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Politisierung des Gedankenlebens

Aus AnthroWiki

Die Politisierung des Gedankenlebens bzw. die Politisierung der Begriffswelt ist neben dem „widersinnigen Nationalitätenprinzip“, wie schon Rudolf Steiner betonte, ein Grundproblem des gegenwärtigen Bewusstseinsseelenzeitalters, das der Entfaltung des freien Geisteslebens entgegensteht.

„Und das andere, das in unserer Zeit wirkt gegen die fortschreitenden Prinzipien außer dem widersinnigen Nationalitätenprinzip, das ist die Politisierung des Gedankenlebens. Wichtig ist es, daß man diese zwei Dinge versteht, daß man auch versteht die Politisierung des Gedankenlebens. Ich habe in einem andern Zusammenhange schon auf den Sinn der «Policy» aufmerksam darauf gemacht, wo fortwährend von Policy gesprochen wird, von dem In-Szene-Setzen von gewissen Gedanken, um dieses oder jenes zu erreichen. Aber wie ist dieses überhaupt verbreitet in der Welt! Aus dieser Politisierung des Gedankenlebens geht in unserem fünften nachatlantischen Zeitraum geradezu das Schlimmste hervor. Eine Zeit, die noch glauben konnte in einer gewissen Weise, wenn sie Gedanken bildete, inspiriert zu sein, konnte auf ihren Konzilien meinetwillen dieses oder jenes Dogma, das dann verwendet wurde, um das oder jenes in der Welt zu erreichen, beschließen. Unsere Zeit, die aber wahrhaftig in ihrem materialistischen Gefüge inspirationslos ist, wird, wenn sie den Gedanken nicht so knüpft, daß er in Verantwortung gegenüber der unpersönlichen Wahrheit geknüpft ist, den Gedanken nur aus der persönlich-willkürlichen oder aus der vereinsmäßig-willkürlichen oder sonst irgendwie gemeinsamkeits-willkürlichen Aspiration heraus fassen. Und da wird der Gedanke nicht in die Welt gestellt, weil man seine Richtigkeit einsieht, sondern weil man mit ihm politisieren will. Diese Politisierung des Gedankenlebens geht immer weiter und weiter. Und man erzieht sich nicht so, daß man zu dem richtigen, zu dem wahren Gedanken kommt, sondern man erzieht sich so, daß man zu einem Gedanken kommt, mit dem man politisieren kann, zum Beispiel mit dem Gedanken des Nichtvivisezierens der Tiere. Aber man faßt den Gedanken nicht in seinem Wahrheitsgehalt, sondern durch seine politische Agitationskraft. Man agitiert mit dem Gedanken, man politisiert mit dem Gedanken in Abstinenzvereinen, in Anti-Vivisektionsvereinen. Man faßt einen Gedanken nicht in seiner Realität - Abstinenz, Vivisektion oder dergleichen-, sondern man politisiert ihm gegenüber. Überall wird mit den Gedanken politisiert. Sie werden in politische Getriebe hineinversenkt. Falsches Nationalitätenprinzip, falsches Politisieren mit den Gedanken, wie es namentlich in unserer Vereinsmeierei der Gegenwart lebt, das ist es, was entgegen den gegenwärtig fortschreitenden richtigen Evolutionen der Menschheit ist. Vereine werden gegründet, nicht um die Wahrheit zu vertreten, sondern um dies oder jenes zu erreichen. Dadurch kann auch der richtige Gedanke fanatisiert, einseitig gemacht werden, während der fünfte nachatlantische Zeitraum in seinem Grundcharakter das hat, durch die Wahrheit wirken zu sollen.“ (Lit.: GA 272, S. 318f)

