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Charon
Charon (griech. Χάρων) ist in der griechischen Mythologie der düstere greise Fährmann, der die Toten für einen Obolus (Münze) über den Totenfluss Acheron (häufig werden auch die Flüsse Lethe und Styx genannt) setzte, damit sie ins Reich des Totengottes Hades gelangen konnten.
Mythos
Er war der Sohn der Nyx (Nacht) und des Erebos (Finsternis). Seine Geschwister sind Ker, Moros, Hypnos, Aither, Hemera, Thanatos, Momos, Eris, Nemesis.
Charon brachte die Toten über den Fluss Acheron zum Eingang der Unterwelt. Auf die Fähre dieses unbestechlichen Fährmannes durfte nur, wer die Begräbnisriten empfangen hatte und dessen Überfahrt mit einer Geldmünze, dem sogenannten „Charonspfennig“[1] (→ Obolus), bezahlt worden war. Diese Münzen bekamen die Toten unter die Zunge gelegt. Unbestattete Tote, denen Charon den Zugang verwehrte, mussten hundert Jahre am Ufer des Acheron als Schatten umherirren.
Die erste Erwähnung von Charon in der griechischen Literatur scheint ein durch Pausanias erwähntes Gedicht Minyen zu sein. Das Gedicht gibt der Legende von Charon einen ägyptischen Ursprung, was durch Diodor aus Sizilien bestätigt wird.
Darstellungen
Die Griechen dachten sich Charon als einen finsteren und grämlichen Alten, mit einem dunklen Schifferkittel bekleidet, wie er z. B. auf dem Gemälde des Polygnot in Delphi zu sehen war und vielfach auch auf attischen Gräbervasen abgebildet ist.
Charon in anderen Kulturen
Die Etrusker kannten den Gott Charun, eine Art von Würger mit halbtierischem Äußeren und mit einem großen Hammer bewaffnet. Er war Krieger wie auch Wache am Eingang an der Grabpforte und war der Geleiter Verstorbener in die Unterwelt, wie der griechische Hermes.
Nachleben
Charon in der Kunst
In den Liedern der Neugriechen lebt Charon fort als Charos oder Charontas, der mürrische Greis, der wie ein schwarzer Vogel auf sein Opfer niederschießt, oder als fließender Reiter die Scharen der Verstorbenen durch die Lüfte zum Totenreich führt. Weitere Erwähnung findet er in Vergils Aeneis und später von Dante Alighieri, der ihn in seiner „Göttlichen Komödie“ in die Christliche Mythologie überträgt.
In der Novelle Der Tod in Venedig von Thomas Mann tritt Charon in der Gestalt des Gondoliers auf, der den Protagonisten Aschenbach durch die Kanäle Venedigs fährt. In Friedrich Dürrenmatts Werk Der Richter und sein Henker wird das Auto des erschossenen Polizisten Schmied in Anspielung auf die mythologische Bedeutung der „blaue Charon“ genannt. In dem Film Shadow of the Vampire heißt der Zug, mit dem die Protagonisten in das Gebiet des Vampirs fahren, Charon. In dem Buch Kopf hoch, Norbert von Patoso/Drente bringt Charon die Seelen von Enten in die Unterwelt.
Charon als Namensgeber
Nach Charon war der Charonkreis benannt, der sich anfangs des 20. Jahrhunderts um die Dichter Otto zur Linde und Karl Röttger gebildet hatte. Außerdem gibt er einem Mond des Pluto seinen Namen → Charon. Weiterhin sind mehrere Softwareprojekte nach Charon benannt. Unter anderem ein (mittlerweile veraltetes) Astrometrieprogramm[2] und eine modulare Bildverarbeitungssoftware. [3]
Weblinks
- Charon in der Encyclopædia Britannica Online (englisch)
- Charon im Theoi Project (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Frühmittelalteriche Goldmünze
- ↑ CHARON Users Manual. Abgerufen am 20. Dezember 2012.
- ↑ charon-suite. Abgerufen am 20. Dezember 2012.
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Charon aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |