuzlingen 2000
- Hans Karl Nürnberg: Worte der Freundschaft für Alexander von Bernus, 1949, Restbestände erhältlich über: Alexander-von-Bernus-Gesellschaft e. V., Schloss Donaumünster, 86660 Tapfheim
Weblinks
- Alexander von Bernus Gesellschaft e. V.
- Isa von Bernus
- Bernus-Bibliographie auf den Seiten der Badischen Landesbibliothek
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Alexander von Bernus aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |