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Wassily Kandinsky

Aus AnthroWiki
Wassily Kandinsky, um 1913
Murnau, Dorfstraße (1908)
Das Jüngste Gericht/Komposition V (1911)
Improvisation 26 (1912)
Composition VI (1913)
Komposition VIII (1923)
Originalausgabe, 1911
Bauhausbücher Band 9, München 1926

Wassily Kandinsky (russisch Васий Васильевич Кандинский, Wassili Wassiljewitsch Kandinski, wiss. Transliteration Vasilij Vasil'evič Kandinskij ; * 4. Dezember 1866 in Moskau; † 13. Dezember 1944 in Neuilly-sur-Seine, Frankreich) war ein russischer Maler, Graphiker und Kunsttheoretiker.

Leben

Kandinsky war ein Künstler des Expressionismus und vor allem der abstrakten Kunst. Er absolvierte sein Studium der Rechtswissenschaften und Nationalökonomie in Moskau und war danach Dozent an der Moskauer Universität.

1896 zog er nach München und studierte dort zuerst an einer privaten Kunstschule, danach an der Kunstakademie München.

1889 unternahm er eine Expedition in das nördliche Ural, um dort das Rechtssystem der Syränen zu studieren. Ihn faszinierten die mythischen, abstrakten Bemalungen der Trommeln dieses Urvolkes. Der Einfluss dieser Eindrücke ist in Kandinskys Frühwerk deutlich zu erkennen.

1906 bis 1907 lebte er in der französischen Stadt Sèvres, wo er sich dem Expressionismus zuwandte. 1908 lebte er im bayerischen Murnau und schuf zahlreiche Landschaftsgemälde, in diesem Jahr lernte er auch Rudolf Steiner kennen, dessen damalige Theosophie und spätere Anthroposophie sein späteres Schaffen inspirierte und beeinflusste und ihm zur ideologischen Grundlage wurde. Kandinsky war Mitbegründer der Künstlergruppe "Phalanx" und begegnete dort seiner Lebensgefährtin Gabriele Münter.

1909 gründete er zusammen mit ihr, Alexej von Jawlensky, Adolf Erbslöh, Marianne von Werefkin, Alexander Kanoldt, Wladimir von Bechtejeff, Karl Hofer und Alfred Kubin die Neue Künstlervereinigung München. In dieser Vereinigung, die sich das Ziel gesetzt hatte, „Kunstausstellungen in Deutschland, wie im Ausland zu veranstalten“, fungierte er zunächst als Vorsitzender. Innerhalb dieses Kreises kam es zu drei bedeutenden Gemeinschaftsausstellungen in der Modernen Galerie Thannhauser München. In diese Zeit fällt auch seine Entwicklung hin zur abstrakten Malerei. Als bei der dritten Ausstellung der "Neuen Künstlervereinigung" die Jury Kandinskys fast vollständig abstrakte "Komposition V" ablehnte, traten er, Franz Marc, Gabriele Münter und Alfred Kubin aus der Künstlervereinigung aus. Am 18. Dezember 1911 eröffneten Kandinsky und Franz Marc die erste Ausstellung der neu gegründeten Künstlervereinigung "Blauer Reiter" in der Galerie Thannhauser in München. Begleitend zur Ausstellung brachten beide 1912 den gleichnamigen Almanach "Blauer Reiter" heraus.

1911 erschien Kandinskys einflussreiche kunsttheoretische Schrift Über das Geistige in der Kunst. Die hier zusammengetragenen Gedanken gingen von der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners aus und waren für die weitere Entwicklung der abstrakten Malerei von grundlegender Bedeutung.

„Unsere Seele, die nach der langen materialistischen Periode erst im Anfang des Erwachens ist, birgt in sich Keime der Verzweiflung des Nichtglaubens, des Ziel- und Zwecklosen. Der ganze Alpdruck der materialistischen Anschauungen, welche aus dem Leben des Weltalls ein böses zweckloses Spiel gemacht haben, ist noch nicht vorbei. Die erwachende Seele ist noch stark unter dem Eindruck dieses Alpdruckes. Nur ein schwaches Licht dämmert wie ein einziges Pünktchen in einem enormen Kreis des Schwarzen. Dieses schwache Licht ist bloß eine Ahnung, welches zu sehen die Seele keinen vollen Mut hat, im Zweifel, ob nicht dieses Licht - der Traum ist, und der Kreis des Schwarzen - die Wirklichkeit.“

Wassily Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst, Einleitung

Kandinsky selbst begann seine Werken ab 1911 allerdings wieder nach einer gewissen Ordnung aufzubauen, wobei sie jedoch grundlegend abstrakt blieben.

