Christian Morgenstern

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Christian Morgenstern

Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern (* 6. Mai 1871 in München; † 31. März 1914 in Meran) war ein deutscher Dichter und Schriftsteller.

Leben

1881 starb seine Mutter Charlotte an einem Lungenleiden, das er von ihr erben und das sein Leben mit einer langen Folge von Sanatoriumsaufenthalten überschatten sollte. Nachdem der Vater, ein Landschaftsmaler, 1883 an die Breslauer Kunstschule berufen worden war, besuchte Christian dort das Maria-Magdalenen-Gymnasium. Aus dieser Zeit stammt die lebenslange enge Freundschaft zu Friedrich Kayssler. Ab 1903 war er literarischer Lektor im Verlag von Bruno Cassirer, mit dem er freundschaftlich verbunden war. Er heiratete 1910 Margareta Gosebruch von Liechtenstern. Im selben Jahr begann auch seine Zusammenarbeit mit dem Verleger Reinhard Piper, die bis zu seinem Lebensende anhielt. Christian Morgenstern hatte vorher mit vier anderen Verlegern zusammengearbeitet, aber eine dauerhafte Geschäftsverbindung war nicht zu Stande gekommen. Es waren diese:

Im Januar 1909 lernte er Rudolf Steiner kennen, mit dem ihn fortan eine enge Freundschaft verband und trat im selben Jahr der von diesem geführten Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft bei. Bei der folgenden Spaltung dieser Organisation, 1912/1913, blieb er auf Seiten Steiners und wurde Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft[1]. Er litt zeitlebens an einem Lungenleiden, woran er auch starb. Nach dem Tod des Dichters gab seine Witwe zahlreiche seiner Werke heraus, die sie teilweise neu ordnete und mit bisher unveröffentlichten Teilen des Nachlasses ergänzte.

Morgensterns komische Lyrik begeistert noch heute. Besonders in der Gedichtsammlung Galgenlieder entfaltet Morgenstern seinen liebenswürdigen, manchmal aber auch scharfsinnigen Sprachwitz:

„Wie singt im nahen Röhricht die Unke gar so töricht!“

Sein wohl bekanntestes Gedicht ist Die unmögliche Tatsache. Der Schluss wurde zu einem geflügelten Wort: „[…] weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann was nicht sein darf.“

Sein Nasobem inspirierte den Zoologen Gerolf Steiner zur Schöpfung der (fiktiven) Ordnung der Rhinogradentia, ein wissenschaftlich-satirischer Scherz, der sich international verbreitete und noch heute ausgebaut wird.

Christian Morgenstern übersetzte auch zahlreiche Werke von Henrik Ibsen, Knut Hamsun und Bjørnstjerne Bjørnson.

Morgenstern'sche Gedichte wurden von vielen Komponisten vertont. Zu nennen wären Yrjö Kilpinen, Paul Graener, Paul Hindemith, Friedrich Gulda und Wilfried Hiller. Eine umfassende Übersicht ist im Digitalen-Christian-Morgenstern-Archiv (siehe Weblinks) zu finden.

Die zur Wahrheit wandern...

Die zur Wahrheit wandern,
wandern allein,
keiner kann dem andern
Wegbruder sein.

Eine Spanne gehn wir,
scheintes, im Chor...
bis zuletzt sich, sehn wir,
jeder verlor.

Selbst der Liebste ringet
irgendwo fern;
doch wer's ganz vollbringet,
siegt sich zum Stern,

schafft, sein selbst Durchchrister,
Neugottesgrund -
und ihn grüßt Geschwister
Ewiger Bund.

(aus: Wir fanden einen Pfad, R. Piper & Co. Verlag, München 1920, S. 18)

Werke

Zu Lebzeiten Morgensterns erschienen

  • 1895 – In Phanta's Schloss. Berlin: R.Taendler Verlag.
  • 1897 – Auf vielen Wegen. Berlin: Schuster & Loeffler
  • 1897 – Horatius travestitus. Berlin: Schuster & Loeffler
  • 1898 – Ich und die Welt. Berlin: Schuster & Loeffler
  • 1900 – Ein Sommer. Berlin: Fischer
  • 1902 – Und aber ründet sich ein Kranz. Berlin: Fischer
  • 1905 – Galgenlieder. Berlin: Cassirer
  • 1906 – Melancholie. Berlin: Cassirer (Rechte gingen später an den Insel-Verlag)
  • 1908 – Osterbuch. Berlin: Cassirer
  • 1910 – Palmström. Berlin: Cassirer
  • 1910 – Einkehr. München: R.Piper
  • 1911 – Ich und du. München: R.Piper
  • 1914 – Wir fanden einen Pfad

Aus dem Nachlass ergänzte, erweiterte oder veränderte Ausgaben

  • 1916 – Palma Kunkel. Berlin: Cassirer
  • 1918 – Stufen. München: R.Piper
  • 1919 – Der Gingganz. Berlin: Cassirer
  • 1919 – Epigramme und Sprüche. München: R.Piper
  • 1920 – Der Melderbaum. Berlin: Meyer
  • 1921 – Über die Galgenlieder. Berlin: Cassirer
  • 1921 – Klein Irmchen. Berlin: Cassirer (Rechte gingen später an den Insel-Verlag)
  • 1927 – Mensch Wanderer. München: R.Piper
  • 1928 – Die Schallmühle. München: R.Piper
  • 1938 – Böhmischer Jahrmarkt (neue vermehrte und veränderte Ausgabe der „Schallmühle“). München: R.Piper
  • 1941 – Klaus Burrmann, der Tierweltphotograph. Oldenburg: Stalling
  • 1941 – Das aufgeklärte Mondschaf. Achtundzwanzig Galgenlieder und deren gemeinverständliche Deutung durch Jeremias Mueller, Dr. phil. Leipzig: Insel Verlag
  • 1943 – Liebe Sonne, liebe Erde. Ein Kinderliederbuch. Oldenburg: Ndt. Verlagshaus
  • 1950 – Egon und Emilie. Neuausgabe der Grotesken und Parodien. München: R.Piper
  • 1951 – Sausebrand und Mausbarbier. Oldenburg: Stalling
  • 1952 – Christian Morgenstern. Ein Leben in Briefen
  • 1962 – Alles um des Menschen Willen. Gesammelte Briefe

Vollständige Werkausgabe

Neben den Werken, die Morgenstern selbst zusammengestellt hat und den Werken die vor allem durch seine Frau Margareta Morgenstern aus dem Nachlass herausgegeben wurden, existiert mit der Stuttgarter Ausgabe des Verlages Urachhaus erstmals eine wissenschaftlich aufbereitete „Kommentierte Werkausgabe“.

Literatur

  • Bauer, Michael [vollendet von Margareta Morgenstern und Rudolf Meyer] (1933) Christian Morgensterns Leben und Werk. München: R. Piper & Co Verlag
  • Reinhard Piper (1978) Erinnerungen an meine Zusammenarbeit mit Christian Morgenstern. München und Zürich: R. Piper & Co Verlag

Weblinks

Commons: Christian Morgenstern - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikisource: Christian Morgenstern – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Becker, Kurt E.: Anthroposophie - Revolution von innen, Leitlinien im Denken Rudolf Steiners. Fischer, Frankfurt am Main 1984; ISBN 3-596-23336-4; Seite 73 sowie [1] (Zugriff am 2. Februar 2006)
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