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Martin-Ingbert Heigl: Raphaels Vermächtnis und Rudolf Steiners letzte Ansprache: Die Transfiguration als Offenbarung der Michael-Schule
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Neuausgabe zum 100. Jahrestag
Martin-Ingbert Heigl
RAPHAELS VERMÄCHTNIS
und
Rudolf Steiners letzte Ansprache
Die Transfiguration als Offenbarung der Michael-Schule
Näheres unter www.widar.de
Martin-Ingbert.Heigl@gmx.de
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Gezeiten

Aus AnthroWiki
(Weitergeleitet von Gezeitenkraft)
Die Gezeiten erzeugen in den Weltmeeren umlaufende Wellen mit mehreren Knotenpunkten verschwindender Amplitude. Diese Knotenpunkte sind auf der Karte büschelförmig von weißen Linien gleicher Phase umgeben, wobei sich die Wellen senkrecht zu diesen Linien bewegen. Durch die Corioliskraft entstehen dabei zirkuläre Bewegungen um die Knotenpunkte (Amphidromie, von griech. ἀμφίδρομος amphidromos „umlaufend“).

Die Gezeiten oder Tiden (niederdt. Tid, Tied; Plural Tiden, Tieden „Zeiten“), die sich als Ebbe und Flut in den periodischen Hebungen und Senkungen des Meeres zeigen, werden als eine unmittelbare Folge der von Sonne und Mond bewirkten Gezeitenkräfte[1] gedeutet, die durch die Erdrotation im Tagesrhythmus auf die Erde verformend einwirken, wobei die Tageslänge aus Sicht des Mondes, der sich um die Erde bewegt, nicht 24, sondern knapp 25 Stunden dauert.

Bei Vollmond und Neumond, wenn Sonne, Erde und Mond auf einer Linie liegen, ensteht eine besonders große Tide, Springtide genannt, bei Halbmond hingegen eine besonders schwache Tide, die Nipptide. Da sich der Mond auf einer annähernd elliptischen Bahn bewegt, in deren einem Brennpunkt die Erde steht, hängt die Stärke auch von der Entfernung des Mondes von der Erde ab: je näher der Mond der Erde kommt, desto stärker fallen die Tiden aus. Aufgrund der Neigung der Erdachse zur Mondbahn kommt es zusätzlich zu etwa vierteljährlichen Schwankungen der Gezeiten.

Ebbe und Flut aus geisteswissenschaftlicher Sicht

Rudolf Steiner zeichnet ein differenzierteres Bild für die Entstehung von Ebbe und Flut, die zwar mit dem Mond zusammenhängen, aber nicht so unmittelbar und äußerlich, wie man sich das heute gemeinhin vorstellt. Vielmehr haben Mondumlauf und Gezeiten eine gemeinsame tiefere Ursache.

„Das gilt ja heute als unbestreitbares Besitztum der Mond Wirkungen. Man sagt: Das ist ganz klar, daß die Flut zusammenhängt mit der Anziehungskraft des Mondes. In der Meridianstellung des Mondes sucht man die Anziehungskraft der Flut, und in dem Heraustreten des Mondes aus dem Meridian sucht man das Abfluten der Flut zur Ebbe. Nun braucht man ja nur darauf hinzuweisen, daß Ebbe und Flut an zahlreichen Orten, wo sie auftreten, zweimal auftreten, und daß der Mond doch nur einmal im Meridian steht. Aber man kann noch auf andere Tatsachen hinweisen. Zahlreiche Reisebeschreibungen werden Ihnen zeigen, daß an den verschiedensten Orten der Erde keineswegs überall mit der Meridianstellung des Mondes die Flut zusammenfällt, daß sie sogar an manchen Orten zwei bis zweieinhalb Stunden später kommt. Allerdings hat man in diesem Falle immer wissenschaftliche Ausflüchte; da sagt man denn: Dann hat sich die Flut eben verspätet! - Es gibt gewisse Brunnen, die auch Ebbe und Flut zeigen, bei denen diese Erscheinung gar nicht wegzuleugnen ist; da kommt es sogar vor, daß dann, wenn im Meere Flut ist, im Brunnen Ebbe auftritt, und bei Ebbe im Meer Flut. Da sagt man dann auch: das ist verspätete Ebbe oder verspätete Flut; dann hat sie sich eben so stark verspätet, daß sie zur andern Phase eintritt. Freilich, wenn man in dieser Weise erklären will, kann man so ziemlich alles erklären. Aber mit Recht ist auch gefragt worden, woher der Mond die Kraft nimmt, um eine solche Anziehung auf das Meer auszuüben. Denn da der Mond viel kleiner ist als die Erde, so hat er auch nur ungefähr ein Siebzigstel der Anziehungskraft der Erde; und um solche Massen in Bewegung zu setzen, wie die Meeresmassen, dazu gehören Millionen von Pferdekräften. Julius Robert Mayer hat sehr interessante Berechnungen darüber aufgestellt, woher der Mond diese Kraft nimmt. Und an diese Frage schließen sich zahlreiche andere an. Daher kann man sagen: Was heute wissenschaftlich als unanfechtbar gilt, das gerade ist etwas, trotzdem überall nichts dagegen eingewendet wird, was am alleranfechtbarsten ist. Aber dabei bleibt eines sehr bedeutsam. Wenn man durchaus nachweisen kann, daß Mondenstellung und Mondeinfluß und Verlauf von Ebbe und Flut so sind, daß man von einer unmittelbaren Einwirkung des einen auf das andere schwer sprechen kann, wenn man alle Erscheinungen in Rechnung zieht, so bleibt doch das eine immer noch bestehen: der Verlauf von Ebbe und Flut ist so, daß sich eine bestimmte Flut jeden Tag - in bezug auf den höchsten Stand des Mondes - um etwa fünfzig Minuten verspätet. So daß das Phänomen von Ebbe und Flut in seiner regelmäßigen Aufeinanderfolge schon dem Umlauf des Mondes entspricht. Das ist das Bedeutsamste dabei.“ (Lit.: GA 58, S. 303ff)

„Ebbe und Flut in ihrer Zeit entsprechen dem Umlauf des Mondes; aber wir können nicht von einem unmittelbaren äußeren Einfluß des Mondes sprechen, weil der Mond tatsächlich nicht Ebbe und Flut bewirkt; sondern weil Ebbe und Flut und der Mondenumlauf von tieferen geistigen Kräften in der lebendigen Erde bewirkt werden. Mondenumlauf und Ebbe und Flut entsprechen einander; aber sie stehen ebensowenig in einem unmittelbaren Abhängigkeitsverhältnis, wie der heutige Mond in einem unmittelbaren Abhängigkeitsverhältnis steht zu dem, was ich Ihnen als Rhythmus bei dem produktiven und hellsichtigen Menschen angeführt habe.

So sehen wir, wie gerade aus den geisteswissenschaftlichen Voraussetzungen heraus die äußeren Tatsachen wunderbar sich uns aufklären: Ebbe und Flut entsprechen einem inneren Vorgang in unserer Erde, der nicht nur Ebbe und Flut, sondern auch den Mondenumlauf bewirkt. Sie entsprechen einander, wie der Gang der Uhr dem Verlauf der äußeren Sonnenzeit entspricht, obwohl keiner behaupten könnte, daß die Sonne die Zeiger der Uhr umdreht. Das sind Entsprechungen, die auf eine gemeinsame Ursache zurückgehen, die aber nicht einander bewirken.“ (S. 325)

Mond und Mondsphäre

Zeichnung aus GA 323, S. 254 (Fig. 1)
Zeichnung aus GA 323, S. 254 (Fig. 1)

„Derjenige, der noch im wahrnehmenden Sinne das ptolemäische Weltensystem vor sich hatte, der sagte nicht: Der Mond steht da oben. Das sagte er eben nicht, das interpretiert man nur jetzt hinein ins Weltensystem. Er sagte eben nicht: Der Mond ist da oben, denn da hätte er die Erscheinung bloß auf das Auge bezogen. Das tat er nicht, er bezog die Erscheinung auf den ganzen Menschen und meinte das so: Hier stehe ich auf der Erde, und ebenso wahr wie ich auf der Erde stehe, stehe ich auch im Mond drinnen, denn der Mond, das ist das da (Fig. 1, S. 254 schraffierte Fläche). Das ist die Erde und das Ganze ist der Mond, der ja viel größer ist als die Erde. Der ist nämlich im Radius so groß, wie dasjenige ist, was wir jetzt nennen die Entfernung des Mondes, ich kann nicht sagen des Mondmittelpunktes, von dem Erdenmittelpunkt. So groß ist der Mond im Sinne des ptolemäischen Weltensystems, wie es ursprünglich ausgebildet worden ist.“ (Lit.: GA 323, S. 253)

