Deutschland

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Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Bundesstaat in Mitteleuropa. Er besteht aus 16 Ländern und ist als freiheitlich-demokratischer und sozialer Rechtsstaat verfasst. Die Bundesrepublik Deutschland stellt die jüngste Ausprägung des deutschen Nationalstaates dar. Mit rund 82,8 Millionen Einwohnern (31. Dezember 2016) zählt Deutschland zu den dicht besiedelten Flächenstaaten.

Allgemeines

An Deutschland grenzen neun Staaten, im Norden die Gewässer der Nord- und Ostsee und im Süden das Bergland der Alpen. Es liegt in der gemäßigten Klimazone und verfügt über viele National- und Naturparks. Bundeshauptstadt sowie bevölkerungsreichste deutsche Stadt ist Berlin. Weitere Metropolen sind Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf; größter Ballungsraum ist das Ruhrgebiet. Deutschland gilt international als das Land mit der zweithöchsten Zahl von Einwanderern nach den Vereinigten Staaten (Stand 2015). Seine Bevölkerung ist die zweitälteste und hat mit 1,47 Kindern pro Frau (2014) eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt.

Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands sind etwa 500.000 Jahre alte frühe Siedlungen durch Funde des Homo heidelbergensis, des Neandertalers sowie einiger der ältesten Kunstwerke der Menschheit aus der Altsteinzeit nachgewiesen. Seit der Antike ist die lateinische Bezeichnung Germania für das Siedlungsgebiet der Germanen bekannt, seit dem 4. Jahrhundert ist der Begriff deutsch in althochdeutscher Form belegt. Das ab dem 10. Jahrhundert bestehende Heilige Römische Reich, das aus vielen Herrschaftsgebieten bestand, war wie der 1815 ins Leben gerufene Deutsche Bund ein Vorläufer des deutschen Nationalstaates, des 1871 gegründeten Deutschen Reichs, das sich rasch vom Agrar- zum Industriestaat entwickelte.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es 1918 zur Bildung der demokratischen Weimarer Republik. Die nationalsozialistische Diktatur ab 1933 mit politischer und rassistischer Verfolgung und der Ermordung von sechs Millionen Juden begann den verheerenden Zweiten Weltkrieg, der 1945 in Deutschlands Niederlage endete. Das von den Siegermächten besetzte Land wurde 1949 geteilt. Der Gründung der Bundesrepublik als demokratischer westdeutscher Teilstaat mit Westbindung am 24. Mai 1949 folgte die Gründung der sozialistischen DDR am 7. Oktober 1949 als ostdeutscher Teilstaat unter sowjetischer Hegemonie. Die innerdeutsche Grenze war nach dem Mauerbau 1961 abgeriegelt. Nach der friedlichen Revolution in der DDR 1989 folgte die Lösung der deutschen Frage durch die Wiedervereinigung beider Landesteile am 3. Oktober 1990.

Deutschland ist Gründungsmitglied der Europäischen Union sowie deren bevölkerungsreichstes Land. Mit 18 anderen EU-Mitgliedstaaten bildet es eine Währungsunion, die Eurozone. Es ist Mitglied der UN, der OECD, der OSZE, der NATO, der G7, derG20 und des Europarates. Die Bundesrepublik Deutschland gilt als einer der politisch einflussreichsten Staaten Europas und ist ein gesuchtes Partnerland auf globaler Ebene.[1]

Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist das marktwirtschaftlich organisierte Deutschland die größte Volkswirtschaft Europas und die viertgrößte der Welt. Im Jahr 2015 war es die drittgrößte Export- und Import­nation. Aufgrund der Rohstoffarmut und der Automatisierung der Industrie entwickelt sich das Land, das auf die Qualität seines Bildungssystems angewiesen ist, zunehmend zur Informations- und Wissensgesellschaft. Gemäß dem Index der menschlichen Entwicklung zählt Deutschland zu den sehr hoch entwickelten Ländern.[2]

Die deutsche Sprache ist die meistgesprochene Muttersprache, daneben gibt es Dänisch, Friesisch, Sorbisch und Romanes als anerkannte Minderheitensprachen. Darüber hinaus leben mehrere Millionen Migranten und deren Nachfahren in Deutschland, die oftmals sogenannte Gastarbeitersprachen – vor allem türk., ital. und Vorlage:ShS – als Muttersprache verwenden. Zur Kultur Deutschlands zählen das UNESCO-Welterbe in Deutschland sowie Kulturdenkmale und Altstädte.

Deutsch und Deutschland

Physische
Karte
Lage Deutschlands
in Europa

Die etymologischen Vorformen von deutsch bedeuteten ursprünglich „zum Volk gehörig“, wobei das Adjektiv zunächst die Dialekte des kontinental-westgermanischen Dialektkontinuums bezeichnete. Die Bezeichnung Deutschland wird seit dem 15. Jahrhundert verwendet, ist in einzelnen Schriftstücken aber schon früher bezeugt; in der [Wikipedia:Goldene Bulle (Frankfurter Übersetzung)|Frankfurter Übersetzung]] der Goldenen Bulle (um 1365) heißt es Dutschelant. Davor sind nur Wortfügungen des Attributs deutsch mit Land belegt, beispielsweise in der unbestimmten Singularform „ein deutsches Land“ oder der bestimmten Pluralform „die deutschen Länder“, nicht aber in der bestimmten Singularform „das deutsche Land“. Gemeint waren Länder mit einer Führungsschicht, die sich auf den politischen Herrschaftsanspruch des (Ost-)Fränkischen, ab dem 10. Jahrhundert des Heiligen Römischen Reiches bezog. Die Bezeichnung wurde damit vor allem für (vor-)staatliche Gebilde im deutschen Sprach- oder Herrschaftsgebiet verwendet, das über Jahrhunderte große Veränderungen erlebte.

Das Heilige Römische Reich, ursprünglich nur als „Reich“ (lat. Imperium) bezeichnet, erhielt mehrere Namenszusätze: „Heilig“ seit Mitte des 12. Jahrhunderts, „Römisch“ seit Mitte des 13. Jahrhunderts und seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert „Deutscher Nation“ (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation). Nach dessen Ende 1806 wurde ein deutscher Nationalstaat, das Deutsche Reich, 1871 gebildet, das in unterschiedlichen Staatsformen in die heutige Bundesrepublik Deutschland übergegangen ist (siehe Rechtslage Deutschlands nach 1945). Da eine Fortführung des Staatsnamens Deutsches Reich im Parlamentarischen Rat wegen seines „aggressiven Akzents“ abgelehnt wurde, wurde Deutschland als Staatsname in der damals konstituierten „Bundesrepublik Deutschland“ erstmals verwendet; in den Beratungen sagte Theodor Heuss 1948: „Mit dem Wort Deutschland geben wir dem Ganzen ein gewisses Pathos … sentimentaler und nicht machtpolitischer Art.“[3] Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) nutzte Deutschland nicht im Staatsnamen, aber als synonyme Bezeichnung für DDR in Art. 1 der Verfassung von 1949. Später verwendete die DDR fast nur noch das Attribut deutsch beziehungsweise den Namenszusatz „… der DDR“ für staatliche Hoheitsbezeichnungen. Mit der deutschen Einheit 1990 konnte Deutschland zur amtlichen Kurzform der Staatsbezeichnung werden.[4]

Zu vielen weiteren Themen siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Uwe Andersen, Wichard Woyke (Hrsg.): Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. 7., aktualisierte Auflage. Springer VS, Heidelberg 2013 (Onlineabfrage der Stichwörter über die bpb).
  • Margarete Graf: Schnellkurs Deutschland. DuMont, Köln 2007, ISBN 978-3-8321-7760-7.
  • Neil MacGregor: Deutschland. Erinnerungen einer Nation. C.H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-67920-9.
  • Enzyklopädie deutscher Geschichte. Hrsg. von Lothar Gall. In Verbindung mit Peter Blickle, Elisabeth Fehrenbach, Johannes Fried, Klaus Hildebrand, Karl Heinrich Kaufhold, Horst Möller, Otto Gerhard Oexle, Klaus Tenfelde. R. Oldenbourg Verlag, München 1988 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Kundnani: Germany as a Geo-economic Power (PDF; 267 kB), Center for Strategic and International Studies, 2011. Abgerufen am 20. Juni 2013.
  2.  Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP): Bericht über die menschliche Entwicklung 2015. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin, S. 246 (http://hdr.undp.org/sites/default/files/hdr_2015_web.pdf).
  3. Eberhard Pikart, Wolfram Werner (Bearb.): Der Parlamentarische Rat 1948–1949. Akten und Protokolle. Band 5/I: Ausschuß für Grundsatzfragen. Harald Boldt, Boppard am Rhein 1993, S. 239 (Siebente Sitzung, 6. Oktober 1948).
  4. Siehe die Mitteilung der Bundesregierung an den Generalsekretär der Vereinten Nationen vom 3. Oktober 1990, dass die Bundesrepublik Deutschland ab diesem Zeitpunkt im Rahmen der UN unter dem Namen ‚Deutschland‘ auftreten werde; Multilateral Treaties Deposited with the Secretary General 1996, S. 9, Anm. 13.
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