Zweiter Weltkrieg

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Animation zum Kriegsverlauf 1939 bis 1945
  • Westliche Alliierte (unabhängigen Ländern)
  • Westliche Alliierte (Kolonien oder besetzt)
  • Östliche Alliierte
  • Achsenmächte (Länder)
  • Achsenmächte (Kolonien oder besetzt, einschließlich Vichy-Regime)
  • neutral
  • Der Zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 war der zweite global geführte Krieg sämtlicher Großmächte des 20. Jahrhunderts und stellt den bislang größten militärischen Konflikt in der Geschichte der Menschheit dar. Im Kriegsverlauf bildeten sich zwei militärische Allianzen, die als „Achsenmächte“ und „Alliierte“ bezeichnet werden. Direkt oder indirekt waren über 60 Staaten am Krieg beteiligt, über 110 Millionen Menschen standen unter Waffen. Die Zahl der Kriegstoten liegt zwischen 60 und 70 Millionen (s. u. Opferzahlen). Er war gekennzeichnet unter anderem durch Blitzkriege, Flächenbombardements, den bisher einzigen Einsatz von Atomwaffen sowie durch Holocaust, Porajmos und zahllose Kriegsverbrechen.

    Allgemeines

    Der Zweite Weltkrieg begann mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das verbündete Japan noch in einem Grenzkrieg mit der Sowjetunion (1938/39) und in Ostasien mit China seit dem Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke (1937) im Krieg. Beide Achsenmächte beteiligten sich nicht an Kampfhandlungen in der jeweils anderen Hemisphäre (Europa, Afrika, Amerika und Atlantischer Ozean – Asien, Australien sowie Pazifischer und Indischer Ozean).

    Bis Mitte 1941 wurde der Konflikt von der Wehrmacht in Europa vorwiegend als rascher, mechanisierter Eroberungskrieg geführt. Nach Polen wurden in kurzen, konzentriert geführten Feldzügen Dänemark, Norwegen, Belgien, die Niederlande, Luxemburg, der Großteil Frankreichs, Jugoslawien und Griechenland erobert und besetzt. Westpolen, Luxemburg und Elsass-Lothringen wurden ins Deutsche Reich eingegliedert. Andere Gebiete wurden mit vom Deutschen Reich abhängigen Regierungen beherrscht und wirtschaftlich ausgebeutet. Juden, Oppositionelle und des Widerstands gegen den Nationalsozialismus verdächtigte Personen wurden planmäßig verschleppt, zur Zwangsarbeit herangezogen oder sofort ermordet. Großbritannien war von der Kapitulation Frankreichs (22. Juni 1940) bis zum deutschen Angriff auf die Sowjetunion (22. Juni 1941) Deutschlands einzig verbliebener europäischer Kriegsgegner. Dieses Durchhalten der Briten, das von Churchills Standfestigkeit gegenüber Adolf Hitler angeführt wurde, war von großer, mitentscheidender Bedeutung für den Verlauf des Zweiten Weltkrieges. Das nationalsozialistische Deutsche Reich führte den Krieg gegen die UdSSR als einen Vernichtungskrieg. Hitler gilt dabei als treibende Kraft. Bereits in Mein Kampf hatte er die Vorstellung der Eroberung von „Lebensraum im Osten“ weiterentwickelt, indem er sie mit Sozialdarwinismus, Rassenideologie, Antisemitismus und Antibolschewismus verknüpfte. Immer wieder betonte er, dass er Osteuropa bis zum Ural als Ergänzungs- und Siedlungsraum für ein künftiges „Großgermanisches Reich“ begriff. Der Vormarsch der Wehrmacht konnte im Winter 1941/42 vor Moskau erstmals abgewehrt werden. Nachdem die Rote Armee im Winter 1942/43 einen erneuten Vorstoß bei Stalingrad stoppen konnte, drängte sie die Invasoren nach und nach zurück. Im Juni 1944 gelang ihr die Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte, womit die deutsche Niederlage unausweichlich geworden war. Bis Ende 1944 musste die unterlegene Wehrmacht sich an die Reichsgrenzen zurückziehen.