„Sie sehen, wir müssen uns also die ganze Konfiguration der differenzierten Weltenraumerfüllung anders denken, als wir das gewohnt sind. Wir richten uns heute nach den Gravitationsvorstellungen, zum Beispiel sagen wir, daß Ebbe und Flut zusammenhängen mit gewissen vom Mond ausgehenden Gravitationskräften. Wir reden davon, wie da eine Gravitation vom Weltenkörper ausgeht und das Wasser hebt. Im Sinne jener anderen Vorstellungsweise müssen wir sagen, der Mond durchdringt auch die Erde, und indem er die wässerige Erdensphäre durchdringt, spielt sich etwas ab, was hier an dieser Stelle als Wassererhebung sich abspielt; an einer andern Stelle gibt sich die Mondensphäre als Lichterscheinung kund. Wir brauchen nicht zu denken, daß da eine besondere Anziehungskraft vorhanden ist, sondern wir denken, daß gewissermaßen diese die Erde durchdringende Mondensphäre mit der Erde zusammen eine Organsiation bildet, und wir sehen in den zwei Vorgängen bloß zwei Seiten eines Vorganges.“ (S. 256)

Zusammenhang der Gezeiten mit dem Silbergehalt der Meere

Einen wesentlichen Zusammenhang sieht Rudolf Steiner zwischen dem Silbergehalt der Meere und den Gezeiten, wobei Silber als Planetenmetall dem Mond zugeordnet ist.

„Das Weltenmeer enthält zwei Millionen Tonnen Silber, fein verteilt, in äußerster homöopathischer Verteilung, könnte man sagen. Es ist wirklich das Silber ausgebreitet über die Erde hin. Heute muß man das dadurch konstatieren, wenn man es mit normalem Wissen konstatiert, daß man eben Meerwasser ausschöpft und mit allen möglichen minuziösen Untersuchungen methodisch prüft; aber dann findet man eben mit den Mitteln der heutigen Wissenschaft, daß zwei Millionen Tonnen Silber enthalten sind im Weltenmeere. Diese zwei Millionen Tonnen Silber, die sind darinnen enthalten nicht etwa so, daß sie sich irgendwie aufgelöst haben oder ähnliches, sondern die gehören dem Weltenmeere an; die gehören zu seiner Natur und Wesenheit. Und das wußte die alte Weisheit; das wußte sie durch die noch vorhandenen feinen, sensitiven Kräfte, die vom alten Hellsehen herrührten. Und sie wußte, daß, wenn man sich die Erde denkt, man sich diese Erde nicht bloß zu denken hat so, wie die heutige Geologie sie sich denkt, sondern daß eben in dieser Erde in feinster Weise Silber aufgelöst ist.

Ich könnte jetzt weitergehen, könnte zeigen, wie auch Gold aufgelöst ist, wie alle diese Metalle in feiner Auflösung, außer dem, daß sie materiell da oder dort abgelagert sind, wirklich enthalten sind in der Erde. Die alte Weisheit hatte also nicht unrecht, als sie von Silber sprach. Das ist in der Erdensphäre enthalten. Als Kraft aber kannte man es, als gewisse Arten von Kraft. Andere Kräfte enthält die Silbersphäre, andere Kräfte die Goldsphäre und so weiter. Man wußte viel mehr noch von dem, was da als Silber ausgebreitet ist in der Erdensphäre; man wußte, daß in diesem Silber die Kraft liegt, welche bewirkt Ebbe und Flut, weil eine gewisse belebende Kraft dieses ganzen Erdenkörpers in diesem Silber liegt, beziehungsweise identisch ist mit diesem Silber. Ebbe und Flut würden sonst gar nicht entstehen; diese eigentümliche Bewegung des Meeres, die wird ursprünglich angefacht von dem Silbergehalt. Das hat nichts mit dem Mond zu tun, aber der Mond hat mit derselben Kraft zu tun. Daher treten Ebbe und Flut in gewisser Beziehung mit den Mondbewegungen auf, weil beide, Mondbewegungen und Ebbe und Flut, von demselben Kräftesystem abhängig sind. Und diese Kräfte liegen in dem Silbergehalt des Weltenalls.“ (Lit.: GA 171, S. 163)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Metamorphosen des Seelenlebens – Pfade der Seelenerlebnisse. Erster Teil, GA 58 (1984), ISBN 3-7274-0585-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. Goethe und die Krisis des neunzehnten Jahrhunderts, GA 171 (1984), ISBN 3-7274-1710-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie, GA 323 (1997), ISBN 3-7274-3230-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Anmerkungen

  1. Durch das als Zentralfeld inhomogene Gravitationsfeld entstehen Gezeitenbeschleunigungen die den Erdkörper und insbesondere die irdischen Wassermassen verformen. Die Gezeitenkräfte sind jene inneren Kräfte der Erd- und Wassermassen, die dieser Verformung durch die Gravitationskräfte entgegenwirken.