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Religion
Wer Wissenschaft und Kunst besitzt, hat auch Religion; wer jene beiden nicht besitzt, der habe Religion. Johann Wolfgang von Goethe, Zahme Xenien IX
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Religion (lat: religio, von religere, "immer wieder lesen", oder religare, "zurückbinden") bedeutet ganz allgemein die Verbindung des Menschen mit einem Göttlichen, mit der geistigen Welt. Die konkreten Religionen systematisch empirisch und historisch zu erforschen ist Aufgabe der Religionswissenschaft.
Entstehung der Religion
„Was der Inhalt der Religion ist, war für die Menschen der atlantischen Zeit eine Tatsache. Ebensowenig wie Sie eine Religion brauchen, um an Rosen, Lilien, Felsen und Bäume zu glauben, ebensowenig brauchte der Atlantier eine Religion, um an Götter zu glauben, denn sie waren für ihn Tatsachen.
Immer mehr verschwanden aber diese Tatsachen. Immer mehr wurde der Inhalt der geistigen Welten zu einer Erinnerung, zum Teil aufbewahrt in Traditionen von dem, was man aus alten Zeiten erzählte, daß es die Vorväter gesehen hätten, zum Teil aufbewahrt in den Sagen und Mythen und in dem, was einzelne, besonders veranlagte hellsehende Menschen davon noch selbst sahen. Vor allem wurde dieser Inhalt der geistigen Welten aber aufbewahrt in dem, was in den Mysterien die Mysterienpriester hüteten. Alles was die Hermespriester in Ägypten, die Priester des Zarathustra in Persien, was die chal- däischen Weisen, was die indischen Nachfolger der heiligen Rishis bewahrten, das war nichts anderes als die Kunst, den Menschen in der Einweihung wieder zum Zeugen dessen zu machen, was die Vormenschheit auf natürliche Weise in ihrer Umgebung gesehen hat. Und je nachdem ein Volk beschaffen war, mit seinen besonderen Befähigungen und Empfindungen, je nach dem Klima, in dem es lebte, wurde dasjenige, was in den Mysterien aufbewahrt wurde, in der Religion des Volkes verbildlicht, da in dieser und dort in jener Religion. Aber die Urweisheit lag allen diesen Religionen zugrunde als die große Einheit derselben. Diese Urweisheit war die gleiche, eine einheitliche, ob sie Pythagoras in seiner Schule pflegte, ob die Hermesschüler in Ägypten, ob die chaldäischen Weisen in Vorderasien, ob Zarathustra in Persien oder die Brahmanen in Indien sie lehrten: überall die gleiche Urweisheit, nur abgestuft nach den Bedürfnissen und nach den besonderen Verhältnissen in den Volksreligionen, wie sie uns in den einzelnen Gegenden entgegentreten. Da sehen wir das Werden der religiösen Kultur.
Was ist also diese religiöse Kultur? Religiöse Kultur ist die eben geschilderte Art der Vermittlung der geistigen Welten für diejenige Menschheit, die nicht mehr die Fähigkeit hat, mit eigenen Wahrnehmungswerkzeugen diese geistige Welt zu erleben. Religion wurde die Kunde, die Botschaft von der geistigen Welt für alle diejenigen, die nicht mehr die geistige Welt als Tatsache erleben konnten. So breitete sich das geistige Leben als Kultur in religiöser Form über das Erdenrund aus. Es lebte so in den verschiedenen Kulturperioden, von der altindischen, altpersischen, ägyptisch-chaldäischen, griechisch-lateinischen Epoche bis in unsere Zeiten.“ (Lit.: GA 102, S. 128f)
Die Zukunft der Religion
In der Zukunft wird sich laut Rudolf Steiner eine freie Religiosität entwickeln, in der es keinen Religionszwang, keine besonderen Bekenntnisse und Kirchen mehr geben wird, sondern wo die Begegnung von Mensch zu Mensch selbst eine religiöse, ja sakramentale Handlung sein wird. Aufgabe der heutigen Glaubensgemeinschaften, wenn sie sich recht verstehen, kann es nur sein, den Weg zu diesem Ziel zu bereiten - und sich damit letztendlich überflüssig zu machen. Damit dieses Ziel in der nächsten Kulturepoche für die ganze strebende Menschheit erreicht werden kann, müssen dazu bereits heute entschiedene Schritte getan werden.
„Alle freie Religiosität, die sich in der Zukunft innerhalb der Menschheit entwickeln wird, wird darauf beruhen, daß in jedem Menschen das Ebenbild der Gottheit wirklich in unmittelbarer Lebenspraxis, nicht bloß in der Theorie, anerkannt werde. Dann wird es keinen Religionszwang geben können, dann wird es keinen Religionszwang zu geben brauchen, denn dann wird die Begegnung jedes Menschen mit jedem Menschen von vornherein eine religiöse Handlung, ein Sakrament sein, und niemand wird durch eine besondere Kirche, die äußere Einrichtungen auf dem physischen Plan hat, nötig haben, das religiöse Leben aufrechtzuerhalten. Die Kirche kann, wenn sie sich selber richtig versteht, nur die eine Absicht haben, sich unnötig zu machen auf dem physischen Plane, indem das ganze Leben zum Ausdruck des Übersinnlichen gemacht wird.“ (Lit.: GA 182, S. 145f)
„Nun können wir fragen: Wenn aber die Religion aufgehen wird in der Erkenntnis, wenn dem Menschen nicht mehr nach der alten Form Religion gegeben sein wird, daß er bloß dem Glauben nach auf die Weisheit hingewiesen sein wird, welche die Evolution leitet, wird dann auch das Christentum nicht mehr sein? Keine andere Religion wird sein, die auf bloßen Glauben gebaut ist. Das Christentum wird bleiben, denn das Christentum ist zwar in seinem Anfang Religion gewesen, aber das Christentum ist größer als alle Religion! Das ist die Rosenkreuzerweisheit. Umfassender war das religiöse Prinzip des Christentums in seinem Anfänge als das religiöse Prinzip aller anderen Religionen. Aber das Christentum ist noch größer als das religiöse Prinzip selbst. Wenn die Glaubenshüllen fortfallen werden, wird es Weisheitsform sein. Es kann ganz und gar die Glaubenshüllen abstreifen und Weisheitsreligion werden, und dazu wird Geisteswissenschaft helfen, die Menschen vorzubereiten. Die Menschen werden ohne die alten Religions- und Glaubensformen leben können, aber sie werden nicht leben können ohne das Christentum; denn das Christentum ist größer als alle Religion. Das Christentum ist dazu da, alle Religionsformen zu sprengen, und das, was als Christentum die Menschen erfüllt, das wird noch sein, wenn die Menschenseelen hinausgewachsen sind über alles bloße religiöse Leben.“ (Lit.: GA 102, S. 115f)
Siehe auch
- Kategorie:Religion - Artikel in der deutschen Wikipedia
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Literatur
- Gustav Mensching: Leben und Legende der Religionsstifter. Moses, Jesus, Mohammed, Zarathustra, Buddha, Konfuzius, Laotse. Holle, Darmstadt 1955
- Hans-Joachim Schoeps: Die großen Religionsstifter und ihre Lehren. List, München 1967
- Peter Antes (Hrsg.): Große Religionsstifter. Zarathustra, Mose, Jesus, Mani, Muhammad, Nanak, Buddha, Konfuzius, Lao Zi. Beck, München 2001, ISBN 3-8289-4887-1
- Edouard Schuré, Marie Steiner (Übers.): Die großen Eingeweihten, Anaconda Verlag 2006, ISBN 978-3866470279
- Walter Vogel: Die Religionsstifter. Marix, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-86539-937-3
- Monika und Udo Tworuschka: Die großen Religionsstifter. Buddha, Jesus und Muhammad – ein Vergleich. Metzler, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-476-04776-2
- Rudolf Steiner: Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen, GA 102 (2001), ISBN 3-7274-1020-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Der Tod als Lebenswandlung, GA 182 (1996), ISBN 3-7274-1820-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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