Daus (Spielkarte)

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Vier Däuser.
Eichel-Daus
Württembergisches Blatt: Schellen-Daus
Spielkarte mit Sau und Daus der Schellen (1573)

Der oder das Daus (Mehrzahl: Däuser) ist die Karte mit dem höchsten Kartenwert im deutschen Kartenspiel. Ihren Namen hat sie möglicherweise über das Würfelspiel bekommen, in dem die zwei Augen auf dem Spielwürfel ebenfalls als Daus bezeichnet wurden.

Der Daus entspricht, anders als das Ass, der „Zwei“, weshalb auch zwei Herzen, zwei Schellen usw. auf der Karte zu finden sind. In vielen Gegenden ist sie nicht nur dem Ass gleichgesetzt, sondern wird auch (im Grunde fälschlicherweise) so bezeichnet. Umgangssprachlich wird sie im süddeutschen Raum – möglicherweise wegen der Abbildung eines Wildschweines auf der Schelln-Ass oder Schelln-Daus – auch als „Sau“ bezeichnet.

Ei der Daus! (auch: Was der Daus!) ist ein sprichwörtlicher Ausruf, der Verwunderung, Erstaunen aber auch Zorn ausdrückt. Falsch, obwohl häufiger zu finden, dürfte die Annahme sein, dass es sich um einen Ausruf handelt, der aus der Sprache der Kartenspieler stammt.[1]

Der Daus im Karten- und Würfelspiel

Deutsches Blatt DAUS
Französisches Blatt ASS (franz. «as», engl. “ace”)

Das Wort Daus als Bezeichnung für die zwei Augen auf einem Spielwürfel ist seit dem 12. Jahrhundert in Gebrauch.[2] Es stammt vom spätalthochdeutschen, später mittelhochdeutschen Wort dûs, das aus dem nordfranzösischen Wort daus entlehnt wurde. Dieses entspricht dem französischen deux, das aus lateinisch duos zu duo „zwei“ entstanden ist. Mit der Einführung von Spielkarten in den deutschen Sprachraum gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde das Wort auch auf die Karte mit dem Wert Zwei übertragen. Diese Karte wurde zur höchsten Spielkarte des deutschen Kartenspiels, dem Ass.

Auf der deutschen Spielkarte mit der Zwei, dem Daus, ist häufig ein Schwein oder eine Sau abgebildet. Während nach Friedrich Kluge unklar ist,[3] wie die Karte zum Namen Daus kam, denn aus dem Mittelalter seien keine Spielregeln für das Kartenspiel bekannt, stellt Marianne Rumpf fest: Das Wort Daus ist ein Terminus, der vom Würfelspiel übernommen worden ist.[4] Im Gegensatz zum Würfelspiel, in dem die Zwei ein niedriger Wurf war und wenig zählte, spielte die Daus-Karte eine besondere Rolle als Stichkarte, denn sie konnte sogar den König stechen. So schreibt der frühneuhochdeutsche Autor Johann Fischart: „ich hab vor das Esz [Ass], Saw [Sau] und Dauss der Schellen, Klee, Hertz geworffen ausz; aber hie bhalt ich zu dem Stich die Eycheln-Saw, die regt nun sich“.[5] Für die Karte war auch der Name „Schwein“ in Gebrauch, wie in der Reimchronik über Herzog Ulrich von Württemberg zu lesen ist, die auch belegt, dass der Daus wie das Ass im modernen Skatspiel elf Punkte zählte: „Das der Kenig all Karten stechen soll. Das ist vom obern biss vff das Schwein, Es woll dann aylfe gellten sein“.[6]

Frühe Belege für Abbildungen von einem Schwein auf der Karte finden sich bereits im 15. Jahrhundert, aus dem die Karten Schellen und Eicheln erhalten sind, auf denen ein Schwein abgebildet ist. Spiele mit einem Schwein oder einer Sau auf der Karte mit der Schellen-Zwei sind auch aus dem Jahr 1525 im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich und mit einem aus dem Jahr 1573 von dem Wiener Kartenmaler Hans Forster angefertigten Spiel erhalten. Aus einer Frankfurter Manufaktur stammt ein Spiel des Jahres 1573, auf dem sich das Schwein auf der Herz-Zwei befindet.[4] Die Verbindung von Daus mit Sau belegt Johann Leonhard Frisch in seinem deutsch-lateinischen Wörterbuch aus dem Jahr 1741: „Sau im Charten-Spiel, von der Figur einer Sau, welche auf dem Eichel-Daus gemahlt, davon die anderen Däuser auch Säue heißen.“[7]

Wie das Schwein auf die Spielkarte fand, ist unbekannt. Hellmut Rosenfeld vermutete, dass die „Preissau“ Pate gestanden habe, die auf Schützenfesten eine Rolle spielte und mit einer Art Vegetationsmagie in Zusammenhang mit der letzten Garbe stand.[8] Die Bezeichnung Sau stellt möglicherweise eine Verballhornung des Wortes Daus dar, und die Abbildung eines Schweines auf den Spielkarten bedeutet lediglich eine bildliche Darstellung dieser etymologischen Entwicklung.