Von 1914 bis 1921 lebte er in Russland und ging u.a. einer Tätigkeit als Professor in den "Freien staatlichen Kunstwerkstätten" und in anderen staatlichen Institutionen nach. Er heiratete Nina Andreewsky (11. Februar 1917). 1920 starb sein Sohn Vsevodod.

1922 bis 1933 war Kandinsky als Lehrer am Bauhaus in Weimar, Dessau und Berlin tätig. In dieser Zeit setzten sich endgültig die geometrischen Strukturen in seinen Bildern durch.

1924 gründete er mit Lyonel Feininger, Paul Klee und Alexej von Jawlensky die Künstlergruppe "Die Blauen Vier". 1926 erschien seine theoretische Schrift "Punkt und Linie zu Fläche".

1928 erwarb er die deutsche Staatsbürgerschaft. Mit der Schließung des Bauhauses 1933 verließ er Deutschland und ging nach Frankreich. 1937 wurden seine Bilder von den Nazis in der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt und 57 seiner Werke in deutschen Museen beschlagnahmt. 1939 erwarb Kandinsky die französische Staatsbürgerschaft. 1944 starb er in Neuilly-sur-Seine bei Paris.

Werk

Kandinsky war ein Synästhet, empfand also Farben nicht nur als optische, sondern z. B. auch als akustische Reize und umgekehrt. Er ordnete den Farben Klänge, Gerüche, Formen usw. zu. So empfand er gelb als eine "spitze" Farbe, die sich in Verbindung mit der spitzen Form des Dreieckes steigere.

Daher versuchte er Bilder zu malen, wie man Musik komponiert; er sprach von "Farbklängen" und verglich die Harmonie von Farben mit der Harmonie von Klängen.

Kandinsky sah auch die Gefahren für die abstrakte Kunst und schrieb, dass die Schönheit der Farbe und der Form kein genügendes Ziel der Kunst wären.

Bilder

Die größte Sammlung von Werken Kandinskys befindet sich mit über 150 Arbeiten im Guggenheim-Museum New York.

Schriften

  • Wassily Kandinsky: Über die Gesetzmäßigkeit der Arbeiterlöhne, 1893 (Dissertation).
  • Wassily Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst. Insbesondere in der Malerei. Originalausgabe von 1911 bei R. Piper, München (3. Aufl. 1912, online bei uni-heidelberg.de). Revidierte Neuauflage, Benteli Verlag, Bern 2004, ISBN 3-7165-1326-1.
  • Wassily Kandinsky/Franz Marc: Der Blaue Reiter. Originalausgabe von 1912. Piper Verlag, München 2004, ISBN 3-492-24121-2 (vollständiger, unveränderter Originaltext mit sämtlichen Abbildungen und dokumentarischem Anhang, bearbeitet von Klaus Lankheit).
  • Wassily Kandinsky: Klänge, mit 12 Farbholzschnitten und 44 Schwarz-Weiß-Holzschnitten. R. Piper, München, 1913.
  • Wassily Kandinsky: Punkt und Linie zu Fläche. Beitrag zur Analyse der malerischen Elemente. Bauhausbücher Nr. 9, München 1926. (online). 8. Auflage, Benteli, Bern 2002, ISBN 3-7165-0182-4.
  • Wassily Kandinsky: Unterricht am Bauhaus. Vorträge, Seminare, Übungen 1923–1933. Hrsg. von Angelika Weißbach. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-7861-2724-6.

Weblinks

Commons: Wassily Kandinsky – Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Detail. Abgerufen am 29. April 2019.
  2. www.kandinskywassily.de.
  3. Erben wollen „Das bunte Leben“ zurück. FAZ.net, 4. März 2017.
  4. Detail. Abgerufen am 29. April 2019.
  5. Detail. Abgerufen am 29. April 2019.
  6. Detail. Abgerufen am 29. April 2019.
  7. Ulli Schuster: Was ist Abstrakt?, kunstlinks.de, abgerufen am 21. Februar 2015.
  8. Detail. Abgerufen am 29. April 2019.
  9. Detail. Abgerufen am 29. April 2019.
  10.  Anette Hipp: Schutz von Kulturgütern in Deutschland. Walter de Gruyter, 2001, ISBN 978-3110908176, S. 172 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Wassily Kandinsky aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.