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Bibliothek:Arabisches Kindheitsevangelium

Aus AnthroWiki
Die Rast auf der Flucht nach Ägypten, Gemälde von Paris Bordone (um 1530). Im Jahr 2015 behauptete die französische Kunsthistorikerin Anne Corneloup, dass es eine bestimmte Episode aus dem syrischen Kindheitsevangelium illustriert[1].

Das Arabische Kindheitsevangelium, auch Syrisches Kindheitsevangelium genannt; ist ein apokryphes Evangelium des neuen Testaments. Es wurde vermutlich auf syrisch verfasst; zwei syrische Handschriften sind erhalten, die inhaltlich sehr ähnlich aufgebaut sind.

Das arabische Kindheitsevangelium lässt sich in drei Teile gliedern: Die Geburt Jesu, Wunder in Ägypten und Wunder des Jesusknaben. Der erste Teil über die Geburt Jesus erinnert stark an das Protevangelium des Jakobus, das hierfür auch die Grundlage gebildet haben dürfte. Vieles von den Kindheitserzählungen stammt jedoch wohl ursprünglich aus dem Kindheitsevangelium nach Thomas und wurde durch die Übersetzung ins Arabische offenbar sogar Mohammed bekannt. Einiges davon - genauer gesagt die wunderbare jungfräuliche Empfängnis und die Geburt - findet sich im Koran wieder.

Das zentrale Thema des arabischen Kindheitsevangeliums ist der Aufenthalt in Ägypten, der zwar in Mt 2,13-15 LUT genannt, dann aber nicht mehr weiter erwähnt wird.

Das arabische Kindheitsevangelium

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, des einen Gottes.

Mit der Hilfe und Gunst des Allerhöchsten beginnen wir, ein Buch über die Wunder unseres Herrn und Meisters und Erlösers Jesus Christus zu schreiben, das Evangelium der Kindheit genannt wird: im Frieden des Herrn. Amen.

1. Was folgt, finden wir im Buch des Hohenpriesters Joseph, der zur Zeit Christi lebte. Manche sagen, er sei Kaiphas. Er hat gesagt, dass Jesus gesprochen hat, und zwar, als er in der Wiege lag, zu Maria, seiner Mutter, gesagt hat: Ich bin Jesus, der Sohn Gottes, der Logos, den du gezeugt hast, wie der Engel Gabriel dir verkündet hat; und mein Vater hat mich gesandt zum Heil der Welt.

2. Im dreihundertneunten Jahr der Ära Alexanders erließ Augustus ein Edikt, dass jeder Mensch an seinem Heimatort eingeschrieben werden sollte. Da machte sich Joseph auf und ging mit Maria, seiner Braut, nach Jerusalem und kam nach Bethlehem, um sich mit seiner Familie in seiner Vaterstadt einschreiben zu lassen. Und als er zu einer Höhle kam, sagte Maria zu Josef, dass die Zeit der Geburt nahe sei und sie nicht in die Stadt gehen könne; sie sagte aber: Lass uns in diese Höhle gehen. Dies geschah bei Sonnenuntergang. Und Joseph ging eilends hinaus, um eine Frau zu holen, die bei ihr sein sollte. Als er nun damit beschäftigt war, sah er eine hebräische alte Frau, die zu Jerusalem gehörte, und sprach: Komm her, meine gute Frau, und geh in diese Höhle, in der eine Frau ist, die ihrer Zeit nahe ist.

3. Als nun die Sonne untergegangen war, kam die alte Frau und Joseph mit ihr zu der Höhle, und sie gingen beide hinein. Und siehe, sie war erfüllt von Lichtern, schöner als der Schein von Lampen und Kerzen und herrlicher als das Licht der Sonne. Das Kind war in Windeln gewickelt und wurde an der Brust der Frau Maria, seiner Mutter, gesäugt, die in einem Stall stand. Und als beide über dieses Licht staunten, fragte die alte Frau die Frau Maria: Bist du die Mutter dieses Kindes? Und als die Frau Maria bejahte, sagte sie: Ihr seid ganz und gar nicht wie die Töchter von Eva. Die Frau Maria sagte: Wie mein Sohn unter den Kindern nicht seinesgleichen hat, so hat auch seine Mutter nicht seinesgleichen unter den Frauen. Die alte Frau erwiderte: Meine Herrin, ich bin gekommen, um Geld zu bekommen; ich bin seit langem von einer Lähmung befallen. Unsere Herrin, die Frau Maria, sagte zu ihr: Lege deine Hände auf das Kind. Und die alte Frau tat dies und wurde sofort geheilt. Dann ging sie hinaus und sagte: Von nun an will ich die Dienerin dieses Kindes sein, solange ich lebe.

4. Da kamen die Hirten; und als sie ein Feuer angezündet hatten und sich sehr freuten, da erschienen ihnen die Heerscharen des Himmels, die Gott, den Allerhöchsten, lobten und priesen. Und während die Hirten dasselbe taten, wurde die Höhle zu dieser Zeit wie ein Tempel der Oberwelt, denn sowohl himmlische als auch irdische Stimmen verherrlichten und priesen Gott wegen der Geburt des Herrn Christus. Und als die alte Hebräerin die Offenbarung dieser Wunder sah, dankte sie Gott und sprach: Ich danke dir, Gott, der Gott Israels, weil meine Augen die Geburt des Erlösers der Welt gesehen haben.

5. Und da die Zeit der Beschneidung, d.h. der achte Tag, nahe war, sollte das Kind nach dem Gesetz beschnitten werden. Darum beschnitt man ihn in der Höhle. Und die alte hebräische Frau nahm das Stück Haut; einige aber sagen, sie habe die Nabelschnur genommen und sie in einen Krug mit altem Nardenöl gelegt. Und sie hatte einen Sohn, der war ein Salbenhändler, und sie gab es ihm und sprach: Sieh zu, dass du diesen Krug mit Narbensalbe nicht verkaufst, auch wenn man dir dreihundert Denare dafür bietet. Und dies ist der Krug, den Maria, die Sünderin, kaufte und auf das Haupt und die Füße unseres Herrn Jesus Christus goss, den sie danach mit den Haaren ihres Hauptes abwischte.[2] Zehn Tage danach brachten sie ihn nach Jerusalem; und am vierzigsten Tag[3] nach seiner Geburt trugen sie ihn in den Tempel und stellten ihn vor den Herrn und opferten ihm nach dem Gebot des mosaischen Gesetzes, das da lautet: Jedes männliche Wesen, das den Mutterschoß öffnet, soll ein Heiliger Gottes genannt werden.

6. Und der alte Simeon sah Ihn leuchten wie eine Lichtsäule, als Maria, seine jungfräuliche Mutter, sich über Ihn freute und Ihn auf ihren Armen trug. Und Engel, die Ihn priesen, standen im Kreis um Ihn herum, wie Leibwächter, die einen König bewachen. Da eilte Simeon zu Maria hinauf, streckte die Hände vor ihr aus und sagte zu Christus, dem Herrn: Nun, mein Herr, lass deinen Knecht in Frieden gehen, wie du es gesagt hast; denn meine Augen haben deine Barmherzigkeit gesehen, die du zum Heil aller Völker bereitet hast, zum Licht für alle Nationen und zur Herrlichkeit für dein Volk Israel. Auch Hanna, eine Prophetin, war dabei; sie trat heran, dankte Gott und nannte die Frau Maria gesegnet.[4]

7. Und es begab sich: Als der Herr Jesus zu Bethlehem in Judäa geboren war, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen aus dem Morgenland nach Jerusalem, wie Zeraduscht vorausgesagt hatte; und sie hatten Geschenke bei sich, Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und sie beteten Ihn an und brachten Ihm ihre Gaben dar. Da nahm die Frau Maria eine der Windeln und schenkte sie ihnen, weil ihre Mittel so gering waren; und sie nahmen sie von ihr mit den größten Ehrenzeichen entgegen. Und in derselben Stunde erschien ihnen ein Engel in Gestalt des Sterns, der sie zuvor auf ihrer Reise geleitet hatte; und sie zogen weiter, seinem Licht folgend, bis sie in ihr Land kamen.[5]

8. Und ihre Könige und Obersten kamen zu ihnen und fragten sie, was sie gesehen oder getan hätten, wie sie gegangen und zurückgekommen wären und was sie mitgebracht hätten. Und sie zeigten ihnen das Wickeltuch, das die Frau Maria ihnen gegeben hatte. Da feierten sie ein Fest und zündeten nach ihrer Sitte ein Feuer an und beteten es an und warfen das Tuch hinein; und das Feuer ergriff es und hüllte es ein. Und als das Feuer erloschen war, nahmen sie das Wickeltuch genau so heraus, wie es vorher gewesen war, gerade so, als hätte das Feuer es nicht berührt. Da fingen sie an, es zu küssen und es auf ihr Haupt und ihre Augen zu legen, indem sie sagten: Dies ist wahrlich die Wahrheit ohne Zweifel. Wahrlich, es ist eine große Sache, dass das Feuer nicht imstande war, es zu verbrennen oder zu zerstören. Dann nahmen sie es und legten es mit größter Ehrerbietung zu ihren Schätzen.

9. Und als Herodes sah, dass die Weisen ihn verlassen hatten und nicht zu ihm zurückkamen, rief er die Priester und die Weisen zu sich und sagte zu ihnen: Zeigt mir, wo Christus geboren werden soll. Und als sie antworteten: In Bethlehem in Judäa. Da dachte er daran, den Herrn Jesus Christus zu töten. Da erschien ein Engel des Herrn dem schlafenden Joseph und sprach: Steh auf, nimm den Knaben und seine Mutter und zieh weg nach Ägypten.[6] Er stand also gegen den Hahnenschrei auf und machte sich auf den Weg.

10. Während er noch darüber nachdachte, wie er seine Reise antreten sollte, kam der Morgen über ihn, nachdem er eine kleine Strecke zurückgelegt hatte. Und nun näherte er sich einer großen Stadt, in der ein Götzenbild stand, dem die anderen Götzen und Götter der Ägypter Geschenke und Gelübde darbrachten. Und vor diesem Götzen stand ein Priester, der ihm diente und der, sooft der Satan aus dem Götzen sprach, es den Bewohnern Ägyptens und seiner Gebiete berichtete. Dieser Priester hatte einen Sohn, drei Jahre alt, der von mehreren Dämonen heimgesucht wurde; und er machte viele Sprüche und Reden; und als die Dämonen ihn ergriffen, zerriss er seine Kleider und blieb nackt und warf Steine nach den Leuten. Und es gab in jener Stadt ein Krankenhaus, das diesem Götzen geweiht war. Und als Joseph und die Frau Maria in die Stadt kamen und in das Krankenhaus eintraten, fürchteten sich die Bürger sehr; und alle Obersten und die Priester der Götzen kamen zu dem Götzen zusammen und sprachen zu ihm: Was ist das für eine Aufregung und ein Aufruhr, der in unserem Land entstanden ist? Der Götze antwortete ihnen: Ein Gott ist im Verborgenen hierher gekommen, der wahrhaftig Gott ist; und kein Gott außer ihm ist der göttlichen Anbetung würdig, denn er ist wahrhaftig der Sohn Gottes. Und als dieses Land von seiner Anwesenheit erfuhr, zitterte es bei seiner Ankunft und wurde bewegt und erschüttert; und wir fürchten uns sehr vor der Größe seiner Macht. Und in derselben Stunde fiel das Götzenbild, und bei seinem Fall liefen alle zusammen, die Bewohner Ägyptens und die anderen.

11. Und der Sohn des Priesters, der von seiner üblichen Krankheit befallen war, ging in das Spital, und dort trafen Joseph und die Frau Maria ein, vor denen alle anderen geflohen waren. Die Frau Maria hatte die Tücher des Herrn Christus gewaschen und sie auf ein Stück Holz gelegt. Da kam der dämonische Junge, nahm eines der Tücher und legte es auf sein Haupt. Da begannen die Dämonen in Gestalt von Raben und Schlangen aus seinem Mund zu fliehen. Der Junge, der auf Befehl des Herrn Christus sofort geheilt wurde, fing an, Gott zu loben und dann dem Herrn zu danken, der ihn geheilt hatte. Und als sein Vater ihn wieder gesund sah, sagte er: Mein Sohn, was ist mit dir geschehen? Und wodurch bist du geheilt worden? Der Sohn antwortete: Als die Dämonen mich auf den Boden geworfen hatten, ging ich in das Krankenhaus, und dort fand ich eine ehrwürdige Frau mit einem Jungen, dessen frisch gewaschene Tücher sie auf ein Holz geworfen hatte; eines davon nahm ich auf und legte es auf mein Haupt, und die Dämonen verließen mich und flohen. Darüber freute sich der Vater sehr und sagte: Mein Sohn, es ist möglich, dass dieser Knabe der Sohn des lebendigen Gottes ist, der Himmel und Erde geschaffen hat; denn als er zu uns kam, wurde das Götzenbild zerbrochen, und alle Götter fielen und gingen durch die Kraft seiner Herrlichkeit zugrunde.

12. Hier erfüllte sich die Prophezeiung, die sagt: "Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Joseph und Maria, als sie hörten, dass das Götzenbild umgestürzt und vernichtet worden war, zitterten und fürchteten sie sich. Da sagten sie: Als wir im Lande Israel waren, dachte Herodes daran, Jesus zu töten, und tötete deshalb alle Kinder von Bethlehem und seiner Umgebung; und es besteht kein Zweifel, dass die Ägypter, sobald sie hören, dass dieses Götzenbild zerbrochen ist, uns mit Feuer verbrennen werden.

13. Als sie von dort ausgingen, kamen sie an einen Ort, an dem sich Räuber aufhielten, die mehreren Männern ihr Gepäck und ihre Kleider geraubt und sie gefesselt hatten. Da hörten die Räuber ein großes Getöse, wie wenn ein prächtiger König mit seinem Heer, seinen Wagen und seinen Trommeln aus seiner Stadt zieht; und da erschraken die Räuber und ließen alle ihre Beute zurück. Und ihre Gefangenen standen auf, lösten einander die Fesseln, holten ihr Gepäck und gingen fort. Und als sie Joseph und Maria an den Ort kommen sahen, sagten sie zu ihnen: Wo ist der König, bei dessen herrlichem Klang die Räuber uns verlassen haben, so dass wir sicher entkommen sind? Joseph antwortete ihnen: Er wird hinter uns her kommen.

14. Danach kamen sie in eine andere Stadt, in der eine dämonische Frau lebte, die der Satan, verflucht und widerspenstig, heimgesucht hatte, als sie einmal nachts hinausgegangen war, um Wasser zu holen. Sie konnte weder Kleider tragen noch in einem Haus wohnen; und so oft man sie mit Ketten und Stricken fesselte, zerriss sie diese und floh nackt in die Einöde; und als sie auf Kreuzungen und Friedhöfen stand, warf sie immer wieder Steine nach den Menschen und brachte schweres Unglück über ihre Freunde. Und als die Frau Maria sie sah, hatte sie Mitleid mit ihr; und alsbald verließ der Satan sie und floh in Gestalt eines Jünglings und sprach: Wehe mir von dir, Maria, und von deinem Sohn. So wurde die Frau von ihren Qualen geheilt, und als sie wieder zu Sinnen kam, errötete sie wegen ihrer Blöße und ging, den Anblick der Menschen meidend, nach Hause zu ihren Freundinnen. Und nachdem sie ihre Kleider angezogen hatte, berichtete sie ihrem Vater und ihren Freunden die Sache; und da sie die führenden Männer der Stadt waren, empfingen sie die Frau Maria und Joseph mit der größten Ehre und Gastfreundschaft.

15. Am nächsten Tag, als sie von ihnen mit Proviant für ihre Reise versorgt worden waren, zogen sie weiter und kamen am Abend desselben Tages in eine andere Stadt, in der man eine Hochzeit feierte; aber durch die Künste des verfluchten Satans und das Werk von Zauberern war die Braut stumm geworden und konnte kein Wort mehr sprechen. Und als die Frau Maria in die Stadt kam und ihren Sohn, den Herrn Christus, trug, sah die stumme Braut sie und streckte ihre Hände nach dem Herrn Christus aus und zog ihn zu sich, nahm ihn in ihre Arme, hielt ihn fest und küsste ihn, beugte sich über ihn und bewegte seinen Körper hin und her. Alsbald löste sich der Knoten ihrer Zunge, und ihre Ohren wurden geöffnet; und sie dankte und lobte Gott, weil er sie gesund gemacht hatte. Und in jener Nacht jubelten die Bewohner der Stadt vor Freude und meinten, Gott und seine Engel seien zu ihnen herabgekommen.

16. Dort blieben sie drei Tage, wurden sehr geehrt und lebten prächtig. Als sie dann von ihnen mit Proviant für ihre Reise versorgt wurden, zogen sie weiter und kamen in eine andere Stadt, in der sie, weil sie sehr bevölkert war, die Nacht zu verbringen gedachten. Und in jener Stadt lebte eine schöne Frau; und als sie einmal zum Fluss ging, um sich zu baden, siehe, da sprang der verfluchte Satan in Gestalt einer Schlange auf sie und wickelte sich um ihren Bauch; und sooft die Nacht hereinbrach, quälte er sie tyrannisch. Als diese Frau die Herrin, die Frau Maria, und das Kind, den Herrn Christus, in ihrem Schoß sah, wurde sie von Sehnsucht nach ihm ergriffen und sagte zu der Herrin, der Frau Maria: O Herrin, gib mir dieses Kind, damit ich es tragen und küssen kann. Da gab sie ihn der Frau; und als er ihr gebracht wurde, ließ der Satan von ihr ab und floh und verließ sie, und die Frau sah ihn von diesem Tag an nicht mehr. Da lobten alle, die dabei waren, Gott, den Allerhöchsten, und das Weib beschenkte sie reichlich.

17. Am folgenden Tag nahm dieselbe Frau wohlriechendes Wasser, um den Herrn Jesus zu waschen; und nachdem sie ihn gewaschen hatte, nahm sie das Wasser, mit dem sie es getan hatte, und goss einen Teil davon auf ein Mädchen, das dort wohnte und dessen Körper weiß vom Aussatz war, und wusch sie damit. Und als dies geschehen war, wurde das Mädchen von ihrem Aussatz gereinigt. Und die Leute aus der Stadt sagten: Es gibt keinen Zweifel, dass Josef und Maria und dieser Junge Götter sind und keine Menschen. Und als sie sich anschickten, von ihnen wegzugehen, kam das Mädchen, das unter dem Aussatz gelitten hatte, auf sie zu und bat sie, sie mit ihnen gehen zu lassen.

18. Als sie ihr die Erlaubnis gaben, ging sie mit ihnen. Und danach kamen sie in eine Stadt, in der das Schloss eines sehr berühmten Fürsten war, der ein Haus hatte, in dem er Fremde bewirtete. Sie kehrten in diesen Ort ein, und das Mädchen ging zur Frau des Fürsten, und sie fand sie weinend und betrübt, und sie fragte, warum sie weinte. Wundere dich nicht, sagte sie, dass ich weine; denn ich bin von einem großen Kummer überwältigt, den ich noch niemandem zu sagen vermochte. Vielleicht, sagte das Mädchen, kann ich ein Mittel dagegen finden, wenn du es mir enthüllst und offenlegst. Verbirg also dieses Geheimnis, antwortete die Prinzessin, und erzähle es niemandem. Ich war mit diesem Prinzen verheiratet, der ein König und Herrscher über viele Städte ist, und ich lebte lange mit ihm, aber er hatte keinen Sohn von mir. Und als ich ihm endlich einen Sohn gebar, war er aussätzig; und sobald er ihn sah, wandte er sich mit Abscheu ab und sagte zu mir: Entweder du tötest ihn, oder du gibst ihn der Amme, damit sie ihn an einem Ort aufzieht, von dem wir nie mehr etwas hören werden. Danach kann ich nichts mehr mit dir zu tun haben, und ich werde dich nie mehr sehen. Deshalb weiß ich nicht, was ich tun soll, und ich bin überwältigt von Trauer. Weh mir! mein Sohn. Weh mir! Mein Gatte. Habe ich das nicht gesagt? Sagte das Mädchen. Ich habe ein Heilmittel für deine Krankheit gefunden, und ich werde es dir sagen. Denn auch ich war aussätzig; aber ich wurde von Gott gereinigt, der Jesus ist, der Sohn der Frau Maria. Und die Frau fragte sie, wo dieser Gott sei, von dem sie gesprochen hatte: Hier, bei dir, sagte das Mädchen; er wohnt in demselben Haus. Aber wie ist das möglich? Sagte sie. Wo ist er denn? Dort, sagte das Mädchen, sind Josef und Maria; und das Kind, das bei ihnen ist, heißt Jesus; und er ist es, der mich von meiner Krankheit und meinen Qualen geheilt hat. Aber wodurch, fragte sie, bist du von deinem Aussatz geheilt worden? Willst du mir das nicht sagen? Warum nicht? Sagte das Mädchen. Ich holte von seiner Mutter das Wasser, in dem er gewaschen worden war, und goss es über mich, und so wurde ich von meinem Aussatz gereinigt. Da erhob sich die Prinzessin und lud sie ein, ihre Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Und sie bereitete für Joseph ein prächtiges Festmahl in einer großen Versammlung der Männer des Ortes. Und am nächsten Tag nahm sie wohlriechendes Wasser, um den Herrn Jesus zu waschen, und goss dasselbe Wasser über ihren Sohn, den sie mitgenommen hatte; und alsbald wurde ihr Sohn von seinem Aussatz gereinigt. Da dankte sie Gott und lobte ihn und sagte: Gesegnet sei die Mutter, die dich geboren hat, o Jesus; reinigst du auch die, die mit dir wesensverwandt sind, mit dem Wasser, in dem dein Leib gewaschen worden ist? Außerdem beschenkte sie die Herrin, die Frau Maria, mit großen Gaben und schickte sie mit großen Ehren fort.

19. Als sie danach in eine andere Stadt kamen, wollten sie dort übernachten. Sie kehrten daher in das Haus eines frisch verheirateten Mannes ein, der aber unter dem Einfluss der Hexerei nicht in der Lage war, sich an seiner Frau zu erfreuen; und als sie diese Nacht bei ihm verbracht hatten, wurde sein Fessel gelockert. Und bei Tagesanbruch, als sie sich für ihre Reise umgürteten, wollte der Bräutigam sie nicht gehen lassen und bereitete ihnen ein großes Festmahl.

20. Und als sie in die Nähe einer anderen Stadt kamen, sahen sie drei weinende Frauen, die aus einem Friedhof herauskamen. Und als die Frau Maria sie erblickte, sagte sie zu dem Mädchen, das sie begleitete: Frag sie, was mit ihnen los ist, oder welches Unglück ihnen widerfahren ist. Und auf die Fragen des Mädchens gaben sie keine Antwort, sondern fragten ihrerseits: Woher kommt ihr, und wohin geht ihr? Denn der Tag ist schon vorüber, und die Nacht bricht herein. Wir sind Reisende, sagte das Mädchen, und suchen ein Gasthaus, in dem wir die Nacht verbringen können. Sie sagten: Geht mit uns und verbringt die Nacht mit uns. Sie folgten ihnen und wurden in ein neues Haus mit prächtigen Dekorationen und Möbeln gebracht. Nun war es Winter, und als das Mädchen in die Kammer dieser Frauen ging, fand es sie wieder weinend und klagend. Neben ihnen stand ein Maultier, das mit einem goldenen Gewand bedeckt war, und Sesam wurde ihm vorgesetzt, und die Frauen küssten es und gaben ihm zu essen. Und das Mädchen sprach: Was ist das für ein Getue, meine Damen, um dieses Maultier? Sie antworteten ihr mit Tränen und sagten: Dieses Maultier, das ihr seht, war unser Bruder, geboren von derselben Mutter wie wir. Als unser Vater starb und uns große Reichtümer und diesen einzigen Bruder hinterließ, taten wir unser Bestes, um ihn zu verheiraten, und bereiteten die Hochzeit für ihn vor, wie es sich für Männer gehört. Aber einige Frauen, von gegenseitiger Eifersucht getrieben, verhexten ihn, ohne dass wir es wussten, und eines Nachts, kurz vor Tagesanbruch, als die Tür unseres Hauses geschlossen war, sahen wir, dass dieser unser Bruder in ein Maultier verwandelt worden war, so wie ihr ihn jetzt seht. Und wir sind betrübt, wie du siehst, weil wir keinen Vater haben, der uns tröstet; es gibt keinen Weisen oder Zauberer in der Welt, den wir nicht zu rufen versäumt hätten; aber nichts hat uns geholfen. Und so oft unser Herz von Kummer überwältigt ist, stehen wir auf und gehen mit unserer Mutter hier weg und weinen am Grab unseres Vaters und kommen wieder zurück.

21. Und als das Mädchen dies hörte, sprach sie: Sei getrost und weine nicht; denn die Heilung deines Unglücks ist nahe, ja, sie ist neben dir und mitten in deinem Hause. Denn auch ich war aussätzig; als ich aber diese Frau sah und mit ihr das Kind, das Jesus heißt, besprengte ich meinen Leib mit dem Wasser, mit dem seine Mutter ihn gewaschen hatte, und ich wurde geheilt. Und ich weiß, dass er auch dein Leiden heilen kann. Steh aber auf, geh zu Maria, meiner Herrin, und führe sie in dein Haus und erzähle ihr dein Geheimnis; und bitte und flehe sie an, sich deiner zu erbarmen. Nachdem die Frau die Worte des Mädchens gehört hatte, gingen sie eilig zu Maria, brachten sie in ihre Kammer und setzten sich weinend vor sie und sagten: O unsere Herrin, Frau Maria, habt Mitleid mit euren Mägden; denn es ist niemand mehr da, der älter ist als wir, und kein Familienoberhaupt, weder Vater noch Bruder, der mit uns lebt; aber dieser Maulesel, den ihr seht, war unser Bruder, und die Frauen haben ihn durch Hexerei so gemacht, wie ihr ihn seht. Wir bitten euch daher, Mitleid mit uns zu haben. Da nahm die Frau Maria, betrübt über ihr Los, den Herrn Jesus hoch und setzte ihn auf den Rücken des Maultiers; und sie weinte ebenso wie die Frauen und sagte zu Jesus Christus: O weh! Mein Sohn, heile dieses Maultier durch deine mächtige Kraft und mache es zu einem vernünftigen Menschen, wie es vorher war. Und als die Frau Maria diese Worte aussprach, veränderte sich seine Gestalt, und das Maultier wurde ein junger Mann, frei von jedem Makel. Da beteten er, seine Mutter und seine Schwestern die Gottesmutter an, hoben den Knaben über ihre Häupter, begannen ihn zu küssen und sagten: Gesegnet ist sie, die Dich geboren hat, o Jesus, o Retter der Welt; gesegnet sind die Augen, die sich des Glücks erfreuen, Dich zu sehen.

22. Außerdem sagten die beiden Schwestern zu ihrer Mutter: Unser Bruder ist in der Tat durch die Hilfe des Herrn Jesus Christus und durch das heilsame Eingreifen dieses Mädchens, das uns auf Maria und ihren Sohn hingewiesen hat, zur menschlichen Gestalt erhoben worden. Da nun unser Bruder unverheiratet ist, würde es uns sehr gut anstehen, ihm dieses Mädchen, ihre Dienerin, zur Frau zu geben. Und nachdem sie die Frau Maria gefragt und ihre Zustimmung erhalten hatten, veranstalteten sie eine prächtige Hochzeit für das Mädchen; und da sich ihr Kummer in Freude verwandelte und das Schlagen ihrer Brüste in Tanz, begannen sie, sich zu freuen, zu jubeln und zu singen - in Anbetracht ihrer großen Freude in prächtigste und herrlichste Gewänder gekleidet. Dann fingen sie an, Lieder und Loblieder zu rezitieren und zu sagen: O Jesus, Sohn Davids, der du Kummer in Freude und Jammer in Jubel verwandelst! Und Joseph und Maria blieben dort zehn Tage. Danach machten sie sich auf den Weg und wurden von diesen Leuten mit großen Ehren behandelt. Sie verabschiedeten sich von ihnen und kehrten weinend zurück, besonders das Mädchen.

23. Und als sie sich von diesem Ort abwandten, kamen sie an eine Wüste; und da sie hörten, dass sie von Räubern heimgesucht wurde, beschlossen Joseph und die Frau Maria, diese Gegend bei Nacht zu durchqueren. Als sie aber weitergingen, siehe, da sahen sie zwei Räuber auf dem Weg liegen und mit ihnen eine große Zahl von Räubern, die ihre Gefährten waren, die schliefen. Die beiden Räuber aber, in deren Hände sie gefallen waren, waren Titus und Dumachus. Da sagte Titus zu Dumachus: Ich bitte dich, diese Leute frei gehen zu lassen, damit unsere Kameraden sie nicht sehen. Und als Dumachus sich weigerte, sagte Titus erneut zu ihm: Nimm vierzig Drachmen von mir und nimm sie als Pfand. Zugleich hielt er ihm den Gürtel hin, den er um die Hüfte trug, um ihn daran zu hindern, den Mund zu öffnen oder zu sprechen. Und die Frau Maria, die sah, dass der Räuber ihnen eine Wohltat erwiesen hatte, sagte zu ihm: Gott, der Herr, wird dich durch seine rechte Hand stützen und dir deine Sünden vergeben. Und der Herr Jesus antwortete und sprach zu seiner Mutter: In dreißig Jahren, meine Mutter, werden mich die Juden zu Jerusalem kreuzigen, und diese beiden Räuber werden mit mir an das Kreuz gehängt werden, Titus zu meiner Rechten und Dumachus zu meiner Linken; und nach jenem Tag wird Titus vor mir ins Paradies gehen. Und sie sagte: Gott bewahre dies vor dir, mein Sohn. Und sie gingen von dannen zu einer Stadt der Götzen, die, als sie sich ihr näherten, in Sandhügel verwandelt wurde.

24. Da wandten sie sich ab zu der Platane, die jetzt Matarea heißt, und der Herr Jesus ließ in Matarea einen Brunnen entstehen, in dem die Frau Maria sein Hemd wusch. Und von dem Schweiß des Herrn Jesus, den sie dort versprengte, wurde in jener Gegend Balsam hergestellt.

25. Von da zogen sie hinab nach Memphis und sahen den Pharao und blieben drei Jahre in Ägypten; und der Herr Jesus tat in Ägypten sehr viele Wunder, die weder im Evangelium der Kindheit noch im vollkommenen Evangelium aufgezeichnet sind.

26. Und am Ende der drei Jahre zog er wieder aus Ägypten aus und kehrte zurück. Und als sie nach Judäa kamen, fürchtete sich Joseph, dorthin zu gehen; als er aber hörte, dass Herodes tot war und dass sein Sohn Archelaus sein Nachfolger geworden war, fürchtete er sich zwar, aber er ging nach Judäa. Und ein Engel des Herrn erschien ihm und sprach: Joseph, geh in die Stadt Nazareth und bleibe dort.

Wunderbar, dass der Herr der Welt so durch die Welt getragen und herumgetragen wird!

27. Als sie dann in die Stadt Bethlehem kamen, sahen sie dort viele und schwere Krankheiten, die die Augen der Kinder befallen hatten, und sie starben daran. Und eine Frau war dort mit einem kranken Sohn, den sie, da er dem Tode nahe war, zu der Frau Maria brachte, die ihn sah, als sie Jesus Christus wusch. Da sagte die Frau zu ihr: O meine liebe Frau Maria, sieh dir diesen meinen Sohn an, der an einer schweren Krankheit leidet. Und die Frau Maria hörte ihr zu und sagte: Nimm ein wenig von dem Wasser, mit dem ich meinen Sohn gewaschen habe, und besprenkle ihn damit. Sie nahm nun ein wenig von dem Wasser, wie die Frau Maria ihr gesagt hatte, und besprengte ihren Sohn damit. Und als das geschehen war, ließ seine Krankheit nach, und nachdem er ein wenig geschlafen hatte, stand er gesund und munter wieder auf. Seine Mutter freute sich darüber und brachte ihn wieder zu der Frau Maria. Und sie sagte zu ihr: Dankt Gott, denn er hat diesen euren Sohn geheilt.

28. An demselben Ort war eine andere Frau, eine Nachbarin von ihr, deren Sohn vor kurzem gesund geworden war. Und da ihr Sohn an derselben Krankheit litt und seine Augen nun fast erblindet waren, weinte sie Tag und Nacht. Und die Mutter des geheilten Kindes sagte zu ihr: Warum bringst du deinen Sohn nicht zur Jungfrau Maria, wie ich es mit meinem getan habe, als er fast tot war? Und er wurde gesund mit dem Wasser, mit dem der Leib ihres Sohnes Jesus gewaschen worden war. Und als die Frau das von ihr hörte, ging auch sie hin und holte etwas von demselben Wasser und wusch ihren Sohn damit, und sein Leib und seine Augen wurden alsbald gesund. Als sie ihren Sohn zu ihr brachte und ihr alles erzählte, was geschehen war, befahl die Frau Maria, Gott für die Genesung ihres Sohnes zu danken und niemandem etwas davon zu erzählen.

29. In derselben Stadt lebten zwei Frauen, die Ehefrauen eines Mannes, die beide einen fieberkranken Sohn hatten. Die eine hieß Maria, und der Name ihres Sohnes war Kleopas. Sie stand auf, nahm ihren Sohn und ging zur Frau Maria, der Mutter Jesu, und bot ihr einen schönen Mantel an und sagte: "Meine Frau Maria, nimm diesen Mantel an: O meine Frau Maria, nimm diesen Mantel an und gib mir dafür eine kleine Binde. Maria tat dies, und die Mutter des Kleopas ging weg, machte ein Hemd daraus und legte es ihrem Sohn an. So wurde er von seiner Krankheit geheilt; der Sohn ihrer Rivalin aber starb. Da entstand Hass zwischen ihnen; und da sie die Hausarbeit in der Woche verrichteten und Maria, die Mutter des Kleopas, an der Reihe war, heizte sie den Ofen an, um Brot zu backen; und als sie wegging, um den Klumpen zu holen, den sie geknetet hatte, ließ sie ihren Sohn Kleopas neben dem Ofen zurück. Als ihre Rivalin ihn allein sah - und der Ofen war sehr heiß, weil das Feuer darunter loderte -, ergriff sie ihn und warf ihn in den Ofen, während sie sich selbst entfernte. Als Maria zurückkam und ihren Sohn Kleopas lachend im Ofen liegen sah und der Ofen ganz kalt war, als ob nie ein Feuer in seine Nähe gekommen wäre, wusste sie, dass ihre Rivalin ihn ins Feuer geworfen hatte. Sie holte ihn daher heraus, brachte ihn zu Maria und erzählte ihr, was ihm widerfahren war. Und sie sagte: Schweig und erzähle niemandem von der Sache; denn ich habe Angst um dich, wenn du sie ausplauderst. Danach ging ihre Rivalin zum Brunnen, um Wasser zu schöpfen; und als sie Kleopas am Brunnen spielen sah und niemand in der Nähe war, ergriff sie ihn und warf ihn in den Brunnen und ging selbst nach Hause. Und einige Männer, die zum Brunnen gegangen waren, um Wasser zu holen, sahen den Jungen auf der Wasseroberfläche sitzen; und so stiegen sie hinab und zogen ihn heraus. Und sie waren von großer Bewunderung für den Jungen ergriffen und lobten Gott. Da kam seine Mutter und nahm ihn hoch und ging weinend zur Frau Maria und sprach: O meine Herrin, sieh, was meine Rivalin meinem Sohn angetan hat, und wie sie ihn in den Brunnen geworfen hat; sie wird ihn sicher eines Tages vernichten. Die Frau Maria sagte zu ihr: Gott wird dich an ihr rächen. Als ihre Rivalin zum Brunnen ging, um Wasser zu schöpfen, verhedderten sich ihre Füße in dem Seil, und sie fiel in den Brunnen. Einige Männer kamen, um sie herauszuziehen, aber sie fanden ihren Schädel gebrochen und ihre Knochen gebrochen. So starb sie einen jämmerlichen Tod, und an ihr erfüllte sich der Spruch: Sie haben einen tiefen Brunnen gegraben, aber sie sind in die Grube gefallen, die sie bereitet hatten.

30. Eine andere Frau hatte Zwillingssöhne, die in eine Krankheit gefallen waren, und einer von ihnen starb, und der andere lag im Sterben. Und seine Mutter hob ihn weinend auf und brachte ihn zur Frau Maria und sprach: O meine Herrin, hilf mir und stehe mir bei. Denn ich hatte zwei Söhne, und den einen habe ich gerade begraben, und der andere liegt im Sterben. Sieh, wie ich zu Gott flehen und beten werde. Und sie begann zu sagen: O Herr, Du bist barmherzig und gnädig und voller Zuneigung. Du hast mir zwei Söhne geschenkt, von denen Du den einen weggenommen hast; diesen aber lass mir wenigstens. Als die Frau Maria sah, wie heftig sie weinte, hatte sie Mitleid mit ihr und sagte: Lege deinen Sohn in das Bett meines Sohnes und decke ihn mit seinen Kleidern zu. Und als sie ihn in das Bett legte, in dem Christus lag, hatte er seine Augen schon im Tode geschlossen; sobald aber der Geruch der Kleider des Herrn Jesus Christus den Knaben erreichte, öffnete er seine Augen, rief mit lauter Stimme nach seiner Mutter, bat um Brot, nahm es und saugte daran. Dann sagte seine Mutter: O Frau Maria, nun weiß ich, dass die Kraft Gottes in dir wohnt, so dass dein Sohn alle heilt, die von gleicher Natur sind wie er, sobald sie seine Kleider berührt haben. Dieser Junge, der geheilt wurde, ist derjenige, der im Evangelium Bartholomäus genannt wird.

31. Es war aber auch eine aussätzige Frau da, die ging zu Maria, der Mutter Jesu, und sprach: Meine Herrin, hilf mir. Und die Frau Maria antwortete: Welche Hilfe suchst du? Ist es Gold oder Silber? Oder geht es darum, dass dein Körper vom Aussatz gereinigt wird? Und die Frau fragte: Wer kann mir das gewähren? Und die Frau Maria sprach zu ihr: Warte ein wenig, bis ich meinen Sohn Jesus gewaschen habe und ihn zu Bett gebracht habe. Die Frau wartete, wie Maria ihr gesagt hatte; und als sie Jesus zu Bett gebracht hatte, reichte sie der Frau das Wasser, in dem sie seinen Leib gewaschen hatte, und sagte: Nimm ein wenig von diesem Wasser und lege es auf die Erde: Nimm ein wenig von diesem Wasser und gieße es über deinen Körper. Und als sie das getan hatte, wurde sie gereinigt und lobte und dankte Gott.

32. Nachdem sie nun drei Tage bei ihr geblieben war, ging sie weg und kam in eine Stadt und sah dort einen der Obersten, der die Tochter eines anderen Obersten geheiratet hatte. Als er aber das Weib sah, erblickte er zwischen ihren Augen das Zeichen des Aussatzes in Gestalt eines Sterns; und so wurde die Ehe aufgelöst und war nichtig. Und als jene Frau sie in diesem Zustand sah, weinte sie und war von Kummer überwältigt und fragte nach der Ursache ihres Kummers. Sie aber sagten: Erkundige dich nicht nach unserem Zustand, denn wir können niemandem, der lebt, unseren Kummer erzählen, und niemandem außer uns selbst können wir ihn offenbaren. Sie drängte sie jedoch und bat sie, es ihr anzuvertrauen, da sie ihnen vielleicht ein Heilmittel nennen könne. Und als sie ihr das Mädchen zeigten und das Zeichen des Aussatzes, das zwischen ihren Augen erschien, sagte die Frau, sobald sie es sah: Auch ich, die ihr hier seht, litt an der gleichen Krankheit, als ich wegen einer Sache, die mir zufällig in den Weg kam, nach Bethlehem ging. Als ich dort in eine Höhle ging, sah ich eine Frau namens Maria, deren Sohn Jesus hieß. Als sie sah, dass ich aussätzig war, hatte sie Mitleid mit mir und reichte mir das Wasser, mit dem sie den Leib ihres Sohnes gewaschen hatte. Ich besprengte meinen Körper damit und wurde rein. Da sagte die Frau zu ihr: Willst du nicht aufstehen und mit uns gehen, um uns die Frau Maria zu zeigen? Und sie willigte ein; und sie standen auf und gingen zur Frau Maria und trugen prächtige Geschenke bei sich. Und als sie hineingegangen waren und ihr die Geschenke überreichten, zeigten sie ihr das aussätzige Mädchen, das sie mitgebracht hatten. Da sagte die Frau Maria: Möge das Erbarmen des Herrn Jesus Christus auf euch herabkommen; und sie reichte ihnen auch ein wenig von dem Wasser, mit dem sie den Leib Jesu Christi gewaschen hatte, und befahl, die Unglückliche darin zu baden. Und als dies geschehen war, wurde sie sofort geheilt, und sie und alle Umstehenden lobten Gott. So kehrten sie voller Freude in ihre Stadt zurück und priesen den Herrn für das, was er getan hatte. Und als der Vorsteher hörte, dass seine Frau geheilt war, nahm er sie mit nach Hause und heiratete ein zweites Mal und dankte Gott für die Genesung seiner Frau.

33. Dort war auch eine junge Frau, die vom Satan heimgesucht wurde; denn dieser verfluchte Schurke erschien ihr wiederholt in Gestalt eines riesigen Drachens und wollte sie verschlingen. Auch saugte er ihr alles Blut aus, so dass sie wie eine Leiche zurückblieb. So oft er in ihre Nähe kam, schrie sie, die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, und sagte: Wehe mir, wehe mir, denn niemand ist in der Nähe, der mich von diesem verfluchten Drachen befreien könnte. Und ihr Vater und ihre Mutter und alle, die um sie waren oder sie sahen, beklagten ihr Los; und die Menschen standen in einer Menge um sie herum und weinten und klagten alle, besonders als sie weinte und sagte: Ach, meine Brüder und Freunde, ist denn niemand da, der mich von diesem Mörder befreit? Und die Tochter des Vorstehers, die von ihrem Aussatz geheilt worden war, hörte die Stimme des Mädchens und stieg auf das Dach ihres Schlosses hinauf und sah sie, wie sie die Hände über dem Kopf zusammenschlug und weinte, und die ganze Menge stand um sie herum und weinte ebenfalls. Da fragte sie den Mann der Dämonin, ob die Mutter seiner Frau noch am Leben sei. Und als er antwortete, dass ihre beiden Eltern lebten, sagte sie: Schick nach ihrer Mutter, damit sie zu mir kommt. Und als sie sah, dass er nach ihr geschickt hatte und sie gekommen war, sagte sie: "Ist dieses verwirrte Mädchen deine Tochter? Ja, o Herrin, sagte die betrübte und weinende Frau, sie ist meine Tochter. Die Tochter des Vorstehers antwortete: Bewahre mein Geheimnis, denn ich bekenne dir, dass ich früher aussätzig war; aber jetzt hat mich die Frau Maria, die Mutter Jesu Christi, geheilt. Wenn du aber willst, dass deine Tochter geheilt wird, so führe sie nach Bethlehem und suche Maria, die Mutter Jesu, und glaube, dass deine Tochter geheilt wird; ich glaube sogar, dass du mit Freude zurückkehren wirst, wenn deine Tochter geheilt ist. Als die Frau die Worte der Vorsteherstochter hörte, führte sie ihre Tochter eilig weg, ging an den angegebenen Ort und ging zur Frau Maria und offenbarte ihr den Zustand ihrer Tochter. Und die Frau Maria, die ihre Worte hörte, gab ihr ein wenig von dem Wasser, mit dem sie den Leib ihres Sohnes Jesus gewaschen hatte, und befahl ihr, es auf den Leib ihrer Tochter zu gießen. Sie gab ihr auch von den Kleidern des Herrn Jesus ein Schweißtuch und sagte: "Nimm dieses Tuch und zeige es der Tochter: Nimm dieses Tuch und zeige es deinem Feind, sooft du ihn siehst. Und sie grüßte sie und schickte sie fort.

34. Als sie nun von ihr weggingen und in ihren eigenen Bezirk zurückkehrten und die Zeit nahte, in der der Satan sie anzugreifen pflegte, erschien ihr gerade zu dieser Zeit der Verfluchte in Gestalt eines riesigen Drachens, und das Mädchen fürchtete sich bei seinem Anblick. Und ihre Mutter sagte zu ihr: Fürchte dich nicht, meine Tochter; erlaube ihm, sich dir zu nähern, und dann zeige ihm das Tuch, das die Frau Maria uns gegeben hat, und wir werden sehen, was geschehen wird. Als nun der Satan in Gestalt eines schrecklichen Drachens herankam, zitterte der Körper des Mädchens aus Furcht vor ihm; sobald sie aber das Tuch herausnahm und es auf ihr Haupt legte und ihre Augen damit bedeckte, begannen Flammen und glühende Kohlen daraus hervorzuspringen und sich auf den Drachen zu werfen. O das große Wunder, das geschah, als der Drache das Tuch des Herrn Jesus sah, aus dem das Feuer hervorging und auf sein Haupt und seine Augen geworfen wurde! Er rief mit lauter Stimme aus: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, Sohn der Maria? Wohin soll ich vor dir fliehen? Und mit großer Furcht wandte er sich ab und ging von dem Mädchen fort und erschien ihr nie mehr. Und das Mädchen hatte nun Ruhe vor ihm und lobte und dankte Gott und mit ihr alle, die bei diesem Wunder zugegen waren.

35. An demselben Ort lebte eine andere Frau, deren Sohn vom Satan gequält wurde. Er, Judas mit Namen, pflegte, sooft der Satan ihn ergriff, alle zu beißen, die in seine Nähe kamen; und wenn er niemanden in seiner Nähe fand, pflegte er sich selbst in die Hände und andere Glieder zu beißen. Als nun die Mutter dieses unglücklichen Geschöpfes den Ruf der Frau Maria und ihres Sohnes Jesus hörte, stand sie auf und brachte ihren Sohn Judas mit zur Frau Maria. In der Zwischenzeit hatten Jakobus und Joses das Kind, den Herrn Jesus, mitgenommen, um mit den anderen Kindern zu spielen; und sie waren aus dem Haus gegangen und hatten sich hingesetzt, und der Herr Jesus mit ihnen. Und der Dämon Judas kam herauf und setzte sich zur Rechten Jesu; da wollte er den Herrn Jesus beißen und wurde vom Satan auf dieselbe Weise angegriffen wie sonst, vermochte es aber nicht; dennoch schlug er Jesus in die rechte Seite, woraufhin er zu weinen begann. Und alsbald fuhr der Satan aus dem Knaben heraus und floh wie ein toller Hund. Und dieser Knabe, der Jesus schlug und aus dem der Satan in Gestalt eines Hundes hervorging, war Judas Iskariot, der ihn an die Juden verriet; und dieselbe Seite, an der Judas ihn schlug, durchbohrten die Juden mit einer Lanze.[7]

36. Als nun der Herr Jesus sieben Jahre von seiner Geburt an vollendet hatte, war er an einem bestimmten Tag mit Knaben seines Alters beschäftigt. Denn sie spielten mit Ton, aus dem sie Bilder von Eseln, Ochsen, Vögeln und anderen Tieren machten; und ein jeder rühmte sich seiner Kunstfertigkeit und lobte sein eigenes Werk. Da sprach der Herr Jesus zu den Knaben: Die Bilder, die ich gemacht habe, werde ich laufen lassen. Die Knaben fragten ihn, ob er denn der Sohn des Schöpfers sei; und der Herr Jesus befahl ihnen zu gehen. Und sie fingen sogleich an zu hüpfen; und dann, als er es ihnen erlaubt hatte, blieben sie wieder stehen. Und er hatte Figuren von Vögeln und Spatzen gemacht, die flogen, wenn er ihnen sagte, dass sie fliegen sollten, und standen still, wenn er ihnen sagte, dass sie stehen sollten, und aßen und tranken, wenn er ihnen zu essen und zu trinken gab. Als die Jungen fortgingen und dies ihren Eltern erzählten, sagten ihre Väter zu ihnen: Meine Söhne, hütet euch davor, noch einmal mit ihm zu verkehren, denn er ist ein Zauberer; flieht also vor ihm und meidet ihn, und spielt nicht mehr mit ihm nach dieser Sache.

37. An einem bestimmten Tag ging der Herr Jesus, als er mit den Jungen spielte, an der Werkstatt eines Färbers vorbei, der Salem hieß; und er hatte in seiner Werkstatt viele Stücke Stoff, die er färben sollte. Da ging der Herr Jesus in seinen Laden, nahm alle Stoffstücke und warf sie in einen Bottich voll Indigo. Und als Salem kam und sah, dass seine Tücher zerstört waren, fing er an, mit lauter Stimme zu schreien und Jesus Vorwürfe zu machen, indem er sagte: Warum hast du mir das angetan, du Sohn der Maria? Du hast mich vor allen meinen Mitbürgern in Ungnade fallen lassen; denn da ein jeder die Farbe wollte, die ihm passte, bist du gekommen und hast sie alle zerstört. Der Herr Jesus antwortete: Ich werde für dich die Farbe eines jeden Stücks Stoff ändern, das du zu ändern wünschst. Und sogleich begann er, die Stoffstücke aus dem Bottich zu nehmen, jedes in der Farbe, die der Färber wünschte, bis er sie alle herausgenommen hatte. Als die Juden dieses Wunder und diese Wundertat sahen, lobten sie Gott.

38. Und Joseph pflegte in der ganzen Stadt umherzugehen und den Herrn Jesus mit sich zu nehmen, wenn die Leute ihn in seinem Gewerbe baten, ihnen Türen und Milchtöpfe und Betten und Truhen zu machen; und der Herr Jesus war bei ihm, wohin er auch ging. Wenn Joseph also etwas eine Elle oder eine Spanne länger oder kürzer, breiter oder schmaler machen musste, streckte der Herr Jesus seine Hand danach aus; und sobald er das tat, wurde es so, wie Joseph es wünschte. Es war auch nicht nötig, dass er etwas mit seiner eigenen Hand machte; denn Joseph war nicht sehr geschickt im Zimmermannshandwerk.

39. An einem bestimmten Tag aber sandte der König von Jerusalem zu ihm und ließ sagen: "Ich wünsche, dass du, Joseph, etwas machst: Ich möchte, dass du, Joseph, mir einen Thron machst, der zu dem Platz passt, auf dem ich gewöhnlich sitze. Joseph gehorchte und machte sich sogleich an die Arbeit und blieb zwei Jahre im Palast, bis er die Arbeit an dem Thron vollendet hatte. Und als er ihn an seinen Platz trug, sah er, dass auf jeder Seite zwei Spannweiten fehlten, die dem vorgeschriebenen Maß entsprachen. Und als der König das sah, wurde er zornig auf Joseph; und Joseph, der sich vor dem König sehr fürchtete, verbrachte die Nacht ohne Abendbrot und kostete auch nichts. Als der Herr Jesus ihn dann fragte, warum er sich fürchtete, sagte Joseph: Weil ich das ganze Werk, an dem ich zwei Jahre gearbeitet habe, verdorben habe. Und der Herr Jesus sagte zu ihm: Fürchte dich nicht und verliere nicht den Mut; sondern nimm die eine Seite des Thrones, ich werde die andere nehmen, und wir werden das in Ordnung bringen. Und Joseph tat, wie der Herr Jesus gesagt hatte, und jeder griff nach seiner Seite, und der Thron wurde zurechtgerückt und auf das genaue Maß des Ortes gebracht. Und die, die dabeistanden und dieses Wunder sahen, staunten und lobten Gott. Und die Hölzer, die zu diesem Thron verwendet wurden, waren von denen, die zur Zeit Salomos, des Sohnes Davids, berühmt waren, d.h. Hölzer von vielen und verschiedenen Arten.

40. An einem anderen Tag ging der Herr Jesus auf die Straße hinaus und sah die Knaben, die zusammenkamen, um zu spielen, und folgte ihnen; aber die Knaben verbargen sich vor ihm. Als nun der Herr Jesus an die Tür eines Hauses kam und einige Frauen dort stehen sah, fragte er sie, wohin die Knaben gegangen seien; und als sie antworteten, es sei niemand da, sprach er weiter: Wer sind diese, die ihr im Ofen seht? Sie antworteten, es seien Kinder von drei Jahren. Und der Herr Jesus rief und sprach: Kommt heraus, ihr Kinder, zu eurem Hirten. Da kamen die Knaben in Gestalt von Kindern heraus und fingen an, um ihn zu tanzen; und die Frauen, die das sahen, waren sehr erstaunt und wurden von Zittern ergriffen und flehten den Herrn Jesus schnell an und beteten ihn an und sagten: Unser Herr Jesus, Sohn der Maria, du bist wahrhaftig der gute Hirte Israels; erbarme dich deiner Mägde, die vor dir stehen und nie gezweifelt haben; denn du bist gekommen, unser Herr, zu heilen und nicht zu verderben. Und als der Herr Jesus antwortete, dass die Söhne Israels wie die Äthiopier unter den Völkern seien, sagten die Frauen: Du, Herr, weißt alles, und vor Dir ist nichts verborgen; nun bitten wir Dich und bitten Dich aus Deiner Zuneigung, diese Knaben, Deine Diener, wieder in ihren früheren Zustand zu versetzen. Der Herr Jesus sagte also: Kommt, Jungs, lasst uns gehen und spielen. Und alsbald, während die Frauen dabeistanden, wurden die Kinder in Knaben verwandelt.

41. Im Monat Adar aber versammelte Jesus die Knaben nach Art eines Königs. Sie breiteten ihre Kleider auf der Erde aus, und Er setzte sich darauf. Dann setzten sie Ihm eine Krone aus Blumen auf das Haupt und standen wie Kammerdiener vor Ihm, rechts und links, als wäre Er ein König. Und wer auf diesem Weg vorbeikam, wurde von den Knaben mit Gewalt herbeigezogen, indem sie sagten: Kommt hierher und betet den König an; dann geht euren Weg.

42. Währenddessen kamen einige Männer herauf, die einen Jungen trugen. Dieser Junge war nämlich mit Gleichaltrigen in den Berg gegangen, um Holz zu suchen, und fand dort ein Rebhuhnnest; und als er seine Hand ausstreckte, um die Eier daraus zu nehmen, biss ihn eine giftige Schlange mitten aus dem Nest, so dass er um Hilfe rief. Seine Kameraden eilten daraufhin zu ihm und fanden ihn wie einen Toten am Boden liegen. Da kamen seine Verwandten und hoben ihn auf, um ihn zurück in die Stadt zu tragen. Und als sie an den Ort kamen, wo der Herr Jesus wie ein König saß und die übrigen Knaben wie seine Diener um ihn herumstanden, gingen die Knaben eilig zu dem, der von der Schlange gebissen worden war, und sagten zu seinen Verwandten: Kommt und grüßt den König. Als sie aber wegen ihres Kummers, in dem sie sich befanden, nicht gehen wollten, zerrten die Knaben sie mit Gewalt gegen ihren Willen. Und als sie zu dem Herrn Jesus hinaufkamen, fragte er sie, warum sie den Jungen trugen. Und als sie antworteten, dass ihn eine Schlange gebissen habe, sagte der Herr Jesus zu den Knaben: Lasst uns gehen und die Schlange töten. Und die Eltern des Knaben baten um Erlaubnis, weggehen zu dürfen, weil ihr Sohn im Todeskampf lag; aber die Knaben antworteten ihnen und sprachen: Habt ihr nicht gehört, dass der König gesagt hat: Lasst uns gehen und die Schlange töten? Und wollt ihr ihm nicht gehorchen? Und so wurde die Couch gegen ihren Willen zurückgebracht. Und als sie zu dem Nest kamen, sagte der Herr Jesus zu den Jungen: Ist das der Ort der Schlange? Sie bejahten dies, und die Schlange kam auf den Ruf des Herrn sofort hervor und unterwarf sich ihm. Und er sagte zu ihr: Geh weg und saug das ganze Gift aus, das du diesem Jungen eingeflößt hast. Und so kroch die Schlange zu dem Jungen und saugte ihr ganzes Gift aus. Da verfluchte der Herr Jesus sie, und alsbald zersprang sie; und der Herr Jesus berührte den Knaben mit seiner Hand, und er wurde gesund. Und er fing an zu weinen; aber Jesus sprach: Weine nicht, denn du wirst bald mein Jünger sein. Und dies ist Simon, der Kanaaniter, von dem im Evangelium die Rede ist.

43. An einem anderen Tag sandte Joseph seinen Sohn Jakobus aus, um Holz zu sammeln, und der Herr Jesus ging mit ihm als sein Begleiter. Und als sie an den Ort kamen, wo das Holz war, und Jakobus anfing, es zu sammeln, siehe, da biss ihn eine giftige Viper in die Hand, so dass er anfing zu schreien und zu weinen. Als nun der Herr Jesus ihn in diesem Zustand sah, ging er zu ihm hin und blies auf die Stelle, wo ihn die Viper gebissen hatte; und da er das tat, wurde er alsbald geheilt.

44. Eines Tages, als der Herr Jesus wieder mit den Jungen auf dem Dach eines Hauses spielte, fiel einer der Jungen von oben herab und war sofort tot. Und die anderen Jungen flohen in alle Richtungen, und der Herr Jesus blieb allein auf dem Dach zurück. Und die Verwandten des Jungen kamen herauf und sagten zu dem Herrn Jesus: Du warst es, der unseren Sohn kopfüber vom Dach geworfen hat. Und als er es leugnete, schrien sie und sagten: Unser Sohn ist tot, und hier ist der, der ihn getötet hat. Und der Herr Jesus sprach zu ihnen: Ihr sollt kein böses Wort gegen mich sagen; wenn ihr mir aber nicht glaubt, so kommt und lasst uns den Knaben selbst fragen, damit er die Wahrheit ans Licht bringe. Da stieg der Herr Jesus hinab, stellte sich über den toten Körper und sagte mit lauter Stimme: Zeno, Zeno, wer hat dich vom Dach heruntergeworfen? Da antwortete der tote Junge und sprach: Mein Herr, nicht du hast mich hinuntergeworfen, sondern ein solcher hat mich vom Dach gestürzt. Und als der Herr denen, die dabeistanden, befahl, auf seine Worte zu achten, lobten alle, die dabei waren, Gott für dieses Wunder.

45. Einst hatte die Frau Maria dem Herrn Jesus befohlen, zu gehen und ihr Wasser aus dem Brunnen zu holen. Und als er ging, um das Wasser zu holen, wurde der Krug, der schon voll war, gegen etwas gestoßen und zerbrach. Und der Herr Jesus streckte sein Taschentuch aus und sammelte das Wasser und trug es zu seiner Mutter; und sie war darüber erstaunt. Und sie verbarg und bewahrte alles, was sie sah, in ihrem Herzen.

46. Wiederum an einem anderen Tag war der Herr Jesus mit den Knaben an einem Wasserlauf, und sie hatten wieder kleine Fischteiche gemacht. Und der Herr Jesus hatte zwölf Spatzen gemacht und hatte sie um seinen Fischteich herum angeordnet, drei auf jeder Seite. Und es war der Sabbat. Da kam ein Jude, der Sohn des Hanan, herauf und sah sie so beschäftigt und sagte mit Zorn und großer Entrüstung: Macht ihr am Sabbat Figuren aus Ton? Und er lief schnell hin und zerstörte ihre Fischteiche. Als aber der Herr Jesus seine Hände über die Spatzen klatschte, die er gemacht hatte, flogen sie zwitschernd davon.