„Wenn ich versucht habe, gerade heute im Zusammenhang mit dem Goetheschen «Faust» einiges über die Impulse des fünften nachatlantischen Zeitraumes anzuführen, wie sie geistgemäß sind, so möchte ich vor allen Dingen, daß ein Verständnis kommen möchte dafür, wie sich überall in der Welt die Sünden zeigen gegen diese Impulse des fünften nachatlantischen Zeitraumes, wie überall in der Welt Unverständnis auftritt gerade gegenüber dem, was verstanden werden soll. - Oh, ich möchte die Worte haben, mit denen ich gerne reden wollte von diesen Dingen! Aber vielleicht werden in Zeiten, die da kommen werden, andere Menschen bessere Worte finden, um die Dinge zu besprechen, die heute so wenig verstanden werden, weil doch so viele ihre Persönlichkeit gerne untertauchen lassen möchten in irgendeine bequeme Anlehnung an dieses oder jenes, suchen möchten, da oder dort durch diese oder jene Bewegung dieses oder jenes zu werden, und dann nicht mehr herauskommen aus dem falschen Gemeinsamkeits- oder falschen Nationalitätenprinzip, nicht mehr herauskommen aus der Politisierung der Gedanken. Und doch - verfallen dem Luzifer und Ahriman wird alles, was auf dieser falschen Fährte geht. Fortgedeihen wird nur dasjenige, was da wissen wird, daß auf dieser Fährte nichts zu erreichen ist!“ (Lit.: GA 272, S. 320)

„Und mit dem, was ich das letzte Mal als Politisierung der Begriffswelt bezeichnet habe, hängt das, was ins Blut der europäischen Völker übergegangen ist mit dem Civisbegriffe, innig zusammen. Und es hat Juristen gegeben in der neueren Zeit, welche die Zusammengehörigkeit der neueren Menschheit mit dem Römertum einfach auf den Civisbegriff gründeten, durch den, wenn er lebendig empfunden wird, sich der Mensch hineinstellt auf politisch-juristische Weise in seine Gemeinschaft. Wenn er es sich auch nicht gesteht, mit diesem Begriffe stellt er sich auf politisch-juristische Weise in die Menschheit hinein. Von «Zoon politikon» sprach noch Aristoteles; er setzte das Politische noch mit dem Zoon, mit dem Tiere zusammen. Ja, das war überhaupt noch ein ganz anderes, imaginatives Denken, das war noch nicht ein politisches Denken; das war noch nicht ein Politisieren der Begriffe.“ (Lit.: GA 171, S. 26)

„Sie brauchen nur zu studieren eine solche Begleiterscheinung der Renaissance, wie es Machiavelli ist, dann werden Sie ein menschliches persönliches Symbolum finden für diese ganze Art, die da beginnt, die Politisierung des Gedankenlebens. Machiavelli ist geradezu ein Ausdruck, eine Offenbarung dieser Politisierung des Gedankenlebens, ein großer, gewaltiger Geist, aber ein Geist, der unter dem Ansturm der Mächte, von denen ich gesprochen habe, ganz die Gesinnungen erneuert, die aus dem heidnischen antiken Römertum kommen. Wenn wir wirklich die Geschichte studieren, wie Machiavelli nicht eine einzelne Persönlichkeit, ein einzelner Mensch ist, sondern nur der besonders signifikante Ausdruck für viele so Denkende, dann sehen wir die Dinge recht. Da sehen wir das, was schnell vorwärtsstürmen, was mit den hinterlassenen atavistischen Kräften, also luziferischen Kräften, schnell vorwärtsstürmen will. Wäre es nach Machiavellis Sinn gegangen, so wäre schon ganz Europa verpolitisiert. Solchen Kräften, die wie im Sturm wirken, wirken dann die normal wirkenden entgegen. Einer solchen rein politischen und alles menschliche Denken zum Politischen machenden Figur, wie es der Machiavelli ist, können wir eine Persönlichkeit, die fast Zeitgenosse war, gegenüberstellen: den Thomas a Kempis, der ganz in der langsamen, allmählichen Entwickelung drinnensteht und der ein ganz und gar nicht politischer Geist ist, der langsam und allmählich wirkt.“ (Lit.: GA 171, S. 42f)

„Es handelt sich in der Entwicklung des sozialen Denkens und Wollens nicht um eine wirtschaftliche, sondern um eine Frage des Einflusses der menschlichen Persönlichkeit - Es tritt auf auch auf dem Gebiete des Seelenlebens selbst der Glaube an die Verankerung des Einzelmenschen in der menschlichen Gesellschaft -: beim Proletariat wird diese Verankerung auf die unpersönlichen Faktoren des Wirtschaftslebens geschoben — man will nicht auf andere Menschen gestützt sein = Hervorgebracht ist das rein ökonomische Denken innerhalb der bürgerl. intellektuellen Kreise; die proletarischen haben dies übernommen -: sie wollen aber das Wirtschaftsleben weiter politisieren, statt es von der bereits eingetretenen Politisierung zu befreien.“ (Lit.: GA 328, S. 188)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.