Explikation

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Als Explikation (von lat. explicatio „Auseinandersetzung, Entwirrung, Erläuterung, Entfaltung, Ausdrücklichmachung“) oder Begriffsexplikation hat Rudolf Carnap in seiner Schrift „Induktive Logik und Wahrscheinlichkeit“ die streng logische Erklärung bzw. Präzisierung eines vorerst noch unscharfen Begriffs - dem Explikandum - genannt, der dadurch in das Explikat übergeführt wird, das durch explizite Regeln für seine Anwendung definiert ist.

„Die Aufgabe der Begriffsexplikation besteht darin, einen gegebenen, mehr oder weniger unexakten Begriff durch einen exakten zu ersetzen. Der gegebene Begriff (sowie der dafür verwendete Ausdruck) soll Explikandum heißen, den exakten Begriff (sowie den dafür vorgeschlagenen Ausdruck) hingegen, der den ersten ersetzen soll, nennen wir Explikat. Das Explikandum kann der Sprache des Alltags oder einem frühen Stadium der Wissenschaftssprache entnommen sein. Das Explikat muß durch explizite Regeln für seine Anwendung gegeben werden. Dies kann z. B. durch eine Definition geschehen, welche diesen Begriff in ein bereits vorhandenes System von logisch-mathematischen oder empirischen Begriffen einordnet.“

Rudolf Carnap: Induktive Logik und Wahrscheinlichkeit, S. 12

Die zur Erklärung verwendeten Begriffe müssen dabei so einfach wie möglich sein. Einfachheit bedeutet dabei, dass einerseits die Definition des Begriffs einfach ist und anderseits die Gesetze, die diesen Begriff mit anderen Begriffen verknüpfen, einfach sind.

Carnap formuliert zu diesem Zweck vier Regeln für die Explikation:

„1. Das Explikat muß dem Explikandum so weit ähnlich sein, daß in den meisten Fällen, in denen bisher das Explikandum benutzt wurde, statt dessen das Explikat verwendet werden kann. Eine vollständige Ähnlichkeit wird jedoch nicht gefordert; es werden sogar beträchtliche Unterschiede zugelassen.

2. Die Regeln für den Gebrauch des Explikates müssen in exakter Weise gegeben werden, so daß das Explikat in ein wohlfundiertes System wissenschaftlicher Begriffe eingebaut wird.

3. Das Explikat soll fruchtbar sein, d. h. die Formulierung möglichst vieler genereller Aussagen gestatten. Diese generellen Aussagen sind entweder empirische Gesetze, sofern es sich nämlich um einen nichtlogischen Begriff handelt, oder logische bzw. mathematische Lehrsätze im Falle logisch-mathematischer Begriffe.

4. Das Explikat soll so einfach als möglich sein, d. h. so einfach, als dies die wichtigeren Forderungen 1 bis 3 gestatten. Die Einfachheit ist hier in den beiden oben angegebenen Bedeutungen zu verstehen.“

Rudolf Carnap: Induktive Logik und Wahrscheinlichkeit, S. 15

Dabei sollten möglichst quantitative oder zumindest komparative (vergleichende) Begriff bevorzugt werden, das sie exaktere Aussagen ermöglichen.

Literatur

  • Rudolf Carnap: Induktive Logik und Wahrscheinlichkeit, bearbeitet von Wolfgang Stegmüller, Springer, Wien, 1959 pdf