    Mit dem Kriegseintritt des Königreichs Italien im Juni 1940 wurde auch Nordafrika zum Kriegsschauplatz. Italienische Truppen mussten in Ägypten gegen britische Verbände empfindliche Verluste hinnehmen und verloren die Kontrolle über Italienisch-Ostafrika. Das ab Februar 1941 an den Kämpfen beteiligte Deutsche Afrikakorps konnte die Niederlage der Achsenmächte in Nordafrika verzögern, nicht abwenden. Nach den beiden Schlachten bei El-Alamein (1942) schwanden Deutschlands Aussichten, global gegen das britische Empire vorgehen zu können. Im November 1942 landeten anglo-amerikanische Truppen in Nordafrika und zwangen die deutschen und italienischen Truppen in Tunesien zur Kapitulation (Mai 1943). Nach der Landung auf Sizilien (Juli 1943), in der Normandie (Juni 1944) und in Südfrankreich (August 1944) führten US-amerikanische, britische, kanadische und französische Truppen in Kontinentaleuropa neben den sowjetischen Truppen einen Landkrieg gegen die Truppen der Wehrmacht.[1] Italien stand seit Oktober 1943 offiziell auf der Seite der Alliierten.

    Im Oktober 1944 drangen westalliierte Truppen bei Aachen auf das Gebiet des Deutschen Reiches vor. 1945 begann die Rote Armee, Ostpreußen zu erobern. Mit Durchhaltebefehlen trieb die politische und militärische Führung die deutschen Truppen noch im Frühjahr 1945 weiter in einen längst verlorenen Krieg, wodurch auf beiden Seiten noch Hunderttausende von Menschen getötet wurden. Am 25. April 1945 stießen an der Elbe US-amerikanische Truppen auf sowjetische Truppen. Am 30. April 1945 beging Hitler während des Kampfes um Berlin Selbstmord. Die Verteidiger der Stadt kapitulierten am 2. Mai 1945. Am 8. Mai 1945 (VE-Day) trat die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht in Kraft; der Krieg in Europa war damit beendet. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges stieg die Sowjetunion neben den USA in den Rang einer Supermacht auf.

    Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 erklärten die USA dem Kaiserreich Japan den Krieg; der Konflikt wurde zum Weltkrieg, als Hitler am 11. Dezember 1941 den USA den Krieg erklärte, obwohl er dazu nach dem Dreimächtepakt nicht verpflichtet war. Die UdSSR blieb gemäß dem Neutralitätspakt vom 13. April 1941 gegenüber Japan vorerst neutral. Auf der Arcadia-Konferenz (Dezember 1941–Januar 1942) wurde der Schwerpunkt der US-amerikanischen und britischen Kriegsanstrengungen auf die Bekämpfung des Deutschen Reichs gelegt. Die US-Rüstungsindustrie baute in Rekordzeit neue Schiffe für die Pazifikflotte der United States Navy, die ab Mitte 1942 in kombinierten See-Luftschlachten der japanischen Marine schwere Verluste zufügen konnte. Japanische Truppen hatten bis dahin Hongkong, Britisch-Malaya, die Philippinen, Teile Burmas, Niederländisch-Indien und Teile von Neuguinea erobert. Der nördliche Teil Indochinas und der südliche Teil wurden im September 1940 und im Juli 1941 besetzt. Thailand wurde von Indochina aus besetzt und zur Kriegserklärung an die USA gezwungen. Die Schlacht um Midway (Anfang Juni 1942), in der die japanische Marine vier ihrer sechs großen Flugzeugträger verlor, brach die japanische Überlegenheit im See-Luft-Krieg und bewirkte die Wende im Pazifikkrieg. Bis 1945 kämpften sich die US-Truppen im Zuge des sogenannten Island Hopping immer näher an die vier Hauptinseln Japans heran, wobei große Teile Südostasiens weiter von japanischen Truppen besetzt blieben. Von Tinian aus starteten die beiden Bomber, die im August 1945 je eine Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki abwarfen. Am 2. September 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der Kapitulation Japans.

    Der Zweite Weltkrieg veränderte grundlegend die politischen und sozialen Strukturen der Welt. Die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) wurde gegründet, deren ständige Mitglieder im Sicherheitsrat die Hauptsiegermächte des Zweiten Weltkriegs wurden: USA, Sowjetunion, China, Großbritannien und Frankreich. Die USA und die Sowjetunion wurden zu Supermächten, deren Rivalität zum Kalten Krieg und zu neuen Wikipedia:Militärbündnissen führte. Die europäischen Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich verloren ihre Großmachtstellung, und die meisten ihrer afrikanischen und asiatischen Kolonien wurden unabhängig. „Erst mit dem Fall der Mauer 1989 und dem Ende des Kalten Krieges ging die vom Zweiten Weltkrieg […] geprägte Phase der Geschichte zu Ende.“[2]

    Zu weiteren Themen siehe auch

    Siehe auch

    Literatur

    • Antony Beevor: Der Zweite Weltkrieg. Bertelsmann, München 2014, ISBN 978-3-570-10065-3. (Originalausgabe: The Second World War. W & N, London 2012.)
    • Der Große Ploetz. Die Enzyklopädie der Weltgeschichte. Freiburg im Breisgau 2008. ISBN 978-3-86941-418-8.
    • Henrik Eberle: Hitlers Weltkriege. Wie der Gefreite zum Feldherrn wurde. Hoffmann & Campe, Hamburg 2014, ISBN 978-3-455-50265-7.
    • Jörg Echternkamp: Die 101 wichtigsten Fragen – Der Zweite Weltkrieg. C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-59314-7.
    • Lothar Gruchmann: Der Zweite Weltkrieg. Kriegführung und Politik (dtv-Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts). dtv, München 1985, ISBN 3-423-04010-6.
    • Tsuyoshi Hasegawa: The End of the Pacific War. Stanford University Press, Stanford, California, 2007.
    • Christian Hartmann: Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941–1945. C.H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61226-8.
    • John Keegan: Der Zweite Weltkrieg. Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-87134-511-3.
    • Ian Kershaw: Höllensturz. Europa 1914 bis 1949. DVA, München 2016, ISBN 978-3-421-04722-9.
    • Ian Kershaw: Das Ende. Kampf bis in den Untergang. NS-Deutschland 1944/45. DVA, München 2011, ISBN 978-3-421-05807-2.
    • Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg 1940/41. 2. Auflage, DVA, München 2008, ISBN 978-3-421-05806-5.
    • Alexander Lüdeke: Der Zweite Weltkrieg. Ursachen, Ausbruch, Verlauf, Folgen. Parragon Books, Bath (UK) 2007.
    • Wolfgang Michalka: Der Zweite Weltkrieg. Analysen, Grundzüge, Forschungsbilanz. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, Piper, München [u. a.] 1989, ISBN 3-492-10811-3. (2. Auflage 1990).
    • Militärgeschichtliches Forschungsamt der Bundeswehr: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg (10 Bände). DVA, 1978–2008, DNB 550799079
    • Rolf-Dieter Müller: Der Zweite Weltkrieg (= Handbuch der deutschen Geschichte. Band 21). Klett-Cotta, Stuttgart 2004, ISBN 3-608-60021-3.
    • Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Hitlers Krieg im Osten 1941–1945. Ein Forschungsbericht. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2000, ISBN 3-534-14768-5.
    • Birgit Morgenrath (Hrsg.): Unsere Opfer zählen nicht. Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. Assoziation A, Berlin 2005, ISBN 3-935936-26-5.
    • Sönke Neitzel, Harald Welzer: Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-10-089434-2. („Eine erschreckende Innenansicht des Zweiten Weltkriegs“).
    • Rüdiger Overmans: Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg. 3. Auflage, R. Oldenbourg Verlag, München 2004, ISBN 3-486-20028-3.
    • Richard Overy: Die Wurzeln des Sieges: Warum die Alliierten den Zweiten Weltkrieg gewannen. rororo, Reinbek 2002, ISBN 3-499-61314-X.
    • Richard Overy: Der Bombenkrieg. Europa 1939–1945, deutsch von Hainer Kober. Rowohlt, Berlin 2014, ISBN 978-3-87134-782-5.
    • Michael Schneider: In der Kriegsgesellschaft. Arbeiter und Arbeiterbewegung 1939 bis 1945. J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2014, ISBN 978-3-8012-5038-6.
    • Gerhard Schreiber: Der Zweite Weltkrieg (= Beck'sche Reihe. 2164). 5. Auflage, Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-44764-8.
    • Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Siedler Verlag, 2007, ISBN 978-3-88680-857-1.
    • Gerhard L. Weinberg: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkriegs. DVA, Stuttgart 1995, ISBN 3-421-05000-7.
    • Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens. Die Zeit der Weltkriege 1914–1945. C. H. Beck, München 2011.
    • John Zimmermann: Pflicht zum Untergang. Die deutsche Kriegführung im Westen des Reiches 1944/45. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-76783-7 (Zeitalter der Weltkriege, Band 4).[3]

    Weblinks

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     Wikipedia:Portal: Imperialismus und Weltkriege – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Imperialismus und Weltkriege
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     Wikipedia:Portal: Pazifikkrieg – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Pazifikkrieg

    Einzelnachweise

    1. Südafrikanische, australische, neuseeländische, indische, polnische, brasilianische, marokkanische, algerische und tunesische Truppen waren ebenfalls an Kämpfen in Süd- und Westeuropa beteiligt.
    2. Rolf Fischer: Zweiter Weltkrieg. Köln 2014, S. 297.
    3. Vgl. Wigbert Benz: Rezension zu: Zimmermann, John: Pflicht zum Untergang. Die deutsche Kriegführung im Westen des Reiches 1944/45. Paderborn 2009. In: H-Soz-u-Kult. 5. Februar 2010.
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