Nach Marianne Rumpf stammt der Name aus einem badischen Dialekt, denn dort wird das „S“ wie ein „Sch“ ausgesprochen und das Wort „Dausch“ wird für ein Mutterschwein oder eine Sau verwendet.[9] „[Man] kann … sich mit einiger Phantasie vorstellen, dass die Spieler im Eifer des Spieles beim Ausspielen der Trumpfkarte … ihren Triumph mit dem Aussprechen des Kartennamens laut untermalten.“[4] Die Brüder Grimm belegen in ihrem Wörterbuch,[10] dass das Wort „Tausch“ für die vier Kartenblätter gebraucht wurde, die „man die sew und tausch nennet“. Möglicherweise wurden von dem Wort „Dausch“ Kartenmaler inspiriert und haben die freie Fläche unter dem Farbzeichen mit einer Sau illustriert.[4]

Aus der Sprache der Kartenspieler dürfte auch der seit dem 19. Jahrhundert belegte Ausdruck „Däuser“ (auch „Deuser“) für Geldstücke stammen, denn in einem Spiel, in dem es um Geld geht, sind die Asse bares Geld wert. Ganz ähnlich ist auch das Sprichwort „Däuser bauen Häuser“ zu verstehen, das seit dem Jahr 1850 belegt ist, denn mit einem Stich mit mehreren Assen ist die zum Gewinnen nötige Punktzahl schnell erreicht.[11]

Daus als Ausruf

Ei der Daus! als Ausruf der Verblüffung ist seit dem 15. Jahrhundert belegt. Zunächst bedeutete es „Betrüger“, in der niederdeutschen Sprache auch „Teufel“, seit dem 18. Jahrhundert ist die Bedeutung „Teufelskerl“ bezeugt. Möglicherweise findet sich in einem Teil dieser Bedeutungen ein für die galloromanischen Sprachen bezeugtes Wort für „Dämon“ wieder, das in mittellateinischer Sprache „dusius“ lautete.[3] Der in der Wendung angerufene Daus wäre demnach eine euphemistische Entstellung des Wortes „Teufel“ wie man sie zum Beispiel auch vom Wort „Tausend“ kennt. In Mecklenburg ruft man beispielsweise „Dus un Düwel!“ („Tausend und Teufel“) oder „Potz Dus!“ („Potz Tausend“) aus.[1]

Im 19. Jahrhundert waren umgangssprachlich noch die Wendungen „Wie ein Daus“, „Wie ein Däuschen“ oder „geputzt wie ein Däuschen“ zur Bezeichnung für einen niedlichen oder vortrefflichen Menschen gebräuchlich.[12][13]

Siehe auch

Literatur

  • Marianne Rumpf: Zur Entwicklung der Spielkartenfarben in der Schweiz, in Deutschland und in Frankreich. In: „Schweizerisches Archiv für Volkskunde“ 72, 1976, S. 1–32 (zum Daus Seite 11–14)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 5 Bände, Freiburg i. Br. 1991; Lemma Daus in Band 1, Seite 309
  2. Belege für die Verwendung in mittelhochdeutscher Sprache im Wörterbuch der Grimms
  3. 3,0 3,1 Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearb. von Elmar Seebold, 23. Auflage Berlin, New York 1995; Lemmata „Daus1“ und „Daus2“, Seite 164
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Marianne Rumpf: Zur Entwicklung der Spielkartenfarben in der Schweiz, in Deutschland und in Frankreich. In: „Schweizerisches Archiv für Volkskunde“ 72, 1976, S. 1–32, doi:10.5169/seals-117151.
  5. Johann Fischart: Die wunderlichst vnerhörtest Legend vnd Beschreibung des … Hütleins …, 1591, in: Das Kloster, hrsg. von J. Scheible, Band 10, 2: Fischarts kleinere Schriften, Stuttgart und Leipzig 1848, Seite 920; hier zitiert nach Marianne Rumpf, Seite 14
  6. Reimchronik über Herzog Ulrich von Württemberg und seiner nächsten Nachfolger, hrsg. von Eduard Frh. von Seckendorf, Stuttgart 1863, Seite 72; hier zitiert nach Marianne Rumpf, Seite 13
  7. Johann Leonhard Frisch: Teutsch-lateinisches Wörterbuch, Berlin 1741, Band 2, Seite 151; hier zitiert nach Marianne Rumpf, Seite 12
  8. Hellmut Rosenfeld: Münchner Spielkarten um 1500, Bielefeld 1958, Seite 11; paraphrasiert nach Marianne Rumpf, Seite 13
  9. Daus: Dausch im Wörterbuch der Brüder Grimm.
  10. Tausch im Wörterbuch der Brüder Grimm
  11. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. 1. Auflage, 6. Nachdruck, Stuttgart, München, Düsseldorf, Leipzig 1997, Stichwort „Daus“, S. 160
  12. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Leipzig 1793–1801; Lemma „Das Daus“, Band 1, S. 1422
  13.  Theodor Fontane: Effi Briest. S. 11.


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