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Martin-Ingbert Heigl: Raphaels Vermächtnis und Rudolf Steiners letzte Ansprache: Die Transfiguration als Offenbarung der Michael-Schule
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Erfahrung

Aus AnthroWiki

Als Erfahrung (mhd. ervarunge; lat. experientia; eng. experience) bezeichnet Rudolf Steiner in seiner Philosophie der Freiheit die Summe desjenigen, worüber sich ein bestimmter Mensch Vorstellungen bilden kann. Die Gesamtheit aller Erfahrungen, die ein Mensch jemals in seinem Leben gemacht hat, bilden seine Lebenserfahrung. Die gesammelten Erfahrungswerte können als Grundlage für künftige Entscheidungen dienen.

„Die Summe desjenigen, worüber ich Vorstellungen bilden kann, darf ich meine Erfahrung nennen. Derjenige Mensch wird die reichere Erfahrung haben, der eine größere Zahl individualisierter Begriffe hat. Ein Mensch, dem jedes Intuitionsvermögen fehlt, ist nicht geeignet, sich Erfahrung zu erwerben. Er verliert die Gegenstände wieder aus seinem Gesichtskreise, weil ihm die Begriffe fehlen, die er zu ihnen in Beziehung setzen soll. Ein Mensch mit gut entwickeltem Denkvermögen, aber mit einem infolge grober Sinneswerkzeuge schlecht funktionierenden Wahrnehmen, wird ebenso wenig Erfahrung sammeln können. Er kann sich zwar auf irgendeine Weise Begriffe erwerben; aber seinen Intuitionen fehlt der lebendige Bezug auf bestimmte Dinge. Der gedankenlose Reisende und der in abstrakten Begriffssystemen lebende Gelehrte sind gleich unfähig, sich eine reiche Erfahrung zu erwerben.“ (Lit.: GA 4, S. 108)

Kant nennt drei Erkenntnisquellen, auf denen die Möglichkeit einer Erfahrung überhaupt beruht, nähmlich Sinn, Einbildungskraft und Apperzeption:

„Es sind drei subjective Erkenntnißquellen, worauf die Möglichkeit einer Erfahrung überhaupt und Erkenntniß der Gegenstände derselben beruht: Sinn, Einbildungskraft und Apperception; jede derselben kann als empirisch, nämlich in der Anwendung auf gegebene Erscheinungen, betrachtet werden, alle aber sind auch Elemente oder Grundlagen a priori, welche selbst diesen empirischen Gebrauch möglich machen. Der Sinn stellt die Erscheinungen empirisch in der Wahrnehmung vor, die Einbildungskraft in der Association (und Reproduction), die Apperception in dem empirischen Bewußtsein der Identität dieser reproductiven Vorstellungen mit den Erscheinungen, dadurch sie gegeben waren, mithin in der Recognition.“ (Lit.: Kant KrV A 115)

Erfahrung kann nur durch die Tätigkeit des Ich gewonnen werden. Die damit untrennbar verbundene unmittelbare, nicht durch äußere Objekte vermittelte, rein geistig erlebte Ich-Erfahrung bildet die notwendige Grundlage aller anderen sinnlichen oder übersinnlichen Erfahrungen. Darauf hat schon Schelling nachdrücklich hingewiesen:

„Von Erfahrungen, von unmittelbaren Erfahrungen muss alles unser Wissen ausgehen; dies ist eine Wahrheit, die schon viele Philosophen gesagt haben, denen zur vollen Wahrheit nichts, als die Aufklärung über die Art jener Anschauung fehlte. Von Erfahrung allerdings, aber, da jede auf Objekte gehende Erfahrung vermittelt ist durch eine andre, - von einer unmittelbaren im engsten Sinne des Worts, d. h. selbst hervorgebrachten und von jeder objektiven Kausalität unabhängigen Erfahrung - muss unser Wissen ausgehen. Dieses Prinzip - Anschauung und Erfahrung - allein kann dem toten unbeseelten Systeme Leben einhauchen; selbst die abgezogensten Begriffe, mit denen unsre Erkenntnis spielt, hängen an einer Erfahrung, die auf Leben und Dasein geht.“ (Lit.: Schelling, S. 166)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.