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Bernard Nieuwentijt

Bernard Nieuwentijt (* 10. August 1654 in West-Graftdijk; † 30. Mai 1718 in Purmerend) war ein niederländischer Philosoph und Mathematiker.
Leben und Wirken
Bernards Vater Emmanuel Nieuwentijt war Pfarrer in Westgraftdijk und erwartete von seinem Sohn, dass er in den geistlichen Dienst geht. Es ist unklar, ob Bernard Nieuwentijt sich zunächst in Leiden für Theologie einschrieb, aber er fand sicher schnell zur Medizin. Später im selben Jahr schrieb er sich auch in Utrecht für Medizin ein, und bereits 1676 erwarb er seinen Doktortitel. Besonderes Interesse zeigte er auch für Mathematik, Naturphilosophie und Chemie.
Als Student wurde Nieuwentijt zum Cartesianismus bekehrt. Seine medizinische Dissertation war eine cartesianische, mechanistische Darstellung der Funktionsweise des Körpers mit eklektischen Anleihen bei anderen Traditionen wie der Iatrochemie. Schon wenig später war Nieuwentijt vom Cartesianismus enttäuscht, zum einen, weil er in ihm einen Weg zum Atheismus sah, und zum anderen, weil er sich gegen seinen Rationalismus auflehnte und einen streng empirischen, experimentellen Ansatz in der Wissenschaft vertrat. Er war einer der ersten Befürworter der Newtonschen Wissenschaft auf dem Kontinent.
Nach dem Studium der Medizin und Rechtswissenschaften in Leiden (wo er von der Universität verwiesen wurde) und Utrecht ließ sich Nieuwentijt in Westgraftdijk nieder, um als Arzt zu praktizieren. Schon bald zog er in die bedeutendere Nachbarstadt Purmerend, wo er von Anfang an und für den Rest seines Lebens Stadtarzt mit einem Gehalt von 100 Gulden war. Allem Anschein nach florierte die Arztpraxis. Nicht lange nach seiner Ankunft in Purmerend heiratete er die wohlhabende Witwe eines Patriziers. Noch im selben Jahr wurde er zum Mitglied des Stadtrats gewählt; später diente er als Bürgermeister und vertrat die Stadt in den Staaten von Holland.
Nieuwentijt versuchte die Existenz des Göttlichen durch die teleologische Beweisführung zu erreichen. Heftig kritisierte er den Rationalismus und Spinozismus mit wissenschaftsbezogenen methodologischen Argumenten. Seine Ideen beruhen darauf, dass Naturgesetze eine kontingente Geltung haben, d. h., sie sind zwischen einer idealen Wahrheit (die stets hypothetisch bzw. voraussetzungsabhängig ist) und erfahrungsabhängigen Tatsachenwahrheiten verortet. Er kritisiert, unter anderem, auch die Verwendung von unendlich kleinen Größen wie Isaac Newton sie vorgeschlagen hat und die Einführung von höheren Differentialen von Gottfried Wilhelm Leibniz.
Die Werke Het regt gebruik der werelt beschouwingen ter overtuiginge von ongodisten en [...], Amsterdam 1714 (dt.: Erkänntnüss der Weisheist, Macht und Güte des Göttlichen Wesens, aus dem rechten Gebrauch derer Betrachtungen aller irrdischen Dinge dieser Welt, Frankfurt, 1732) und Gronden van zekerheid [...] Amsterdam, 1920 waren im 18. Jhd. sehr einflussreich für die Philosophie der Naturwissenschaften bzw. Mathematik.
1695 veröffentlichte er die erste elementare Einführung in die Analysis (Analysis infinitorum), wobei er systematisch Autoren wie Jan Hudde, John Wallis und Isaac Barrow behandelt, aber die Arbeiten von Gottfried Wilhelm Leibniz damals noch nicht gekannt zu haben scheint. Bald darauf entspann sich ein Streit mit Leibniz und Johann I Bernoulli, in dem er aber unterlag.
Friedrich Christoph Oetinger bezog sich für seinen berühmten Ausspruch «Leiblichkeit ist das Ende der Werke Gottes» in seinem 1776 veröffentlichtem Werk Biblisches und Emblematisches Wörterbuch ausdrücklich auf die 1732 ins Deutsche übersetzte Schrift Nieuwentijts über „Die Erkänntnüss der Weissheit, Macht und Güte des göttlichen Wesens“[1], wo in deren neunundzwanzigster und letzter Betrachtung „von der Möglichkeit der Auferstehung“ gesprochen wird.
Werke
- Considerationes circa analyseos ad quantitates infinite parvae applicatae principiae, et calculi differentialis usum in resolvendis problematibus geometricis, Amsterdam 1694
- Analysis infinitorum seu curvilineorum proprietates ex polygonorum natura deductae, Amsterdam 1695
- Considerationes secundae circa calculi differentialis principia; et responsio ad virum nobilissimum G.G. Leibnitium, Amsterdam 1696
- Het regt gebruik der wereltbeschouwingen, ter overtuiginge van ongodisten en ongelovigen, Amsterdam 1715 (Das Buch erlebte mehrere Auflagen bis 1740 und wurde ins Englische (The religious philosopher, or the right use of contemplating the works of the Creator, 1718), Deutsche und Französische übersetzt)
- Gronden van zekerheid, of de regte betoogwyse der wiskundigen, so in het denkbeeldige als in het zakelijke. Ter wederlegging van Spinosaas denkbeeldig samenstel en ter aanleiding van een sekere sakelyke wysbegeerte, Amsterdam 1720
Literatur
- Hans Freudenthal: Nieuwentijt und der teleologische Gottesbeweis, Synthese 9 (1955), S. 454–464,
- Hans Freudenthal, Dictionary of Scientific Biography, 1974
- Rink Vermiej: Bernard Nieuwentijt and the Leibnizian calculus, in: Studia leibnitiana 21, 1989, S. 69–86.
- Vermiej: Secularisering en natuurwetenschap in de zeventiende en achttiende eeuw: Bernard Nieuwentijt, Amsterdam 1991
- Vermiej (Herausgeber): Bernard Nieuwentijt, Een zekere, zakelijke wijsbegeerte, Baarn 1988
Weblinks
- Bernard Nieuwentijt. Eintrag zu Biografien und Literatur bei der Digitale Bibliotheek voor de Nederlandse Letteren (DBNL)
- Bernard Nieuwentijt, 1654-1718. Biografie in: Klaas van Berkel, Albert van Helden und Lodewijk Palm (Hrsg.): A History of Science in The Netherlands. Brill, Leiden/Boston/Köln 1999, S. 543–545 (englisch, PDF)
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Bernard Nieuwentijt aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |