Ethischer Individualismus

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Der ethische Individualismus, dessen philosophische Grundlagen Rudolf Steiner schon in seinem 1894[1] veröffentlichten philosophischen Hauptwerk, der Philosophie der Freiheit, ausführlich besprochen hat, soll nach und nach die auf bloß traditionell überlieferte Wertvorstellungen und moralische Pflichten gegründete Ethik durch eine wahrhaft freie Sittlichkeit zur sittlichen Autonomie erweitern und später ganz ersetzen. Der ethische Individualismus gründet sich auf die individuelle Fähigkeit des Menschen, geistig-moralische Inhalte und Werte durch moralische Intuition autonom in einer gegebenen Situation frei und unabhängig von überlieferten Moralprinzipien zu erfassen bzw. neu schöpferisch hervorzubringen.

"Der bloße Pflichtbegriff schließt die Freiheit aus, weil er das Individuelle nicht anerkennen will, sondern Unterwerfung des letztern unter eine allgemeine Norm fordert. Die Freiheit des Handelns ist nur denkbar vom Standpunkte des ethischen Individualismus aus." (Lit.: GA 4, S. 165)

"Wenn Kant von der Pflicht sagt: «Pflicht! du erhabener, großer Name, der du nichts Beliebtes, was Einschmeichelung bei sich führt, in dir fassest, sondern Unterwerfung verlangst», der du «ein Gesetz aufstellst..., vor dem alle Neigungen verstummen, wenn sie gleich in Geheim ihm entgegenwirken», so erwidert der Mensch aus dem Bewußtsein des freien Geistes: «Freiheit! du freundlicher, menschlicher Name, der du alles sittlich Beliebte, was mein Menschentum am meisten würdigt, in dir fassest, und mich zu niemandes Diener machst, der du nicht bloß ein Gesetz aufstellst, sondern abwartest, was meine sittliche Liebe selbst als Gesetz erkennen wird, weil sie jedem nur auf erzwungenen Gesetze gegenüber sich unfrei fühlt.»

Das ist der Gegensatz von bloß gesetzmäßiger und freier Sittlichkeit." (Lit.: GA 4, S. 170f)

Siehe auch

Literatur

Einzelanchweise

  1. Fertiggestellt wurde die «Philosophie der Freiheit» schon zu Michaeli 1893.