Da trat auch der Sohn des Hanan an den Fischteich Jesu heran und trat ihn mit seinen Schuhen, und das Wasser darin verschwand. Und der Herr Jesus sagte zu ihm: Wie dieses Wasser verschwunden ist, so soll auch dein Leben verschwinden. Und sogleich trocknete der Junge aus.

47. Ein anderes Mal, als der Herr Jesus mit Josef am Abend nach Hause ging, begegnete er einem Jungen, der mit solcher Wucht gegen ihn stieß, dass er hinfiel. Und der Herr Jesus sagte zu ihm: Wie du mich hinuntergeworfen hast, so wirst du fallen und nicht wieder aufstehen. Und zu derselben Stunde fiel der Knabe hin und verschied.

48. Es war aber auch ein Mann mit Namen Zachäus zu Jerusalem, der lehrte Knaben. Er sagte zu Joseph: Warum, o Joseph, bringst du Jesus nicht zu mir, damit ich ihm die Buchstaben beibringe? Joseph willigte ein und berichtete die Sache der Frau Maria. Sie brachten ihn also zu dem Meister; und sobald er ihn sah, schrieb er ihm das Alphabet auf und sagte ihm, er solle Aleph sagen. Und als Er Aleph gesagt hatte, befahl Ihm der Meister, Beth auszusprechen. Und der Herr Jesus sagte zu ihm: Sage mir zuerst die Bedeutung des Buchstabens Aleph, und dann werde ich Beth aussprechen. Und als der Meister drohte, Ihn auszupeitschen, erklärte ihm der Herr Jesus die Bedeutung der Buchstaben Aleph und Beth; auch, welche Buchstabenfiguren gerade, welche krumm, welche spiralförmig, welche mit Punkten, welche ohne sie, warum ein Buchstabe vor dem anderen kommt; und viele andere Dinge begann Er zu erzählen und zu erklären, die der Meister selbst nie gehört oder in einem Buch gelesen hatte. Der Herr Jesus sagte außerdem zu dem Meister: Höre, und ich werde es dir sagen. Und er begann klar und deutlich Aleph, Beth, Gimel, Daleth bis hin zu Tau zu wiederholen. Und der Meister war erstaunt und sagte: Ich glaube, dass dieser Junge vor Noah geboren wurde. Und er wandte sich an Joseph und sagte: Du hast einen Jungen zu mir gebracht, der gelehrter ist als alle anderen Meister. Auch zur Frau Maria sagte er: Dieser deines Sohnes bedarf keiner Belehrung.

49. Danach brachten sie ihn zu einem anderen und gelehrteren Meister, der, als er ihn sah, sagte: Sprich Aleph. Und als er Aleph gesagt hatte, befahl ihm der Meister, Beth auszusprechen. Und der Herr Jesus antwortete ihm und sprach: Sage mir zuerst die Bedeutung des Buchstabens Aleph, und dann werde ich Beth aussprechen. Und als der Meister daraufhin seine Hand erhob und ihn auspeitschte, vertrocknete seine Hand alsbald, und er starb. Da sagte Joseph zur Frau Maria: Von nun an werden wir ihn nicht mehr aus dem Haus gehen lassen, denn jeder, der sich ihm widersetzt, wird totgeschlagen.

50. Und als er zwölf Jahre alt war, nahmen sie ihn mit nach Jerusalem zum Festmahl. Und als das Fest zu Ende war, kehrten sie zurück; der Herr Jesus aber blieb im Tempel unter den Lehrern und Ältesten und Gelehrten der Söhne Israels, denen er verschiedene Fragen über die Wissenschaften stellte und seinerseits Antworten gab. Denn Er sagte zu ihnen: Wessen Sohn ist der Messias? Sie antworteten ihm: Der Sohn Davids. Warum aber, sagte Er, nennt er ihn im Geist seinen Herrn, wenn er sagt: "Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, damit ich deine Feinde unter deine Füße lege? Wiederum sagte der Oberste der Lehrer zu Ihm: Hast du die Bücher gelesen? Der Herr Jesus sagte: Sowohl die Bücher als auch das, was in den Büchern steht. Und Er erklärte die Bücher und das Gesetz und die Gebote und die Satzungen und die Geheimnisse, die in den Büchern der Propheten enthalten sind - Dinge, zu denen der Verstand keines Geschöpfes Zugang hat. Dieser Lehrer sagte also: Bis jetzt habe ich solche Erkenntnis weder erlangt noch von ihr gehört: Wer, bitteschön, meinst du, wird dieser Junge sein?

51. Und ein Philosoph, der dort anwesend war, ein geschickter Astronom, fragte den Herrn Jesus, ob er Astronomie studiert habe. Und der Herr Jesus antwortete ihm und erklärte ihm die Zahl der Sphären und der Gestirne, ihr Wesen und ihre Wirkungen, ihre Gegensätze, ihre Dreiecks-, Vierecks- und Sextilstellung, ihren Lauf in gerader und ungerader Richtung, die Vierundzwanzigstel und Sechzigstel der Vierundzwanzigstel und anderes, was die Vernunft nicht erfassen kann.

52. Es war auch einer unter jenen Philosophen, der sehr geschickt in der Behandlung der Naturwissenschaften war, und er fragte den Herrn Jesus, ob Er Medizin studiert habe. Und Er antwortete ihm und erklärte ihm Physik und Metaphysik, Hyperphysik und Hypophysik, die Kräfte und Säfte des Körpers und die Wirkungen derselben; auch die Zahl der Glieder und Knochen, der Adern, Arterien und Nerven; auch die Wirkung von Hitze und Trockenheit, von Kälte und Feuchtigkeit, und was diese bewirken; was die Wirkung der Seele auf den Körper sei und ihre Wahrnehmungen und Kräfte; was die Wirkung des Sprachvermögens, des Zorns und der Begierde sei; schließlich ihre Verbindung und Trennung und andere Dinge, die außerhalb der Reichweite eines jeden geschaffenen Verstandes liegen. Da erhob sich der Philosoph, betete den Herrn Jesus an und sprach: O Herr, von nun an will ich dein Jünger und Sklave sein.

53. Während sie miteinander über diese und andere Dinge sprachen, kam die Frau Maria, nachdem sie drei Tage lang mit Josef umhergegangen war, um ihn zu suchen. Als sie ihn nun bei den Lehrern sitzen sah, die ihn fragten, und er ihr antwortete, sagte sie zu ihm: Mein Sohn, warum hast du uns so behandelt? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit großer Mühe gesucht. Er aber sagte: Warum sucht ihr mich? Wisst ihr nicht, dass ich mich im Haus meines Vaters beschäftigen sollte? Aber sie verstanden die Worte nicht, die er zu ihnen sprach. Da fragten die Lehrer Maria, ob er ihr Sohn sei; und als sie ihm das bejahte, sagten sie: Selig bist du, Maria, die du einen solchen Sohn geboren hast. Und er kehrte mit ihnen nach Nazareth zurück und gehorchte ihnen in allen Dingen. Und seine Mutter bewahrte alle diese seine Worte in ihrem Herzen. Und der Herr Jesus nahm zu an Größe und an Weisheit und an Ansehen bei Gott und den Menschen.[8]

54. Und von diesem Tage an fing er an, seine Wunder und Geheimnisse zu verbergen und sich um das Gesetz zu kümmern, bis er sein dreißigstes Jahr vollendet hatte; da verkündigte ihn sein Vater öffentlich am Jordan durch diese Stimme, die vom Himmel herabgesandt wurde: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; der Heilige Geist ist in Gestalt einer weißen Taube erschienen.

55. Dies ist der, den wir mit Flehen anbeten, der uns das Sein und das Leben gegeben und uns aus dem Mutterleib hervorgebracht hat; der um unseretwillen einen menschlichen Leib angenommen und uns erlöst hat, damit er uns in ewigem Erbarmen umarme und uns seine Barmherzigkeit erweise nach seiner Freigebigkeit und Wohltätigkeit und Großzügigkeit und Güte. Ihm sei die Herrlichkeit und die Güte und die Macht und die Herrschaft von nun an bis in Ewigkeit. Amen.

Hier endet das ganze Kindheitsevangelium mit der Hilfe des Allerhöchsten Gottes, so wie wir es im Original gefunden haben.

Einzelnachweise

  1. Alain Roy: De Giotto à Goya. Peintures italiennes et espagnoles du musée des Beaux-Arts de Strasbourg. Musées de la ville de Strasbour, Juni 2017. S. 129. ISBN 978-2-35125-151-5.
  2. Lukas 7,37-38 EU
  3. Levitikus 12,4 EU
  4. Lukas 2,25-38 EU
  5. Matthäus 2,1-12 EU
  6. Matthäus 2,13-14 EU
  7. Johannes 19,34 EU
  8. Lukas 2,46-52 EU